Watch – Das ganze Album

Podcast/Download: Das Artarium vom Sonntag, 14. August präsentiert “Watch” von Manfred Mann’s Earth Band im Rahmen seiner Ö3 Musicbox Würdigung als “Das ganze Album” – eine ziemlich zeitlose Perle der späten 70er Jahre aus dem schillernden Subgenre “Eclectic Prog”.

Zudem begrüßen wir unsere neue Radiopraktikantin Marie Louise und brüten gemeinsam ein paar neue Sendungsthemen und Projekte aus.

 

Manfred Mann - Watch (Album Cover)Das 1978 erschienene Album markiert einen Höhepunkt im Schaffen von Multitalent Manfred Mann, verdichtet Einflüsse aus Jazz, Rock und Live-Sessionmusik mit synthetischem Experiment und psychedelischer Stimmung zur grenzgenialen Gratwanderung zwischen Avantgarde und Eingängigkeit, verdichtet all seine Quellen zu airplay- tauglichem Pop mit wegweisend vielschichtigem Art-Rock Anspruch.

 

Somit sei dieser musikalische Meilenstein auch als ein Statement unserer Philosophie verstanden, Genres und Generationen jenseits von Mainstream und Mozartkugel zusammen wirken zu lassen und dieses Kunnst-Biotop der Möglichkeitsformen weiterhin zwischen den Ansprüchen kapitalschwangerer Kulturvermittlung und pädagogisierender Pseudo-Integration als einen kreativen Freiraum zu erhalten, der für die Entwicklung innovativer Ideenwelten ebenso lebensnotwendig ist wie etwa Essen, Trinken und eine ansprechende Abendunterhaltung. In diesem Sinne…

 

PS. Anmerkung zur Sendungsaufzeichnung: Leider weicht die Reihenfolge der gespielten Titel in einem Punkt von der Tracklist des Albums ab. So wurde Track 01 “Circles” wegen fehlerhafter ID3-Tags an letzter Stelle (nach “Mighty Quinn”) gespielt. Tja, tschuldigung – die Tücken der Technik!

 

KT Tunstall – from D.I.Y. to EMI…

Download/Podcast: Das Artarium vom Sonntag, 31. Juli präsentiert die doch etwas andere Indie-Folk-Performerin KT Tunstall, deren Song „Push That Knot Away“ für uns zur persönlichen Empowerment-Hymne geworden ist. Zwischen ihrem eigenwilligen Songwriting unter intuitivster Ausreizung sämtlicher Segnungen der AKAI-Headrush Loopstation und einer andererseits heftigen Major-Label-Verwertung ihrer Kreativismen am Beispiel von „Suddenly I See“ (The Devil Wears PradaGrey’s AnatomyNestea-Werbung etc.) tun sich allerdings Welten auf. Kann der Spagat auf Dauer gelingen?

Oder besser gesagt – vermögen wir die hinter glamourösem Artwork und tief im PR-Schlamm globaler Vermarktung versteckten Perlen ihrer grundsätzlich emanzipatorischen Aussagen noch zu entdecken und für unser Schaffen nutzbar zu machen? Immerhin bezieht sich KT in ihrer Arbeit auf eine der ganz innovativen und progressiven Rock-Ikonen der Punk-Prähistorie und Spoken-Word-Avantgarde…

Uns jedenfalls überzeugt ihre Patti Smith Coverversion von „Because The Night“ mit Rhythms Del Mundo – und der stellen wir auch gern zum Vergleich der sprachrhythmischer Ausdruckstechnik die „Summer Cannibals“ von Punkgroßmutter persönlich gegenüber. Allerdings bedarf es beim Herausschälen von KT Tunstalls textlichen Botschaften aus diversen kontextlichen Konnotationen doch einer gewissen Anstrengung, der wir uns aber bereitwillig unterziehen, weil wir sie für dementsprechend wertvoll erachten. Sprachen wir nicht erst unlängst einmal von der Provokation auf Samtpfoten?

