East meets West beim Waves Vienna

Beim Waves Festival in Wien traf sich die europäische Musikbranche, um über die Zukunfts des europäischen Musikmarktes zu diskutieren. East meets West war das Thema der parallel zum Clubfestival stattfindenden Konferenz. Die schöne Frau Nowak war dabei und hat die Inhalte der verschiedenen Panels für Euch zusammengefasst. Ein kleiner Blick hinter die Kulissen des Showgeschäfts……click here

 

Welcome To The Madhouse – FNTOME is back!

Frau Nowaks Transorientalischer Musikexpress am 08.07.2011 um 14:00 auf http://www.tidenet.de/

Und am Sonntag, 2011 um 22:00 auf ByteFM

Welcome to the Madhouse

Ein Haufen deutscher Technoproduzenten fährt nach Kenia um dort mit afrikanischen Musikern und MCs unter einem Dach Musik zu machen. Klingt verrückt? War es auch.
„Das Madhouse hieß Madhouse weil da so viel Trubel war, Tag und Nacht Musiker ein und aus gegangen sind und immer was los war“, sagt Andi Teichmann über das Haus in Nairobi, in dem einen Monat lang intensiv an der Verschmelzung der Clubkulturen Deutschlands und Kenias gearbeitet wurde.
„BLNRB – Welcome to the Madhouse“ heisst das Ergebnis und ist auf Outhere Records erschienen.

Dieses Album ist aktueller Anlass, die Arbeit von Outhere Records mal näher zu betrachten.
Seit 2004 veröffentlich das Label globale Musikströmungen wie HipHop, Dancehall, Dub, RnB oder House aus Afrika.

Selina Nowak hat mit Labelgründer Jay Rutledge über Afrika, alte und neue Weltmusik, Clubkultur und die Realität gesprochen.
Und: Technoproduzent Andi Teichmann erzählt von seiner Zeit in Kenia.

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Björk vs Omar Souleyman

Björk hat ein neues Projekt am Start. Mit Omar Souleyman, einem Dabke-Sänger aus der nordöstlichen syrischen Provinz Hasake. Wer aber ist dieser merkwürdige Musiker mit Beduinentuch und Sonnenbrille und wie wurde er unter eingeschworenen Fans im Westen zur Kultfigur? Frau Nowak hat mit dem Mann gesprochen, der Omar Souleyman für den Westen entdeckt hat: Mark Gergis, Omar’s Tourmanager, Musiker und Mitbegründer des US-Labels Sublime Frequencies.  Mehr erfahrt ihr hier…

 

 

Das Leben im syrischen Überwachungsstaat Teil 4: Die Sicherheit des Besuchers

Syrien 2009

Und was merkt man als Ausländer in Syrien vom Überwachungsstaat?
Syrien gilt gerade wegen der gut organisierten Geheimpolizei als sicheres Land. Wobei ich mich doch manchmal belästigt fühlte, wenn ich den Herren vom Dienst an weniger touristischen Orten erklären und rechtfertigen musst, was ich dort wolle.
Vor allem je näher man Richtung Osten, Richtung irakischer Grenze, reist, desto nervöser werden die Behörden. Als Ausländer muss man sich bei der Ankunft am Busbahnhof umgehend bei der dortigen Polizei an- und bei der Abreise wieder abmelden. Es kann auch passieren, auf offener Straße nach dem Ausweis gefragt zu werden. Zu viel Kontakt mit Einheimischen wird mit Argwohn betrachtet, was ein Bekannter von mir zu spüren bekam, als er zum örtlichen Polizeichef zitiert wurde, nachdem er mich in sein Haus eingeladen hatte. Natürlich steht hierbei die Sorge um die Sicherheit des Besuchers im Vordergrund! Mit Vorliebe wird dann auf eine Kanadierin hingewiesen, die vor einiger Zeit in Syrien verschollen ging und bis heute nicht mehr auftauchte.

Auch in den größeren Städten wird man als Ausländer überwacht. Die Hotels müssen Meldung machen, wer gerade dort wohnt und wer an Ausländer Zimmer vermietet, muss deren Identität mit Passkopien bei diversen Stellen melden.

