Ankündigung: Wobblies in Salzburg gesichtet!

Sendetermin: Dienstag, 7. Juni 2022 um 20 Uhr auf der Radiofabrik Salzburg

Aus verlässlichen Quellen wurden Wobbly-Sichtungen gemeldet. Auch wenn sich niemand sicher ist, gewisse Eigenschaften werden Wobblies nachgesagt: Gewerkschaftliches Engagement, antikapitalistische Gesinnung und eine hierarchiefreie Organisation. Vertreter*innen der Industriellenvereinigung und der Wirtschaftskammer schlagen bereits Alarm und warnen vor einer Verbreitung der Wobblies, die in Expert*innenkreisen auch als Mitglieder der Industrial Workers of the World (IWW) bezeichnet werden.

IWW

Engelsgeflüster hat keine Mühen gescheut und zwei dieser interessanten Exemplare aufgespürt. Mit ihnen wollen wir gemeinsam klären was diese IWW nun genau sind, warum es sie braucht und warum gerade DU Mitglied werden solltest. Musik wird von den Gästen mitgebracht, von einer Verbesserung der Qualität ist also auszugehen.

Das wohltemperierte Klavier und seine Wirkungen

Vor 300 Jahren beendete Johann Sebastian Bach den ersten Band seines Klavierzyklus des Wohltemperierten Klaviers. Viele Komponist*innen wurden seither durch dieses Werk inspiriert. In Tuning Up wollen wir diesen Wirkungen nachforschen und einiges davon zu Gehör bringen. Mit Musik von Schostakowitsch, Hans Gal, Zaderatsky oder Chopin.

Nachzuhören unter: https://cba.fro.at/559848

Weltweiter Handel: Das Gegenteil von Krieg?

In der letzten Folge Engelsgeflüster – passend zum 1. Mai – zum Thema Arbeit, wurde kurz über das Thema wirtschaftlicher Konkurrenz zwischen den Staaten gesprochen. Es wurde auch die These aufgestellt, dass genau dieser – oft als friedlich bezeichnete – Handel der Grund für internationale Konflikte darstellt. Um diese These mit Argumenten zu untermauern, wollen wir hier auf den Text Weltmarkt und Weltmacht: Von der globalisierten Zivilgesellschaft und ihrer antiterroristischen Kriegskultur verweisen.

[…] Dass die Großmächte heute für nichts Geringeres als den Weltfrieden verantwortlich sein wollen, keinen bewaffneten Konflikt unbeaufsichtigt lassen, überall eingreifen können und sich das nach eigenem Ermessen auch vorbehalten, das hat [..] „damit zu tun“, dass sie einen wirklich weltumspannenden Kapitalismus zustande gebracht haben und in ihrem ökonomischen Bestand von dem Nutzen abhängen, den sie aus dieser kapitalistisch erschlossenen Welt herauswirtschaften. Eine so existenzielle Abhängigkeit schließt für die großen Nutznießer die Notwendigkeit ein und ist für deren Regierungen gleichbedeutend mit dem Gebot sicherzustellen, dass die politischen Machthaber in aller Welt die Beteiligung am globalen Geschäftsleben als sachliche Grundlage, wesentlichen Inhalt und verbindlichen Leitfaden ihrer Herrschaft anerkennen, und dafür zu sorgen, dass keiner aus der Reihe tanzt. […]

Ein Sackerl Gemischtes

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 29. Mai – Es gibt sehr viele sehr verschiedene Menschen auf der Welt. Und die haben oft sehr unterschiedliche Gefühlslagen und Bedürfnisse, zudem auch sehr unterschiedliche Möglichkeiten, ihr Leben auf dieser Welt zu gestalten. Ein Sackerl Gemischtes wie diese Sendung, die sich den schönen Seiten des Lebens widmet – inmitten all der Vergeblichkeit ringsumher. Für einige sind bereits Nachrichten eine Bedrohung, Werbejingles ein Luftangriff und tägliche Einkäufe eine Flucht mitten durch Feindesland. Ein Brief vom Finanzamt kann da schon den Weltuntergang bedeuten. “Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heut noch – einen Freund umarmen.” Apfelbäumchen geht sich für mich nicht mehr aus. Umarmungen sind zur Zeit sowieso die stabilere Währung.

Ein Sackerl GemischtesImmer mehr Menschen auf der ganzen Welt haben Depressionen und das wundert mich jetzt nicht allzu sehr (auch wenn die genauen Ursachen noch weithin unerforscht sind), denn das geistige Klima des uns umrasenden Leistungsterrors kann für niemanden gesund sein. In Österreich ist eine Partei an der Macht, deren Politikdarsteller von den Wünschen “der Wirtschaft” daher raunzen, die funktionstüchtig abgerichtetes Menschenmaterial (ohne Sinn und Verstand) verlangt. Die Arbeitgeberverbände befürworten Benimmunterricht. Doch auch der Mensch besteht aus Natur – und ist genau wie diese ein endlicher Rohstoff. Wir leben alle in einem fragilen Gleichgewicht, das durch “die Wirtschaft” längst aus demselben gekippt ist. Die ganze Welt ist außer sich. Wie sollten wir da “bei uns” bleiben? “Das Volk” (wer auch immer das jeweils ist) hat sich irrlichternde Durchschwurbler als “Regierung” gewählt. Jetzt schauts mehrheitlich dumm drein.