Nichtsdestotrotz wollen wir bei dieser Tauchfahrt auch den kritischen Kontrast nicht zu kurz kommen lassen. Für den Kontrapunkt bietet sich hier die ebenfalls auf Patti Smith gründende, jedoch stilistisch um einiges abgründigere Kooperation der Lyrikerin und Malerin Joolz Denby (Hex, 1987) mit New Model Army an. Wieder ein weites Land…

All Of A Sudden I Miss Everyone

Podcast/Download: Artarium – Das ganze Album – vom Sonntag 10. Juli 2011: Die texanische Post-Rock-Band Explosions in the Sky versorgt uns wieder einmal mit dem idealen Soundtrack zum zwischendurch Entspannen – instrumental intensiv und sphärenklangschwebig zugleich – mit traumreichen Assoziationen rund um Abschied, Neubeginn und soziales Befremden. Wo es doch derzeit ringsum wie innerlich um kommunikative Hochfrequenz und ein Fest nach dem anderen geht – legt euch einfach mal wieder in die Badewanne und habt schönen Sex, mit wem auch immer…

Das 2007 erschienene Album bietet jede Menge angenehm textfreie Emotionsdramaturgie zum entspannten Seelensurfen sowie konzeptiv-literarische Themenanstöße von J. D. Salinger über John Cassavetes hin zu John Steinbeck und….. Seit DMD KIU LIDT von Ja, Panik muss man diesbezüglich ohnehin mit fast allem rechnen – Ereignung von sprachlosen Impressionismen tief unter den bewussten Oberflächen.

Unsere Reihe Das ganze Album ist eine würdigende Widerbelebung des in den 70er und 80er Jahren auf einem Staatsfunksender namens Ö3 im Rahmen der Sendung Musicbox regelmäßig gepflogenen Rituals der Vorstellung von wesentlichen Musikwerken abseits des geldprostituiven Mainstream – und zwar nur mit Anmoderation und sonsthin ohne weitere plappersprachliche Interruptionen. Obzwar obige Verbindung einer heutigen Jugendgeneration nur noch schwer vermittelbar ist, erachten wir deren bleibende Eingebung für eine äußerst schätzenswerte Angelegenheit, welcher wir auch mit unserer jeweils wiederkehrenden Musicbox-Zitat-Signation eingehendst huldigen. Und Schnauze!

Weitere Anwendungsgebiete nebst dem schon erwähnten Sex-Soundtrack wären z. B. Gitarrensound Inspirationen, schichttechnische Songstruktur-Gestaltung, meditative Aushängigkeit mit und ohne hirnchemische Hilfsstoffe, sprachkreative Hintergrundbeschallung und – in euren Köpfen…

Peter Gabriel – Art Of Inspiration

Download/Podcast: Artarium Musikworkshop vom Sonntag, 26. Juni – Warum es wichtig ist, junge Musikschaffende und andere kreative Crossover-Kunnst-Kindsköpfe mit den vielseitigen Werk-Welten des englischen Ausnahmekünstlers zu konfrontieren. Und warum wir uns in Peter Gabriels Musik verliebt haben – eine erste Einlassung zum Einfühlen, Mitkitzeln und Weiterbasteln…

Es gibt zahllose Gründe, warum man einen Menschen liebt – und selbst nach 1001 Worten kann man es nicht wirklich endgültig sagen. Ähnlich verhält es sich mit der Musik des Mannes, der meinte, „im perfekten Liebeslied ist nie genau erkennbar, ob es um Mann, Frau, Kind, Natur, Leben, Hund oder Blume geht.“

In diesem Sinne wollen wir diesmal ein paar recht unterschiedliche Stücke aus der 35-jährigen Solo-Karriere des Meisters der spielerischen Verschrobenheit auf uns wirken lassen und versuchen, uns in seiner Biographie wieder zu erkennen und parallele Wesensähnlichkeiten zu entdecken. Es kann schließlich kein Zufall sein, dass diese höchst collagenhafte „Handmade & Hightech“ Arbeitsweise die verschiedenartigsten Film-, Musik-, Theater- und Performancekünstler über die Generationen hinweg beeindruckt und inspiriert – nicht zuletzt auch uns und unseren Freundeskreis.

