Verdutzend

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 17. März – Die wortkreative Entsprechung zu Salzteigprothese muss einfach Vollkornschraubenschlüssel sein. Verdutzend? Den Ein- und Ausgeweihten wird schnell bewusst, worum es hier geht: Vor inzwischen zwölf Jahren (in Worten 12) erschuf der nimmermüde Querkünstler Peter.W. die Sendereihe Artarium und somit ist das Dutzend voll. Uns verdutzen seitdem die schöpferischen Spätfolgen dieser Unternehmung aufs vortrefflichste – und immer wieder aufs neue! Zur Würdigung dieses Umstands, liebe Schlagerfreunde, wollen wir diesmal einem ebenso umtriebigen Wortschwurbler und Zusammenhangstifter unser Gehör leihen, nämlich Rainald Grebe, dieser Allroundrampensau zwischen Wahnsinn und Erfolg. Und wir wollen ihm dabei sogar sein abgeschlossenes Studium verzeihen. Kunnst!

Im Verdutzend billigerVolksbildnerischer Exkurs: Verdutzend als titelspendende Wortvermischung aus Dutzend und verdutzt vereint zwei etymologisch nicht verwandte Begriffe zu einer bisher dergestalt noch nicht dagewesenen Bedeutungsebene. Durch die absichtliche Legierung der beiden Wortelemente entsteht ein Kunstsinngehalt, der wiederum zu selbsteigenem Sprachspiel weiter entwickelt werden kann. Womit wir bei den philosophischen Grundfragen angelangt wären: Was ist ein Künstler? Warum gibt es kein bedingungsfreies Grundeinkommen? Und wann gibts endlich Mittagessen? Diese höchst ernsten Probleme der Zivilisation (und der mit ihr verbundenen Müdigkeit) werden wir hier in gewohnt ironischer Weise verhandeln, indem wir die Wirklichkeit bis zu ihrer Kenntlichkeit entstellen. Damit sie uns nicht allzusehr verwirrt, die Verwirrklichkeit. Ein Kunstuniversum ist eben keine Hochschulvorlesung übers Reimeschmieden.

Höchst hörenswert ist jedenfalls die bei Freirad in Innsbruck produzierte Sendereihe Ethnoskop – Kultur für die Ohren, die zudem an jedem zweiten Sonntag im Monat um 18 Uhr (also gleich nach dem Artarium) auf den Frequenzen der Radiofabrik gut zu hören ist. Wir freuen uns immer wieder über deren thematische und gestalterische Vielschichtigkeit – und eben auch darüber, dass der von uns so geschätzte Rainald Grebe dortselbst des öfteren zu (meist gesungenem) Wort kommt. Ein vielfaches Hoch also auf die gepflegte Collage aus Strandgut und Kultur. Zur Einstimmung wie auch zur Abrundung ein Amuse Geule zur anregenden Verdauung des 20. Jahrhunderts

 

Artariumgeburtstag! 10 Jahre!

> Sendung: Artarium am Sonntag, 19. MärzAm 11. März vor 10 Jahren ging Peter.W. mit der ersten Ausgabe einer Kunst- und Kultursendung namens Artarium Live On Air. Und sogleich rief ein verstörter Zuhörer an und brachte alle Beteiligten durcheinander, weil er sich zu der Stunde etwas anderes erwartet hatte. Und Peter entgegnete: “Ich kann nichts dafür, beim besten Willen nicht.” Sehr schön geantwortet! Genau 69 Jahre vorher (also auch an einem 11. März) hat ja schon mal einer dauernd angerufen und alle Beteiligten durcheinander gebracht, zwar nicht in der Radiofabrik, sondern in der Republik, und die Folgen waren auch viel gravierender, siehe Anschluss Österreichs. Wir werden uns in historischen Tonaufnahmen ergehen und so diesen Artariumgeburtstag gebührend würdigen. Lobende Worte spricht Angela Merkel

