Ein Salzburger Adventsingen 2.0 (Chriss)

Podcast/Download: Die Nachtfahrt vom Freitag, dem 9. Dezember 2011 … So! Zwischenbericht ausdrucken und auf ins nächste Semester! Meine Wenigkeit ist jetzt seit einem Jahr mit Norbert K Hund auf der Radiofabrik gut zu hören! Nämlich im Artarium und in der Nachtfahrt- und das ist schon ein Grund zu feiern! Also tun wir das auch mit einem 4- Stunden- Special! Freut euch drauf, schaltet ein und hört genau hin… 

Diese Nachfahrt gräbt sich in die Schädeldecke des Advent- und Weihnachts-Wahnsinns, streut ein paar radikale und systemkritische Fluchtgedanken hinein, rührt die grauen Zellen um und malt die Welt bunt an… Wir, Emo Cremissimo und Muso Chocolat, vergeuden keine Zeit, sondern laufen der Nacht entgegen und schütteln unsere Musikbibliotheken so lange bis die Playlist in sich stimmig ist und unsere Aussagen kräftig stützt. Dazu zerfleddern wir zahlreiche Bücher und wählen nur jene Texte aus, die sich auf uns und die Sendung reimen! KUNNST?

Das Warten auf das Kommen… Advent… Auf was warten wir eigentlich? Auf die Geburt eines „Messias“, eines „Erlösers“? Auf den nächsten Lohn? Die freien Tage, das Festessen zu Weihnachten? Auf das, dass die ganze Familie wenigstens einen Abend zusammen sitzt? Auf die Geschenke und die geheuchelte Freude? Manche warten sicherlich auf Jesus Christus und sind dann enttäuscht und aufgebracht wenn Klaus Kinski seine eigene Interpretation von ihm anbietet. Ich warte auf den nächsten Wartesaal, wenn ich mit dem Zug fahre. Ich warte auf die nächste Reise und die nächste Ankunft. Auf  Menschen, die mir vielleicht begegnen werden, auf Gedichte die ich vielleicht nie schreiben werde… Ich warte genauso wie jeder andere wartet… Ich weiß nicht wirklich auf was… Vielleicht… auf mich selbst?

Das ist die stille Anarchie des Lebens… die letzte Anarchie unserer Zeit… Denn das Warten auf etwas oder jemand ist keinen Regeln unterworfen… Man tut es einfach ohne darüber nachzudenken… Advent ist also überall! Und diese „stille“ Zeit ist eine der lautesten Zeiten im ganzen Jahr! Das Geschäft boumt, die Leute rennen mechanisch von Geschäft zu Geschäft um Weihnachtsgeschenke zu besorgen, Betrunkene fallen gröhlend durch die Stadt und die Mächtigen reiben sich die Hände und baden im Geld! Ein guter Grund auf bessere Zeiten zu warten…

Wir werden sicherlich nicht mehr warten und sind voll in Produktion! Also, diesen Freitag (9. Dezember 2011) einschalten! Ein Adventsingen der etwas aushängigeren Art!

PS: Für anarchische Sinneserweiterungen wird nicht gehaftet 😉

 

Ein Salzburger Adventsingen 2.0 (Norbert)

Podcast/Download: Die Perlentaucher Nachtfahrt Adventsingen Spezialausgabe zur Weihnachtszeit, zum Winterschlaf und – zum Wohlsein! An diesem 9. Dezember zünden wir wieder mal alles an, was nicht niet und nagelfest oder bei drei auf dem Baum ist. Wobei, in der vierten Extrastunde könnten wir denselben eigentlich auch noch abfackeln, zur Feier unseres etwas anderen Adventsingens! Und nachdem uns im vergangenen Jahr das vorweihnachtliche „Werkzertrümmern“ von Uwe Dicks „Der Öd“ seitens seines Verlegers vorgehalten und verboten wurde, werden wir diesmal in bekannter Ermangelung wirklich subversiver Waggerl-Weihnachtsdichtung einen anderen großen Rabiator der Vortragskunst zu Wort kommen lassen, nämlich den legendär genialen Klaus Kinski – in seiner ultimativen Liebestragödie als Jesus Christus Erlöser.

Das alles noch auf mehreren Metaebenen gut verrühren: Im 20. Todesjahr von Klaus Kinski zum Geburtstag von Karl Heinrich Waggerl ein Adventsingen veranstalten, das den Sarkasmus des jüngst verstorbenen Georg Kreisler mit dem Wortwitz des heuer 50 gewordenen Willy Astor in Beziehung zu einander und – zu uns bringt.

