Ein weites Land…

Download/Podcast Nachtfahrt „Weites Land“ vom Freitag, 11. 2. – Diese Ausgabe widmet sich einer besonders bei gefühlstiefen und zur Schwermut neigenden Menschen beliebten Verteidigungsstrategie: dem entschlossenen Rückzug. Und begibt sich auf die Suche nach den Schutzzonen des Überdauerns, nach Wagenburgen, Wallanlagen und verborgenen Zufluchtsorten der Seele.

Nicht ohne der Tiefe des Themas eine gehörige Portion Ironie entgegen zu setzen, feiern wir doch alle – zumindest ein bisschen – Thomas Bernhards 80. Geburtstag. Also kommen nicht nur unsere eigenen Texte in den Trichter, sondern zum Beispiel auch welche von Gottfried Benn, Jochen Distelmeyer und Konstantin Wecker, per Vers oder prosaisch dargebracht von Norbert K Hund und Christopher Schmall, emo cremissimo in expressis verbis. Dazu servieren wir eine im schönsten Sinne des Wortes kranke Musikauswahl in wechselfiebrigen Anfällen von Ernst, Scherz und tieferer Bedeutung. Selbsterkenntnis kann durchaus auch vorkommen…

Die Idee zur Gestaltung der Sendung stammt aus einem Essay von Eugen Drewermann zum Thema Depression. Er entreisst darin den Begriff seiner üblichen Definitionen wie krankheitswertig, dysfunktional, defizitiär, behandlungsbedürftig – und kleidet das Charakterbild des Melancholischen in die Metapher vom weiten Land, das jegliche Invasion durch Rückzug aufzufangen vermag. Zudem skizziert er Begabung und möglichen Gesellschaftsbeitrag des Depressiven als beinahe unendlich weites Einfühlen und Verstehen.

Wären wir Gefühlsmenschen Spürtiere, wir lyrisch Liebesleidenden die anerkannten Propheten einer wohl besseren Gesellschaftsform, Zeitzeugen einer Zukunft, die einfach nicht mehr so weh tut, weil sie das Opfer annimmt, dass wir alle andauernd sind, zuinnerst – verleugnet, verdrängt, gemieden, bespuckt und abgewehrt von den Psychiatern der Anpassung. Gäben wir uns hin, nähmen wir einander auf, grüben wir unser Nest in die Lüfte wie eine Nacht, die am anderen Morgen herab stiege als eine wohlige Heimat, hätten wir diese Bedeutung in der uns umgebenden Welt, einen Wert jenseits von Ehre und Erfolg, eine zweckfreie Weite hinter dem Horizont, ein zartes Inzwischen bei uns beiden, wahrlich, wir lebten tieferen Sinn.

I don’t want to sing about rights and wrongs

I don’t want to sing all the same old songs

But I’ll sing them, and sing them – ‘til there’s no need to sing them

And then I can sing about love.

(Chumbawamba)

Sexismus und Homophobie

Download/Podcast: Artarium Radio Sexperience vom 30. 1. – Wir stopfen einen Koller-Polster für Niki Lauda, der es offensichtlich nicht packt, wenn homosexuelle Männer öffentlich miteinander tanzen und veranschaulichen an diesem Beispiel den Begriff des Heterosexismus:

„Ja sollen wir uns demnächst alle dafür entschuldigen, dass wir heterosexuell sind?“ Gar keine so dumme Idee! Stellen wir die Welt doch mal einen Moment lang auf den Kopf: 90% der Weltbevölkerung wären homosexuell. Sie würden selbstverständlich alle Verhaltensnormen für die gesamte Gesellschaft bestimmen. Heterosexuelle wären auf einmal eine seltsame Minderheit, die jeden Tag wieder aufs neue um ihre Anerkennung und gegen Diskriminierung und Vorurteile kämpfen muss.

