Unbekannte Opfer

Im Laborbuch des KZ Neunegamme findet sich die Nummer 2329330. Am 24. Februar 1942 wurde die Person zur Urinuntersuchung eingetragen, mit dem Vermerk Russe statt eines Namens. Über das Genaue Schicksal des Häftlings können wir heute nur spekulieren. Die Nummer wurde ihm wohl als Kriegsgefangener zugeteilt. Da von der SS in diesem Zeitraum ca. 1000 Kriegsgefangene gesondert in einem nochmals umzäunten Teil innerhalb des KZ untergebracht wurden. Die SS lies die sowjetischen Kriegsgefangenen in Neuengamme noch schlechter Versorgen als den Rest des Lagers. Viele verhungerten einfach. Im laufe des Jahres 1942 wurden zwei Tötungsaktionen mit Zyklon B durchgeführt bei denen insgesamt 448 Kriegsgefangene ermordet wurden. Im Juni wurden die letzten überlebenden, 348 Kriegsgefangenen in das KZ Sachsenhausen überführt.

Hörstolperstein „Unbekannte Opfer“

Oft wissen wir über die Hintergründe von Opfern des NS heute über 70 Jahre danach nicht mehr viel. Stellvertretend für die vielen Opfer haben wir hier die Nummer 2329330 herausgegriffen. Im Rahmen von Recherchen tauchen immer wieder unbekannte Personen auf. Wir kennen keine Namen, keine Geburts- oder Wohnorte.

Waren sie Jüdinnen? Wurden sie verfolgt, da sie eine politische Gegnerin und im Widerstand aktiv war? Oder Wurde sie als Zwangsarbeiterinnen verschleppt. unbekannte opfer

 

Zitronen

Jørgen Haagen Schmith war der bürgerliche Name von Zitronen. 1910 geboren, war er zunächst bei einem Theaer beschäfigt, ehe er sich ab 1942 in einer Fabrik von Citroen verdingte.

Ab 1943 soll er mit Personen von Holger Danske in Kontakt gekommen sein und seine ersten Sabotageaktion bei Citroën durchgeführt haben. Dabei seien 7 Fahrzeuge für die Deutschen zerstört worden.

Mehr dazu im Stolperstein zum Dänischen Widerstand.

T4 – Der Fall Irma Sperling

   In der Familie Sperling wurde oft musiziert und gesungen. Auch Irma , das siebte von 12 Kindern der Arbeiterfamilie, war von der Musik sehr angetan. Sie saß als kleines Kind oft abends am Bett und klatschte im Takt mit. Doch Irma verbringt nur drei Jahre im Kreis der Familie. Ihre Mutter ist krank und Ihr Vater verliert als Mitglied der Arbeiterbewegung seine Anstellung bei der AOK. Irma die bisher in eine Tageskrippe besuchte wird in die „Alsterdorfer Anstalten“ verlegt Im August 1933 wird bei ihr „Schwachsinn“ diagnostiziert.

Hörstolperstein Irma Sperling

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Seit 1993 wieder Deutscher Meister im Halbschwergewicht, Johan Ruckeli Trollman

Im Altwarmbüchener Moor gibt es eine Gedenkstätte für Sinti, die im Nationalsozialismus ermordet wurden.  Der Nachname Trollmann ist dort sechs Mal aufgeführt. Friederike und Wilhelm Trollmann hatten insgesamt neun Kinder. Eines von ihnen, Johann, hat es als Boxer zu großer Popularität gebracht. Er hatte fünf ältere und drei jüngere Geschwister.

Johann Trollmann als Norddeutscher Meister der Amateure beim Verein „Herus“/Hannover, 1928
by Hans Firzlaff, Source: www.sintiundroma.de

Johann Trollmann wird am 27.12.1907 in Wilsche bei Gifhorn geboren. Die Familie zieht später nach Hannover. Im Alter von 21 Jahren bestreitet er seinen ersten Profiboxkampf in Berlin. Der Kampf findet am 18.10.1929 statt. Trainiert wird er von dem jüdischen Boxer Erich Seelig. Trollmanns Boxstiel zeichnet sich durch Technik, Beweglichkeit und Schnelligkeit aus. Später wird sein Stil mit dem des US-amerikanischen Boxers Muhammed Ali verglichen werden. Sein großes Talent führt ihn an die Spitze des deutschen Boxsportes und gipfelt in einem Titelgewinn. Trollmann gewinnt am 9.Juni 1933 den Titel „Deutscher Meister im Halbschwergewicht“ gegen Adolf Witt. Allerdings ist der deutsche Boxverband zu diesem Zeitpunkt schon in nationalsozialistischem Braun gefärbt. Zunächst wird der Kampf als „nicht gewertet“ verbucht, da ein erfolgreicher Sinti-Boxer nicht in das NS-Bild einer so genannten „arischen Herrenrasse“ passt. Das Publikum aber hat an dem Kampfstil Trollmanns Gefallen gefunden und ist so begeistert, dass ein lautstarker Protest die Kampfrichter dazu zwingt Trollmann den Titel doch zu verleihen. Leider hält dieses Glück nur acht Tage an. Der Boxverband legt ihm „armseliges Verhalten“ zur Last und erkennt ihm unter diesem fadenscheinigen Vorwand den eben erst gewonnen Titel ab.

