Hörstolperstein für Bertha Bacher aus Halle (Saale)

Todesfallanzeige für Bertha Bacher

Bertha Bacher lebte in der Richard-Wagner-Str. 11 in Halle (Saale). Im Mai 1941 wurde sie in das sogenannte „Jüdische Alters- und Siechenheim“ gebracht, welches sich auf dem Grundstück des heutigen jüdischen Friedhofs in der Dessauer Straße in Halle befand. Für ihre Unterbringung mussten sie fast ihr ganzes Vermögen auf das „Sonderkonto H“ einzahlen. Im September 1942  wurde sie gemeinsam mit 72 weiteren jüdischen Heimbewohner_innen nach Theresienstadt  deportiert und starb dort am 12. Januar 1943. Ihre ehemalige Hausmitwohnerin Ursula Schröder, die damals 6 Jahre alt war, spricht über ihre Erinnerungen an Bertha Bacher.

Bertha Bacher aus Halle (Saale)

Ein Hörstolperstein von Sindy König (Radio Corax).

Hörstolperstein für Hans Litten

Der Rechtsanwalt, der 1931 im Gerichtssaal Adolf Hitler als Zeugen vernahm und versuchte die Terror-Strategie der NSDAP gegen linke und andere Antifaschist*innen zu beweisen, setzte seinem Leben am 5. Februar 1938 im Konzentrationslager Dachau, nach fast fünfjähriger Haft, selbst ein Ende.
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Stop Complaining, Get Back to Business!

Wie sich die Musikbranche aus der Krise retten will  – Resümee der Waves Festival Konferenz 2012

10 800 Festivalbesucher sahen in 4 Tagen 139 Acts aus 27 Ländern in 12 Locations im und um den 2. Wiener Gemeindebezirk. So weit die Zahlen des diesjährigen Waves Festival, jenem Club und Showcasefestival, das vor einem Jahr vom Medienkonglomerat Super-Fi aus der Taufe gehoben worden war.

Mindestens genau so spannend wie die Konzerte war aber das, was sich hinter den Kulissen tat. Denn Showcasefestivals dienen der Branche vor allem zum Netzwerken. Etablierte Showcase Festivals sind beispielsweise das Reeperbahnfestival in Hamburg, das South by Southwest (SXSW) in Austin oder das Eurosonic in Groningen.
Während der Festivaltage werden Konferenzen abgehalten, auf denen sich Vertreter der Musikbranche treffen, um sich auszutauschen und Know-How weiterzugeben. So auch beim noch jungen Waves Festival.

Zwei Tage lang, am 4. und 5. Oktober diskutierten Musiker, Manager, Labelbetreiber, Marketing- und andere Experten bei diversen Panels, Vorträgen und Workshops über die Zukunft des Business.

Noch immer sehen sich weite Teile der Musikwelt in der Krise, noch immer wissen viele nicht, wie sie umgehen sollen mit den rasanten Entwicklungen, die Internet und Digitalisierung mit sich gebracht haben. Naturgemäß jammerte man deshalb wieder über zurückgehende Plattenverkäufe, Raubkopierer und über eine Gratis-Kultur, in der Musik nicht mehr wertgeschätzt würde. Kassandrarufe wurden laut, dass sich in Zukunft bald nur noch die Reichen Kids als teures Hobby leisten könnten.

Auf der Waves Konferenz wurden aber auch konstruktiv Wege besprochen, wie man sich denn aus der Krise retten könnte. Im Musikgeschäft eine Legende ist Peter Jenner. Der ehemalige Manager von Pink Floyd plädiert schon seit Jahren für ein modernes Urheberecht. Gerechte Bezahlung für kreative Leistung – um dies heute zu erreichen, dafür brauche es andere Wege als die in der Analogen Welt. Auch letztes Jahr sprach Jenner auf der Konferenz – damals hielt er ein Plädoyier für eine geringe monatliche Gebühr pro Internetanschluss und dafür das Recht für den User, alles legal gratis runterzuladen. Diesmal moderierte er die Podiumsdiskussion über Streamingservices.

Diese Online Dienste gelten derzeit als Hoffnungsschimmer, die Hörer wieder auf legale digitale Bahnen zu führen. Für einen kleinen monatlichen Betrag darf man hören was und sooft man will – man bekommt den zusätzlichen Service von Tipps  oder kann den Dienst sogar mit dem Mobiltelefon nutzen. „Music on Demand“ immer und überall – solange die Internetverbindung steht.
Allerdings ist der Betrag, den der einzelne Künstler pro Klick bekommt, verschwindend klein. Ein Track müsste millionenfach gestreamt werden, damit man davon leben könnte. Andererseits sind die Beträge, die von den Verwertungsgesellschaften (in Österreich AKM) für Radio-Airplay gezahlt werden, für die meisten Musiker  auch nicht gerade berauschend.

