„Di che reggimento siete fratelli? Parola tremante nella notte…“

WWI War Poetry is a very wide topic, much too vaste to be exhausted in a short radio show: hundreds of texts, many authors and complex cultural backgrounds should be taken into account.

The task could be easier if we limited our task to a single country or even a single author, but this would go against the purpose of this project. Stimmen aus den Schützengräben is, and must remain, a multilingual show where the lost voices of all Europe merge together in unison. We want to broaden horizons, not to narrow them down.

The verses we selected are not only written in different languages but also with different mastery. The first poem comes from the war journal of German soldier Philipp Schopp (see episode #4) and was composed after a night shift.

Digital StillCamera
Philipp Schopp’s identification tag

 

Auf einsamer Wacht
(Nachts 9-12 Uhr, geschrieben am Morgen von 6-8 Uhr, 9. 10. 15)

Draußen im Felde auf einsamen Wegen,
Sitzen 8 Männer im rieselnden Regen.
Dunkel ist die Nacht;
Schwarze Wolken ziehen mit großer Macht.
Scheinwerfer blitzen hüben und drüben,
Leuchtraketen schießen deutsche und finnische Schützen.
Rechts über der Strypa, da brennt ein Panjehaus.
Das Stroh verbrennt mit Frucht, Maus und Laus.
Vor und links davon sitzt der Feind,
mit Raketen er unsere Front bescheint.
Deutsche Patrouillen gehen und kommen,
Das neueste vom Posten wird mitgenommen.
Und unter den 8ten, da sitzt ein Rekrut
Tapfer und treu mit frischem Mut.
Hatte vor kurzem noch auf der Schulbank gesessen,
Dann vom 7. 9. Galizien durchmessen.
Hatte geträumt von Alpen, Rhein und Mo(se)l,
Mußte hinaus bis vor Tarnopol
Hatte gerungen und errungen seinen Stand.
Lehrer war er geworden im hessischen Land.
Fern liegt er nun von Mutter und Bruder,
um zu kämpfen gegen das russische Luder.
Er denkt an die Heimat, an seine Lieben,
an sein späteres Leben, an den ersehnten Frieden.
Der Herrgott wird geben ihm seinen Segen,
Und ihn beschenken auf all seinen Wegen.

 

The second poem belongs to the collection „L’allegria“ (1931) by Giuseppe Ungaretti, perhaps the most influential Italian poet of the 20th century. „Fratelli“ was composed on the 15 July 1916, after one year of war against Austria. The verses are broken like the man who wrote them.

Giuseppe Ungaretti during the war
Giuseppe Ungaretti during the war


Di che reggimento siete

fratelli?

Parola tremante
nella notte

Foglia appena nata

Nell’aria spasimante
involontaria rivolta
dell’uomo presente alla sua
fragilità

Fratelli

 

Like Ungaretti, many felt the urge to abandon traditional poetry and experiment with new ways of expression. Others, on the other hand, kept using conventional meters and forms. The following sonnets were written by Hans Ehrenbaum (1889-1915), German soldier who died on the Eastern front.

The sonnets were kindly made available by the Brenner-Archiv (Universität Innsbruck). Their publishing history is listed in: “Eberhard Sauermann (Hg.): Schützengrabengedichte. Online-Anthologie. http://www.uibk.ac.at/brenner-archiv/editionen/ged_wk1/schuetz_ged.html.”

Sonette aus dem Schützengraben

I.
Wir haben die Gewehre in den Händen
Und stolpern langsam durch die schwere Nacht.
Wir hören flüstern, wenn das Astwerk kracht,
Und keiner weiß, wo unsere Reihen enden.

Da kommt vom Feind, der sern verborgen steht,
Ein Stoß von Licht ins Dunkel. Und wie Glas
Sind plötzlich dünner Wald und hohes Gras
Von einem triefend weißen Glanz durchweht.

Und wir, vereinsamt unter seuchtem Laub,
Weglos hintastend und in starrem Lauschen
Auf jeden Schuß, der in die Täler hallt.

Sel/n die Kolonnen, schattenhast geballt,
Augenblickskurz über die Stoppeln rauschen….
Da wirst uns ein Befehl jäh in den Staub.

II.
Hungrig und schlaflos seit drei langen Tagen
Liegen wir immer noch im Waldgefecht;
Durch unsere Pulse, die ermüdet schlagen,
Schleppt sich der Blutftrom traurig und geschwächt.

Hart Platscht der Regen in die Schützengräben
Und läßt uns frieren wie ein kleines Kind,
Daß wir bald steif wie Gliederpuppen sind
Und starr im aufgeweichten Boden kleben.

Und von den Schüssen, die sich langsam lösen,
Wissen die krummen Hände nicht mehr viel.
Wir denken nur noch „Schlafen“ oder „Brot“.

Da tacken leicht und rhythmisch wie im Spiel
Vom ausgebrannten Dorf die Mitrailleusen
Und reißen uns elektrisch hin zum Tod.

 

The last verses are a selection from the long poem „Les Martyrs„, by Henry-Jacques (pseudonym of Henri Edmond Jacques). The poem belongs to the collection „La Symphonie Heroïque“ (1921), written in the form of a symphony. The full text is available at: https://archive.org/stream/lasymphoniehro00jacquoft#page/98/mode/2up. „Les Martyrs“ is at pages 98-103.

-Credits-

Editing: Eva Schmidhuber, Matteo Coletta

Voices in this episode: Norbert K. Hund as Philipp Schopp, Matteo Coletta as Giuseppe Ungaretti und Henry-Jacques,  Hans Peter Reuber as Hans Ehrenbaum.

Jingle:

Music: Gregoire Lourme, “Fire arrows and shields
Concept: Matteo Coletta
Voices: Hans-Peter Reuber, Matteo Coletta, Roman Reischl, L.J. Ounsworth, Norbert K. Hund.

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