New Blood – Das halbe Album

Podcast/Download: Das Artarium vom Sonntag, 16. Oktober präsentiert die erste Hälfte des neuen Peter Gabriel Albums New Blood in 41 hochdramatischen Minuten ganz ohne Zwischenrede, sowie zur Einstimmung einen Ausschnitt von seinem Interview über die Entwicklung dieses Projekts. Und auch wenn meine einführenden Worte als Satzbau in Progress gehört werden mögen – atmosphärisch vermitteln sie genau, weshalb Peter Gabriel nach wie vor eine wesentliche Inspiration für junge Kreative ist: Weil er selbst immer wieder neue Ausdrucksformen sucht und uns damit halt nicht langweilt, sondern zu eigenen Experimenten anregt.

Wir hören folgende Stücke im Orchester-Arrangement (also ganz ohne Rockband):

01 Rhythmof the Heat

02 Downside Up

03 San Jacinto

04 Intruder

05 Wallflower

06 In Your Eyes

07 Mercy Street

Das ist mit Abstand der „nackteste“ Peter Gabriel, den es bislang auf Konserve zu hören gibt, und das will etwas heißen bei jemandem, der schon einige seiner intimsten Abgründe und Isolations-Tank-Erfahrungen zu Songs verarbeitet sowie in seinen Livekonzerten das (singende!) Crowd-Surfen als Grenzauflösung zwischen sich und dem Publikum etabliert hat. Sein nunmehr zu erlebendes „Verpflanzen“ von durchaus psychodramatischen Rocksongs in ein klassisch orchestrales Ambiente funktioniert ganz ähnlich wie die bekannten Unplugged-Darbietungen zahlloser Rockmusiker – allerdings ist der Effekt hier, vor allem durch die ausgesuchten stilistischen Zitate des Arrangeurs John Metcalfe, ungleich heftiger, schillernder, vielschichtiger. Eine echte Weiterentwicklung, wieder einmal…

So haben auch wir, inspiriert von solch mutig verspielter Genre-Auflösung und Genre-Verknüpfung, beschlossen, daraus noch etwas Besonderes zu gestalten: Gemeinsam mit unseren lieben Kolleg_innen von der Soundtrack-Sendung spot.sound und dem versierten Composer Sascha Selke werden wir unter anderem dem filmmusikalischen Schaffen des Peter Gabriel in Form eines 2stündigen Double-Feature zu Leibe rücken. Diese Crossover-Cooperation krönen wir dann (am Sonntag vor Weihnachten!) mit den verbleibenden Orchester-Stücken vom New Blood Album. Sozusagen das zweite halbe Album zur Artarium Adventfeier. Denn wir sind – ja, richtig – ein geiles Institut!

Radiopreis der Erwachsenenbildung

Das Artarium am Sonntag, 9. Oktober um 17:06 Uhr sendet eine vorproduzierte Best Of Compilation aus Sendungen von September 2010 bis August 2011, die von der Radiofabrik als Sendereihe für den diesjährigen Radiopreis der Erwachsenenbildung nominiert wurde. Wir freuen uns sehr über diese Anerkennung und wollen euch diesen lustvoll gescheiten, abgründig witzigen und kreativ hintersinnigen Zusammenschnitt natürlich auch nicht vorenthalten. Daher gibts diesmal auch die Sendung für unsere treuen Blog-Leseratten und Facebook-Freunderl schon vorab als Stream/Download: Best Of Artarium 2011. Allerbesten Appetit!

Damit man sich in der Menüfolge von 22 Outtakes und 3 Musiktiteln gegebenenfalls orientieren kann, gibts natürlich auch ein Programmheft mit sämtlichen Beiträgen. Aus dem Begleittext: Norbert K.Hund verbindet als Sendungsgestalter die unterschiedlichsten Menschen und ihre Geschichten zu einem gemeinsamen Ganzen und verleiht diesem (als) Medium Stimme, Sprache und Gestalt. Die Darstellung und Erfahrbarmachung des Emotionalen, das atmosphärische Spüren zwischen den Zeilen (und hinter den Aussagen) sowie die weitestmögliche Anregung der Empathie sind der thematische Dreh- und Angelpunkt seiner Radioarbeit.“

