Steve Howe Symphony

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 10. MaiIn Würde altern mit dem Vollblutmusiker und langjährigen Yes-Gitarristen, der bei uns ob seines nunmehrigen Aussehens den liebevollen Spitznamen „Mäusegroßvater“ trägt. Wir gratulieren zum 68. Geburtstag (am 8. April) und wünschen weiterhin gutes Gelingen beim alterslosen Abviechern mit so legendären Zupfrumpeln wie der Gibson ES-175 oder Fender Dual 8 Lap Steel 😉 Wie unschwer zu bemerken, würdigen wir diesmal allerlei Facetten des gepflegten Gitarrenspiels. Dergleichen betreibt gerade Steve Howe rund um das auch von ihm selbst Anfang der 70er mitgeprägte Genre des Prog-Rock bis heute aufs Allerfeinste – sei es gemeinsam mit seinen früheren Weggefährten (Yes Live at Montreux 2003) – sei es zusammen mit seinen Söhnen Dylan und Virgil als Steve Howe’s Remedy

Steve Howe TimeAuch abgesehen von den diversen Bandprojekten hat dieser Vollfreak der Virtuosität und Klangkulissen seit 1975 seine solide Solokarriere. Das erste diesbezügliche Album „Beginnings“ war anstoßgebend für die Musikzusammenstellung dieser Sendung, in der wir seinen Entwicklungsweg von frühen Yes- sowie Soloarbeiten über spätere Live-Interpretationen und ein sehr eigenes Bob Dylan Coveralbum bis zur schon erwähnten, Generationen vereinenden Remedy nachzeichnen:

Die Sätze und ihre Bezeichnungen 😀 lauten also:

01 Artarium – Mäusegroßvater-Signation feat. Jon Anderson „Love is everything“

02 Steve Howe – Lost Symphony (Beginnings 1975)

03 Steve Howe – Will O‘ the Wisp (Beginnings 1975)

04 Yes (Steve Howe) – Clap (Studio Version, Yessongs 1971)

05 Yes – Starship Trooper (Life Seeker; Disillusion; Würm; Yessongs 1971)

06 Yes – And You And I (Keys to Ascension Live 1996)

07 Steve Howe – Don’t Think Twice It’s All Right (Portraits of Bob Dylan 1999)

08 Steve Howe’s Remedy – Lost Symphony (Live 2004)

 

Urheber rechts!

Sendung: Artarium vom Sonntag, 19. April – Am 1. 1. 2016 endet die Regelschutzfrist von Adolf Hitlers “Mein Kampf” (üblich sind 70 Jahre nach dem Tod des Autors). Dann gilt der sonderliche Text nämlich als gemeinfrei und kann ohne Einspruchsmöglichkeit seiner derzeitigen Rechteinhaber (diesfalls nicht unlustigerweise des bayerischen Finanzministerums) von jederwem nachgedruckt oder sonstwie verwurstet werden. Entgegen weit verbreiteter Meinung ist der bizarre Pseudobestseller aus den 20er Jahren weder in Deutschland noch in Österreich gesetzlich verboten, es wurden nur nach geltendem Urheberrecht illegale Nachdrucke/Neuauflagen gerichtlich verhindert. Ein jahrzehntelanger Eiertanz der bayerischen Staatsregierung steigert sich angesichts des nahenden Ablaufdatums zu einem bigott-absurden Insichselbstwiderspruch. Die ARD-Doku “Countdown zu einem Tabubruch” bietet (soweit das geht) Überblick.

futsches reichWir erreichen hier offenbar die Grenzen und Fragwürdigkeiten geltender Gesetze. Soll das Buch des Braunauer Volksverdrehers (das ja ohnehin jederzeit im Internet gelesen werden kann) wieder offiziell in den Handel kommen – oder sollen sich die Nazinachfolgestaaten dafür einsetzen, dass man es möglichst nur in entsprechend antiquarischen Hinterzimmern zu kaufen bekommt? Mit dem „Schutz der Jugend“ wird hierbei argumentiert und mit dem „Ansehen der Deutschen im Ausland“, auch mit „Volksverhetzung“ oder „nationalsozialistischer Wiederbetätigung“, denen man keinen Vorschub leisten möchte. Andererseits ist aber auch zu hören, dasss man es uns durchaus zutrauen kann, uns selbst eine Meinung über die Inhalte dieses Mach(t)werks zu bilden. Sogar Neonazi-Aussteiger („die saufen doch lieber, bevor sie so ein Buch lesen“) und einzelne Holocaust-Überlebende („die sollen nur begreifen, was das für einer war, der ihre Großeltern zu Mördern gemacht hat“) befürworten die freie Verfügbarkeit des – mir fehlen grad die beschreibenden Worte…

