Literarische Stunde 11: Von Brave Ulysses bis zu Poesie unterm Regenbogen

„Tales of Brave Ulysses“ von Cream, erschienen im Mai 1967 auf der B-Seite der Single „Strange Brew“. Im November desselben Jahres erschien der Song dann auf Creams zweitem Album, „Disraeli Gears“. Komponiert wurde der Song übrigens von Eric Clapton, ein Mann, von dem man jetzt, fast 60 Jahre später, immer noch spricht. Unglaublich. 60 Jahre. Viel älter ist das Stück Literatur, auf das sich der Song bezieht, nämlich die Odyssee von Homer. Diese wurde nämlich um die Wende des 8. Zum 7. Jahrhundert vor Christus erstmal schriftlich festgehalten und hat somit schon knapp 3.000 Jahre auf dem Buckel.

Die Geschichte des Königs Odysseus ist ein in 24 Gesängen verfasster Epos und beschreibt die Heimfahrt nach dem zehn Jahre dauernden Trojanischen Krieg. Odysseus und seine Mitstreiter werden durch widrige Winde verschlagen, wie es heißt, und irren zehn Jahre lang umher. „Tales of Brave Ulysses“ beschreibt vor allem Odysseus Begegnungen mit mythischen Wesen auf dieser langen Irrfahrt.

Und für alle, die Cream nicht besonders gut kennen, spiele ich ein Stück, das fast jeder kennt, „I’m so glad“, erschienen 1966 auf dem Debutalbum „Fresh Cream“.

„I’m so glad“ ist übrigens eine Adaption des 1931 aufgenommenen Songs von Skip James. Es lohnt sich, dieses Original einmal anzuhören, den Link dazu gibt es in den Show Notes!

Ich hatte letztens ein sehr spannendes Gespräch mit einer jungen Autorin, die ihre erste Buchpräsentation vorbereitet hat und unglaublich nervös war. Auch in unserem Schreibclub ist das immer wieder Thema.

Gleich eines vorweg: Ich bin auch nervös. Ich hatte bisher zu jedem meiner Bücher einige Präsentation, bin dazu nach Wien, Hamburg und viele Städte dazwischen gereist und trotzdem: Kurz, bevor es losgeht, kommt das Adrenalin. Eines gleich vorweg: Das hat erstens jeder und zweitens ist das nicht schlimm, sondern gut!

Lampenfieber hilft uns, fokussiert zu bleiben!

Meine Tipps noch dazu, damit Deine Präsentation so richtig gut wird:

  • Wenn Du ein Mensch bist, der sich sicherer fühlt, wenn ein Mensch anwesend ist, den Du kennst, dann setze diesen Menschen in die dritte Reihe. Nicht in die erste, das verlockt nämlich, dann von der Bühne weg einfach in die erste Reihe zu starren. Wenn aber dieser Mensch mittendrin sitzt, aber so, dass Du ihn noch gut sehen kannst, dann schaue dorthin, wenn Du mit Deinem Vortrag beginnst. Wenn Du Dich nach und nach sicherer fühlst, lasse den Blick schweifen, damit sich alle Zuschauer/innen angesprochen fühlen.
  • Wenn Du ein Mensch bist, den es unsicher macht, wenn ein bekannter Mensch anwesend ist, dann setze die Bekannten in die erste Reihe und blicke zum Start in die Mitte der Zuschauerschaft. Wenn Dich Blickkontakt verunsichert, schaue auf einen Scheitel.
  • Vor der Präsentation unbedingt drei Minuten Rückzug, durchatmen. Konzentriere Dich auf die SACHE, nicht auf Deinen Zustand. Du willst Dein Buch präsentieren. Du willst, dass die Menschen Dein Buch mögen. Und Du willst, dass sie es kaufen.

Wenn Dich dieses Thema interessiert oder Du noch mehr Tipps möchtest, dann schreibe mir und ich beantworte Deine Fragen in der nächsten Sendung oder per Mail. Es gibt noch so viel zu sagen zu diesem Thema!

In der elften Literarischen Stunde darf ich wieder einen Gast live im Studio begrüßen: Silvia Gutenthaler ist Autorin und hat ihr erstes Buch veröffentlicht, und das erst vor Kurzem. Wir sprechen über Poesie, den Prozess des Buch machens und die Begeisterung, die einen erfasst, wenn das Buch im Werden ist.

