x-beliebig – Das ganze Album

Das Artarium vom Sonntag, 13. 2. (hier als Podcast) präsentiert das ganze Album “x-beliebig” der legendären Wiener Neustädter Existenzialistenkapelle x-beliebig. Dem ist auch wirklich nichts elementar existenzielles hinzuzufügen. Außer, dass es mittlerweile einige anhörenswerte Tracks auf YouTube gibt – und sogar noch ein paar original Proberaum-Videos. Wir sind also nicht nur ein geiles Institut – wir haben eben auch das eine oder andere erlebt – und erinnern uns nun daran:

Vielleicht machen wir ein paar Anmerkungen zum individuellen Inspirationsgehalt des kreativen Minimalismus der frühen 80er Jahre, als Punk noch eine Philosophie und Gothic noch kein Genre war. Womöglich das eine oder andere Anekdötchen, wie denn diese Schallplatte nach virtueller Band-Scheidung in meinen Besitz geriet – und wie sie nebst der Ägydi-Räumung noch andere Existenz-Infragestellungen überlebte… Der Covertext jedenfalls fungierte damals in unserer WG als einstweilige Verfassung des Unfertigen, als Manifest einer Phantasie, die sich nie und nimmer mit den Realitätern ins Bett legen würde:

“Das Leben wird nicht gelebt, es wird aufgelöst wie ein Rätsel. Es ist wie ein Schauspiel, in dem Menschen Rollen vorspielen, die nicht ihr eigenes Ich zum Vorschein bringen. Pflichten erfüllen, Aufgaben erledigen – Begriffe, die auf Normen und Gesetze gestützt sind und nicht erklärt werden können. Hinter den sogenannten eigenen Meinungen steht Zwang, der von außen in sie eindringt und sie wie Marionetten, von falschen Autoritäten geleitet, herumirren lässt. Das Bewusstsein liegt im hintersten Winkel der vergänglichen Hülle begraben. Gewissen war und ist zweitrangig, denn die Angst vor dem eigenen Ich, die Angst, ehrlich zu sich selbst zu sein, die Angst, dem Wahren ins Gesicht zu blicken, ist zu groß. Man geht Umwege, um Schwierigkeiten zu vermeiden. Der kurze und wahre Weg ist unbekannt. In einer Gesellschaft, die sie sich im Überfluss geschaffen haben, gehen sie zugrunde. Probleme zu schaffen, um sie danach meistern zu können, zeigt, wie sinnlos Menschen handeln, zeigt auch, dass sie zum Untergang verdammt sind. Nach Katastrophen blicken sie auf, schauen sich an und suchen wieder am falschen Ort nach Ursachen. Es hat sich im Grunde nie etwas geändert. Die große Reformation ist immer ausgeblieben. Dinge, die gestern passiert sind, passieren heute mit anderen Vorzeichen. Viele möchten etwas ändern, doch keiner beginnt bei sich selbst.”

Detailreich zusammengestelltes Hinter- sowie Untergrundwissen hierzu kredenzt Martin Blumenau in seinem FM4 Journal unter dem Titel “Zufällige Erinnerung an die allerbeste österreichische Band von früher, die keiner kennt: X-Beliebig” allen geneigten Feinschmökern und Freund_innen der Populärenzyklopädie. Sein Ausritt ist höchst lesens- und allzumal eine Reise wert. Unsere Sendung (enthält das ganze Album) gibts dann wiederum hier. Zum Wohlsein, Österreich!

 

Spartacus – Das ganze Album

Zum Wiederhören: ARTARIUM vom Sonntag, 16. Januar: SPARTACUS, Konzeptalbum (1975) von Triumvirat in voller Länge und remastered. Ein Referenzwerk des Progressive/Symphonic Rock aus Deutschland – mit Anekdoten fein garniert.