ArtariumgeburtstagArtarium, das etwas andere Kunnst-Biotop im Schatten der Mozartkugel. Wer hätte denn 2007, als ich zur Sendung stieß, gedacht, dass sich ein Satz von den Böhsen Onkelz aus unserer späteren Signation als so hartnäckig prophetisch erweisen würde: “Wir ham noch lange nicht, noch lange nicht genug!” Aber so ist es wohl nach wie vor. “Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen sie die Packungsbeilage und fragen sie ihren Arzt oder Apotheker.” Und auch wenn das Artarium inzwischen nicht mehr aus Peter, mir und den Buben besteht, sondern seit 2011 aus Chrissobert Schmallnigg, der Festspielpräsidentin sowie den Hasen (also der heiligen Dreifaltigkeit vom Chriss und mir), so gilt doch stets: “Wir sind ein geiles Institut.” Soviel erstmal. Und zum Artariumgeburtstag beleuchten wir gemeinsam mit Peter.W. die Geschichte dieser Sendung, um den roten Faden der Kreativität in ihr sichtbar zu machen. Von ihren Anfängen über die Nachtfahrt-Perlentaucher bis ins Hier und Jetzt. Freut euch also auf spontan-assoziative Beiträge aus dem Schöpfwerk unserer Selbst. Oder wie sagte schon Bernd Begemann anlässlich von Freddy Quinn: “Am besten, man imitiert schwule schwarze Künstler.”

PS. Verwirrt? Verstört? Verlesen? Kunnst dich auch gern orientieren in unserem Radiofabrik-Sendungsprofil (mit Photostream!) oder in diesem Hör-Kunnst-Biotop

 

Französisch – mit Francoise Cactus

Download/Podcast: Artarium vom Sonntag, 22. Juli – Wir lassen es diesmal gemütlich angehen – und so richtig die Frau raus: Francoise Cactus, Autorin, Sängerin, Schlagzeugerin, Hörspielproduzentin, Zeichnerin – und noch so einiges, was in keine Schachtel passt. Eine kleine feine Femmage an eine ebenso umtriebhafte wie uneinteilsame Hansdämpfin in allen Klassen. Haben sie einen Komplex mit dem Sex? Dann fragen sie Frau Francoise – und seien sie gut zu Vögeln! Sie findet Europa neurotisch, häkelt uns mit Wollita ein subversives Sexsubjekt und mag nur eine Brezel: Göring. Mit ihm zusammen ist sie jedenfalls so Stereo Total, dass selbst Mothers Little Helpers noch ganz ungeahnte Polyphonic Size entwickeln. Noch Fragen? Na also…

Es war mein ehemaliger Arbeitskollege René Haas, der mich einst zum Stereo Total Konzert in die ARGE einlud. Er hatte wohl wieder einmal bei einem dieser volkssubventionierten Radiosender angerufen und zwei Freikarten gewonnen – allerdings leider ohne Begleitung! Ich fand das nicht direkt unangenehm, wiewohl ich damals kein eingefleischter Fan der Band war. Das sollte sich jedoch bald ändern, vielleicht nicht gleich durch das Konzert an sich, das immerhin ein für Salzburger Verhältnisse beträchtliches Übermaß an Leichtigkeit, Verspieltheit und Zärtlichkeit versprühte. Nein, es waren die Momente nach dieser fröhlich lebendig machenden Bühnenperformance, als Francoise und Brezel so selbstverständlich selbst hinter ihrer Merchandise-Budel standen und mit uns über Berlin, Wortkunst und antike Sythesizer plauderten. Dieser Augenblick angewandten Punks war wie ein lang entbehrter Schluck frischen Wassers nach einer langen staubigen Reise – und führte mir wieder mal schlagartig vor, wie eingenäht provinziell und peinlich kleinkrämerisch diese Stadt doch inmitten ihres ganzen Eventgetues und Kulturgehabes immer schon war – und immer noch ist.

