Rosa Hofmann – Salzburg

Rosa Hofmann

Rosa Hofmann

Rosa HOFMANN, geboren am 27. Mai 1919 in Wilhering bei Linz, katholisch, war im sozialdemokratischen Arbeitermilieu sozialisiert worden. Politischer Widerstand hat jedoch auch einen familiären Hintergrund: Rosas Vater Josef HOFMANN, Sozialdemokrat, Gewerkschaftler und Schutzbund-Führer, hatte sich im Februar 1932, während der Weltwirtschaftkrise, erschossen, nachdem er von seiner Entlassung als Binder in der Stieglbrauerei erfahren hatte.

Hörstolperstein Rosa Hofmann

Die Witwe Cäcilia HOFMANN, Hilfsarbeiterin, und ihre vier Kinder wohnten weiterhin in der damals noch eigenständigen, sozialdemokratisch verwalteten Gemeinde Maxglan, Moserstraße 10, in einem Gemeindehaus. Rosas Brüder Josef und Anton erlernten die Berufe Maler und Schlosser. Rosa war Hilfsnäherin laut Meldekartei, hatte demnach keinen erlernten Beruf.

Rosa Hofmann Denkmal

Rosa Hofmann Denkmal Stölzlpark Salzburg

Unter dem NS-Regime war Rosa HOFMANN Leiterin des Kommunistischen Jugendverbandes in Salzburg. Am 17. April 1942 wurde die junge Frau von der Gestapo verhaftet. Aus der Anklageschrift geht hervor, dass Rosa HOFMANN auf Bahnhöfen, in Eisenbahnwaggons und vor Kasernen Flugblätter verbreitete, auf denen zu lesen war: »Wir wollen beizeiten diesem blutigen und sinnlosen Krieg ein Ende setzen und brüderlich vereint mit den Soldaten der Roten Arbeiter- und Bauernarmee in den letzten Kampf ziehen, in den Kampf für ein freies sozialistisches Europa!«

Im Todesurteil des »Volksgerichtshofes« gegen Rosa HOFMANN heißt es, das Schwergewicht ihrer Tätigkeit habe »in ihrer Beteiligung an der Verbreitung der zur Zersetzung der Deutschen Wehrmacht bestimmten Schriften« gelegen und die Angeklagte sei »im wesentlichen« geständig, obschon sie festgestellt habe, dass die Formulierung im Vernehmungsprotokoll, sie sei »zur Zeit der Tat eine fanatische Kommunistin gewesen« und habe sich »von der Herbeiführung der Weltrevolution eine soziale Besserstellung erhofft«, ihrer eigenen Ausdrucksweise nicht entspreche.

Rosa Hofmann Stolperstein

Rosa Hofmann Stolperstein/Moserstraße 10

Rosa HOFMANN, die 23-jährige widerständige Frau, deren Eigensinn noch aus der Gewaltrhetorik der Blutjustiz hervorsticht, wurde am 15. Dezember 1942, schon zur Zeit der Kriegswende in Stalingrad, wegen »Zersetzung der Wehrkraft des deutschen Volkes in Verbindung mit landesverräterischer Begünstigung des Feindes und Vorbereitung zum Hochverrat« zum Tode und »zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit« verurteilt und am 9. März 1943, nach dem Kriegstod vieler hunderttausend Menschen auf beiden Frontseiten Stalingrads, im Zuchthaus Berlin-Plötzensee enthauptet.

Rosa, überzeugt vom Sinn ihres Widerstandes, hatte noch angesichts ihres Todes die Kraft, Worte zu finden, die ihren Lieben, den Hinterbliebenen, Trost bringen sollten:

Liebe Mutter und Geschwister!

Heute heißt es Abschied nehmen von Euch, denn das Gnadengesuch ist abgelehnt worden. Aber ich bin ganz ruhig, liebe Mutter.

Ich danke Dir, liebes Mütterlein, für Deine Liebe, und ich stehe so tief in Deiner Schuld wegen dem Kummer, den ich Dir jetzt bereite. […] Wenn Du sehen würdest, wie ruhig ich bin, dann würde auch Dein Kummer nicht so groß sein um mich. Behalte mich immer im lieben Andenken, es sterben jetzt so viele und wissen nicht wofür, musst Du Dir sagen. […] Wer weiß, was ich noch alles mitmachen müsste, denn die Jugend ist vorbei, wenn man das erlebt, was ich erlebt habe. Ich komme mir vor wie eine alte Frau und würde nie mehr genauso glücklich sein können, es ist gut so, wie es ist, glaube mir. Ich bin müde geworden in der Zeit.