Die Kunnst dabei ist ebenso einfach wie verrückt: Man nehme das Salzburger – oder irgend ein anderes – Adventsingen mit seinen bekannten Elementen, schüttle es gut durch und verleibe es sich als Trägersubstanz für eine eigene, subjektive Selbstaussage ein. Die Weihnachtsgeschichte wird also erzählt, zumeist in mehr oder weniger freier Anlehnung an das entsprechende Evangelium, es geht dabei um die Geburt eines gewissen Juden namens Jesus in der römischen Provinz Judäa vor ungefähr 2000 Jahren. Dessen Lebensgeschichte hat ja dann in weiterer Folge – via kirchengeschichtlicher Interpretation und metaphysischer Christifizierung – die gesamte abendländische Kultur über Jahrhunderte mitgeprägt. In verschiedenen, zumeist brutal unterdrückten Gegenbewegungen wurde aber immer wieder versucht, sich diesen Jesus in anderer Gestalt anzueignen, als einfachen Menschen, als Philosophen, als Sozialrevolutionär, ihn der Macht und Interpretationshoheit der Kirche(n) wieder zu entreißen. Diese historisch überhöhte Person somit selbstbestimmt zur Projektionsfläche für die eigene Befindlichkeit im Getriebe der Weltherrschaftspolitik zu machen. Warum also nicht Klaus Kinski seine eigenwillig widerständige Interpretation des anarchischen Rebellen und prototypischen Selbst-Erlösers im Geiste der 68er Bewegung erneut erzählen lassen? (Videovorgeschmack hier)

Genau so gehen wir mit den anderen Bestandteilen des Andventsingens um, mit Volksmusik, Ablauf des Abends, Bühnenbild, Andachtsjodler und weihrauchschwangerer Atmosphäre. Ha! Das Radiofabrik-Studio wird zum Festspielhaus und das Warten aufs Kommen zur universellen Metapher…

In diesem Sinne – freut euch mit uns aufs Kommen der Herren Christopher Schmall und Norbert K.Hund – sowie vier Stunden abgründig vertrackter Unterhaltung mit unüblicher Musik, subversiven Textbeiträgen und einigermaßen abwegigen Assoziationen. Überraschende Wendungen und spontane Verwirrungen inmitten sich organisch entfaltender Soundschmankerl – und womöglich sogar noch Live-Video-Aufnahmen als Pilot-Projekt für ein Perlentaucher-Nachtfahrt-TV auf FS1 – Freies Fernsehen Salzburg? Ihr Kinderlein kommet, o Tannenbaum und – wir sind ein geiles Institut. Ja, natürlich – Artarium sagt der Hausverstand – gut zu hören!

Emotional Overdoze (chriss)

Podcast/Download: In der Sendung vom Freitag, dem 11.11.2011 fahren Norbert K Hund und Christopher Schmall hinab in die tiefen Abgründe und Abscheulichkeiten der menschlichen Seele. Eine nachtdunkle Begreifung des Seins und eine Bejahung aller Gefühle die allzu gerne unter den Teppich gekehrt werden: Weltschmerz, Verzweiflung, Ausweglosigkeit, tiefe Trauer, versteinernde Angst, tödliche Abweisung… Also Dinge, die -wenn man sich ihnen ausliefert- einen stärker machen und vorantreiben! 

into the deep„Digging in the dirt. Stay with me, I need support. I’m digging in the dirt to find the paces I got hurt. Open up the places I got hurt…“ – Peter Gabriel. Man muss sich seinen Abgründen stellen, den Dingen, die einen verunsichern, einem Angst machen und die Luft nehmen. Man muss in die Dunkelheit gehen, hinab in den Orkus seiner Gefühle und dann ist man allein. Allein mit sich selbst und jenen Schatten, die man so gut versuchte zu verdrängen. Man muss ihnen ins Gesicht blicken um zu sehen, zu verstehen und weiter zu machen, Stärke und neue Kraft zu schöpfen. Das schafft man allerdings nur, wenn man in den Spiegel der unverklärten Wahrheit blickt. Nur so und nicht anders. Und schon gar nicht durch irgendwelche Medikamente, „Seelenklempner“ oder Beichtabnahmen!

