Herr Peter (Die Werkschau)

PodcastDownload: Artarium vom Sonntag, 20. Mai – Der Multikünstler Peter Wolfgang Wetzelsberger zieht Bilanz über sein Salzburger Schaffen. Mit einer gnadenlos intimen Werkschau am Freitag, 18.Mai um 20:00 Uhr im So.What in Obergnigl eröffnet der allseits als Peter.W. bekannte Autor, Musiker, Zeichner, Performer, Schauspieler, Radiopionier, Netzwerker und Anstifter den letzten Akt eines langen Abschieds. Er kehrt seiner Heimatstadt also vorläufig endgültig den Rücken und wird fortan in Wien und anderswo seine Produktivität entfalten. Zuvor muss Salzburg sich aber noch einmal an einem Rundblick aus Peters Perspektive messen lassen. Und wieder einmal die Frage nach der Ursache. Eine Annäherung…

Letztlich ist der Herr Peter ursächlich schuld daran, dass es die Sendereihe Artarium überhaupt gibt, hat er sie doch aus einer seiner unzähligen liebenswerten Launen heraus damals im März 2007  ins Leben gerufen. Und einigermaßen unüberschaubar wie die Art oder Anzahl von Peters kreativen Ausbrüchen ist wohl auch sein bisheriger Schaffensreigen, der in dieser Kunstmetropole des Konsum und Kommerz immer ein Schattendasein fristete, jenseits von Mainstream und Mozartkugel. Peter.W.s Kunst, die sehr wohl eine hand- und mundwerklich gediegen durchgearbeitete ist, könnte man genauso gut mit zwei N als „Kunnst“ der Möglichkeitsform beschreiben, so sehr ist sie immer den myzelischen Netzwerken informeller Freiräume verbunden – und auf sie angewiesen geblieben. Und dieser Umstand, der mir unendlich sympathisch ist, nämlich gnadenlos Kunst zu machen, weil „die einfach raus will aus meinem Kopf, der sonst explodieren würde“ – und nicht wie die vielen mehr oder weniger begabten Pop-Artisten dieser Stadt immer aufs Bedienen von Geschmack, Erwartung und Szenetrend aus zu sein, dieser Umstand ist eine mögliche Ursache von Peters Abgang aus Salzburg. Denn die Freiräume mitsamt ihrem spontankreativen Substrat sind verschwunden – in die Emigration, in die Resignation oder in die Institutionalisierung. Übrig bleibt ein Mensch, der sich selbst treu bleibt…

Gegen die systemimmanente Verdrängung des Kreativen durch die Beschleunigung der Geldwertgesinnung, die zunehmend brutale und eiskalte Vermarktung von allem und jeden, die sich selbst vervollkommnende Verkommerzialisierung des freien Kunst-, Kultur- und Subkulturschaffens hat Peter.W. immer angekämpft – mit den Mitteln seiner Leidenschaft, mit Freigiebigkeit, Gemeinschaftssinn, Spontaneität und schweißtreibender Arbeit. Mit unendlichen Denk- und Projektanstößen und einer unglaublichen Fülle verrückter Einfälle, deren Einem ich eine Vielzahl von weiterführenden Inspirationen verdanke. Aus einer einzigen Einladung ins Freie Radio entstand unter anderem „Das etwas andere Kunnst-Biotop“ und meine mittlerweile über 4-jährige Rundfunk-Karriere. Stellen wir die Welt doch endlich wieder auf die Füße – ihr Kopf hat eh schon viel zu lang Globalfinanzsausen! „Die Verletzten wollen die Ärzte sein, die Letzten sollen die Ersten sein – sieh es ein: The meek shall inherit the earth!“ Und so werden wir nicht nur gemeinsam mit Peter Rückschau halten auf sein in der Werkschau dargestelltes Œvre, sondern auch den jüngsten Wurf seines experimentellen Soloprojekts Wolfwetz vorstellen, das bei Kaktus=Apfelbaum-Records erschienene Album „Mööbel“ (Download!) Und wem das jetzt noch nicht reicht, Ohren hat zuhören oder siehe – oben. Chapeau!