Wobei allerdings schon die „etwas andere“ Artarium-Herangehensweise wesentlich ist: Wahrnehmen, unmittelbar wirken lassen, einzelne Elemente heraus lösen und dann selbst in einem neuen, eigenen Kontext anwenden. Und bitte schön ohne Ehrfurcht – wir haben doch alle immer auch die Kasperlmütze auf! Jedes noch so geile Institut ist nie etwas anderes als ein Welpenkorb der Möglichkeitsformen

Nervöse Welt – das ganze Album

Podcast/Download der Sendung: Nervöse Welt – das ganze Album feat. Teresa Reiter

„In einer Welt aus Papier will ich Flammenwerfer sein!“ Dieser programmatische Satz vom Promo-Sticker zum neuen Album von the who the what the yeah möge uns als Motto für unsere pfingstsonntägliche Artarium-Ausgabe dienen – drückt er doch „in a nutshell“ all das aus, weswegen Mann & Frau räudig, rebellisch und ja, revolutionär Rockmusik hören, machen und erleben! „Wenn dir etwas nicht gefällt, versuch es vielleicht zu verstehen ABER schreib auf jeden Fall einen Song darüber!“ Keine Ahnung? Am Sonntag, 12. Juni ab 17:06 sorgen wir für Aufklärung:

Ein Album mit einigem an Vorgeschichte: Nachdem das Erstlingswerk blackbox von Sandra Bernhofer auf thegap mit den Worten „Wütend, tanzbar, wortgewaltig!“ willkommen geheißen ward, folgte dortselbst nunmehr die von Teresa Reiter verfasste Ablehnung von Nervöse Welt, die im Urteil „Zehnmal derselbe Song“ kulminierte. Da mag man sich nun welcher Erlebniswelt oder Geschmacksrichtung auch immer zugehörig fühlen – diese (im besten etymologischen Wortsinn) Provokation sowie die nicht minder provokanten (teils durchaus geschmacklosen) Reaktionen darauf haben doch ganz ordentliche Wellen geschlagen – und zwar weit über den Kreis der üblichen Verdächtigen hinaus. Tsunami wirds (leider) trotzdem keiner!

Zwei Herren hauen auf die Mozartkugelkacke – und werden dafür ausgerutscht. Bei der Kritik dieser Kritik im Rahmen der Skaverda-Sendung am 8. Mai explodieren die Emotionen und gipfeln in eher geschmacksfernen Unterstellungen persönlicher Motivationsschieflagen seitens der Autorin, was zur sofortigen Absetzung der Sendungsübernahme der gesamten Artarium-Reihe bei Radio FRO in Linz führt, und zwar mit der Begründung eines angeblich in dieser Sendung stattfindenden „massiven Sexismus“. In weiterer Folge kommt es dann – in eigentlich fast schon Thomas Bernhard zur Ehre gereichender Manier – zu diversen Erregungen, Gegenerregungen und anderen, der Sache selbst gar nicht mehr angemessenen Holzfällereien. Was lernen wir da jetzt daraus?

Wir leben wirklich in einer nervösen Welt. Denn sowohl Titel wie Texte dieses Albums beziehen sich auf unseren Umgang mit den gesellschaftlichen Verhältnissen und Machtstrukturen, in denen wir tagtäglich zur Gleichförmigkeit animiert, gesachzwängt und hineinvergewaltigt werden – und nicht etwa auf irgendeine „Teenage Angst“ vor dem naturkatastrophalen Weltuntergang. Eine dieser Unterdrückungsmechanismen ist Sexismus, und zwar besonders perfide, weil schwer zu entlarven, in seiner uns allen von Anfang an gefickt eingeschädelten Form der Heteronormativität, gegen welche wir, das nämlich auch nicht ganz zufällig so heißende „etwas andere Kunnst-Biotop“, nicht bloß gehirnlich Stellung beziehen, sondern schon immer und in jeder Hinsicht gesamtbiographisch anleben. Der Rest ist Queer oder Punk oder einfach nur Sex jedenfalls aber Rock’n’Roll – however scheiß ich persönlich einen von mir aus auch Schokoladehaufen drauf, wem das vielleicht nicht gefällt!