Ja, wie ihr lesen könnt wird es (endlich) wieder tief, düster und… authentisch! Denn nur in dem man alle, nicht nur die schönen, fröhlichen und vergnügten Seiten in und um sich annimmt, wird eine Aussage auch emotional verständlich… Wir, als Gefühlsmenschen leiden irrsinnig unter jenen plastiküberzogenen und mit grinsender Fröhlichkeit übergossenen Emotionsvernichtern, die alles was wahr und individuell in ihnen ist, einfach abtöten durch Markenvermarktungsaufbereitung und Gleichschrittmarsch. Wir wollen uns gegen diese allgemeine Verblödung des eigenen Fühlens aussprechen und mal wieder so richtig im Dreck wühlen, so wie Peter Gabriel. Wieder einen Zwischenbericht unserer philosophischen Abenteuerreise durch eben jene Welt bringen, die bald einheitlich deppad sein wird und endlich wieder all unseren Frust, Grant, unsere Abneigung und unsere dunklen Gedanken mit euch teilen…

in the shadowNatürlich sollen all unsere Tiefen nicht ganz ohne Lichtblicke bleiben… Wir werden sehen, wohin uns unsere Playlist fühlt, aber so viel sei jetzt schon verraten: Von aushängiger Scheiße über verinnerlichten Schmerz bis zum powervollen Schlußakkord der in einem seelischen Zerstückelungsprozess endet, haben wir eine wunderbare Auswahl an depremierten, verblutenden, schreienden und davonlaufenwollenden Musiken von Patti Smith, Peter Gabriel, KT Tunstall, Feist etc. für euch…

Also, wer sich traut oder gerade nichts zu tun hat, unterwegs nach irgendwo ist, sich gerade beim orgeln langweilt oder uns beide und unsere Sendung einfach mag und schätzt, der oder die soll doch einschalten! Wir haften allerdings nicht für irgendwelche Entdummungen und unvorhergesehene Gefühlswahrnehmungen die zu einen Rausch der Erkenntnis führen!

Danke und Baba… Hear you 😉

Emotional Overdose (Norbert)

Podcast/Download: Die Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 11. November – gscheit heftig und ordentlich tief! Als Kontrapunkt zum vorab stattfindenden Festmahl der Radiofabrik packen wir ab 22:00 gefühlsgrenzwertiges wie emotional überforderndes Musik- und Stimmungsmaterial aus. Speziell die Untiefen des Norbert’schen Lebensarchivs wollen – passend zu einer beginnenden oder bevorstehenden Herbstdepression – wieder einmal einen Soundtrack zur Sinnkrise hervor rülpsen und euch den passenden Wandbehang zum Weltschmerz in die Existenz montieren. Existenzialismus ist Extrembergsteigen im eigenen Inneren, ist Fährten- und Gefährtensuche trotz aller Gefahr, ist Abenteuer, Grenzerfahrung und Lebendigkeit im Hier und Jetzt.

Es war auch einfach wieder mal notwendig nach all dem Inbetweenigen, Inklusiven und Integrativen der letzten Sendungen, das gute alte Grundbedürfnis nach dem Abfeiern des Abgrunds und dem Zelebrieren der Zerrüttung auszuleben. Erstaunlicherweise dient es ja der melancholischen oder schwermütigen und zur Depression neigenden Seele als Ritual der Reinigung und Selbstheilung, sich im Singen von Einsamkeits- und Verlassenheitsliedern zu versenken. Dieser in Salzburg leider weitgehend ausgeblendeten Kärntner Katharsis wollen wir diesmal zur Geltung verhelfen – und mit ihr all den gering geschätzten, verachteten und unerwünschten Gefühlen, die ja ebenso Teil unseres Lebens sind wie seine sonnigen Seiten.

Zudem wollten wir uns thematisch auf das ebenfalls jeden zweiten Freitag im Monat stattfindende Overdose im Club b.lack beziehen, das ja mit Gothic, Industrial, EBM, 80’s, Dark Wave und Neofolk ganz ähnliche Gefühlsgenres und Stimmungswelten bearbeitet. Allerdings ergibt sich daraus auch eine interessante stilistische Spannung, komme ich doch zum Beispiel noch aus jener Epoche, in der man tatsächlich zu „alternativer, progressiver und psychedelischer“ Rockmusik tanzte, und das nicht nur bei Livekonzerten! Also werden durchaus Overdose-genretypische Musikbeispiele wie Joachim Witt, Laibach oder Collide von gitarrenlastigeren Interpreten wie New Model Army, Tagtraum, Thurston Moore (Sonic Youth) und Martin Konvicka (the who the what the yeah) kontrastiert werden. Experimentell Eigenartiges wie Tony Levin, Rachid Taha, Mutter sowie selbstgebraute Audiocollage verbindet sich schließlich mit Peter Gabriel, Peter Licht (wir sind sicher auch beim Konzert am Sonntag, 13. 11. in der ARGE!) und natürlich Patti Smith…