Es war mein guter Freund und Radiokollege Peter.W. der mich im November 2010 dazu anstiftete, einen jener illustren Vorlese-Abende aus der von ihm initiierten Read This! im Denkmal Reihe zum literarischen Schaffen von Francoise Cactus mit zu gestalten. Ich sollte mich also in Wollita ein- und dann als diverse Stimmen auch aus dem Presserummel drum herum vorlesen. Und wieder wurde es eine äußerst erquickliche und inspirierende Angelegenheit, wie übrigens so vieles, was jenseits von Programmpflicht und Wirtschaftsdruck entstehen darf. Peter ist da sowieso immer einer der fruchtbarsten Anstifter gewesen – und er weiß wohl selbst am besten, warum er nach Wien geht (siehe Artikel/Sendung) – weil eben hier in diesem verklemmt verzweckten Engraum nicht viel Freies möglich ist – und weil das Wenige, das man der zunehmenden Verprivatisierung noch abtrotzen kann, unendlich anstrengend ist. Salzburg ist also nach wie vor für viele „ein Friedhof der Phantasien und Wünsche“ (Thomas Bernhard) – außer natürlich für diejenigen, die aus dem Image und der Kulisse dieser Stadt, die ihren Einwohnern zum Leben vorenthalten wird, ihr ganz privates Kapital schlagen. Die Geldgottesdiener…

„Allons, enfants de la Patrie…“ möchte man singen hören. Oder den Ratten gleich das sinkende Schiff verlassen. Hier herrscht der Mozartkugelfaschismus. Oder der Andenkenständestaat. Die Diktatur des Pollertariats sowieso. Doch seis drum – für diesmal ergehen wir uns in frankophiler Überlebensfreude. Was immer wir daraus lernen können – wir sind ein geiles Institut! 😀

 

Herr Peter (Die Werkschau)

PodcastDownload: Artarium vom Sonntag, 20. Mai – Der Multikünstler Peter Wolfgang Wetzelsberger zieht Bilanz über sein Salzburger Schaffen. Mit einer gnadenlos intimen Werkschau am Freitag, 18.Mai um 20:00 Uhr im So.What in Obergnigl eröffnet der allseits als Peter.W. bekannte Autor, Musiker, Zeichner, Performer, Schauspieler, Radiopionier, Netzwerker und Anstifter den letzten Akt eines langen Abschieds. Er kehrt seiner Heimatstadt also vorläufig endgültig den Rücken und wird fortan in Wien und anderswo seine Produktivität entfalten. Zuvor muss Salzburg sich aber noch einmal an einem Rundblick aus Peters Perspektive messen lassen. Und wieder einmal die Frage nach der Ursache. Eine Annäherung…

Letztlich ist der Herr Peter ursächlich schuld daran, dass es die Sendereihe Artarium überhaupt gibt, hat er sie doch aus einer seiner unzähligen liebenswerten Launen heraus damals im März 2007  ins Leben gerufen. Und einigermaßen unüberschaubar wie die Art oder Anzahl von Peters kreativen Ausbrüchen ist wohl auch sein bisheriger Schaffensreigen, der in dieser Kunstmetropole des Konsum und Kommerz immer ein Schattendasein fristete, jenseits von Mainstream und Mozartkugel. Peter.W.s Kunst, die sehr wohl eine hand- und mundwerklich gediegen durchgearbeitete ist, könnte man genauso gut mit zwei N als „Kunnst“ der Möglichkeitsform beschreiben, so sehr ist sie immer den myzelischen Netzwerken informeller Freiräume verbunden – und auf sie angewiesen geblieben. Und dieser Umstand, der mir unendlich sympathisch ist, nämlich gnadenlos Kunst zu machen, weil „die einfach raus will aus meinem Kopf, der sonst explodieren würde“ – und nicht wie die vielen mehr oder weniger begabten Pop-Artisten dieser Stadt immer aufs Bedienen von Geschmack, Erwartung und Szenetrend aus zu sein, dieser Umstand ist eine mögliche Ursache von Peters Abgang aus Salzburg. Denn die Freiräume mitsamt ihrem spontankreativen Substrat sind verschwunden – in die Emigration, in die Resignation oder in die Institutionalisierung. Übrig bleibt ein Mensch, der sich selbst treu bleibt…

