Festiwal filmowy fakultetu slowianszczyzny w Salzburgu- Filmfestival des Fachbereichs Slavistik der Uni Salzburg

Auch in diesem Semester veranstalten Mitarbeiterinnen des Fachbereichs Slawistik der

Universität Salzburg in Kooperation mit dem Neuen Mozartkino Salzburg eine polnisch-

tschechisch-russische Filmreihe, diesmal unter dem Motto Emigration – Länderwechsel –

Migration?

 

Programm:

 

18.04.2012

Trzy kolory: Biały / Drei Farben: Weiß (Frankreich/Polen 1993, Regie: Krzysztof Kieślowski)

19.04.2012

Osmdesát dopisů / Achtzig Briefe (Tschechien 2010, Regie: Václav Kadrnka)

23.04.2012

Szczęśliwego Nowego Jorku / Prosit New Jork (Polen 1997, Regie: Janusz Zaorski)

23.04.2012

Amerika (Tschechien 1994, Regie: Vladimír Michálek)

24.04.2012

Poltory komnaty, ili sentimentaľnoe putešestvie na rodinu / Anderthalb Zimmer oder

Sentimentale Reise in die Heimat (Russland 2008, Regie: Andrej Chržanovskij)

 

Ort: Neues Mozartkino, Kaigasse 3, 5020 Salzburg

Zeit: Beginn jeweils um 18.00 Uhr

Im Originalton mit deutschen oder englischen Untertiteln

Programmänderungen vorbehalten: www.uni-salzburg.at/slaw

 

Auf Ihr Kommen freuen sich die Organisatorinnen

Anna Atwińska, Anja Burghardt, Dagmar Žídková und Olga Caspers

 

Näheres zu den Filmen:

 

Trzy kolory: Biały / Drei Farben: Weiß

Die Tragikomödie Drei Farben: Weiß ist der zweite Teil der Drei-Farben-Trilogie des polnischen Regisseurs Krzysztof Kieślowski über die drei Farben der französischen Flagge, die symbolisch für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit stehen. Drei Farben: Weiß gilt als der leichteste und amüsanteste Film der Trilogie.

Die Französin Dominique lässt sich von ihrem Mann, dem polnischen Friseur Karol, scheiden. Aufgrund seiner Sprachschwierigkeiten hat Karol vor dem Scheidungsrichter keine Chancen: Er verliert nicht nur seine Frau, sondern auch den von seinen Ersparnissen gekauften Salon. Nach einem Neuanfang in Polen bringt er es zu einem kleinen Vermögen – das er benutzt, um sich an Dominique zu rächen…

Mit einer überzeugenden Story zeigt  Kieślowski in diesem Film,  dass die Menschen immer noch nicht gleich und die Ideale der Französischen Revolution  nicht  wirklich verwirklicht sind.

 

Osmdesát dopisů / Achtzig Briefe

Grundlage für den Film Achtzig Briefe, der autobiographische Züge aufweist, sind die Erinnerungen Wascheks (des Regisseurs) und die erhaltene Korrespondenz zwischen seinen Eltern. Der Vater emigrierte schon vor einiger Zeit nach Großbritannien, die Mutter versucht mit ihrem vierzehnjährigen Sohn aus der sozialistischen Tschechoslowakei ebenfalls auszureisen, denn für einen Mann, eine Frau und ein Kind, die in Gedanken immer zusammen sind, räumlich aber getrennt leben müssen, ist diese Situation kaum zu ertragen. Wie in einem Kammerspiel werden die Eintönigkeit und die Gleichgültigkeit, die in der Gesellschaft herrschen, mit der engen Verbundenheit von der Mutter, Waschek und seinem Vater kontrastiert. Der Film spielt in an einem einizgen Tag im März 1987.

 

Szczęśliwego Nowego Jorku / Prosit New Jork

Dieser Film ist eine Adaptation des Buches Szczuropolacy (dt. Ratten-Polen) von Edward Redliński. Wie in der literarischen Vorlage geht es in dem Film um eine Auseinandersetzung mit den Mythen und Mustern der polnischen Emigration in den USA. Am Beispiel von sechs Schicksalen zeigt Zaorski das langsame Scheitern polnischer Emigranten, die versuchen, in Amerika ein neues, besseres Leben zu beginnen und um jeden Preis den eigenen Familien und den Freunden ihren (nicht nur finanziellen) Erfolg beweisen müssen. Der american dream geht aber leider nicht so einfach in Erfüllung und die Protagonisten bleiben isoliert, einsam und in der eigenen Kultur und Sprache gefangen. Das Zusammenspiel zwischen dem Eigenen und dem Fremden wird hier anhand von prägnanten Szenen aus New York City präsentiert.

 

Amerika

Der erste Spielfilm von Vladimír Michálek ist von Franz Kafkas unvollendetem Werk Der Verscholle inspiriert. Der junge Karl Rossmann verlässt Prag, um bei seinem Onkel Jakob in Amerika zu arbeiten. Jakob ist Multimillionär, der seine gesellschaftliche Stellung und seinen Reichtum der Beförderung von Wasser verdankt. Karl arbeitet sich zwar schnell ein und gehört bald zu dem Wasser-Imperium, seine vielversprechende Karriere endet jedoch plötzlich nach einer schicksalhaften Begegnung. Er landet regelrecht in der Gosse und erfährt schmerzlich die Schattenseiten Amerikas.

 

Poltory komnaty, ili sentimentaľnoe putešestvie na rodinu / Anderthalb Zimmer oder Sentimentale Reise in die Heimat

Anderthalb Zimmer ist der Titel einer autobiographischen Erzählung des Literaturnobelpreisträgers Iosif Brodskij (1940-1996). Anderthalb Zimmer: das war die durchaus typische Wohnsituation in der Kommunalka, der sowjetischen „Zwangs-Wohngemeinschaft“, die die Lebenshaltung mehrerer Generationen mit prägte. Diesen Text nimmt der außergewöhnliche Film Andrej Chržanovskijs zum Ausgangspunkt. Außergewöhnlich nicht nur, weil er eine ganz eigene Verbindung von Brodksijs Leben und Werk mit einem Bild des damaligen Leningrads schafft, mit dem Exil in Amerika (1972 Brodskij wurde ausgebürgert und kam über Wien in die USA) und Bildern des heutigen St. Petersburg. Der Regisseur flicht in seinen Spielfilm dokumentarisches Material ein, das die Sowjetunion in den 1950er und 1960er Jahren aufleben lässt. In animierten Sequenzen wird der Kater, der Lebensbegleiter des Dichters, zur Hauptfigur. Dazwischen erklingen Originalaufnahmen von Brodskijs Rezitationen der eigenen Gedichte, ein wahres Hörerlebnis. Der Regisseur entführt die Zuschauer so in eine Bilder- und Geschichtenwelt, in der sich spielerisch Länder, Zeiten und natürlich Sprachen und Lebensläufe kreuzen.

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