Womit wir beim Überraschenden angelangt wären, das dieser Sendereihe wie gewohnt innewohnt. Es müsste schon mit des Posenteufels Großmutter zugehen, wenn solches Versenken in Verzweiflung und Verdruss nicht auch wiederum neue Perspektiven hervorbrächte, oder? „tot(punkt)leben“ hieß das in einem früheren Textexperiment. Dies lassen wir euch dann ebenfalls mit erleben – durch unsere Gespräche und die ausgewählten Spoken-Word-Beiträge rund ums Thema. Und dafür, dass die Playlist nicht vollends ins Abgründige abkackt, sorgt der fabelhafte Chriss mit der ihm eigenen jugendlichen Freundlichkeit und Frische.

Wollen wir als Motto dieser Nacht also am besten den Schluss von Peter Gabriels Songtext zu Darkness wählen, der trefflich den Augenblick der Auflösung tiefster Angst beschreibt:

When I allow it to be
It has no control over me
I own my fear
So it doesn’t own me

Walking through the undergrowth
To the house in the woods
The deeper I go, the darker it gets
I peer through the window
Knock at the door
And the monster I was so afraid of
Lies curled up on the floor
Is curled up on the floor just like a baby boy
I cry until I laugh

POESIE UND ENGAGEMENT (CHRISS)

In der Sendung vom Freitag dem 14. Oktober (Download) begeben wir uns auf die Suche nach der Vereinbarung von Poesie und Engagement. Thomas Oberender – geschiedener Schauspieldirektor der Salzburger Festspiele – beschrieb mit diesen zwei, anfangs kontrovers erscheinen wollenden Worten, das Album „Nervöse Welt“ der Wiener Band „the who the what the yeah“Rio ReiserTon, Steine, Scherben… Postkapitalistisches Lebensgefühl… eine junge Generation die sich sehr eigen engagiert… – Und das wissen wir, Norbert K Hund und Christopher Schmall, die zwei Perlentaucher und Sternpflücker vom Dienst auch. Engagement und Poesie. Eine interessante Verbindung…

The Who?

Aber wer sind eigentlich „the who the what the yeah“? Ja, eine Band aus Wien! Doch warum haben wir uns schon so oft mit ihnen beschäftigt? (Der Skaverda Effekt, Nervöse Welt- das ganze Album, Das Salzburg Syndrom… nur um mal die markantesten Sendungen zu nennen). „The who the what the yeah“ haben etwas geschaft, vor dem viele andere Bands zurückschrecken, resignieren, schweigen – mit dem sie sich schlichtweg nicht befassen. Und genau das ist der Punkt! „The who the what the yeah“ sprechen, nein, schreien ihre Wahrheit in die Welt hinaus und haben das Gedankengut von Rio Reiser aufgegriffen, für sich selber weiterentwickelt und so verdichtet, dass das Album „Nervöse Welt“ eigentlich als Manifest gelesen werden kann… So da habt ihrs! Selbst schuld! Ihr mit eurem System, das unsicher macht, einengt und verbraucht! Die Maus hatte also doch Recht… Tanzen wenn einem etwas gefällt… am Ende bleiben tausend offene Fragen, die sich wie von selbst stellen…

 The What?

Fragen die wohl oft gar keine Antwort haben oder haben wollen. Fragen die einfach Fragen sind, damit wir nachdenken, so lange bis wir einsehen, dass es nicht auf die Antwort ankommt, sondern auf die Gedanken die wir uns machen… die ganzen kleinen Schritte… denn wir sind ja eigentlich alle nur Maulwürfe, die am Zuckerberg des Konsumismus graben… Wir müssen’s nur noch einsehen! Und dann werden wir dieses System zum Kippen bringen… Und genau das ist es! Poesie und Engagement. Sich für etwas das einen selbst betrifft und berührt, verletzt und beunruhigt, angreift und betrifft einsetzten mit Sätzen und Bildern. Mit Worten, Musik, Farben, mit allem was die Fantasie zu bieten hat. Das ist Poesie! Poesie die aus dem Leben kommt und den Leuten etwas sagt. Schon beim bloßen Ansehen und Erkennen der einzelnen Worte…

 The Yeah!