Gegen die systemimmanente Verdrängung des Kreativen durch die Beschleunigung der Geldwertgesinnung, die zunehmend brutale und eiskalte Vermarktung von allem und jeden, die sich selbst vervollkommnende Verkommerzialisierung des freien Kunst-, Kultur- und Subkulturschaffens hat Peter.W. immer angekämpft – mit den Mitteln seiner Leidenschaft, mit Freigiebigkeit, Gemeinschaftssinn, Spontaneität und schweißtreibender Arbeit. Mit unendlichen Denk- und Projektanstößen und einer unglaublichen Fülle verrückter Einfälle, deren Einem ich eine Vielzahl von weiterführenden Inspirationen verdanke. Aus einer einzigen Einladung ins Freie Radio entstand unter anderem „Das etwas andere Kunnst-Biotop“ und meine mittlerweile über 4-jährige Rundfunk-Karriere. Stellen wir die Welt doch endlich wieder auf die Füße – ihr Kopf hat eh schon viel zu lang Globalfinanzsausen! „Die Verletzten wollen die Ärzte sein, die Letzten sollen die Ersten sein – sieh es ein: The meek shall inherit the earth!“ Und so werden wir nicht nur gemeinsam mit Peter Rückschau halten auf sein in der Werkschau dargestelltes Œvre, sondern auch den jüngsten Wurf seines experimentellen Soloprojekts Wolfwetz vorstellen, das bei Kaktus=Apfelbaum-Records erschienene Album „Mööbel“ (Download!) Und wem das jetzt noch nicht reicht, Ohren hat zuhören oder siehe – oben. Chapeau!

TOO BIG TO FAIL (Es gibt Freikarten)

Download/Podcast: Artarium vom Sonntag, 18. März – die etwas andere Konzert-Empfehlung: Am Samstag, 24. März sind nicht nur die Aeronauten in Salzburg zu hören – im b.lack um 21:00 Uhr – sondern ebenfalls die Reste von Gestern – im Denkmal um 21:30 Uhr und zwar gemeinsam mit Die Bucht. Nachdem ich mich eh nie gern entscheide, dürft ihr das diesmal für mich tun. Und weil ich am nämlichen Samstag wohl schon knieoperiert sein werde, könnt ihr auch gern in meiner Vertretung hin gehen. Vielleicht sogar gratis! Aber schön der Reihe nach…

TOO BIG TO FAIL – Das Doppelalbum der Aeronauten in deren ureigensten Worten: CD 1 (mit Gesang) „Die Texte sind voll mit abgründigem Humor, großen Bildern, versteckten Zitaten, überraschenden Wendungen und pathetischen Versprechungen. 12 Stücke die man als Songs oder auch als Kurzgeschichten hören kann.“ – CD 2 (Instrumental) „Eine cineastische Reise zu unflätigen Kleinstadtkriminellen, grantigen Inselbewohnern, ins Land der toten Esel, durchs warme Weltall in die schweizerische Provinz und zu den Glücklichen, die alle Probleme für ihre Lösung gefunden haben.“

Weitere Stationen in Österreich erstmal nur am Freitag, 23. März in Linz, Stadtwerkstatt um 20:30 Uhr sowie am Sonntag, 25. März in Wien, Chelsea ebenfalls um 20:30 Uhr.

Ein drittes Zitat ist uns dann auch noch untergekommen, und zwar auf einer speziellen FM4 Soudpark Seite (Die Bucht): „Wir sehen in den Fluss und denken ans Meer!“ sang einmal Guz von den Aeronauten. Und ja, in Salzburg ist das nicht anders! Der Fluss heißt Salzach und an warmen Tagen sitzen die Leute an seinem Ufer und manche von ihnen machen Musik. Wir sitzen nicht so oft am Ufer, aber wir kennen das Phänomen! WIR treiben uns lieber in der Bucht herum und fabrizieren Musik, wie sie für Salzburger Verhältnisse nicht untypischer sein kann.