Schon das Artwork sprach mir während meiner Dienstzeit beim Bundesheer (1979) grundlegend aus der Seele. Ich widme diese Sendung also heute Felix Holzmann aus Bischofshofen, mit dem ich das Opus damals am Kasernenhof in St. Johann rauf und runter hörte, während wir in Phantasien vom Sklavenaufstand schwelgten, was uns auch sofort das Prädikat “schwul” einbrachte. Es half jedenfalls, den Schwachsinn und die Sinnleere jener Zeit zu überstehen – und geistig bei Niveau zu bleiben…

Und es war einmal ein Radiosender namens Ö3 (gar nicht zu velwechsern mit einem heutigen „Hitradio“) – dortselbst ereignete sich beinah täglich “Die Musicbox”. Einmal im Monat präsentierten da kunstsinnige Eloquenzen auch “Das ganze Album” – ohne drein zu reden! Welch ein Hörerlebnis! In memoriam dieser legendären Einrichtung beleben wir die Idee wiederum neu: Alle feine Nase lang stellen wir euch ein – ganz und gar subjektiv – wesentliches Ton-Werk vor, ohne dass der Hund – oder sonst jemand – dazwischen quatscht. Einfach die Lautstärke rauf drehen – und genießen.

Das Leben ist eh anstrengend genug.

 

Weine Frohnachten!

Download: Das Allerletzte Adventsartarium „Ambros Augustin“ vom 19. Dezember: „Des Leben überleb ma ned!“ oder “Pestbeulen für Jedermann!”

Weihnachten und Tod – passt denn das zusammen? Natürlich, fragen sie die Freitod-Statistik und lesen sie den Jahresbericht ihrer Bundes-Schottergruben-Besitzerin. Trotzdem und gerade deswegen feiern wir zur Winter-Sonnenwende als schräges Fest des Überlebens den naiven Arche-Typen Augustin.

Zu diesem Zweck haben wir das gleichnamige Sing-Spiel von Ambros, Tauchen, Prokopetz aus 1980 dem Massengrab der Aktualitätshektik entrissen und hauen es euch hiermit heftig ins Hirn. Humoreske Morbidität als zeitlose Überlebens-Kunnst. Wenn uns das Lachen erst im nimmersatten Hals zwischen Bank-Barock und Medien-Mumps stecken geblieben sein wird, haben wir zum Zerzweifeln unser selbst immer noch Zeit.

Zeigen wir lieber dem Zeitgespenst des Zweckdienlichen die Zunge!

Scheißen wir seinen Schreckbetrügern einen vollen Schüssel unkontrollierbaren Schmarrn zwischen die Zahnräder! Alles schläft, einsam lacht: die Parodie der beherrschenden Verhältnisse.

Charakter kommt eben von Karikatur.

 

Dr. Murkes gesammeltes Schweigen

Norbert K Hund ab ins Studio! Heute live aus der Radiofabrik (ab 17:06 Uhr!) Hommage an einen meiner großen Sprachlehrer, einen der ganz großen Wahrnehmungs-Pioniere Österreichs in Wort, Bild und Film: Axel Corti (Der Schalldämpfer…) Diesfalls als Erzähler in „Dr. Murkes gesammeltes Schweigen“ von Heinrich Böll. Schnauze halten und zuhören!

Zum Wieder- und Wiederhören gibts mittlerweile folgende Möglichkeiten: Die Wiederholung im Programm der Radiofabrik (meist am folgenden Montag), die Ausstrahlung im Programm von Radio FRO immer am folgenden Freitag um 12:00 Uhr – und als Podcast und zum mit nach Hause nehmen hier im Cultural Broadcast Archive CBA. So wie in jedem Post auch heute der aktuelle Stream/Download Link zu dieser Sendug mit Axel Corti. Also dann…

Der Wahnsinn der Normalität

Noch eins drauf! ARTARIUM goes RADIOKOLLEG und präsentiert am So. 20. 6. den Vortrag “Die Schwierigkeit, sich selbst zu sein” von ARNO GRUEN, Psychotherapeut und Autor vonDer Verlust des Mitgefühls – Über die Politik der Gleichgültigkeit”

Warum sind wir so dumm? Gute Frage, Artarium! Laufen womöglich genau die Falschen frei herum und produzieren Fernsehwerbung, Finanzpolitik und Fremdenhass?

Und wer ist überhaupt der/das FREMDE IN UNS, wenn nicht wir selbst?