Das Artarium wurde ursprünglich zu dem Zweck ins Leben gerufen, um den zahlreichen Kunst- und Kulturschaffenden, die in Salzburg jenseits von Bekanntheit, Markttauglichkeit oder öffentlicher Förderung tagtäglich höchst Wertvolles für das Wohlergehen der Gemeinschaft leisten, eine Möglichkeit zur Darstellung zu eröffnen. Mit dem speziellen Schwerpunkt auf die Entwicklung jugendlicher Ausdrucksformen entstand so „das etwas andere Kunnst-Biotop“ als ein Genres wie Generationen verknüpfendes multimediales Work in Progress, welches sich nunmehr seit über 4 Jahren wöchentlich ereignet. Uns ist wesentlich, dass jedwede schöpferische Selbstaussage jenseits von Mainstream und Mozartkugel der herrschenden Markt- und Hochkultur ebenbürtig ist, zumal was ihre entwicklungskreativen und psychosozialen Leistungen anbetrifft.“

„Immer fragend und neugierig unterwegs und auf der Suche nach spannenden Interaktionen – zwischen Facebook und Graffiti, Performance und Festspielen, Philosophie und Musik, Lyrik und Lautstärke, Politik und Verdrossenheit oder den Verhaltensweisen vermeintlicher Normen – Jugend und Kultur sind bei uns weder Schlagwort noch Werbetext. Unsere Message ist zugleich auch Lebenswerk und unsere Intention ist die Inklusion – denn wir alle haben sehr spezielle Bedürfnisse! Die ermutigende Freisetzung des kreativen Potentials aller Beteiligten ist dabei unser erklärtes Ziel.“ Soweit also unsere Selbstdarstellung.

Abschließend noch die Zusammenfassung aus dem Vorschlagsformular: „Artarium bietet lebhaften generationsübergreifenden Dialog – zu Kunst, Gesellschaft,Philosophie, Zeitgeschichte etc. – unter Beteiligung Jugendlicher auf Augenhöhe – und lotet gemeinsam mit erwachsenen Gesprächspartnern neue Sichtweisen, Sprachwelten und Darstellungsformen aus. Artarium ist innovativ.“ – Wenn ihr damit jetzt im Großen und Ganzen einverstanden seid, dann drückt uns ganz fest die Daumen, dass unser poetisches Engagement auch einmal fachlich kompetente Anerkennung erfährt. Und bitte, gebt uns weiterhin Feedback und kommentiert unsere Artikel und Sendungen, denn davon leben wir letztendlich auch – von den Abenteuern in euren Köpfen – und von dem, was ihr uns davon erzählt…

Die tödliche Doris – Das ganze erste Album (30 Jahre Geniale Dilletanten)

Podcast/Download: Das Artarium vom 11. September 2011.

Wieder einmal nach langer Zeit eine Solo-Sendung mit Peter.W., ganz ohne Norbert K. Hund der dieser Tage 50 geworden ist (Wir gratulieren herzlich!) und Christopher Schmall der nicht müde wurde diesen Umstand mit seinem Kompanion feierlich zu begießen. Wem die beiden nun erholungsbedürftigen Edelgruschler fehlen, dem und derjenigen sei nochmal mit Nachdruck die preisverdächtige Episode Das Salzburg Syndrom ans Herz gelegt, ebenso der neue Nachtfahrt-Perlentaucher-Blog

Am 4. September 1981 fand im Berliner Tempodrom die legendäre große Untergangsshow Festival Genialer Dilletanten statt. Unter den Musikern und Künstlergruppen die dieser Tage die Bühne rockten, waren u.a. später bekannter gewordene Vertreter wie die Einstürzenden Neubauten, FM Einheit, Christiane F. (Wir Kinder vom Bahnhof Zoo) mit ihrer Band Sentimentale Jugend, Westbam damals noch als Mitglied von Kriegsschauplatz Tempodrom und viele mehr. Außerdem noch Max Müller, der später die Gruppe Mutter gründen sollte und sein Bruder Wolfgang Müller, der eine wichtige Rolle in der Entstehung der Genialen Dilletanten spielte.

Mehr zum Festival und die Genialen Dilletanten: Wikipedia.