Hier schließen sich also die Kreise! Wir unterhalten uns mit  Studiogast Peter.W. über das Untypische an sich und hören dabei etwas Musik von den drei zeitgleich auftretenden Bands. Ihnen allen sind ja offenbar deutschsprachige Texte mit literarischem Niveau gemeinsam. Das interessiert uns jetzt persönlich, besonders im Hinblick auf die Malmsheimer’sche These, dass jeder Text dem Vortragenden aus sich selbst heraus nahe legt, wie er interpretiert werden möchte. Inwieweit braucht es also für die musikalische Darbietung von Literatur überhaupt die Songstruktur, die Melodie, die „Gesangsline“? Oder könnte man das weite Land zwischen Performancekunst und Spoken-Word nicht noch vielfältiger ausgestalten, ohne in die Gewohnheitsform von Lied oder Lesung zu verfallen? Womöglich kann uns ja PeterLicht hier mit einer Fragestellung antworten: „Sag mir, wo ich beginnen soll“ – Also wie immer – ein offenes Ende…

Und – TÄTARÄTÄÄÄ – ihr könnt unsere Gästekarten für die Aeronauten (Samstag, 24. März, 21:00 Uhr im b.lack) bekommen (weil ich ja nicht gehen kann und der Peter selbst mit der Bucht im Denkmal auftritt). Natürlich gibt es dann ebenso für Die Bucht und Reste von Gestern (Samstag, 24. März, 21:30 im Denkmal) 2 Freikarten von uns! Entweder ihr ruft also spontan während der Sendung im Studio an oder ihr schickt uns eine E-mail an die Artarium-Kontaktadresse. Viel Vergnügen!

200 Sendungen und ein Videoprojekt

Download/Podcast: Artarium vom Sonntag, 11. März – Jenseits von Mainstream und Mozartkugel, zwischen Genres und Generationen – das etwas andere Kunnst-Biotop wird 200 – und wir haben noch lange nicht genug! Tatsächlich, mit der heutigen Nachtfahrt-Perlentaucher Ausgabe Nr. XVIII sind es also insgesamt zweihundert Radiosendungen, die ich in nunmehr gut vier Jahren selbst produziert oder gemeinsam mit meinen Gästen und Gästinnen gestaltet habe. Im Anfang jedoch war der Peter – und der Peter war ganz und gar bei sich und .W. – das war auch sehr gut so, denn sonst hätte er das Artarium nicht erfunden und mich nicht zum Radio gebracht…

Vor genau 5 Jahren hatte er die geniale Idee, einen kreativen Freiraum für die Salzburger Underground-Kultur und für randständige Kunstschaffende zu eröffnen – in Gestalt einer regelmäßig stattfindenden Sendung aus der Radiofabrik. Und eben dahin lud er mich Ende 2007 als Dichterkollegen zu einem höchst kurzweiligen Künstlergespräch. Im folgenden Jahr entwickelten sich daraus ein paar weitere gemeinsam bestrittene Themensendungen sowie in stetig wachsender Produktionslaune das Generationen-übergreifende Konzept des „etwas anderen Kunnst-Biotops“ zum Zweck der allgemeinen Kreativitäts-Anstiftung sowie selbstverständlich auch zur Rettung der Welt – zumindest soweit die sich in erreichbarer Nähe, also „im Schatten der Mozartkugel“ antreffen lässt. Der Rest ist inzwischen Radiogeschichte – und auch schon des Öfteren beschrieben und erzählt worden. Ihr könnt es gern nachlesen, im „About Artarium“, in meiner Kunnst-Biographie oder auf Peters Wikipedia-Benutzerseite. Schnitt zur Gegenwart:

Seit Anfang 2011 gestalte ich nun sowohl das Artarium als auch die Perlentaucher-Nachtfahrten gemeinsam mit meinem lieben Freund und kongenialen Kollegen Christopher Schmall. Das Konzept der Sendungen hat sich dadurch deutlich in Richtung Wortmacht und Sprachkunst verschoben. Auch unsere Arbeitsweise ist mit der Zeit wesentlich emotionaler und intensiver geworden, die Atmosphäre im Studio entsteht noch viel mehr als früher „aus einem Bauchgefühl“ – und unbewusste Intuition bestimmt zunehmend die Richtung des gesamten Work in Progress. Mir war es daher schon seit Längerem ein Bedürfnis, diese Entwicklung einmal von außen reflektiert zu bekommen und in Form einer einfühlsamen Darstellung bewusster wahrnehmen zu können. Denn sonst könnte ich die vielschichtigen Vorgänge unserer Radiokunst (kunnst?) zwar live erleben und mich daran erfreuen, sie jedoch niemals beschreibend verstehen. Und da würde mir dann schon etwas Essenzielles abgehen, wenn ich es nicht in Worte fassen und – erzählen könnte…