NOFX RELOADED (Cokie the Clown 2.0)

Download/Podcast: Artarium vom Sonntag, 8. Januar – Was soll man denn nun von einem fast 45-jährigen Musiker und Labelchef halten, der spät nachts lachend in eine Tequilaflasche brunzt und anschließend eine dermaßen abgefahrene Solo-Performance zelebriert wie Fat Mike von NOFX? Wobei er Bühnengästen und Publikum dann auch noch Drinks vom nämlichen Tequila verabreicht – und dann die auf Video dokumentierte Piss-Aktion live vorführt? Wir finden – sehr viel! Denn selten seit den 80ern war Punk so pointiert wie 2010 beim SXSW Festival in Austin, Texas – und selten wurde aus berufenem Schwanz – äh – Mund ein derart profundes Statement zur Musikindustrie – ähm – abgesondert…

In diesem Sinne – Prost! Und gleich auch noch unsere glücklichsten Herzwünsche zum demnächst wirklich drohenden 45. Geburtstag, Cokie the Clown! Mit solch einem Überlebenshumor besteht echt die Gefahr, dass du uns noch einmal 45 Jahre den Schädel knetest und das Gehirn ausputzt.

By the way – wir bedanken uns artig grinsend bei Pinpoint Music für den feinen Bericht von der Cokie-Performance und die entsprechende Fotostrecke. 🙂 Lohnt sich auf jeden Fall zu lesen – ebenso wie dieses nüchterne Hintergrund-Gespräch mit Fat Mike ein Jahr nach dem „Skandal“ – das war doch bitte bester Aktionismus! Haut rein, auch wenn euer Englisch nicht gerade uptempo daher kommt – jetzt nach den wein- und weihrauchschwangeren Weihnachtsferien. Prost Neujahr also nochmal von uns – mit einer für heuer durchaus prototypisch gemeinten Sendung:

Denn das Wesentliche an Fat Mike’s punk-atypischer Performance war ja nicht die medial skandalisierte Brunzflaschlerei, sondern die von ihm nachgerade legendär vorgetragene Emo-Explosion aus erlebten Geschichten und schrägen Versionen bekannter NOFX Songs. Ein echter Abgrund!

Das war doch die Essenz des Punk – bevor er zur merkantilen Pose verkam: Unverstellteste Aufrichtigkeit gepaart mit einer gehörigen Portion Scheiß-dir-nix und einem bewundernswerten Mut zur eigenen Lächerlichkeit – auch und gerade im Angesicht der besoffenen Wertvorstellungen des „Entertain-us-Publikums“. Wenn Fat Mike gegen die johlen wollende Meute in leisen Tönen an-erzählt, wie er und Eric Melvin als 16, 17-jährige bei einem Punkkonzert die Hilfeschreie eines vergewaltigt werdenden Mädchens ignorieren und mittels Musik verdrängen, weil sie von einem der Täter bedroht werden, dann kehrt die Ambivalenz des traurigen Clowns mit unhörbarem Krachen in unsere Herzen zurück – verschreckt, verwirrt und verzweifelt.

Auch das Outro von The Decline erzeugt plötzlich eine andere Betroffenheit: Wir alle werden tagtäglich gefickt von inhumaner Machtausübung und Gewaltanwendung, von verlogenen Ideologien, wirren Sozialsystemen und einer zutiefst destruktiven Weltwirtschaft. Scheiße!

Und die Moral von der Geschicht? Die Sendung zur Story (Abgründe aushalten und selbst weiter denken!) – Der Graffitikünstler (und selbst Musiker) Leo Tischendorf sowie die emoreale Konzeptextase Norbert K.Hund spielen prototypische und ungewohntere Tracks von NOFX und versuchen sich dabei rotzspontan an der Philosophie dieser konsequent independent gebliebenen Punkband zwischen Selbstdarstellung und Sozialkritik. Abschließend bitten wir zum gemeinsamen Gehör-Genuss von The Decline, dem gut 18-minütigen Opus Magnum dieses ebenso faszinierenden wie verstörenden Kunnst-Kollektivs mit politischen D.I.Y. Ambitionen. NOFX – Da hilft weder Arzt noch Apotheker!