Wolfgang Müller heute Autor, Musiker und Kopf der Walther von Goethe Foundation in Reykjavíc war zwischen 1980 – 87 Gründungsmitglied der experimentellen Gruppe Die tödliche Doris (aka. Deadly Doris), die international – auch in den Bereichen Kunst, Fotografie, Filmkunst, Video, Performance und Literatur – aktiv war. Weitere Mitglieder waren zu Beginn Nikolaus UtermöhlenChris Dreier, Dagmar Dimitroff, Käthe Kruse und der bereits erwähnte Bruder Max, bevor sich die endgültige Besetzung um Müller, Utermöhlen, Kruse und Tabea Blumenschein manifestierte. Eine ihrer bekanntesten Nummern war Tanz im Quadrat das 2001 von Stereo Total unter dem Titel Wir tanzen im Viereck gecovert wurde.

Mehr zu Wolfgang Müller und Die Tödlichen Doris: Wikipedia & Youtube.

Im Rahmen des 30-jährigen Jubiläums der Genialen Dilletanten präsentiert das Artarium in seiner Reihe Das ganze Album die erste Langspielplatte von Doris aus dem Jahr 1982, produziert u.a. von Blixa Bargeld. Mit freundlicher Unterstützung von Wolfgang Müller höchstselbst, der uns – und auch euch – den freien digitalen Zugang zu ihrem akustischen Werk gewährt hat, siehe: http://www.die-toedliche-doris.de/mp3/TD001.mp3 bis TD061.mp3 – oder auch etwas detailierter zusammengefasst bei Rattenjule.

Sehr ans Herz legen wollen wir euch auch die Bücher Geniale Dilletanten,  das Feinmotorik Kompendium vom Institut für Feinmotorik und das neueste, noch in Arbeit befindliche Werk von Wolfgang Müller Subkultur West-Berlin 1979–1989.

 

Female. Feel male.

Podcast/Download: Die Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 9. September folgt der Fährte interessanter Frauenstimmen in die gar nicht so leicht erfassbare Zone zwischen Pose und Profil ihrer sexuellen Selbstdarstellung. Als Gegenpol auch ein paar männliche Interpreten, die uns atmosphärisch etwas in Richtung gelungener Integration – oder besser Inklusion ihrer andersgeschlechtlichen Persönlichkeitsanteile – zu vermitteln vermögen. Selbstbewusste Identitäten jenseits von Anpassung und Abspaltung also…

Emanzipation, Gender Mainstreaming, Role Models, Identitätskrisen und die leidige sexuelle Orientierung, allüberall umfuchteln uns eigentlich schon ziemlich heftige Karikaturen von Verhaltensweisen, die sich dabei aber leider auch viel zu ernst nehmen. Wo sind eigentlich die entspannten Identität_innen geblieben?

Also machen wir uns auf die Suche nach jenen gelungenen Musikdarbietungen, in welchen etwas vom friedlichen Miteinander des Männlichen und Weiblichen zu spüren ist. Oder in welchen eine konstruktive Auseinandersetzung mit dem Anderen wie auch dem Eigenen in sich selbst ausgetragen wird – und somit auch mit der umgebenden Gesellschaft und ihren merkwürdigen Konventionen. Denn wie bemerkte schon der kleine Prinz gar vortrefflich: „Les grandes personnes sont décidément très, très bizarres.“

Damit die Untersuchung auch der eigenen Abgründe nicht vollständig im Spontanchaos beliebig wechselnder Perspektiven versinkt, haben wir den 3 Stunden Programm eine gewisse Struktur verpasst: Wir bewegen uns also von Ideal und Pose über Irritation und Protest zu Inklusion und Perspektive. Mehr wird nicht verraten!

Unsere persönlichen Gedanken zur Annäherung an dieses Thema könnt ihr gern wieder im Nachtfahrt-Perlentaucher-Blog lesen – und zwar wie gehabt aus der Sicht vom Chriss und aus der Sicht vom Norbert – ein Salzburger Synoptikum sozusagen.

