Download/Podcast: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 8. Juli – über Sinn und Unsinn von Schule, so wie wir sie kennen. Open Mike für leidende Lernende, ausgewählte Texte von Schüler_innen und mitgehangenen Mitgefangenen sowie allerlei systemkritische Gedanken, Gefühle und Gespräche. Pünktlich zur Urteilsverkündung – pardon, Zeugnisverteilung – leisten wir unseren Beitrag zum Überleben im Widerstand. Gemeinsam mit unseren Studiogästen feiern wir – immerhin – das Ende dieses Schuljahres – und stiften zur Veränderung an.
Schule als eine (a)soziale Selektionseinrichtung, als gruppendynamisches Terroristencamp pseudonormaler Mehrheiten, als Konkurrenz- und Leistungszuchtanstalt, als Produktionsstätte angepasster Jasager und Bravmitbeter und auch _innen. Erschreckender Alltag oder doch nur hysterische Phantasie?
Der Schweizer Kinderarzt und Erziehungsexperte Remo Largo fordert für eine gerechte Schule – also eine auf den Bedürfnissen aller darin Lernenden aufbauende und somit auch eine wirkliche Inklusion von Kindern mit speziellen Bedürfnissen ermöglichende Schule – drei unabdingbare Voraussetzungen:
1) Alle Schüler_innen müssen sich in der Schule wohl fühlen. Das ist eine Arbeit, die von der Schule (Lehrpersonal und Verwaltung) zu leisten ist.
2) Alle Schüler_innen müssen von den Mitschüler_innen akzeptiert werden. Auch dieser Zustand ist von der Schule (siehe oben) sicher zu stellen.
3) Kein Schüler und keine Schülerin darf über Leistung ausgegrenzt werden. Also muss das uns vertraute System der Leistungsfeststellung auch abgeschafft werden.
Es genügt fürs Erste, diese ebenso radikalen wie richtigen Anforderungen an eine menschenwürdige Schule mit der eigenen erlebten Situation zu vergleichen, um entsetzt festzustellen, was weithin im Argen liegt. Dass Schule von Obrigkeiten gedacht wird und ihre Lerninhalte als fremdbestimmte Ziele über die „Insassen“ verfügt sind.
Dies sind so die Beobachtungen des diensthabenden Erwachsenen. Natürlich werden wir im Rahmen unserer themenassozitiven Musikreise ganz unmittelbar über individuelle Befindlichkeiten sprechen. Schule ist naturgemäß Teil eines gesellschaftlichen Systems und als Schnittstelle zwischen Familie und Staat in ihrer heutigen Form durchaus beabsichtigt. Wie wirkt sich das aber auf meine eigenen Bedürfnisse und Gefühle – also mein Leben aus? Wie verträgt sich die passive Abhängigkeit, die Schule erzeugt, mit meinem eigeninitiativen Lebensentwurf? Wo bleiben die offenen Zwischenräume für meine Phantasien und Wünsche? Wir gönnen uns da zumindest eine Warumfrage…