Artikel über K.O.-Tropfen im Standard

Dieser Artikel fand sich letzten Donnerstag (24. Mai 07) in der Österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ und passt thematisch gut zu unserer letzten Sendung:

Tirol: Immer mehr Vergewaltigungen unter Einsatz von K.O.-Tropfen
2007 schon zwölf bis 15 Fälle verzeichnet:
Opfer werden handlungsunfähig – und sie können sich an nichts erinnern

Innsbruck – Eine Häufung von Fällen, in denen Frauen mit K.O.-Tropfen wehrlos gemacht und anschließend vergewaltigt wurden, ist in Tirol festgestellt worden. Seit Jahresbeginn habe es zwischen zwölf und 15 solcher Vorfälle gegeben. Diese Droge werde Frauen unbemerkt ins Getränk gemischt. Die Folge ist, dass die Betroffenen mehrere Stunden lang willenlos werden, sagte Univ.-Prof. Walter Rabl, stellvertretender Leiter der Gerichtsmedizin Innsbruck am Mittwoch auf einer Pressekonferenz.

Erinnerungslücken

Ein Problem sei, dass die Beeinträchtigung von außen nicht immer erkennbar sei. Die K.O.-Tropfen würden häufig bereits alkoholisierten Frauen verabreicht und versetzten sie in einen Zustand der Willenlosigkeit und Handlungsunfähigkeit. Diese Phase dauere mehrere Stunden an. Danach können sich die Opfer an nichts mehr erinnern. „Wenn solche Erinnerungslücken auftreten, ist Feuer am Dach“, meinte Rabl. Vor allem dann, wenn der Alkoholkonsum des Vorabends nicht dazu passe.

Gläser nicht unbeaufsichtigt lassen

Erste Symptome seien Schwindelgefühl, Übelkeit und eine Art Dämmerzustand. Treten solche Anzeichen auf, sollte man sich sofort an Begleitpersonen oder das Lokalpersonal wenden. Univ.-Prof. Christoph Brezinka, Gynäkologe der Klinik Innsbruck, warnte eindringlich davor, Gläser unbeaufsichtigt stehen zu lassen und appellierte auch an die Zivilcourage der Lokalbesucher. Wenn man beobachte, dass jemandem etwas ins Getränk geschüttet wird, solle man sofort eingreifen.

Aus Scham keine Anzeige

Die Täter seien in vielen Fällen Zufallsbekanntschaften. Aber es komme auch vor, dass sie aus dem näheren Umkreis des Opfers stammen, und ein Ex-Freund oder ein Mitglied des Freundeskreises die Tat begeht. Rabl berichtete von einem Fall, wo in der Wohnung eines Verdächtigen bereits präparierte Gläser gefunden wurden. „In den Gläsern war ein Bodensatz der Substanz“, erklärte Rabl. Der Täter habe den Mädchen, die er zu sich eingeladen hatte, dann nur noch einzuschenken brauchen.

Viele Frauen würden aus Scham von einer Anzeige absehen, sagte Brezinka. Dies sei aber äußerst wichtig, da man sonst keine Chance habe, die Schuldigen aus dem Verkehr zu ziehen. Im Fall einer Verurteilung drohen den Tätern Haftstrafen bis zu zehn Jahren. (APA)