So entstand bereits vor längerer Zeit die Idee, uns beim Radiomachen in einer Livesendung einmal filmen zu lassen, mitsamt einer Fragestellung wie: „Was macht ihr da?“ oder „Was geschieht da mit euch, was spielt sich da zwischen euch ab?“ Dazu musste sich allerdings erstmal ein wirklich geeigneter, also intuitiv arbeitender und auf Zwischentöne des Zwischenmenschlichen achtender Medienmensch mit Kamerakompetenz einfinden, der sich noch dazu für unsere Hörtheater- und Themenwelten begeistern konnte. So jemanden können Menschen wie wir nicht per Kopfdruck (sic) suchen – so jemandem müssen wir anfinden indem er sich bei uns einfindet. Und siehe da – genau so geschah es! Wir kamen mit dem für dieses spezielle Feedbackprojekt denkbar geeignetsten Filmemacher und Medienkünstler zusammen – nämlich mit Markus Huber aka mareone – Fachrichtungen Graffiti, Film & Fotografie, Multimedia Arts & Animations – und hier ist das Ergebnis:

„Die Nachtfahrt – Eine Sendung der Artarium Redaktion“

Das Video auf Youtube (Radiofabrik Channel)

Markus Huber / mareone (mehr von ihm auf Vimeo)

Nachtfahrt-Perlentaucher

Aktuelle Nachtfahrt Sendung: „Experlimental“ feat. Ernst Jandl (am Freitag, 9. März 2012)

Ach ja –  im Artarium unterhalten wir uns auch über diese gelungene Zusammenarbeit sowie über weitere mögliche Projekte, spielen ein bisschen Feedback mit Musik und feiern, dass wir gut zu hören sind. Und ein geiles Institut. Hihi 😀

 

Salzberg goes Vorarlburg

Podcast/Download: Artarium vom 25. September – Nach Radio FRO in Linz sendet nun auch das vorarlbergische Radio PROTON alldönnerstäglich ab 14 Uhr das etwas andere Kunnstbiotop. Nachdem die Freude darüber zwar nicht verebbt ist, dafür wieder ein der guten Nachbarschaft zuträgliches Niveau erreicht hat, kam uns in den Sinn, dass vielen unserer Mitjuvavummerichen und Mitjuvavummen vom ominösen westlichgelagerten Mythenreich „Voralberg“ nur allzu wenig verinnerlicht ist – und umgekehrt.

Ariane Pellini (Foto: Privat)

Ein Impuls der uns die beiden Exil-Vorarlberger, langjährigen Freunde und Radiofabrik-Sendungsmacher-KollegInnen Ariane Pellini (Reflecting Sound) sowie Armin Lampert (Denkmal FM) ins Gedächtnis rief, mit denen wir pünktlich zum Herbstbeginn ins Gespräch kollidierten.

Ich (Peter.W.) war der erste am Treffpunkt, das Aufnahmegerät im Anschlag, auf das Fruchtbarste gefasst. Nach und nach trudelten die beiden WahlsalzburgerInnen aus dem Ländle ein. Kaum aufeinander getroffen begannen sie im buntesten Xibergerisch zu plauschen, was seltsam ungewohnt klang, da ich sie sonst in einem verhältnismässig “sauberen” Deutsch reden höre.

Schließlich traf auch Der Hund ein und brachte das Gespräch ins Rollen. Zuerst betonte er nochmals unser Anliegen, SalzburgerInnen Vorarlberg und VorarlbergerInnen Salzburg näher zu bringen, über die markanten Unterschiede zu reflektieren, persönliche Erfahrungen und Befindlichkeiten auszuloten, die mit dem Wechsel zwischen den beiden Regionen stattfanden usw.

