Ich bin – Tagtraum

Podcast/Download: Das Artarium vom Ostersonntag, 8. April präsentiert eine weitere wichtige Band, die es leider nicht mehr gibt: Tagtraum aus Schweinfurt. Wichtig vor allem wegen der für eine deutsche Punkband bemerkenswert lyrischen und philosophischen Texte von Matthias Nürnberger alias Senore Matze Rossi. Der ist mittlerweile zum Glück sowohl solo als auch mit seiner neuen Band Gaston wieder unterwegs und auf der Suche – wie einst sein Namenspatron Herr Rossi. Wir spielen also in memoriam Tagtraum das ganze (ganz ausgezeichnete) Mini-Album „Ich bin“ sowie noch das eine oder andere Stück…

Osterwetter TagtraumAnsonsten lieben wir uns, einander und natürlich euch, weshalb wir auch gern dieses Foto von uns zur Verfügung stellen, damit ihr euch das schöne Osterwetter immerhin dazu denken könnt! Wir schließen die Augen, drehen die Heizung und das Radio auf – und schon reisen wir um die Welt. Und jetzt das Tagtraum-Lied dazu!

Unsere nächsten Sendungen: die Perlentaucher-Nachtfahrt am Freitag, 13. April (ab 22:00 Uhr) „Die faulen Eier der Religwution“ mit Lesung aus dem Handbuch des Schwindels von Ewald Gerhard Seeliger – und dann das Artarium am Sonntag, 15. April mit Teresa Reiter, der Ernestine Hemingway des österreichischen Jungjournalismus, die uns Musik von ihren Expeditionen in die Krisengebiete der Subkultur auflegen wird. Es wird dabei bestimmt nur ganz am Rand von Orgeln die Rede sein 😀 Wir sind ein geiles Institut! Mindestens.

 

Die Durchschnittsfalle

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 25. MärzMarkus Hengstschlägers Thesen zu einer Bildungspolitik der Durchschnittlichkeit und Talentvergeudung aus der Sicht des Biologen und Genetikers. Wir stellen hier einmal seine jüngst erschienene Streitschrift „Die Durchschnittsfalle“ vor und diskutieren einige Passagen daraus mit dem Salzburger Pädagogen und ÖH-Studienberater Mag. Peter Engel. Und ja – im Sinne unseres Mottos „Anstöße zum eigenen Denken“ – empfehlen wir diese Lektüre ohne Vorbehalt:

„Wer also ist dumm genug, sich an einem in der Verzweiflung des Gefechtes erfundenen und dann auch noch als ideal postulierten Durchschnitt zu orientieren?

Ein Schulsystem, das die Schüler anhält, doch dort am meisten zu lernen, wo sie die schlechtesten Noten haben, um sich auf Kosten jener Zeit, die sie mit ihren Stärken hätten verbringen können, doch rasch wieder im Durchschnitt einzureihen? Ein Schulsystem, das glaubt, das Entscheidende sei, dass am Ende alle das Gleiche können?

Universitäten, die ihre Studenten danach aussuchen wollen, wie gut ihr Notendurchschnitt in der Schule war? Universitäten, die gerade zu Schulen werden mit dem Ziel, möglichst viele Studenten möglichst schnell, möglichst günstig, möglichst ohne Verluste (möglichst niedrige Drop-out-Quote), möglichst durchschnittlich auszubilden? Eine Bildungspolitik, die alles daran setzt, bildungs­ferne Schichten zur Bildung zu bringen, um den Durchschnitt zu heben? Eine Einwanderungspolitik, die heute schon weiß, welche Fachkräfte, welches Know-how wir morgen in unserem Land brauchen werden?“

Ein ebenso verständlich wie unterhaltsam geschriebenes Buch, in dem endlich einmal ein Naturwissenschafter den Beweis führt, dass höchst mögliche Individualität der gesundeste Zustand der Gesellschaft ist! Ob diese Erkenntnis allerdings im Stadium eines Appells stecken bleibt, liegt sehr an der Wirklichkeitsfähigkeit der politisch Verantwortlichen und an ihrer Bereitschaft zu einem raschen Systemwandel – sowie natürlich an unser aller Mut zum Anderssein. In diesem Sinne, bonne chance!

