Wos i (ned) gern hör

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 17. Mai – Wenn man immer wüsste, was die lieben Kolleg_innen mit unserer Studioeirichtung so alles aufführen – dann würde man sich womöglich gar nicht mehr soo unbefangen ans Mikrofongitter schmiegen, wie man das eigentlich gern gewohnt wäre. Gut, die wirklich abseitigen Sachen finden wohl wegen der Videoüberwachung überhaupt nicht statt (und das wär mir hier jetzt viel zu unappetitlich). Nichtsdestoweniger geschehen in unserem Sendestudio und somit auch auf unseren Frequenzen immer wieder recht denkwürdige Seltsamkeiten, wo ich mich dann eigentlich schon frage, wie ich die atmosphärischen Überreste von derlei sagen wir mal spirituellen Sozialorgien wieder aus der diversen Hardware heraus bekomme. Die Stimmen der Anderen, einmal kritisch hinterfragt. Ein Reinigungsritual

Kommissar HundGerade überlegen wir etwa in der Programmkommission, welche Sendereihen wir in den beiden Sparten Kunst/Kultur sowie Gesellschaft/Politik mit dem Radioschorsch 2015 dafür auszeichnen, dass sie den im Radiofabrik-Leitbild formulierten Grundwert des Offenen Zugangs beispielhaft, engagiert und zukunftsweisend verwirklichen. Wörtlich heißt es dort: „Bei uns kann jede und jeder Radio machen, besonders jene, die in anderen Medien unterrepräsentiert sind.“ Das ist eine vorzügliche Zielsetzung, hinter der zu stehen für mich als Sendungsgestalter mehr als nur selbstverständlich ist, nämlich im wesentlichsten Sinn identitätsstiftend. Und das gilt insgesamt für die Institution der Freien Radios an und für sich. „Personen und Gruppen bewusst zu bevorzugen, die beispielsweise aufgrund ihrer Abstammung, ihrer Denkweise, ihrer Hautfarbe, ihrer politischen Einstellung, ihrer Sexualität etc. in anderen Medien diskriminiert werden“ – das ist doch die Grundsubstanz für unser Selbstverständnis. (Zitat sinngemäß wiedergegeben aus der Charta der Freien Radios in Österreich)

ZwischenfragenEs sind also diese Menschen und Gruppen, für die wir einstehen (und die wir ja großteils auch selbst sind), die in den vom gesellschaftlichen Mainstream geprägten Medien gar nicht, und wenn, dann nur am Rande oder verzerrt dargestellt vorkommen. Dies gilt sowohl für den öffentlich-rechtlichen wie auch den privat-kommerziellen Sektor in gleicher Weise, da sie beide dem Einfluss mächtiger Interessensgruppen ausgesetzt sind (Wirtschaft, Parteien, Kirchen…) und diesem auch nachgeben müssen, weil sie ihre jeweilige Position behaupten wollen. Was aber geschieht mit unserem, sich davon in so angenehmer Weise abhebenden Selbstverständnis, wenn sich quasi durch die Hintertür der Meinungsfreiheit genau die selben gesellschaftsprägenden Einflussnahmen auch bei uns einschleichen? Wenn vielleicht esoterische Zirkel den Besuch ihrer eindeutig privatwirtschaftlichen und knallhart kostenpflichtigen „Lebenshilfe“-Seminare im Freien Radio anpreisen? Oder wenn sich gar ein bekannt homophober Hilfsbischof mit seinem ewiggestrigen Menschenbild bei uns ganz nach Laune Witz erzählend und segnend ausbreitet?

Hallo? Was hör ich da? Der hat in MEIN Mikrofon hinein gesegnet? Na, dem werden wir den Teufel schon mit dem Brezelbub austreiben! Holt sofort einen Sexorzisten!

