Pott Purree zum Geburtstag

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 25. November – Sprechen wir über Sex? Feiern wir uns selbst? Was heißt hier „Kunnst-Biotop“? Und wenn ja – warum? Wer hat Schuld daran – und wie soll das alles weitergehen? Denn – wir haben noch lange nicht genug. Tschipfel! Willkommen bei den Nebenwirkungen. Die wahren Abenteuer sind im Kopf. Zwischen den Zeilen. Im Atmosphärischen. Und überhaupt – das Artarium ist definitiv ein Sendeformat, dass es in dieser Form sonst nicht gäbe. Und seit 5 Jahren auch nicht gibt. Wie es Dominik Steiner einst formulierte „ein interkommunikatives sub- und kulturelles Emotions-Rahmenfeld“ – bringen wir uns auf den Punkt! Besteigen wir also diesen vorläufigen Höhe- und reiten wir auf selbigem springenden ….. davon 😉 Punkt. Denn Kunnst ist, was du kunnst. Und wir könnten. Jedesmal. Wieder. Neu. Erfunden. Hahahaha 😀 wir sind schon ein geiles Institut. Schnitt!

Erstens: Der Stein des Anstoßes sitzt und bleibt zentnerschwer auf uns lasten, ganz wurscht, wie schräg wir leben. Doch wir können ihn anmalen, einen Garten drum herum bauen oder auch mit ihm sprechen. Die Salzburger Autorin und Mittelschullehrerin Gerlinde Weinmüller etwa schreibt in ihrem jüngsten Buch „Den letzten küssen die Hunde“ zen-buddhistisch inspirierte Kürzestgeschichten, in denen sich nicht nur die Grenzen zwischen „belebter und unbelebter“ Welt vollkommen zu Recht auflösen, sondern zudem auch die Perspektiven zwischen dem Betrachter und den Objekten seiner Angst, Lust und Begierde – verschieben, vermischen, verändern. Dergestalt können Waldlandschaften von erotischem Entzücken und sexuellen Saftigkeiten erzählen oder Teetassen beim Trinken aus ihren Träumen erwachen und Bleistifte sehnsuchtsvoll ungespitzt in den Weiten noch ungeborener Worte verweilen. Bestimmt kein Zufall also, dass wir nach dem Besuch ihrer Buchvorstellung im Literaturhaus dem hier oben abgebildeten Kollegen begegneten und mit ihm freundlich Zwiesprache hielten…

Zweitens: Zwiesprache kann – wenn überhaupt – nur gewaltfrei gelingen. Gleichgültig, ob in sich selbst, mit der Welt – oder in Liebe 🙂 Mit meinem wundervoll tiefgründigen Sendungspartner Christopher Schmall, der heute übrigens auch seinen tatsächlichen Geburtstag feiert, entspinnt sich seit unserer ersten Begegnung vor nunmehr 2 Jahren ein solcherart höchst lebendiger und nie enden wollender Dialog. Etwas davon kann man sicher erlernen – aus dem Konzept Gewaltfreie Kommunikation nach ihrem Entdecker und Entwickler Marshall B. Rosenberg – der Rest bleibt allerdings wahrscheinlich wohlverdientes Glück oder absichtlsvoller Zufall. Auf jeden Fall ist Liebe (und somit jede Form von belebender Berührung zwischen Menschen) eine stete Anwendung von Aufmerksamkeit, Bedachtnahme und Zuwendung. Man kann es auch als Resonanz bezeichnen. Oder als die Würdigung des Selbst im Anderen. Immer ist es jedoch eine Funktion aus Energie und Zeit. Letztere ist das, was uns heutzutage an allen Ecken und Enden zunehmend abgeht. Zeitdiebe müssen wir also sein, Zeitpiraten, Zeitrebellen, Zeitrevolutionäre! Denen, die sie von uns ungefragt einfordern, die sie uns unter Drohungen abverlangen, müssen wir sie wieder entziehen – und unsere Lebenszeit selbstbestimmt dem für uns Wesentlichen widmen. Ich für meinen Teil bin unendlich glücklich über unsere gemeinsame Zeit, die wir somit sogar sinnvoll verbringen!