TOO BIG TO FAIL (Es gibt Freikarten)

Download/Podcast: Artarium vom Sonntag, 18. März – die etwas andere Konzert-Empfehlung: Am Samstag, 24. März sind nicht nur die Aeronauten in Salzburg zu hören – im b.lack um 21:00 Uhr – sondern ebenfalls die Reste von Gestern – im Denkmal um 21:30 Uhr und zwar gemeinsam mit Die Bucht. Nachdem ich mich eh nie gern entscheide, dürft ihr das diesmal für mich tun. Und weil ich am nämlichen Samstag wohl schon knieoperiert sein werde, könnt ihr auch gern in meiner Vertretung hin gehen. Vielleicht sogar gratis! Aber schön der Reihe nach…

TOO BIG TO FAIL – Das Doppelalbum der Aeronauten in deren ureigensten Worten: CD 1 (mit Gesang) „Die Texte sind voll mit abgründigem Humor, großen Bildern, versteckten Zitaten, überraschenden Wendungen und pathetischen Versprechungen. 12 Stücke die man als Songs oder auch als Kurzgeschichten hören kann.“ – CD 2 (Instrumental) „Eine cineastische Reise zu unflätigen Kleinstadtkriminellen, grantigen Inselbewohnern, ins Land der toten Esel, durchs warme Weltall in die schweizerische Provinz und zu den Glücklichen, die alle Probleme für ihre Lösung gefunden haben.“

Weitere Stationen in Österreich erstmal nur am Freitag, 23. März in Linz, Stadtwerkstatt um 20:30 Uhr sowie am Sonntag, 25. März in Wien, Chelsea ebenfalls um 20:30 Uhr.

Ein drittes Zitat ist uns dann auch noch untergekommen, und zwar auf einer speziellen FM4 Soudpark Seite (Die Bucht): „Wir sehen in den Fluss und denken ans Meer!“ sang einmal Guz von den Aeronauten. Und ja, in Salzburg ist das nicht anders! Der Fluss heißt Salzach und an warmen Tagen sitzen die Leute an seinem Ufer und manche von ihnen machen Musik. Wir sitzen nicht so oft am Ufer, aber wir kennen das Phänomen! WIR treiben uns lieber in der Bucht herum und fabrizieren Musik, wie sie für Salzburger Verhältnisse nicht untypischer sein kann.

Hier schließen sich also die Kreise! Wir unterhalten uns mit  Studiogast Peter.W. über das Untypische an sich und hören dabei etwas Musik von den drei zeitgleich auftretenden Bands. Ihnen allen sind ja offenbar deutschsprachige Texte mit literarischem Niveau gemeinsam. Das interessiert uns jetzt persönlich, besonders im Hinblick auf die Malmsheimer’sche These, dass jeder Text dem Vortragenden aus sich selbst heraus nahe legt, wie er interpretiert werden möchte. Inwieweit braucht es also für die musikalische Darbietung von Literatur überhaupt die Songstruktur, die Melodie, die „Gesangsline“? Oder könnte man das weite Land zwischen Performancekunst und Spoken-Word nicht noch vielfältiger ausgestalten, ohne in die Gewohnheitsform von Lied oder Lesung zu verfallen? Womöglich kann uns ja PeterLicht hier mit einer Fragestellung antworten: „Sag mir, wo ich beginnen soll“ – Also wie immer – ein offenes Ende…

Und – TÄTARÄTÄÄÄ – ihr könnt unsere Gästekarten für die Aeronauten (Samstag, 24. März, 21:00 Uhr im b.lack) bekommen (weil ich ja nicht gehen kann und der Peter selbst mit der Bucht im Denkmal auftritt). Natürlich gibt es dann ebenso für Die Bucht und Reste von Gestern (Samstag, 24. März, 21:30 im Denkmal) 2 Freikarten von uns! Entweder ihr ruft also spontan während der Sendung im Studio an oder ihr schickt uns eine E-mail an die Artarium-Kontaktadresse. Viel Vergnügen!

