Aktion „Sicher Unterwegs“ in Kooperation mit Salzburger Schulen
Im Rahmen der Aktion „16 Tage gegen Gewalt“ bieten make it – Büro für Mädchenförderung des Landes Salzburg, eine Einrichtung des Landesjugendreferates in Kooperation mit Akzente und dem Büro für Frauenfragen und Chancengleichheit, die Selbsthilfegruppe „überlebt“ und das Frauenbüro der Stadt Salzburg auch heuer wieder ein Präventions-Projekt mit dem Titel „Sicher unterwegs“ an. Es richtet sich an Schülerinnen und Schüler der 7., 8. und 9. Schulstufe (12 bis 15 Jährige) und thematisiert „Sexuelle Belästigungen“ und „Sexuelle Übergriffe“.
Mehr als 500 Schülerinnen und Schüler haben sich angemeldet.
„Die Zusammenarbeit mit den Schulen ist uns deshalb so wichtig, da damit ein repräsentativer Querschnitt der Jugendlichen erreicht werden kann. Nimmt tatsächlich eine gesamte Schulklasse an den Workshops teil, so kann davon ausgegangen werden, dass in etwa zwei Betroffene darunter sind“, meint Bürgermeister Heinz Schaden. „Ziel der Workshops ist es daher auch, Mädchen und Burschen mit Missbrauchserfahrungen ernst zu nehmen und ihnen konkrete Hilfsangebote näher zu bringen“, sagt Schaden weiter.
Die Workshops im Marmorsaal des Schlosses Mirabell finden von 27. November bis 7. Dezember 2006 statt, jeweils am Vormittag für die Dauer von ca. 90 Minuten je Gruppe. Im Rahmen der Workshops wird auch auf das Projekt „Talk about it – Radio gegen sexuellen Missbrauch“ hingewiesen.
Ausstellung „Seelen brechen leise“
Seit 2001 gibt es in Salzburg die Selbsthilfegruppe „Überlebt“ für Mädchen und junge Frauen die sexuell missbraucht wurden, ein Angebot, das österreichweit einzigartig ist. Aus der Arbeit in den Selbsthilfegruppen entstand das Projekt „Seelen brechen leise – es hat uns so verletzt.“ Ergebnis dieses Projektes war eine Ausstellung und eine Broschüre.
An dem Projekt nahmen im Zeitraum von November 2003 bis Oktober 2004 Betroffene im Alter zwischen 14 bis 19 Jahren teil. Dabei handelte es sich um Mädchen und junge Frauen mit und ohne Behinderungen sowie aus unterschiedlichen Herkunftsländern. Sie wurden dabei von einer professionellen Begleiterin unterstützt.
Ziel war es, betroffenen Mädchen und jungen Frauen einen Raum zu geben, in welchem sie in kreativer Weise ihre Missbrauchserfahrungen zum Ausdruck bringen konnten. „Durch die kreative Auseinandersetzung haben die Mädchen und jungen Frauen Schritte aus ihrer Isolation gefunden. Sie sind sich dabei auch ihrer Stärken und Fähigkeiten bewusst geworden und möchten auch andere Betroffene dazu ermutigen, ihr Schweigen zu brechen und ihre Missbrauchserfahrungen mitzuteilen“, erläutert die Projektinitiatorin Teresa Lugstein.
Die Bilder und Texte der betroffenen Mädchen sind Inhalt der Ausstellung im Schloss Mirabell. Die Beiträge, die im Schutz der Anonymität erarbeitet wurden, machen die tiefgreifenden und nachhaltigen seelischen Verletzungen sichtbar, die sexueller Missbrauch, Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe bewirken.
Fortbildung für PädagogInnen
Auch PädagogInnen brauchen Unterstützung wenn sie von betroffenen SchülerInnen mit dem Thema „Sexuelle Gewalt“ konfrontiert werden. Daher gibt es am 11. Dezember 2006 eine Fortbildung für PädagogInnen, die unter anderem folgende Themen beinhaltet:
* Was sollte ich im Umgang mit traumatisierten Gewaltopfern beachten, was gilt es zu vermeiden?
* Wenn der Verdacht auf sexualisierte Gewalt besteht, wie gehe ich damit um – wie kann ich ein Erstgespräch gestalten?
* Auf welche spezifischen Beratungsstellen und psychotherapeutischen Angebote kann ich verweisen?
Polizeiliche Maßnahmen
Nur ein geringer Prozentsatz der Fälle wird angezeigt und gerichtlich verfolgt. Dies ist ein äußerst geringer Anteil, da viele Opfer überhaupt nicht oder erst nach vielen Jahren über das Geschehene reden können. Eine weitere Hürde liegt darin, sich einer fremden Person anzuvertrauen.
„Dabei wird innerhalb der Polizei in Fällen sexueller Übergriffe auf besonders sensiblen Umgang bedacht genommen“, meint Chefinspektorin Ariane Winkler. So besteht die Möglichkeit eine Vertrauensperson beizuziehen sowie das Recht auf die Vernehmung durch eine Beamtin. Bei jungen Betroffenen kann aus Rücksicht auf das Opfer auf eine Vernehmung verzichtet werden, um die Belastung durch Mehrfachbefragungen zu vermeiden.
Bei der polizeilichen Einvernahme wird das Opfer ausführlich über die Rechte, das Procedere des weiteren Verlaufs des Verfahrens sowie über die Inanspruchnahme von Hilfeleistungen informiert. Die Aussagen des Opfers zum Geschehen werden von den BeamtInnen ausführlich dokumentiert.
„Erfolgte vor der polizeilichen Befragung bereits eine Information durch eine Opferschutz-Einrichtung wirkt sich dies positiv auf die polizeiliche Einvernahme aus. Das Opfer ist dadurch schon vorinformiert und weiß, was auf es zukommt. Die Polizei arbeitet mit den Opferschutz-Einrichtungen eng und gut zusammen“, sagt Ariane Winkler.
Laufende Schulungen innerhalb der Polizei garantieren eine sensible Vorgehensweise. Darauf wird großer Wert gelegt.