Schwul sein wär cool – und hetero ziemlich gay! Diese Vorstellung spukt in unseren Köpfen immer wieder herum, wenn wir fassungslos mitbekommen, wie selbstverständlich tagtäglich „normative“ Gewalt ausgeübt wird gegen alle „anders-als-hetero“ seienden Menschen. Wenn man dem dann etwa widerspricht, kommen die schillerndsten „Erklärungen“ zum Vorschein, die nur nie jemand wirklich begründen oder beweisen kann: Gottes Wille, das gesunde Volksempfinden, die abendländische Kulturtradition, der Schutz der Jugend oder der Familie, irgendein schwabbeliger Wertekanon, whatsoever…

Da kommt plötzlich von eher unerwarteter Seite Unterstützung für unsere Phantasiereise zwecks Empathietraining: Der deutsch-japanische Rapper Blumio präsentiert auf seiner aktuellen CD Tokio Bordell zusammen mit Jessica Jean den Titel „Die Welt ist schwul“ (Video) in dem er sich höchst selbstironisch genau diesem Denk- und auch Gefühlsexperiment unterzieht: „Was wäre, wenn ich als Hetero morgen früh in einer schwulen Welt aufwachte? Wenn ich von allen anderen wegen meiner Sexualität angemacht und gering geschätzt würde? Wie fühlte sich das dann für mich an?“ Genau darum ginge es aber: Einfühlungsvermögen – um die Wirkung des eigenen Redens und Handelns auf andere – auch aus deren Perspektive – begreifen zu können!

Wikipedia Exkursion: Heterosexismus bezeichnet ein gesellschaftliches und institutionalisiertes Denk- und Verhaltenssystem, das Heterosexualität anderen Formen sexueller Orientierung als überlegen einordnet. Er ist zu verstehen als eine auf Heteronormativität gründende und nicht hinterfragte gesellschaftliche Setzung heterosexueller Lebensweisen als die sexuelle „Normalität“. Noch Fragen?

Ein sehr lustiger und gleichwohl wissenschaftlich fundierter Online-Test der eigenen sexuellen Orientierung UND Verhaltenskreativität ist dieser: mysexualorientation.com (E-mail Eingabe klappt auch mit „wrdlbrmbfd@gmx.net“) Auf Facebook empfehlen wir die wunderbare Gruppe Gleichstellung – Gegen homophobe Einstellungen von Niki Lauda. Und auch auf die Ohren gibts was Feinfrequentes: Radiofeature Arno Gruen – Der Wahnsinn der Normalität.

Bruno Kreisky zum 100. Geburtstag

„Shades Of Red“ – Die etwas subjektivere Betrachtungsweise… gibt es jetzt auch als elegante Oral History Audio-Collage zum Runterladen, Wiederhören und Weitersagen!

Eine Collage aus Erinnerung und Fragen – eine Montage aus Medien und Musik – eine Hommage an den Menschen, den Politiker und den Visionär Bruno Kreisky. Unter Verwendung von Statements und Zitaten aus dem Album „Echolot“ von Syndikat (Nesti & Albino feat. Rudi Dutschke) sowie dem Dokumentarfilm „Kreisky. Politik und Leidenschaft“ von Helene Maimann (feat. Andre Heller).

Präsentiert in Form eines Generationen-Gesprächs zwischen Norbert K Hund als Zeitzeugen, der die ersten Aufbrüche und Auseinandersetzungen der 70er Jahre als Jugendlicher live miterlebte – und Christopher Schmall als neugierigem Fragesteller, der die aktuellen Jubiläumsfeiern und Nachrufe als vielbeschäftigter Gymnasiast der Gegenwart eigentlich nur so am Rande mitbekommt…

Gemeinsam spüren wir der Faszination einer Gefühls- und Geisteshaltung nach, die für die österreichische Gesellschaftsordnung so untypisch war, dass sie von André Heller zugespitzt als „Unfall – im Sinne von Glücksfall – der Geschichte“ bezeichnet wurde. Zusammen sammeln wir zum Schluss aus den Fragmenten von Kreiskys Vermächtnis einige Anregungen auf – für einen notwendigen, neuerlichen Aufbruch:

Aus diesem „Labyrinth, in dem sich jeder auskennt“ – aus dieser „Hochleistungs-Hamsterrepublik“ und „Visionsarmen Depressionsverwaltung“ – oder wie Thomas Bernhard es legendär auf den Punkt gebracht hat: aus diesem „Fürchterlichen Friedhof der Phantasien und Wünsche.“

In eine Welt, in der das Eigene dem Anderen auf Augenhöhe begegnet. In eine Welt der Liebe und des Mitgefühls. In eine authentische Welt: Den kreativen Kosmos der Möglichkeitsformen, das angewandte Paradoxon der Kunnst (mit Doppel-N) im realen Hier und Heute. Vielleicht wäre dies eine ganz gute Zusammenfassung: Politik ist Gestaltung. Politik ist Kunst. Politik ist Poesie!

