> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 13. Dezember – “We believe dreaming is one of the most important means through which we can envision and transform the collective world that lies between us.” Dieses Zitat von der unbedingt empfehlenswerten Seite “Museum Of Dreams” möge uns als Motto für unser eigenes “Museum” dienen – denn damit meinen wir eben keinerlei Aufbewahrungsanstalt für aus der Gesamtschau gefallene Artefakte, mit denen die Bezahlbetreiber derselben eine gewollte Version von Geschichte(n) erzählen. Wir wollen uns stattdessen einem unvorhersagbaren Musentanz aussetzen, um all den Gestalten, die uns heimsuchen, mitsamt ihren und unseren Geschichten und Gefühlen ein genauso offenes Ende zu erlauben wie nach dem Erwachen aus jedem Besuch am Tummelplatz der Träume.
Ob wir das absichtlich tun oder es einfach nur so daherbehaupten, weil wir sind wer wir sind – das soll offen bleiben. Einst sagte ein Reisender: “Ich bin es und ich bin es nicht. Geblendet vom Scheinwerferlicht seh ich mich selber nicht.” – Und was siehst du? Darum handelt sichs. Wie es die Selbstbeschreibung des Museum Of Dreams ausdrückt: “We focus on the way dreams can serve as a medium for articulating the things we have trouble expressing – the experiences, feelings and ideas that we struggle to voice to ourselves and each other. There is an urgent need to find ways to incorporate this not-yet-conscious material into our shared social imaginaries – to identify and integrate what Toni Morrison once named the ‘unspeakable things unspoken’. Among other things, dreaming serves as a means to narrate and work through that which has been rendered silent – marginalized either by exclusion or repression.” Das inspiriert uns – und dem fühlen wir uns auch verwandt.
Das Träumen findet in einer bemerkenswerten Begegnungszone statt. In der Traumwelt gehen verschiedenartige Welten ineinander über, indem unsere Phantasie (sozusagen im kontrollfreien Betrieb) ganze Erlebniswelten aus Bewusstem wie Unbewusstem zu hochsymbolischen (und oft sehr seltsamen) Episoden verschmilzt. Doch wer arbeitet, erschafft und gestaltet das alles? Wer ist unser Unterbewusstsein, wenn nicht wir selbst? Das Träumen ist ein besonderer Zustand und eng verwandt mit psychedelischer Extase und künstlerischer Schaffenslust. Und wie die Poesie (wenn sie nicht bloße Behübschung ist) kann das Träumen himmelhochjauchzend oder abgrundstrudeleinschlürfend oder auch beides zugleich werden. Wenn wir uns ihm oder ihr überlassen, dann ist das Ergebnis nie vorhersehbar. Was allerdings im Umgang mit jener “anderen Welt”, die hier “zu Tage tritt”, durchaus hilfreich sein kann, ist ein fortwährendes Erforschen und Erlernen von allen möglichen Techniken, Traditionen, Ritualen und Erkenntnissen aus den unterschiedlichsten Wissensgebieten der Menschheit. Sei es die Kunst, sei es die Philosophie, seien es irgendwelche Religionen (die man erst ihrer Konfessionalität entkleiden muss) oder traumdeutende Psychotherapie mit Märchen und Mythen.
Ich bin niemand. Und wer bist du? In einer Artariumsendung mit dem Titel “Scenes from a Night’s Dream” kam der gleichnamige Genesis-Song vor, der sich auf die Comicreihe “Little Nemo in Slumberland” von Winsor McCay bezieht. Dort erlebt ein kleiner Junge allnächtens die sonderbarsten und bizarrsten Abenteuer im Traum. Sein Name bedeutet kleiner Niemand und das scheint mir ein augenfälliger Zusammenhang mit der ausufernden Intensität seiner Traumreisen zu sein. Denn beim Träumen bist du niemand, und zwar in dem Sinn, dass das Du, das du sonst (im Wachzustand) bist oder darstellst oder zu sein glaubst, nicht mehr kontrollieren kann, was oder wie oder wovon du träumst. Die alles entscheidende Macht deines sonstüblichen Du ist also auf Urlaub. Und vielleicht hat es sie in der wirklicheren Wirklichkeit, aus der uns der Traum erzählt, sowieso nie gegeben …
Little Nemo rubbed his eyes and got out of bed,
Trying hard to piece together a broken dream.
His visions lifelike and full of imagination
It′s strange to think they came from such a tiny head.
Dragons breathing fire, but friendly.
Mushrooms tall as houses.
Giant Nymphs and goblins playing,
Scenes from a night’s dream, poor Little Nemo!
Eating all kinds of food so close to bedtime
They always made him have these nightmares, it seemed.
Helped young Washington in the garden,
Cut the cherry tree down.
Now we all know that′s not history,
Scenes from a night’s dream, poor Little Nemo!
„Nemo, get out of bed!“
„Don’t tell me stories, I don′t want to know!“
„Come on you sleepy head, we′re waiting to go!“
Once he went to the ‚Carnival of Nations′
Dancing with the princess through the night.
Found themselves on a moving platform
Ten ton weights above them,
Seeking audience with King Morpheus.
Scenes from a night’s dream, poor little Nemo!
„Nemo, get out of bed!“
„Don′t tell me stories, I don’t want to know!“
„Come on you sleepy head, we′re waiting to go!“