Arno Gruen, 1936 als 13-jähriger gerade noch rechtzeitig vor den Nazis abgehauen, versteht es wie kaum ein anderer, die Gründe und Mechanismen unserer latenten Bereitschaft zum Selbstverleugnung zu entlarven. So auch der Titel seines ersten Buches: Der Verrat am Selbst – Angst vor Autonomie bei Männern und Frauen”. Eine schöne Würdigung seines Lebenswerks von Petra Herczeg und Rainer Rosenberg findet sich hier: Ö1 Menschenbilder (Artikel)

Gruens Grundthese zum autonomen Menschen ist bestürzend einfach: Nämlich in Übereinstimmung mit den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen zu leben. Genau hier fangen aber auch die Schwierigkeiten an, denn die uns umgebende Zivilisationskultur ist ganz und gar dem Erfolg und der Funktionalität ihrer Eroberungsmacht gewidmet. Sie ist also zutiefst kriegerisch und nährt ihre destruktive Expansionspolitik aus all den Scheinbedürfnissen, die uns von klein auf gefickt eingeschädelt wurden. Arno Gruen dazu im Interview.

Für mich waren seine allgemein verständlichen, fächerübergreifend angelegten und mit viel Humor und Mitgefühl verfassten Bücher der Schlüssel zum Verständnis der eigenen Position in der Gesellschaft – und zudem ein grundlegender Anstoß zu einer radikalen Neuorientierung. Keine Emanzipation ohne emotionale Perzeption und alle Macht den Gefühlsbedürfnissen des Menschenkindes, das wir alle ein Leben lang sind – und das uns vor dem Irrsinn der Ideologien zu schützen vermag.

Diese Sendung mit dem Prädikat zum immer wieder hören gibt es auch hier als Stream/Download.

 

Somewhere in Afrika – Das ganze Album

Die Sendung wird am Freitag, 21. 5. um 17:06 wiederholt!

Somewhere in Afrika von Manfred Mann’s Earth Band (Vinyl LP 1982) im Kontext der “Days of Dialogue” sowie des AMREF Marathon in Salzburg. Unser Beitrag zum Thema “Meilensteine interkultureller Musikproduktion” versteht sich zudem auch als eine wehmütige Würdigung der legendären Ö3 Musicbox Reihe “Die komplette LP”.

Manche Musikwerke sind dergestalt ganzheitlich gelungen, dass sie sich beim Durchhören – in einem Stück und ohne störende Moderation – sozusagen selbst erklären. In diesem steckt die Essenz von Manfred Sepse Lubowitz’ – so der bürgerliche Name Mann’s – emotionaler und künstlerischer Auseinandersetzung mit dem damaligen Apartheid-Regime in seiner Heimat Südafrika.

Die europäische Originalausgabe auf Bronze Records umfasst gerade mal knapp 40 Minuten Musik ohne Bonus-Tracks, Radio-Edits oder sonstige Schnickschnäcke. All dies taucht erst ab 1983 bei Arista für den US-Markt auf und findet sich seither auf diversen CD und Remastered Editions. Doch gerade die ursprüngliche Zusammenstellung transportiert die Atmosphäre dieses recht zufällig zustande gekommenen Konzeptalbums (nämlich ohne dass vorab ein explizites Konzept existiert hätte) am authentischsten.

Wie kommentierte es der Meister des Mini-Moog einst selbst so trefflich: „I don’t think about the music, I just play it.“

 

Also… Zum Wiederhören und zum Sendungsdownload

 

Somewhere in Afrika

DAYS OF DIALOGUE – “Das ganze Album” von Manfred Mann’s Earth Band

Somewhere in Afrika Vinyl 1982

Es war einmal ein Radiosender namens Ö3 (nicht zu velwechsern mit einem heutigen Hit- oder noch besser Hiadlradio) und dortselbst ereignete sich beinah täglich “Die Musicbox”. Einmal in der Woche präsentierten deren auch ansonst recht kunstsinnige Eloquenzen “Die komplette LP” ohne je drein zu reden. Welch ein Hörerlebnis!

In memoriam einer legendären Einrichtung beleben wir diese Idee wiederum neu: Alle feine Nase lang stellen wir euch ein – ganz und gar subjektiv – wesentliches Ton-Werk vor, ohne dass der Hund oder sonst jemand dazwischen spricht. Einfach die Lautstärke rauf drehen und genießen! Das Leben ist anstrengend genug!

Und noch was Geiles gibts für alle Audio-Filous, Filetierer und Philatelistinnen: Eine nigel-nagel-nette ThemenCollage (Signation) zum heutigen Artarium – feat. die Original 70er Musicbox Sounds zum sich gmiadlich anhören und hier runter holen:

MusicboxAfrikaSignation.mp3