Und ja, Teresa Reiter ist eine liebenswert engagierte und emotional sprachbegabte Kollegin, die nicht nur Verrisse sondern auch Lobeshymnen zu schreiben weiß, wie hier auf thegap zu Johnny von Petsch Moser (auch da gehen ja die Geschmacksmeinungen auseinander, lieber Niklas). Zudem ist sie im Management des Club Nolabel für junge und unbekannte Bands aktiv und überhaupt eine ziemliche Hänsin Volldampf in vielerlei Fachgassen, wie sich bei näherer Betrachtung ihres Autorenprofils unschwer hätte feststellen lassen. Und auch live kommt sie cool rüber, wovon ihr euch in dieser Sendung ebenfalls werdet überzeugen können. Wir entschuldigen uns hiermit für unsere diesbezüglichen früheren Fehlschlüsse und daraus resultierenden Missverständlichkeiten. Doch genug davon – einfach zuhören, mitleben, aufatmen!

 

Der Skaverda Effekt

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 8. Mai proudly presents Skaverda live & unplugged – die jung-verwegene Band aus Salzburg ist nicht nur ein Triumvirat entfesselter Spielfreude auf immer mehr Bühnen der Stadt, sondern auch ein ganz feiner Freundeskreis mit höchst interessanten Ansichten und Ausdrücken… Demnächster Auftritt: Donnerstag, 12. Mai mit In Confusion beim Akademiestrassen FEST

Wer genau steckt also jetzt hinter der Band mit dem Schwein als Wappentier? Was begeistert die drei Typen dergestalt, dass diese sprichwörtliche Sau auf ihren Konzerten immer fröhlichere Zuaständ feiert? Was machen Anziehungskraft und zunehmende Bekanntheit dieser einigermaßen jugendlichen Kapelle eigentlich aus?

Um diesem Phänomen auf den Grund zu gehen, bestiegen wir also (schwitz!) den Heuberg und besuchten die Herren in ihrem Proberaum, wo es auch erwartungsgemäß lautstark zur Sache ging. Im Anschluss erforschten wir mit gebotener Hingabe die Philosophie und Gruppendynamik dieses gefühlsintensiven Hochfrequenzprojekts, was immerhin bis nach 01:00 Uhr dauerte. Das sei hier jedenfalls erwähnt, um einiges an Erwartung zu wecken!

Doch keine Angst – das Artarium ist nicht etwa seit dem Erscheinen von DMD KIU LIDT vollends in die poststrukturalistischen Intellektizismen der Kulturjournalistik abgeschrullt. Wir bleiben der gmiadliche Public Living Room und die herzoffene Nette Leit Show eurer geneigten Ohrrüben! Wir unterhalten uns einfach mit unseren neuen alten Freunden, hören gemeinsam Musik, bekommen einen neuen Lovesong serviert (was uns sicher gut tun wird!) und bringen so das Wesentliche zu Gehör und Gespür, was eben nur zwischen den Zeilen und mit dem Herzen wahrnehmbar ist. Wir freuen uns also auf das etwas andere Bandportrait – mit Schmackes!

