Deine Freiheit, meine Freiheit?

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 27. November – Chriss begeht seinen 18. Geburtstag und darf sich dann sogleich zur Feier dieser Amtserwachsenheit zu einer grotesken staatlichen Stellung verrenken, während zur selben Zeit unser aller begnadeter Denk-Anstifter Thomas Oberender vom Bürgermeister das goldene Stadtsiegel verliehen bekommt. Norbert hingegen eröffnet seine 5. Radio-Saison als „das etwas andere Kunnst-Biotop“ und wollte diesen erfreulichen Zustand doch mit gebotener Zufriedenheit zelebrieren. „Vier Jahreszeichen Live“ wäre der Sendungstitel gewesen – doch da ereilt uns plötzlich eine Todesnachricht nach der anderen. Wie passt das alles zusammen – noch dazu am ersten Advent? Ganz und gar wunderbar, finden wir…

Georg Kreisler, der eigensinnige Altmeister des schwarzen Humors und der anarchischen Groteske mit politischem Anspruch ist diese Woche 89-jährig in Salzburg verstorben. Noch im August konnte ihn Thomas Oberender zur Teilnahme an einem Podiumsgespräch zum kapitalismuskritischen Faust-Projekt verführen. Dort räsonierte der große Grantige zum letzten Mal – einigermaßen resigniert – über die von ihm festgestellte Bedudelung und Eingelulltheit potentiell revolutionärer Massen. Im Besonderen ging es bei diesem radikalen Rückblick des Alters auch um (s)ein mögliches Vermächtnis an die Jugend.

Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an einige – leider vergeblich gebliebene – Versuche, diesen überaus lebenserfahrenen Heimatlosen mit seinem grandiosen Anekdotengepäck zu einem Livegespräch, einer Erzählstunde oder einem Interview mit gesellschaftskritischen Jugendlichen zu bewegen. Er hätte so viel zu sagen gehabt von der Flucht vor den Nazis als 15-jähriger über die Arbeit mit Charly Chaplin in Hollywood oder seine Verhöre von Göring und Streicher beim Nürnberger Prozess bis hin zur nie wieder erlangten österreichischen Staatsbürgerschaft und seiner anarchistischen Ablehnung des „Staates“ an sich. Wie gerne hätte ich ihn jene bizarre Episode – als Paradebeispiel jüdischen Überlebenshumors erzählen gehört: Kreisler fiel die Aufgabe zu, Julius Streicher, den Chef der antisemitischen Hetzschrift „Der Stürmer“ zu verhören. Streicher bedankte sich am Ende bei ihm: „Sie waren ja nett zu mir. Aber die Juden haben mir sehr zugesetzt.“ Kreisler darauf: „Na, vielleicht haben Sie angefangen.“

Die zweite Todesmeldung: Kubus 1024 – das geniale Kulturhaus-Projekt im Lungau – wurde im Gemeinderat Tamsweg mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ endgültig umgebracht. Gerüchten zufolge soll Bürgermeister Walter Ulbrichtpardon, Alois Lankmayer statt dessen um Subventionen zum Bau einer Mauer angesucht haben.

Dieser antifortschrittliche Schutzwall soll entlang der Geschmacksgrenze um den gesamten Lungau herum errichtet werden, um den einzigen Volksmusikantenstaat auf deutschem – pardon, österreichischem Boden vor dem verderblichen Einfluss engagierten Denkens, innovativen Gestaltens und  kreativen Mitbestimmens zu schützen. Um jeglichen kontrakonservativen Umsturzversuch bereits im Ansatz hintan zu halten, soll die Lungauer Zonengrenze mit den modernsten Gesinnungsdedektoren und Kopfschussanlagen aufgerüstet und von eigens dafür abgerichteten Hornochsen und Kampfkühen kontrolliert werden. Alles, was nicht genauso schwatzblau – pardon, schwarzbraun ist wie die Faselnuss und die anderen Heinodien der Vervolkskultur, wird hinfort wieder in bester Landestradition enteignet und exiliert wie einst schon die Protestierer – pardon, Protestanten.

