Frühlings Erwachen

Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 11. März als Podcast/Download: Vier Stunden Experimentaldramaturgie zwischen Gegenkultur und Musiktextase zum 4. Artarium-Geburtstag. Eine abgründige Versuchung zum Zwischenleben im einstweiligen Trotzdem – recht frei nach Frank Wedekind und jedenfalls jenseits von Nuran David Calis‘ Umdichtungen – wie etwa dem gleichnamigen Film mit Wilson Gonzales Ochsenknecht! Die etwas andere Betrachtungsweise zum 120. Erscheinungsjahr eines sehr speziellen Skandal-Stücks: „Frühlings Erwachen – Eine Kindertragödie“

Erwachendes Interesse: Im Theaterstück (den Text gibts hier) geht es eindeutig um 14jährige, welche das „Sex, Drugs & Rock’n’Roll“ ihrer Epoche erforschen und es in ihrem Leben zu integrieren versuchen – und nicht um erwachsene Berufsschauspieler, die sich karrierebedingt noch einmal recht jugendlich lässig geben wollen.

Das – und der Umstand, dass ein mittlerweile erwachsener Autor seine eigenen Pubertätserlebnisse nicht als abgeschlossene Angelegenheit betrachtet, sondern sie nach wie vor dermaßen (man könnte sagen, tod-) ernst nimmt, dass er sie der herrschenden Gesellschaftsordnung als eine himmelschreiend unbeantwortete Fragestellung ins Gesicht schmeißt – macht die skandalträchtige Brisanz dieser im wahrsten Sinn zeitlosen Arbeit aus. Wedekind schuf keine Pose für irgendein Podest, sondern ging ein Leben lang schwanger mit der schweren Verwundung seines von der Unmenschlichkeit der Funktionsidioten zu Tode zerquetschten Freundes Moritz.

Gefährliches Befremden: Natürlich ist das Entdecken bislang unbekannter Welten mit konkreter Gefährdung verbunden: Alkoholvergiftung, Freizeitunfall, Schwangerschaft – um nur einige zu nennen – doch inwieweit kann ein Selbstmord aus Verzweiflung ein rein individuelles Problem sein?

Jeder junge Mensch findet sich mit dieser gesamten Erfahrungswelt in ein unhinterfragt vorhandenes Wertsystem aus Begriffen, Reaktionen und Zuordnungen gestellt, welches sein dem Verhalten zugrunde liegendes Erleben ständig entweder als ein Erwünschtes bestätigt – oder eben als ein Verwerfliches bestraft. Noch in den 70er Jahren waren zum Beispiel sexuelle Handlungen oder gar Schwangerwerden in Salzburger Gymnasien Grund genug für einen schnellen Schulverweis. Noch viel subtiler und somit brutaler spielt sich die „vorauseilende Verhaltenskontrolle“ in der Familie und im Freundeskreis ab. Intime Gefühle werden bereits bei ihrem ersten Auftauchen im Sinne irgendwelcher Vorstellungen von „richtig oder falsch“ definiert, interpretiert und zweckgewidmet. Diesen alltäglichen Mechanismus von Missbrauch und Unterdrückung vermag Wedekinds Stück aufzudecken.

Tragische Gesellschaft! Und sie entlarven sich alle schlussendlich selbst – auf den Begräbnissen, in den Lehrerkonferenzen und zwischen den Zeilen ihrer Briefe und Erklärungen: Um das vielbeschworene Wohlergehen der ihnen anvertrauten Kinder ist es im Grunde nie gegangen, sondern lediglich um Anpassung und Erfolg.