Der Gedanke, auf Schritt und Tritt überwacht zu werden ist äußerst unangenehm und schnell nimmt man ein bisschen die syrische leicht paranoide Verhaltensweise an. Nur nicht zu viel darüber nachdenken und bloß nicht auffallen.
Als Ausländer kann man aber wieder ausreisen, die Syrer müssen mit und in ihrem System leben.
Sie nehmens aber mit Humor und sind stolz darauf, ein ausgesprochen gastfreundliches, offenherziges und kommunikatives Volk zu sein.

Das Leben im syrischen Überwachungsstaat Teil 3: Der Kunst ihre Freiheit?

Syrien 2009
Bietet nicht wenigstens die Kunst den Syrern eine Nische für Kritik und Unangepasstheit
Diese Frage kann ich nur mit einem Gähnen beantworten und einer Anekdote von der Abschlussprüfung der Malereiklasse der Kunstuniversität Damaskus. Die Absolventen mussten bei einer öffentlichen Begehung ihre Arbeiten präsentieren. Der Großteil der Werke war fades, angepasstes Zeug, Stadtansichten bespielsweise, die vielleicht ein schönes Souvenier für Touristen wären oder abstrakte Malerei ohne persönliche Handschrift. Zwei Künstler stachen aber hervor. Sie malten mit technischem Können eindringliche Bilder, bei denen man das Gefühl hatte, da habe jemand wirklich sein Herzblut investiert und seine Seele nach außen gekehrt – und das ganz ohne ins Kitschige zu kippen. Ich erwartete dementsprechend gute Noten seitens der Professoren. Doch die jungen Künstler wurden wahrlich auseinandergenommen und erhielten den schlechtesten Abschluss des ganzen Jahrgangs. Ebenfalls hervorstachen die Arbeiten einer jungen Dame. Abstrakt zwar, aber mit unglaublich tollen Formen und Farben. Es stellte sich jedoch als höchst unwahrscheinich heraus, dass diese Studentin ihre Abschlusswerke selbst gemalt hatte. Denn während ihrer ganzen Studienzeit hatte sie nichts vergleichbares produziert. Die reichen Eltern hatten also jemanden bezahlt, für ihr Töchterchen die Abschlussarbeiten zu malen. Doch wie konnte man das beweisen? Wo doch vermutlich eine nicht geringe zusätzliche Geldspende für die Universität zu erwarten war? So nahm die junge Frau mit perfekt manikürten Fingernägeln ihr Malereidiplom entgegen ohne je einen Pinsel in der Hand gehabt zu haben.

Und wie stehts mit der Musik?
Wie für die meisten arabischen Länder gilt auch in Syrien: Der Retorten-Mainstream dominiert den Musikmarkt. Rockmusik ist eher noch eine Sache der jungen gebildeten westlich orientierten Mittelschicht, elektronische Musik ist so gut wie nicht existent.
Unter dem „Alten“ (Hafez) war sämtliche Rockmusik verboten und man musste diese auf unbeschrifteten Kassetten teuer aus dem Libanon ins Land schmuggeln. Heute stehen nur noch einige wenige Bands auf der Liste der staatszersetzenden und somit verbotenen Elemente.
Trotzdem ist es ratsam, als Liebhaber harter Gitarrenmusik auf sein Äußeres zu achten. So sind lange Haare und schwarze Kleidung unerwünscht und es kann dem Träger schon passieren, von einem netten Herrn der Polizei nahegelegt zu bekommen, diese abzulegen. Hierzu eine kuriose Geschichte, die davon zeugt, wie sehr die Beamten der syrischen Geheimpolizei etwas von Jugendkultur verstehen: Die Mitglieder einer Heavy-Metalband wurden allesamt verhaftet und im Verhör dazu gedrängt ein vorgefasstes Geständnis zu unterschreiben, in welchem sie sich selbst satanistischer Praktiken bezichtigen würden. Darin beinhaltet waren nächtliche schwarze Messen, Grab- und Jungfernschändung, Tieropfer und das Trinken von menschlichem Blut. Ein Mitglied der Band wurde dazu angehalten, eine Vorführung der magischen Rituale abzuhalten, was er nach tagelangem Druck dann auch tat. Die erzwungene Spontaneität ließ ihn hierbei unglaublich erfindungsreich werden in der Konstruktion magischer Kreidekreise und Symbole. Als alle schließlich doch das Geständnis unterschrieben, konnten sie ohne weitere Behelligungen gehen, abgesehen von der Untersagung ihrer musikalischen Aktivitäten.
Rockmusik spielt eine zu geringe Rolle in Syrien, als dass sich das Regime darum wirklich kümmern müsste.