200 Sendungen und ein Videoprojekt

Download/Podcast: Artarium vom Sonntag, 11. März – Jenseits von Mainstream und Mozartkugel, zwischen Genres und Generationen – das etwas andere Kunnst-Biotop wird 200 – und wir haben noch lange nicht genug! Tatsächlich, mit der heutigen Nachtfahrt-Perlentaucher Ausgabe Nr. XVIII sind es also insgesamt zweihundert Radiosendungen, die ich in nunmehr gut vier Jahren selbst produziert oder gemeinsam mit meinen Gästen und Gästinnen gestaltet habe. Im Anfang jedoch war der Peter – und der Peter war ganz und gar bei sich und .W. – das war auch sehr gut so, denn sonst hätte er das Artarium nicht erfunden und mich nicht zum Radio gebracht…

Vor genau 5 Jahren hatte er die geniale Idee, einen kreativen Freiraum für die Salzburger Underground-Kultur und für randständige Kunstschaffende zu eröffnen – in Gestalt einer regelmäßig stattfindenden Sendung aus der Radiofabrik. Und eben dahin lud er mich Ende 2007 als Dichterkollegen zu einem höchst kurzweiligen Künstlergespräch. Im folgenden Jahr entwickelten sich daraus ein paar weitere gemeinsam bestrittene Themensendungen sowie in stetig wachsender Produktionslaune das Generationen-übergreifende Konzept des „etwas anderen Kunnst-Biotops“ zum Zweck der allgemeinen Kreativitäts-Anstiftung sowie selbstverständlich auch zur Rettung der Welt – zumindest soweit die sich in erreichbarer Nähe, also „im Schatten der Mozartkugel“ antreffen lässt. Der Rest ist inzwischen Radiogeschichte – und auch schon des Öfteren beschrieben und erzählt worden. Ihr könnt es gern nachlesen, im „About Artarium“, in meiner Kunnst-Biographie oder auf Peters Wikipedia-Benutzerseite. Schnitt zur Gegenwart:

Seit Anfang 2011 gestalte ich nun sowohl das Artarium als auch die Perlentaucher-Nachtfahrten gemeinsam mit meinem lieben Freund und kongenialen Kollegen Christopher Schmall. Das Konzept der Sendungen hat sich dadurch deutlich in Richtung Wortmacht und Sprachkunst verschoben. Auch unsere Arbeitsweise ist mit der Zeit wesentlich emotionaler und intensiver geworden, die Atmosphäre im Studio entsteht noch viel mehr als früher „aus einem Bauchgefühl“ – und unbewusste Intuition bestimmt zunehmend die Richtung des gesamten Work in Progress. Mir war es daher schon seit Längerem ein Bedürfnis, diese Entwicklung einmal von außen reflektiert zu bekommen und in Form einer einfühlsamen Darstellung bewusster wahrnehmen zu können. Denn sonst könnte ich die vielschichtigen Vorgänge unserer Radiokunst (kunnst?) zwar live erleben und mich daran erfreuen, sie jedoch niemals beschreibend verstehen. Und da würde mir dann schon etwas Essenzielles abgehen, wenn ich es nicht in Worte fassen und – erzählen könnte…

So entstand bereits vor längerer Zeit die Idee, uns beim Radiomachen in einer Livesendung einmal filmen zu lassen, mitsamt einer Fragestellung wie: „Was macht ihr da?“ oder „Was geschieht da mit euch, was spielt sich da zwischen euch ab?“ Dazu musste sich allerdings erstmal ein wirklich geeigneter, also intuitiv arbeitender und auf Zwischentöne des Zwischenmenschlichen achtender Medienmensch mit Kamerakompetenz einfinden, der sich noch dazu für unsere Hörtheater- und Themenwelten begeistern konnte. So jemanden können Menschen wie wir nicht per Kopfdruck (sic) suchen – so jemandem müssen wir anfinden indem er sich bei uns einfindet. Und siehe da – genau so geschah es! Wir kamen mit dem für dieses spezielle Feedbackprojekt denkbar geeignetsten Filmemacher und Medienkünstler zusammen – nämlich mit Markus Huber aka mareone – Fachrichtungen Graffiti, Film & Fotografie, Multimedia Arts & Animations – und hier ist das Ergebnis:

„Die Nachtfahrt – Eine Sendung der Artarium Redaktion“

Das Video auf Youtube (Radiofabrik Channel)

Markus Huber / mareone (mehr von ihm auf Vimeo)

Nachtfahrt-Perlentaucher

Aktuelle Nachtfahrt Sendung: „Experlimental“ feat. Ernst Jandl (am Freitag, 9. März 2012)

Ach ja –  im Artarium unterhalten wir uns auch über diese gelungene Zusammenarbeit sowie über weitere mögliche Projekte, spielen ein bisschen Feedback mit Musik und feiern, dass wir gut zu hören sind. Und ein geiles Institut. Hihi 😀

 

Klaus Kinski Reloaded

Expressiv, exzentrisch, extrem – Artarium vom Sonntag, 26. Februar – Wir basteln das etwas andere Kinski Portrait – aus biografischen Details, Interviews, Lesungen und Satire. Persönliche Faszination und eine Reihe offener Fragen. Klaus Kinski offenbart, indem er sich verschleiert – und macht so seine Person zum öffentlichen Geheimnis. Der ebenso geniale wie grenzwertige Autodidakt beeindruckt durch facettenreich schillerndes Künstlertum und schockiert durch plötzlich hervor brechende Direktheiten. Selten war ein Spaziergang zwischen Genie und Wahnsinn so ambivalent, anregend, anstrengend…

Was begeistert uns heute, über 20 Jahre nach seinem Tod, nach wie vor an diesem Ausnahme-Eigensinnigen? Was verstört uns so nachhaltig an den Brüchen und Unschärfen seines Privatlebens, die auch immer in seiner Kunst fortwirken, sei es als Schauspieler, Schriftsteller, Vortragender oder Filmemacher? Die Grenzen sind bei ihm stets fluktuierend, unbestimmt, offen. „Ein Besessener“ wird er oft treffend genannt, als Verrückter wird er aber auch bezeichnet oder als Wahnsinniger. -> Jesus Video

Ihr dürft euch von uns natürlich kein Urteil darüber erwarten, inwieweit Klaus Kinski Borderline-Persönlichkeit oder narzisstisch verkanntes Genie oder beides zugleich und auch sonst noch was war. Sophie, Chriss und ich werden jeweils einige seiner Eigenschaften in sehr subjektiver Form widerspiegeln und dadurch einen Eindruck seines Wirkens auf uns vermitteln. So könnte sowohl bei denjenigen, die Klaus Kinski schon vor Jahren begegnet sind, als auch bei denjenigen, die noch kaum Kenntnis von ihm haben, ein neuer Eindruck entstehen – jenseits der Polarisierung, die für ihn so charakteristisch war. -> Kinski Satire

„Menschen begegnen, die man so noch nicht kennt“ ist ja auch ein Anspruch vom Artarium. Und Menschen, die so außergewöhnlich und jenseitsdurchschnittlich sind, dass sie uns zu einer anderen, neuen, verwegenen Sicht auf uns selbst und die uns oft nur allzu bekannte Welt bewegen können. Ver-rückte Typen und Typinnen im kreativsten Gebrauch dieser Begrifflichkeit. Menschen, die es einfach braucht, um unser Bewusstsein zu erweitern, um unser Empfinden zu vertiefen und um unsere Wahrnehmung weiter zu entwickeln. Liebende Eigenbrötler, romantische Idealisten, seltsame Tagträumer, verzweifelte Sinnsucher, Wahr- und Richtigdichter – kurz „kunnst im Sinn von könntest“ Menschen. -> Erdbeermund-Video

Also freut euch auf Francois Villon, Werner Herzog, Jesus Christus Erlöser und noch ein paar sympathische Wahrheitsnarren. Die wirklichen Wahnsinnigen sitzen nämlich längst in den Chefetagen. Und wir sind ein geiles Institut…

