Playlist und Links zu Hinter den Spiegeln – FNTOME Feb. 2012

Songs: Alle aus Saudi-Arabien:

01. Al Farabi Ft. Mashaer – Bilad al-Arab (Land Of Arabs)
02. Al Farabi – Qissa Malik (Story of a King)
03. Osama Al-Safi – Yukad Qalbi (My Heart Almost)
04. Siba Band – Hiyye Saudiye (This is Saudi-Arabia)
05. Hashem Daghestani – Anajeek (I Confide to You)
06. Sound of Ruby – One Million SR
07. Sandstoned – Glow
08. Sound of Ruby – Sinan (Two Teeth)

Artikel und Video zu Armut in Saudi-Arabien: http://blog.goethe.de/transit/archives/303-Armut-ist-tabu.html

Youtube-KanalMa3lob 3lena http://www.youtube.com/user/Mal3ob3lena

Literatur:

01. Raja Alem: Al-Sitr (Der Schleier)
02. Raja Alsanea: Banat Riyad (Die Girls von Riyad)
03. Ibrahim Badi: Hubb fi Saudiye (Eine Liebe in Saudiarabien)
04. Yusif al- Muhaimid: Fikhakh ar-Ra’iha (Duftfallen)

Links zu Arabischer Literatur:

„Romanschauplatz Saudiarabien“ von Elga Martinez-Weinberger bei Amazon

Lisan – Zeitschrift für Arabische Literatur

Banipal – Magazine of Modern Arab Literature:
Nr. 20 enthält das umfassende Feature „The Novel in Saudi Arabia“

Alawi Verlag – Belletristik aus der Arabischen Welt. Arabische Autorinnen öffnen ein Fenster

Lenos – Schweizer Verlag, der viel Arabische Literatur publiziert

Saqi – Britisch-Libanesischer Verlag:
Publiziert unglaublich interessante Romane und Sachbücher (in Englischer Sprache)

Beyond the Dunes – An Anthology of Modern Saudi Literatur (2006) bei I.B. Tauris

 

Hinter den Spiegeln – FNTOME im Februar

Alex NowakSaudi-Arabien – Land unendlicher Weiten, niemals versiegender Ölquellen, unermeßlichen Reichtums und unantastbarer Traditionen.

„Was die schreiben dort auch Bücher?“

Und wie!
Saudi-Arabische Literatur boomt!
Zwei Bookerpreise gingen schon an Saudische Autoren.
Davon eine Frau.

„Was, die dürfen auch schreiben?“
Saudische Frauen diskutieren mit. Im Fernsehen, im Internet, in Zeitungen und in Büchern.

Der Roman nimmt dabei eine wichtige Stellung ein. „Nämlich indem er Dinge hinterfragt, indem er Dinge aufzeigt. Er bildet ab, was sich wirklich im ganz privaten Leben abspielt.“
Der Roman als Spiegel der Gesellschaft.
Elga Martinez Weinberger, Autorin des Buches „Romanschauplatz Saudi-Arabien“, ist zu dieser Gesellschaft gereist. Sie erzählt uns von dort. Zwischendrin ein paar Stücke Literatur, ein wenig Musik und viel Information.

Hier wird der Bildungsauftrag noch erfüllt.

Kommt mit, hinter die Spiegel eines Königreiches!

Wann und Wo???

Freitag, 17. Februar –  18:00 Uhr – Radiofabrik
Wiederholung  19. Februar –  09:00 Uhr

Montag, 27. Februar – 20:00 – Radio Fro

Mittwoch, 29. Februar – 18:00 –  TIDE 96.0

Wie???
In Salzburg, Linz und Hamburg über die UKW Frequenz der Sender. Im Rest der Welt einfach über den Live-Stream der Sender-Webseiten.

