> Sendung: Artarium vom Sonntag, 18. August – Der Herr Professor von der Universitätssternwarte in München hat ein vielbeachtetes Sachbuch geschrieben, dessen harter Titel uns sogleich sympathisch war: “Die Menschheit schafft sich ab – Die Erde im Griff des Anthropozän – Zum Stand der Dinge”. Das Besondere daran ist, dass hier ein anerkannter Wissenschafter den Weltbildern der Wunschdenker “an den Karren fährt”, wie es der geschätzte Gunkl ausdrückt, der im übrigen sogar gelegentlich gemeinsam mit ihm auftritt. Wir verwenden in dieser Sendung das Buch, das uns der Komplett-Media-Verlag zur Verfügung gestellt hat, und Ausschnitte einer Lesung des Autors (mit Publikumsgespräch) in der Buchhandlung Hugendubel. Am nächsten Sonntag gibts dann Harald Leschs gleichnamigen Vortrag auf die Ohren.
Der Themenkreis “Überleben der Menschheit” ist ja tatsächlich seit vielen Jahren ein Dauerbrenner. Doch zum Glück spitzt sich die Frage, ob und wie wir als Spezies Mensch die weltweit zunehmende Zerstörung unseres Planeten überstehen können, in letzter Zeit ebenso zunehmend zu. Themen wie Erderwärmung, industrialisierte Landwirtschaft, Artensterben, Plastikmüll, Überbevölkerung und Ressourcenknappheit drängen trotz vehementer Abwiegelungen vermehrt in unser Bewusstsein. Die Allianzen derer, die “eine gedeihliche Zukunft für alle” etablieren wollen, werden ebenfalls immer bunter und vielfältiger. Da ist eine Krisis in Sicht, die diesen Namen endlich verdient. Wie aber kann eine darauf folgende Katharsis beschaffen sein?
Hier stehen wir nun genau an der feinen Grenze zwischen Wissen und Handeln, die dieses Buch auszeichnet, und die darin auch nicht ratgeberdumm überschritten wird. Der geheimnisvolle Übergang zwischen seinem Inhalt und dessen Auswirkung in der Lebenswelt der Leser*innen bleibt respektvoll gewahrt. Der liminale Zustand muss auch beschützt werden, sonst gelingt die Transformation der Reisenden in etwas Neues nämlich nicht. Genau darum geht es aber derzeit für die gesamte Menschheit: Eine radikale Verwandlung der gesellschaftlichen Strukturen, weg von der Herrschaft der Wenigen und ihrer Profitmaximierung auf Kosten der Allgemeinheit, und hin zu einem “gedeihlichen Gemeinwesen”, das die Reichtümer der Erde gerecht aufteilt, und das so auch die Zukunft des Lebens auf diesem Planeten sicherstellen kann.
Nicht umsonst trägt ein Kapitel die Überschrift “Empört euch!”, just dieselbe wie eine Vermächtnisschrift von Stéphane Hessel oder ein mit dieser zusammenhängendes Lied von Konstantin Wecker. In diesem Sinne…