Das Leben im syrischen Überwachungsstaat Teil 4: Die Sicherheit des Besuchers

Syrien 2009

Und was merkt man als Ausländer in Syrien vom Überwachungsstaat?
Syrien gilt gerade wegen der gut organisierten Geheimpolizei als sicheres Land. Wobei ich mich doch manchmal belästigt fühlte, wenn ich den Herren vom Dienst an weniger touristischen Orten erklären und rechtfertigen musst, was ich dort wolle.
Vor allem je näher man Richtung Osten, Richtung irakischer Grenze, reist, desto nervöser werden die Behörden. Als Ausländer muss man sich bei der Ankunft am Busbahnhof umgehend bei der dortigen Polizei an- und bei der Abreise wieder abmelden. Es kann auch passieren, auf offener Straße nach dem Ausweis gefragt zu werden. Zu viel Kontakt mit Einheimischen wird mit Argwohn betrachtet, was ein Bekannter von mir zu spüren bekam, als er zum örtlichen Polizeichef zitiert wurde, nachdem er mich in sein Haus eingeladen hatte. Natürlich steht hierbei die Sorge um die Sicherheit des Besuchers im Vordergrund! Mit Vorliebe wird dann auf eine Kanadierin hingewiesen, die vor einiger Zeit in Syrien verschollen ging und bis heute nicht mehr auftauchte.

Auch in den größeren Städten wird man als Ausländer überwacht. Die Hotels müssen Meldung machen, wer gerade dort wohnt und wer an Ausländer Zimmer vermietet, muss deren Identität mit Passkopien bei diversen Stellen melden.

Der Gedanke, auf Schritt und Tritt überwacht zu werden ist äußerst unangenehm und schnell nimmt man ein bisschen die syrische leicht paranoide Verhaltensweise an. Nur nicht zu viel darüber nachdenken und bloß nicht auffallen.
Als Ausländer kann man aber wieder ausreisen, die Syrer müssen mit und in ihrem System leben.
Sie nehmens aber mit Humor und sind stolz darauf, ein ausgesprochen gastfreundliches, offenherziges und kommunikatives Volk zu sein.