Die Herausforderung dieser Sendung – wie auch des Lebens an sich – besteht in der Verwegenheit, diesem „Wahnsinn der Normalität“ ins Gesicht zu blicken, ohne dabei das eigene Empfinden auszuschalten und somit selbst verrückt zu werden. Narren und Narkotisierte gehen dieser Tage eh schon bis zum Erbrechen um in unseren Gehirngängen. Nein, bewaffnet mit der Echtheit des eigenen Erlebens wollen wir uns der Auseinandersetzung mit dem Moloch der angeblich so sinnvollen Gefühlskonditionierung stellen – denn was wäre das denn überhaupt für ein Sinn, den man nicht zuvor schon ordentlich hinterfragt hätte? Womit wir bei der noch viel umfassenderen Aufgabenstellung angelangt wären, nämlich diesem nach wie vor verkrusteten System des „Schein statt Sein“ nicht nur eine individuelle Sinnstiftung abzutrotzen, sondern dieser sinnlos verselbständigten Scheißgesellschaft sogar noch einen kreativen Gegenentwurf ins Schaufenster ihrer Selbstgefälligkeit zu pflanzen.

Ein vermummter Herr… Taucht auf einmal auf – mitten in der Lebenskrise, am Friedhof der Phantasien und Wünsche, neben dem Grab des toten Freundes – und meint: „Ich mache dir den Vorschlag, dich mir anzuvertrauen.“ Wer könnte das wohl sein? Gott? Der Dichter selbst? Das Leben – ein Symbol? Oder doch nur der alte Eros…

„Wer sind Sie? Wer sind Sie? Ich kann mich einem Menschen nicht anvertrauen, den ich nicht kenne.“ – „Du lernst mich nicht kennen, ohne dich mir anzuvertrauen.“ -„Glauben Sie?“ – „Tatsache!“ So entwickelt sich in der Schlußszene jener geniale Dialog zwischen dem lebensüberdrüssigen Schüler Melchior und dem vermummten Herrn, den uns Nuran David Calis aus welchen Gründen auch immer vorenthält – und der immerhin zu der fundamentalen Erkenntnis führt, dass man sich mit leerem Magen nicht wirklich zwischen Leben und Tod entscheiden kann. Welch prophetische Sicht auch auf die grassierende Anorexie unserer Tage!

Postscriptum: Das bringt auch das Prinzip Perlentaucher auf den Punkt. Wir nähern uns dem Thema an, umkreisen die Fragestellung, assoziieren spontan zur Musik und beleuchten den einen oder anderen Aspekt mit unseren Texten. Nicht um Antworten vorzugeben, sondern um Fragen aufzuwerfen und zum eigenem Entdecken anzustiften. Werdet selbst Perlentaucher! Wir sind alle ein kreatives Vakuum…

Sexperience Objektophilie

Artarium Sexperience vom Sonntag – als Podcast zum ohrrübeln – Beziehung mit dem Gummibaum, Partnerschaft mit der Berliner Mauer, Eheschließung mit dem Eiffelturm. Ja, dürfens denn des? Erlaubt ist offensichtlich, was gefällt. Oder etwa doch nicht? Und, worin unterscheidet sich Objektophilie vom Fetischismus oder vom Gebrauch (auch pflanzlicher!) Sex-Toys?

Es begann alles mit dem legendären Anruf bei Jürgen Domian, in welchem ein gewisser Steffen seine sexuelle Beziehung zu einem Gummibaum namens Hans Georg ausbreitete. Nachdem wir alle gehörig gestaunt und auch gelacht hatten, beschlossen wir dem durchaus ernsten Kern der Geschichte nach zu gehen.

Denn Scherz beiseite, es gibt tatsächlich Menschen, die ihre Erfüllung darin finden, mit einem Objekt (also einem Ding, einer Sache) verbunden zu sein anstatt mit einem (oder mehreren) anderen Menschen. In einer solchen Beziehung kann Sexualität (genau wie zwischen Personen) eine mehr oder weniger bedeutsame Rolle spielen (was uns natürlich sofort wieder zu den abseitigsten Assoziationen verführt). Nun ist allerdings der Gummibaum – im Unterschied zum Eiffelturm etwa – ein Lebewesen, wenn auch ein rein pflanzliches. Wie verhielte es sich aber, wenn Hans Georg beispielsweise ein Haustier wäre, das rechtlich betrachtet zwar als Sache qualifiziert, in Österreich aber immerhin im Tierschutzgesetz (§ 5, Abs 2, 17) mit einem Sexualtabu belegt wird? Hallo???

