Ein sozialer Forscher

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 22. Februar – Zu Gast im Studio ist diesmal der Salzburger Sozialpsychologe und Forscher Heinz Schoibl, der uns anhand einiger von ihm durchgeführter Projekte seinen ganz speziellen Zugang zum Gegenstand des Zwischenmenschlichen vorstellt. Kann man etwas so Bewegliches wie Beziehungen zwischen Menschen überhaupt erforschen, dingfest machen, darstellen? Und wenn ja, wie sollte man das lieber nicht tun? Wir würden uns etwa dagegen verwehren, dass man unseren Umgang miteinander irgendwie wissenschaftlich zu quantifizieren versucht. Doch der Heinz scheint da einen etwas anderen Ansatz zu verfolgen, mit dem er Objektivität und Parteinahme im Gleichgewicht behält. Oder so ähnlich. Auf jeden Fall wollen wir uns das doch einmal näher anschauen…

Heinz SchoiblUnd damit wir dabei auch mitreden können, haben wir zwei uns naheliegende Themenfelder zur genaueren Betrachtung ausgewählt. Einerseits die früheren Studien zu Jugendbeteiligung/Jugenddiskurs in Vorarlberg (Dornbirn und Hard). Und andererseits die 2013 durchgeführte Erhebung zur Situation der neuen Notreisenden in der Stadt Salzburg. (Die Texte stehen auf der Homepage von Helix OG Forschung und Beratung zur Verfügung). Bei all diesen Arbeiten fiel uns schon im Vorgespräch eine starke Schwerpunktsetzung auf die Stimmen der Betroffenen ins Auge – was uns auch als roter Faden durch diese Sendung dienen möge, ganz im Sinne von „Giving Voice to the Voiceless“ oder „to the Forgotten, the Neglected, the Outcast“, um es noch näher an die aktuelle Grundtvig-Lernpartnerschaft der Radiofabrik anzulehnen. Aus der Position derer heraus zu argumentieren, um die es bei einer Forschungsarbeit eigentlich geht, das stellt schon eine bemerkenswerte wissenschaftliche und erst recht politische Haltung dar. Zumal in einem Umfeld, in dem entweder lieb und brav sein wollend an den Betroffenen vorbei gekatzbuckelt oder erfolgsbesoffen karrieregeil über deren Bedürfnisse hinweg wissensgegschaftelt wird. O tempora, o mores – wir kennen diesen Zores. Doch um all dem einen mutmachenden Lichtblick am Ende des Salzburgtunnels entgegen zu fackeln, sind wir hier und heute zusammen gekommen. Und überhaupst – wir sind ein geiles Institut. 😀

 

Best Of Zeitzeuge

>  Sendung: Artarium vom Sonntag, 15. Februar – Die deutsche, nein, bayerische Band Zeitzeuge beeindruckt uns vor allem durch die lyrische Kraft ihrer Songtexte. Darum wählen wir diesmal für unsere Reihe „Das ganze Album“ gleich aus zwei CDs dieses wundervollen Musikprojekts aus – und zwar jene Lieder, die sich aufgrund ihrer besonderen sprachlichen Stimmungsbilder am besten in unser etwas anderes Hörwelttheater einfügen. Sowohl „Man singt, man weint, man schreit dafür“ (2008) als auch „Bürgerkrieg im Herzland“ (2011) tragen ja schon dafür programmatische Titel – also erfreuen wir uns (und euch an den Empfängnisgeräten) mit einer spontan-assoziativen Zusammenstellung von 9 Tracks aus diesen beiden denkwürdigen Werken. Des weiteren gibts noch den Sound von ihrem sehr inwendigen Video „Wie schwer es ist zu gehen“

Zeitzeuge Band LiveDass Songtexte auch ohne Musik, quasi trocken gelesen, funktionieren können, das zeigen wir anhand von zwei Beispielen, nämlich indem wir selbst „Gegen den Wind“ und „Wenn der Löwe fällt“ (auszugsweise) als Gedichte vortragen. Dabei zeigt sich eben die Intensität der offenbar auch hinter dem Zeitzeuge-Musikschaffen steckenden Aussagen und Auseinandersetzungen. Chapeau! Wir gratulieren, allerdings schon mit zwei weinenden Augen, zumal sich diese in ihren Botschaften so erfrischend eigensinnige Kapelle inzwischen auch aufgelöst hat. Bedauerlicherweise – wie etwa auch Rotz aus Salzburg oder Tagtraum aus Schweinfurt (sic!) – es betrifft immer wieder die Bands, die sich nicht dem geklonten Gleichklang der Industrie und ihrer Verwertstopfung anbiedern. Doch wie dem auch sei, Zeitzeuge erfreuen sich in ihrer Zuhörerschaft jedenfalls bleibender Bedeutung, vovon gerade auch die per Homepage angekündigte DVD ihres Abschiedskonzerts (2013) ein überaus lebendiges Zeugnis ablegt. Und wenn wir schon beim Zitatwortspiel sind, so wünschen wir uns und ihnen doch noch viele kraftvolle Lebenszeichen, denn, wie sie es selber so schön sagen: „Du kannst nicht davonrennen. Du bist ein Zeuge deiner Zeit.“ In diesem Sinne hier der in der Sendung gelesene Text „Gegen den Wind“:

Du schweifst ab in die Ferne
und ich folg dir dahin
Ach, Kind was hab ich dich gerne
ruf nicht gegen den Wind

Ohooo
nicht mehr rot
spring aufs Boot
und auf Los
auf Los gehts los

Und ich spiel die Akkorde
hier im Westen nichts Neues
ein Lied von vielen
hörs dir an und bereu es

Doch es ist unser Weg
unsere neue Tür
unser kleines Etwas
man singt, man weint, man schreit dafür

Unser großes Schifflein
es ist nicht mehr weit
wir sind die Zeugen
unserer eigenen Zeit

Und wir fahren nicht geradeaus
nicht nach oben, nicht zurück
unser Ziel ist ein Gefühl
und ich nenn es nicht mal Glück

Sondern da wo man hin will
da wo man hin will, also da,
also was Ähnliches wie zuhaus
wie zuhaus

PS. Mein Einspruch bezüglich „BR2 Zündfunk Montagsdemo“ als Download 😉

 

Über Sport reden?

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 8. Februar – Lässt sich Sport überhaupt sprachlich kommunizieren – und wenn ja, wie lieber nicht? Wo eingeweihte Fachidiome allsendunglich durch die Berichterstatter wuchern, beginnt für den Außenbleibenden oft schon die wunderbare Welt des angewandten Kannitverstahns. Und einmal ganz ehrlich – wenn ich mich für diese Sportart oder jene Sportveranstaltung von vornherein schon nicht begeistern mag, was soll mir dann das unbegabt euphorische Gephrasel irgendeines Sportberichts? Ob es sich jedoch, jenseits von Langeweile oder Lärmerregung, nicht doch vielleicht auch anders anfühlen und anhören kann, wenn „in den Medien“ über Sportliches gesprochen wird, das wollen wir als drei Männer im Artarium diesmal untersuchen: ein Kulturkritiker, ein Passivsportler, ein Totalverweigerer.

Hört, hörtEine solche etwas andere Betrachtungsweise pflegt zum Beispiel die von Pirmin Styrnol und Christian Weiner für Radio Orange produzierte Sendereihe „Momente des Sports“. Auf deren erweiterter Homepage finden sich erfreulich hintergründige Features und Reportagen zu allerlei Sportthemen für den feineren Geist abseits des Interessenmainstreams der quotenorgelnden Zeitgeistsurfer. So unter anderem die heuer mit dem Radiopreis der Erwachsenenbildung ausgezeichnete Sendung „Vollkontakt auf 40 Rollen – Die Mädels vom Vienna Rollerderby“, aus welcher wir uns einen Zusammenschnitt zu Gemüte führen. Wie diese jungen Frauen (und ihre männlichen Cheerleader!) hier nämlich lustvoll mit Geschlechterklischees jonglieren und sich an Begrifflichkeiten wie Aggression und Feminismus abarbeiten, das verschafft auch dem gewachsenen Sportmuffel noch ein erfrischendes Sporterlebnis.

Der etwas andere TurnvereinDem Fußballmuffel hinwiederum erschließt sich beim Betrachten der löblichen WDR-Sportsendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ eben genau diese. Denn der sprachverliebte Stadionsprecher (Werder) und Radiokommentator (Bremen-Vier) Arnd Zeigler schafft es scheinbar spielerisch, noch dem biersten Ernst deutscher Bundesliga einen dergestalten Wortwitz abzuringen, dass selbst dem Fernstehendsten dieses Fußballchinesisch noch zur zweiten Muttersprache wird. Wir gratulieren also dem Friedensstifter unter den sportdeutschen Kulturvermittlern aus Anlass seiner 250. Fernsehsendung – Zeigler gibts übrigens auch als Radiokolumne – und empfehlen ihn vorsorglich schon mal für den Literaturnobelpreis. Balleluja! Inwieweit uns diese Sendung gelingen wird, das wird sich in ihrer Stattfindung zeigen. Wir haben keinen Plan – doch wir werden ihn ausführen!

Und – wir sind ein geiler Turnverein! Diesesmal jedenfalls 😉