Sendung 5: Von Antiutopien und Kinderbüchern

Vom heutigen Intro Stück und dem Buch, auf das es sich bezieht, wurde ich gleich mal 40 Jahre in der Zeit zurück katapultiert. Was haben wir uns damals gesorgt, was haben wir diskutiert – über Bücher wie „1984“, „Brave New World“ oder „Fahrenheit 451“. Meine Diplomarbeit an der Universität Salzburg habe ich zum Thema politische Utopien und Antiutopien verfasst, so sehr hat mich das Thema gepackt.

Und nun. Ja nun sitzen wir hier und stellen fest, so vieles von dem, was einst gefürchtet war, ist bereits eingetroffen. Ist das ein Grund zu resignieren? Ich finde nicht. Was uns bleibt, ist die Musik. Was uns bleibt, ist die Literatur. Und wenn wir klug genug sind, lassen wir beides nicht von einer KI erzeugen, sondern legen weiterhin großen Wert auf echte Künstler und Künstlerinnen.

In dieser Literarischen Stunde verabschiede ich mich also alsbald von den Dystopien und ihrem Schrecken und wende mich meinen Gästen zu, die ihren künstlerischen Beruf lieben und darüber auch ins Schwärmen geraten. Jill Goritschnig und Philipp Reinhard illustrieren Kinderbücher, unter anderem und plaudern aus dem Nähkästchen rund um Verlagsarbeit und Bären zeichnen.

Das Musikstück, das sie mitgebracht haben, ist 50 Jahre älter als die meisten Sachen, die ich sonst so spiele und ich übe mich in Horizonterweiterung. Natürlich dürfen aber auch die alten Heroes nicht fehlen, von Marianne Faithfull bis Creedence Clearwater Revival.

Studiogäste
Jill Goritschnig und Philipp Reinhard, zu erreichen unter https://www.jillipp.com/.

Literaturtipps
Johann Wolfgang von Goethe „Die Leiden des jungen Werthers“

Ulrich Plenzdorf „Die neuen Leiden des jungen W.“

Sendung 4: Von weißen Kaninchen und Jefferson Airplane

Jefferson Airplane hatte ich lange nicht mehr gehört. Umso erfreulicher, nun wieder einmal in das Werk der führenden Band des psychedelic rock einzutauchen. Mit „White Rabbit“ startet die vierte Literarische Stunde aus der Radiofabrik. Ein song voller Sujets aus dem Buch, auf das es sich bezieht: „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll, erschienen 1865.

Das Buch erzählt die Geschichte von Alice, die einem weißen Kaninchen in seinen Bau folgt und in eine fantastische Welt abtaucht. Viele von uns erinnern sich vielleicht an die skurrilen Figuren wie den verrückten Hutmacher, die Grinsekatze und die verrückte Kartenkönigin. Während ihrer Reise wächst und schrumpft Alice durch magische Speisen und Getränke und hier kommt auch schon der „psychedelic rock“ ins Spiel. In den 1960er Jahren wurde das Buch von der psychedelischen Szene gefeiert, weil man in diesen Speisen eine Parallele zu Pilzen mit psychedelischer Wirkung sah. Dabei wird das Werk neben seiner ursprünglichen Bedeutung als unterhaltsames Kinderbuch durchaus auch als Kritik an Autoritäten verstanden. All die Figuren, die die sinnlose Regeln aufstellen, wie zum Beispiel die Herzkönigin, können auch als Parodie auf die strengen viktorianische Autoritäten gedeutet werden.

Jefferson Airplane jedenfalls landete mit „White Rabbit“ eine Hit, der es als einer der wenigen Songs der Band in die Charts schaffte. Erschienen ist „White Rabbit“ 1967 auf der LP Surrealistic Pillow.

Mein Studiogast erzählt vom Traumberuf Bibliothekarin und wie man eine Gemeindebibliothek zum Ort der Begegnung machen kann. Ihr Musikwunsch katapultiert mich direkt in meine Jugend zurück und wir schwärmen von denselben Büchern.

Zum Abschlusssong könnte ich noch eine ganze Stunde sprechen, doch leider ist die Zeit vorbei. Deep Purples „When A Blind Man Cries”, erschienen 1972, splittet die eingeschworene Deep Purple Community immer noch klar in das Gillan- und Blackmore-Lager. Ja, wenn wir Alt Rocker einmal anfangen, über Stücke zu diskutieren, dann bleibt kein Auge trocken. Fakt ist aber, dass dieses Juwel der 1970er anfangs kaum live gespielt wurde, weil Ritchie Blackmore den Song nicht mochte. Befindlichkeiten halt.

Später wurde der Song zu einem Fan-Favoriten und von anderen Bandmitgliedern oft gespielt, und das nicht nur zusammen mit Deep Purple. Ich gestehe feierlich, ich zähle mich zur Gillan-Fraktion.