Nachdem wir unseren wissenschaftlichen Fachbeirat Florian Friedrich zwecks Fortbildung nach Berlin ausleihen mussten, werden wir uns dem Thema wohl noch patchwork-assoziativer als sonst annähern. Von Kaktus über Knäckebrot zur Käsetheke und hinter der Obstkiste zurück zum Thema. Wir sind halt ein geiles Institut.

Kontakt zu Peter.W. zwecks Bespielung seines Bauches (FBB – Freie Bühne Bauch) „Wenn ihr kurze Stücke habt – und keine Bühne dafür – diese als Puppentheater oder sonstwie kreativ adaptiert aufführen wollt, lade ich euch herzlich ein, dies auf meinem Bauche zu tun. Das ist ein ernst gemeintes Angebot. Wirklich!“ E-mail: kaverne2000@yahoo.de

Du bist wie ich

Artarium inteam „Kongeniale Kreativität“ vom Sonntag, 20. 2. als Podcast/Download: Christopher Schmall & Norbert K.Hund gehen ihrer eigenen Wesensart auf den Grund – und gewähren Einblicke in ihre, aus diesen eigenartigen Übereinstimmungen entstehenden Koproduktionen. Annäherung an eine Arbeitsweise…

„Was ist das wohl für ein spezielles Verhältnis, das diese beiden Menschen verbindet?“ Derlei mag sich manch eine(r) bereits gefragt haben. „Wenn wir das wüssten!“ So würde ich vorschlagen, zunächst einmal darauf antworten zu wollen. Denn jene etwas anderen Symbiosen von kongenialen Perlentauchern und Sternenpflückern entziehen sich ihrem Wesen nach jeder noch so zupackenden Inbesitznahme durch Definition oder Kategorisierung. Ich erinnere mich aus gegebenem Anlass an einen recht schüchternen Besuch im Haushalt von Günter „Mo“ Mokesch und Karin Raab anno 1986. In was für einer Art von Beziehung diese beiden damals genau zusammen existierten, war für mich nicht erkennbar und ist mir auch heute noch hingebungsvoll wurscht. Mit ihnen gemeinsam Musik zu spüren, Ideen zu entwickeln sowie Anregungen auszutauschen war wesentlich – und hat einen bis in die Gegenwart wirkenden Eindruck erzeugt. Christo und Jeanne-Claude? Wie dem auch sei.

In diesem Sinne spielen wir nicht nur mit Erwartungen und Begrifflichkeiten, mit ungesagten Worten und mehrdeutigen Bildern, sondern auch mit so elegant gestohlenen Liedern wie jenem von Mo & The Gangsters in Love, das nunmehr auch den Kreis dieses Artikels schließt: Aus Pumpin‘ for Jill von Iggy Pop wird Du bist wie ich

Ein weites Land…

Download/Podcast Nachtfahrt „Weites Land“ vom Freitag, 11. 2. – Diese Ausgabe widmet sich einer besonders bei gefühlstiefen und zur Schwermut neigenden Menschen beliebten Verteidigungsstrategie: dem entschlossenen Rückzug. Und begibt sich auf die Suche nach den Schutzzonen des Überdauerns, nach Wagenburgen, Wallanlagen und verborgenen Zufluchtsorten der Seele.

Nicht ohne der Tiefe des Themas eine gehörige Portion Ironie entgegen zu setzen, feiern wir doch alle – zumindest ein bisschen – Thomas Bernhards 80. Geburtstag. Also kommen nicht nur unsere eigenen Texte in den Trichter, sondern zum Beispiel auch welche von Gottfried Benn, Jochen Distelmeyer und Konstantin Wecker, per Vers oder prosaisch dargebracht von Norbert K Hund und Christopher Schmall, emo cremissimo in expressis verbis. Dazu servieren wir eine im schönsten Sinne des Wortes kranke Musikauswahl in wechselfiebrigen Anfällen von Ernst, Scherz und tieferer Bedeutung. Selbsterkenntnis kann durchaus auch vorkommen…