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Walter Bacher – Talmud-Tora-Schule

Das Grindelviertel entwickelte sich mit dem Anwachsen Hamburgs im 19. Jahrhundert zu einem Zentrum jüdischen Lebens, 1933 lebten dort ca. 25 000 Angehörige jüdischer Gemeinden. Ausdruck hierfür war unter anderem der Bau mehrerer neuer Synagogen, am bekanntesten waren die Neue-Dammtor-Synagoge (1895) und die Bornplatzsynagoge (1906). Daneben entstanden Einrichtungen wie das Deutsch-Israelitische Waiseninstitut am Papendamm und die Talmud-Tora-Schule am Grindelhof. Die meisten Synagogen und Gemeindeeinrichtungen wurden während der Reichspogromnacht im Jahr 1938 zerstört. Die Deportationen nach Osteuropa in die Vernichtungslager begannen 1941/42 von der Moorweide im Grindelviertel, heute bekannt unter dem Namen „Platz der Jüdischen Deportierten“.

Die Talmud-Tora-Schule wurde 1805 gegründet. In den folgenden Jahren stieg die Anzahl der Schülerinnen, so dass ein neues Gebäude von Nöten war, welches 1911 eingeweiht wurde. Am 30. Juni 1942 wurde die Schule geschlossen, von 28 Lehrern überlebten drei die Shoah.

Heute erinnern an diesem Ort 18 Stolpersteine an die ermordeten Lehrer_innen und Angestellten und ein weiterer Stolperstein an die mehr als 300 ermordeten Schülerinnen und Schüler aller jüdischen Schulen in Hamburg.

Hörstolperstein Talmud-Tora Schule

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Naziangriff auf Stolpersteine in Greifswald (!?)

9. November 2012, Greifswald, 74 Jahre nach der „Reichskristallnacht“, Naziüberfall auf Gedenkkultur.

Pünktlich zur Jährung des Beginns der deutschen Judenverfolgung im „Dritten Reich“ wurden in Greifswald alle (!) 11 verlegten Stolpersteine gewaltsam aus dem Boden gerissen und entwendet. Dies ist als klarer Angriff auf das Gedenken an alle Opfer des Nationalsozialismus zu werten. Denkt man an die bekannten personellen deutschen Kontionuitäten nach der Befreiung Deutschlands, das ideologische Überleben des Nationalsozialismus unter anderem in Form von kollektiv begangenen Progromen in den 1990er Jahren, sowie einer mordenden Terrorvereinigung namens „NSU“ erscheint dies klar und deutlich als ein weiterer (neo-)nazistischer Umtrieb. Beachtet man ferner die fehlerhafte Aufarbeitung dieser Problematiken in Behörden, wie auch in der Zivilgesellschaft, erzeugt die Äußerung der Polizei, man könne eine politische Tatmotivation nicht ausschließen, mal wieder ein Gefühl von Scham und Beklemmung. Noch immer werden die vergangenen wie aktuellen Vorgänge nicht klar beim Namen genannt. An dieser Stelle ist es angezeigt von anderer Stelle aus auf diesen feigen und hinterhältigen Angriff aufmerksam zu machen. Die Opfer werden, in Anlehnung an eine Formulierung Adornos, noch um das einzige Betrogen, dass unser Gedenken ihnen geben kann: die Erinnerung.

Info­por­tal für an­ti­fa­schis­ti­sche Kul­tur und Po­li­tik aus Meck­len­burg-Vor­pom­mern

Darum Hörstolpersteine

Hörstolpersteine warum eigentlich. In dieser einstündigen Sendung versuchen die Sendenen des FSKs Ihre Herangehensweise an das Projekt zu reflektieren. Neben einer Einführung in das Projekt geht es um die persönlichen Beweggründe an diesem Projekt zu partizipieren sowie, warum die Hörenden stolpern sollten und was am stolpern so schwer ist.

 

http://hoerstolpersteine.net/downloads/Hamburg_2_Warum_dieses_Projekt.mp3

 

Wehrmachtsdeserteure

Heute liegen 4240 Stolpersteine in Hamburg. Sie gehören in einigen Gegenden zum selbstverständlichen Bild der Stadt. Als im Juli 2009 in Hamburg Wandsbek ein Stolperstein für Kurt Oldenburg verlegt wurde, war dies dennoch etwas besonderes. Denn es war der erste Stolperstein, der in Hamburg für einen Wehrmachtdeserteur verlegt wurde.

Die der einstündigen Sendung werden die Geschichten von drei (ganz unterschiedlichen) Wehrmachtsdeserteuren erzählt. Es sind die Geschichten von Kurt Oldenburg, Friedrich Wunderlich (Name geändert) und Peter Petersen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Peter Petersen für das Interview, das er uns gegeben hat. Sowie bei René Senenko und der Schauspielgruppe „Antikriegsambulanz“ aus Hamburg deren Hörspiel „Kriegsgericht“ in Auszügen in der Sendung zu hören sein wird.

 http://hoerstolpersteine.net/downloads/Hamburg_1_Deserteure_59_11.mp3

Hörstolperstein Chinesenviertel Hamburg


Chong Tin Lam gründete 1926 in der Heinestraße, heute Hamburger Berg heißend, die Gaststätte „Hong- Kong- Bar“ und betrieb diese bis zu seinem Tode im Jahre 1983. Noch heute ist sie ein letztes Relikt aus der damaligen Zeit des Chinesenviertels

Hamburg- St. Pauli. Eine weltberühmte Ausgehmeile aber auch seit langem Wohnort von Menschen unterschiedlichster Herkunft und Sozialisation. Hierzu gehört auch die Schmuckstrasse, eine kleine auf den ersten Blick unscheinbare und unbedeutende Straße. Ein Ort, welcher sich während der Naziherrschaft stark ändern sollte und heute nicht mehr an das damalige „Chinesenviertel“ und deren Bewohner_innen erinnert.

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