Spannende Einblicke ins Autorinnenleben – und jede Menge Musik. Das ist die Literarische Stunde Volume 11.

 

Studiogast

Autorin Silvia Gutenthaler

Buchbestellungen und Kontaktaufnahme unter: silvia.gutenthaler@a1.net

 

Buchtipps

Dinner with the Schnabels

Jonathan Franzen: Crossroads

 

Musik

Cream – Tales of Brave Ulysses

Cream – I’m so glad

Jimi Hendrix – The Wind Cries Mary

Michael Jackson – Heal the world

John Lennon – Imagine

INXS – Never Tear Us Apart

Bad Company – Can’t Get Enough

 

Linktipps

“I’m so glad” im Original von Skip James: https://youtu.be/sSN65yx2gfE?si=czUnuopX6Jdis5_k

Veranstaltung „Zeitform“ in Laufen bei Oberndorf: https://www.zeitform.art/

Literarische Stunde 10: Vom besten Buch der Welt

Don Quixote von Gordon Lightfoot, musikalisch betrachtet mal ganz was anderes in der literarischen Stunde. Erschienen ist der Song 1972 auf dem gleichnamigen Studioalbum und der Bezug zu einem literarischen Werk liegt auf der Hand.

Don Quijote, der 1605 erschienene Roman von Miguel de Cervantes, gilt als das berühmteste Buch der spanischen Literatur und als eines der bedeutendsten Werke der Weltliteratur. 2002 wurde das Werk, organisiert vom Osloer Nobelinstitut, von hundert bekannten Schriftsteller*innen zum „besten Buch der Welt“ gekürt. Grund genug also, es einmal zu lesen!

Das Buch ist 1605 erschienen und wurde gleich nach der Erstveröffentlichung ein Verkaufsschlager. Kurz danach erschien ein zweiter Teil des Werkes, geschrieben von einem anderen Schriftsteller und nicht von Cervantes frei gegeben. Dreist in Sachen Urheberrecht war man also auch schon damals! Cervantes selbst brachte 1615 den zweiten Teil unter dem Titel „Segunda parte del ingenioso caballero don Quixote de la Mancha“ heraus.

In den Schriftsteller*innentipps erzähle ich von der Bedeutung des „Dranbleibens“ und stelle NaNoWriMo vor – den Link dazu findet Ihr unten bei den Linktipps.

Mein Gast Claudia Schäfer ist Hörbuchsprecherin und erzählt, wie man das werden kann, was sie gerade liest und was sie Menschen, die ihren Lebenstraum verwirklichen möchten, rät.

Studiogast

Claudia Schäfer

Email: cupcakevoice@gmx.de
Facebook: https://www.facebook.com/theoriginalclaudiaschaefer;
Instagram: https://www.instagram.com/theoriginalclaudiaschaefer/

Musik

Gordon Lightfoot – Don Quixote

Gordon Lightfoot – If You Could Read My Mind

Sophie Zelmani: Got to go with Love

Bruce Springsteen: Dancing in the dark

Queen: Somebody to love

Bad Company: One Night

Linktipps

https://de.wikipedia.org/wiki/Don_Quijote

https://www.projekt-gutenberg.org/cervante/quijote1/quijote1.html

Literarische Stunde 9: Von „Banana massacre“ zu Nachwuchsautor*innen

„Banana Co“, der politisch-kritische Song von Radiohead, macht heute den Opener. Inspiriert von Gabriel García Márquez‘ „Hundert Jahre Einsamkeit“. Das Buch wurde 1982 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet und behandelt die Geschichte der Familie Buendía über sechs Generationen. 100 Jahre Leben in dem fiktiven Dorf Macondo, das auf das Heimatland des Autors, Kolumbien, anspielt. Wir begleiten die Bewohner Macondos auf der Flucht vor dem System und erleben, wie ebendieses kapitalistische System schließlich zum Eklat führt.

Der Song „Banana Co“ behandelt die wirtschaftliche Ausbeutung und politischen Umbrüche in Südamerika, die auch im Roman eine zentrale Rolle spielen und beide spielen auf das „Banana Massacre“ im Jahr 1928 an. Bei diesem Massaker kamen nach einem Aufstand gegen die „United Fruit Company“ zwischen 47 und 2.000 Arbeiter ums Leben. Die genauen Zahlen konnten nie klar genannt werden.

