Der Ast, auf dem wir sitzen

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 21. NovemberGibt es noch Hoffnung? Oder haben wir den Ast, auf dem wir sitzen, inzwischen unumkehrbar abgesägt? Ist die menschliche Spezies zum Aussterben verurteilt? Oder können wir (als die gesamte Menschheit) die Folgen der von uns verursachten Umweltschäden noch rechtzeitig in den Griff bekommen? Kann das bei einer Weltbevölkerung von fast 8 Milliarden (und weiter steigend) überhaupt gelingen? Oder sind wir längst über den sprichwörtlichen “Point of no Return” hinaus geraten? Inhaltlich überaus passende Gedanken zum sogenannten “Totensonntag”, doch denken wir dabei einmal nicht nur an diejenigen, die bereits gestorben sind, sondern vor allem auch an die, die noch sterben werden, und an die nach ihrem Tod niemand mehr denken kann, weil es niemand mehr gibt.

Der Ast, auf dem wir sitzenEs war in den späten 70ern, als sich das No-Future-Lebensgefühl auch hierzulande auszubreiten begann und Bands wie Joy Division diesem existenziellen Vorauswissen unser aller Vergänglichkeit musikalischen Ausdruck verliehen – es begab sich also zu jener Zeit, dass im ZDF der Psychiater, Autor und Journalist Hoimar von Ditfurth den Zweiteiler “Der Ast, auf dem wir sitzen”, man muss geradezu sagen, vor die Säue warf. Denn nach wie vor sind “Meinungen”, die etwa den Klimawandel leugnen oder verharmlosen, im öffentlichen Bewusstsein oft prominent vertreten, und das nicht nur bei den üblichen Verschwörungsepileptikern. Die erwähnte Sendung stammt aus dem Jahr 1978 und präsentiert eine Reihe von Erkenntnissen und Überlegungen, die heute noch genauso gültig und bedeutsam sind wie damals vor über 40 Jahren. Sie sind zeitlos und genau deshalb verstörend. Und sie erweisen sich (von heute aus betrachtet) im besten Wortsinn als prophetisch.

So ist beispielsweise ihre Vorhersage der Erderwärmung durch Zunahme von CO2 in der Atmosphäre (2°-3° Celsius bis 2050) erstaunlich präzise. Oder legt derlei den Schluss nahe (wie vielerorts im Internet behauptet), dass die “Systemmedien” schon seit den 70ern eine “Klimahysterie” betreiben? Ist das dazugehörige Video auf dem Kanal “Klimaquatsch” ein Webfail des Betreibers oder eine listige Einflößung von Fakten in die “Diskussion” der Schwurbler? Wie dem auch immer sei, den Zorn der Zuspätgeborenen sah von Ditfurth damals jedenfalls schon voraus. How dare you?

Einzig die Überbevölkerung, die er damals als die allen Umweltproblemen zugrunde liegende Ursache heraus arbeitete, scheint seitdem ein Tabuthema geworden zu sein. Ich erinnere mich an das peinlich betretene Schweigen, das am 80. Geburtstag von Arik Brauer in einer ORF-Livesendung ausbrach, als der Jubilar auf die Frage nach dem seiner Meinung nach größten Problem der Menschheit zur Antwort gab: “Dass es immer mehr werden.” Deshalb widme ich diese Sendung auch meinem einstigen Biologielehrer Peter Reischütz, der schon in den 80ern über den Tellerrand dachte.

Gibt es noch Orte, wo wir hin können …

PS. Wo wir heute im Hinblick auf unser Aussterben oder Überleben stehen, könnt ihr euch leicht am Beispiel der weltweiten Wasserkrise (eine ARTE-Doku) ausrechnen. Da kommt richtig Stimmung auf!

 

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