Drittens: Paradoxerweise – oder war es doch von Anfang an beabsichtig, irgendwie geheimnisvoll geplant – just an diesem 25. November vor genau 5 Jahren begab es sich, dass mich Peter.W. in sein Artarium einlud, um etwas über meine Arbeit zu erzählen. Und da saß ich dann und wir sprachen über die Hanfjodlgasse, Freiheit statt Schubhaft, einen Verein namens KulturFreiZone und auch darüber, wie groß Dichter sein müssen, um als große Dichter zu gelten. Es lag wohl an unser beider assoziativer Ausladendheit, dass wir in dieser knappen Stunde nicht zu einem annähernden Ende gelangten, allerhöchstens zu einer Andeutung einiger wild herum springender Punkte, die aber insgeheim und ohne dass wir das damals schon bemerkten, eine nicht uninteressante Linie bildeten und völlig ungefragt begannen, zum Anfang eines möglichen roten Fadens zu werden. Und seither gibt es mich als Norbert K.Hund aus diesem „etwas anderen Kunnst-Biotop“ zu hören und zu spüren. Da ist nämlich kein Unterschied zwischen hören will und fühlen. Sagte die Zeit. Und ließ ihre Zeiger ins Meer des Vergessens fallen, so berauscht war sie vom ewigen Augenblick.

🙂 Eine weitere Momentaufnahme aus dem nie enden wollenden Vielleicht im Inzwischen. Radio als Möglichkeitsform und als Einladung zum Kreativsein – auch abseits des allzu Alltäglichen. Ein Passwort zum Nachhören der ungekürzten Aufzeichnung im Downloadlink gibt es auch – auf Anfrage. Liebe Interessanten Undinnen – wir sind ja nicht aus der Welt! Artarium Gruppe auf Facebook 😉

 

Unter der Obrigkeit

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 23. September – Freihändiger Versuch zu Hierarchie und Untertänigkeit an mehreren Fronten gleichzeitig – am Beispiel der drakonischen Bestrafung von Pussy Riot wegen ihrer provokanten Kunstperformance in einer Moskauer Kathedrale oder auch der obrigkeitlichen Umbauplanung des Überfuhrstegs in Salzburg durch das Bauressort von Stadträtin Schmidt. Wie hängt das neofeudalistische Herrschaftsverständnis von „demokratisch gewählten Volksvertretern“ mit den verinnerlichten Glaubensinhalten und Vorstellungen einer „göttlichen Weltordnung“ zusammen, in der ganz oben an der Spitze der Macht ein allwissendes Wesen knotzt und von oben herab Befehle erteilt – über unsere Köpfe hinweg? Und so werden kritische Provokationen oft ganz schnell zur Blasphemie…

Im Angesicht solch versteinert wirkender Hierarchiestrukturen, wie sie uns auch in der Architektur vor Augen geführt werden, da fragt man sich: „Was nützt eine künstlerische Intervention?“ Oder wie es Josef Hader ausdrückt: „Wenn den Provokateur kein Blitz erschlägt, dann kommt halt auch kein Publikum.“

Kann man denn im ach so aufgeklärten Europa überhaupt noch provozieren – jedenfalls jenseits von islamkritischen Frauenfilmen oder Mohammed-Karikaturen? Aber versuchen wir uns trotzdem an ein paar kleinen Lästerungen – und spüren wir dabei den eventuellen Grenzen der Kunstfreiheit nach. Das gesunde Volksempfinden, Sitte und Anstand, öffentliches Ärgernis – oder religiöse Gefühle? Packen wir einmal den Schwanz des heiligen Aloysius als Adventkranzständer aus und behaupten wir frech, Peter Handke habe mit seiner Publikumsbeschimpfung den Ingeborg Bachmann Preis gewonnen. (Nein, das war Urs Allemann mit „Babyficker“ und es war der Preis des Landes Kärnten 😀 *muhaha*) Immerhin empfinden wir diese Sendung als widerständige Satire und wollen sie auch so verstanden wissen. Es lebe der postsowjetische Kapitalismus! Lyapis Trubetskoy – Capital 😉