Nach diesen erschütternden Geschichten aus der Vergangenheit reisen wir zu ergreifenden Geschichten der Gegenwart und besuchen die Abschlussveranstaltung des „Schreibkompass Sommercamp“. Das Output kann sich sehen lassen: Von fünf Teilnehmer*innen wird eine ihr Buchprojekt bereits im Herbst veröffentlichen und zwei weitere im kommenden Jahr. Und ein Überraschungsprojekt war auch noch mit dabei!

Die Links zu den Teilnehmer*innen und ihren Projekten findet Ihr unten in der Linkliste.

Studiogast

Feature Abschlussfest Sommercamp

Musik

Radiohead: Banana Co

Radiohead: Creep

INXS: Mystify

Aretha Franklin: Respect

Sophie Zelmani: Going Home

Train: Drops of Jupiter

Wire: Outdoor Miner

Bad Company: Call on me

Linktipps

https://de.wikipedia.org/wiki/Bananenmassaker

Marie Alessi: My person died, what now?

https://www.mariealessi.com/

Bianca Kinga Wang: Die kleine Schnecke

https://www.instagram.com/zauberhaft444/

Michaela Wiedemann: Tanz mit der Angst

https://michaelawiedemann.de/

Steffen Wiedemann: Schnittstelle Wahnsinn

Sendung 8: Von wilder Musik und Lebensgeschichten

„The Rime of the Ancient Mariner“ von Iron Maiden, erschienen auf dem fünften Studioalbum der Band, „Powerslave“, bildet das Intro zur heutigen Sendung. So richtig. Über 13 Minuten ist die Nummer lang und guess, ja natürlich habe ich sie ausgespielt.

Wilde Musik, inspiriert von einer wilden Geschichte. „The Rime of the Ancient Mariner“ ist die Vertonung des gleichnamiges Gedichts von Samuel Taylor Coleridge, erstmals erschienen 1798. Die Geschichte handelt von einem Seemann, von Schuld und von Sühne und wer, wenn nicht Iron Maiden kann diese Stimmung musikalisch umsetzen.

In dieser achten literarischen Stunde sprechen wir über „Journeymen“, über das Reisen und warum es sich unterwegs einfach besser schreiben lässt. „Einfach mal raus“ wie man so schön sagt, ist für jede/n hilfreich fürs Schreiben? Ich glaube schon, doch kann das „einfach raus“ ja auch bedeuten, sich zum Schreiben in ein Cafè zu setzen.

Mein Studiogast, Bestsellerautorin Marie Alessi, kann von beidem berichten. Sie ist vor 20 Jahren nach Australien ausgewandert, hat dort eine Familie gegründet und arbeitet zurzeit an ihrem vierten Buch. Doch auch sie mag ab und an mal wieder einen Tapetenwechsel und arbeitet dann vorzugsweise in einem Coworkingspace. Worum es in Maries Büchern geht, sei hier nicht verraten, hört selbst rein und lasst Euch von meinem Studiogast mitnehmen auf eine Lebensreise der ganz besonderen Art.

 

Studiogast

Marie Alessi, Autorin

 

Buchtipps

Marie Alessi: Loving Life after Loss

Marie Alessi: Happy Healing

Marie Alessi: Sparks of Joy

Alle erhältlich auf Amazon Kindle

 

Musik

Iron Maiden: The Rime of the Ancient Mariner

Iron Maiden: Journeyman

Bad Company: The Way I Choose

Nora Jones: Come Away with Me

Crowded House: Weather with You

 

Linktipps

https://en.wikipedia.org/wiki/Dance_of_Death_(album)

https://de.wikipedia.org/wiki/The_Rime_of_the_Ancient_Mariner

https://www.mariealessi.com/

Sendung 7: The Ghost of Tom Joad, Literatrurpreise und Rockträume

1940 erhielt John Steinbeck den Pulitzerpreis für seinen Roman „Früchte des Zorns“, 55 Jahre später erschien Bruce Springsteens elftes Studioalbum „The ghost of Tom Joad“. Was diese beiden Werke miteinander zu tun haben?