Womit wir in bester satirischer Tradition schon wieder bei Georg Kreisler gelandet wären, der sein Erfolgsrezept wie folgt formulierte: „Das Rezept ist ganz einfach. Man nehme ein an und für sich grausiges Ereignis und übertreibe es maßlos, so daß es seinen Schrecken verliert und grotesk wird, dann kann man noch eine Musik dazu schreiben, die gar nicht dazu passt und schon ist das Lied fertig.“ Unser diesbezüglicher Textvorschlag für eine neue Lungauer Landeshymne wäre somit (in Anlehnung ans dann wohl wieder üblich werdende Sprachniveau von Heimat, Heino und HJ) folgender:

Holdrio, duwiduwidi, holdria.
Holdria duwiduwidi.
Holdrio, duwiduwidi, holdria.
Holdria duwiduwidi.

Wir jedoch spielen mit gutem Grund Querschläger, Georg Kreisler, Erben der Scherben. Und – wo lassen sie sich eigentlich empören?

Me First and NOFX

Download/Podcast: Artarium vom Sonntag, 13. November – Zwei Portionen Punk gegen die Depression oder Fat Mike Revisited Vol. I – „Das ganze Album“ kreativ neu interpretiert: Me First and The Gimme Gimme Gimmes „Blow in the Wind“ in voller Pracht und Länge von 27:31 Minuten sowie im Anschluss NOFX „Cokie the Clown“ (EP), mit 10:48 Minuten ein eher kurzes Opus. Da bleibt sogar noch etwas Zeit für den NOFX-typischen Track „Idiots Are Taking Over“ und etwas informativ schräges Gequatsche zum und neben das Thema: Warum wir diese spezielle Art von Punk als ein wohltuendes Psychotonikum empfehlen möchten, gerade jetzt in der kalten Jahreszeit:

Dem Leo sein kreatives Kalenda

Die in der Sendung angekündigte zweite Folge mit den NOFX Lieblingstracks von Leo und Norbert, voll garniert und fein planiert mit profunder Intuition und emotionaler Spontananalyse sowie in einer abgeschmackt erlesenen Hörexplosion von The Decline (18:18 Minuten – Ein Song!) gipfelnd, wird im Rahmen des Artarium-Adventsingens am Sonntag, 11. Dezember ab 17:06 Uhr live stattfinden. Da könnt ihr euch jetzt schon die Ohrstöpsel eindübeln! Den ersten Rest vom Bar Mitzvah Fest (Johnny Wixen) dürft ihr euch per Download-Link jetzt schon ins Hirn reiben. Achtung: Oralverkehr mit Schafen zeichnen wird in Deutschland üppigerweise mit Ernsthaft bestraft!

So, das wars wohl für heute. Warum also gerade diese Art von Punkmusik geeignet sein soll, die trüben Gespenster des allzu anstrengenden Alltagsgrau(en)s zu verscheuchen, sei hier abschließend noch einmal mit unserer – auch in der Sendung verlesenen – Refinition (!) von Punk als Philosophie veranschaulicht:

„In der vorliegenden Form ist Punk keine Pose, sondern eine Philosophie. Eine existenzialistische Zwischenstation und Schutzimpfung für das Überleben in einer höchst unvollkommenen Gesellschaft! Seelische Selbstverteidigung als Kunstform und visionäre Überwindung des postmodernen Bierernst einer Zitate wichsenden Beliebigkeit. Und Kommerzialität? Fuck the Sex Pistols!

PS. Liebe allzu gelangweilten Backstage-Mädelz, „Cokie the Clown“ heißt übersetzt soviel wie „Koks-Kasperl„. In diesem Sinne: Sauber bleiben – und nie wieder ohne Helm und Schwimmweste aus dem Haus gehen! 🙂

Emotional Overdose Nachtfahrt

Podcast/Download: In der Sendung vom Freitag, dem 11. 11. 11 (kein Scherz!) ist es wieder soweit: Norbert K.Hund & Christopher Schmall wühlen herzhaft abgründig in der alten Schachtel für allgemein nicht anerkannte Emotionen. Weltschmerz, Verzweiflung, Überdruss – alles was uns abtörnt, ängstigt, gefährdet und runter zieht, was uns verstimmt und verärgert, uns Anlass zu laut schweigendem Schreien oder blind wütendem Zerstörungszorn bietet. Das allerdings im ästhetischem Ambiente der zwei Perlentaucher und Sternenpflücker, die mit dieser Ermutigung zum Erlebendürfen und Überlebenkönnen von wirklich allen, also auch den schattigsten Empfindungen, zu einer Weltrevolution der Liebe anstiften.