Wenn nun die Streaming Services eine ähnliche Reichweite wie das Radio bekommen würden, dann könnte man schon bald ein Vergütungsmodell gefunden haben, das sich für die Künstler auszahlt, so zumindest die Vision

© Maria Hammer

Peter Jenner
© Maria Hammer

Besser verdienen kann man, wenn man seine Musik an die Werbung verkauft. Laut Bernd Jungmair wird diese Sparte als Verdienstmöglichkeit für Musiker immer wichtiger. Jungmair ist Komponist und Geschäftsführer von Cosmix, einem Musikverlag, Label und Tonstudio. Er war einer der Diskutanten zum Thema Synchronisation.

Zur Begriffsklärung: Musiksynchronisation hat nichts mit Übersetzungen in andere Sprachen zu tun, sondern bezeichnet vielmehr die Praxis, Musik mit bewegten Bildern zu verbinden, also Musik für Werbung, Film, Computerspiele etc. zu verwenden.

Seinen Song in einer guten Werbekampagne oder in einem erfolgreichen Film zu platzieren, bringt neben Geld auch Öffentlichkeit. Für etwaige Film- oder Werbeanfragen haben die Sofa Surfers deshalb von ihrem neuen Album gleich auch eine Instrumental Version in der Schublade parat, erzählte Bandmitglied Wolfgang Schlögl.
Zu dieser Praxis rät auch Lisa Humann von der Sync Agentur Swimming Pool. Ohne störenden Text, der für manche Szenen ungeeignet sei mag, lässt sich die Musik oft besser verwenden.

Denn so einfach wie die Sofa Surfers, denen die Angebote bis jetzt immer ins Haus geflattert sind, haben es die wenigsten Bands. Deshalb gibt es Agenturen, wie die von Humann, die Musik an Film und Werbung vermitteln und die Rechte klären. Meist gibt es dafür große Ausschreibungen, „Pitchings“, in denen genau beschrieben wird, wie der gesuchte Song klingen soll und für welche Szene er angedacht ist.

Wenn die Werbung als Einnahmequelle immer wichtiger wird – besteht da nich die Gefahr, dass Musiker in Zukunft nur noch mit dem Hintergedanken auf die Verwertbarkeit produzieren? Gottseidank gibt es immer noch Idealisten – viele der Musiker in ihrem Katalog, sagten explizit, dass sie ihre Musik für die Werbung nicht bereitstellen und auch bei Filmen genau aussuchen, so Lisa Humann. Dass dabei angesichts der meist eher kleinen Filmbudgets nicht viel zu verdienen ist, ist die Kehrseite des Idealismus.

© Maria Hammer

Lisa Humann & Wolfgang Schlögl © Maria Hammer

Idealisten waren auch die Gründer der ersten DIY Labels. Do-It-Yourself ist eine Praxis, in der Bands ihre Musik ohne professionelle Hilfe und ohne großes Label produzieren und vermarkten. In 90ern wäre Werbung, Sponsoring oder Fördeungen für die DIY Szene ein absolutes No-Go gewesen, so Ilias Dahimène vom Wiener DIY Label Seayou Records. Er war Teilnehmer der Diskussion über die Vor- und Nachteile sowie die Unterschiede zwischen DIY- Indie- oder Major Labels.

Hier wurde schnell klar: Den Jungen, Kreativen gehört die Zukunft!
Während der Gründer des Indie Labels Thomas Morr noch darüber sinnierte, wie einfach er es 1999 noch gehabt hätte, und wie groß die Herausforderung sei, sich der neuen Zeit anzupassen, angesichts der ständig neuen Musikplattformen im Internet, warf Dahimène ein, er fände es heute auch leicht.
Das Internet sei der Grund, warum er überhaupt sein Label betreiben könne. Social Media und gute Live Gigs – das sei das Rezept, mit dem sich heute Musik verkaufen ließe.