Also, liebes Mutterle, bleib gesund, und auch die Resi und der Toni, werdet noch recht glücklich, und macht der Mutter das Leben schön. Meine letzten Busserln und eine heiße Umarmung schick ich Euch mit tausend Grüßen. Eure Ratzi

Berlin-Plötzensee, 9. März 1943

»Ratzis« älterer Bruder Josef, 23-jährig zum Kriegsdienst einberufen, kam im September 1942 an der »Ostfront« (Sowjetunion) zu Tode, deshalb fehlt sein Name in ihrem Abschiedsbrief an ihre Lieben. Doch im Gedanken war seine Schwester wohl bei ihm und seinesgleichen, wenn sie schreibt: »es sterben jetzt so viele und wissen nicht wofür«.

Am 4. Mai 1947 wurde im Stölzlpark, Bindergasse 11, von der SPÖ unter ihrem Landesobmann Franz Peyerl das erste Heim der Kinderfreunde eröffnet, das den Namen der »Sozialistin« Rosa HOFMANN erhielt. Der dort aufgestellte und noch heute vorhandene Gedenkstein trägt die Inschrift: »Rosa Hofmann / gefall[en] für den Sozialismus am 9. 3. 1943 in Berlin durch Henkershand / Für die Freiheit gabst Du Dein Leben / Dein Vorbild wollen wir erstreben«

Am 30. Juli 1965 wurden mit einstimmigem Beschluss des Gemeinderates der Stadt Salzburg zwanzig Verkehrsflächen neu benannt, darunter eine nach Rosa HOFMANN in Maxglan-Siezenheim.

Quellen:Salzburger Wacht (Organ der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Salzburg), 8. 2. 1932, S. 5. Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934 – 1945, Band 1, S. 446ff. Salzburger Landesarchiv: Opferfürsorgeakte S-154 (Cäcilia Hofmann).
Recherche: Gert Kerschbaumer
Gestaltung & Produktion: Georg Wimmer

Hörstolperstein Gisela und Johann Jellinek, Salzburg

Gisela und Johann Jellinek

Gisela und Johann Jellinek

Johann JELLINEK, geboren am 12. April 1875 in Schumitz, Mähren (Österreich-Ungarn, hernach Tschechoslowakei, Tschechien), war Jude, Sohn des Salomon JELLINEK und der Anna TAUS (Gastwirtschaft in Schumitz). Johann studierte in Wien Medizin, wurde Facharzt und arbeitete seit März 1907 in Salzburg, seit Juli 1909 im Haus der Donau-Versicherung, Dreifaltigkeitsgasse 1 (oder Platzl 2), 2. Etage, wo sich seine Wohnung und Praxis befanden, wie im Gewerbeverzeichnis der Stadt Salzburg bis 1938 vermerkt ist:

Dr. Johann JELLINEK, Medizinalrat, emeritierter Sekundararzt und ehemaliger Assistent des Allgemeinen Krankenhauses, Facharzt für Haut-, Harn-, Geschlechtskrankheiten und Kosmetik, Röntgendiathermie, Höhensonne sowie Licht- und Tonisatorbehandlung.

Dr. JELLINEK, der 1930 den Titel Medizinalrat vom Bundespräsidenten verliehen bekam, war der einzige jüdische Arzt in der Stadt Salzburg, weshalb ihn speziell Juden gerne aufsuchten, zum Beispiel der im Haus Kapuzinerberg 5 wohnende Schriftsteller Stefan ZWEIG, der im Frühjahr 1924 seiner in Abbazia weilenden Ehefrau Friderike über seine Erkrankung berichtete und dabei seinen Salzburger Arzt besonders lobte:

Ich habe Dir kein Wort geschrieben, allen zu schreiben verboten, dass ich sieben Tage zu Bett war und ziemlich arg daran: eine Bauchgrippe mit allen unangenehmen Begleiterscheinungen; stellenweise war mir schon sehr mies. Alfred [sein Bruder aus Wien] war für einen Tag hergekommen, war mit den Anordnungen des Arztes (Dr. Jellinek, der sehr tüchtig ist) zufrieden, sodass der ursprüngliche Plan, mich nach Wien zu befördern, aufgegeben wurde. Ich werde aber noch längere Zeit bestimmte Diät halten müssen …

Die Familien ZWEIG und JELLINEK waren fortan befreundet, dokumentiert u.a. durch gemeinsame Essen im Hotel Münchnerhof, Dreifaltigkeitsgasse 3, et cetera.