Wenn euch das jetzt aber zu abgründig, zu anstrengend und vor allem zu unchillig erscheint, dann gehts bitte wo anders hin, rauchts euch doch mit eurem zigsten Selbstschmäh von unverwundbarer Übercoolheit ein oder saufts euch in jeder beliebigen Bumsbar in der Stadt mit schwitzschmierigem Smalltalk zua! Wenn ihr aber zum Overdose unterwegs seids oder allein daheim, arbeitend, mit Freunden, im Bett, gelangweilt, vom Automatensex angeödet, aber noch neugierig – dann hörts uns zu und kommts mit auf eins der allerletzten Abenteuer – sich selbst sein! Wegschmeißen könnts euch ja dann nachher eh immer noch!

Alle weiteren Ankündigungen, Erläuterungen und zusätzlichen Verwirrungen zur aktuellen Sendung dürfts ihr euch wie immer auch vom (nicht mehr ganz) neuen Nachtfahrt Perlentaucher Blog ins Hirn wuzeln, aufs Aug schütten und über die Psyche ausbreiten. Die Emotional Overdose vom Norbert gibts schon mal zur Einstimmung ebenso wie die Emotional Overdoze vom Chriss. Betten, die die Welt bedeuten hier in diesem Hör-, Spür- und Text-Theater. Kleine Bitte zum Schluss: Wenn euch ein Artikel gefällt und auch gut unterhält, dann gleich unterhalb liken und somit zur Verbreitung dummheitsgefährdender Inhalte beitragen!

Danke 🙂 und Emo Entblah!

Salzberg goes Vorarlburg

Podcast/Download: Artarium vom 25. September – Nach Radio FRO in Linz sendet nun auch das vorarlbergische Radio PROTON alldönnerstäglich ab 14 Uhr das etwas andere Kunnstbiotop. Nachdem die Freude darüber zwar nicht verebbt ist, dafür wieder ein der guten Nachbarschaft zuträgliches Niveau erreicht hat, kam uns in den Sinn, dass vielen unserer Mitjuvavummerichen und Mitjuvavummen vom ominösen westlichgelagerten Mythenreich „Voralberg“ nur allzu wenig verinnerlicht ist – und umgekehrt.

Ariane Pellini (Foto: Privat)

Ein Impuls der uns die beiden Exil-Vorarlberger, langjährigen Freunde und Radiofabrik-Sendungsmacher-KollegInnen Ariane Pellini (Reflecting Sound) sowie Armin Lampert (Denkmal FM) ins Gedächtnis rief, mit denen wir pünktlich zum Herbstbeginn ins Gespräch kollidierten.

Ich (Peter.W.) war der erste am Treffpunkt, das Aufnahmegerät im Anschlag, auf das Fruchtbarste gefasst. Nach und nach trudelten die beiden WahlsalzburgerInnen aus dem Ländle ein. Kaum aufeinander getroffen begannen sie im buntesten Xibergerisch zu plauschen, was seltsam ungewohnt klang, da ich sie sonst in einem verhältnismässig “sauberen” Deutsch reden höre.

Schließlich traf auch Der Hund ein und brachte das Gespräch ins Rollen. Zuerst betonte er nochmals unser Anliegen, SalzburgerInnen Vorarlberg und VorarlbergerInnen Salzburg näher zu bringen, über die markanten Unterschiede zu reflektieren, persönliche Erfahrungen und Befindlichkeiten auszuloten, die mit dem Wechsel zwischen den beiden Regionen stattfanden usw.

