> Sendung: Artarium vom Sonntag, 8. Juli – Hiermit sei auch den hintersten Wäldlern unter unseren Hörerinnyen bekannt gegeben, dass wirklich schon wieder eine akute Fußball-Weltmeisterschaft ausgebrochen ist. Dieses Mal noch dazu im postkommunistischen Russland (Großputinien), was diesen Umstand auch nicht gerade sympathischer macht. Und hätte der Autor der Weltgeschichte noch Johann Nestroy geheißen, könnte man sich auf manch “sprechenden Namen” einen ganz eigenen Reim scheißen: Dann würde nämlich der frühere FIFA-Präsident nach einer ansteckenden Hautkrankheit benannt (Blattern), der aktuelle hingegen nach einer entwicklungspsychologischen Störung (Infantilo). Sofort wirds wieder lustig mit dieser milliardenschwären Verunstaltung einer an sich doch schönen Spielidee…
Die FIFA, dieser undurchsichtige Fußball-Weltverband, dient einzig dem Zweck, “den Fußball” überall zu verkaufen (was ihr auch völlig zu Recht oftmals vorgeworfen wird). Lässt sich in so einem immer noch mehr Geld anhäufenden Sumpf aus Kommerz und Korruption gar noch ein Rest Leidenschaft und Kultur entdecken – und somit (im Sinn des Perlentauchens) herausdestillieren? Derweil kann derlei durchaus noch gelingen, sofern man die Freude an spontan-kreativer Spielgestaltung und den Mut zu assoziativen Umwegen nicht schon vollends verloren hat: So habe ich neulich das uruguayische Nationalteam beim Spiel gegen Russland beobachtet und dabei echte Fußballkunst und Spielfreude entdeckt. Abgesehen davon, dass dieser wieselflinke Diego Laxalt auch eine wahrlich fröhliche Frisur zur Schau trägt. Irgendwie wollte ich da gleich mehr erfahren über dieses sympathische Land zwischen Argentinien und Brasilien, in dem anscheinend doch eine “etwas andere Kultur” gepflogen wird. Und siehe da, bei meinen Nachforschungen stieß ich auf eine der populärsten Rockbands des Landes, La Vela Puerca. Ob deren Name jetzt “Riesenjoint” bedeutet oder was auch immer, das bleibe dahingestellt – halluzinogen sind speziell ihre Texte allzumal.
Am berührendsten war für mich der Umstand, dass mitten in einem über 2-stündigen Livekonzert zum 20-jährigen Bandjubiläum urplötzlich ein Gedichtvortrag stattfand, was mir den hohen Stellenwert der Dichtkunst in der uruguayischen Populärkultur verdeutlichte. Es handelt sich dabei um die spanische Version einer Ode des großen portugiesischen Schriftstellers Miguel Torga von 1946, “A los poetas”. Ein irrer Text, den mir die gute Cristina Colombo für unsere Sendung ins Deutsche übertragen hat.
Für Überraschendes ist jedenfalls gesorgt, so dass sogar Fußballgleichgültige oder Fußballablehnende dieser Themenstellung etwas abgewinnen können. Toooooooor!