© Maria Hammer

Ilias Dahimène © Maria Hammer

Expertentipps, wie man in der digitalen Welt eine erfolgreiche Kampagne aufbauen kann– darüber erzählte Peter Balon im Workshop Online Marketing.
D2F ist seine Zauberformel – Direct to Fan. Noch bevor man überhaupt ans Verkaufen denke, müsse man sich erst einmal eine solide Fanbasis erarbeiten. Nicht mehr die Musikjournalisten, sondern die Konsumenten selber seien heute die Gatekeeper, die über Top oder Flop entscheiden.
Und die wollen bei Laune gehalten werden – mit Facebook, Twitter, Youtube, Soundcloud und andere Plattformen. Anhand der Datenströme, den Digitalen Touchpoints, kann man laut Balon, den Erfolg einer Kampagne messen und die „Conversion Rate“ errechnen. Das ist die Anzahl der Nutzer, die sich dann tatsächlich in kaufende Fans verwandelt. Denen muss man einen „R2B“ geben – einen „Reason to Buy“. Seien es Packages mit zusätzlichem T-Shirt, kleine Gimmicks, wie CDs, die die Farbe wechseln oder limitierte, signierte Luxuseditionen um 300 Dollar.

Alles Dinge, die man sich nicht runterladen kann. Der reissende Absatz dieser Produkte beweist: Die digitale Welt ist nicht das Ende. Und die Zeit lässt sich nun einmal nicht mehr zurückdrehen.

 

Keine Ahnung…

Podcast/Download: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 12. Oktober – Der Ausflug auf Autopilot oder das kreative Vakuum, ein „zusammen unterwegs Experiment“. Der Arbeitstitel besagte bloß, dass wir zwischen dem aufwändigen „Apocalypse Now Jubiläum“ und einer nächsten tiefschürfenden Themenarbeit über Strange-, Straight- und Specialness schlicht keine Ahnung haben, was wir überhaupt spielen, lesen und machen wollen. Diesmal bleibt es dabei, dass wir uns von all dem, was da kommen mag, überraschen lassen. Ein paar Gedanken und Ideen wie kleine Leuchtschiffe in den Fluss setzen, ihnen beim Davontreiben zuschauen – und davon ausgehen, dass ihre Bewegungen eine Lichtspur erzeugen, der wir folgen werden…

Ein paar Stimmungsbilder gäbs wohl schon aus der barock dekadenten Memento-Mori-Menagerie dieser herbstlich hüstelnden Mozartiade. Den eiligen Aus- und Schlussverkauf der allsommerlichen Eitel- und Ewigjugendlichkeiten etwa oder den sich bald wieder über das Land wie die Seele ausbreitenden Nebel.

Alles Eindrücke, die uns doch irgendwie ans Überleben in der Pestgrube gemahnen, uns jahreszeitlich zwingend ins heurige „Alles is hin“ des Bänkelsängers Augustin hinein assoziieren oder uns zumindest ansatzweise an ein mögliches Altern in Würde denken lassen, mit oder ohne Rockmusik 😉 „Der Tod ist ein Trick“ fällt mir da ein aus dem Blumfeld-Song „Strobohobo“ – und natürlich auch das „Ring the bells, that still can ring“ aus Leonard Cohens „Anthem“ (einem so sauguten Liedtext, dass ich ihn mir endlich mal in einem anderen als diesem bekannt zuckersüß zugestreicherten Arrangement gewünscht hätte…) Womit wir schon mitten in diesem Artikel mitten im Zwischen der Zeilen, der Konzepte und der Gestalten landen – irgendwo da ist es – sind wir – unterwegs…

Dazwischen sind wir aufgespannt wie die Wäscheleinen und wie die Regenschirme – und hätten oft gern eine größere Bedeutung als die des Augenblicks. Wenigstens eine versöhnliche Synthese für die nächsten paar Herzschlagjahre, ein Abziehweltbild für unseren Flüchtlingskoffer.

„With or without You“ wäre da eine Möglichkeit, die beides zugleich in sich umschließt, das Nichtlebenkönnenden des Zielerreichens wie des Herzverlusts. Dennoch singt es und schnappt nach Luft, lechzt voller Verlangen nach Erfüllung, fällt wimmernd in sich zusammen und lässt einen Vorgeschmack zurück von der Vereinigung der Gegensätze, von der einstweiligen Verfügung zum Frieden mit sich selbst. Und lassen wir die Dichter selbst zu Wort kommen, o du lieber Augustin reloaded, sei es Diskurspop oder Zen-Poesie, es gibt wohl kaum etwas anderes als Lieder vom Leben, von der Liebe und vom Tod:

Die Leute leben wie Schatten
Mit ihrer Sehnsucht nach Sinn
Der Tod ist ein Trick
Ich bin, was ich bin
Und spuck dem Tod ins Gesicht   (Jochen Distelmeyer/Blumfeld)

Ring the bells that still can ring
Forget your perfect offering
There is a crack, a crack in everything
That’s how the light gets in      (Leonard Cohen)

 

Rosa Winkel. Über die Verfolgung von Homosexuellen im Nationalsozialismus.