 

Weltfinanz – Amused to Death

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 23. Oktober – Kreatives Radio zwischen Kapitalismus und Widerstand. „Hier werden die Reflexionen von Bewohnern einer Region produziert.“ (Thomas Oberender) Im Angehör medialer Dauerbeprügelung mit Bankenkrisen, Rettungspaketen und Zukunftsängsten treffen sich aktive und potentielle Sendungsmacher zum einzig wahren Neurogipfel – dem eigenen! Wie geht es uns eigentlich mit dieser lebenspolitischen Herausforderung, die eigene Weltgeschichte selbst zu (be)schreiben – und dabei das Lachen NICHT zu verlernen?

„Massenblödien, Quasselödien, Kassenschmähdien“ bemerkte Uwe Dick  bereits Ende der 70er Jahre auf das Trefflichste. Und Pier Paolo Pasolini prophezeihte in seinen Freibeuterschriften die Machtübernahme einer globalen Diktatur namens Konsumismus. Daran hat sich bis heute nichts Grundsätzliches geändert. Ganz im Gegenteil – der staatsprivate Glaub- und Kaufdudelfunk scheißt uns auf allen verfügbaren Kanälen dermaßen das Gehirn voll, dass mentaler Brechreiz und existenzieller Schwindel noch die zartesten Nebenwirkungen darstellen. Was also tun, liebe Lebewesen, Liebestiere und Mitkinder?

Was wird denn immer und immer wieder von „oben“ nach „unten“ vorgebetet, nachgeplappert und von Bravschaf zu Bravschaf zumindest unterbewusst fortwährend wiedergekäut? Dass Weltgeschichte immerzu das von den jeweiligen Machthaber_innen Angerichtete sei, welches auszulöffeln uns kleinen und unbedeutenden Rädchen im Systemgetriebe irgend so etwas zwischen erster Bürgerpflicht und gläubiger Begeisterung sein sollte. Dass Medienkultur nach wie vor eine volksempfängernde Einbahnstraße vom Produzenten zum – bitte, danke – Konsumwichtel sei, egal ob es sich um pseudointeraktive Moraltheologie, Politpropaganda oder Verkaufsanimation handelt. Dass wir das uns gnädig dargereichte Weltgeschehen und seine inhaltliche Interpretation freudig entgegen nehmen und dankbar hinunter schlucken – egal wie schlecht uns davon jetzt schon ist. Kruzifix!

In diesem Unsinn hinab damit! Dave’s Frage nach dem Entstehen einer Radiosendung und Flo’s Interesse an gemeinsamer Selbstdarstellung treffen sich mit unserer Arbeit und führen zu einer notwendigen Umbewertung der Medienlandschaft: Die vielen eigenen Geschichten sind eigentlich das Wesentliche der Weltpolitik und nur von den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen lassen sich tragfähige Entwürfe für eine gerechtere Gesellschaft ableiten. Freie Medien wie die Radiofabrik sind noch vor den öffentlich-rechtlichen und privat-kommerziellen Sendern die relevanteren, weil wirklich individuell lebensgestaltenden und gemeinschaftsbildenden Institutionen.

Seit 17:06 Uhr wird also jetzt (in unserem Fall) zurück gesendet! Wenn jemand von euch unseren diesbezüglichen Anregungen während der Sendung folgen möchte und auch selbst eine eigene Sendung produzieren will – wie gesagt, es ist ganz einfach und die entsprechenden Workshops gibts hier. Wer mehr über den diesmal vorgestellten Weiherer (Mei CD beim Saturn) wissen will, hier noch „A neis Liad“ auf Youtube sowie seine Homepage. Außerdem die lippensynchronisierte Franz Josef Strauß Rede von Loriot zum nochmal Lachen. Und schließlich – das wunderbare Lied von Konstantin Wecker „Wenn die Bö(r)sianer tanzen“, diese probate Anregung als Antwort auf jedwede Finanzkrise, konnten wir aus Zeitmangel diesmal leider nicht mehr spielen, als Live-Video sei es euch aber auf jeden Fall nachgereicht. Und sonst? Man hört sich…

