In unserem letzten Rückblick auf das 15. Kofomi 2010, das von 9. bis 18. September in Mittersill stattgefunden hat, geht es um drei Persönlichkeiten aus dem Österreichischen Musikleben, die sich auf eine eher magische Weise, Musik zu machen, beziehen: Improvisation, lebendige musikalische Kommunikation, der sich auch das Publikum nicht entziehen kann beziehungsweise dieses mit einbezieht. Am Abend des 17. September trafen sich die Geigerin Annelie Gahl, DJ Electric Indigo alias Susanne Kirchmayr und Gitarrist Burkhard Stangl im Kofomi-Laboratorium III im BORG-Mittersill. Ihre Musik öffnete einen Raum, der die Ausführenden wie die Zuhörenden gleichermaßen aufnahm. Die drei trafen sich schon zwei Tage vorher in Mittersill, um das Konzert vorzubereiten, aber nicht im traditionellen Sinn um zu proben, sondern vor allem einander musikalisch kennen zu lernen. Zurückhaltend subtil und im Mittelteil rhythmisch forcierender verlief der musikalische Bogen des Trios, das in dieser Zusammensetzung vorher noch nicht zusammengearbeitet hat. Laborsituation oder Konzert, die Freude vor allem am musikalischen Kommunizieren sprang bald auch auf das Publikum über. (Annelie Gahl, Violine, Susanne Kirchmayr, Elektronik, und Burkhard Stangl, Gitarren und Elektronik, aufgenommen am 17. September in Mittersill)
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LSD – tripping
„Mostly influenced by silence“ sagt der junge Musiker Daniel Lercher selbst über sich und seine Arbeit. Wir bringen ein Portrait des Ensembles LSD und Vorstellung des neuen Debutalbums dieses jungen Wiener Improvisationstrios „LSD – Tripping“ in unserer Sendung am 4. 4. 2010. LSD steht für die Namen der drei MusikerInnen Daniel Lercher (electronics), Bernhard Schöberl (guitars) und Gloria Damijan (piano/toy piano), die einem größeren Netzwerk für elektroakustische improvisierte Musik bzw. Klangkunst angehören.
Der Titel der neuen CD – LSD-tripping – ist aber auch eine Anspielung auf die gleichnamige halluzinogene Droge Lysergsäurediethylamid und die damit verbundene Reise in andere Bewusstseinszustände. In den 60er-Jahren, als Timothy Leary den freien Zugang zu psychedelischen Drogen für alle forderte, begleitete LSD vor allem die Hippiebewegung, um erst wieder ab etwa 1980 im Rahmen der Technoszene erneut eine Rolle zu spielen.
Dieser andere Zustand wird – um wieder zur Musik zurückzukehren – wird von den drei MusikerInnen sehr sorgfältig und wie ein Teppich ausgebreitet, der dann –so man sich auf diese musikalische Reise einlässt- langsam vom Boden der Alltagsrealität abhebt.
Der auch bei Robert Musil zu findende Begriff des anderen Zustands meint eine Befindlichkeit, die auf eine andere Ebene führt, diese existieren lässt, auch wenn dieser andere Zustand nur vorübergehend ist. Diese andere Ebene ist die als Netz ständig in Bewegung stehender Ströme erlebte Welt, – die Welt einer Folge vorübergehender Zustände und hinfälliger Momente, übereinander gestapelter Schichten, ständiger Wandlung der Positionen und der sich durchkreuzenden Kräfte. Dieser Zustand der Unbestimmtheit sei die Möglichkeit eines Handelns, das das Erreichen der Selbstbestimmung des Gefühls als Welt zeitige. Das beschreibt – soweit Musik überhaupt beschreibbar ist – diese Musik schon ziemlich genau.