Es ist schon eine wunderliche Welt, in der wir da leben. Ein ehemaliger KGB-Offizier regiert ganz Russland als „lupenreiner Demokrat“ (Zitat eines lupenreinen Hartz IV Gebers) gemeinsam mit der Staatskirche und quasi diktatorisch. Und eine Stadträtin der ÖVP verfügt über die Interessen der Menschen hinweg die Vollsperre des Überfuhrstegs während der gesamten Umbauarbeiten im kommenden Jahr, so als wäre sie nicht eine beauftragte Dienstleisterin der Stadtbevölkerung, sondern die Baumeisterin eines Barockfürsten, der schon mal das eine oder andere Stadtviertel planieren lässt, weil ihm gerade danach ist, sich mit ein paar repräsentativen Plätzen und Lustgärten zu verewigen. Hallo? Leben wir denn schon wieder im Geist des Ständestaats – in dem ein paar ehemalige Offiziere gemeinsam mit der Staatskirche das ganze Land quasi diktatorisch regieren? Aber nein doch – der Kirche ist die Überfuhr ohnehin gleichgültig und auch Frauen ohne Militärdienst dürfen heute in der Stadtregierung über die Bedürfnisse der Betroffenen hinweg bauen lassen, wie es ihnen gerade mal so vorkommt. Aussendung der Bürgerliste!  Wir wagen uns unter diesen Voraussetzungen kaum vorzustellen, wie gut man nach der Renovierung auf der geplanten „wellenförmigen Abdeckung des Mittelteils“ sitzen wird können. Das will aber eh niemand, oder? 😛 Wir werden also weiter dran bleiben müssen…

PS. Das Passwort zum Anhören der gesamten Sendung inklusive Musikbeiträge und Audio-Collagen gibt es – wie immer gern – auf Anfrage!

Apocalypse Duo

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 9. September – Neues aus der Nachtfahrt-Werkstatt: Die kommende Ausgabe der Perlentaucher-Reihe wird nunmehr die Nummer XXIV sein – und das bedeutet, wir feiern mit ihr das (in Worten) VIER-jährige Jubiläum unserer freitagnächtlichen Themenreisen. Was für eine Entwicklung – von einer zweistündigen Musiksendung mit freihändigen Gesprächen über allerlei fiktionale Expeditionen durch die Aggregatzustände des Seins mit stets wechselnden Studiogästen – bis zur jetztigen, zweisam gestalteten Textmusikverdichtung mit Lesung, Liveperformance und spontaner Dramaturgie! Dies alles gibts demnächst wieder – am Freitag, 14. September, dem Anlass gebührend ganze VIER Stunden lang, von 22:00 bis 02:00 Uhr – unter dem schönen Titel „The Soul is a Bird“ in der Radiofabrik unseres Vertrauens 😉

Und nachdem wir uns bei dieser Annäherung am TOT.LEBEN der Dramaturgie von „Apocalypse Now“ bedienen wollen, bereiten wir uns auch schon rein äußerlich auf eine dementsprechend gefahrvolle, irrwitzige und im wahrsten Wortsinn grenzüberschreitende Mission vor. Darauf wollen wir euch neugierig machen!

All unsere Beiträge kreisen diesmal um eine ganz spezielle Art der Reise. Eine Expedition zu den Grenzen dessen, was wir bisher für wahr zu halten gelernt haben – über gesellschaftliche Gepflogenheiten und vermeintliche Ordnungen und Strukturen, über Gut und Böse, Licht und Schatten, über das Oben und Unten der Welt – und über uns selbst! Denn dieser wahrhaft psychedelische (also in bester Bedeutung bewusstseins-erweiternde) Jahrhundertfilm von Francis Ford Coppola schafft es, dass uns mit zunehmender Dauer dieses flussaufwärts führenden Trips die gewohnte Orientierung ordentlich um die Ohren fliegt. Und kaum steht man dann neben sich – mit einem irritierend offenen Ende, sonst nichts – beginnt man sich selbst und zugleich auch andere zu fragen, beginnt man zu phantasieren, wie es denn jetzt weiter gehen könnte…

Eine Reise in den Übergang, in die Verwandlung, in das vielleicht doch nicht so zufällige Zusammentreffen mit sich selbst – als dem, den man nicht kennt. Eine Einstimmung in die Musiken und Texte, die uns dorthin begleiten, die uns die Augen öffnen – und die uns neue Welten erschließen. Ein Anfang mit einem (immer wieder) offenen Ausgang…