Tom Joad ist die zentrale Figur in John Steinbecks „The grapes of Wrath“. Er kämpft in der Zeit der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre ums Überleben und um das Leben seiner Familie. Der Song greift diese Themen der sozialen Gerechtigkeit und des Kampfes auf und zwängt sich geschmeidiger ins Bewusstsein als das Buch, so zumindest meine Meinung.

Immer wenn Bruce Springsteen meinen musikalischen Weg kreuzt, und das tut er oft, kommen Erinnerungen an die berühmte Plattenbox „1975-1985“ in mit hoch, die ersten Springsteen Platten, die ich mir kaufte und die, weil ich das großmütterliche Weihnachtsgeld, das eigentlich dem Kauf von Kleidung gewidmet war, dafür verwendete, zum familiären Advents-Eklat des Jahres 1985 führte. Immer, wenn ich die Vinyl Box in Händen halte, weiß ich, ja, diese kleine Revolution war es wert.

Übrigens: Es gibt einen tollen Bruce Springsteen Podcast, bei dem ich bereits zu Gast sein durfte. Den Link dazu findet Ihr unten im Blog.

Und weil wir gerade bei wunderbaren Erinnerungen sind, möchte ich Euch von einer Reise erzählen.

Im Juni 2025 war ich in Hannover, zum eat.read.sleep podcast Treffen. eat.read.sleep ist ein Literaturpodcast des ndr. Die drei Hosts Katharina Marenholtz, Daniel Kaiser und Jan Ehlert senden diesen Podcast seit nunmehr fünf Jahren im zwei Wochen Takt, manchmal auch wöchentlich und mit diesem Podcast ist ein wahres Wunder geschehen. Bereits im ersten Jahr begannen begeisterte Hörer*innen so genannte Lesekreise zu gründen und die von den Hosts empfohlenen Bücher gemeinsam zu lesen und zu diskutieren. Mittlerweile gibt es über 150 Lesekreise in Ganz Europa, von London bis Wien, von Faro bis Bergen. Die Live Podcast Aufzeichnungen finden in Sälen mit 1.500 Besucher*innen statt.

Ich bin so überwältigt, wie Literaturbegeisterte sich finden, gemeinsam etwas auf die Beine stellen und eine Gemeinschaft bilden, dass ich selbst einen Lesekreis gegründet habe. Das nächste Treffen wird am 20. Juli stattfinden und wir haben gemeinsam „Der Alchemist“ von Paolo Coelho“ gelesen.

Im Studio begrüße ich in dieser Sendung meine liebe Freundin und Poetin Maria, die uns von 30 Jahren Schreiberfahrung berichtet und die Wichtigkeit von Schreibcommunities betont. Ich bin berührt und nach unserem Gespräch sitzen wir noch lange im ARGE Gastgarten und trinken Melonensaft. Ein Nachmittag im Schatten, ein Sommer in Salzburg.

 

Studiogast

Maria Obenholzner, Autorin

 

Buchtipps

Jonas Jonasson: Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte

Paolo Coelho: Der Alchemist

 

Musik

Bruce Springsteen: The ghost of Tom Joad

Bruce Springsteen: The River

Ina Deter: Wenn Du so bist wie Dein Lachen

Joan Armatrading: Show some emotion

John Lennon: Mother

Bob Seger: Kathmandu

Bad Company: Feel like making love

Linktipps

Link zum Springsteen Podcast: https://open.spotify.com/episode/6TKXPMUNeLNrP2fuhAIJuQ

Link zum eat.read.sleep podcast: https://www.ardaudiothek.de/sendung/eat-read-sleep-buecher-fuer-dich/urn:ard:show:21785c45dc44e254/

Sendung 6: Von Mittelerde nach Salzburg

Dass Led Zeppelin Frontman Robert Plant ein eingefleischter Tolkien Fan ist, wissen seine Fans ganz sicher, dass aber in vielen Songs der Band auf „Herr der Ringe“ angespielt wird, das könnte für manch einen neu sein. Grund genug also, jetzt schon zu entscheiden, dass Led Zeppelin noch ein weiters Mal bei uns zu Gast sein wird.