Missfits – Frauenkabarett mit Orgel

Podcast/Download: Artarium Sommer-Improvisation vom Sonntag, 17. Juli – Das radikal-emanzipatorische Zwei-FrauInnen-Kabarett Missfits über onanierende Lehrerinnen sowie andere Frust-Rationen allzu weiblichen Schultoilettentums. Aus gegebener Anlässin dieser unsäglich krampfschwangeren Bundeshymnen-Vergenderungs-Debatte präsentieren Peter Wetzelsberger und Norbert K.Hund hohnlachend die Erfinderinnen des Feminispräch – „Durch diese Verballhornung von Wörtern wird der Versuch, eine geschlechtergerechte Sprache zu entwickeln, ironisch auf die Spitze getrieben.“ (Wikipedia)

Natürlich darf das ironische Selbstzitat der Musikmetapher per Johann Sebastian Bachs Toccata in D-Moll für Pfeifen-Orgel (sic) nicht fehlen, wenn Peter.W. wieder einmal ein Konzept zu spontanisieren versucht. „Man hört aber nix!“ ist schließlich die aufgelegte Antwort der Kollegin vor dem Klo, aus dem es grantig schallt: „Ich onaniere.“

Und weils so schön Sommer ist und wir eh alle unterwegs nach zwischenwo sind, gleich noch ein Zitat zum Thema, neulich im Rahmen einer gar lustigen Dialog-Orgie auf Facebook:

„liebe gender und genderinnen, höchst verachteter mainstream! wenn schon die sprache bis ins letzte hinterzipferl vermannweiblicht sprich verzweigeschlechtlicht werden soll, dann fordern wir doch hiermit auch diktator_innen, kinderschänder_innen, katholische priesterinnen (ha!) und im gegenzug hebamm_eriche, meerjung_männer und mütter_linge!^^ solang sich aber die kasperlgestalten im parlaments-elfenbeinturm mit sowas problemfernen befotzhobeln und behirntatschgerln, können sie immerhin nichts schlimmeres anrichten – außer vielleicht schöne schüttelreime scheißen: das fekterlein, das leckt er fein. bitte! danke! guten morgen und gute morginnen!!!“

Warnhinweisin der Herstellerinnen: Diese Sendungin enthält eine hohe Anteilin an Satirin! Bei unerwünschten Nebenwirkunginnen efrauzipieren sie sich bitte selbst und essen sie eine Schwarzwälder Kirschtortin!

Salon Helga – Von hinten

Podcast/Download: Das ganze Album – Spezial (2 Stunden!) vom Sonntag, 15. Mai – Peter.W. präsentiert das ebenso rare wie relevante Frühwerk seiner langjährigen Lieblings-Inspiratoren Hans-Christoph und Hans-Herbert, allgemein bekannt unter den Pseudonymen Stermann & Grissemann (oder Sternrahm & Grüß-Sie, Mann – wie Museau & Sternenhund zu sagen pflegen würden).

Jedenfalls “von hinten” mit Musik – oder auch eine Art “Schrägst Of” und aus dem von mir einst ebenfalls geschätzten Format “Salon Helga”, liebevoll umrahmt, gestreichelt und mit ornamentalem Mundwerk beschmissen von den lieblichen Kollegen Christopher Schmall und Robert Presslaber

Dirk Stermann und Christoph Grissemann sind der breiten Öffentlichkeit spätestens seit Willkommen Österreich und der Deutschen Kochschau ein Begriff. Weitere ORF-Machwerke waren u.a. ihre Sendungen Blech oder Blume, Suite 16 und Frau Pepi und die Buben (wozu Entweder Broder womöglich auch gewisse Parallelen hat). Aber ihr eigentliches “Baby“ war und ist die seit 20 Jahren von ihnen gestaltete Kultradioshow Salon Helga auf FM4 – vor Gründung des Senders (1995) sogar noch auf Ö3 im Rahmen der Jugendschiene ZickZack -> Flashback von Martin Blumenau.