Hiermit laden wir euch zu den gemeinsamen Vorbereitungen ein, die uns alle wie in einem Strudel tiefer und tiefer in den Dschungel hinein ziehen – zur Begegnung mit Colonel Kurtz – oder doch dem eigenen Schatten? Einige Eindrücke vom „Apocalypse Now Redux“ (den anzuschauen wir wirklich unbedingt empfehlen!) Ein paar Schwierigkeiten, englische Texte (etwa von Allen Ginsburg, Patti Smith, T. S. Eliot) situationsadäquat oder allgemeingültig zu übersetzen. Der Soundtrack zur nächsten Nachtfahrt, die wundersam abgründigen Gedichtvertonungen (Georg Trakl, Joseph von Eichendorff) durch Martin Schindlers Bandprojekt „Mantus“ – Erfinden wir uns ein Genre dazu, „dunkelblauen Samt-Metal“ womöglich – oder gleich eine neue Kunnstrichtung, in der es nur noch um den Prozess geht und überhaupt nicht mehr um ein Produkt 😀 Auch gut zu lesen: Apocalypse Solo

 

Französisch – mit Francoise Cactus

Download/Podcast: Artarium vom Sonntag, 22. Juli – Wir lassen es diesmal gemütlich angehen – und so richtig die Frau raus: Francoise Cactus, Autorin, Sängerin, Schlagzeugerin, Hörspielproduzentin, Zeichnerin – und noch so einiges, was in keine Schachtel passt. Eine kleine feine Femmage an eine ebenso umtriebhafte wie uneinteilsame Hansdämpfin in allen Klassen. Haben sie einen Komplex mit dem Sex? Dann fragen sie Frau Francoise – und seien sie gut zu Vögeln! Sie findet Europa neurotisch, häkelt uns mit Wollita ein subversives Sexsubjekt und mag nur eine Brezel: Göring. Mit ihm zusammen ist sie jedenfalls so Stereo Total, dass selbst Mothers Little Helpers noch ganz ungeahnte Polyphonic Size entwickeln. Noch Fragen? Na also…

Es war mein ehemaliger Arbeitskollege René Haas, der mich einst zum Stereo Total Konzert in die ARGE einlud. Er hatte wohl wieder einmal bei einem dieser volkssubventionierten Radiosender angerufen und zwei Freikarten gewonnen – allerdings leider ohne Begleitung! Ich fand das nicht direkt unangenehm, wiewohl ich damals kein eingefleischter Fan der Band war. Das sollte sich jedoch bald ändern, vielleicht nicht gleich durch das Konzert an sich, das immerhin ein für Salzburger Verhältnisse beträchtliches Übermaß an Leichtigkeit, Verspieltheit und Zärtlichkeit versprühte. Nein, es waren die Momente nach dieser fröhlich lebendig machenden Bühnenperformance, als Francoise und Brezel so selbstverständlich selbst hinter ihrer Merchandise-Budel standen und mit uns über Berlin, Wortkunst und antike Sythesizer plauderten. Dieser Augenblick angewandten Punks war wie ein lang entbehrter Schluck frischen Wassers nach einer langen staubigen Reise – und führte mir wieder mal schlagartig vor, wie eingenäht provinziell und peinlich kleinkrämerisch diese Stadt doch inmitten ihres ganzen Eventgetues und Kulturgehabes immer schon war – und immer noch ist.

Es war mein guter Freund und Radiokollege Peter.W. der mich im November 2010 dazu anstiftete, einen jener illustren Vorlese-Abende aus der von ihm initiierten Read This! im Denkmal Reihe zum literarischen Schaffen von Francoise Cactus mit zu gestalten. Ich sollte mich also in Wollita ein- und dann als diverse Stimmen auch aus dem Presserummel drum herum vorlesen. Und wieder wurde es eine äußerst erquickliche und inspirierende Angelegenheit, wie übrigens so vieles, was jenseits von Programmpflicht und Wirtschaftsdruck entstehen darf. Peter ist da sowieso immer einer der fruchtbarsten Anstifter gewesen – und er weiß wohl selbst am besten, warum er nach Wien geht (siehe Artikel/Sendung) – weil eben hier in diesem verklemmt verzweckten Engraum nicht viel Freies möglich ist – und weil das Wenige, das man der zunehmenden Verprivatisierung noch abtrotzen kann, unendlich anstrengend ist. Salzburg ist also nach wie vor für viele „ein Friedhof der Phantasien und Wünsche“ (Thomas Bernhard) – außer natürlich für diejenigen, die aus dem Image und der Kulisse dieser Stadt, die ihren Einwohnern zum Leben vorenthalten wird, ihr ganz privates Kapital schlagen. Die Geldgottesdiener…