Vergleichen wir in dieser Sendung einmal zwei Vorträge von Auszügen aus dem Originaltext: Erstens Helmut Qualtingers genial unterschwellige Lesung aus den 70ern sowie zweitens Serdar Somuncus brachial überbordende szenische Version von 1996. Und hinterfragen wir eine gern mit Urheberrechtsgesetzen bemäntelte Machtpolitik. „Es gibt ja diverse kommentierte Ausgaben seit 1945, die Aufklärung geleistet haben. Hier geht es doch auch um das Monopol des Freistaats Bayern, für uns, die wir nicht Bayern sind, stellvertretend Gedankenpolizei zu spielen.“ (Serdar Somuncu in einer Diskussion).

Das gegenständliche Buch ist sowieso das abgrundtief Schlechteste, in dem ich jemals ein Kapitel auch nur zu lesen versucht habe. (Was ich heute im Rahmen der Vorbereitung getan habe – und was mindestens eine Woche Krankenstand zur Genesung erfordert). Die Sprache unfertig, klobig, verkrampft. Die Gedankengänge sprunghaft, abgehackt, sich in einem Absatz gleich mehrfach selbst widersprechend. Der Sinngehalt willkürlich, inkonsistent, mit Gewalt zusammengezwängt, dabei wackelig. Und der Inhalt ein Gebräu aus esoterischem Plagiat (Blavatsky, Liebenfels) und unsympathischem Hausmeister

WÜÜÜRRRG

 

Neben dem Thron

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 22. MärzVon der Schwierigkeit, eigene Sendungen für einen Wettbewerb auszuwählen. Ein Präsidentsfall. Irgendwann einmal fliegt einem im Zuge der mehrjährigen Radiomacherei zwangsläufig jeder Überblick um die Ohren. Auch wenn man gerade noch wiedergeben kann, worum es im Gesamtkonzept seiner Sendereihe eigentlich geht, so ist es doch ein annähernd unmögliches Unterfangen, dahingehend eine Entscheidung zu treffen, welche spezielle Ausgabe diesen Sinn und Gehalt am vortrefflichsten darzustellen vermag. Wir sind eben ein etwas anderes Kunnst-Biotop, dessen einzelne Beiträge sich fortwährend collagenhaft in einem Work in Progress zu einer Aussage verdichten. Und die ist naturgemäß wiederum mehr als die Summe ihrer Bestandteile. Was also tun? 😛

not just anotherMachen wir auch noch aus dieser Not eine Tugend – und entsprechen wir so unserem Selbstverständnis: Berichten wir also über das, was uns gerade beschäftigt – wir sind schließlich weder langweilig noch uninteressant, nur weil wir nie Teil jenes ekelhaft pseudowichtigen Kommerzkasperltums sein wollten, das tagtäglich den Breischleudern der gemainstreamten Medienwelt entschlatzt. Ganz im Gegendings! Bumms! Guten Morgähn 😀 wünsch ich! Aber jetzt mal Ernst beiseite und in medias Residenz – warum die ganze Aufregung mit der Qual der Wahl? Es ist nämlich so: Die CIVILMEDIA – UnConference for Community Media & Civil Society vergibt heuer erstmals den (noch dazu dotierten!) Civilmedia Award für Programme aus den freien österreichischen Radio- und TV-Stationen, und zwar in den Kategorien „Access & Empowerment“ sowie „Entertainment & Arts“. Hier schließt sich der Kreis wieder – mit den oberbei angestellten Überlegungen 😉 Denn beide Begriffspaare beschreiben Wesentliches aus den inhaltlichen Zielsetzungen unserer Sendereihen Artarium und Nachtfahrt/Perlentaucher. Doch in welcher der über 60 möglichen Sendungen kommt das wohl am Besten zum Ausdruck? Eben…

 