 
Songs
Jefferson Airplane „White Rabbit“

Jefferson Airplane „Somebody to Love“

Bad Company „Don’t let me down”

Bruce Springsteen „Thunder Road“

Herbert Grönemeyer „Ich Hab‘ Dich Lieb“

Adele „Set fire to the rain”

Deep Purple „When A Blind Man Cries”

Studiogast
Rotraud Butschek, Leiterin der Bibliothek Walserfeld

Linktipp
Die Bibliothek Wals-Siezenheim: https://www.wals-siezenheim.at/Bibliothek_Walserfeld

Sendung 3: Wem die Stunde schlägt und Jethro Tull

Die dritte Literarische Stunde war für mich mit etwas Stress verbunden. In der Woche, in der ich sie produziert habe, habe ich auch meinen zweiten Roman fertig geschrieben. Hin- und hergerissen also zwischen absoluter Euphorie und ziemlichem Stress. Am Vormittag arbeiten am Buchlayout, ein Kapitel nochmal „schmirgeln“ und am Nachmittag dann ab ins Studio. Sowas hat man nicht alle Tage.

Umso mehr freute mich dann der Einstieg in die Sendung, knallhart Metallica mit „For whom the bell tolls“. Das Stück bezieht sich auf den gleichnamigen Roman von Ernest Hemingway, in dem es um den Spanischen Bürgerkrieg zwischen 1936 und 1939 geht. Der Song erschien 1984 auf dem Album „Ride the Light“.

Der Roman „For whom the bell tolls” wurde übrigens ein Bestseller, verkaufte sich im ersten Jahr über eine halbe Million mal und wurde innerhalb kurzer Zeit zum meistverkauften Buch Hemingways im englischsprachigen Raum. 1943 wurde der Roman Gary Cooper und Ingrid Bergman in den Hauptrollen verfilmt und für eine Reihe von Oscars nominiert.

Hemingways Frauenbild ist heute heiß diskutiert, seine persönliche Machohaltung würde zu sehr auf sein Werk projiziert, heißt es unter anderem. Was von Hemingway aber geblieben ist, nach einer Fülle von Werken, die noch immer lesenswert sind, ist sein „Eisberg Modell“.

Das Eisbergmodell (Iceberg Theory) ist ein theoretischer Ansatz, der zusammengefasst beschreibt, dass wir als Schreiber*innen über unsere Figuren so viel wissen müssen, wie der Teil des Eisberges ausmacht, der unter der Wasseroberfläche ist. Wir sparen das aber in unserer Erzählung aus, berichten nur das Notwendigste. Der eigentliche Inhalt einer Erzählung liegt nach Hemingway im Verborgenen. Ich tue mein Bestes, nach dieser Regel zu schreiben. Es lohnt sich, für Eine/n selbst.

Übrigens: Wenn Du Dich schon lange fragst, wie die Band Jethro Tull zu ihrem Namen gekommen ist: Henry Jethro William Tull war ein britischer Agrar-Pionier und wird als der Vater der Agrarwissenschaft erachtet. Er erfand unter anderem eine gezogene Hacke zum Jäten von Unkraut und war der Überzeugung, dass Pflanzen ihre Nahrung aus den Mineralien des Bodens ziehen können und dass organische Anreicherungen (Dünger) nicht nötig sind. Jethro Tull war damit ein Pionier der biologischen Landwirtschaft, lange bevor man diesen Begriff überhaupt kannte.

Musik
Metallica                                            For whom the bell tolls

Metallica                                            The Unforgiven

Jethro Tull                                          Aqualung

Dusty Springfield                                Son of a preacher Man

Stevie Wonder                                   Superstition

Fairport Convention                           Who knows where the time goes

The Youngbloods                                Darkness, Darkness

Studiogast
Stefan Moser, Buch-Macher aus Leidenschaft

Linktipps
Ernest Hemingway, eine Betrachtung des Werks 50 Jahre nach seinem Tod:

https://www.diepresse.com/674477/mein-lieblings-hemingway

Aqualung live: https://youtu.be/lO8a369YOQk?feature=shared

Sendung 2: Von Kate Bush zu Geistern in Nordengland

„Wuthering Heights“ von Emily Bronte habe ich zum ersten Mal gelesen, als ich 14 war. Wir schrieben die 1980er Jahre und ich war auf Schüleraustausch in Großbritannien. Für mich war es ein durchgängiger Aha-Moment, als meine Gastfamilie mich zu genau dem Haus brachte, in dem die Bronte Schwestern aufgewachsen sind, die Gegend, in der die Romane der drei begabten Pfarrerstöchter spielten. Hügel, Schafe, Nebel, Einsamkeit und irgendwo der Wind, der von unglaublichen Familiengeschichten und alten Herrenhäusern erzählt. Und vom ein oder anderen Gespenst.