Die Idee zur Gestaltung der Sendung stammt aus einem Essay von Eugen Drewermann zum Thema Depression. Er entreisst darin den Begriff seiner üblichen Definitionen wie krankheitswertig, dysfunktional, defizitiär, behandlungsbedürftig – und kleidet das Charakterbild des Melancholischen in die Metapher vom weiten Land, das jegliche Invasion durch Rückzug aufzufangen vermag. Zudem skizziert er Begabung und möglichen Gesellschaftsbeitrag des Depressiven als beinahe unendlich weites Einfühlen und Verstehen.

Wären wir Gefühlsmenschen Spürtiere, wir lyrisch Liebesleidenden die anerkannten Propheten einer wohl besseren Gesellschaftsform, Zeitzeugen einer Zukunft, die einfach nicht mehr so weh tut, weil sie das Opfer annimmt, dass wir alle andauernd sind, zuinnerst – verleugnet, verdrängt, gemieden, bespuckt und abgewehrt von den Psychiatern der Anpassung. Gäben wir uns hin, nähmen wir einander auf, grüben wir unser Nest in die Lüfte wie eine Nacht, die am anderen Morgen herab stiege als eine wohlige Heimat, hätten wir diese Bedeutung in der uns umgebenden Welt, einen Wert jenseits von Ehre und Erfolg, eine zweckfreie Weite hinter dem Horizont, ein zartes Inzwischen bei uns beiden, wahrlich, wir lebten tieferen Sinn.

I don’t want to sing about rights and wrongs

I don’t want to sing all the same old songs

But I’ll sing them, and sing them – ‘til there’s no need to sing them

And then I can sing about love.

(Chumbawamba)

Sexismus und Homophobie

Download/Podcast: Artarium Radio Sexperience vom 30. 1. – Wir stopfen einen Koller-Polster für Niki Lauda, der es offensichtlich nicht packt, wenn homosexuelle Männer öffentlich miteinander tanzen und veranschaulichen an diesem Beispiel den Begriff des Heterosexismus:

„Ja sollen wir uns demnächst alle dafür entschuldigen, dass wir heterosexuell sind?“ Gar keine so dumme Idee! Stellen wir die Welt doch mal einen Moment lang auf den Kopf: 90% der Weltbevölkerung wären homosexuell. Sie würden selbstverständlich alle Verhaltensnormen für die gesamte Gesellschaft bestimmen. Heterosexuelle wären auf einmal eine seltsame Minderheit, die jeden Tag wieder aufs neue um ihre Anerkennung und gegen Diskriminierung und Vorurteile kämpfen muss.

Schwul sein wär cool – und hetero ziemlich gay! Diese Vorstellung spukt in unseren Köpfen immer wieder herum, wenn wir fassungslos mitbekommen, wie selbstverständlich tagtäglich „normative“ Gewalt ausgeübt wird gegen alle „anders-als-hetero“ seienden Menschen. Wenn man dem dann etwa widerspricht, kommen die schillerndsten „Erklärungen“ zum Vorschein, die nur nie jemand wirklich begründen oder beweisen kann: Gottes Wille, das gesunde Volksempfinden, die abendländische Kulturtradition, der Schutz der Jugend oder der Familie, irgendein schwabbeliger Wertekanon, whatsoever…

Da kommt plötzlich von eher unerwarteter Seite Unterstützung für unsere Phantasiereise zwecks Empathietraining: Der deutsch-japanische Rapper Blumio präsentiert auf seiner aktuellen CD Tokio Bordell zusammen mit Jessica Jean den Titel „Die Welt ist schwul“ (Video) in dem er sich höchst selbstironisch genau diesem Denk- und auch Gefühlsexperiment unterzieht: „Was wäre, wenn ich als Hetero morgen früh in einer schwulen Welt aufwachte? Wenn ich von allen anderen wegen meiner Sexualität angemacht und gering geschätzt würde? Wie fühlte sich das dann für mich an?“ Genau darum ginge es aber: Einfühlungsvermögen – um die Wirkung des eigenen Redens und Handelns auf andere – auch aus deren Perspektive – begreifen zu können!