Red Sky Coven

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 15. MärzDas ganze Album diesmal im Zeichen dreier ebenso erlesener wie unterschiedlicher Solokünstler, die immer noch gemeinsam unter dem Namen Red Sky Coven auftreten: Der Folksänger und Geschichtenerzähler Rev Hammer, die Malerin, Autorin und SpokenWordArtistin Joolz Denby sowie der als Frontman von New Model Army bekannte Rocksänger und Songwriter Justin Sullivan. Wir hören die zweite Halbzeit eines jener legendären Liveabende, die gelegentlich mitgeschnitten und veröffentlicht wurden, genau gesagt Volume 2 von ihrem ersten Album Volumes 1&2 (1995). Dies als ein Beispiel dafür, wie sich die jahrelange Zusammenarbeit von so verschiedenen Künstler_innen auf deren jeweilige Entwicklung fruchtbringend auswirkt. So sind hier etwa schon Justin Sullivans spätere Soloprojekte zu erahnen.

zombi_by_joolzBesonders die Sprechstücke von Joolz Denby sind hypnotische Kostbarkeiten, hat sie doch das ursprünglich aus der politischen Punk- und D.I.Y.-Bewegegung stammende SpokenWord-Genre über Jahre hinweg stilprägend mitgestaltet, in Kooperation mit immer wieder neuen Musik- und Medienschaffenden. Einige aktuelle Arbeiten sind hier auf ihrem YouTube Kanal zu sehen. Wie schon auf ihren Alben aus den 80ern und 90ern lässt sich die Fortführung von Patti Smiths Pionierleistung im Bereich der „Word over Music“ Performance politisch bewusster und kreativer Frauen beobachten. Zum Vergleich etwa deren erste Veröffentlichung von „Piss Factory“ (1977). Hier ließe sich noch eine ganze Menge an Material in den Perlenorkus verlinken – doch irgendwann ist auch bei mir Feierabend! D.I.Y. kann ich da nur sagen – Do It Yourself – Macht euch noch einen schönen Sonntag und viel Vergnügen beim zwischen den Zeilen userer Zusammenstellung Zuhören 🙂 denn wir sind sehr gern ein geiles Institut…

 

Frauentag im Hasenstall

> Sendung: DIE ARTARIA vom Sonntag, 8. März (zum Internationalen Frauentag) – Wir sind nach wie vor die Hasen, doch heut gehn wir als Mädchen! 😉 Wieso nicht einmal andere Assoziationen erzeugen? Ein Neutrum Artarium bleibt zwischen Atrium und Aquarium doch immer „der Raum für“ und „das Ding mit“„Kunnst“, allerdings mit zwei „n“ wie in „Könntestform und Möglichkeit“. Eine Femina Artaria hingegen bewegt den Lufthauch ihres Ausdrucks vom Kunstlied über den Musenkuss bis hin zum Opernsolo. Wohlan, das will uns doch durchaus gefallen! Zumal das Artarium just seinen 8. Geburtstag feiert (es ging am 7. März 2007 mit Peter.W. erstmals On Air) und seither noch dazu bereits in 300 Ausgaben zu hören war. Unsere nunmehr 301. Artarium-Sendung soll deshalb etwas ganz Besonderes sein…

KopflosDazu haben wir als Mitgestalterin unsere höchst umtriebige Kollegin Sabaha Sinanovic eingeladen, die unter anderem seit 2005 im Rahmen der angesehenenen Sendereihe Radiofabrik-Frauenzimmer (CBA) das oft zweisprachige zenska soba betreibt. Sie wird uns etwas über die beklemmenderen Hintergründe dieses eigentlich ganz „normal“ wirkenden Begriffs erzählen, der ja wörtlich übersetzt einfach „Frauenzimmer“ oder „Raum für Frauen“ bedeutet. Dazu passend ein Live-Telefonbericht zur gleichzeitig stattfindenden Frauendemo unter dem Motto „My Body is not your Battleground“ von den Kampfschwimmerinnen des feministischen Frauenkollektivs sisterresist. Das gleichnamige radio ist eine weitere Sendung aus dem Frauenzimmer und widmet sich inzwischen sogar der gepflegten Sportreportage auf unterhaltsamste Weise  > Frauenfußball Sondersendung. 🙂