Minimalbewegung

Download/Podcast Artarium vom Sonntag, 20. März: Drei ganz und gar uneilige Könige legen auf ihrer Sternenreise einen Zwischenstopp im Studio ein. Die Herren Aron De Lima, Emanuel Syn und Royal Ruv von der Salzburger Minimalbewegung gewähren uns einen Einblick in ihr vielseitiges Schaffen und präsentieren höchstselbst ihre neuesten Projects in Progress. Die etwas minimalistischere Betrachtungsweise mit maximaler Sound-Philosophie-Verdichtung!

In einem Kunnst-Biotop kann es bei allen möglichen Ableitungen und Assoziationen rund um Minimal Music, Produktionstechnik oder Tanzgewohnheiten wohl nur um eine emotional-existenzielle Grundfrage gehen: „Wer bist du?“ Und hinter dergestalt tiefsinnig-federleichten Musenküssen wollen wir Vampire des Nachtlebens wieder ein neues „Ich bin ich!“ ins Tageslicht hervor verzaubern.

Soviel zu unserer Philosophie. Und wer nicht dichtet, hat andere Möglichkeiten! Womit wir bei unseren Gästen und ihren hypnotisch tanzbaren Klangverdichtungen angelangt sind.

Während Minimal Techno oder eben „Neue Minimal-Bewegung“ seit Ende der 90er Jahre und Mitte der 00er Jahre (Freude am Tanzen – Label) als Genrebezeichnung international zum Begriff geworden ist, definiert sich das Salzburger DJ/Producer-Kollektiv Minimalbewegung (Facebook) innerhalb des Subgenres durch sein Musikschaffen wiederum selbst. Ihre Tracks und Remixes stehen mittlerweile nicht nur auf Myspace oder Soundcloud zur gefälligen Verfügung bereit, sondern beleben auch immer öfter Salzburger Veranstaltungen wie etwa diese Woche (Freitag, 25. 3.) im Republic featuring Elay Lazutkin. Gut möglich, dass hier nach dem Overdose-Team wieder eine höchst engagierte Crew aus heimischen Gefilden zum Sprung in die „überregionale Bedeutung weit über Salzburg und den südbayerischen Raum hinaus“ ansetzt. Wir freuen uns jedenfalls schon auf ein phantasieanregendes Hintergrundgespräch nebst inspirierender Studiobeschallung! Anschließend gibts die Sendung auch wieder als Download via CBA.

The Creeps of Spring

Das aktuelle Radiohead Album „The King of Limbs“ als Empfehlung der Woche.

Mir ist neulich etwas echt Eigenartiges passiert – und zugleich war dieses Etwas auch noch was sehr Seltenes. Daher rührt nun mein dringendes Bedürfnis nach Berichterstattung und Mitteilung an die Mitwelt: Die Herren Yorke und Greenwood haben nämlich gemeinsam mit den drei anderen Radioheads wieder einmal ein Klangwerk erschaffen, das sich der vorschnellen Kategorisierung durch Hörgewohnheit mal Erwartung dividiert durch Befriedigung listig zu entziehen vermag. Dieser Umstand an sich ist ja nun nicht wirklich überraschend, wenn man die stilistischen Brüche, Sprünge und Weltverschmelzungen im Werkverzeichnis dieses Klangkunst-Kollektivs seit ihrem umfänglich gecoverten Hit „Creep“ von 1992 auch nur ansatzweise mitverfolgt hat.

Und damit kehre ich auch schon wieder zum Subjektiven zurück – ich bin schließlich nicht die Musikredaktion, sondern das etwas andere Kunnst-Biotop. Ich lud mir also die neue Erscheinung herunter und hörte hinein, ging dann Tee aufgießen, begann einen Text zu schreiben, telefonierte zwischendurch, checkte meine E-mails und Facebook-Nachrichten, telefonierte abermals, begab mich ins Bad, schrieb an meinem Text weiter – und bemerkte plötzlich, dass meine Viktualienhandlung demnächst die Sperrstunde ausrufen würde und ich mich folglich beeilen müsste.