Aber Obst ist gesund, otto holt obst heißt es, ich erinnere mich: In den 70er Jahren besuchte ich eine fundamental deprimierende Erziehungsanstalt, in der Nazis und Katholiken als Lehrer ihre Bernhard’schen Urzuständ an uns auslebten. Einer der raren Lichtblicke war eine wohlwollende Obstfrau (die Tante eines Mitschülers) am benachbarten Grünmarkt. Zu ihr gingen wir in der großen Pause obst zu schlingen aus dem legendären “Sackerl Gemischtes um 5 Schilling”. Liebevoll wie ein Sack Äpfel beglückte sie uns jedes Mal mit ihren schönsten Öbstern. Fruchtgeschmack!

Depressionen? Umarmungen? Ein Sackerl Gemischtes in finsterer Zeit? Torsten Sträter und Kurt Krömer haben dazu ein paar Anregungen aus der grauen Praxis.

Shalom, ihr Volkskoffer!

 

Battle&Hum#118

Samstag 21.05.2022 (Stairway zum Nachhören)

Traditionelle Arbeiterliedsendung im Mai, wir halten die rote Fahne trotzki hoch!

the playlist:

MC Randy Andy’s Arbeiterstaat:

  • 3. Bruce Springsteen (darkness on the edge of town) – factory

 

DJ Ridi Mama’s arme Fraktion:

  • 1. Sido feat. Helge Schneider (single) – arbeit
  • 2. John Lennon (plastic ono band) – working class hero
  • 3. Ostbahn Kurti & Die Chefpartie (liagn&lochn) – arbeit
  • 4. Hannes Wader (singt arbeiterlieder) – einheitsfrontlied

 

“ Seid’s vuasichtig und losst’s eich nix gfoin!” (Ostbahn Kurti aka Willi Resetarits)

 

 

 

Alles in allem ein Arschloch

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 22. MaiWut ist gut und Scheiße schrein im Quetschkontext der Beherrschkultur: Jede Regierung in Form von Herrschen und Beherrschtwerden ist fortwährende Grenzverletzung. Arschloch! Wir untersuchen seine Funktion und Bedeutung für das menschliche Dasein vom Stoffwechsel über den Lustgewinn bis zur Wienerischen Mund(un)art. Sind wir im Oasch daham oder geht uns das alles am Oasch vorbei? “Schleich di, du Oaschloch!” hätte man sagen sollen, und das schon viel früher, viel öfter. Arschloch – jeder hat eins, nur niemand will eins sein. Heißt es. Doch warum sind dann so viele genau das – und verhalten sich so, dass man meint, es habe einem jemand “auf den Kopf geschissen”? Für was soll der ganze Scheißhaufen gut sein? Und wie nicht zum Arschloch werden heutigentags?

Alles in allem ein ArschlochWut ist gut, wenn sie als Emotion anerkanntund dort ausgedrückt werden kann, wo sie entsteht. Das jedenfalls zeigt uns die Autorin und Gerichtsgutachterin Heidi Kastner in einigen Interviews und Büchern. Ein großartiges Beispiel solcherart gelungenen Wutausdrucks ist die Szene aus Franz Antels Film “Der Bockerer”, in der sich der grantige Fleischhauer dem Verursacher all seiner Wut gegenüber in diese für seinen Berufsstand unüberbietbare Kulmination hineinsteigert: Adolf Hitler, der ihm im Fieber erscheint, wird von ihm ultimativ mit “Du Vegetarier!” abqualifiziert. Nun werden – und das völlig zu Recht – die Pflanzenfresser unter den Mitlebewesen einwenden, dass “Vegetarier” doch keineswegs als Schimpfwort aufgefasst werden kann, wie zum Vergleich etwa “Arschloch”. Hierbei wird allerdings deutlich, dass einzelne Ausdrücke immer nur in ihrem Kontext (ihrem szenischen Zusammenhang) verstanden werden können. Sie aus demselben herauszulösen und für sich allein stehend zu be- oder gar verurteilen zeugt von mangelnder Intelligenz. Erst recht dann, wenn sie als diese vielgepriesene “künstliche Intelligenz” daherkommt, die in den “Hidden Layers” der Algorithmen irgendwem seine “Gemeinschaftsstandards” schützen soll in der tumben Tradition der bigotten Dirty-Words-Listen. Der Metastasenstaat feiert fröhliche Prohibition.

Moment, ich erhalte gerade eine Anweisung von oben. Wobei – “von oben herab” mag ich eigentlich nicht behandelt werden. “Can’t hear you – Mouthful of Shit“ Und lehrt uns die Herrschaftskritik nicht auch, dass in jeder Hierarchie immer das größte Arschloch ganz oben sitzt? Quasi das Oberarschloch. Quasi im eigenen Gehirn? Wer kann uns bloß mit dem postmodernen Arschloch in uns selbst versöhnen?

Ich vergebe mich mir.