Also liebe Mitorgler und Zerrinnenden, lasst uns dieses System von Macht, Hierarchie, Geld, Ansehen und nazi-katholischem Kreuzweh endgültig zum Einsturz bringen! Lasst die Gitarren plärren, die Orgeln den Weltuntergang verkünden und vor allem: Lasst uns endlich etwas tun! Schlafen können wir später immer noch lange genug! Jetzt müssen wir aufstehen, die Stimme erheben und uns wehren gegen diese Unterdrückung! Jedoch… wenn ihr nicht von alleine wollt, ich kann euch nicht zwingen, ich kann euch nur vor Augen führen, warum ICH mich wehre und mir nicht länger den Mund verbieten lasse…

Poesie und Engagement (Norbert)

Die Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 14. Oktober (Download) untersucht eine wesentliche Aussage, mit der Thomas Oberender in unserem Gespräch Ende August aufhorchen ließ: „Es erinnert etwas an Rio Reiser. Spätkapitalistisches Lebensgefühl. Zum ersten Mal seit langem höre ich wieder eine junge Generation sich auf eine doch reife und sehr persönliche Weise engagieren. Da kommt eine tolle Mischung aus Poesie und Engagement zur Sprache.“ Wir unterhielten uns just über das Album „Nervöse Welt“ von the who the what the yeah aus Wien und in diesem einen Augenblick tauchte in uns allen gleichzeitig die Ahnung auf, dass genau in der Verbindung dieser beiden angeblichen Gegenpole ein wesentlicher Treibstoff für individuelle wie gesellschaftliche Entwicklung liegen könnte…

Um diesen Gedankengang weiter zu vertiefen, haben wir die Protagonisten der Nervösen Welt anlässlich ihres ebenfalls freitäglichen Salzburg-Konzerts zu uns ins Studio eingeladen. The who? Das werdet ihr bestimmt erfahren. The what? Könnt ihr ab 22:00 Uhr live im Radio hören – und auch wenn ihr es nicht versteht, ab 23:00 Uhr im Denkmal dazu tanzen. Sagte die Maus zum Elefanten. The Yeah! Eine Synthese aus Radiosendung und Livekonzert, Gespräch und Musik, Dichtkunst und Politik. Und angewandtes Perlentauchen zwischen Parolen und Poesie, überraschend, unorthodox und unvorhersehbar…

Es gibt, ähnlich wie bei einem plötzlichen Aha-Erlebnis durch Schmunzeln über sich selbst oder durch Lachen über einen gelungenen Witz, eine Art Impuls zum Aufstehen und sich Einmischen, zum nicht mehr hinnehmen Wollen der bestehenden Welt, zum Gestalten der Gegenwart und zum Verändern der Verhältnisse, einen Impuls also, der durch das gleichzeitige Wahrnehmen von Vollkommenheit und Zerstörung ausgelöst wird. Oder sagen wir durch das Einfühlen in das Leiden (auch das eigene!) an der Unfertigkeit, Ungerechtigkeit, Unvollkommenheit menschlicher Gemeinschaft – und die gleichzeitig vorhandene Phantasie, Sehnsucht, Vorstellung einer Lebenswirklichkeit, in der sich Alltag und Realität mit Gefühl und Bedürfnis deckt. Oder zumindest mehr in Einklang und Übereinstimmung zu bringen wäre, als dies in bisheriger leidvoller Entbehrung erfahren wird. Phantasie und Realität? Poesie und Engagement!

Ein gelungenes Beispiel poetischen Engagements ist der rassismus-ironische Smir Fink, hier neben dem Eingang zur Salzburger Synagoge. Ein jüdischer Witz unterwandert humorverwandelnd die x-te Metaebene postmoderner Zitatensammlung und entzieht sich so der Verhaftung ins Normative der Hierarchien. Chapeau!

Und wir ergehen uns somit wieder in allerlei Abgründen, Assoziationen und Aushängigkeiten – auf Messers Schneide, im Schatten der Mozartkugel und unter dem Einfluss von Musen, Wahrheit und Zukunft. Die definitive Playlist gibts demnach auch wieder erst im Anschluss an unsere Selbstüberraschung!