Kim Gordon

Kim Gordon 2007 wikimedia commons

Doch was ist jetzt das ureigene Interesse von uns zwei Hasen –  am Thema Emanzipation im Sinne von Selbstermächtigung?  Women aren’t allowed to be kick-ass. I refused to play the game.“ Das Zitat aus der soeben erschienenen Autobiographie von Kim Gordon (Sonic Youth) gilt doch gewiss genauso für all die anderen Mitglieder 😛 die sich gegen das Eingepresstsein in gesellschaftliche Stereotype, Normen und Klischees wehren müssen, weil ihnen sonst noch alles Leben abstirbt! Und auch aus dem wunderbaren Gedicht „My Body is not your Battleground“ der syrisch-amerikanischen Autorin Mohja Kahf kann Mann der Befreiung so einiges von den Gewaltbildern „heiliger“ Schriften erfahren, die uns so gern untertan machen. Die Verwandtschaft von Tora, Bibel und Koran tritt hier offen zu Tage, ebenso wie die sexualisierten Besitzphrasen aus den vielen Hoheliedern der Vaterlandsschwüre.

My body is not your battleground
How dare you put your hand
where I have not given permission
Has God, then, given you permission
to put your hand there?

Sich emanzipieren heißt ja im Wortsinn „sich aus der Hand, die Macht hat und somit Gewalt ausübt, heraus zu nehmen“ Allein schon deshalb ist „die Emanzipation“ eine Aufgabenstellung für uns alle. Die Kunnst der Selbstbefreiung hieß denn auch eine frühere Radiosendung zum Internationalen Frauentag 2009. Wollen wir einander dabei weiterhin (und jetzt erst recht) auf Augenhöhe begegnen – und beistehen!

 

Nach dem Untergang

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 25. Januar – Sollen wir uns gleich in den Kopf schießen – oder doch erst etwas später? Am besten überhaupt nach dem Tod, sofern sich das terminlich noch ausgeht heutzutage. Es ist ja auch gar nicht so leicht, den Sinn für das eigene Weitertun zu entdecken, wenn man sich in der Weltpolitik umschaut und in der Nachbarschaft, wo sich diese Weltpolitik oft gerade am Widerlichsten zeigt. „Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch…“, also sprach Theodor W. Adorno einst zu seinen Mitdeutschen, und legte mit „Alle Kultur nach Auschwitz ist Müll.“ pointiert und provokativ nach. Vor allem mit seiner „Todesfuge“ belehrte ihn der deutsch-jüdische Dichter Paul Celan über viele Jahre hinweg eines Lebendigeren. Zumindest solange, bis sein Davonkommen auch an der Unweigerlichkeit zerschellte.

Sticht Alles!Und in diesem Zwischen stehen auch wir und ringen, nicht selten ratlos, nach den richtigen Worten. Dabei begleiten uns zum Glück die Gedanken der selbst in ihrem Überleben so Gefährdeten wie schwimmende Rettungsinseln auf den entseelten Weltmeeren, wo ringsumher längst ganze Gesellschaften untergehen. Und wir danken es ihnen – meist atemlos, aber immer berauscht – und verzaubert! 🙂 „Wir müssen uns die vergewaltigten Begriffe zurück erobern.“ So in etwa formulierte es Konstantin Wecker schon in den 90ern. „Mit Geschichte umgehen bedeutet, sie zugleich anzunehmen wie auch abzulehnen, und aus dieser Ambivalenz heraus wieder etwas Eigenes, Neues auszusagen.“ So übersetzten wir ein Statement von Patti Smith, welches sie im Dokumentarfilm Dream Of Life vor nicht allzulanger Zeit dazu abgab. „Manchmal hält sich ein Wort, das in der Öffentlichkeit missbräuchlich verwendet wird, vor Schreck die Hand vor den Mund. Unsere Sprache hat sich womöglich von etwas blenden lassen, sich zu sehr in den Dienst nehmen lassen, und leidet wie die Menschen an Sinnentleerung, an Müdigkeit und Erschöpfung.“ Das konstatiert Maja Haderlap in ihrer Eröffnungsrede zum diesjährigen Radiopreis der Erwachsenenbildung, den übrigens unser lieber Kollege Matteo Coletta für seine „Stimmen aus den Schützengräben“ gewonnen hat 😉 Wir gratulieren also inmitten der sich aufdrängenden Lebensmüdigkeit recht absichtsvoll – und ganz herzlich! Zudem hören wir Auszüge der ziterten Rede sowie zu diesem Wahlsonntag griechische Musik.