Das Salzburg Syndrom

Podcast/Download: Das Artarium vom Sonntag, 28. August portraitiert Thomas Oberender, den scheidenden Schauspieldirektor der Salzburger Festspiele, im etwas anderen Kunnst-Kontext: Nach einer Interview-Tour de Force stellt sich der Theatermann auch noch dem Spontan-Überfall, aus einer alten Schachtel voller Spielfiguren ein Spontan-Dramolett mit dem Titel „Die Preisverleihung“ zu gestalten – und besteht unsere Piraten-Prüfung souverän. Wie schafft dieser Mensch bloß den Spagat zwischen Kreativität und Machtpolitik? Atmosphärische Annäherung an ein vielschichtiges Phänomen das “Salzburg Syndrom”

Thomas Oberender inszeniert spontanes Tisch-Theater

Mit verwegenem Mut greift der Bühnenautor und Theaterforscher aus der Vielfalt der vorhandenen Möglichkeiten einige prägnante Personen und Requisiten heraus und entwickelt dabei in druckreifer Rede die Dramaturgie für ein Kurzschauspiel mit tieferer Bedeutung. Wir haben es aufgenommen und präsentieren es als Abschiedsgruß an einen Ausnahmekünstler.

Doch wir wollen unsere Perlen ja auch nicht einfach verschenken! Die Frage, die uns als gegenkulturell orientierte Gewohnheits-Salzburger bewegte, dem Mann mit dem opulenten Budgetkoffer etwas eingehender auf den Kunst-Zahn zu fühlen, war die Titelgebende: Wie entgeht man der Versuchung, sich mit den jeweiligen Geiselnehmern der Salzburger Geld- und Gewinnspiele als deren gestalterischer Auftragnehmer dahin gehend gemein zu machen, dass man das eigene Ich mit dem der Institution als gemeinsames Image identifiziert, nur um dem immerhin 5-jährigen Aufenthalt in einem „wahnsinnigen Luxusrestaurant“ mit einem letzten Restselbst an Eigenpersönlichkeit hoffentlich doch noch zu entkommen? Oder etwas einfacher gesagt, wie bewegt man Realität, ohne zugleich zum Spielball ihrer Realitäter zu werden?

Thomas Oberender im Weinglas der Wirklichkeit

Also begegnen wir dem in seiner letzten Saison zu beachtlicher Höchstform des Spielens mit Wahrnehmung und Wirklichkeit(en) gelangten Schauspiel-Verführer ebenfalls auf drei verschiedenen Ebenen: In Produktionen des Young Directors Project, im persönlichen Gespräch und bei der Verleihung des Landes-Verdienstzeichens.

Und erst im Zusammenklang der Artarium-Collage mit den vielerlei äußeren wie inneren Impressionen kommt dieser eine, feine rote Faden zum Vorschein, der womöglich die Besonderheit dieses im besten Wortsinn emotionalen Intellektuellen ausmacht: Die Bedeutung der kleinen Gesten, die in ihrer durchgängigen Anwendung auch aus dieser Stadt – und für den einen oder anderen glückhaft fortwirkenden Moment – einen “etwas anderen Erlebensraum” zu zaubern vermögen. Und dies wäre auch für uns das Vermächtnis solch beeindruckender Begegnungen: Das Sein in dieser Stadt als eine Chance für sich selbst zu erfassen, mit der eigenen Lebensperspektive wieder bewusst,  jugendfrisch und auch kreativ umzugehen. Thomas Oberender, wir danken für derlei Anstiftungen!

Das Freie Medium und der rote Fächer der Landeshauptfrau – Frischluft bitte!

Der Worte sind denn allerdings auch schon wieder genug gewechselt bei 30° im Schatten – nun lasst uns wieder Taten säen. In unserem Fall heißt das Interviews bearbeiten, Musik auswählen, Toncollagen schneiden und den roten Fächer – pardon, Faden unserer ganz eigenen Hörwelten-Dramaturgie weiter spinnen. Freut euch jedenfalls schon mit uns auf allerlei Hintergründiges zu: Nervöse Welt, Das ehemalige Haus, A Game of You, Jean Ziegler, Identifikation der (oder mit den?) Aggressoren, Medienpolitik, soziale Verantwortung und individuelle Schuld sowie Off-Mainstream-Musik, die von Shazam schon wieder nicht erkannt werden wird, weil wir die Piraten sind!

