Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 16.Dezember – Musik zur Jahreszeit aus dem Fundus unserer alterslosen Begegnungen. Diesfalls eine auf 5000 handsignierte Exemplare limitierte Sonderausgabe zum bevorstehenden 30-jährigen Bandjubiläum von The Waterboys. Bereits seit den frühen 80er Jahren prägen die unterschiedlichsten Musiker rund um Mastermind Mike Scott und Oberfiedler Steve Wickham einen ganz eigenen Stilmix, der sich nur schwer in Kategorien wie Celtic-, Elektro-, Northern-, Folk-Rock oder Ähnlichem fassen lässt. Immer waren sie damit jedenfalls einzigartig und originell, in ihrem Sound experimentierten sie von Anfang an auch mit E-Geige und Sythesizer, dazu vor allem live meist treibendes Schlagzeug, das an die frühen U2 gemahnte. In der Post-Punk und No-Wave Szene der späten 80er sorgten sie so für genre-übergreifende Inspiration und wagten auch selbst wiederholt die Grenzauflösung in Richtung Soundscape und Spokenword. Wir präsentieren also (fast) das ganze Tour-Album „Cloud of Sound“ aus dem auch fast schon vergangenen Jahr 2012 🙂
Meine persönliche Anekdote von der Wiederentdeckung der Waterboys ist schnell erzählt: Fast schon in Vergessenheit geraten war der angenehme Soundtrack, der so oft zur Entspannung einiger überhitzter Kunstrebellen in unseren Wiener Musiker-WGs gelaufen war. Da stieß ich im Vorjahr bei der Vorbereitung einer gemeinsamen Nachtfahrt irgendwo im Internet auf die geniale Liveversion von „The Pan Within“ aus dem Album „Karma To Burn“ – und diese gut 13 Minuten sind mit Sicherheit das Extatischste, was mir in den letzten Jahren musikalisch zum Thema „richtig feiner Sex“ untergekommen ist! Und so ein Erlebnis macht natürlich noch neugieriger. Also besorgte ich mir einige Zeit später das 1993er Album „Dream Harder“, auf welchem ich „The Return of Pan“ entdeckte – und siehe da, mir öffnete sich eine Dimension des Schaffens dieser genialen „mehr als nur Musiker“, die ich bislang so noch nicht gekannt hatte: Die immer wieder aufgegriffene Thematisierung von vorchristlichen Götterwesen und mythologischen Gestaltungen in einem sehr realen, lebenspraktischen Zusammenhang. Man könnte sagen, The Waterboys projizieren alltägliche Liebesdinge und Seinszustände auf ausgewählte „Gottheiten“ von der griechischen Antike bis zur frühkeltischen Sagenwelt – und vertreten somit elegant jene These, dass es sich mit einem Himmel voller verschiedener Götter wohl bei weitem angenehmer leben ließe als mit einem – sagen wir mal – monotheistisch gleichgeschalteten Jenseits. 😉 In diesem Sinne – viel Vergnügen mit einer (fast) ganzen Stunde voller Leidenschaft, Soundpoesie und Verzückung!
Inzwischen gibt es auch unsere mitternächtliche Adventveranstaltung vom 14. Dezember online nachzuhören – die Vorweihnachts-Nachtfahrt „Christgsindlmarkt“ mit hintergründigen Gedanken zu Freud und Leid von Familienfeiern, dem Sozialstress von verordnetem Verhalten sowie dem eigentümlichen Verschwinden der eigentlichen Zeit. Eine atmosphärische Annäherung an einen möglichen Freiraum der Phantasie…