Das Leben im syrischen Überwachungsstaat Teil 2: Nur nicht auffällig hinsehen!

Syrien 2009
Was ist im Alltag eines „normalen Bürgers“ zu spüren von der Existenz der Geheimdienste?

Jahrzehnte der Überwachung haben sicherlich Spuren in der syrischen Psyche hinterlassen. Je nachdem liegt der persönliche Geisteszustand zwischen paranoider Angst und lethargischer Gelassenheit. Ausserdem lieben die Syrer Verschwörungstheorien. Die Führungselite gibt dafür Stoff genug. Nach Basil al-Asads Unfalltod beipielsweise gab es, trotz offiziellem Statement, viele Spekulationen, wer ihn getötet habe, vom israelischen und amerikanischen bis zum syrischen Geheimdienst und zur Assadfamilie selbst. Vor allem Rifaat al-Asad wird gern als Drahtzieher des Mordes genannt. Der Bruder von Hafez, der selber gerne Präsident geworden wäre, musste nach einem Putschversuch 1983 ins Exil und gibt sich dort, jetzt reicher Geschäftsmann, als Regimekritiker. Immer wieder hört man von Rivalitäten, Schießereien und mysteriösen Selbstmorden innerhalb der Führungselite, über die das Volk mit einer Mischung aus Sensationslust und der Vorliebe für Gerüchte, wird über alles und jeden geklatscht, getratscht und Intrigen gesponnen.
Weniger harmlos sind die zu jeder Tages und Nachtzeit hinter allen Ecken herumschleichenden Geheimpolizisten, in zivil gekleidet sind, mit geübtem Auge jedoch leicht am einheitlichen Schnurrbart und den Schuhen erkennbar. Sogar am Hausberg von Damaskus, dem Qasyun, begegnet man diesen Herren – als Müllsammler getarnt Sorge tragend, dass die Leute sich nicht an die falschen Stellen setzen, über die falschen Themen reden oder die Dinge beobachtet, die einen nichts angehen.

In der Nähe der Präsidentenvilla oder ähnlich delikaten Objekten stehen dezent in schwarze Anzüge gekleidete unauffällige Männer. Als Passant sollte man nicht zu viel Interesse für die Gebäude der Mächtigen zeigen. Ein Syrischer Freund merkte einmal an, dass wir nun am Haus des Präsidenten vorbeifahren würden. Nichtsahnend zeigte ich mit dem Finger und fragte „meint du dieses Gebäude da?“ Er zuckte zusammen und schrie mich an: „Bist du wahnsinnig? Nur nicht auffällig hinsehen, sonst schnappen sie uns!“

Ähnliche Reaktionen löst es aus, auf offener Straße das Wort Israel oder den Namen mancher Staatsführer zu laut auszusprechen. Misstrauische Blicke und ein ängstliches „Pssst“ des Gesprächspartners lassen spüren, dass Politik nur im privaten Rahmen erlaubt ist.

Doch auch dieser private Raum wird zensuriert. Diverse Internetseiten, z.B. von vielen ausländischen Zeitungen, unterliegen einer staatlichen Sperre. Nach welchen Kriterien die zu sperrenden Webseiten ausgewählt werden bleibt allerdings ein Rätsel. So ist Beispielsweise Facebook gesperrt, auf die Seite von Amnesty International und der anderer Menschenrechtsorganisationen kann man hingegen ganz frei zugreifen.
Und der Grund, warum youtube gesperrt sein soll, ist amüsant: Dort kursiert ein Video, auf dem zu sehen ist, wie ein Windstoß den Rock der Präsidentengattin lüftet.
In den meisten Internetcafes kann man aber sowieso auf alle Webseiten zugreifen, da diese die Sperre mit speziellen Programmen umgehen. (Stand 2009)

Vorsichtig hingegen sind die Syrer bei e-Mail Kontakt. Hier wird nur Belangloses geschrieben, wie Kettenbriefe oder lustige Geschichten.
Wer im Netz unvorsichtig ist, riskiert Gefängnis. So wurde auch mein guter Freund xxx aufgrund seiner kritischen Beiträge in seinem Webblog ins Gefängnis gesteckt. Dort saß er mit Mitgliedern von Al-Quaida in einer Zelle. Aber das ist eine andere Geschichte…

Das Leben im syrischen Überwachungsstaat Teil 1: Die Dreifaltigkeit

Syrien 2009.