Was nun folgte war ein angeregtes Gespräch, dem es – wenn überhaupt – nur an Langeweile mangelte. Ausgewählte Cuts aus diesem Interview werden in der kommenden Sendung dargeboten und zusammen mit unserem Kollegen Christopher Schmall unter die Lupe genommen. Untermalt wird diese von hervorragender Musik – natürlich – aus Vorarlberg. Habidere!

Armin Lampert (Foto: Veronika Kronberger)

Allgemeine Facts über Vorarlberg gibts auf Wikipedia. Den etwas geneigteren Kulturinteressent_innen sei folgender Artikel zur Vorarlberger Theatergeschichte und Alternativkultur im Zeitreiseführer empfohlen. Die dort vorgestellte Diplomarbeit von Inés Maria Mäser über den Spielboden Dornbirn ist überaus kurzweilig und gut zu lesen.

Die tödliche Doris – Das ganze erste Album (30 Jahre Geniale Dilletanten)

Podcast/Download: Das Artarium vom 11. September 2011.

Wieder einmal nach langer Zeit eine Solo-Sendung mit Peter.W., ganz ohne Norbert K. Hund der dieser Tage 50 geworden ist (Wir gratulieren herzlich!) und Christopher Schmall der nicht müde wurde diesen Umstand mit seinem Kompanion feierlich zu begießen. Wem die beiden nun erholungsbedürftigen Edelgruschler fehlen, dem und derjenigen sei nochmal mit Nachdruck die preisverdächtige Episode Das Salzburg Syndrom ans Herz gelegt, ebenso der neue Nachtfahrt-Perlentaucher-Blog

Am 4. September 1981 fand im Berliner Tempodrom die legendäre große Untergangsshow Festival Genialer Dilletanten statt. Unter den Musikern und Künstlergruppen die dieser Tage die Bühne rockten, waren u.a. später bekannter gewordene Vertreter wie die Einstürzenden Neubauten, FM Einheit, Christiane F. (Wir Kinder vom Bahnhof Zoo) mit ihrer Band Sentimentale Jugend, Westbam damals noch als Mitglied von Kriegsschauplatz Tempodrom und viele mehr. Außerdem noch Max Müller, der später die Gruppe Mutter gründen sollte und sein Bruder Wolfgang Müller, der eine wichtige Rolle in der Entstehung der Genialen Dilletanten spielte.

Mehr zum Festival und die Genialen Dilletanten: Wikipedia.

Wolfgang Müller heute Autor, Musiker und Kopf der Walther von Goethe Foundation in Reykjavíc war zwischen 1980 – 87 Gründungsmitglied der experimentellen Gruppe Die tödliche Doris (aka. Deadly Doris), die international – auch in den Bereichen Kunst, Fotografie, Filmkunst, Video, Performance und Literatur – aktiv war. Weitere Mitglieder waren zu Beginn Nikolaus UtermöhlenChris Dreier, Dagmar Dimitroff, Käthe Kruse und der bereits erwähnte Bruder Max, bevor sich die endgültige Besetzung um Müller, Utermöhlen, Kruse und Tabea Blumenschein manifestierte. Eine ihrer bekanntesten Nummern war Tanz im Quadrat das 2001 von Stereo Total unter dem Titel Wir tanzen im Viereck gecovert wurde.

Mehr zu Wolfgang Müller und Die Tödlichen Doris: Wikipedia & Youtube.

Im Rahmen des 30-jährigen Jubiläums der Genialen Dilletanten präsentiert das Artarium in seiner Reihe Das ganze Album die erste Langspielplatte von Doris aus dem Jahr 1982, produziert u.a. von Blixa Bargeld. Mit freundlicher Unterstützung von Wolfgang Müller höchstselbst, der uns – und auch euch – den freien digitalen Zugang zu ihrem akustischen Werk gewährt hat, siehe: http://www.die-toedliche-doris.de/mp3/TD001.mp3 bis TD061.mp3 – oder auch etwas detailierter zusammengefasst bei Rattenjule.

Sehr ans Herz legen wollen wir euch auch die Bücher Geniale Dilletanten,  das Feinmotorik Kompendium vom Institut für Feinmotorik und das neueste, noch in Arbeit befindliche Werk von Wolfgang Müller Subkultur West-Berlin 1979–1989.