Denn wie bereits Hegel, Einstein und Pumuckl feststellten: Was sich nicht reimt ist weder dialektisch noch naturwissenschaftlich noch emotional perzeptiv zu gebrauchen – also ein fester Dreck!

Zur Sendungs/Projekt-Beschreibung.

Shades Of Red – 100 Jahre Bruno Kreisky

Stream/Download: Die ARTARIUM Sonderausgabe vom Sonntag, 23. 1. würdigt das menschliche Vermächtnis des politischen Visionärs Bruno Kreisky in persönlichen Anekdoten. Der inzwischen längst legendäre Bundeskanzler und SPÖ-Vorsitzende hätte am Samstag, dem 22. 1. seinen 100sten Geburtstag gefeiert – seine Wirkung auf den jungen Idealisten in uns ist immer noch nicht tot zu kriegen.

Erster Schauplatz: Shades Of Red in der Salzburger Alpenstraße. Abschaffung der Prügelstrafe an Schulen und eine Atmosphäre des Aufbruchs. Kritische Schülerzeitungen zwischen Arena-Besetzung und Ö3 Musicbox. Sogar die Katholische Arbeiterjugend wählt SPÖ – Das moderne Österreich, ein angewandtes Paradoxon.

Zweiter Schauplatz: Die Kultur der Auseinandersetzung in den 70er und 80er Jahren am Beispiel der  Zwentendorf-Volksabstimmung, die ich noch als Schüler in Klagenfurt erlebte. Die Burggarten-Demos mit Nina Hagen oder die Phorushalle-Besetzung mit Peter Kreisky. Später die Hainburger Au oder: Nur bei Grün links überholen? Ganz schlimm: Räumung der Ägydigasse und – eine Ära ist endgültig vorüber.

Dritter Schauplatz: Von der KulturFreiZone mit Herbert Fartacek bis heute – ein Resümee. Was ist das Bleibende an der Faszination Kreisky? Was lässt sich heute noch davon heraus destillieren und in die nächste Meta-Postmoderne hinüber retten? Eine sehr subjektive Annäherung – doch ist vielleicht genau das der springende Punkt…

Und während sich Norbert K.Hund im Gespräch mit Christopher Schmall durchaus lustvoll an diesem individuellen Vermächtnis abarbeitet, droht dem tatsächlichen Bruno Kreisky Archiv nebst dem Johanna Dohnal Archiv im ehemaligen Vorwärts-Verlagshaus in Wien, so wie vielen anderen außeruniversitären Forschungsstätten auch, das endgültige Aus durch ersatzlose Streichung jedweder Basissubvention. Bitte unterstützt den Erhalt dieser für Österreich unschätzbar wertvollen Einrichtungen durch Unterschrift der Online-Petition! Danke.

Noch ein Artikel zu dieser Sendung.

Spartacus – Das ganze Album

Zum Wiederhören: ARTARIUM vom Sonntag, 16. Januar: SPARTACUS, Konzeptalbum (1975) von Triumvirat in voller Länge und remastered. Ein Referenzwerk des Progressive/Symphonic Rock aus Deutschland – mit Anekdoten fein garniert.

Schon das Artwork sprach mir während meiner Dienstzeit beim Bundesheer (1979) grundlegend aus der Seele. Ich widme diese Sendung also heute Felix Holzmann aus Bischofshofen, mit dem ich das Opus damals am Kasernenhof in St. Johann rauf und runter hörte, während wir in Phantasien vom Sklavenaufstand schwelgten, was uns auch sofort das Prädikat “schwul” einbrachte. Es half jedenfalls, den Schwachsinn und die Sinnleere jener Zeit zu überstehen – und geistig bei Niveau zu bleiben…

Und es war einmal ein Radiosender namens Ö3 (gar nicht zu velwechsern mit einem heutigen „Hitradio“) – dortselbst ereignete sich beinah täglich “Die Musicbox”. Einmal im Monat präsentierten da kunstsinnige Eloquenzen auch “Das ganze Album” – ohne drein zu reden! Welch ein Hörerlebnis! In memoriam dieser legendären Einrichtung beleben wir die Idee wiederum neu: Alle feine Nase lang stellen wir euch ein – ganz und gar subjektiv – wesentliches Ton-Werk vor, ohne dass der Hund – oder sonst jemand – dazwischen quatscht. Einfach die Lautstärke rauf drehen – und genießen.

Das Leben ist eh anstrengend genug.

