Battle&Hum #82 am Samstag, 20.05.2017, 22:00 Uhr, diesmal mit Proleten!
Ein Gespenst geht um in Österreich. Bei genauerem Hinsehen gleicht es aber mehr einem klappernden Knochengerüst mit Leintuch-Burka. Ein Aufschrei geht durch die Massen, „Er hat Burka gesagt!“ Nein, in Österreich graben sie eher wieder den Hitler aus als dass hier irgendjemand laut „Kommunismus“ zu sagen wagt. Gesundheit! Der Adler ist schon lange gelandet und lahmt nur noch mit gebrochenen Flügeln. Vielleicht ist die Zeit der glorreichen Arbeiterbewegungen auch vorbei und die Totengräber warten nicht nur auf Django? Der Eindruck täuscht nicht, er erdrückt einen fast. „Prolet“ ist zum Schimpfwort geworden, genauso wie der Ausdruck „Sandler“ eigentlich nichts mehr mit der eigentlichen Bedeutung zu tun hat. Beide kommen aus dem Arbeiterleben wobei „Sandler“ von Anfang an negativ besetzt war.
Der Umstand oder besser Zustand der „Sandler“ führte wahrscheinlich indirekt sogar zur Gründung der SPÖ. Vor ca. 150 Jahren begann der Bau der Wiener Ringstraße und zu diesem Zwecke haben die Baulöwen damals schon Billigarbeitskräfte aus den Kronländern der Monarchie herbei gekarrt. Gar nicht bezahlt oder äußerst schlecht entlohnt war die Arbeit der Ziegelformherstellung. Die Negativform für die zu brennenden Ziegel musste mit Sand ausgestreut werden und „zack“ das war die Geburt eines neuen Begriffs. Heute würde man solche Berufsgruppen wohl als „working poor“ bezeichnen. Das Elend dieser Menschen veranlasste den Arzt Viktor Adler Maßnahmen gegen diese Ausbeutung zu ergreifen. Der Rest ist Geschichte und momentan in Auflösung begriffen.
Übertrieben glorifizieren (im Stile so mancher Sowjet Propaganda) sollten wir die Arbeit allerdings auch nicht. 8 Stunden am Tag irgendeine stupide Fließbandtätigkeit oder Künetten graben ist nicht gesund für Körper und Geist. Gerade deshalb dürfen die Gesetze zum Schutz der Arbeitnehmer nicht weiter aufgeweicht werden. Seid wachsam! Es kann nicht sein, dass zu Gunsten besserer Zahlen bereits errungene Standards wieder aufgeweicht werden. Leider reicht oft schon ein kleines Kettenrasseln der Firmen Mogule (siehe öst. Kracherlhersteller) und alle – inkl. Politik – kuschen. Genau, und dann das Zeug noch literweise in sich rein schütten um bei der Arbeit munter zu bleiben. Meine lieben Milliardäre, bitte gründet eine Who‘s the Depp Gruppe und zwitschert‘s euch den gequirlten Dung gegenseitig ins Hirn. By the way, seid froh dass euch den Reichtum keiner wegnimmt denn eigentlich hat Proudhon recht: Eigentum ist Diebstahl!
Battle&Hum, wie immer im Auftrag der Befreiung der unteren Klassen unterwegs, hält wie immer im Mai die rote Fahne der Arbeiterlieder hoch. Traditionellerweise laden wir uns oft Gäste ins Studio, heuer müssen wir das leider in den Sommer verschieben oder nehmen wir den Oktober und spielen die Todesnacht von Stammheim zum 40 jährigen Jubiläum nach? Die heimische Arbeiter- und Protestlied Szene ist ziemlich überschaubar, es waren einmal die Schmetterlinge. Der Ostbahn Kurti hat sein Potenzial leider zugunsten eingewienerter Schweinerock Songs der Vollbart Texaner ZZ Top verspielt. Mit einem gewissen politischen Anspruch fällt mir aktuell eigentlich nur Gustav ein. Ansonsten eher ein verwelken der Nelken. Wir werden am kommenden Samstag den 20.05.2017 ab 22:00 Uhr also auch ein bisschen über den Tellerrand und über den großen Teich hinaus schauen bzw. hinaus hören. Hoch der 1. Mai!
MC Wuh