Was nun folgte war ein angeregtes Gespräch, dem es – wenn überhaupt – nur an Langeweile mangelte. Ausgewählte Cuts aus diesem Interview werden in der kommenden Sendung dargeboten und zusammen mit unserem Kollegen Christopher Schmall unter die Lupe genommen. Untermalt wird diese von hervorragender Musik – natürlich – aus Vorarlberg. Habidere!

Armin Lampert (Foto: Veronika Kronberger)

Allgemeine Facts über Vorarlberg gibts auf Wikipedia. Den etwas geneigteren Kulturinteressent_innen sei folgender Artikel zur Vorarlberger Theatergeschichte und Alternativkultur im Zeitreiseführer empfohlen. Die dort vorgestellte Diplomarbeit von Inés Maria Mäser über den Spielboden Dornbirn ist überaus kurzweilig und gut zu lesen.

Wiederholen das Wesentliche

Podcast/Download: Das Artarium vom Sonntag, 18. September macht noch aus jedem Tod eine Jugend und wiederholt sich selbst – zum ersten Mal seit nunmehr über 4 Jahren – in Form eines Studiogesprächs mit Bernd Lackner, dem humanmedizinischen Leib- und Seelengastgeber im Schnaitl-Pub sowie im Club b.lack (Rainbergkeller). Diese Sendung vom 13. Juni 2010 gehört sich deshalb und eben wieder gehört, weil sie die Idee des individuellen Perlentauchens so wunderbar auf den Punkt bringt: Uns interessiert eben NICHT irgendein Produkt an sich – sondern WIE sich die Produktion und wie sich die Produzent_innen dabei so ANFÜHLEN.

Befreien wir uns wieder mal aus unseren Zwängen – des eigenen Ehrgeizes, der äußeren Erwartungen, des allgemeinen Hierarchien-Hinterherhechelns – und vor allem aus der größten aller Gefängnis-Gefährdungen: der lieben Gewohnheit! Sind wir allesamt nicht oft entmutigte Mauserln im Angesicht uns einengender Problemberge?

In diesem Sinne: Lasst uns Maulwürfe sein! Kurzsichtig und unbeholfen womöglich und nicht recht hoch angesehen in der Nagetier-Society zwischen Kirchenmäusen und Kanalratten. Allerdings hoch angepasst an alles Unterirdische und speziell qualifiziert für den Tunnelbau! Echte Underground-Freaks, die mit ihren schaufelig patscherten Pfoten im Stande sind, jedwedes Zwangssystem dergestalt käslöchern zu durchtunneln, dass es früher oder später von innen heraus zerbröselt…

Käse, Tunnel, Underground – womit wir assoziativ endgültig in Vorarlberg angekommen wären, was uns diesfalls ganz besonders freut, zumal Radio Proton in Dornbirn (ja!) von nun an das Artarium regelmäßig im Ländle ausstrahlen wird, und zwar jeweils am Donnerstag um 14:00 Uhr. Nach Radio FRO in Linz ist Radio Proton nunmehr schon das zweite Freie Radio in Österreich, welches unser Ohrgeschmeide aus den Gehörgängen der Radiofabrik seiner Frequenzgemeinde zu Genuss bringt. Gut zu hören – wir gratulieren!

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Hier findet ihr die Original-Sendung PAINT IT BLACK mit dem Untertitel „Artarium in schwärzlich-ärztlicher Behundlung“ ausführlicher beschrieben. Ein kurzer Auszug:

BERND LACKNER, Allgemeinmediziner sowie Wirt im Schnaitl – und jetzt auch im neu eröffneten Club b.lack (ex Cave Club) – erörtert im Gespräch mit Norbert K.Hund die immunologischen Aspekte einer gesunden, weil vielfältigen SUBKULTUR sowie die Bedeutung der GASTFREUNDLICHKEIT für den Arztberuf…

Musikalische Garnierung dieses Kulturgesprächs: Emir Kusturica & The No Smoking Orchestra, Jesus and the Gurus, Eric Burdon & The Animals, Lyapis Trubetskoy und Nevada Tan (Panik). Wir wünschen Guten Appetit!