 

Zwischeninsel Poesie

Zum Wiederhören: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 14. 1. 2011 – Drei Stunden Musik und Dichtung, liebreich verwoben in einem dunkelroten Faden durch Stürme, Träume und Abenteuer.  Die Spoken Word Sinnstiftung des jüngst begründeten ChrissSüdbär EntBla_Projekts – ein intensiv atmosphärischer Text-Tanz für alle leidenden, liebenden und lustverrückten Hörpflaumen!

„Hello – is there anybody in there?“ Unter diesem Motto begeben wir uns auf eine seufzerlösende Zeit- und Gefühlsreise durch die Höhen und Tiefen des Emo Cremissimo in Expressis Verbis, umdröhnt und umwölkt von eklektisch verlesenen Musikwelten aus allen nur denk- und erspürmöglichen Genreschachterln.

Beispielsweise Collide, 30 Seconds To Mars, Die Toten Hosen, The Young Gods, Nils Petter Molvaer, Früchte des Zorns, Nevada Tan, Callejon, Sunterra, SoundDiary, Aviv Geffen, Lyapis Trubetskoy, Kleingeldprinzessin & Die Stadtpiraten, Tindersticks, N.EX.T, Chumbawamba, Tagtraum, Herwig Mitteregger, Syndikat (Nesti & Albino) und so weiter und so fort …

Da mittendrin entbla_en wir uns also livehaftig, erzählen und lesen aus eigenen Werken, lassen weitere Mundwerker zu Wort kommen, etwa Reinhard Wilhelmi, Giorgos Kimoulis (spricht Arthur Rimbaud), Hansi Lang und Jochen Distelmeyer. Ein lyrischer Rundumflug für Freunde und Liebhaber des verdichteten Spontanismus aus unserer Zwischeninsel Poesie.

RAW MELODY MEN

Das Artarium vom 9. 11. zum Wiederhören, ganz im Zeichen antidepressiver Echtheit, beleuchtet das Zusammenspiel von emotionaler Authentizität und therapeutischer Selbstwahrnehmung am Beispiel von New Model Army, einer wirklich wichtigen Band.

Sei es das Schwere am elterlichen Erbe und die damit verbundene Wut, wie in der Signation und dem Titel Inheritance zu hören, seien es Resignation und Trauer des vereinsamten Menschen wie in den Titeln These Words und Marrakesh – aber auch der Aufschrei blanker Verzweiflung wie in Get Me Out – Justin Sullivan gelingt mit New Model Army die Gratwanderung zwischen Opfersein und Sinnstiftung.

Wohl wissend, dass wir alle Überlebende sind, eine verschworene Gemeinschaft von verwundeten Veteranen, spüren wir einer möglichen Mission nach, nämlich Zeugnis abzulegen von Gefühlskälte und Grausamkeit in unserem eigenen gesellschaftlichen Umfeld. Gewalt gehört in die Geschichtsbücher, nicht nur die von vor 1945. Never Again! One Family – One Tribe.

Und so lassen wir uns inspirieren und wie im Traum forttragen zu unseren eigenen Ufern – fliegend wie in Justin Sullivans Green und ums Feuer tanzend in Ballad of Bodmin Pill, zum besseren Verständnis vorab auch in Dialektversion gelesen. „Wir sind verloren, wir sind Freaks, doch wir sind die wahren Erben der Welt!“

Die letzte Hardcore Lesung 2010

Echt das Letzte! Und absolut das allerletzte Artarium 2010 zum Liebhaben, Runterladen und Wiederhören: jopa jotakin von und zy prexa liest – nein, zelebriert: Kopfsteinpflaster – Steinbruch, Hausfrauenvisionen und Ode an Dada. Live und Hardcore. Mit Musik!

Es begann alles am 23. Dezember im SUB Salzburg in der Müllner Hauptstraße bei einer Volxlesung zur Entweihnachtung. Daselbst warteten wir – und wie sich zeigen sollte, vollkommen zu äh Recht, auf einen gewissen Jopa. Der kam später, setzte sich uns dann zunächst einmal selbst vor – und dann seine – Texte?