Als sie noch nicht von Funk und Fernsehen kaputt gemachtwaren, bildeten „Gags Gags Gags“ nur einen Bruchteil ihres verfügbaren Repertoires. Was Stermann & Grissemann – oder Hans-Christoph und Hans-Herbert, wie sie sich damals noch nannten – zu Beginn ihrer Karriere verbrachen, war zwar nicht unbedingt immer massentauglich, dafür innovativ, anders, gewagt, und hatte auf gewisse Weise sogar Anspruch. Der Salon Helga von damals war eine Mischung aus dilletantistischer Satire, bewusst schleißiger Doppelconférence, viel wechselseitiger Selbstironie und tragikomischen Hörspielen mit durchaus literarischem Charakter. Zudem war es diese Sendung, die in ihren ersten 10 Jahren viele Vertreter der alternativen deutschsprachigen Musik wie Stereo Total, Rocko Schamoni und nicht zuletzt PeterLicht in Österreich „salonfähig“ machte.

1994 brachten sie die leider fast schon in Vergessenheit geratene und zur Rarität verkommene CD Von Hinten heraus, die im Stil eines „Best of-Salon“ gehalten ist. Die Musik stammt von den Fabulösen Thekenschlampen, Stoppok, Bobbe Jaan sowie den Lassie Singers.

Alles in allem der frühe Querschnitt einer Sendung, die nicht nur eine lose Szene begeistert, sondern vor allem Autor und Artarium-Erfinder Peter.W. in jungen Jahren inspiriert hat, was sich auch heute nicht selten in seinen Texten, als auch in seiner eigenen Art der Sendungsgestaltung wiederspiegelt. Auch Robert Presslaber (Fondue) ist mit Stermann&Grissemann quasi aufgewachsen und wurde von ihrem anarchischen Humor geprägt. Vor zwei Jahren lasen er und Peter die alten Salon Helga-Geschichten im Rahmen der Lesereihe READ THIS im Denkmal Salzburg.


Impotenz und Auferstehung

Download/Podcast: Artarium Radio Sexperience vom Ostersonntag, 24. April. Klappts noch mit der Auferstehung? Wenn alle Eier angemalt und ausgeblasen, versteckt und wiedergefunden wurden – aber das wesentliche Ereignis trotz eifrigen Bemühens nicht so recht stattfinden will – was dann? Eine ernst-satirische Einlassung auf allerlei Assoziationen zu hoch potenten Chemikalien…

Auch wenn Schlapphans einmal Küchenmeister ist, muss heute niemand mehr den Osterbraten kalt werden lassen. Viagra, Levitra und Cialis sorgen recht zuverlässig für flutschig pralle Spassbananen – wir wollen allerdings auch ein paar kritische Blicke hinter die Funktionsfassade werfen. Warum ist die Banane eigentlich krumm?

My Chemical Romance – Ein Erfahrungsbericht über die Anwendung derartiger PDE-5-Hemmer und ihrer zum Teil ebenfalls erwünschten Nebenwirkungen sowie einige Betrachtungen zur chemisch induzierten Impotenz durch Antidepressiva vom SSRI und SNRI Typ, die vorübergehend oder sogar dauerhaft sein kann (SSRI-bedingte sexuelle Dysfunktion) sorgen für den chemophysikalischen Aspekt dieser durchaus nicht humorlos und ironiefrei angelegten Themensendung. Des weiteren verfügen wir hier ja auch über einiges Fachwissen zur Psychogenese männlicher Potenz- und Versagensängste sowie die gewohnt abgefahrene Musikauswahl. Also – Alles Banane zur Auferstehung! Wir sind schon ein geiles Institut…

Die Sexualverkehrspolizei rät: Die Einnahme dieser Sendung kann zu spontaner Selbstbeschmunzelung der Verkehrsteilnehmer führen! Datenschutz: Aus dem Liken oder Kommentieren dieses Beitrags ziehen wir KEINERLEI Rückschlüsse auf euer Stehvermögen. Echt! Wirklich! Versprochen! LOL Und Frohe Ostern, ihr Eier!

Malmsheimer: Sprechalarm!

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 13. März: „Ich bin kein Tag für eine Nacht“ von Jochen Malmsheimer. Adrenalinausbrüche, Hormongewitter und Moralverstopfung in der synaptischen Kommandozentrale eines Jugendlichen, den in der Disco plötzlich das Mädchen seiner Träume anspricht. Ein fulminantes Kurzhörspiel aus dem Sprachzentrum eines wahrhaft Wortverwirrten.