 

Neben dem Thron

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 22. MärzVon der Schwierigkeit, eigene Sendungen für einen Wettbewerb auszuwählen. Ein Präsidentsfall. Irgendwann einmal fliegt einem im Zuge der mehrjährigen Radiomacherei zwangsläufig jeder Überblick um die Ohren. Auch wenn man gerade noch wiedergeben kann, worum es im Gesamtkonzept seiner Sendereihe eigentlich geht, so ist es doch ein annähernd unmögliches Unterfangen, dahingehend eine Entscheidung zu treffen, welche spezielle Ausgabe diesen Sinn und Gehalt am vortrefflichsten darzustellen vermag. Wir sind eben ein etwas anderes Kunnst-Biotop, dessen einzelne Beiträge sich fortwährend collagenhaft in einem Work in Progress zu einer Aussage verdichten. Und die ist naturgemäß wiederum mehr als die Summe ihrer Bestandteile. Was also tun? 😛

not just anotherMachen wir auch noch aus dieser Not eine Tugend – und entsprechen wir so unserem Selbstverständnis: Berichten wir also über das, was uns gerade beschäftigt – wir sind schließlich weder langweilig noch uninteressant, nur weil wir nie Teil jenes ekelhaft pseudowichtigen Kommerzkasperltums sein wollten, das tagtäglich den Breischleudern der gemainstreamten Medienwelt entschlatzt. Ganz im Gegendings! Bumms! Guten Morgähn 😀 wünsch ich! Aber jetzt mal Ernst beiseite und in medias Residenz – warum die ganze Aufregung mit der Qual der Wahl? Es ist nämlich so: Die CIVILMEDIA – UnConference for Community Media & Civil Society vergibt heuer erstmals den (noch dazu dotierten!) Civilmedia Award für Programme aus den freien österreichischen Radio- und TV-Stationen, und zwar in den Kategorien „Access & Empowerment“ sowie „Entertainment & Arts“. Hier schließt sich der Kreis wieder – mit den oberbei angestellten Überlegungen 😉 Denn beide Begriffspaare beschreiben Wesentliches aus den inhaltlichen Zielsetzungen unserer Sendereihen Artarium und Nachtfahrt/Perlentaucher. Doch in welcher der über 60 möglichen Sendungen kommt das wohl am Besten zum Ausdruck? Eben…

 

Radiofabrik Momente des Sports

> Die Sendung vom Sonntag, 8. März – fein garniert & gut zu hören – gibts hier 😉

Aus gebotenem Alass geben wir freudvoll bekannt, dass wir hinfort (jeweils dem Thema entsprechend und in unregelmäßigen Abständen, nichtsdestoweniger zutiefst überzeugt) einzelne Beiträge (Reportagen, Features, Glossen) aus der vortrefflichen Sendereihe Momente des Sports (vormals Radio Orange) hier in der Radiofabrik zu Gehör geben:

momente des sportsDie von Pirmin Styrnol und Christian Weiner gemeinsam mit den Kolleg_innen ihrer Redaktion produzierten Sendungen bieten unübliche Einblicke ins Innenleben von Sportbegeisterten und zeichnen subtile Sozialstudien aus deren Alltagswelt. Dabei halten sie eine sympathische Balance zwischen ehrlicher Anteilnahme und ironischem Augenzwinkern – und eröffnen so neue Räume zum Selbst-, Nach- und Weiterdenken.

Als Premiere spielen wir – im Programm zum Internationalen Frauentag am 8. März um 12:00 Uhr – das mit dem Radiopreis der Erwachsenenbildung ausgezeichnete Feature „Vollkontakt auf 40 Rollen – Die Mädels vom Vienna Rollerderby“ 😀  welches hier gleich mehrfach zum Thema passt – wie die – genau – Faust aufs Auge!

