Am 23. Jänner begann das chinesische neue Jahr. Mehr als zwei Wochen lang finden aus diesem Anlass auch in Wien vielerlei große und kleine Veranstaltungen statt. Zum Beispiel lädt der Musikverein zum Konzert eines 80 köpfigen Orchesters aus China in die Wiener Stadthalle. Auch das mehrtägige Festival „China Meets Austria“, bietet viel klassische Musik und steht unter der Patronage der diplomatischen Vertretungen der beiden Länder.
Wo feiern aber die chinesischen Familien, die Studenten, die Geschäftsleute und die Senioren? Sie haben schon letzten Freitag, 20.01. ein großes Neujahrsfest veranstaltet.
Organisiert hat es, wie jedes Jahr, der Verein Chinesischer Frauen, heuer zum ersten mal gemeinsam mit den chinesischen Studenten in Wien.
Der große Festsaal der Volkshochschule Meidling platzte aus allen Nähten. Über 600 Menschen saßen dicht gedrängt, viele konnten nur noch Stehplätze ergattern. Trotzdem herrschte gute Stimmung, viele freuten sich ihre Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen oder sogar den Chef auf der Bühne zu sehen.
Denn gestaltet war das Programm größtenteils von Laiengruppen, die wochenlang darauf verwandt hatten, die Darbietungen einzustudieren.
Kinder- und Jugend- und Frauengruppen führten Tanzeinlagen zu chinesischem R&B auf, eine traditionell chinesische Tänzerin wirbelte mit langen Stoffbänder zu kitschiger chinesischer New Age Musik, ein Schnulzensänger drückte auf die Tränendrüse, eine Poprockband kontrastierte gleich darauf mit lauter Gitarrenmusik und einer Sängerin, die den jungen Männern im Saal den Kopf ordentlich verdrehte.
Auch „ernste“ Musik war zu hören – viele Chinesen studieren an den Konservatorien in Wien und trugen an diesem Abend einen Klassik-Teil bei.
Für eine Stimmung wie auf einem Faschinsgschnas sorgten die Comedyacts. Vor allem als der oben erwähnte etwas dickliche Schnulzensänger in Frauenkleidern die Bühne betrat, tobte der Saal vor Lachen.
Ein weiterer Höhepunkt war der gemeinsame Auftritt des Taiwnesischen Chors und des Döblinger Singkreises. Auf ein chinesisches Lied, begleitet von Klavier und einer Harmonika (akustisch erinnerte das Ergebnis an eine Mischung aus Seemannslied und Chinarestaurantbeschallung) folgte doch tatsächlich ein ein Peter Alexander Hit! „Eventuell, Eventuell führt ich dich heute aus“ sangen in fröhlicher Eintracht Österreicher und Taiwanesen und mitten unter ihnen auch die Chinesin Feiru Xie.
Die Gründerin des Vereins Chinesischer Frauen organisiert das ganze Jahr über unzählige Kulturveranstaltungen, Ausflüge, Beratungstage und Deutschkurse. Sie ist quasi die Mutter dieser chinesischen Neujahrsfeier und führte moderativ durch den Abend, spielte Glücksfee bei der Tombola (sogar ein Flugticket nach Taiwan war zu gewinnen) und stand singenderweise sowohl mit dem Taiwanesischen als auch später nochmal mit dem Chinesischen Chor auf der Bühne.
Apropos Taiwan. Es herrscht politisches Tauwetter zwischen der Insel und Festlandchina und auch die Communities im Ausland gehen aufeinander zu. Zum ersten Mal wurde die Exil-Taiwaner in Wien von Feiru Xie eingeladen, an den Neujahrsfeierlichkeiten teilzunehmen.
Wie der junge Zauberer, der die in China und Taiwan so beliebten Taschenspielertricks vorführte. Während seines Auftritts verteilte sein Freund Werbeflyer für Zauberunterricht an der Taiwanesischen Schule in Wien. Ob es denn nicht manchmal zu Spannungen zwischen Chinesen und Taiwanesen käme? „Nein! Wir haben uns alle lieb.“
Und als der Männerchor der chinesischen Botschaft alte kommunistische Schlager über Kameradschaft und die Genossen anstimmte, sangen, klatschten und schunkelten beide Nationen in schwärmerischer Nostalgie.