Über artarium

Seit Herbst 07 "das etwas andere Kunnst-Biotop" in der Radiofabrik und seit Anfang 09 daselbst "im Schatten der Mozartkugel" als Artarium unterwegs. Immer auf der Suche nach neuen Gästen, Themen und Gestaltungsformen... Hochfrequenter Wortwetz- und Mundwerksmeister zwischen Live-Unmoderation und Poesie-Performance. Psychodelikate Audiocollagenkunst, stimmungsexzessive Hörweltendramaturgie, subversiver Seelenstriptease, unverzichtbares Urgewürz und... In diesem Unsinn zeig ich euch hier einen tieferen! Ab- und hintergründige Neu- und Nettigkeiten aus der wundersamen Welt des Artarium, seinen Gästinnen und Hörerichen. Kunnst mi eigntlich gern ham. So do mi - i di a! Bussal...

female. feel male. (Norbert 1.0)

Ich möchte euch jetzt einmal einen kleinen Einblick in unsere Produktionsweise ermöglichen – am Beispiel des Entstehens unserer aktuellen Sendung. Es begann alles damit, dass der gute Chriss vor einigen Wochen die doch recht spontane Idee gebar, eine ganze Sendung nur mit den unterschiedlichsten Frauenstimmen zu machen. Meine erste Reaktion war: “Das halt ich nicht aus!” Doch dann brütete ich ein paar Tage daran herum und fiel noch einmal über das legendäre Gedicht von Patti Smith “female. feel male.”, das bereits bei der KT Tunstall Sendung (wieder) auftauchte. Danke, Jochen Distelmeyer!

Also fragte ich, ob es denn okay wäre, wenn wir den Grundgedanken, Frauen in verschiedenen Musikstilen und Sing- oder Sprechweisen zu spiegeln, noch einmal durch irgendwie sehr “weiblich” interpretierende Männer kontrastieren könnten. Und auf einmal war da dieses Konzept des Weiblichen im Männlichen und umgekehrt. Denn eigentlich beschreibt Patti Smith ja den frühpubertären Ekel mit der Entwicklung ihrer körperlichen Geschlechtseindeutigkeit und den ihr damit einhergehend auferlegten Zwängen zu typisch weiblichen Kostümierungen und Verhaltensweisen. Und im Nachwirken einiger sehr intensiver Festspiel-Erlebnisse, unter anderem mit Signa – Das ehemalige Haus – näheres dazu in der Festspiel-Sendung, festigt sich für uns die Erkenntnis, dass die Eindeutigkeit der weiblichen wie der männlichen Posen – gerade auch in der Kunst – ohnehin zum Einschlafen todlangweilig ist. Ambivalence Rocks! – und Orgel !!!

Schaut euch zum Beispiel dieses Video von Heather Nova – Sugar (Live) mit der wunderbaren Berit Fridahl (Gitarre) an. Nicht nur die Stimmführung vom schmetterlingszärtlichen Spoken-Word bis hin zum orgiastischen Stakkato von “Sugar” im Refrain widerspiegelt beide Welten – die wir eben als typisch weiblich (zart) und typisch männlich (hart) verinnerlicht haben. Nein, die gesamte Band verteilt hier die männlich/weiblichen Persönlichkeitsaspekte höchst originell gebrochen auf ihre Protagonisten: Den mehr feminin-fragil herum hupfenden Bastian Juel am Bass möchte man eigentlich nicht allzu sehr erschrecken, die hemdsärmelig kraftwerkende Berit Fridahl würde man jedoch jederzeit gern anrufen, wenn mal der Dachstuhl zu reparieren ist. Ihr seht also, worauf es hinaus läuft? Schon wieder ist es ein Inbetween, ein Inzwischen, das uns interessiert …

Bis nächste Woche finalisieren wir also noch die entsprechende Musikauswahl – danke an MarLou für die Widererweckung des alten Ohrwurms What’s Up. Richtig spannend wird diesmal allerdings die Auswahl der eigenen Texte, die wir wieder mit Spoken-Word Beiträgen (diesmal von Joolz Denby, Annie Lennox, Laurie Anderson und Heather Nova) mischen werden. Denn welche unserer Spiegelscherben, Fragmente und Gedichte repräsentieren unsere abgründig verschleierten wie auch öffentlich dargelebten inneren Weiblichkeiten am besten? Wir bestehen zwar alle jeweils zur Hälfte aus weiblichem Material (nein, nicht nur seelisch, durchaus biologisch, genetisch…) allerdings ist man(n) nicht so gewohnt, dies auch entsprechend wahrzunehmen, geschweige denn auszudrücken.