Alternative kulturelle Schutzgebiete

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 19. Februar – Wir begrüßen nun auch die Hörer_innen von Radio B 138 im Raum Kirchdorf an der Krems (OÖ) als regelmäßige Sendungsgäste! Grund genug, mit einigen persönlichen Anekdoten an Bernhard “Bez” Samitz, den Mitbegründer der Literarischen Nahversorger, und an sein einstmals legendäres Kunnst- und Kulturbiotop, die Käfergrabenmühle in Schlierbach, zu erinnern. Der in vielerlei Hinsicht engagierte und umtriebige Kreativmensch ist leider schon im Jahr 2008 und viel zu jung verstorben. Er hat uns allerdings mit seinem – im wahrsten Sinne des Wortes – Lebenswerk ein Vermächtnis hinterlassen, das es zu bewahren gilt …

Ich selbst lernte den Bez anlässlich eines fröhlichen Flohmarkts in der Käfergrabenmühle 1996 kennen und fühlte mich in seiner sehr besonderen und durchgestalteten Wirkungsstätte von Anfang an wohl. Bald war ich auch an verschiedenen Wochenenden bei Veranstaltungen zu Gast, die man als eine überaus gelungene Mischung aus Grillabend, Jugendparty, Livekonzert und Symposion bezeichnen könnte, was allerdings der hinter diesen Äußerlichkeiten stattfindenden menschlichen Atmosphäre begrifflich nicht wirklich genügt. Vielmehr fand hier tatsächlich etwas von jener Idee eine einstweilige Verwirklichung, die wir alle schon einmal als gut” empfunden haben.

Ein liebenswertes Beispiel dafür war die Getränkebar mit Selbstbedienung – in der kleinen Küche unter seinem Balkon. Dort holten sich die oftmals sehr zahlreichen und zunehmend illuminierten Besucher ihre jeweiligen Flüssigkeiten ab – und bezahlten selbige sodann selbständig in die Küchenlade, in welcher ebenfalls das Wechselgeld aufbewahrt war, und davon zumeist auch nicht eben wenig. Auf meine Nachfrage, ob denn dergestalt nicht ganz leicht Diebstahl und Betrügerei vorkommen könnten, erklärte mir Bez sogleich – und nicht ohne Stolz – dass es eine allgemein anerkannte Ehrensache sei, hier nicht zu übervorteilen. Ich war beeindruckt – und darin bestärkt, dass meine allerverwegensten Phantasien und Wünsche womöglich doch wirklicher sein könnten als die angeblich allgemeingültige gesellschaftliche Realität. Chapeau!

Und so habe ich in den folgenden Jahren bis 2004 immer wieder einmal gern beim Bez Station gemacht zwischen Steiermark und Salzburg, mit ihm und seinen Freund_innen, Gästen, Mitbewohnern diskutiert und gegessen, philosophiert und getrunken, spontan gedichtet und gebadet, ein klein wenig gut” gelebt …

Ein paar meiner Erinnerungen an ihn und an die speziellen Momente in seinem sympathischen Kunnst-Biotop werde ich also in dieser Sendung erzählen und gemeinsam mit dem Chriss reflektieren. Mit der Moral von den Geschichten sollten wir danach aber alle selbst schwanger nach Hause gehen – vielleicht sei jedoch soviel hier noch angemerkt: Derartige Myzelstifter und Synapsenknüpfer, wie der Bez einer war, sind überaus kostbar – und selten! Jedes Gemeinwesen ist wohl gut beraten, ihr fruchtbares Wirken anzuerkennen und nach Kräften zu fördern. Und von solchen Menschen belebte, frei kreative Gestaltungsräume müssen vor Vernutzzweckung geschützt werden und dem Erhalt geistig-seelischer Artenvielvalt gewidmet bleiben.

Zum Wohl!