Bad Company hat sich zum Halbjahr der „Literarischen Stunde“ bereits zum Dauergast entwickelt und jetzt weiß ich: Ich höre erst wieder auf, wenn ich das Gesamtwerk der Band einmal durchgespielt habe 😉

Mein Gast heute hat mich von Anfang bis Ende begeistert, denn er führt seit 30 Jahren eine Buchhandlung im Herzen Salzburgs. Was für ein Glück, dass ich ihn zum Jubiläumsjahr seines Herzensprojektes einladen konnte: Die Paracelsus Buchhandlung feiert im August ihren 30. Geburtstag! Wie es ist, als Einzelunternehmer über die Jahrzehnte zu kommen und was am Buch begeistert, das waren unter anderem unsere Themen.

Am Ende der heutigen Sendung verrate ich noch ein sehr großes Geheimnis – seid gespannt. Viel Spaß!

Studiogast
Sebastian F. Gutmann, Inhaber Paracelsus Buchhandlung

Veranstaltungstipp
30 Jahre Paracelsus Buchhandlung, am 14. August 2025: http://www.parabuch.at/

Musik
Led Zeppelin “Ramble on”
Led Zeppelin “What is and would should never be”
The Doors “Light My Fire”
Bad Company “Take the time”
King Crimson “Epitaph”
The Decemberists “What’s on your mind”
Sophie Zelmani “Forgiveness”

Linktipps
Tolkien und die Rockmusik:
https://thecircle.de/blogs/popkultur/diese-rocksongs-sind-von-j-r-r-tolkien-beeinflusst

Sendung 5: Von Antiutopien und Kinderbüchern

Vom heutigen Intro Stück und dem Buch, auf das es sich bezieht, wurde ich gleich mal 40 Jahre in der Zeit zurück katapultiert. Was haben wir uns damals gesorgt, was haben wir diskutiert – über Bücher wie „1984“, „Brave New World“ oder „Fahrenheit 451“. Meine Diplomarbeit an der Universität Salzburg habe ich zum Thema politische Utopien und Antiutopien verfasst, so sehr hat mich das Thema gepackt.

Und nun. Ja nun sitzen wir hier und stellen fest, so vieles von dem, was einst gefürchtet war, ist bereits eingetroffen. Ist das ein Grund zu resignieren? Ich finde nicht. Was uns bleibt, ist die Musik. Was uns bleibt, ist die Literatur. Und wenn wir klug genug sind, lassen wir beides nicht von einer KI erzeugen, sondern legen weiterhin großen Wert auf echte Künstler und Künstlerinnen.

In dieser Literarischen Stunde verabschiede ich mich also alsbald von den Dystopien und ihrem Schrecken und wende mich meinen Gästen zu, die ihren künstlerischen Beruf lieben und darüber auch ins Schwärmen geraten. Jill Goritschnig und Philipp Reinhard illustrieren Kinderbücher, unter anderem und plaudern aus dem Nähkästchen rund um Verlagsarbeit und Bären zeichnen.

Das Musikstück, das sie mitgebracht haben, ist 50 Jahre jünger als die meisten Sachen, die ich sonst so spiele und ich übe mich in Horizonterweiterung. Natürlich dürfen aber auch die alten Heroes nicht fehlen, von Marianne Faithfull bis Creedence Clearwater Revival.

Musik
David Bowie: 1984
David Bowie: Starman
Bad Company: Movin‘ on
Marianne Faithful: Working class hero
Lay myself down
Leon Bridges: B Side
Creedance Clearwater Revival: As long as I can see the light

Studiogäste
Jill Goritschnig und Philipp Reinhard, zu erreichen unter https://www.jillipp.com/.

Literaturtipps
Johann Wolfgang von Goethe „Die Leiden des jungen Werthers“

Ulrich Plenzdorf „Die neuen Leiden des jungen W.“

Sendung 4: Von weißen Kaninchen und Jefferson Airplane

Jefferson Airplane hatte ich lange nicht mehr gehört. Umso erfreulicher, nun wieder einmal in das Werk der führenden Band des psychedelic rock einzutauchen. Mit „White Rabbit“ startet die vierte Literarische Stunde aus der Radiofabrik. Ein song voller Sujets aus dem Buch, auf das es sich bezieht: „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll, erschienen 1865.