„Ich hegte die Hoffnung, dass es Hoffnung gibt. Das hält einen Mann am Leben.“ (Sean Connery in „The Rock“)

 

SoundDiary – A Book In My Hand

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 11. Januar – Das komplette brandneue Album der Wiener Band SoundDiary – eine in vielerlei Hinsicht außergewöhnliche Abenteuerfahrt durch die Glücksgefühle und Gefährdungen des postmodernen Nomadentums auf der Suche nach der Seinsinsel zwischen Sinn und Zusammenhang. Meine Reaktion aufs erste Durchhören dieses akustischen Bewusstseins-Roadmovies erfand sich in folgenden Worten: „Ich kenne zur Zeit keine österreichische Band – Blank Manuskript einmal ausgenommen – die den nötigen Scheißdrauf hat, ein derart authentisches Progressive-Rock-Konzeptalbum herauszubringen, dem man zwar immer anhört, dass es 2014 produziert wurde, von dem man aber meinen möchte, seine Kompositionen stammten aus der Blütezeit von Genesis & Co.“ Allein das schon eine Empfehlung 😉

A Book In My HandDoch es verbirgt sich noch weit mehr hinter der gefälligen Oberfläche eines stimmigen Musikalbums, das auch durch gelungenes Crowd-Funding produziert und im Eigenverlag fairöffentlicht werden konnte:

Philosophische Fragestellungen zum Beispiel – und Reflexionen über das Verhältnis des Individuums zur Welt – in Gestalt einzelner Mitmenschen, gesellschaftlicher Gegebenheiten oder verinnerlichter Moralgebote, die Songtexte sprechen da für sich.

Where You Lead MeIch in Beziehung UND unabhängig – dieser rote Faden ist das Konzept des Albums und zugleich wohl auch programmatisch für die Interessen der Bandmitglieder. Nicht nur, was kommunikative Publikumsberührung in Verbindung mit größtmöglicher künstlerischer Freiheit anbelangt, sondern gewiss auch in persönlich erlebten Versuchen, neue Formen zu entwickeln fürs Zusammensein der Gegensätze – mit einander, in der Welt – und – zwischen sich selbst! Aufbrüche ins Ungewisse…

Obiedient To IIndifferenceEndlich wieder einmal, textlich wie musikalisch, ein Gesamtkunstwerk, dem man die emotionale Echtheit und das individuelle Engagement seiner Schöpfer_innen (!) abnehmen kann, möcht man lauthals aufjubeln. In Zeiten wie diesen, wo fast jede Neuerscheinung allzu affensichtlich aufs Arschloch des Marktes schielt, um sich sogleich in irgendeiner Pose zu verfieberzapferln zwecks ihres besseren Verkaufs. So erbrechenbar wie Fastfood, Fernsehen und jede andere Mainstream-Prostitution. 😛 Hallelujah! Oder so. Jedenfalls wissen wir jetzt wieder, warum wir ein Konzeptalbum wie dieses hier lieben. Weil es uns auf eine handwerklich gut zubereitete Zauberreise mitnimmt – durch die wechselvollen Zustände und Zwischenwelten unseres Daseins. Weil wir uns in ihm wiederspiegeln, in unserem Kampf um die eigene Sinnstiftung, inmitten von Größenwahn, Niedertracht und Volksverhumpfung. Eben weil es etwas zu sagen hat – und das auch tut. Eine Message (jawohl), die Fragen und Antworten im Zwiegespräch mit sich selber belässt – und die einen so auch zum Selbstdenken der eigenen Welt anregt. Was ließe sich über ein Kunstwerk wohl Schöneres sagen? Lehnen wir uns also zurück in unsere Leben und genießen wir diese Erfahrung:

What counts and what matters can neither be said nor written, composed, performed or played.“

 > Hinweis: Einen Vorgeschmack auf dieses Kunnstwerk (nebst allerlei musikalischen Assoziationen) gibt es in unserer illustren Nachtfahrt-Sendung „Winterschlaftraum“ 😉

 

Schluss mit Schluss!