 

…& NOBODY ELSE

Podcast/Download: Das Artarium vom Sonntag, 12. Februar widmet sich dem sehr speziellen Live-Album NEW MODEL ARMY …& NOBODY ELSE und stellt aus einem Gutteil der 16 Tracks von der 2. CD ein ganz neues Konzert-Erlebnis zusammen. Dieser leicht unübliche Vorgang, der uns andernorts schon mal als Autorenschändung und Werkzertrümmerung ausgelegt wurde, hat genau 3 gute Gründe: Auf der Strange-Brotherhood-Tour trat die Band rund um Justin Sullivan nicht nur in einem Double-Set als ihr eigener Support-Act auf, es wurden zudem alle Abende live mitgeschnitten und danach die jeweils stärksten Takes aus verschiedenen Städten zur nämlichen Doppel-CD zusammen gestellt. Derlei lädt geradezu auf eine etwas individuellere Edition ein…

Zudem sind New Model Army für mich persönlich nach wie vor eine ganz wesentliche Live-Band, deren Auftritte eine Atmosphärik zu erzeugen vermögen, in welcher die bessere, friedlichere und gerechtere Welt um einiges leichter vorstellbar wird als sonst meistens. Zum Beispiel zwei Video-Aufnahmen von No Pain (Text) – die etwas lebhaftere und die etwas meditativere Version.

Und abschließend hat mich diese Musik und auch die untrennbar mit ihr verbundene Lebenshaltung recht gut durch die jüngst vergangenen Tage des Trauerns getragen. Ich erinnere mich noch allzu gut an mein letztes NMA-Konzert Ende 2007 im Rockhouse, wo ein ganzer Saal voller dampfender, schwitzender, tanzender und unrasierter Herren mit reichlich Bauchpolsterung und spärlichem Haupthaar – trotz Salzburg im Spätherbst – eine solch sagenhaft kraftspendende Stimmung voller Zusammengehörigkeit und Zuversicht aufkommen ließ, dass ich mich für Stunden überall sonst wähnte als im nebelig trüben Salzachsumpf – und zwar ohne die Einnahme irgendwelcher wie auch immer gearteter Flughilfen.

Lasst euch also etwas von dieser unverfälschten Lebensenergie ins heimatliche Hirn zaubern – und wenn ihr wollt, besucht uns beim gefühligen Nachspüren in die nahe bei einander liegenden Kraftfelder von Leben und Sterben – in unserer Perlentaucher-Nachtfahrt „Verlust und Versöhnung“ mit Texten und Tönen zum Thema. Live am Freitag, 10. Februar ab 22:00 Uhr und anschließend hier als Download.

„Looking for family – looking for tribe.“ Justin Sullivan

Und ja – herzlich willkommen, ihr lieben Hörgemüsinnen und Ohrrüberiche vom wackeren Radio B 138 in Kirchdorf an der Krems und Umgebung! Kommende Woche wollen wir ein paar Geschichten aus der Schlierbacher Käfergrabenmühle hervor kramen und so des Literarischen Nahversorgers Bernhard Samitz gedenken. Man hört sich also 😉

Wegen Todesfall geschlossen

ACHTUNG! Im Artarium am Sonntag, 29. Januar um 17:06 Uhr aus gegebenem Anlass die WIEDERHOLUNG der Sendung CONTAINER LOVE – 50 JAHRE SCHLINGENSIEF, die wir damals am 24. Oktober 2010 (das wäre sein 50. Geburtstag gewesen) dem kurz vorher verstorbenen Ausnahmekünstler als eine Art Nachruf gewidmet haben. Der aktuelle Grund für den Ausfall der geplanten Live-Sendung zum Interaktiven Performance Festival des Landestheaters „BESETZT SALZBURG“ ist ein sehr persönlicher und ebenso trauriger, nämlich der Tod meiner Mutter am vergangenen Dienstag. Ich danke euch allen jetzt schon einmal für eure Anteilnahme und euer Verständnis! – Norbert K.Hund

Dorothea Keuschnigg, 11. 6. 1929 – 24. 1. 2012

Von ihr habe ich nicht nur das abgekürzte K. in meinem Namen, sondern auch allerhand erfahren und gelernt über den Menschen und seine Zerbrechlichkeit in einer nach Leistung und Erfolg gierenden Gesellschaft! Speziell die Gefährdung von sensiblen Gefühlsmenschen durch Gewalt, Ideologie und Religion begriff ich anschaulich am Beispiel ihres Lebensin meinem eigenen.