„Allons, enfants de la Patrie…“ möchte man singen hören. Oder den Ratten gleich das sinkende Schiff verlassen. Hier herrscht der Mozartkugelfaschismus. Oder der Andenkenständestaat. Die Diktatur des Pollertariats sowieso. Doch seis drum – für diesmal ergehen wir uns in frankophiler Überlebensfreude. Was immer wir daraus lernen können – wir sind ein geiles Institut! 😀

 

Ich bin – Tagtraum

Podcast/Download: Das Artarium vom Ostersonntag, 8. April präsentiert eine weitere wichtige Band, die es leider nicht mehr gibt: Tagtraum aus Schweinfurt. Wichtig vor allem wegen der für eine deutsche Punkband bemerkenswert lyrischen und philosophischen Texte von Matthias Nürnberger alias Senore Matze Rossi. Der ist mittlerweile zum Glück sowohl solo als auch mit seiner neuen Band Gaston wieder unterwegs und auf der Suche – wie einst sein Namenspatron Herr Rossi. Wir spielen also in memoriam Tagtraum das ganze (ganz ausgezeichnete) Mini-Album „Ich bin“ sowie noch das eine oder andere Stück…

Osterwetter TagtraumAnsonsten lieben wir uns, einander und natürlich euch, weshalb wir auch gern dieses Foto von uns zur Verfügung stellen, damit ihr euch das schöne Osterwetter immerhin dazu denken könnt! Wir schließen die Augen, drehen die Heizung und das Radio auf – und schon reisen wir um die Welt. Und jetzt das Tagtraum-Lied dazu!

Unsere nächsten Sendungen: die Perlentaucher-Nachtfahrt am Freitag, 13. April (ab 22:00 Uhr) „Die faulen Eier der Religwution“ mit Lesung aus dem Handbuch des Schwindels von Ewald Gerhard Seeliger – und dann das Artarium am Sonntag, 15. April mit Teresa Reiter, der Ernestine Hemingway des österreichischen Jungjournalismus, die uns Musik von ihren Expeditionen in die Krisengebiete der Subkultur auflegen wird. Es wird dabei bestimmt nur ganz am Rand von Orgeln die Rede sein 😀 Wir sind ein geiles Institut! Mindestens.

 

Wegen Todesfall geschlossen

ACHTUNG! Im Artarium am Sonntag, 29. Januar um 17:06 Uhr aus gegebenem Anlass die WIEDERHOLUNG der Sendung CONTAINER LOVE – 50 JAHRE SCHLINGENSIEF, die wir damals am 24. Oktober 2010 (das wäre sein 50. Geburtstag gewesen) dem kurz vorher verstorbenen Ausnahmekünstler als eine Art Nachruf gewidmet haben. Der aktuelle Grund für den Ausfall der geplanten Live-Sendung zum Interaktiven Performance Festival des Landestheaters „BESETZT SALZBURG“ ist ein sehr persönlicher und ebenso trauriger, nämlich der Tod meiner Mutter am vergangenen Dienstag. Ich danke euch allen jetzt schon einmal für eure Anteilnahme und euer Verständnis! – Norbert K.Hund

Dorothea Keuschnigg, 11. 6. 1929 – 24. 1. 2012

Von ihr habe ich nicht nur das abgekürzte K. in meinem Namen, sondern auch allerhand erfahren und gelernt über den Menschen und seine Zerbrechlichkeit in einer nach Leistung und Erfolg gierenden Gesellschaft! Speziell die Gefährdung von sensiblen Gefühlsmenschen durch Gewalt, Ideologie und Religion begriff ich anschaulich am Beispiel ihres Lebensin meinem eigenen.