 

China feiert in Wien

Am 23. Jänner begann das chinesische neue Jahr. Mehr als zwei Wochen lang finden aus diesem Anlass auch in Wien vielerlei große und kleine Veranstaltungen statt. Zum Beispiel lädt der Musikverein zum Konzert eines 80 köpfigen Orchesters aus China in die Wiener Stadthalle. Auch das mehrtägige Festival „China Meets Austria“, bietet viel klassische Musik und steht unter der Patronage der diplomatischen Vertretungen der beiden Länder.宋元明Flötenspielerin

Wo feiern aber die chinesischen Familien, die Studenten, die Geschäftsleute und die Senioren? Sie haben schon letzten Freitag, 20.01. ein großes Neujahrsfest veranstaltet.
Organisiert hat es, wie jedes Jahr, der Verein Chinesischer Frauen, heuer zum ersten mal gemeinsam mit den chinesischen Studenten in Wien.

Der große Festsaal der Volkshochschule Meidling platzte aus allen Nähten. Über 600 Menschen saßen dicht gedrängt, viele konnten nur noch Stehplätze ergattern. Trotzdem herrschte gute Stimmung, viele freuten sich ihre Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen oder sogar den Chef auf der Bühne zu sehen.
Denn gestaltet war das Programm größtenteils von Laiengruppen, die wochenlang darauf verwandt hatten, die Darbietungen einzustudieren.
妇女会 歌舞Lampentänzerinnen
Kinder- und Jugend- und Frauengruppen führten Tanzeinlagen zu chinesischem R&B auf, eine traditionell chinesische Tänzerin wirbelte mit langen Stoffbänder zu kitschiger chinesischer New Age Musik, ein Schnulzensänger drückte auf die Tränendrüse, eine Poprockband kontrastierte gleich darauf mit lauter Gitarrenmusik und einer Sängerin, die den jungen Männern im Saal den Kopf ordentlich verdrehte.

Auch „ernste“ Musik war zu hören – viele Chinesen studieren an den Konservatorien in Wien und trugen an diesem Abend einen Klassik-Teil bei.
Für eine Stimmung wie auf einem Faschinsgschnas sorgten die Comedyacts. Vor allem als der oben erwähnte etwas dickliche Schnulzensänger in Frauenkleidern die Bühne betrat, tobte der Saal vor Lachen.

Ein weiterer Höhepunkt war der gemeinsame Auftritt des Taiwnesischen Chors und des Döblinger Singkreises. Auf ein chinesisches Lied, begleitet von Klavier und einer Harmonika (akustisch erinnerte das Ergebnis an eine Mischung aus Seemannslied und Chinarestaurantbeschallung) folgte doch tatsächlich ein ein Peter Alexander Hit! „Eventuell, Eventuell führt ich dich heute aus“ sangen in fröhlicher Eintracht Österreicher und Taiwanesen und mitten unter ihnen auch die Chinesin Feiru Xie.

Die Gründerin des Vereins Chinesischer Frauen organisiert das ganze Jahr über unzählige Kulturveranstaltungen, Ausflüge, Beratungstage und Deutschkurse. Sie ist quasi die Mutter dieser chinesischen Neujahrsfeier und führte moderativ durch den Abend, spielte Glücksfee bei der Tombola (sogar ein Flugticket nach Taiwan war zu gewinnen) und stand singenderweise sowohl mit dem Taiwanesischen als auch später nochmal mit dem Chinesischen Chor auf der Bühne.

Apropos Taiwan. Es herrscht politisches Tauwetter zwischen der Insel und Festlandchina und auch die Communities im Ausland gehen aufeinander zu. Zum ersten Mal wurde die Exil-Taiwaner in Wien von Feiru Xie eingeladen, an den Neujahrsfeierlichkeiten teilzunehmen.

Wie der junge Zauberer, der die in China und Taiwan so beliebten Taschenspielertricks vorführte. Während seines Auftritts verteilte sein Freund Werbeflyer für Zauberunterricht an der Taiwanesischen Schule in Wien. Ob es denn nicht manchmal zu Spannungen zwischen Chinesen und Taiwanesen käme? „Nein! Wir haben uns alle lieb.“

Und als der Männerchor der chinesischen Botschaft alte kommunistische Schlager über Kameradschaft und die Genossen anstimmte, sangen, klatschten und schunkelten beide Nationen in schwärmerischer Nostalgie.