Das Buch erzählt die Geschichte von Alice, die einem weißen Kaninchen in seinen Bau folgt und in eine fantastische Welt abtaucht. Viele von uns erinnern sich vielleicht an die skurrilen Figuren wie den verrückten Hutmacher, die Grinsekatze und die verrückte Kartenkönigin. Während ihrer Reise wächst und schrumpft Alice durch magische Speisen und Getränke und hier kommt auch schon der „psychedelic rock“ ins Spiel. In den 1960er Jahren wurde das Buch von der psychedelischen Szene gefeiert, weil man in diesen Speisen eine Parallele zu Pilzen mit psychedelischer Wirkung sah. Dabei wird das Werk neben seiner ursprünglichen Bedeutung als unterhaltsames Kinderbuch durchaus auch als Kritik an Autoritäten verstanden. All die Figuren, die die sinnlose Regeln aufstellen, wie zum Beispiel die Herzkönigin, können auch als Parodie auf die strengen viktorianische Autoritäten gedeutet werden.

Jefferson Airplane jedenfalls landete mit „White Rabbit“ eine Hit, der es als einer der wenigen Songs der Band in die Charts schaffte. Erschienen ist „White Rabbit“ 1967 auf der LP Surrealistic Pillow.

Mein Studiogast erzählt vom Traumberuf Bibliothekarin und wie man eine Gemeindebibliothek zum Ort der Begegnung machen kann. Ihr Musikwunsch katapultiert mich direkt in meine Jugend zurück und wir schwärmen von denselben Büchern.

Zum Abschlusssong könnte ich noch eine ganze Stunde sprechen, doch leider ist die Zeit vorbei. Deep Purples „When A Blind Man Cries”, erschienen 1972, splittet die eingeschworene Deep Purple Community immer noch klar in das Gillan- und Blackmore-Lager. Ja, wenn wir Alt Rocker einmal anfangen, über Stücke zu diskutieren, dann bleibt kein Auge trocken. Fakt ist aber, dass dieses Juwel der 1970er anfangs kaum live gespielt wurde, weil Ritchie Blackmore den Song nicht mochte. Befindlichkeiten halt.

Später wurde der Song zu einem Fan-Favoriten und von anderen Bandmitgliedern oft gespielt, und das nicht nur zusammen mit Deep Purple. Ich gestehe feierlich, ich zähle mich zur Gillan-Fraktion.

 
Songs
Jefferson Airplane „White Rabbit“
Jefferson Airplane „Somebody to Love“
Bad Company „Don’t let me down”
Bruce Springsteen „Thunder Road“
Herbert Grönemeyer „Ich Hab‘ Dich Lieb“
Adele „Set fire to the rain”
Deep Purple „When A Blind Man Cries”

Studiogast
Rotraud Butschek, Leiterin der Bibliothek Walserfeld

Linktipp
Die Bibliothek Wals-Siezenheim: https://www.wals-siezenheim.at/Bibliothek_Walserfeld

Sendung 3: Wem die Stunde schlägt und Jethro Tull

Die dritte Literarische Stunde war für mich mit etwas Stress verbunden. In der Woche, in der ich sie produziert habe, habe ich auch meinen zweiten Roman fertig geschrieben. Hin- und hergerissen also zwischen absoluter Euphorie und ziemlichem Stress. Am Vormittag arbeiten am Buchlayout, ein Kapitel nochmal „schmirgeln“ und am Nachmittag dann ab ins Studio. Sowas hat man nicht alle Tage.

Umso mehr freute mich dann der Einstieg in die Sendung, knallhart Metallica mit „For whom the bell tolls“. Das Stück bezieht sich auf den gleichnamigen Roman von Ernest Hemingway, in dem es um den Spanischen Bürgerkrieg zwischen 1936 und 1939 geht. Der Song erschien 1984 auf dem Album „Ride the Light“.

Der Roman „For whom the bell tolls” wurde übrigens ein Bestseller, verkaufte sich im ersten Jahr über eine halbe Million mal und wurde innerhalb kurzer Zeit zum meistverkauften Buch Hemingways im englischsprachigen Raum. 1943 wurde der Roman Gary Cooper und Ingrid Bergman in den Hauptrollen verfilmt und für eine Reihe von Oscars nominiert.

Hemingways Frauenbild ist heute heiß diskutiert, seine persönliche Machohaltung würde zu sehr auf sein Werk projiziert, heißt es unter anderem. Was von Hemingway aber geblieben ist, nach einer Fülle von Werken, die noch immer lesenswert sind, ist sein „Eisberg Modell“.