Die tödliche Doris – Das ganze erste Album (30 Jahre Geniale Dilletanten)

Podcast/Download: Das Artarium vom 11. September 2011.

Wieder einmal nach langer Zeit eine Solo-Sendung mit Peter.W., ganz ohne Norbert K. Hund der dieser Tage 50 geworden ist (Wir gratulieren herzlich!) und Christopher Schmall der nicht müde wurde diesen Umstand mit seinem Kompanion feierlich zu begießen. Wem die beiden nun erholungsbedürftigen Edelgruschler fehlen, dem und derjenigen sei nochmal mit Nachdruck die preisverdächtige Episode Das Salzburg Syndrom ans Herz gelegt, ebenso der neue Nachtfahrt-Perlentaucher-Blog

Am 4. September 1981 fand im Berliner Tempodrom die legendäre große Untergangsshow Festival Genialer Dilletanten statt. Unter den Musikern und Künstlergruppen die dieser Tage die Bühne rockten, waren u.a. später bekannter gewordene Vertreter wie die Einstürzenden Neubauten, FM Einheit, Christiane F. (Wir Kinder vom Bahnhof Zoo) mit ihrer Band Sentimentale Jugend, Westbam damals noch als Mitglied von Kriegsschauplatz Tempodrom und viele mehr. Außerdem noch Max Müller, der später die Gruppe Mutter gründen sollte und sein Bruder Wolfgang Müller, der eine wichtige Rolle in der Entstehung der Genialen Dilletanten spielte.

Mehr zum Festival und die Genialen Dilletanten: Wikipedia.

Wolfgang Müller heute Autor, Musiker und Kopf der Walther von Goethe Foundation in Reykjavíc war zwischen 1980 – 87 Gründungsmitglied der experimentellen Gruppe Die tödliche Doris (aka. Deadly Doris), die international – auch in den Bereichen Kunst, Fotografie, Filmkunst, Video, Performance und Literatur – aktiv war. Weitere Mitglieder waren zu Beginn Nikolaus UtermöhlenChris Dreier, Dagmar Dimitroff, Käthe Kruse und der bereits erwähnte Bruder Max, bevor sich die endgültige Besetzung um Müller, Utermöhlen, Kruse und Tabea Blumenschein manifestierte. Eine ihrer bekanntesten Nummern war Tanz im Quadrat das 2001 von Stereo Total unter dem Titel Wir tanzen im Viereck gecovert wurde.

Mehr zu Wolfgang Müller und Die Tödlichen Doris: Wikipedia & Youtube.

Im Rahmen des 30-jährigen Jubiläums der Genialen Dilletanten präsentiert das Artarium in seiner Reihe Das ganze Album die erste Langspielplatte von Doris aus dem Jahr 1982, produziert u.a. von Blixa Bargeld. Mit freundlicher Unterstützung von Wolfgang Müller höchstselbst, der uns – und auch euch – den freien digitalen Zugang zu ihrem akustischen Werk gewährt hat, siehe: http://www.die-toedliche-doris.de/mp3/TD001.mp3 bis TD061.mp3 – oder auch etwas detailierter zusammengefasst bei Rattenjule.

Sehr ans Herz legen wollen wir euch auch die Bücher Geniale Dilletanten,  das Feinmotorik Kompendium vom Institut für Feinmotorik und das neueste, noch in Arbeit befindliche Werk von Wolfgang Müller Subkultur West-Berlin 1979–1989.

 

Das Salzburg Syndrom

Podcast/Download: Das Artarium vom Sonntag, 28. August portraitiert Thomas Oberender, den scheidenden Schauspieldirektor der Salzburger Festspiele, im etwas anderen Kunnst-Kontext: Nach einer Interview-Tour de Force stellt sich der Theatermann auch noch dem Spontan-Überfall, aus einer alten Schachtel voller Spielfiguren ein Spontan-Dramolett mit dem Titel „Die Preisverleihung“ zu gestalten – und besteht unsere Piraten-Prüfung souverän. Wie schafft dieser Mensch bloß den Spagat zwischen Kreativität und Machtpolitik? Atmosphärische Annäherung an ein vielschichtiges Phänomen das “Salzburg Syndrom”

Thomas Oberender inszeniert spontanes Tisch-Theater

Mit verwegenem Mut greift der Bühnenautor und Theaterforscher aus der Vielfalt der vorhandenen Möglichkeiten einige prägnante Personen und Requisiten heraus und entwickelt dabei in druckreifer Rede die Dramaturgie für ein Kurzschauspiel mit tieferer Bedeutung. Wir haben es aufgenommen und präsentieren es als Abschiedsgruß an einen Ausnahmekünstler.