Der im Gegensatz dazu aufs äußerste eloquente Schöper dieses psychotropen Schädeltheaters dürfte einem breiteren (sic!) Publikum spätestens seit seinem abgründigen Plädoyer für das Wurstbrot als Kulturkonstante im Irrenhaus „Neues aus der Anstalt“ oder seiner furiosen Abrechnung mit dem epidemischen Quatsch- und Quasselradio Bongo Boulevard anlässlich der Verleihung des Deutschen Kleinkunstpreises 2009 ein Begriff sein. Sollte dem – liebes verbreiterungsbereites Publikum – noch nicht der Fall sein: Jochen Malmsheimer kommt wortgewaltig wie zum Wegschmeißen witzig AUCH LIVE wieder über uns, nämlich am Mittwoch, 22. Juni in der ARGEkultur. Das aus Anlass seines leibhaftigen Erscheinens dargereichte Programm trägt den epiphanischen Titel: „Wenn Worte reden könnten oder: 14 Tage im Leben einer Stunde.“ Der darauf folgende Donnerstag ist auf Jochens Betreiben extra zum katholischen Feiertag für Salzburg erklärt worden, so dass ihr euren konsekutiven Rausch dann auch recht gemütlich ausschlafen könnt. Wir wünschen jedenfalls jetzt schon einen froh’n Leichnam! Weil auch wir uns nämlich mit ans Leben grenzender Wahrscheinlichkeit wieder einmal totlachen gehen …

 

Sexperience Objektophilie

Artarium Sexperience vom Sonntag – als Podcast zum ohrrübeln – Beziehung mit dem Gummibaum, Partnerschaft mit der Berliner Mauer, Eheschließung mit dem Eiffelturm. Ja, dürfens denn des? Erlaubt ist offensichtlich, was gefällt. Oder etwa doch nicht? Und, worin unterscheidet sich Objektophilie vom Fetischismus oder vom Gebrauch (auch pflanzlicher!) Sex-Toys?

Es begann alles mit dem legendären Anruf bei Jürgen Domian, in welchem ein gewisser Steffen seine sexuelle Beziehung zu einem Gummibaum namens Hans Georg ausbreitete. Nachdem wir alle gehörig gestaunt und auch gelacht hatten, beschlossen wir dem durchaus ernsten Kern der Geschichte nach zu gehen.

Denn Scherz beiseite, es gibt tatsächlich Menschen, die ihre Erfüllung darin finden, mit einem Objekt (also einem Ding, einer Sache) verbunden zu sein anstatt mit einem (oder mehreren) anderen Menschen. In einer solchen Beziehung kann Sexualität (genau wie zwischen Personen) eine mehr oder weniger bedeutsame Rolle spielen (was uns natürlich sofort wieder zu den abseitigsten Assoziationen verführt). Nun ist allerdings der Gummibaum – im Unterschied zum Eiffelturm etwa – ein Lebewesen, wenn auch ein rein pflanzliches. Wie verhielte es sich aber, wenn Hans Georg beispielsweise ein Haustier wäre, das rechtlich betrachtet zwar als Sache qualifiziert, in Österreich aber immerhin im Tierschutzgesetz (§ 5, Abs 2, 17) mit einem Sexualtabu belegt wird? Hallo???

Nachdem wir unseren wissenschaftlichen Fachbeirat Florian Friedrich zwecks Fortbildung nach Berlin ausleihen mussten, werden wir uns dem Thema wohl noch patchwork-assoziativer als sonst annähern. Von Kaktus über Knäckebrot zur Käsetheke und hinter der Obstkiste zurück zum Thema. Wir sind halt ein geiles Institut.

Kontakt zu Peter.W. zwecks Bespielung seines Bauches (FBB – Freie Bühne Bauch) „Wenn ihr kurze Stücke habt – und keine Bühne dafür – diese als Puppentheater oder sonstwie kreativ adaptiert aufführen wollt, lade ich euch herzlich ein, dies auf meinem Bauche zu tun. Das ist ein ernst gemeintes Angebot. Wirklich!“ E-mail: kaverne2000@yahoo.de

Weine Frohnachten!

Download: Das Allerletzte Adventsartarium „Ambros Augustin“ vom 19. Dezember: „Des Leben überleb ma ned!“ oder “Pestbeulen für Jedermann!”