Das Eisbergmodell (Iceberg Theory) ist ein theoretischer Ansatz, der zusammengefasst beschreibt, dass wir als Schreiber*innen über unsere Figuren so viel wissen müssen, wie der Teil des Eisberges ausmacht, der unter der Wasseroberfläche ist. Wir sparen das aber in unserer Erzählung aus, berichten nur das Notwendigste. Der eigentliche Inhalt einer Erzählung liegt nach Hemingway im Verborgenen. Ich tue mein Bestes, nach dieser Regel zu schreiben. Es lohnt sich, für Eine/n selbst.

Übrigens: Wenn Du Dich schon lange fragst, wie die Band Jethro Tull zu ihrem Namen gekommen ist: Henry Jethro William Tull war ein britischer Agrar-Pionier und wird als der Vater der Agrarwissenschaft erachtet. Er erfand unter anderem eine gezogene Hacke zum Jäten von Unkraut und war der Überzeugung, dass Pflanzen ihre Nahrung aus den Mineralien des Bodens ziehen können und dass organische Anreicherungen (Dünger) nicht nötig sind. Jethro Tull war damit ein Pionier der biologischen Landwirtschaft, lange bevor man diesen Begriff überhaupt kannte.

Musik
Metallica                                            For whom the bell tolls
Metallica                                            The Unforgiven
Jethro Tull                                         Aqualung
Dusty Springfield                                Son of a preacher Man
Stevie Wonder                                   Superstition
Fairport Convention                           Who knows where the time goes
The Youngbloods                                Darkness, Darkness

Studiogast
Stefan Moser, Buch-Macher aus Leidenschaft

Linktipps
Ernest Hemingway, eine Betrachtung des Werks 50 Jahre nach seinem Tod:
https://www.diepresse.com/674477/mein-lieblings-hemingway

Aqualung live: https://youtu.be/lO8a369YOQk?feature=shared

Sendung 2: Von Kate Bush zu Geistern in Nordengland

„Wuthering Heights“ von Emily Bronte habe ich zum ersten Mal gelesen, als ich 14 war. Wir schrieben die 1980er Jahre und ich war auf Schüleraustausch in Großbritannien. Für mich war es ein durchgängiger Aha-Moment, als meine Gastfamilie mich zu genau dem Haus brachte, in dem die Bronte Schwestern aufgewachsen sind, die Gegend, in der die Romane der drei begabten Pfarrerstöchter spielten. Hügel, Schafe, Nebel, Einsamkeit und irgendwo der Wind, der von unglaublichen Familiengeschichten und alten Herrenhäusern erzählt. Und vom ein oder anderen Gespenst.

Seit damals bin ich viele Male nach England gereist und habe dem alten Pfarrhaus immer einen Besuch abgestattet. Die Gegend hat es mir angetan und Kate Bushs Umsetzung des Romans macht mir nach wie vor Gänsehaut. Im Zuge der Recherche für diese Sendung habe ich noch einiges über die Künstlerin erfahren, dass ich nicht wusste, zum Beispiel, wie jung sie war, als sie den Song geschrieben und aufgenommen hat oder dass Kate Bush eine klassische Studiokünstlerin ist und kaum Live Auftritte gibt. Man lernt nie aus!

Musiktechnisch darf auch in dieser Sendung der gute, alte Rock nicht fehlen. Ich präsentiere Deep Purple und Bad Company und mein Studiogast Tomas Friedmann brachte eine seiner Lieblingsinterpretinnen mit, betont aber, dass er in seiner großen Musiksammlung nicht wirklich einen liebsten Song festmachen kann. Ich ja auch nicht 😉

Zum Abschluss der Sendung gibt es jede Menge Veranstaltungstipps aus dem Literaturhaus Salzburg und Musik vom Feinsten, so zum Beispiel Element of Crime. Ich freue mich schon sehr auf die Frühlingsausgabe. Und auf den Frühling. Eure Fragen schickt gerne an info@romanahasenoehrl.at

Musik
Kate Bush: Wuthering Heights
Kate Bush: Babooshka
Deep Purple: Child in Time
Bad Company: Ready for love
Amy Winehouse: Moody’s mood for love
Element of Crime: Alle vier Minuten

Studiogast
Tomas Friedmann, Geschäftsführer Literaturhaus Salzburg

Linktipps
Kate Bush erste Tournee: https://youtu.be/tQoXkSwtT6I?feature=shared