Über die Dokumente und Erinnerungen, die sie mir aus den letzten Monaten des zweiten Weltkriegs hinterlassen hat, habe ich bereits Anfang 2010 gemeinsam mit der lieben Sophie ein Feature über Kindersoldaten im Dritten Reich gestaltet. Unter dem entsprechenden Titel „Das Kriegstagebuch meiner Mutter“ untersuchen wir die Funktionsweise der ideologischen Verführung von damals 14-jährigen in Hitlerjugend und Schule und publizierten zur Veranschaulichung dieser abgründigen Manipulationen einige der medienpädagogisch erschreckend modern aufbereiteten Seiten aus der Schul-Projektarbeit der 4. Klasse eines Gymnasiums im Jahr 1944. Persönlich empfinde ich, bei aller Bestürzung und allem Befremden, die so ein Zeitzeugnis in mir bewirken, eine große Dankbarkeit dafür, dass meine Mutter mir diese Momentaufnahmen aus ihrer Jugend (im Originalzustand) zur Verfügung gestellt hat. Und in diesem Sinne will ich diese Geschichte auch weiter geben und mit euch allen teilen:

Bilden wir uns doch selbst – und eine eigene Meinung!

Wir hören einander dann wieder LIVE bei der nächsten Nachtfahrt-Perlentaucher Sendung am Freitag, 10. Februar – gemeinsam mit Christopher Schmall! Und auch im Artarium am Sonntag, 12. Februar um 17:06 Uhr. Bis dahin alles Liebe!

Wer übrigens bei BESETZT SALZBURG mitmachen möchte, kann, darf und soll sich noch bis einschließlich Montag, 30. Januar bei Angela Beyerlein vom Landestheater Salzburg zum Casting anmelden.

Read This Blog!

Artarium am Sonntag, 22. Januar um 17:06 Uhr – Hören und Lesen für Freunde und Fortgeschrittene: Was hat es eigentlich mit den beiden Blogs zu unseren Sendungen auf sich? Da wird ja oft gar nicht (nur) beschrieben, worum es in der jeweiligen Sendung geht, sondern allerlei assoziatives Gedanken- und Gedichtgut zu den persönlichen Hintergründen der Sendungsgestalter (und Rinnen!) 🙂 verbreitet. Ganz abgesehen von der auch meist selbst angefertigten Bebilderung gibt es gelegentlich ganze Urwälder von weiter- und vielleicht sogar in die Irre führenden Links. Was soll denn das alles – steckt da etwa ein tieferer Sinn dahinter – und wenn ja, wie viele?

Beginnen wir mal mit dem Artarium-Blog, auf dem ihr euch soeben befindet: Den gibt es jetzt seit einem legendären Feedback-Workshop im April 2010 – und er versteht sich eben nicht nur als Programm-Ankünder oder als Sendungsverzeichnis, sondern als ein möglichst vielseitiger Einblick in das Leben und Schaffen der Radiomacher und ihrer Gäst_innen. Ein Versuch also, etwas mehr von dem darzustellen, was rund um die einzelnen Sendungen vor sich geht. Worüber wir nachdenken, was uns beschäftigt, wieso wir auf dieses oder jenes Thema kommen und natürlich auch – wer wir sind und wie es uns dabei geht. Auf jeden Fall wollen wir euch über das im Radio zu Hörende hinaus zu eigenen Ideen und Phantasien anstiften und euch so auch immer wieder ein wenig in unsere Welt verführen.

Als eine Art „Faustregel“ könnte man es so ausdrücken: Der jeweilige Artikel ist erstmal eine Ansage und eine Einladung, sich mit dem Thema der entsprechenden Sendung auseinander zu setzen. Ein Artikel kann sowohl vorab als Aperitif zur Einstimmung wie auch hintnach als Digestif zur Abrundung der Hörmahlzeit eingenommen werden. Er kann sogar (ohne Sendung) für sich selbst stehen, das sollte allerdings eher die Ausnahme sein. Im Falle völlig überraschender Wirkungen fragen Sie halt ihren Arzt oder Radiotheker!