wargina_no_24In der Pressemappe des darin portraitierten Vereins Vienna Roller Derby finden sich halt auch so erfrischende Formulierungen wie etwa die hier:Roller Derby erfordert Beweglichkeit, Stärke, Schnelligkeit, Teamwork, Selbstdisziplin und natürlich eine Portion Mut. Mitmachen dürfen alle, die sich als Frau definieren und ein Mindestalter von 18 Jahren aufweisen. Für Anfängerinnen gibt es keine Anforderungen bezüglich der Körpermaße oder Fitness. Alle sind willkommen, ganz egal wie dünn, dick, klein oder groß sie sind.Oder – auch nicht übel: „Vienna Roller Derby hat eigene Cheerleader. Die „Fearleader“ sind eine Gruppe junger Männer, die mit ausgefeilter Akrobatik und einem kleinen Seitenhieb auf gängige Rollenklischees die Stimmung während der Wettkämpfe anheizen.“ Na, wenn das mal keine emanzipatorischen Statements vom Allerfeinsten sind – dann weiß ich auch nicht, was dem allgemeinen Stammtisch des hirnöden Sprachzerbrauchs unter „Emanzipation“ zu verstehen so gefickt eingeschädelt wird. Will ich aber ehrlich gesagt auch gar nicht wissen. Denn der Mainstream ist nicht mein Stream und Hierarsch ist sowieso überall, ob Patri- oder Idiot, Hauptsache oben, gell? Und wer sich bis jetzt noch immer nicht zusammenreimt, weshalb gerade wir diese Mädels und diese Sendung über sie so genial finden, derdiedas kann die Geschichte(n) dahinter auch nochmal in unserer Signation nachhören – und sich gern einen Schuh draus drehen. 😛 Also wehret dem Bimbam!Wir sind ein geiles Institut!

Apropos „Prügelnde Mädchen“ – Wie viel Niveau hat ihr profil?

 > Vorspann/Signation dazu gibts hier auf der CBA außerdem gut auf die Ohren!

 

Keine Angst vor großen Namen

> Sendung: Artarium am Sonntag, 21. September – Eine gewisse Abenteuerlust, Begeisterung, Neugierde – und auch eine Portion Unerschrockenheit kann beim Radio nicht schaden. Berührungsängste sind bei der Begegnung mit allerlei Berühmtheiten dagegen zunächst weniger hilfreich. Doch wie können wir im Umgang mit den großen Namen unsere Natürlichkeit bewahren, wenn wir während eines Interviewgesprächs eigentlich schon vor Ehrfurcht erschauern? Und wie kann es uns gelingen, nicht so fürchterlich automatenabgebrüht zu wirken wie viele der professionell gleichgeklonten Kolleg_innen vom kommerzamtlichen Nutzfunk? Ätzend allerweltstauglich und grundlos glücksbesoffen schwallern sie einem wie die Heizdeckenverkäufer ein Loch ins Hörn! Doch unsere lebendige Zwiesprache soll solcherner Zudröhnung entgegen stehen…

Theo und LauraZu diesem Zweck bitten wir den sonnigsten Newcomer des heurigen Jahres zum Gespräch: Theo Kämmerer, gerade einmal 14 Jahre alt, der in seiner Sendung THEOS RADIO LAB schon eine Reihe von beachtlichen Interviews hervorgebracht hat. So etwa mit Galileo Extrem-Reporter Harro Füllgrabe und „Sexualkabarettistin“ Danny Meschtscherjakov. Zudem besuchte er schon einmal ein Bestattungsinstitut, unter anderem mit Fragen zum Leben nach dem Tod im Gepäck – oder er lud sich seine zumeist jugendlichen Gäst_innen auch gleich zum Livegespräch ins Studio ein. Immer eloquent, neugierig, unbefangen und in einer fast schon zen-buddhistisch anmutenden Weise gelassen naiv (als ein Unwissender an der Erkenntnis interessiert), er scheint sich einfach keinen Kopf zu machen, ob er grad eine 13-jährige Sängerin zu Gast hat – oder ob er mit einem bekannten TV-Star telefoniert. Phantastisch 😀