Wikipedia Exkursion: Heterosexismus bezeichnet ein gesellschaftliches und institutionalisiertes Denk- und Verhaltenssystem, das Heterosexualität anderen Formen sexueller Orientierung als überlegen einordnet. Er ist zu verstehen als eine auf Heteronormativität gründende und nicht hinterfragte gesellschaftliche Setzung heterosexueller Lebensweisen als die sexuelle „Normalität“. Noch Fragen?

Ein sehr lustiger und gleichwohl wissenschaftlich fundierter Online-Test der eigenen sexuellen Orientierung UND Verhaltenskreativität ist dieser: mysexualorientation.com (E-mail Eingabe klappt auch mit „wrdlbrmbfd@gmx.net“) Auf Facebook empfehlen wir die wunderbare Gruppe Gleichstellung – Gegen homophobe Einstellungen von Niki Lauda. Und auch auf die Ohren gibts was Feinfrequentes: Radiofeature Arno Gruen – Der Wahnsinn der Normalität.

Bruno Kreisky zum 100. Geburtstag

„Shades Of Red“ – Die etwas subjektivere Betrachtungsweise… gibt es jetzt auch als elegante Oral History Audio-Collage zum Runterladen, Wiederhören und Weitersagen!

Eine Collage aus Erinnerung und Fragen – eine Montage aus Medien und Musik – eine Hommage an den Menschen, den Politiker und den Visionär Bruno Kreisky. Unter Verwendung von Statements und Zitaten aus dem Album „Echolot“ von Syndikat (Nesti & Albino feat. Rudi Dutschke) sowie dem Dokumentarfilm „Kreisky. Politik und Leidenschaft“ von Helene Maimann (feat. Andre Heller).

Präsentiert in Form eines Generationen-Gesprächs zwischen Norbert K Hund als Zeitzeugen, der die ersten Aufbrüche und Auseinandersetzungen der 70er Jahre als Jugendlicher live miterlebte – und Christopher Schmall als neugierigem Fragesteller, der die aktuellen Jubiläumsfeiern und Nachrufe als vielbeschäftigter Gymnasiast der Gegenwart eigentlich nur so am Rande mitbekommt…

Gemeinsam spüren wir der Faszination einer Gefühls- und Geisteshaltung nach, die für die österreichische Gesellschaftsordnung so untypisch war, dass sie von André Heller zugespitzt als „Unfall – im Sinne von Glücksfall – der Geschichte“ bezeichnet wurde. Zusammen sammeln wir zum Schluss aus den Fragmenten von Kreiskys Vermächtnis einige Anregungen auf – für einen notwendigen, neuerlichen Aufbruch:

Aus diesem „Labyrinth, in dem sich jeder auskennt“ – aus dieser „Hochleistungs-Hamsterrepublik“ und „Visionsarmen Depressionsverwaltung“ – oder wie Thomas Bernhard es legendär auf den Punkt gebracht hat: aus diesem „Fürchterlichen Friedhof der Phantasien und Wünsche.“

In eine Welt, in der das Eigene dem Anderen auf Augenhöhe begegnet. In eine Welt der Liebe und des Mitgefühls. In eine authentische Welt: Den kreativen Kosmos der Möglichkeitsformen, das angewandte Paradoxon der Kunnst (mit Doppel-N) im realen Hier und Heute. Vielleicht wäre dies eine ganz gute Zusammenfassung: Politik ist Gestaltung. Politik ist Kunst. Politik ist Poesie!

Denn wie bereits Hegel, Einstein und Pumuckl feststellten: Was sich nicht reimt ist weder dialektisch noch naturwissenschaftlich noch emotional perzeptiv zu gebrauchen – also ein fester Dreck!

Zur Sendungs/Projekt-Beschreibung.