Tausende Menschen wurden wegen ihrer sexuellen Orientierung in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet. Vor allem schwule Männer, aber ebenso lesbische Frauen wurden oft ohne Gerichtsverfahren in Konzentrationslager gesteckt. Die Überlebenden wurden auch nach dem Krieg nicht rehabilitiert, sondern weiterhin strafrechtlich verfolgt. Die Anerkennung von Homosexuellen als Opfergruppe des Nationalsozialismus ist zumindest in Österreich bis heute nicht erfolgt.

Gestaltung der Sendung: Georg Wimmer (Salzburg)

[audio:http://hoerstolpersteine.net/downloads/Salzburg_2_Homosexuelle.MP3|titles=Rosa Winkel]

GÖTTERFUNK mit The TRYP (live & unplugged, 20.06.2012)

Am 20. September waren The TRYP im GÖTTERFUNK, der Sendung für Bands und Musikschaffende aus Salzburg.  Neben Talk und Taumel mit Moderator Oliver Baumann war besonders spannend zu erleben, wie das Salzburger Trio (Reeva, Tom Pi und Flo) ihr stark elekronisch geprägtes, im Juni veröffentlichtes Album „get your dresses on“ unplugged umsetzten! Smart casual indie pop at its Best  – don’t miss it!


Viel Spaß beim Nachhören

Aus der Reihe MARKretro: Kuschelrotz und Obdachlosigkeit – Endlich ist Herbst!

Mittwoch, 3. Oktober 2012 ab 20:00 Uhr: Unter der Rubrik MARKretro nehmen wir euch mit auf eine kleine Zeitreise. Ab sofort spielen wir ab und an eine Perle der MARKradio Geschichte. In über zehn Jahren Sendehistorie hat allerhand Kurioses, Witziges und auch Nachdenkliches über den Äther den Weg in eure Schlaf-/Wohn-/Kochzimmer gefunden.

Die erste Ausgabe MARKretro, ist passend zur Jahreszeit zumindest musikalisch eine kuschlige. Marita, ohne Gast, aber mit Patricia, hat aber auch eine richtige Mission. Das MARK.freizeit.kultur wurde gerade mal wieder auf die Straße gesetzt und sah sich großen Veränderungen gegenüber gestellt. Dazu kam die Depri-Herbststimmung und eine Kuschelrock-Playlist. Was die Leute von der Straße zu diesen Themen und überhaupt zum MARK.freizeit.kultur sagten und vieles mehr hört ihr in dieser Sendung vom 14. Oktober 2009!

Die nächste Sendung MARKradio gibt’s höchstwahrscheinlich live, aber ganz sicher am 17. Oktober 2012 ab 20:00 Uhr auf den Frequenzen der Radiofabrik und auf www.radiofabrik.at

Eine Stunde geballte Jugendkultur!

P.S.: Ihr habt eine Sendung ganz besonders im Gedächtnis und wollt sie unbedingt noch mal hören? Mit einem Mail an Jess (j.tuerk@radiofabrik.at) seid ihr dabei!

Sinti und Roma in Halle – ein Hörstolperstein

Die Schicksale der Sinti und Roma, die in Halle lebten und von dem nationalsozialistischen Regime getötet und deportiert wurden, sind bisher nur wenig erforscht. Das liegt nicht nur an einer generell niedrigeren Stellung in der offiziellen Gedenkordnung, sondern einfach auch an einer sehr schlechten Quellenlage. Nur, was müssen wir eigentlich von einer Person wissen, um uns an sie zu erinnern? Reicht tatsächlich nur ein Name?
Ohne eine konkrete Lebensgeschichte zu erzählen, skizziert dieser Hörstolperstein die Chronologie der Entrechtung und Vernichtung, stellvertretend für alle Opfer der Sinti und Roma, deren genaueres Schicksal unbekannt ist. Gegen die Vergessenheit treten die Namen derjenigen, die keine Zeit bekommen haben, um eine Biographie leben zu können.

Sinti und Roma in Halle

Ein Hörstolperstein von Mariya Petrova (Radio Corax).