Von der Wand blickt die Dreifaltigkeit auf die Untertanen herab. Der Vater ist Hafez al-Asad, Präsident Syriens von 1971 bis zu seinem Tod 2000. Der Sohn ist Bashar al-Asad, Nachfolger „des Alten“, der heilige Geist sein älterer Bruder Basil, der 1994 bei einem Autounfall ums Leben kam. Dass so ein Ende nicht ohne Mordgerüchte von statten gehen kann, versteht sich von selbst, wenn man bedenkt, dass eigentlich er dem Vater hätte nachfolgen sollen. Jahrelang wurde das Volk darauf propagandistisch vorbereitet, während der kleine Bruder in England Augenmedizin studierte. Nach dem Tod Basils wurde er eiligst zurückgeholt und zum Nachfolger aufgebaut. Im Jahr 2000 war es dann soweit, doch bis heute schmücken neben seinen Fotos die des Vaters und des Bruders die Wände Damaskus´.

Die syrische Dreifaltigkeit Basil - Bashar - Hafez

Soweit zur politische Ikonographie. Dahinter stehen eine ganze Reihe von Institutionen, Personen und Familien, auf denen das Regime aufbaut.

Hafez stützte seine Macht auf die Armee und die 4 Geheimdienste, die ihm direkt unterstanden. Mittels ihnen sorgte er für die Stabilität seiner Macht und des Landes, griff, wenn notwendig, extrem hart durch. So zum Beispiel als er 1982 Hama, damals ein Zentrum der Muslimbrüder, bombardieren ließ und dabei 20 – 30 000 Menschen ums Leben kamen.

Alle Bereiche, die die Sicherheitsbedürfnisse des Systems nicht direkt tangierten, wurden vernachlässigt. Bildungswesen, technischer Fortschritt, Bevölkerungsexplosion, Wirtschaft.

Als Bashar an die Macht kam, war die Hoffnung auf politische und wirtschaftliche Öffnung des Landes groß. Im sogenannten „Damaszener Frühling“ wurden viele politische Gefangene amnestiert, Diskussionen und Versammlungen oppositioneller Gruppen erlaubt. Im Zuge einer gut gemeinten Kampagne gegen die Korruption wurden einige Ex-Minister, Offiziere und Parteifunktionäre suspendiert oder verhaftet. Bauernopfer – denn die alte Garde um den verstorbenen Präsidenten wurde nicht wirklich angetastet. Und 2001, nach dem 11. September, war es schon wieder vorbei mit der politischen Freiheit. Eine Verhaftungswelle folgte. Was blieb, war eine gewisse wirtschaftliche Öffnung. Erstmals wurden ausländische und syrische Privatunternehmen erlaubt.

Das Land veränderte sich von einer Autokratie zu einer Oligarchie, kontrolliert von Militär und hohen Parteifunktionären, viele noch aus den alten Tagen des Vaters Hafez. Die Geheimdienste spielen nach wie vor eine wichtige Rolle. Sei es im Ausland, beispielsweise bei der Ermordung des libanesischen Politikers Rafik al-Hariri 2005, oder im Inland bei der Bespitzelung und Verhaftung unangenehmer Bürger.

Dass dabei nicht zimperlicher umgegangen wird als früher, zeigten die Geschehnisse 2004 in Qamishli, als es zu gewalttätigen Ausschreitungen zwischen arabischen und kurdischen Fußballfans kam, bei denen syrische Sicherheitskräfte gegen die Kurden exzessiv Gewalt anwendeten und Massenverhaftungen durchführten.

Nach wie vor sitzen hunderte politische Gefangene in Haft, es gibt zahlreiche Berichte über Folterungen und Misshandlungen.