Lebenswertes Hundeleben – trotz Behinderung?!
Sieht man mehr behinderte Hunde, weil es ein Trend ist, einen Hund mit Handicap aus dem Tierschutz zu sich zu nehmen? Oder sieht man sie deshalb, weil nicht mehr so schnell euthanasiert wird, wenn ein Hund durch Krankheit, Alter oder Unfall eine Behinderung erleidet? Wie auch immer, es ist augenscheinlich, dass mehr Hunde mit Behinderung mit uns leben als früher. Ist das nun besonders schwierig? Sind diese Hunde „glücklich“ oder sollte man sie „erlösen“, weil sie eine Behinderung haben?
Tuffy läuft auf 3 Beinen durchs Leben und zwar durch ein durchaus glückliches, wie uns Frauchen Claudia erzählt. Auch mit anderen Hunden kommt Tuffy gut zurecht. Nur bei allzu wilden Spielgefährten muss Claudia manchmal schützend eingreifen, damit er nicht über den Haufen gerannt wird. Für Claudia jedenfalls ist Tuffy ein ganz toller Hund mitsamt seiner Behinderung.
Nicht nur privat sondern auch beruflich mit Hunden zu tun, hat Mag. Alexandra Wischall-Wagner. Sie ist Psychologin und bietet in ihrer Hundeschule „Freud und Hund“ ganzheitliches Hundetraining an. Ihrem Weimaraner-Jungspund Linus ist es zu verdanken, dass Frau Mag. Wischall sich besonders für das Leben und die Erziehung von behinderten Hunden interessiert. Auch Linus hat eine Behinderung: er ist blind. Linus, Grauer Star, ist schon richtig prominent, seine FB Seite Blind Dog Linus hat eine ganze Menge Fans, die er mit Fotos, Videos und Geschichten aus seinem Alltag unterhält.
Unter anderem haben wir uns über die Kennzeichung von blinden Hunden unterhalten. Linus hatte eine solche Kennzeichnung (drei schwarze Punkte auf gelb), die er aber kaum mehr trägt. Abgesehen davon, dass manche Menschen daraus schlossen, das Frauchen sei blind, gibt es noch einen Grund, warum er die Kennzeichnung kaum trägt:
„Ich wollte, dass er als ganz normaler Hund gesehen wird, dass man ihm ganz normal begegnen kann und ihn nicht ständig bedauern muss….“
Was heißt schon Behinderung?
Linus soll als der Hund wahrgenommen werden, der er ist: lustig, fröhlich und durchaus in der Lage, ein schönes und hundgerechtes Leben zu leben!
Linus ist ein echter Weimaraner und seine Nase ist demnach sein wichtigstes Instrument. Mantrailing oder Verlorensuche sind seine absoluten Beschäftigungsfavoriten – ungeachtet seiner Behinderung.
Wichtig ist es, dass sein Mensch fürsorglich und vorsorgend mit ihm umgeht und z. B. beim Spaziergang Fallen und gefährliche Stellen erkennt und dem Hund entsprechend signalisiert.
Hunde leben im Hier und Jetzt, sie lieben das Leben und mit ein bisschen Unterstützung und Verständnis und vielleicht der einen odr anderen Veränderung im Alltag kommen behinderte Hunde erstaunlich gut zurecht.
Wie traurig, dass die BesitzerInnen behinderter Hunde immer wieder – womöglich von völlig Fremden – hören, der Hund hätte kein lebenswertes Leben und man sollte ihn doch „erlösen“.
Doch Linus, Tuffy und Cleo zeigen, wie glücklich behinderte Hunde sein können und stehen stellvertretend für viele Hunde mit Behinderung, die dank eines liebevollen Umfelds ein lebenswertes und hundgerechtes Leben führen dürfen.
Servicebox:
Buchempfehlungen
Gelähmte Hunde: Ratgeber für Hundebesitzer, Tierärzte und Interessierte, Katharina-Hengl-Schmidl
In der Welt der Stille, Barry Eaton, Clarissa v. Reinhardt
Siehst du es? Leben mit einem blinden Hund, Corinne Egger und Romy Illi
Die Musik zur Sendung:
Tori amos – You can bring your dog
Vorschau auf die nächsten Sendungen:
Hundehaltung in der Stadt: Artgerecht? Rücksichtslos? Ein Kompromiss?
Tierkommunikation: Möglichkeiten und Grenzen – Gespräch mit Mag. Elisabeth Berger, www.online-mit-tieren.at
Kollege Hund: der Hund am Arbeitsplatz
Erziehung ersetzt Bindung? Oder doch nicht? mit Mag. Iris Schöberl, www.der-hund-und-du.com.
Sendung anhören:
Live auf der Radiofabrik 107,5 oder per Livestream immer am 2. Mittwoch im Monat um 12:08 Uhr und am 2. Donnerstag im Monat um 19:06 Uhr. Nachhören ebenfalls über die Radiofabrik oder über den Hunderunde Blog.
Feedback und Kontakt: Karin Immler, www.knowwau.com