Die Fotos zur Vorgeschichte und zur Produktion dieser Sendung haben wir in einem eigenen Facebook-Album veröffentlicht. Guten Appetit allerseits! Die Festspiele sind vorüber – wir haben noch lange nicht genug!

 

Ein fester Festspielflash…

> Sendung: Das Artarium vom Sonntag, 28. August präsentiert unter anderem Impressionen zu Thomas Oberender, den Festspielen, A Game Of You, Salzburg, kapitalistischen Konsumwichteln, der Verleihung und dem Fächer der Gabi…

Am Abend des 21. August fing die Reise in die gestylte und hochintellektuelle Welt der Reichen und Schönen an, die alle nach Salzburg pilgern um wenigstens für ein paar Stunden zu glänzen, bevor sie dann wieder in den Alltag zurück gespuckt werden. Natürlich sind nicht alle versnobbt und tragen ihre Nasen eigentlich schon als Hut, vor lauter Hochnäsigeit; aber je näher man dem Festspielhaus kommt, desto feiner angezogen, reicher, eingebildeter, schöner und stolzer werden die Leute

An jenem Abend machten wir, Norbert K. Hund, Babu – unser Gast in der Sendung: „Graffiti on Tour“ – und meine Wenigkeit uns auf in die „Young Directors Project“ – Aufführung: „A Game Of You“. Ein Selbstfindungtrip verpackt mit Herzklopfen und dem unbekannten Raum. Um und in sich… Wir waren alle drei hellauf begeistert und ziemlich verpeilt als wir die Aula der theologischen Fakultät verließen. So viel über sich selbst zu erfahren, kann einen ganz schön versetzen.

Und am Ende bleibt nur noch die Frage: Wer bin ich für mich selbst und für andere? Wie sehen mich die Leute und wie sehe ich mich?“

Christopher Schmall & Norbert K.Hund nach dem Interview-Marathon

Das Gespräch

Am nächsten Tag fanden wir uns auf der Presseterasse wieder – und lernten den scheidenden Schauspieldirektor Thomas Oberender kennen. Ein genialer Spagatkünstler, der es nicht nur versteht zwischen kreativem Prozess und geldpolitischem Dramafest den Bogen zu spannen, sondern sich auch als exzessiver Leser, Radiofabrik-Liebhaber, Familienvater und Arbeitstier entpuppte. Ein Mensch, der Revolutionäres in Salzburg geleistet hat und nun nach Berlin als Intendant der dortigen Festspiele geht… Aber wie wird es mit den Festspielen in Salzburg, dieser barocken Kult(ur)stadt weiter gehen? Wird man dort weiter machen wo Thomas Oberender anfing? Oder wird man zurück zum konventionellen und nicht-experimentellen Theater-Schaukasten gehen? Wir werden abwarten müssen…

Die Verleihung und ein roter Fächer 

Feiner gekleidet und mit der Beute des Interviews in der Tasche folgten wir der Einladung zur „Verleihung des großen Verdienstzeichens des Landes Salzburg“ an Thomas Oberender durch Landeshauptfrau Gabi Burgstaller! 😀 Leicht ungewöhnlich für uns Post-Punks des rebellischen Lebens, nicht? Naja, sei es wie es sei… Wir waren auf jeden Fall dabei und waren erstaunt über die Worte von Gabi B. und von der offenen Nettheit der selben, die uns ihren Fächer lieh, der von einem absolut grenzgenialen roten Farbton war. Lobende Worte, strahlende Gesichter, Champagner, die Andeutung von Brötchen und ein glücklicher Oberender, der natürlich, denn wie sollte es anders sein, nach der Ehrung in ein Theaterstück ging.

Zusammenfassend kann ich nur noch sagen, dass mich dieser Mensch, der Salzburg erfolgreich überlebt hat und immer noch voller Kraft an seine Projekte herantritt, schwer beeindruckt hat – und das nachhaltig!

PS. Die Fotos zur Vorgeschichte und zur Produktion dieser Sendung haben wir in einem eigenen Facebook-Album veröffentlicht. Guten Appetit allerseits! Die Festspiele sind vorüber – wir haben noch lange nicht genug! Und die Aufzeichnung der Sendung könnt ihr jederzeit hier anhören/downloaden.