Doch wir wollen unsere Perlen ja auch nicht einfach verschenken! Die Frage, die uns als gegenkulturell orientierte Gewohnheits-Salzburger bewegte, dem Mann mit dem opulenten Budgetkoffer etwas eingehender auf den Kunst-Zahn zu fühlen, war die Titelgebende: Wie entgeht man der Versuchung, sich mit den jeweiligen Geiselnehmern der Salzburger Geld- und Gewinnspiele als deren gestalterischer Auftragnehmer dahin gehend gemein zu machen, dass man das eigene Ich mit dem der Institution als gemeinsames Image identifiziert, nur um dem immerhin 5-jährigen Aufenthalt in einem „wahnsinnigen Luxusrestaurant“ mit einem letzten Restselbst an Eigenpersönlichkeit hoffentlich doch noch zu entkommen? Oder etwas einfacher gesagt, wie bewegt man Realität, ohne zugleich zum Spielball ihrer Realitäter zu werden?

Thomas Oberender im Weinglas der Wirklichkeit

Also begegnen wir dem in seiner letzten Saison zu beachtlicher Höchstform des Spielens mit Wahrnehmung und Wirklichkeit(en) gelangten Schauspiel-Verführer ebenfalls auf drei verschiedenen Ebenen: In Produktionen des Young Directors Project, im persönlichen Gespräch und bei der Verleihung des Landes-Verdienstzeichens.

Und erst im Zusammenklang der Artarium-Collage mit den vielerlei äußeren wie inneren Impressionen kommt dieser eine, feine rote Faden zum Vorschein, der womöglich die Besonderheit dieses im besten Wortsinn emotionalen Intellektuellen ausmacht: Die Bedeutung der kleinen Gesten, die in ihrer durchgängigen Anwendung auch aus dieser Stadt – und für den einen oder anderen glückhaft fortwirkenden Moment – einen “etwas anderen Erlebensraum” zu zaubern vermögen. Und dies wäre auch für uns das Vermächtnis solch beeindruckender Begegnungen: Das Sein in dieser Stadt als eine Chance für sich selbst zu erfassen, mit der eigenen Lebensperspektive wieder bewusst,  jugendfrisch und auch kreativ umzugehen. Thomas Oberender, wir danken für derlei Anstiftungen!

Das Freie Medium und der rote Fächer der Landeshauptfrau – Frischluft bitte!

Der Worte sind denn allerdings auch schon wieder genug gewechselt bei 30° im Schatten – nun lasst uns wieder Taten säen. In unserem Fall heißt das Interviews bearbeiten, Musik auswählen, Toncollagen schneiden und den roten Fächer – pardon, Faden unserer ganz eigenen Hörwelten-Dramaturgie weiter spinnen. Freut euch jedenfalls schon mit uns auf allerlei Hintergründiges zu: Nervöse Welt, Das ehemalige Haus, A Game of You, Jean Ziegler, Identifikation der (oder mit den?) Aggressoren, Medienpolitik, soziale Verantwortung und individuelle Schuld sowie Off-Mainstream-Musik, die von Shazam schon wieder nicht erkannt werden wird, weil wir die Piraten sind!

Die Fotos zur Vorgeschichte und zur Produktion dieser Sendung haben wir in einem eigenen Facebook-Album veröffentlicht. Guten Appetit allerseits! Die Festspiele sind vorüber – wir haben noch lange nicht genug!