Alle gemeinsam zum Schluss

Playlist Metallener Frühling – FNTOME vom 05.12.11

01. Artist: Litham (Algeria) – Title: El Djamra – Album: Dhal Ennar

02. Artist: Narjahannam (Bahrain) – Title: Al Shar Wa Aljan – Album: Undama Tath’hur Al Shams Min Al Gharb

03. Artist: Seeds Of Iblis (Iraq) – Title: In The Name Of Iblis – Ep: Jihad Against Islam

04. Artist: Wasted Land (Saudi-Arabia) – Title: Folk Night – Ep: The Beginning

05. Artist: Al-Namrood (Saudi-Arabia) – Title: Ma’dabt Al Audhama – Album: Estorat Taghoot

06. Artist: The Accolade (Saudi-Arabia) – Title: Pinocchio (Single)

07. Artist: Absentation (Syria) – Title: Multidimensional Deceit – Ep: Unpredictable Perspective (Death Chapter)

08. Artist: Orion (Syria) – Title: Of Freedom And A Moor (Demo)

09. Artist: The Hourglass (Syria) – Title: East Of The Mediterranean – Album: Resurrection Of The Horrid Dream

10. Artist: Orphaned Land (Israel) – Title: Sapari – Album: The Road to OR-Shalem

11. Artist: System Of A Down (Usa) – Title: Aerials – Album: Toxicity

Metallener Frühling am Krampustag

Frau Nowaks Transorientalischer Musikexpress – Metallener Frühling
am 05.12.2011

21:00 Radiofabrik http://radiofabrik.at/

23:00 Radio Orange 94.0 http://o94.at/

Eine Woche später kommt der Krampus dann im Norden an (der arme ist mit der Deutschen Bahn gefahren) – am 12.12.2011 um 18:00 auf dem wunderbaren Hamburger Sender TIDE 96.0 http://www.tidenet.de/

Nachdem die Termine geklärt sind – worum gehts in dieser Ausgabe Eurer Lieblingsradioshow mit dem unaussprechlich langen Namen, der um den ganzen Erdball reicht?

Metallener Frühling – Arabischer Metal und mehr: Wenn die Sonne im Westen untergeht, kommen die Teufelchen des Morgenlands und machen laute Untergrundmusik. Da ist nicht erst seit den Revolutionen die Hölle los.
Metalmusik existiert in Arabischen Landen seit der Zeit, als die Männer noch komische Langhaarfrisuren trugen und Nietenhandschuhe beim Gitarrespielen.

In der Arabischen Sprache gibt es kein Wort für Subkultur. Frau Nowak spielt das Namenlose.
Wer aber bei schnellen Rhythmusschlägen Herzrasen, jaulenden Saiten Migräne und gegröhlten Lyrics Ohrenbluten kriegt, der sollte trotzdem zuhören. Zwischen den Tracks unterhält Euch die schöne Frau Nowak mit spannenden Geschichten über:

Satanismus, Antiislamismus, Feminismus, Kriegskunst, Hexerei, eine ganz spezielle White-Shirt Party und einem Hauch von Frühling.

Majas Musikmarkt 02.12.-04.12.

Schöner als Weihnachten!

Majas Musikmarkt – die Wiener Musikszene packt aus.

Wann? Freitag, 02.12.2011 bis Sonntag, 04.12.2011

Wo? Kulturraum purpur 19 Glatzgasse 2 / Ecke Döblinger Hauptstraße 6, Wien

Was? Musik zum Hören, Musik zum Schauen, Musik zum Fühlen, Musik zum Kaufen.