 

Graffiti On Tour

Podcast/Download: Das Artarium vom Sonntag, 21. August versprüht seinen Charme wieder mal im Untergrund und trotzt dem Sommerloch mit Farbe und – Frechheit siegt! Während die meisten Salzburger Mullerbuam und Nitrodirndln unterwegs zwischen Kroatien und New York die Wände dieser Welt verumschönern, bewirten wir Marc Zechner aka Babu 104 aus Wien im Studio und führen ein Sommergespräch der etwas dichteren Art – nennen wir es das „Young Writers Project“ – in mehrfacher Hinsicht:

Zwischen Selbstorganisation im Kampf um künstlerische Freiräume (Stichwort Legale Wände), oft in sisyphoshaftem Ringen um Anerkennung der Ausdrucksform (Stichwort Imagepflege im Schüler-Standard) und der eiskalten Ignoranz demoskopisch selbstverliebter Machterhalter und Mehrheitsmedien, beinhart gesagt zwischen Kunst und Kriminalität, spiegelt sich das Drama einer ganzen Generation von gesellschaftlich interessierten und gestalterisch ambitionierten Jugendlichen, deren in politischen Sonntagsreden bis zum Erbrechen beschworenes Potential nach wie vor dem fragwürdigen Konsens von Kleingeist und Konsumismus geopfert wird.

Dennoch tut sich so einiges zwischen Wien und Salzburg, angefangen von wechselseitigen Besuchen zwecks konzeptiver Kollaborationen über gemeinschaftliche Ausritte zu den diversen Jams, die sich seit Jahren dankenswerterweise zunehmend etabliert haben bis hin zu den immer wieder neu erfundenen Cross-Media-Aktionen, Guerilla-Recyclungen und Kunnst-Collagen jenseits von Mainstream und Marktwirtschaft. Also plaudern wir mal gemütlich über Skero, den Levin Jam 2011 oder die Tage der jungen Kultur. Oder philosophieren wir über Koproduktion versus Konkurrenz. Oder hören wir Musik und…

Denn zu schreiben kann ebenso viel bedeuten wie bewirken, nach innen wie nach außen. Speziell in Salzburg, dessen Festspiele sich immer weiter in die Stadt fressen. Zwischen Zuversicht und Zweifel. Unter „etwas anderen“ Umständen. Und im Untergrund. Immer wieder. Bitte. Danke. Guten Morgen. Wir sind ein geiles Institut!

Die Fotos verdanken wir dem In Confusion Concept von WES3 (Leo Tischendorf). Es entstand als spontanes Happening in der nunmehr seit gut einem Jahr “legalisierten” Unterführung Alpenstraße/Michael Pacher Straße, die am Freitag, 9. September in Gestalt eines Jams (Tage der jungen Kultur) wieder gänzlich neu gestaltet werden soll.

 

Watch – Das ganze Album

Podcast/Download: Das Artarium vom Sonntag, 14. August präsentiert “Watch” von Manfred Mann’s Earth Band im Rahmen seiner Ö3 Musicbox Würdigung als “Das ganze Album” – eine ziemlich zeitlose Perle der späten 70er Jahre aus dem schillernden Subgenre “Eclectic Prog”.

Zudem begrüßen wir unsere neue Radiopraktikantin Marie Louise und brüten gemeinsam ein paar neue Sendungsthemen und Projekte aus.

 

Manfred Mann - Watch (Album Cover)Das 1978 erschienene Album markiert einen Höhepunkt im Schaffen von Multitalent Manfred Mann, verdichtet Einflüsse aus Jazz, Rock und Live-Sessionmusik mit synthetischem Experiment und psychedelischer Stimmung zur grenzgenialen Gratwanderung zwischen Avantgarde und Eingängigkeit, verdichtet all seine Quellen zu airplay- tauglichem Pop mit wegweisend vielschichtigem Art-Rock Anspruch.