 

Inzwischen Unterwegs

Podcast/Download: Perlentaucher-Nachtfahrt vom Freitag, 12. August – im Zeichen beständigen Wandels oder – sind wir nicht alle andauernd irgendwie unterwegs? Von hier nach dort, von damals nach dann, von mir zu dir und wieder zurück? Also immer im Fluss immerwährender Veränderung, auf einer Reise zum eigentlich Eigenen – zwischen – und…

Wo ist überhaupt Anfang? Gibt es ein Ziel? Oder spielt das Leben sich sozusagen offbeat ab, von und zu und zu und? Ein Versuch, dem Kreislauf seelischer Wasser nach zu spüren von den Quellen unserer Euphorie durch die Untiefen unwägbarer Gefährdungen bis hinaus aufs unendliche Meer unserer Träume und

Die vollständige Ankündigung sowie weitere Artikel/Texte (Hintergrund) zur aktuellen Ausgabe – jetzt jeweils aus der Perspektive vom Chriss und von mir – findet ihr auf unserem neuen Nachtfahrt Perlentaucher Blog, ebenso die nach jeder Sendung erstellte Playlist- und Textdokumentation – und…

Wir freuen uns jedenfalls schon jetzt auf euch als unsere lieben Reisegefährt_innen!

Missfits – Frauenkabarett mit Orgel

Podcast/Download: Artarium Sommer-Improvisation vom Sonntag, 17. Juli – Das radikal-emanzipatorische Zwei-FrauInnen-Kabarett Missfits über onanierende Lehrerinnen sowie andere Frust-Rationen allzu weiblichen Schultoilettentums. Aus gegebener Anlässin dieser unsäglich krampfschwangeren Bundeshymnen-Vergenderungs-Debatte präsentieren Peter Wetzelsberger und Norbert K.Hund hohnlachend die Erfinderinnen des Feminispräch – „Durch diese Verballhornung von Wörtern wird der Versuch, eine geschlechtergerechte Sprache zu entwickeln, ironisch auf die Spitze getrieben.“ (Wikipedia)

Natürlich darf das ironische Selbstzitat der Musikmetapher per Johann Sebastian Bachs Toccata in D-Moll für Pfeifen-Orgel (sic) nicht fehlen, wenn Peter.W. wieder einmal ein Konzept zu spontanisieren versucht. „Man hört aber nix!“ ist schließlich die aufgelegte Antwort der Kollegin vor dem Klo, aus dem es grantig schallt: „Ich onaniere.“

Und weils so schön Sommer ist und wir eh alle unterwegs nach zwischenwo sind, gleich noch ein Zitat zum Thema, neulich im Rahmen einer gar lustigen Dialog-Orgie auf Facebook:

„liebe gender und genderinnen, höchst verachteter mainstream! wenn schon die sprache bis ins letzte hinterzipferl vermannweiblicht sprich verzweigeschlechtlicht werden soll, dann fordern wir doch hiermit auch diktator_innen, kinderschänder_innen, katholische priesterinnen (ha!) und im gegenzug hebamm_eriche, meerjung_männer und mütter_linge!^^ solang sich aber die kasperlgestalten im parlaments-elfenbeinturm mit sowas problemfernen befotzhobeln und behirntatschgerln, können sie immerhin nichts schlimmeres anrichten – außer vielleicht schöne schüttelreime scheißen: das fekterlein, das leckt er fein. bitte! danke! guten morgen und gute morginnen!!!“

Warnhinweisin der Herstellerinnen: Diese Sendungin enthält eine hohe Anteilin an Satirin! Bei unerwünschten Nebenwirkunginnen efrauzipieren sie sich bitte selbst und essen sie eine Schwarzwälder Kirschtortin!