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 28. DezemberWir sind noch da 😀 und das bleiben wir auch im kommenden Jahr! Also, keine Widerrede – wer nicht hören will, muss eh nicht. Doch wer da kann – soll auch wollen dürfen! Und umgekehrt. Oder möchte jemand das Gegenteil von sich selbst behaupten? Na also. Wir können jedenfalls nichts dafür – wir sind halt einmal so. Schwierig genug in Gezeiten wie diesen, wo allenthalben uns der Dosenmüll umblubbert – und die Häppchenkultur uns zunehmend Abmerksamkeit verlangt. Zwing Zwang Zweck und funktionieren, Zeit ersparen, einsortieren, nichts verstehen, alles glauben, Damenmoden, Daumenschrauben! Um mir immerhin einen Reim auf diese Gegangenheitsverbewaltigung gemacht zu haben. Selbst natürlich, selbstverständlich. Und ihr seid unser Welpenkorb. In Nämlichkeit,

AUFS OHRAmen. Denn wir haben nicht nur (wie immer) noch lange nicht genug – wir hauen euch gerne auch aufs Ohr – und uns dabei nach Möglichkeit weg. Humor ist, wenn man trotz all dem Wahnsinn in der Welt nach Kräften lacht. Ernst ist sowieso fürn August und bis dahin noch eine lange Weile! Die feine Klinge aus Wort und Witz verstehen wir wohl zu unserem Selbstschutz zu gebrauchen, jedoch manch groben Klötzen verlangt es allzusehr nach einem ebensolchen Prügel. Denen darf dann schon mal der Hammer unseres Zorns die Unwucht ihrer Existenz aufzeigen. Wir nehmen wahr, wir drücken aus – wiewohl, nicht ohne zu verdichten. Wir leben immer Eigenes dar in unseren Themen und Geschichten. Und seien wir einmal ganz ehrlich, wo in all dem Medienvielflat gibt es heute noch Originäres, Unorthodoxes, Verqueres und Widerborstiges? Staat dessen macht uns, Code sei Dank, Kommerz an Herz und Seele krank. Aber wir machen nicht mit bei den Gelalldudlern monoklon klingelnden Österreichts. Retzt erst lechz! Die Freien Medien sind für die freien Meinungen da – und nicht fürs imitatorische Nachwappeln von andernorts quotengeil längst bis zum Anspeiben ausgelutschten Einheitsdrecks. Formate Fadessadenverbehübschung…

Mit ohne uns! Wir sind ein geiles Institut 😛

 

Krampuslauf Disintegration

> Sendung: Artarium vom dritten Adventsonntag, 14. Dezember – Zwei Stunden Sendung zwischen Teufelszauber und dem überlangen Album von The Cure. Eine Spurensuche durch die verhangenen Welten dieser irgendwie magischen Jahreszeit. Schon längst einmal wollten wir Disintegration (inklusive aller Bonustracks) ungekürzt spielen, doch bei dessen Gesamtlänge von fast eineinviertel Stunden können wir das nur im Rahmen einer genauso überlangen Sonderausgabe bewerkstelligen. Daraus ergibt sich natürlich die Frage, womit wir die übrigen 45 Minuten zubringen möchten. Es sollte ja immerhin zur Stimmung und zum Thema passen, schaurig und schön zugleich, sich rituell geheimnisvoll offenbarend, Kunnst einfach! Da schau her, wir sind in Bildern fündig geworden – und haben den Hersteller dieser Arbeiten ins Studio eingeladen:

S.Koidl2014_ScreamStefan Koidl aus Hallein ist aber nicht nur ein aufregender Zeichner (hier ein Album) mit dem Ziel, sich dem Fotorealismus technisch so weit es geht anzunähern – er ist auch ein inzwischen ziemlich erfolgreicher Krampusmaskenschnitzer (einige davon sind hier zu sehen). Passt doch perfekt zur Jahreszeit! 😈 Zudem führt er seine eigenen Kreationen neuerdings sogar selbst auf – in der von ihm mitbegründeten Krampuspass Schergen des Kronos. Da wollen wir doch einmal hinter der Maskierung nachschauen – und ergründen, was das wohl für ein Mensch ist, der mit solch einer schon an Besessenheit grenzenden Leidenschaft derart düstere Themen bearbeitet. Vor allem interessiert uns, aus welchen Inspirationsquellen sich seine Motive speisen, und was für kreative Prozesse da im Hintergrund ablaufen, während so ein Bild seinen Weg vom Kopf aufs Papier findet (oder so eine Maske eben in die fertige Gestalt). Wie hat das angefangen, wie fühlt sich das an – und wo will es hin? Wir ergehen uns in höllischen Phantasien und nachtkalten Krampusläufen, während wir im warmen Radiostudio gemütlich beisammen sitzen. Dazu gibts die gewohnt geeignete Musik…