Zwischeninsel Poesie

Zum Wiederhören: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 14. 1. 2011 – Drei Stunden Musik und Dichtung, liebreich verwoben in einem dunkelroten Faden durch Stürme, Träume und Abenteuer.  Die Spoken Word Sinnstiftung des jüngst begründeten ChrissSüdbär EntBla_Projekts – ein intensiv atmosphärischer Text-Tanz für alle leidenden, liebenden und lustverrückten Hörpflaumen!

„Hello – is there anybody in there?“ Unter diesem Motto begeben wir uns auf eine seufzerlösende Zeit- und Gefühlsreise durch die Höhen und Tiefen des Emo Cremissimo in Expressis Verbis, umdröhnt und umwölkt von eklektisch verlesenen Musikwelten aus allen nur denk- und erspürmöglichen Genreschachterln.

Beispielsweise Collide, 30 Seconds To Mars, Die Toten Hosen, The Young Gods, Nils Petter Molvaer, Früchte des Zorns, Nevada Tan, Callejon, Sunterra, SoundDiary, Aviv Geffen, Lyapis Trubetskoy, Kleingeldprinzessin & Die Stadtpiraten, Tindersticks, N.EX.T, Chumbawamba, Tagtraum, Herwig Mitteregger, Syndikat (Nesti & Albino) und so weiter und so fort …

Da mittendrin entbla_en wir uns also livehaftig, erzählen und lesen aus eigenen Werken, lassen weitere Mundwerker zu Wort kommen, etwa Reinhard Wilhelmi, Giorgos Kimoulis (spricht Arthur Rimbaud), Hansi Lang und Jochen Distelmeyer. Ein lyrischer Rundumflug für Freunde und Liebhaber des verdichteten Spontanismus aus unserer Zwischeninsel Poesie.

Ein Salzburger Adventsingen

Die Nachtfahrt/Perlentaucher Sonderausgabe vom 10. 12. Derzeit nicht verfügbar. Eine Winterreise der spezielleren Art: 4 Stunden, 3 Dichter, 2 Pilger, 1 Ereignis…

Unendliche Assoziationen unter adventlichem Abendhimmel. Wir nehmen die Ideologien reihenweise auseinander – vom regionaltypischen Individualismus über die menschelnde Wunschvorstellung „höherer Wesen“ bis zum Jüngsten Gericht katholischer Prägung.

Von der Triebhausatmosphäre kirchlicher Jugendvergewaltung über das Parolen-Enemenemei linkslinker Berufsrevolutschionäre und den latenten Diktaturfetischismus der so genannten Durchschnittsbevölkerung bis zur alkoholisierten Implosion sämtlicher sexueller Stereotypien des Säugetier sapiens.

Wir, das sind Norbert K.Hund und Christopher Schmall (Regie und Inspiration) sowie in Vertretung von Karl Heinrich Waggerl erstmals Uwe Dick, Wortmetzmeister und Sprach-Scharfrichter aus dem bayrischen Sauwald. So hören wir heute jenes bereits 1969 erdachte „Bio-Drama eines Amok denkenden Monsters Der Öd wechselfiebrige Anfälle von Weisheit, Torheit und Faschismus, eine volkskundliche Studie“ in 32 Szenen mit Musik.

Eine etwas andere Herbergsuche inmitten unserer „perfekt blöd gemachten Rasse, die die technische Hinrichtung des Menschen nach wie vor schizophrenetisch als Fortschritt bejubelt“. Kreuzweise Gstanzln von Koljah & Taj Phun, Reel Big Fish, The Ramones, Puhdys feat Rammstein, Nutria Boyfriend, Mutter, NOFX, Eläkeläiset, Chumbawamba, Bernd Begemann, Fettes Brot, The Cure, The Goo Goo Dolls & Limp Bizkit, Syndikat (Nesti und Albino), Zupfgeigenhansel, Goethes Erben, Rev Hammer, Lou Reed, Katie Melua, Martin Klein, Peter Licht u.v.a.m. – mainly Folk, Rock und HipHop.