Garantiert ohne Weihnachtsliedergedüdel weiß auch The Gap:

http://www.thegap.at/musikstories/artikel/mit-musikern-auf-kaffee-kuchen-und-konzerte/

It’s my duty to raise my voice! – Interview with El Général

This Interview was published in the newspaper „Wiener Zeitung“ October 15  2011 – Für eine Deutsche Version klick HIER

In the “Arab Spring” of 2011, it was not only regimes, which were overthrown. A revival also occured of a music genre, which had almost been forgotten in the West: The protest song

From Morocco to Syria, couragous young people sang and rapped for their concerns. Some of them paid for this with their lives, such as the Syrian singer Ibrahim Qashoush, who was found with his throat cut in the Orontes river, or the Egyptian artist Ahmed Bassiouni, who was shot by the police in a demonstration.

However, the revolutions in Egypt and Tunisia also produced a numerous of hits through which former completely unknown musicians became symbols of the resistance. Some of those songs are collected on the sampler „Our Dreams Are Our Weapons – Soundtracks of the Revolutions in Tunisia and Egypt“ (Network)

The 23-year old Tunesian Rapper El Général like no other is an example for this new musical protest-culture.
His song „Rayis le-Blad“ became something akin to the „Hymn of the Arab revolution“.
Though there has been a long tradition of critical singer-songwriters in Tunisia, it was his heavy HipHop that hit the pulse of an angry young generation, which felt deprived of their chances.
His improsonment at the beginning of January only made him more famous, and Time Magazine even nominated Hamada Ben Amr – which is El Général’s real name – amongst the 100 most influential people of 2011

Ben Ali is gone, on Oct. 23 Tunisia will elect a new president and El Général is working on his first Album.

Selina Nowak met the young rapper to talk to him about his role and his opinion on politics.

Do you see yourself as more as a musician or a political activist?
I rap  about political and social issues that are relevant for the people. Music is the medium I chose to transport, because it’s the only one I know.
I’m just a normal guy but in my role as a MC it’s my duty to raise my voice. So I’m a musician with a message.

Who are your idols?
As a private person that’s hard to answer. But as an artist it’s French rapper Kery James. He never raps about personal things but about the „big“ themes like injustice, opression, racism. He contributes something to the society.

How has your life changed in the past months?
My responsibility is bigger now. I have to pay much more attention to what I say and do, since my music is no longer an individual matter, the dimensions are bigger now. At the same time this makes it much harder to maintain the level of which I achieved. I decided to become a rapper, I don’t want be anything else. Whether I will be successful or not – we will have to see. Some rappers make it, some rappers don’t . It depends on what you want and one’s ability to achieve one’s status in the world of HipHop.

How has the Tunesian music scene changed in the past month?
A lot has changed, especially for rap music. Before it was illegal to organise concerts or to sell uncensored CDs. Now the Ministery of Culture has even officially acknowledged HipHop as a form of of Arts. The music is played a lot on TV, and what’s on TV, sells better on the market. With the revolution, HipHop has achieved a place in Tunesian society.

Many young men of your generation want to go to Europe. Did you ever think about leaving your country?
I thought about it very often. Why? Because I lived then in a country in which one didn’t even have the ghost of a chance to live with dignity. There was no freedomn of speech, only repression, detention. The wish to leave the country wasn’t about money, it was about freedom.

And now? Do you have a message to those who left Tunisia or who still want to leave?
Many things now are in the process of transformation. But we, the youth, we have to give ourselves and our country a chance. We can achieve great things, there are so many young people in Tunesia. But if somebody decides to emigrate, one has to respect such a decision. In the end event everybody has to decide for themself.

Have you decided to go to the polls on October 23?
No, I won’t vote. I don’t trust in political parties. How can I vote, if I don’t  believe the politicians, how can I vote for a party, I don’t believe in? I see myself as a critic, not as a voter.

So what does a politician have to do, to receive your vote?
He has to serve the country like a man!

El Général’s Album „La Voix Du Peuple“ (The voice of the people) will be released in 2012. El Général raps about Tunisian, Middle Eastern and world politics, the Freemasons, god and about the course of the world.