Über die Dokumente und Erinnerungen, die sie mir aus den letzten Monaten des zweiten Weltkriegs hinterlassen hat, habe ich bereits Anfang 2010 gemeinsam mit der lieben Sophie ein Feature über Kindersoldaten im Dritten Reich gestaltet. Unter dem entsprechenden Titel „Das Kriegstagebuch meiner Mutter“ untersuchen wir die Funktionsweise der ideologischen Verführung von damals 14-jährigen in Hitlerjugend und Schule und publizierten zur Veranschaulichung dieser abgründigen Manipulationen einige der medienpädagogisch erschreckend modern aufbereiteten Seiten aus der Schul-Projektarbeit der 4. Klasse eines Gymnasiums im Jahr 1944. Persönlich empfinde ich, bei aller Bestürzung und allem Befremden, die so ein Zeitzeugnis in mir bewirken, eine große Dankbarkeit dafür, dass meine Mutter mir diese Momentaufnahmen aus ihrer Jugend (im Originalzustand) zur Verfügung gestellt hat. Und in diesem Sinne will ich diese Geschichte auch weiter geben und mit euch allen teilen:

Bilden wir uns doch selbst – und eine eigene Meinung!

Wir hören einander dann wieder LIVE bei der nächsten Nachtfahrt-Perlentaucher Sendung am Freitag, 10. Februar – gemeinsam mit Christopher Schmall! Und auch im Artarium am Sonntag, 12. Februar um 17:06 Uhr. Bis dahin alles Liebe!

Wer übrigens bei BESETZT SALZBURG mitmachen möchte, kann, darf und soll sich noch bis einschließlich Montag, 30. Januar bei Angela Beyerlein vom Landestheater Salzburg zum Casting anmelden.

Schluss mit Textase

Podcast/Download: DAS LETZTE ARTARIUM (des heurigen Jahres) vom 25. Dezember: Christopher Schmall und Norbert K.Hund zelebrieren die etwas andere Weihnachtsfeier der Perlentaucher – mit stimmungsvoller Musik und schrägen Textbeiträgen – in Gestalt einer spontanen Nachtfahrt-Miniaturausgabe. Allerdings wollen wir nach nunmehr gut einem Jahr ersprießlicher Zusammenarbeit endlich einige inhaltliche Schwerpunkte der Artarium-Reihe neu bestimmen. Also feiern wir diesmal auch Abschied – und brechen zugleich wieder auf zu neuen Ufern. Natürlich, wie immer: Das Leben!

Was soll denn nun eigentlich so dramatisch neu werden? Müsst ihr euch in Zukunft gar vor uns fürchten? Aber ja doch, aufs Angenehmste! Denn der Meister des aushängigen Empfindens und der diplomierte Fettnäpfchentreter werden forthin genau das tun, was sie am besten können: Alle Themen noch mehr im eigenen Erleben spiegeln.

Aber sind wir nicht ohnehin genau dafür bekannt, dass wir unsere Sendungen sehr subjektiv und emotional gestalten? Ja, schon – aber trotz all der atmosphärischen Individualität, die wir dieses Jahr vor allem in den Nachtfahrt-Perlentaucher-Sendungen angewendet haben, berichten wir im Artarium immer noch viel zu sehr von Personen und ihren Produkten. Und was soll daran schlecht sein? Erstens, dass man diese Art von Magazin-Journalismus mit der Zeit von uns erwartet. Und zweitens, dass es keine kreative Herausforderung für uns bietet, in gewohnten Formen zu arbeiten, die es außerdem so ähnlich bereits x-mal in der Kultursparte gibt. Also werden wir die Gestaltung des etwas anderen Kunnst-Biotops mehr an unseren künstlerischen Interessen und unserer persönlichen Wesensart ausrichten…

Wir wollen also im kommenden Jahr weniger berichten, dafür aber mehr erzählen. Unsere Themen und Gäste sollen noch unmittelbarer mit unseren Innenwelten verbunden sein. Die Sendungen werden jedenfalls ein gemeinsames Erlebnis darstellen, auch in Form von Expeditionen und Experimenten. Und den Begriff „Kunnst“ im Sinn von Ausdruck, Möglichkeit und Überleben, den müssen wir noch viel weiter fassen. Schließlich geht es uns darum, unsere Eindrücke gemeinsam mit euch zu verdichten, so dass etwas für uns alle Inspirierendes dabei entsteht. Nennt es, wie ihr wollt, am besten aber gar nicht!