FEMALE. FEEL MALE! (CHRISS)

Podcast/Download: Die Nachtfahrt vom Freitag, 9. September widmet sich den etwas anderen Frauen- und Männerstimmen. Nämlich denen, die das Weibliche und Männliche in sich integrieren, und nicht solchen, die eine Frauen- oder Männerpose vertreten. Denn wir sind alle männlich und weiblich! Ja, richtig gelesen! Guten Morgähn liebe Orgler und Orglerinnen, willkommen im unendlichen Kosmos der Wahrheit…

 Aber was ist eine Pose?

Für mich ist eine Pose, ein verstelltes, nicht ehrliches und komerzielles Auftreten, das keinen Raum für tiefe Gefühle, ernstgemeinte Träume und wahrer Liebe lässt. Eine Vergewaltigung der eigenen Sexualität, nur um irgendwelchen Konventionen oder Vorstellungen von Mann/Frau zu entsprechen, die sich irgendeine wahnsinnige Gesellschaft ausgedacht hat!!!

Das ist eine Pose und das ist nicht die Art von Musik, die ich gerne höre. Natürlich kann man nicht alles in ein und die selbe Schachtel werfen. Posen gibt es verschiedene: Die Metal-Pose, die Liebes- Mädchen- von- nebenan- Pose, die Ich- scheiß- auf- euch- alle- Pose, die Ich- bin- so- geil- Pose…

Was auch immer… Solange nur Vermarktung und Geld dahinter stecken, bleibt die Pose, eben  nur eine Maske und der Künstler kommt nicht wirklich zum Vorschein…

Irritiert? 

Braucht ihr nicht sein, denn so ist das Leben. Man muss sich eben nicht entscheiden! Jeder darf seine Sexualität ausleben, genauso wie er oder sie möchte. Und da kann’s schon mal passieren, dass sich Patti Smith als female ziemlich male fühlt. Und sie zum Beispiel, ist eine Meisterin im Vereinen beider Geschlechter in ihrer Musik. So auch Elliott Smith oder P!nk.

Es ist wichtig beide Seiten zu akzeptieren, erst dann berührt Musik und wird greifbar…

Inclusion In Confusion?

Also mit was beschäftigen wir uns eigentlich in dieser Sendung? Mit der Problematik der ewig unterdrückten Frau oder der Großschwänzigkeit von Rival-Musikern? Nein, wir werden einen kritischen Blick auf die Musikindustrie werfen, Frauenstimmen zeigen, die rotzig, schräg, gefühlvoll und löwenhaft sind, Männerstimmen die zerbrechlich, verletzlich und gleichzeitig kraftvoll sind, also den Gehstock als Zepter verwenden, aus ihrem Schmerz Kraft schöpfen und Stimmen die beides in sich vereinen: Schwach und Stark. Schön und Rotzig. Dunkel und Hell. Männlich und Weiblich. Stimmen, die allen Rollenbildern und Gender-Mainstream-Richtlinien den Stinkefinger zeigen und voll Power ins Gesicht springen!


Man sollte jene Sendung also unbedingt anhören und sich mal den Female feel male – Gedanken zu Gemüte führen… Was mit euch darauf passiert, liegt allerdings nicht in der Verantwortung der Redaktion und entzieht sich unserem…….. 😉

female. feel male. (Norbert 1.0)

Ich möchte euch jetzt einmal einen kleinen Einblick in unsere Produktionsweise ermöglichen – am Beispiel des Entstehens unserer aktuellen Sendung. Es begann alles damit, dass der gute Chriss vor einigen Wochen die doch recht spontane Idee gebar, eine ganze Sendung nur mit den unterschiedlichsten Frauenstimmen zu machen. Meine erste Reaktion war: „Das halt ich nicht aus!“ Doch dann brütete ich ein paar Tage daran herum und fiel noch einmal über das legendäre Gedicht von Patti Smith „female. feel male.„, das bereits bei der KT Tunstall Sendung (wieder) auftauchte. Danke, Jochen Distelmeyer!