Speaking of the Freemasons: The conspiracy theory that the Freemasons, Israel and the USA want to take over the world is very popular amongst young Arabs. However, if El Général raps agaist Israel and the USA, one should not confuse his attitude with antisemitism as a racist intention.

It would be inapropriate as well to condemn El Général as an „Islamist“ because he has some songs about religion. This young man is no intellecual leftist peace activist but rather an angry young kid and wannabe gangster. He can be critisised but on the other hand we have to understand, that he is a child of his time and environment and an example for a whole generation.

More about that in the next Radioshow: Frau Nowaks Transorientalischer Musikexpress – Children of revolution.

Coming soon!

 

 

Über die Pflicht, die Stimme zu erheben: El Général im Interview

Join The Resistance

Dieses Interview ist am 15.Oktober 2011 in der Wiener Zeitung erschienen For an English version click HERE

Im Arabischen Frühling stürzten nicht nur Diktatoren sondern es wurde im Orient auch ein Musikgenre wiederbelebt, das im Westen schon fast vergessen war: Der Protestsong.

Von Marokko bis Syrien singen und rappen mutige junge Menschen für oder gegen ihre Anliegen. Einige fanden dabei den Tod, wie zum Beispiel der syrische Sänger Ibrahim Qashoush, den man mit aufgeschlitzter Kehle im Orontesfluss fand, oder der Ägyptische Künstler Ahmed Bassiouni, der in Kairo bei einer Demonstration von der Polizei erschossen wurde.

Die Revolutionen in Ägypten und Tunesien haben aber auch viele neue Hits produziert und so manchen zuvor völlig unbekannten Musiker zum Symbol des Widerstands gemacht. Einige dieser Lieder finden sich zum Beispiel auf dem Sampler „Our Dreams Are Our Weapons – Soundtracks of the Revolutions in Tunisia and Egypt“, der auf dem Label „Network“ erschienen ist.

Keiner steht so für die derzeitige musikalische Protestkultur, wie der 23-jährige tunesische Rapper El Général, sein Lied „Rayis le-Blad“ gilt als „Hymne der arabischen Revolution“. Zwar gab es in Tunesien schon seit langem eine lebendige sozialkritische Singer-Songwriterszene, doch erst El Général traf mit seinem direkten Angriff auf den Präsidenten, untermalt von schweren HipHop Beats, den Nerv einer jungen wütenden Generation, die sich ihrer Chancen beraubt sah. Seine vorüberhegende Verhaftung Anfang Jänner steigerte El Général Popularität nur noch, vom Time Magazin wurde er unter die 100 einflussreichsten Personen des Jahres 2011 gewählt.

Gewählt wird am 23. Oktober  auch in Tunesien – Hamada Ben Amr, El Général mit bürgerlichem Namen heisst – kandidiert aber nicht, sondern arbeitet an seinem ersten Album. Selina Nowak hat ihn vor seinem Konzert beim Salam.Orient Festival (13.10.05.11.2011) in Wien getroffen.

Siehst du dich mehr als Musiker oder politischen Aktivisten?
Mein Rap spricht sowohl politische wie gesellschaftliche Themen an, die für die Menschen interessant sind. Die Musik ist mein Transportmedium. Ich habe es gewählt, da es der einzige Weg ist, den ich kenne. Ich habe keine anderen Mittel, um meine Themen zu transportieren.
Ich bin ein ganz normaler Typ, aber in meiner Rolle als MC sehe ich es als meine Pflicht, meine Stimme zu erheben. Ich bin ein Musiker, der eine Botschaft hat.

Wer sind deine Vorbilder?
Privat kann ich das schwer sagen. Künstlerisch gibt es einige Vorbilder – ist da auf jeden Fall der französische Rapper Kery James. Er rappt nicht über persönliche Dinge sondern über Themen wie Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Rassismus. Er trägt somit etwas zur Gesellschaft bei.

