Patti Smith – Horses (Album)

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 14. Mai – Patti schnappt sich ihren schwarzen Mantel. ihre Wollmütze. ein Buch, Stift, Notizblock, und den Glücksbringer des Tages. draußen schneit es oder auch nicht. es regnet oder auch nicht. sie beeilt sich. sie lässt sich Zeit. sie fühlt sich bereit und hinterfragt diese Kraft. jung ist sie. eine alte Seele. vom Leben mehrfach geprüft. dem Tod schon oftmals begegnet. hat Legenden getroffen und die Samen ihrer eigenen gesät. zuversichtlich. leidenschaftlich. voll der Liebe zur Kunst. keinen Plan B im Gepäck. alles auf eine Karte gesetzt. glückliche Zufälle. Schicksalsfügungen. Lichtmenschen. und im Herzen der unaufhaltsame Drang zu dichten. atemlos. intensiv. gemeinsam zu improvisieren. Sprache ist Musik ist Sprache ist Musik ist Göttliches auf Erden ist ein Blatt, das den Spiegel eines Sees rührt ist das Surren von Verstärkern ist das Platzen einer Arterie ist der Flügelschlag eines Schmetterlings ist ein ungehörter Schrei ist das Kratzen des Stifts am Papier ist ein Kuss ist Windhauch ist Herzschlag ist Stille zwischen den Tönen, den Worten.

Patti Smith Horsesam 2. September 1975 öffnet Patti Smith die Tür zum Electric-Lady-Studio. sie denkt an Jimmy Hendrix. im Studio A wartet am Mischpult ihr Produzent John Cale. im Aufnahmeraum baut die Band das Equipment auf. 5 Wochen später ist ihr erstes Album geboren: Horses. Rock’n’Roll und Poesie. zu einer mächtigen Einheit verschmolzen, die ihresgleichen sucht. sie singt und rezitiert von Verwandlung und Verantwortung. vom Sterben und Lieben. eine Deklaration der selbstbestimmten Existenz. Visionen zu Sound und Rhythmus geronnen. und ahnt naturgemäß nicht, dass sie eines der bedeutendsten Alben der Rockmusikgeschichte gefertigt hat. dass dieses Album unzählige Menschen begleiten und inspirieren wird. dass sie eines Tages zur „Godmother of Punk“ gekrönt wird. oder, dass zwei Radiopiratenhasen, fast 50 Jahre nach der Veröffentlichung, dieses Album als Muttertagsgeschenk in voller Länge zu Gehör bringen. das nicht minder geniale Coverfoto stammt von Robert Mapplethorpe, einem der wichtigsten Menschen in Patti Smiths Leben, über den sie in „Just Kids“ schreibt: „Am Ende wird man die Wahrheit in seinem Werk finden, der eigentlichen Verkörperung des Künstlers. Sein Werk wird nicht vergehen. Es entzieht sich dem menschlichen Urteil. Denn die Kunst besingt Gott und ist letztlich sein.“ 

Wie sehr und wozu Patti Smith uns und andere Salzburger Kunstkinder über viele Jahre inspiriert hat, das zeigen zum Beispiel die Sendungen “Female. Feel male.” vom August 2011 (hier das Programm zu lesen) oder “Horses” über ein geniales Theaterstück vom April 2017. Zudem ein unlängst wiederentdeckter Text namens “Male. Feel female? Fuck!”

Alles Liebe!

 

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