Etwas mehr ins Atmosphärische und Emotional-Literarische geht es im Nachtfahrt-Perlentaucher-Blog, denn da wollen wir euch auf eine jeweils mehrstündige musikalische Seelenreise mit ausgewählten Spoken-Word-Beiträgen und live gelesenen eigenen Texten vorbereiten. Und uns selbst eben auch, weil der endgültige Ablauf dieser monatlichen Nachtsendungen nie von vorn herein fest steht, sondern sich aus dem beschreibenden Erleben unserer entsprechenden Gefühlswelten nach und nach entwickelt und sich dann letztendlich spontan gestaltet. Und indem wir euch auf solche Expeditionsreisen in unsere Text- und Themenlandschaften einladen und mitnehmen, teilen wir mit euch gern etwas davon, wie sie in uns zustande kommen. Teilen wir uns euch also auch schriftlich mit…

In dieser Sendung werden nunmehr einige dieser Artikel/Texte aus unseren beiden Blogs zur Vorlesung gelangen, um wieder Lust aufs Herumstöbern und Nachhören/Lesen zu machen – aber auch um etwas von der Geschichte des „etwas anderen Kunnst-Biotops“ zu erzählen. Und das ist schließlich auch ein Teil der Geschichte der freien Radios, wo Menschen nicht nur kreativ und selbstbestimmt etwas Eigenes produzieren – sondern auch darstellen und reflektieren können, wer sie in der Welt sind. Schon ein geiles Institut!

Porcupine Tree – The Incident (Song Cycle)

ACHTUNG ÜBERLÄNGE ! – Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 15. Januar Diesmal präsentieren wir den kompletten 14-teiligen Songzyklus „The Incident“ von Porcupine Tree – und beginnen daher bereits um PUNKT 17:00 UHR. Kaum zu glauben, aber erstmals in der nun schon fast 5-jährigen Geschichte der Sendung ENTFALLEN dadurch die BBC WORLD NEWS. Hallo! Da wird der gute Peter.W. aber Ohren machen: 😉 Und auch unsere Sendungs-Übernahme-Partner werden diesmal mit 59:30 Minuten rechnen müssen, wenn sie die Schlussnummer dieses opulenten Konzeptalbums nicht opfern wollen. Aber davon möchten wir im Namen vieler Prog-Rock-Feinschmecker dringend abraten.

Der musikverzückte Autodidakt und Hans Dampf an allen nur erdenklichen Instrumenten Steven Wilson erfand einst als 20-jähriger spaßeshalber die recht schräge Biografie der damals noch fiktiven Band „Porcupine Tree“, um das mit einem Freund gemeinsam zuhause produzierte Songmaterial leichter unter die Leute zu bringen. Und höre da – das 10. Studioalbum dieser seit nunmehr bald 25 Jahren real existierenden Band hat es (aber hallo) ganz schön ordentlich in sich: Progressive und Psychedelic Rock, Progressive Metal, Alternative, Post-Rock und Experimental Music sind nur einige der möglichen stilistischen Zuschreibungen, die dieses Projekt für einen sehr weit gespannten Hörerkreis interessant macht. Für mich sind es die immer wieder über Genregrenzen hinweg stattfindende Entwicklungs- und Wandlungsfähigkeit, welche Wilsons diverse Bandprojekte (unter anderem Blackfield mit Aviv Geffen) als ebenso erlebenswert wie inspirierend auszeichnen – sowie ganz speziell bei Porcupine Tree die meisterhaft interpretierten Pink Floyd Zitate, die sich so anfühlen, als wären die Herren Barret, Waters, Gilmour & Co Anfang der 70er einmal ganz wo anders abgebogen und hätten seither einfach weiterhin gemeinsam Musik gemacht. Das ist dann schon mehr als sehr speziell…

Weitere Sendungen aus unserer Reihe „Das ganze Album“ gibts hier im Überblick.

-> …und…

-> ACHTUNG UMLEITUNG ->

Perlentaucher-Nachtfahrt am Freitag, 13. Januar von 22:00 bis 01:00 Uhr zum Thema Ambivalenz:

Eine Einstimmung zu unserer Musik- und Spoken-Word Sendung ist hier zu lesen: Beidseitig, gleichzeitig, zweischneidig…

Höchst zwiespältig – gut zu hören.