> Sendung: Artarium vom Sonntag, 24. Oktober – “Österreich ist frei!” Das soll er gesagt haben, der Leopold Figl. Und abends im Zwölf Apostelkeller, da soll er auch schon mal gekifft haben (hat Hans-Georg Behr erzählt). “Wir freuen uns alle …”, hat die Lehrerin in der Volksschule gesagt, und wir “durften” uns rotweißrote Fähnchen basteln für den nationalen Feiertag. Wir lernten “Heimat bist du großer Söhne” singen, die Dichterin der Hymne hat die Töchter natürlich damals schon “mitgemeint”. Der eine oder die andere hat durchaus versucht, hinter die verordnete Volksfreude und Glückseligkeit zu schauen im Land der vielen Vaterunser, diesem Paternosterreich. “Auffe, owe, auffe, owe …” Wer soll sich da noch auskennen? Besinnen wir uns aufs Wesentliche, nämlich aufs Essen. Bereiten wir uns einen festlichen Ohrenschmaus!
Ein mehrgängiges Menü mit Musik, dessen Zutaten immerhin einige der große Söhne und Töchter unserer schon sehr speziellen Weltgegend sind. Als Ohrspeise (amuse geule) ein Pasticcio aus Elfriede Jelinek “Oh du mein Österreich! Da bist du ja wieder!” und Ernst Molden sowie Der Nino aus Wien mit ihrer Würdigung an Wolfgang Ambros “Wie wird des weitergehn?” nebst der bekannten Gewürzmischung aus den üblichen Artarium-Signations, serviert mit etwas Lukas Resetarits.
Um vorab nicht zuviel zu verraten, denn es ist eine hohe Kunst, die jeweiligen Zutaten auszuwählen, ihrem Eigengeschmack entsprechend aufzubereiten, sie zu einander in Beziehung zu bringen und sie sodann in bekömmlicher Aufeinanderfolge auftreten zu lassen, um also vorab nicht allzuviel auszuplaudern, wollen wir hier nur die weiteren Ingredienzien und Spezereyen anführen, aus denen wir dies Festmahl zur Feier des Feierns zubereiten, und die in ihrer Gesamtheit den berühmten “roten Faden” durch das Thema der Sendung ergeben (oder halt auch mehrere) – hören sie genau Hirn:
So der jahrelang in vielen Gassen hansdampfende Musiker, Autor und Filmemacher Peter J. Gnad, dessen Frage “Wie lange noch?” unsere “Insel der Seligen” wieder in den globalen Kontext befördert, in dem sie sich schließlich – ungeachtet jeglicher Mehlspeisromantik – doch befindet. Oder der durchaus berühmte Schriftsteller und Mythenerzähler Michael Köhlmeier, der sein jüngst erschienenes Trumm von einem Roman höchstselbst als über 40-stündiges Hörbuch eingelesen hat, dessen Rolle als “Gewissen der Nation” ihm allerdings weit weniger Ruhm einbringt. Große Söhne…
Große Töchter! Sandra Kreisler, Dreifachstaatsbürgerin (Deutschland, Österreich, USA) und Tochter des großen Sohnes Georg Kreisler (ein Wiener, der seine von den Nazis aberkannte Staatsbürgerschaft nie wieder zurück bekam und, fast möchte man sagen zufleiß, in Salzburg starb). Sie ist engagierte Verfechterin jüdischen Lebens und jüdischer Kultur und stilsichere Interpretin der genialen Lieder ihres Vaters, die wir bekanntlich sehr schätzen. Als Sängerin von Wortfront gibt sie die “Klofrau vom Kanzleramt”. Im Paternosterreich gehts halt auch “auffe, owe, auffe, owe…”
Das obligatorisch Regionale wird bei uns heute verkörpert von Wilfried “Lauf Hase Lauf” sowie von Fritz Messner und den Querschlägern “Da tamische Franz”, denn auch (und vor allem) in der “Heimat” gibt es Gründe genug, seine “Füße in die Hand zu nehmen” und sich “an den äußersten Rand der Mehrheizgesellschaft zu verziehen”. Wir haben immer schon unser besonderes Augenmerk auf all das Verdrängte und Verleugnete rings um uns gerichtet, auf all das in Menschen- wie in Gefühlsgestalt Abgelehnte, Abgewertete, Ausgestoßene. DAS fehlt nämlich zum großen Ganzen.
Aber gehört sich das – ausgerechnet am verordneten Feiertag? Was sagt denn der Sepp Forcher dazu? Ach so – na ja – dann sind wir doch wieder beruhigt …
Und Mahlzeit!