Mit Fragezeichen? Auf jeden Fall! Texte als genereller Gattungsbegriff meinetwegen, handelt es sich bei Jopas Hörgewittern, Kopftheatern, Stimmkonzerten doch ursächlich um absichtsvoll aneinander gefügte Buchstaben, welche sich wohl auch aufschreiben, abdrucken und sogar leise lesen lassen. Zum Leben erweckt werden sie aber allemal am eindrucksvollsten, wenn das Hirn hinter diesen Anschlägen jedes Wort einzeln dem geduldigen Papier entreisst und es uns fleischgeworden in die Wirklichkeit schleudert. Das ist beste Performance-Psychedelik zum Mithecheln. Bitte legen sie, er oder es jedwede Sicherheitsgurte ab – es zahlt sich nämlich aus! Noch mehr gibts HIER zu hören und zu sehen.

Diese Sendung widmen wir auch heuer wieder in der bewährten Weise allen Friedensinvaliden, Schuldverweigeren und Weihnachtsflüchtling_innen.

Musik von Lene Lovich, Revolte Springen, Jello Biafra & NoMeansNo, Früchte des Zorns, Heinrich Beats The Drum. Keep it Heartcore!

 

Weine Frohnachten!

Download: Das Allerletzte Adventsartarium „Ambros Augustin“ vom 19. Dezember: „Des Leben überleb ma ned!“ oder “Pestbeulen für Jedermann!”

Weihnachten und Tod – passt denn das zusammen? Natürlich, fragen sie die Freitod-Statistik und lesen sie den Jahresbericht ihrer Bundes-Schottergruben-Besitzerin. Trotzdem und gerade deswegen feiern wir zur Winter-Sonnenwende als schräges Fest des Überlebens den naiven Arche-Typen Augustin.

Zu diesem Zweck haben wir das gleichnamige Sing-Spiel von Ambros, Tauchen, Prokopetz aus 1980 dem Massengrab der Aktualitätshektik entrissen und hauen es euch hiermit heftig ins Hirn. Humoreske Morbidität als zeitlose Überlebens-Kunnst. Wenn uns das Lachen erst im nimmersatten Hals zwischen Bank-Barock und Medien-Mumps stecken geblieben sein wird, haben wir zum Zerzweifeln unser selbst immer noch Zeit.

Zeigen wir lieber dem Zeitgespenst des Zweckdienlichen die Zunge!

Scheißen wir seinen Schreckbetrügern einen vollen Schüssel unkontrollierbaren Schmarrn zwischen die Zahnräder! Alles schläft, einsam lacht: die Parodie der beherrschenden Verhältnisse.

Charakter kommt eben von Karikatur.

 

HipHop Partisanen:

Download ARTATARIUM vom 12. 12. und hinterfrag mit uns ein paar blöde Klischees zu HipHop als apolitischem Jugendkult: Generell Gewalt verherrlichende Gangsterpose oder gedeihlich Geschäft wie Gesellschaft fördernde Subkultur? Auf jeden Fall macho, homophob, sexistisch – und zunehmend faschistoid. Ganz Gallien?

Dan Perjovschi, Künstlerhaus Sbg

Dan Perjovschi, Künstlerhaus Sbg

Ein gar nicht mal so kleines Globaldorf leistet aus purer Sturheit des Herzens und voller Mitgefühl fürs Kind im Säugetier hinhaltenden Widerstand gegen die Besatzung der Blechschädeln, Funktionstrotteln und Gewaltkasperln. Zum Beispiel die HipHop Partisanen

„Angesichts einer HipHop-Szene, in der sich sexistische, homophobe, faschistoide und nationalistische Tendenzen zunehmend verbreiten, wollen wir eine kritische Kraft aufbauen, um eine neue, subversive Bewegung zu schaffen. Ausgrenzendes und diskriminierendes Verhalten, welches in großen Teilen der Gesellschaft üblich ist, muss keineswegs im HipHop vorhanden sein. Wir können in unserer Kultur eigene Umgangsformen schaffen. HipHop – it’s ours!“ Aus dem PartisanInnen Manifest 2005

Also hört mal einige Tracks – von Syndikat feat Rudi Dutschke, Mr Ivoree & BazillusPe, Koljah & TaiPhun, Steelbruch (von der Compilation HipHop Partisan Nr.1) aber auch Manuel Normal oder Panik – und was uns (Norbert & Lorenz) dazu einfällt, wenn wir Selbstbestimmung als Menschenrecht sehen, nicht als Sentimentalität.

Und weil uns off record noch viel mehr einfällt, als in die knappe Stunde passt, müsst ihr wie immer zwischen die Zeilen spüren. Und weil ihr schon so groß seid, könnt ihr euch den Rest auch selber googeln – jenseits von Alekos Panagoulis und GefängnisKritik