 

Umrahmt von unseren Live-Einfällen und Zufällen entfaltet sich eine schaurig-schöne Dramaturgie, bei der man sich bis zum Erschrecken identifizieren und sogleich wieder wohlig in die vertraute Unbehaustheit des eigenen Seins zurück plumpsen lassen kann. Begleitet uns auf dieser zielstrebigen Irrfahrt ins Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit, die uns gerade deswegen auch die eigene Unverwechselbarkeit und Unverzichtbarkeit vor Ohren führen wird. Sicherheit? „As Lebn entgeht eich sicha – heit!“ Uns nicht, jedenfalls nicht heute. Denn: Wir sind ein geiles Institut!

 

Menetekel

„The words of the prophets are written on the subway walls…“ Wie wahr – denken wir nur an die vielen O5 Graffitis während der Nazizeit. Oder an den genuinen Wahrheitsbrauch des „Maisteigschreibens“ im Waldviertel – immer zur Walpurgisnacht, in der ja 1938 auch die Salzburger Bücherverbrennung stattfand.

Ko(s)mische Zufälle oder auch nicht, auf jeden Fall würdigt die Artarium Crew das allmonatliche Gemeinschaftsmalen in der Unterführung Alpenstraße diesmal ganz gezielt mit einer eigenen Performance. „Menetekel“ – Die Sprichwort gewordene Feuerschrift aus der jüdischen Bibel wird aktuell kunst- und sozialkritisch.

Aktionistische Zelebration des widerständigen roten Fadens in und jenseits der Graffiti-Szene – von kruden Parolen über Dadaismen und Murales – bis ins Hier und Jetzt, wo sich ein eigenständiger Salzburger Ausdruck entwickelt und seine Welt  zu gestalten sucht.

LETTER THERE BE ROCK oder ICH MAHN MAL – DU DENK MAL – die Frage lautet immer: Heute schon gelebt? Am Sonntag, 5. 12. nachmittags kannst du es ja rausfinden, indem du es selber machst: Das Bild, das Leben, die Performance – den Unterschied! Zwischen der Geldgrenze des „guten Geschmacks“ und der Schwerkraft deiner eigenen Phantasien und Wünsche. Hier dein intelektuelles Hirnlutschzuckerl.

Perlentaucher – Besuch beim Bären

Was tun in den letzten Wochen vor dem Winterschlaf, wenn es draussen schon zu kalt – aber innerlich noch zu hell ist? Zu unfertig, zu aufgedreht, ganz einfach zu wach – womit würdest du dir als BärIn denn die Zeit verteiben, damit du – „gähn“ – endlich einschlafen kannst?

Na, bär kann sich zum Beispiel ein paar MitbärInnen einladen und mit ihnen gemeinsam die Eindrücke des Sommers revue passieren lassen. Noch einmal fühlen, riechen, schmecken und im behutsamen Betrachten der Erinnerungen aussortieren, was für lange Träume taugt – und was nicht.

Und so ähnlich wollen wir drei Bären in dieser Ausgabe auch unsere Reminiszenzen ausbreiten – aber nicht nur an einen vergangenen Sommer, sondern gleich an drei ganze Leben, drei immer noch werdende Persönlichkeiten sowie drei individuelle Kunstauffassungen

Süffige Gespräche rund um Kreativität und Kasperltheater, Elektronik und Eklektizismus, Humus, Humor und Humanismus sowie natürlich die gute alte und allgegewärtige Kunnst – ja die mit den 2 n! Gut gebrummt von Markus Brandt, Markus Huber und Norbert K.Hund. Danach ins Denkmal, Luise poppen!

Diese Sendung experimentellen Charakters bietet Einblicke in den Hirnbaukasten nicht nur eines perlentauchenden Hundes auf der Fährte des Lebens. GefährtInnen durchs Dick und Dünn der Lebensgefahr – Projektwerkstatt im Werden und Geverwehen. Erklärungsbedarf? Hier klicken und selbst…