Weihnachten und Tod – passt denn das zusammen? Natürlich, fragen sie die Freitod-Statistik und lesen sie den Jahresbericht ihrer Bundes-Schottergruben-Besitzerin. Trotzdem und gerade deswegen feiern wir zur Winter-Sonnenwende als schräges Fest des Überlebens den naiven Arche-Typen Augustin.

Zu diesem Zweck haben wir das gleichnamige Sing-Spiel von Ambros, Tauchen, Prokopetz aus 1980 dem Massengrab der Aktualitätshektik entrissen und hauen es euch hiermit heftig ins Hirn. Humoreske Morbidität als zeitlose Überlebens-Kunnst. Wenn uns das Lachen erst im nimmersatten Hals zwischen Bank-Barock und Medien-Mumps stecken geblieben sein wird, haben wir zum Zerzweifeln unser selbst immer noch Zeit.

Zeigen wir lieber dem Zeitgespenst des Zweckdienlichen die Zunge!

Scheißen wir seinen Schreckbetrügern einen vollen Schüssel unkontrollierbaren Schmarrn zwischen die Zahnräder! Alles schläft, einsam lacht: die Parodie der beherrschenden Verhältnisse.

Charakter kommt eben von Karikatur.

 

Ein Salzburger Adventsingen

Die Nachtfahrt/Perlentaucher Sonderausgabe vom 10. 12. Derzeit nicht verfügbar. Eine Winterreise der spezielleren Art: 4 Stunden, 3 Dichter, 2 Pilger, 1 Ereignis…

Unendliche Assoziationen unter adventlichem Abendhimmel. Wir nehmen die Ideologien reihenweise auseinander – vom regionaltypischen Individualismus über die menschelnde Wunschvorstellung „höherer Wesen“ bis zum Jüngsten Gericht katholischer Prägung.

Von der Triebhausatmosphäre kirchlicher Jugendvergewaltung über das Parolen-Enemenemei linkslinker Berufsrevolutschionäre und den latenten Diktaturfetischismus der so genannten Durchschnittsbevölkerung bis zur alkoholisierten Implosion sämtlicher sexueller Stereotypien des Säugetier sapiens.

Wir, das sind Norbert K.Hund und Christopher Schmall (Regie und Inspiration) sowie in Vertretung von Karl Heinrich Waggerl erstmals Uwe Dick, Wortmetzmeister und Sprach-Scharfrichter aus dem bayrischen Sauwald. So hören wir heute jenes bereits 1969 erdachte „Bio-Drama eines Amok denkenden Monsters Der Öd wechselfiebrige Anfälle von Weisheit, Torheit und Faschismus, eine volkskundliche Studie“ in 32 Szenen mit Musik.

Eine etwas andere Herbergsuche inmitten unserer „perfekt blöd gemachten Rasse, die die technische Hinrichtung des Menschen nach wie vor schizophrenetisch als Fortschritt bejubelt“. Kreuzweise Gstanzln von Koljah & Taj Phun, Reel Big Fish, The Ramones, Puhdys feat Rammstein, Nutria Boyfriend, Mutter, NOFX, Eläkeläiset, Chumbawamba, Bernd Begemann, Fettes Brot, The Cure, The Goo Goo Dolls & Limp Bizkit, Syndikat (Nesti und Albino), Zupfgeigenhansel, Goethes Erben, Rev Hammer, Lou Reed, Katie Melua, Martin Klein, Peter Licht u.v.a.m. – mainly Folk, Rock und HipHop.

 

Umrahmt von unseren Live-Einfällen und Zufällen entfaltet sich eine schaurig-schöne Dramaturgie, bei der man sich bis zum Erschrecken identifizieren und sogleich wieder wohlig in die vertraute Unbehaustheit des eigenen Seins zurück plumpsen lassen kann. Begleitet uns auf dieser zielstrebigen Irrfahrt ins Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit, die uns gerade deswegen auch die eigene Unverwechselbarkeit und Unverzichtbarkeit vor Ohren führen wird. Sicherheit? „As Lebn entgeht eich sicha – heit!“ Uns nicht, jedenfalls nicht heute. Denn: Wir sind ein geiles Institut!