Also fragte ich, ob es denn okay wäre, wenn wir den Grundgedanken, Frauen in verschiedenen Musikstilen und Sing- oder Sprechweisen zu spiegeln, noch einmal durch irgendwie sehr „weiblich“ interpretierende Männer kontrastieren könnten. Und auf einmal war da dieses Konzept des Weiblichen im Männlichen und umgekehrt. Denn eigentlich beschreibt Patti Smith ja den frühpubertären Ekel mit der Entwicklung ihrer körperlichen Geschlechtseindeutigkeit und den ihr damit einhergehend auferlegten Zwängen zu typisch weiblichen Kostümierungen und Verhaltensweisen. Und im Nachwirken einiger sehr intensiver Festspiel-Erlebnisse (unter anderem mit Signa – Das ehemalige Haus – näheres dazu in der Festspiel-Sendung) festigt sich für uns die Erkenntnis, dass die Eindeutigkeit der weiblichen wie der männlichen Posen – gerade auch in der Kunst – ohnehin zum Einschlafen todlangweilig ist. Ambivalence Rocks! Und Orgel!!!

Schaut euch zum Beispiel dieses Video von Heather Nova – Sugar (Live) mit der wunderbaren Berit Fridahl (Gitarre) an. Nicht nur die Stimmführung vom schmetterlingszärtlichen Spoken-Word bis hin zum orgiastischen Stakkato von „Sugar“ im Refrain widerspiegelt beide Welten – die wir eben als typisch weiblich (zart) und typisch männlich (hart) verinnerlicht haben. Nein, die gesamte Band verteilt hier die männlich/weiblichen Persönlichkeitsaspekte höchst originell gebrochen auf ihre Protagonisten: Den eher feminin-fragil herum hupfenden Bastian Juel am Bass möchte man eigentlich nicht allzu sehr erschrecken, die hemdsärmelig kraftwerkende Berit Fridahl würde man jedoch jederzeit gern anrufen, wenn mal der Dachstuhl zu reparieren ist. Ihr seht also, worauf es hinaus läuft? Schon wieder ist es ein Inbetween, ein Inzwischen, das uns interessiert…

Bis nächste Woche finalisieren wir also noch die entsprechende Musikauswahl (danke an MarLou für die Widererweckung des alten Ohrwurms What’s Up). Richtig spannend wird diesmal allerdings die Auswahl der eigenen Texte, die wir wieder mit Spoken-Word Beiträgen (diesmal von Joolz Denby, Annie Lennox, Laurie Anderson und Heather Nova) mischen werden. Denn welche unserer Spiegelscherben, Fragmente und Gedichte repräsentieren unsere abgründig verschleierten wie auch öffentlich dargelebten inneren Weiblichkeiten am besten? Wir bestehen zwar alle jeweils zur Hälfte aus weiblichem Material (nein, nicht nur seelisch, durchaus biologisch, genetisch…) allerdings ist man(n) nicht so gewohnt, dies auch entsprechend wahrzunehmen, geschweige denn auszudrücken.

Es ist, bleibt und wird also spannend. Erwartet euch am besten gar nichts – oder zumindest gemeinsam mit uns – das Unerwartete! Denn wir wissen ja – wie immer – auch noch nicht, was uns auf dieser Seelen-Expedition erwartet. Man hört sich jedenfalls – am Freitag, 9. September von 22:00 bis 01:00 Uhr auf den Radiofabrik Frequenzen, per Livestream im Internet oder danach als Stream/Download im Cultural Broadcast Archive CBA. Wir sind ein geiles Institut…

Inzwischen Unterwegs (Chriss)

Podcast/Download: Die Nachtfahrt vom Freitag, den 12. August von 22:00- 01:00 Uhr: 

Jede Reise birgt Überraschungen: eine Herausforderung, einen plötzlichen Umweg, neue Freunde und Bekanntschaften… vielleicht sogar ein ganz neues Reiseziel. Jede Reise fängt irgendwo an… aber endet sie auch irgendwo? Oder ist der Weg das eigentliche Ziel oder kommt man dorthin, wo man ursprünglich begonnen hat?

Wir begeben uns auf jeden fall in eine Nachtfahrt, bei der wir nicht wissen wo sie uns hinführen wird, in der wir jedoch die eine und die andere Perle auftauchen werden…

 Aufbruch Neuland

Neue Leute, neue Umgebungen, das Gefühl von Freiheit… Neue Sprachen, neue Orte, neue Eindrücke, Inputs, Gedanken, Träume, Gedichte, Länder und neue Erfahrungen…

Reisen ist eine Form der Weiterbildung, des Sich-sammelns und in einer Art und Weise auch Meditation… Man lernt neue Dinge kennen und manchmal auch die alten wert zu schätzen. Man findet vielleicht zu sich selbst oder zu dieser einen, speziellen Person, in deren Augen man sich einhüllen mag. Und vielleicht entstehen neue Freundschaften, Bekanntschaften, Liebschaften und das eine oder andere Foto. Auf jeden fall die Erinnerung, an die Reise…

Also warum warten mit Aufbrechen?