Auf jeden Fall FROHE FEIERTAGE und EIN GUTES NEUES JAHR! Wir sind ein geiles Institut. Und wir haben noch lange nicht genug.  😀  Bitte. Danke.

 

Missfits – Frauenkabarett mit Orgel

Podcast/Download: Artarium Sommer-Improvisation vom Sonntag, 17. Juli – Das radikal-emanzipatorische Zwei-FrauInnen-Kabarett Missfits über onanierende Lehrerinnen sowie andere Frust-Rationen allzu weiblichen Schultoilettentums. Aus gegebener Anlässin dieser unsäglich krampfschwangeren Bundeshymnen-Vergenderungs-Debatte präsentieren Peter Wetzelsberger und Norbert K.Hund hohnlachend die Erfinderinnen des Feminispräch – „Durch diese Verballhornung von Wörtern wird der Versuch, eine geschlechtergerechte Sprache zu entwickeln, ironisch auf die Spitze getrieben.“ (Wikipedia)

Natürlich darf das ironische Selbstzitat der Musikmetapher per Johann Sebastian Bachs Toccata in D-Moll für Pfeifen-Orgel (sic) nicht fehlen, wenn Peter.W. wieder einmal ein Konzept zu spontanisieren versucht. „Man hört aber nix!“ ist schließlich die aufgelegte Antwort der Kollegin vor dem Klo, aus dem es grantig schallt: „Ich onaniere.“

Und weils so schön Sommer ist und wir eh alle unterwegs nach zwischenwo sind, gleich noch ein Zitat zum Thema, neulich im Rahmen einer gar lustigen Dialog-Orgie auf Facebook:

„liebe gender und genderinnen, höchst verachteter mainstream! wenn schon die sprache bis ins letzte hinterzipferl vermannweiblicht sprich verzweigeschlechtlicht werden soll, dann fordern wir doch hiermit auch diktator_innen, kinderschänder_innen, katholische priesterinnen (ha!) und im gegenzug hebamm_eriche, meerjung_männer und mütter_linge!^^ solang sich aber die kasperlgestalten im parlaments-elfenbeinturm mit sowas problemfernen befotzhobeln und behirntatschgerln, können sie immerhin nichts schlimmeres anrichten – außer vielleicht schöne schüttelreime scheißen: das fekterlein, das leckt er fein. bitte! danke! guten morgen und gute morginnen!!!“

Warnhinweisin der Herstellerinnen: Diese Sendungin enthält eine hohe Anteilin an Satirin! Bei unerwünschten Nebenwirkunginnen efrauzipieren sie sich bitte selbst und essen sie eine Schwarzwälder Kirschtortin!

Peter Gabriel – Art Of Inspiration

Download/Podcast: Artarium Musikworkshop vom Sonntag, 26. Juni – Warum es wichtig ist, junge Musikschaffende und andere kreative Crossover-Kunnst-Kindsköpfe mit den vielseitigen Werk-Welten des englischen Ausnahmekünstlers zu konfrontieren. Und warum wir uns in Peter Gabriels Musik verliebt haben – eine erste Einlassung zum Einfühlen, Mitkitzeln und Weiterbasteln…

Es gibt zahllose Gründe, warum man einen Menschen liebt – und selbst nach 1001 Worten kann man es nicht wirklich endgültig sagen. Ähnlich verhält es sich mit der Musik des Mannes, der meinte, „im perfekten Liebeslied ist nie genau erkennbar, ob es um Mann, Frau, Kind, Natur, Leben, Hund oder Blume geht.“

In diesem Sinne wollen wir diesmal ein paar recht unterschiedliche Stücke aus der 35-jährigen Solo-Karriere des Meisters der spielerischen Verschrobenheit auf uns wirken lassen und versuchen, uns in seiner Biographie wieder zu erkennen und parallele Wesensähnlichkeiten zu entdecken. Es kann schließlich kein Zufall sein, dass diese höchst collagenhafte „Handmade & Hightech“ Arbeitsweise die verschiedenartigsten Film-, Musik-, Theater- und Performancekünstler über die Generationen hinweg beeindruckt und inspiriert – nicht zuletzt auch uns und unseren Freundeskreis.