Wie hat sich dein Leben in den letzten Monaten verändert?
Die Verantwortung ist größer geworden, ich muss mehr auf meine Worte und mein Handeln achten. Denn meine Musik ist nun keine rein regionale Angelegenheit mehr sondern hat größere Dimensionen bekommen. Das macht es auch viel schwieriger, das was ich erreicht habe, zu halten, was gewissermaßen auch eine Bürde bedeutet. Aber ich habe mich nun mal für den Rap entschieden, was anderes will ich nicht machen. Ob und wie lange ich davon leben kann? Das wird sich zeigen. Manche Rapper schaffen es, viele schaffen es nicht. Je nach Ziel und der Fähigkeit, seinen Status als Rapper in der HipHop-Welt zu platzieren.

Wie hat sich die tunesische Musikszene durch die Revolution verändert?
Vor allem für den Rap hat sich viel geändert. Zuvor war es verboten Konzerte zu veranstalten und CDs zu verkaufen, die nicht zuvor die Zensur durchlaufen haben.
Nun hat das Kulturministerium die Rapmusik sogar offiziell als Kunstrichtung anerkannt. Die Musik wird viel im Fernsehen gespielt und was im Fernsehen läuft verkauft sich auch am Markt besser. Die Revolution hat dem HipHop einen Platz in der tunesischen Gesellschaft gebracht.

Viele junge Männer deiner Generation streben nach Europa. Hast du je darüber nachgedacht, Tunesien Richtung Norden zu verlassen?
Darüber habe ich oft nachgedacht. Warum? Wegen der Unterdrückung in einem Lande, das einem nicht einmal ein Minimum an Möglichkeiten bot um in Würde zu leben. Keine Redefreiheit, Gefängnis, Repression – bei dem Wunsch das Land zu verlassen ging es nicht um mehr Geld sondern um mehr Freiheit.

Hast du eine Botschaft an diejenigen, die Tunesien verlassen haben oder die vielleicht darüber nachdenken?
Vieles ist derzeit in einem Umwandlungsprozess. Wir jungen Menschen müssen uns selbst und unserem Land eine Chance geben. Aus uns kann noch viel werden und gottseidank gibt es in Tunesien eine Menge junge Leute. Wenn jemand sich aber dafür entscheidet auszuwandern, so muss man das auch akzeptieren, denn letztendlich entscheidet jeder Mensch für sich selbst.

Hast du dich entschieden, in am 23. Oktober zur Wahl zu gehen?
Nein, ich gehe nicht zur Wahl.
Ich habe kein Vertrauen in die politischen Parteien. Wie kann ich zur Wahl gehen, wenn ich kein Vertrauen in die Politiker habe. Wie kann ich eine Partei wählen, an die ich nicht glaube?
Ich sehe mich selbst als Kritiker der politischen Szene und nicht als Wähler.

Was würdest du dir von einem Politiker wünschen, damit du ihn wählst?
Dass er dem Lande dient wie ein Mann!

El Général’s Album „La Voix Du Peuple“  (Die Stimme des Volkes) erscheint 2012. Er rappt darauf über tunesische, Nahost- und Weltpolitik, die Freimaurer  sowie über Gott und den Lauf der Welt.

 Apropos Freimaurer: Die Verschwörungstheorie, dass diese Geheimvereinigung – gemeinsam mit den USA und Israel –  die Weltherrschaft anstrebt, ist in der arabischen Welt relativ verbreitet. El Général rappt auch darüber, was man aber nicht mit Antisemitismus alter deutscher Schule verwechseln darf. Ebenso unpassend ist es, El Général als „Islamisten“ hinzustellen, wenn er über Religion rappt. Der 23-jährige ist nun mal kein linker intellektueller Friedensaktivist, der Musik für den Westen macht, sondern ein wütender Pseudogangster, den man sehr wohl hinterfragen, gleichzeitig auch als beispielgebend verstehen muss.

Mehr dazu bald in der Sendung Frau Nowaks Transorientalischer Musikexpress zur Tunesischen Wahl: Die Revolution und ihre Kinder.

Seid gespannt!