Gefahren Gefährten

Man denkt der Weg wird gerade verlaufen und alles wird genauso wie man es sich vorgestellt hat. Doch was, wenn es Kurven, Abgründe, Absperrungen, Barrikaden, Probleme oder Wände gibt? Wird man aufgeben? Sich der Gefahr und der Krise, dem Chaos und den Komplikationen beugen? Oder dagegen ankämpfen, sich wehren und weiter machen? Entscheidungen sind nie einfach zu fällen… Und schon gar nicht wenn alles verunsichernd, erschreckend und beklemmend wirkt. Man kann in ein inneres Koma fallen und verzweifelt nach Hause flüchten. Doch im nachhinein wird man es bereuen… Man muss also weitermachen, auch wenn man müde ist oder erschöpft.

It’s always a  never-ending road!

 …UND…

Das Leben auf Offbeat… immer im Wandel… immer unterwegs… immer dazwischen… jetzt- dann… heute- morgen… da- dort… wir schweben eigentlich immer im Raum, der sich auch immer verändert… wir sind immer gleichzeitig… ambivalent… Gefühle, Träume, Ideen, Werte, Ideale, Worte… alles nur ein Gerüst um uns auf unserem Weg zu begleiten…

Doch wohin führt uns dieser Weg? In ein utopisches Nirvana? In ein sommerliches Land, in dem Milch und Honig fließen? In einen Abgrund in dem ewige Dunkelheit herrscht? Ich glaube nicht… Ich glaube der Weg führt letzten Endes zu uns Selbst. Zu unserem eigentlichen Ich und zurück an den Anfang. Denn im Leben brechen wir immer wieder von neuem auf und jedes Ende ist gleichzeitig der Beginn von etwas Anderem und umgekehrt… Und das ist der Punkt! Es gibt kein Ende… nur das UND und die Gewissheit, dass es immer weitergehen wird…

 

Inzwischen Unterwegs (Norbert)

Podcast/Download: Perlentaucher-Nachtfahrt vom Freitag, 12. August – im Zeichen beständigen Wandels oder – sind wir nicht alle andauernd irgendwie unterwegs? Von hier nach dort, von damals nach dann, von mir zu dir und wieder zurück? Also immer im Fluss immerwährender Veränderung, auf einer Reise zum eigentlich Eigenen – zwischen – und…

Wo ist überhaupt Anfang? Gibt es ein Ziel? Oder spielt das Leben sich sozusagen offbeat ab, von und zu und zu und? Ein Versuch, dem Kreislauf seelischer Wasser nach zu spüren von den Quellen unserer Euphorie durch die Untiefen unwägbarer Gefährdungen bis hinaus aufs unendliche Meer unserer Träume und

Verdunsten wir wieder ins Unbewusste, verlieren wir uns im Ungefähren, verirren wir uns gar im Unendlichen? Oder fassen wir im Reisen selbst auf seltsame Weise neue Gestalt für unser Sein, entwickeln wir durch die Bewegung des uns auf dem Weg Befindens gar erst das Erkennen dessen, was uns zutiefst ausmacht? Mag dies alles nun fast schon metaphysisch überhöht erscheinen wie die symbolische Pilgerfahrt auf dem Jakobsweg – wir setzen uns einfach mal wieder einer Lebenssituation und den ihr entsprechenden textmusikalischen Assoziationen aus und schauen uns dabei zu, wie wir Schritt für Schritt einen wanderbaren Weg vor unseren Füßen finden.

Oder, noch anders ausgedrückt, wie sich ein von uns in der Vorbereitung gemeinsam erspürter „roter Faden“ in drei Stunden Live-Radio zu einer Geschichte verdichtet, die sich uns wie euch gleichermaßen überraschend erzählt…

Wollen wir uns also den dazu gehörigen Schuh an- oder wieder ausziehen, wenn wir da so im Fluss des Lebens sitzen und eine wohl verdiente Pause einlegen? Werden einfach mal sehen, wen wir da so antreffen und worüber dann die Rede sein wird. Die Musik- und Textauswahl, soviel sei jedenfalls verraten, wird nach der Sendung hier im Playlist Text Credits Archiv dokumentiert.