Es ist, bleibt und wird also spannend. Erwartet euch am besten gar nichts – oder zumindest gemeinsam mit uns – das Unerwartete! Denn wir wissen ja – wie immer – auch noch nicht, was uns auf dieser Seelen-Expedition erwartet. Man hört sich jedenfalls – am Freitag, 9. September von 22:00 bis 01:00 Uhr auf den Radiofabrik Frequenzen, per Livestream im Internet oder danach als Stream/Download im Cultural Broadcast Archive CBA. Wir sind ein geiles Institut …

 

Inzwischen Unterwegs (Norbert)

Podcast/Download: Perlentaucher-Nachtfahrt vom Freitag, 12. August – im Zeichen beständigen Wandels oder – sind wir nicht alle andauernd irgendwie unterwegs? Von hier nach dort, von damals nach dann, von mir zu dir und wieder zurück? Also immer im Fluss immerwährender Veränderung, auf einer Reise zum eigentlich Eigenen – zwischen – und…

Wo ist überhaupt Anfang? Gibt es ein Ziel? Oder spielt das Leben sich sozusagen offbeat ab, von und zu und zu und? Ein Versuch, dem Kreislauf seelischer Wasser nach zu spüren von den Quellen unserer Euphorie durch die Untiefen unwägbarer Gefährdungen bis hinaus aufs unendliche Meer unserer Träume und

Verdunsten wir wieder ins Unbewusste, verlieren wir uns im Ungefähren, verirren wir uns gar im Unendlichen? Oder fassen wir im Reisen selbst auf seltsame Weise neue Gestalt für unser Sein, entwickeln wir durch die Bewegung des uns auf dem Weg Befindens gar erst das Erkennen dessen, was uns zutiefst ausmacht? Mag dies alles nun fast schon metaphysisch überhöht erscheinen wie die symbolische Pilgerfahrt auf dem Jakobsweg – wir setzen uns einfach mal wieder einer Lebenssituation und den ihr entsprechenden textmusikalischen Assoziationen aus und schauen uns dabei zu, wie wir Schritt für Schritt einen wanderbaren Weg vor unseren Füßen finden.

Oder, noch anders ausgedrückt, wie sich ein von uns in der Vorbereitung gemeinsam erspürter „roter Faden“ in drei Stunden Live-Radio zu einer Geschichte verdichtet, die sich uns wie euch gleichermaßen überraschend erzählt…

Wollen wir uns also den dazu gehörigen Schuh an- oder wieder ausziehen, wenn wir da so im Fluss des Lebens sitzen und eine wohl verdiente Pause einlegen? Werden einfach mal sehen, wen wir da so antreffen und worüber dann die Rede sein wird. Die Musik- und Textauswahl, soviel sei jedenfalls verraten, wird nach der Sendung hier im Playlist Text Credits Archiv dokumentiert.

Ich bin der Norbert

Was mach ich da jetzt auf diesem neuen Blog? Na ja, irgendwie hab ichs halt doch erfunden, die Nachtfahrt, damals vor 3 Jahren, gemeinsam mit dem Mark und dem Luki. Wirklich, 3 Jahre lang gibts unsere emotional-musikalische Seelenreise jetzt schon, immer am 2. Freitag jedes Monats ab 22:00 Uhr. Ganze 3 Stunden Musik und Text rund um ein spezielles Thema, mittlerweile unter dem Namen Perlentaucher in ausgesprochen kongenialer Koproduktion mit meinem kollegialen Chaospiloten Christopher Schmall, dem wunderbaren Monsieur Museau des Sternenpflückens.

Irgendwie haben wir einander nicht nur als zwei seelenverwandte Menschentiere gefunden, sondern sind dermaßen in das Thema “Musik und Text emotionsdramaturgisch spontanassoziativ zu einer Ganzheit zu verbinden” hinein gestürzt, voller Begeisterung und einem Himmel voller Ideen, so dass wir es seither immer und immer wieder tun.

Und weil das für unser kreatives Mitteilungsbedürfnis natürlich “noch lange nicht genug” sein kann – und wir euch, liebe Ohrrübinnen und Hörgemüseriche, auch gern mit weiteren Informationen, Projektideen und Spassbasteleien rund um unser allmonatliches Hör- und Spürtheater versorgen wollen, haben wir beschlossen, dem Projekt Perlentaucher von nun an auch einen eigenen Blog zu widmen, den wir ebenfalls gemeinschaftlich gestalten werden.

Seid uns also herzlich willkommen und – geht mit uns auf die Reise nach selbstinnen – oder wo auch immer uns das alles hinführen wird…

PS. Reiche Eltern für alle und andere Lustbarkeiten gibts nach wie vor auch im Artarium-Blog