 

Somit sei dieser musikalische Meilenstein auch als ein Statement unserer Philosophie verstanden, Genres und Generationen jenseits von Mainstream und Mozartkugel zusammen wirken zu lassen und dieses Kunnst-Biotop der Möglichkeitsformen weiterhin zwischen den Ansprüchen kapitalschwangerer Kulturvermittlung und pädagogisierender Pseudo-Integration als einen kreativen Freiraum zu erhalten, der für die Entwicklung innovativer Ideenwelten ebenso lebensnotwendig ist wie etwa Essen, Trinken und eine ansprechende Abendunterhaltung. In diesem Sinne…

 

PS. Anmerkung zur Sendungsaufzeichnung: Leider weicht die Reihenfolge der gespielten Titel in einem Punkt von der Tracklist des Albums ab. So wurde Track 01 “Circles” wegen fehlerhafter ID3-Tags an letzter Stelle (nach “Mighty Quinn”) gespielt. Tja, tschuldigung – die Tücken der Technik!

 

Inzwischen Unterwegs

Podcast/Download: Perlentaucher-Nachtfahrt vom Freitag, 12. August – im Zeichen beständigen Wandels oder – sind wir nicht alle andauernd irgendwie unterwegs? Von hier nach dort, von damals nach dann, von mir zu dir und wieder zurück? Also immer im Fluss immerwährender Veränderung, auf einer Reise zum eigentlich Eigenen – zwischen – und…

Wo ist überhaupt Anfang? Gibt es ein Ziel? Oder spielt das Leben sich sozusagen offbeat ab, von und zu und zu und? Ein Versuch, dem Kreislauf seelischer Wasser nach zu spüren von den Quellen unserer Euphorie durch die Untiefen unwägbarer Gefährdungen bis hinaus aufs unendliche Meer unserer Träume und

Die vollständige Ankündigung sowie weitere Artikel/Texte (Hintergrund) zur aktuellen Ausgabe – jetzt jeweils aus der Perspektive vom Chriss und von mir – findet ihr auf unserem neuen Nachtfahrt Perlentaucher Blog, ebenso die nach jeder Sendung erstellte Playlist- und Textdokumentation – und…

Wir freuen uns jedenfalls schon jetzt auf euch als unsere lieben Reisegefährt_innen!

KT Tunstall – from D.I.Y. to EMI…

Download/Podcast: Das Artarium vom Sonntag, 31. Juli präsentiert die doch etwas andere Indie-Folk-Performerin KT Tunstall, deren Song „Push That Knot Away“ für uns zur persönlichen Empowerment-Hymne geworden ist. Zwischen ihrem eigenwilligen Songwriting unter intuitivster Ausreizung sämtlicher Segnungen der AKAI-Headrush Loopstation und einer andererseits heftigen Major-Label-Verwertung ihrer Kreativismen am Beispiel von „Suddenly I See“ (The Devil Wears PradaGrey’s AnatomyNestea-Werbung etc.) tun sich allerdings Welten auf. Kann der Spagat auf Dauer gelingen?

Oder besser gesagt – vermögen wir die hinter glamourösem Artwork und tief im PR-Schlamm globaler Vermarktung versteckten Perlen ihrer grundsätzlich emanzipatorischen Aussagen noch zu entdecken und für unser Schaffen nutzbar zu machen? Immerhin bezieht sich KT in ihrer Arbeit auf eine der ganz innovativen und progressiven Rock-Ikonen der Punk-Prähistorie und Spoken-Word-Avantgarde…

Uns jedenfalls überzeugt ihre Patti Smith Coverversion von „Because The Night“ mit Rhythms Del Mundo – und der stellen wir auch gern zum Vergleich der sprachrhythmischer Ausdruckstechnik die „Summer Cannibals“ von Punkgroßmutter persönlich gegenüber. Allerdings bedarf es beim Herausschälen von KT Tunstalls textlichen Botschaften aus diversen kontextlichen Konnotationen doch einer gewissen Anstrengung, der wir uns aber bereitwillig unterziehen, weil wir sie für dementsprechend wertvoll erachten. Sprachen wir nicht erst unlängst einmal von der Provokation auf Samtpfoten?

Nichtsdestotrotz wollen wir bei dieser Tauchfahrt auch den kritischen Kontrast nicht zu kurz kommen lassen. Für den Kontrapunkt bietet sich hier die ebenfalls auf Patti Smith gründende, jedoch stilistisch um einiges abgründigere Kooperation der Lyrikerin und Malerin Joolz Denby (Hex, 1987) mit New Model Army an. Wieder ein weites Land…