DisintegrationAnschließend an unser Gespräch, wie angedroht und versprochen, das ganze Album Disintegration von The Cure in vollster Länge und ohne jedweden Hineinquatsch. Warum just dieses doch 72-minütige Ohrwerk im tiefsten Mittwinter lauthals zu Gehör gebracht wird? Weil es ein Innehalten ist inmitten schleunigen Lärms, ein Inzwischen aus leisen Tönen und dröhnendem Bombast. Weil ihm aufregende Stille ebenso innewohnt wie beruhigender Wahn, weil rauschhaftes Einvernehmen hier so grenzgenial in angepasstes Widerstreiten übergeht, dass Revolution nur noch innerlich stattfinden kann – aber stattfinden muss! Weil es genau die Medizin ist, die wir in den längsten Nächten des Jahres brauchen, eine psychedelische Filmkulisse zum Sterben und Erwachen – mit unserem Selbst als erlebendem Darsteller und handelndem Zuschauer in ein und derselben Person: Ich bin viele – und wir sind eins. Alles klar?„The Cure waren zu dem Zeitpunkt, als Disintegration entstand, keine verzweifelte Depri-Band, genausowenig, wie sie das heute sind. Disintegration ist happy-sad, vielschichtig, manchmal hymnisch und manchmal düster, the best album ever und will in meinen Augen irgendwie nicht mit der ganzen Cure-Klischee-Anhäufung zusammenpassen.“ (Cure-Fan-Replik auf obiges Review)

 

Das Ende ist nah

> Sendung: Artarium vom ersten Adventsonntag, 30. November – Zum nunmehr endgültigen Ende des Kirchenjahres und zur unvermeidlichen Wiedereröffnung des Salzburger Christkindlmarkts tragen auch wir entsprechend Stimmungsvolles bei. Ein weihräucherner Lichterkranz aus bizarren Satiren und böhsen Liedern umschwebt unsere persönlichen Eindrücke vom Glühweinen und Turmbalzen. Ohzipft is! Ehre sei Gott – und die Preise in die Höhe! Und Fernsehen auf Erden und der Geschäftswelt ein Zumwohlbefinden! Der Abwändskalender ist eröffnet und als Hauptgewinn wartet die gelungene Weihnachtsverweigerung. Totaler gehts nicht – zu diesem Zweck haben wir ein paar unanständige Volks- und Andachtslieder des genial grantigen Wiener Urgesteins Richard Weihs mitgebracht. Was? Es wird scho glei dumpfer 😀

Märkte und Mächte„Ich arbeite an der Idee, dass eine faire Verteilung der vorhandenen Ressourcen für alle möglich sein muss, wenn auch in einer Zukunft jenseits dieses konsumistischen Vermarktungszwangs jeglichen wie auch immer definierten Eigentums. Und so soll auch mein geistiges in diesem Sinn als eine Art Vorleistung darauf bezahlfrei bleiben. Auf eine bessere Welt! Pirat statt privat“ 😉 Nach dieser Adventlesung aus dem Evangelium des Antikapitalismus kommen wir nun zum Ende unserer feierlichen Einstimmung – mit den wahren Worten des Propheten: „Eine Wirklichkeit, in der es selbstverständlich ist, die Zuschauer inmitten wesentlicher Erkenntnisse eines Films mit Fernsehwerbung hirnzuficken, wird von mir bestimmt nicht anerkannt. Sie existiert auch überhaupt nicht! Außer als eine verbrecherische Übereinkunft zum Zweck der Beherrschung des Menschen durch die Behauptung.“ Na dann ist es ja gut 😛 The Matrix has you. Unser Schiff ist ein Radiostudio und unsere Waffen sind unsere Worte. Knoch, knock, Neo! Wer die blaue Pille nimmt, wird diese Sendung nie gehört haben. Bedenke, alles was wir dir anbieten, ist die Wahrheit. Deine eigene – entgegen all dem, was du glauben sollst. Wir wünschen besinnliche Einkehr