Moment mal – es war also kurz vor 7 Uhr abends und seit dem frühen Nachmittag lief „The King of Limbs“ ununterbrochen im Hintergrund – ohne dass es mir aufgefallen wäre! Das verwunderte mich jetzt schon einigermaßen, bewegen sich doch üblicherweise an die 30.000 mp3s mittels ausgeklügelter Algorithmen von Assoziation bis Zufall in meiner Musik-Maische zwecks Vorgärung von emotionalen Essenzen und ähnlichen Ohrdestillaten, welche von gefühlsleeren Ödschnöseln aus der Unterwelt des Rundfunkpopulismus zur schlichten „Playlist“ herab qualifiziert – aha, ich schweife!

Um es also auf zumindest ein paar Punkte zu bringen: Ein Lokal, in dem diese Musik als Bühnenbild, Knotzmöbel und Wandbrunnen selbstverständlich ist, gibt es in Salzburg sträflicherweise noch nicht – aber ich wäre dort Stammgast! Und zwar weil diese Klangwelten in genial angewandter Paradoxie Unaufdringlichkeit mit Intensitätssteigerung verbinden, so dass echte Gespräche als hochdramatisch entspannende Gefühlsdialoge, wie sie für mein Arbeiten grundlegend sind, befördert werden. Ein solcherart breitwandepischer Soundtrack zum ambivalenten Innenleben des Baumes kurz vor der Austriebsphase im Vorfrühlig erfüllt auf unheimlich anheimelnde Weise alle Bedingungen einer C. G. Jung’schen Synchronizität, zumal er mit Ende Februar punktgenau mitten ins mitteleuropäische Frühlingserwachen hinein veröffentlicht wurde, in welchem wir alle noch traumverloren unter der Auszehrung vermeintlich ewigen Wintertums vor uns hin vegetieren. Es erscheint mir mit einem Mal röntgenhaft die Innenansicht vom Aufsteigen meiner Säfte. Sehr seelenschmatz!

In diesem Sinne soll also ein weiteres einstweiliges Zwischenprodukt des seit Mitte der 80er Jahre baumartig wachsenden, myzelhaft wuchernden und vielschichtig sich verzweigenden Schaffens von Radiohead am Freitag, 11. März im Rahmen der Radiofabrik Reihe „Hörenswert – Das Album der Woche“ ab 14.08 Uhr zu Gehör und Gespür kommen, wohingegen wir selbst ab 22:00 Uhr die Perlentaucher-Nachtfahrt zum Thema „Frühlings Erwachen“ zelebrieren werden. Wie geheimnisvoll und dabei doch voll bio-logisch sich auch unsere inneren Themen, Träume und Turteltauben zu einander fügen! Schlussendlich zusammengefasst: ein Album zum mit den Ohren spüren und Bildwelten in sich hoch steigen lassen, die man auch nur mit dem Herzen gut sehen kann. Viel Vergnügen!

 

x-beliebig – Das ganze Album

Das Artarium vom Sonntag, 13. 2. (hier als Podcast) präsentiert das ganze Album “x-beliebig” der legendären Wiener Neustädter Existenzialistenkapelle x-beliebig. Dem ist auch wirklich nichts elementar existenzielles hinzuzufügen. Außer, dass es mittlerweile einige anhörenswerte Tracks auf YouTube gibt – und sogar noch ein paar original Proberaum-Videos. Wir sind also nicht nur ein geiles Institut – wir haben eben auch das eine oder andere erlebt – und erinnern uns nun daran:

Vielleicht machen wir ein paar Anmerkungen zum individuellen Inspirationsgehalt des kreativen Minimalismus der frühen 80er Jahre, als Punk noch eine Philosophie und Gothic noch kein Genre war. Womöglich das eine oder andere Anekdötchen, wie denn diese Schallplatte nach virtueller Band-Scheidung in meinen Besitz geriet – und wie sie nebst der Ägydi-Räumung noch andere Existenz-Infragestellungen überlebte… Der Covertext jedenfalls fungierte damals in unserer WG als einstweilige Verfassung des Unfertigen, als Manifest einer Phantasie, die sich nie und nimmer mit den Realitätern ins Bett legen würde:

“Das Leben wird nicht gelebt, es wird aufgelöst wie ein Rätsel. Es ist wie ein Schauspiel, in dem Menschen Rollen vorspielen, die nicht ihr eigenes Ich zum Vorschein bringen. Pflichten erfüllen, Aufgaben erledigen – Begriffe, die auf Normen und Gesetze gestützt sind und nicht erklärt werden können. Hinter den sogenannten eigenen Meinungen steht Zwang, der von außen in sie eindringt und sie wie Marionetten, von falschen Autoritäten geleitet, herumirren lässt. Das Bewusstsein liegt im hintersten Winkel der vergänglichen Hülle begraben. Gewissen war und ist zweitrangig, denn die Angst vor dem eigenen Ich, die Angst, ehrlich zu sich selbst zu sein, die Angst, dem Wahren ins Gesicht zu blicken, ist zu groß. Man geht Umwege, um Schwierigkeiten zu vermeiden. Der kurze und wahre Weg ist unbekannt. In einer Gesellschaft, die sie sich im Überfluss geschaffen haben, gehen sie zugrunde. Probleme zu schaffen, um sie danach meistern zu können, zeigt, wie sinnlos Menschen handeln, zeigt auch, dass sie zum Untergang verdammt sind. Nach Katastrophen blicken sie auf, schauen sich an und suchen wieder am falschen Ort nach Ursachen. Es hat sich im Grunde nie etwas geändert. Die große Reformation ist immer ausgeblieben. Dinge, die gestern passiert sind, passieren heute mit anderen Vorzeichen. Viele möchten etwas ändern, doch keiner beginnt bei sich selbst.”

Detailreich zusammengestelltes Hinter- sowie Untergrundwissen hierzu kredenzt Martin Blumenau in seinem FM4 Journal unter dem Titel “Zufällige Erinnerung an die allerbeste österreichische Band von früher, die keiner kennt: X-Beliebig” allen geneigten Feinschmökern und Freund_innen der Populärenzyklopädie. Sein Ausritt ist höchst lesens- und allzumal eine Reise wert. Unsere Sendung (enthält das ganze Album) gibts dann wiederum hier. Zum Wohlsein, Österreich!

 

Spartacus – Das ganze Album

Zum Wiederhören: ARTARIUM vom Sonntag, 16. Januar: SPARTACUS, Konzeptalbum (1975) von Triumvirat in voller Länge und remastered. Ein Referenzwerk des Progressive/Symphonic Rock aus Deutschland – mit Anekdoten fein garniert.

Schon das Artwork sprach mir während meiner Dienstzeit beim Bundesheer (1979) grundlegend aus der Seele. Ich widme diese Sendung also heute Felix Holzmann aus Bischofshofen, mit dem ich das Opus damals am Kasernenhof in St. Johann rauf und runter hörte, während wir in Phantasien vom Sklavenaufstand schwelgten, was uns auch sofort das Prädikat “schwul” einbrachte. Es half jedenfalls, den Schwachsinn und die Sinnleere jener Zeit zu überstehen – und geistig bei Niveau zu bleiben…

Und es war einmal ein Radiosender namens Ö3 (gar nicht zu velwechsern mit einem heutigen „Hitradio“) – dortselbst ereignete sich beinah täglich “Die Musicbox”. Einmal im Monat präsentierten da kunstsinnige Eloquenzen auch “Das ganze Album” – ohne drein zu reden! Welch ein Hörerlebnis! In memoriam dieser legendären Einrichtung beleben wir die Idee wiederum neu: Alle feine Nase lang stellen wir euch ein – ganz und gar subjektiv – wesentliches Ton-Werk vor, ohne dass der Hund – oder sonst jemand – dazwischen quatscht. Einfach die Lautstärke rauf drehen – und genießen.

Das Leben ist eh anstrengend genug.