Gastmoderator Norbert K HundUnd weil wir hier zur Zeit auch nicht gerade unterversorgt sind mit bekannten Namen in unseren Sendungen (gerade erst waren wir mit Brita Steinwendtner live aus Schlierbach zu hören), wollen wir einmal den Gemeinsamkeiten wie auch den Unterschieden unserer jeweiligen Herangehensweisen auf die Spur kommen. Dazu erzählen wir einander am besten erstmal von unseren gelungensten Radiomomenten. Und dann schauen wir, was wir in der nächsten Zukunft noch so alles vorhaben. So will ich zum Beispiel die zwei Sondersendungen für Freitag, 26. 9. vorstellen: Einerseits die einstündige Nachtfahrt-Zusammenschau „Auf der Flucht“ (zu hören ab 19 Uhr) und andererseits das dreistündige Perlentaucher-Special (ab 22 Uhr live) mit Misha Schoeneberg, der extra aus Berlin anreist, um bei uns und im Literaturhaus das frisch erschienene Album Poem – Leonard Cohen in deutscher Sprache vorzustellen, eine Hommage an den großen Künstler zu dessen 80. Geburtstag, die wahrscheinlich nur durch Mishas jahrelange Beharrlichkeit und Übersetzungsarbeit zustande kam. Für uns ebenso sehr ein freudiges Ereignis, wie auch eine gewisse Herausforderung… So. Mehr wird jetzt aber nicht verraten. Gehts doch endlich alle nach Hause!

 

Die Stimmen der Anderen

-> Download: Artarium vom Sonntag, 24. November – Wenn wir uns jenseits unserer eigenen Sendungen so umhören, dann stoßen wir mitunter auf akustische Kleinodien, die so gut zu hören sind, dass wir sie wiederum selbst gern mitteilen möchten. Seien es erstaunliche Stimmen und Texte, seien es freimütig vorgetragene Improvisationen, seien es sonstwie herzerwärmende Momente, Musikstücke, Mutausbrüche. In dieser Sendung erfreuen wir euch und uns mit einem saftig dampfenden Pott Püree aus Beiträgen von radiomachenden Kolleg_innen, gehaltvoll garniert mit eigenen Assoziationen und Spontanitäten. Denn jedwede Botschaft, die wir mit den Hörlöffeln aufnehmen, kann auch unserem Kopftheater Anlass geben, die eigenen Ideen wieder einmal ganz anders wahrzunehmen oder auch umzusetzen. Im besten Fall berühren sie uns einfach einen Moment lang im Inneren und lassen uns mit der Welt vereint entschweben. Wie würde der Fuchs gesagt haben? „Man hört nur mit dem Herzen gut.“ In diesem Sinne… 😉

Willkommen!Nehmen wir erstmal die Herausforderung an, einer gelungenen Textübertragung aus der Sendung Battle and Hum noch eins drauf zu setzen. Venus in Furs 3.0 quasi und des friedlichsten Battelns in der Stadt wird noch lange kein Ende sein! Würdigen wir sodann die Poesie der Langsamkeit inmitten betriebsamer Zeiten, nämlich die schönste Schilderung eines klarkalten Herbstabends aus dem Stadtteilradio Aigen (eine Sondersendung vom November 2012). Wenden wir unsere Merksamkeit zu bester Letzt auf einen Meilenstein menschlichen Miteinanders im Programm der Radiofabrik – die Sendung Hallo Nachbarland und deren allerjüngste Ausgeburt Hallo PUNKERLAND.

Ach, übrigens: „Seit ich selbst sende (und zwar zu einem nicht unerheblichen Teil genau das, was ich im Staatsfunk gern auch gehört hätte, aber nie serviert bekam) würdige ich die Sendungen der Kolleg_innen oft nur sehr punktuell, zumeist auf Feedback-Anfragen oder anlässlich von Co-Produktionen. Und wenn ich nicht gerade selbst am Playlist-Eindampfen, Interview-Schnitzen oder Toncollagen-Basteln für die Nachtfahrt und fürs Artarium herum brüte, dann läuft nächtens gern mal das Musikprogramm der Radiofabrik. Warum? Weil wir daselbst einen der niveauvollsten Musikmixe zu bieten haben, dessen ich in nunmehr über 50 Jahren jemals anhörig wurde. Chapeau, liebe Musikredaktion! Mit ein wesentlicher Grund dafür, weshalb wir im Großraum Salzburg bei den 19 bis 24-jährigen fast schon das beliebteste Programm sind. Ein Jammer allerdings, dass es (noch!) nicht möglich ist, derartige Vorzüge auch überregional anzubieten, auf welchem Weg auch immer…“ Norbert im November 2012 – so kanns einem gehen! Prosit 😀