Seit damals bin ich viele Male nach England gereist und habe dem alten Pfarrhaus immer einen Besuch abgestattet. Die Gegend hat es mir angetan und Kate Bushs Umsetzung des Romans macht mir nach wie vor Gänsehaut. Im Zuge der Recherche für diese Sendung habe ich noch einiges über die Künstlerin erfahren, dass ich nicht wusste, zum Beispiel, wie jung sie war, als sie den Song geschrieben und aufgenommen hat oder dass Kate Bush eine klassische Studiokünstlerin ist und kaum Live Auftritte gibt. Man lernt nie aus!

Musiktechnisch darf auch in dieser Sendung der gute, alte Rock nicht fehlen. Ich präsentiere Deep Purple und Bad Company und mein Studiogast Tomas Friedmann brachte eine seiner Lieblingsinterpretinnen mit, betont aber, dass er in seiner großen Musiksammlung nicht wirklich einen liebsten Song festmachen kann. Ich ja auch nicht 😉

Zum Abschluss der Sendung gibt es jede Menge Veranstaltungstipps aus dem Literaturhaus Salzburg und Musik vom Feinsten, so zum Beispiel Element of Crime. Ich freue mich schon sehr auf die Frühlingsausgabe. Und auf den Frühling. Eure Fragen schickt gerne an info@romanahasenoehrl.at

Studiogast
Tomas Friedmann, Geschäftsführer Literaturhaus Salzburg

Linktipps
Kate Bush erste Tournee: https://youtu.be/tQoXkSwtT6I?feature=shared

Sendung 1: Rock’n’Roll und Literatur

Ich liebe Geschichten. Geschichten über Musik, Geschichten über
Menschen, Geschichten über literarische Werke. Die Geschichten hinter
der Geschichte, wenn man so will. Eine meiner liebsten Musikgeschichten
ist die Entstehungsgeschichte von „Smoke on the Water“.

Anhand der „Smoke on the Water“ Geschichte,
die mich tatsächlich seit den späten 1980er Jahren verfolgt, habe ich
jedenfalls gemerkt, wie sehr mich diese Geschichten faszinieren. Zum
Brand vom Casino in Montreux und dem nachfolgend geschriebenen Superhit
habe ich bereits Bilder gemalt und Aufsätze für den Spanisch Kurs
verfasst. Faszination, die sich ausbreitet.

Ich liebe es, wie Literatur Musik beeinflussen kann, wie
Musiker*innen auf ihre Geschichten und ihre Texte kommen. Oftmals genügt
ein kleiner Impuls, ein Buch, das man von einer Freundin geschenkt
bekommt, und Musikgeschichte beginnt. So zum Beispiel bei „Sympathy for
the devil“, dessen Text Mick Jagger in den Sinn kam, nachdem er „Der
Meister und Margarita“ von Michail Bulgakow gelesen hatte. So jedenfalls
hat er es einmal erzählt. Das Buch bekam er übrigens von seiner
damaligen Freundin Marianne Faithfull geschenkt. Auch ein Name, den man
kennen sollte.

Die Verbindung von „Sympathy for the devil“ und „Der Meister und
Margarita“ faszinierte mich so sehr, dass ich zu recherchieren begann.
Welche Musikstücke aus der Rockkultur weisen ebenfalls eine Verbindung
zu literarischen Werken auf? Das Ergebnis meiner ersten Recherche war
umwerfend. Von „Alice im Wunderland“ bis John Steinbeck war alles dabei.
Und innerhalb einer Sekunde wusste ich, das ist mehr als einfach nur
Freizeitvergnügen. Das sind Geschichten, die ich erzählen möchte.

Danach ging alles sehr schnell. Das ist übrigens einer der schlechtesten Sätze der Kriminalliteratur 😉

In meinem Fall war es aber wirklich so. Ich besuchte den Radiofabrik
Einsteiger Workshop, gab mein Sendungskonzept ab und – HIMMEL – hier ist
sie nun, die erste Sendung. Und in meinem Kopf, da schwirrt es vor
Ideen, Studiogästen und Fragen von Euch, die hoffentlich kommen werden.

Ich freue mich auf jeden Fall schon sehr auf ein Jahr voller Musik,
Literatur und Gästen rund um den Literaturbetrieb. Und außerdem kann ich
die LIVE Version von Child in Time im Radio ausspielen. 10‘18 Minuten
pures Rockvergnügen. Ein Lebenstraum geht in Erfüllung 😉

Studiogäste
Bianca und Nala Wang

Autorinnen von „Der kleine Bär – ein süßer Honigdieb“, erschienen 2024 im Eigenverlag

https://www.instagram.com/zauberhaft444/

Linktipps
Die Studioaufnahmen von „Sympathy for the devil“: https://youtu.be/aAjC2L4hKBM?feature=shared