Nervöse Welt – das ganze Album

Podcast/Download der Sendung: Nervöse Welt – das ganze Album feat. Teresa Reiter

„In einer Welt aus Papier will ich Flammenwerfer sein!“ Dieser programmatische Satz vom Promo-Sticker zum neuen Album von the who the what the yeah möge uns als Motto für unsere pfingstsonntägliche Artarium-Ausgabe dienen – drückt er doch „in a nutshell“ all das aus, weswegen Mann & Frau räudig, rebellisch und ja, revolutionär Rockmusik hören, machen und erleben! „Wenn dir etwas nicht gefällt, versuch es vielleicht zu verstehen ABER schreib auf jeden Fall einen Song darüber!“ Keine Ahnung? Am Sonntag, 12. Juni ab 17:06 sorgen wir für Aufklärung:

Ein Album mit einigem an Vorgeschichte: Nachdem das Erstlingswerk blackbox von Sandra Bernhofer auf thegap mit den Worten „Wütend, tanzbar, wortgewaltig!“ willkommen geheißen ward, folgte dortselbst nunmehr die von Teresa Reiter verfasste Ablehnung von Nervöse Welt, die im Urteil „Zehnmal derselbe Song“ kulminierte. Da mag man sich nun welcher Erlebniswelt oder Geschmacksrichtung auch immer zugehörig fühlen – diese (im besten etymologischen Wortsinn) Provokation sowie die nicht minder provokanten (teils durchaus geschmacklosen) Reaktionen darauf haben doch ganz ordentliche Wellen geschlagen – und zwar weit über den Kreis der üblichen Verdächtigen hinaus. Tsunami wirds (leider) trotzdem keiner!

Zwei Herren hauen auf die Mozartkugelkacke – und werden dafür ausgerutscht. Bei der Kritik dieser Kritik im Rahmen der Skaverda-Sendung am 8. Mai explodieren die Emotionen und gipfeln in eher geschmacksfernen Unterstellungen persönlicher Motivationsschieflagen seitens der Autorin, was zur sofortigen Absetzung der Sendungsübernahme der gesamten Artarium-Reihe bei Radio FRO in Linz führt, und zwar mit der Begründung eines angeblich in dieser Sendung stattfindenden „massiven Sexismus“. In weiterer Folge kommt es dann – in eigentlich fast schon Thomas Bernhard zur Ehre gereichender Manier – zu diversen Erregungen, Gegenerregungen und anderen, der Sache selbst gar nicht mehr angemessenen Holzfällereien. Was lernen wir da jetzt daraus?

Wir leben wirklich in einer nervösen Welt. Denn sowohl Titel wie Texte dieses Albums beziehen sich auf unseren Umgang mit den gesellschaftlichen Verhältnissen und Machtstrukturen, in denen wir tagtäglich zur Gleichförmigkeit animiert, gesachzwängt und hineinvergewaltigt werden – und nicht etwa auf irgendeine „Teenage Angst“ vor dem naturkatastrophalen Weltuntergang. Eine dieser Unterdrückungsmechanismen ist Sexismus, und zwar besonders perfide, weil schwer zu entlarven, in seiner uns allen von Anfang an gefickt eingeschädelten Form der Heteronormativität, gegen welche wir, das nämlich auch nicht ganz zufällig so heißende „etwas andere Kunnst-Biotop“, nicht bloß gehirnlich Stellung beziehen, sondern schon immer und in jeder Hinsicht gesamtbiographisch anleben. Der Rest ist Queer oder Punk oder einfach nur Sex jedenfalls aber Rock’n’Roll – however scheiß ich persönlich einen von mir aus auch Schokoladehaufen drauf, wem das vielleicht nicht gefällt!

Und ja, Teresa Reiter ist eine liebenswert engagierte und emotional sprachbegabte Kollegin, die nicht nur Verrisse sondern auch Lobeshymnen zu schreiben weiß, wie hier auf thegap zu Johnny von Petsch Moser (auch da gehen ja die Geschmacksmeinungen auseinander, lieber Niklas). Zudem ist sie im Management des Club Nolabel für junge und unbekannte Bands aktiv und überhaupt eine ziemliche Hänsin Volldampf in vielerlei Fachgassen, wie sich bei näherer Betrachtung ihres Autorenprofils unschwer hätte feststellen lassen. Und auch live kommt sie cool rüber, wovon ihr euch in dieser Sendung ebenfalls werdet überzeugen können. Wir entschuldigen uns hiermit für unsere diesbezüglichen früheren Fehlschlüsse und daraus resultierenden Missverständlichkeiten. Doch genug davon – einfach zuhören, mitleben, aufatmen!