 

Salon Helga – Von hinten

Podcast/Download: Das ganze Album – Spezial (2 Stunden!) vom Sonntag, 15. Mai – Peter.W. präsentiert das ebenso rare wie relevante Frühwerk seiner langjährigen Lieblings-Inspiratoren Hans-Christoph und Hans-Herbert, allgemein bekannt unter den Pseudonymen Stermann & Grissemann (oder Sternrahm & Grüß-Sie, Mann – wie Museau & Sternenhund zu sagen pflegen würden).

Jedenfalls “von hinten” mit Musik – oder auch eine Art “Schrägst Of” und aus dem von mir einst ebenfalls geschätzten Format “Salon Helga”, liebevoll umrahmt, gestreichelt und mit ornamentalem Mundwerk beschmissen von den lieblichen Kollegen Christopher Schmall und Robert Presslaber

Dirk Stermann und Christoph Grissemann sind der breiten Öffentlichkeit spätestens seit Willkommen Österreich und der Deutschen Kochschau ein Begriff. Weitere ORF-Machwerke waren u.a. ihre Sendungen Blech oder Blume, Suite 16 und Frau Pepi und die Buben (wozu Entweder Broder womöglich auch gewisse Parallelen hat). Aber ihr eigentliches “Baby“ war und ist die seit 20 Jahren von ihnen gestaltete Kultradioshow Salon Helga auf FM4 – vor Gründung des Senders (1995) sogar noch auf Ö3 im Rahmen der Jugendschiene ZickZack -> Flashback von Martin Blumenau.

Als sie noch nicht von Funk und Fernsehen kaputt gemachtwaren, bildeten „Gags Gags Gags“ nur einen Bruchteil ihres verfügbaren Repertoires. Was Stermann & Grissemann – oder Hans-Christoph und Hans-Herbert, wie sie sich damals noch nannten – zu Beginn ihrer Karriere verbrachen, war zwar nicht unbedingt immer massentauglich, dafür innovativ, anders, gewagt, und hatte auf gewisse Weise sogar Anspruch. Der Salon Helga von damals war eine Mischung aus dilletantistischer Satire, bewusst schleißiger Doppelconférence, viel wechselseitiger Selbstironie und tragikomischen Hörspielen mit durchaus literarischem Charakter. Zudem war es diese Sendung, die in ihren ersten 10 Jahren viele Vertreter der alternativen deutschsprachigen Musik wie Stereo Total, Rocko Schamoni und nicht zuletzt PeterLicht in Österreich „salonfähig“ machte.

1994 brachten sie die leider fast schon in Vergessenheit geratene und zur Rarität verkommene CD Von Hinten heraus, die im Stil eines „Best of-Salon“ gehalten ist. Die Musik stammt von den Fabulösen Thekenschlampen, Stoppok, Bobbe Jaan sowie den Lassie Singers.

Alles in allem der frühe Querschnitt einer Sendung, die nicht nur eine lose Szene begeistert, sondern vor allem Autor und Artarium-Erfinder Peter.W. in jungen Jahren inspiriert hat, was sich auch heute nicht selten in seinen Texten, als auch in seiner eigenen Art der Sendungsgestaltung wiederspiegelt. Auch Robert Presslaber (Fondue) ist mit Stermann&Grissemann quasi aufgewachsen und wurde von ihrem anarchischen Humor geprägt. Vor zwei Jahren lasen er und Peter die alten Salon Helga-Geschichten im Rahmen der Lesereihe READ THIS im Denkmal Salzburg.


Des is ka Barett!

Peter.W. – einer der umtriebigsten und vielseitigsten Kunnst-An-Stifter in dieser Stadt sowie ebenso unverbesserlicher Kultur-Optimist eröffnet die nächste Runde: Mit den Waffeln der Ironie!

„Endlich eine vernünftige Kabarett-Szene für Salzburg!“ Dieses Motto der ab 12. Oktober monatlich im Mattseer Stiftskeller stattfinden sollenden Comedy im Pub Reihe ist wahrlich ein Fall für die rosarote Brille. Oder gar Pille? Aber hören und spüren sie selbst: Die Sendung zur Einführung!