Wobei allerdings schon die „etwas andere“ Artarium-Herangehensweise wesentlich ist: Wahrnehmen, unmittelbar wirken lassen, einzelne Elemente heraus lösen und dann selbst in einem neuen, eigenen Kontext anwenden. Und bitte schön ohne Ehrfurcht – wir haben doch alle immer auch die Kasperlmütze auf! Jedes noch so geile Institut ist nie etwas anderes als ein Welpenkorb der Möglichkeitsformen

Salon Helga – Von hinten

Podcast/Download: Das ganze Album – Spezial (2 Stunden!) vom Sonntag, 15. Mai – Peter.W. präsentiert das ebenso rare wie relevante Frühwerk seiner langjährigen Lieblings-Inspiratoren Hans-Christoph und Hans-Herbert, allgemein bekannt unter den Pseudonymen Stermann & Grissemann (oder Sternrahm & Grüß-Sie, Mann – wie Museau & Sternenhund zu sagen pflegen würden).

Jedenfalls “von hinten” mit Musik – oder auch eine Art “Schrägst Of” und aus dem von mir einst ebenfalls geschätzten Format “Salon Helga”, liebevoll umrahmt, gestreichelt und mit ornamentalem Mundwerk beschmissen von den lieblichen Kollegen Christopher Schmall und Robert Presslaber

Dirk Stermann und Christoph Grissemann sind der breiten Öffentlichkeit spätestens seit Willkommen Österreich und der Deutschen Kochschau ein Begriff. Weitere ORF-Machwerke waren u.a. ihre Sendungen Blech oder Blume, Suite 16 und Frau Pepi und die Buben (wozu Entweder Broder womöglich auch gewisse Parallelen hat). Aber ihr eigentliches “Baby“ war und ist die seit 20 Jahren von ihnen gestaltete Kultradioshow Salon Helga auf FM4 – vor Gründung des Senders (1995) sogar noch auf Ö3 im Rahmen der Jugendschiene ZickZack -> Flashback von Martin Blumenau.

Als sie noch nicht von Funk und Fernsehen kaputt gemachtwaren, bildeten „Gags Gags Gags“ nur einen Bruchteil ihres verfügbaren Repertoires. Was Stermann & Grissemann – oder Hans-Christoph und Hans-Herbert, wie sie sich damals noch nannten – zu Beginn ihrer Karriere verbrachen, war zwar nicht unbedingt immer massentauglich, dafür innovativ, anders, gewagt, und hatte auf gewisse Weise sogar Anspruch. Der Salon Helga von damals war eine Mischung aus dilletantistischer Satire, bewusst schleißiger Doppelconférence, viel wechselseitiger Selbstironie und tragikomischen Hörspielen mit durchaus literarischem Charakter. Zudem war es diese Sendung, die in ihren ersten 10 Jahren viele Vertreter der alternativen deutschsprachigen Musik wie Stereo Total, Rocko Schamoni und nicht zuletzt PeterLicht in Österreich „salonfähig“ machte.

1994 brachten sie die leider fast schon in Vergessenheit geratene und zur Rarität verkommene CD Von Hinten heraus, die im Stil eines „Best of-Salon“ gehalten ist. Die Musik stammt von den Fabulösen Thekenschlampen, Stoppok, Bobbe Jaan sowie den Lassie Singers.

Alles in allem der frühe Querschnitt einer Sendung, die nicht nur eine lose Szene begeistert, sondern vor allem Autor und Artarium-Erfinder Peter.W. in jungen Jahren inspiriert hat, was sich auch heute nicht selten in seinen Texten, als auch in seiner eigenen Art der Sendungsgestaltung wiederspiegelt. Auch Robert Presslaber (Fondue) ist mit Stermann&Grissemann quasi aufgewachsen und wurde von ihrem anarchischen Humor geprägt. Vor zwei Jahren lasen er und Peter die alten Salon Helga-Geschichten im Rahmen der Lesereihe READ THIS im Denkmal Salzburg.