Gisela und Johann Jellinek Stolpersteine

Gisela und Johann Jellinek Stolpersteine/Lasserstraße 23

Dr. JELLINEKS Ehefrau Gisela, geb. am 19. September 1877 in Wien, war die Tochter des Ehepaares Philipp MANDL und Theresa ROSENFELD – beide wurden in der israelitischen Abteilung des Wiener Zentralfriedhofs bestattet. Am 7. April 1907 bekam das Ehepaar JELLINEK in Salzburg einen Sohn: Kurt, der hier das Akademische Gymnasium besuchte und wie sein Vater in Wien Medizin studierte. Dr. Kurt JELLINEK war Spitalsarzt in Wien und ab 1936 praktischer Arzt in Salzburg-Gnigl, Linzer Bundesstraße 36, in einem Arbeiter- und Eisenbahnerviertel. Er heiratete Maria GASCHO aus Bayern, die keine Jüdin, sondern Protestantin war (Augsburger Bekenntnis).

Seit 1917 war die Familie JELLINEK in Salzburg nach altösterreichischem Recht heimatberechtigt. Im Jahr 1932 erwarb Gisela JELLINEK in Salzburg das Haus Lasserstraße 23, unweit der Synagoge.

Hörstolperstein Gisela und Johann Jellinek

Im Gewaltjahr 1938 mussten die beiden jüdischen Ärzte in Salzburg ihre Praxis schließen. Der 32-jährige Dr. Kurt JELLINEK und seine Frau Maria, die noch bis März 1939 im Haus Lasserstraße 23 wohnten, bekamen Visa und Affidavits für die USA, konnten via Genua nach New York reisen (Ankunft am 9. November 1939) und lebten hernach in Middleborough (Middleboro), Massachusetts, wo Kurt und Mary noch bis ins Kriegsjahr 1942 hinein Post aus dem nationalsozialistischen Wien erhielten.

Dr. Johann und Gisela JELLINEK, die im Mai 1938 ihre Wohnung und Praxis in Salzburg, Dreifaltigkeitsgasse 1, für den NS-Reichskriegerbund, Gaukriegerführung Alpenland räumen mussten, wohnten bis zum Frühjahr 1942 in Wien 8, Lange Gasse 61, hernach in Wien 2, Haasgasse 8, in einer »Sammelwohnung«, deren Parteien zur Deportation bestimmt waren. Aus dem Nachlass Dr. JELLINEKs geht hervor, dass das Ehepaar noch im Jahr 1941 Vorbereitungen zur Ausreise mit dem nächsten Fernosttransport traf (»Bahnkarte Berlin – Shanghai RM 28.000 Konto D der IKG 17. März 1941 erlegt«).

Am 28. Juli 1942, als die Deportation bevorstand, schrieb der Vater aus Wien seinen Kindern in Middleboro:

Da wir in den nächsten Wochen von Wien nach einem Ort in Böhmen wahrscheinlich Theresienstadt an der Elbe abtransportiert werden, muß ich Euch …

Am 10. September 1942 ging der »Transport 40 Zug Da 513« mit den Häftlingen Nr. 837 und 838, Dr. Johann und Gisela JELLINEK, nach Theresienstadt. Der Ehemann kam dort 68-jährig am 20. März 1943 zu Tode, die Ehefrau 66-jährig am 9. August 1943.

Ihr Sohn Kurt wurde nach der Befreiung Österreichs über den Tod seiner Eltern von Überlebenden mit viel Feingefühl informiert:

Leider war Dein Vater in dieser Zeit an einer anderen Krankheit erkrankt, die eine Operation nötig gemacht hätte. Nun war aber eine Überführung in das dortige Spital aus dem vorerwähnten Grunde nicht möglich. Dein Vater ist also damals im März 1943, wenn auch eines natürlichen Todes gestorben. Deine Mutter sah Herrn Vogel [Augenzeuge] später einige Male; sie war durch die harten Bedingungen des Winters sehr geschwächt; es hatte damals wenig zu heizen und zu essen gegeben. Ausserdem war der Tod Deines Vaters sicher ein schwerer Schlag für sie. Sie sprach oft von Dir. […] Deine Mutter ist, wie Herr Vogel sagte, sehr schön und sanft hinübergeschlafen. Das war im Mai [August] 1943. Es ist unendlich traurig, dass so liebe Menschen wie es Deine Eltern waren ein ganz anderes Alter erlebten als es ihrem übrigen Leben entsprach. Sie hätten wohl Anrecht auf schöne Tage gehabt.

Dr. Kurt JELLINEK, der das geraubte Vermögen seiner Eltern nicht zurückerhielt – auch nicht das im Jahr 1939 »arisierte« Haus Lasserstrasse 231 – starb 1977 in Middleborough, seine Frau Mary 1998 in East Dennis, Massachusetts.

____
1 Gisela Jellinek erwarb das Haus 1932 von David Rosenfeld, der hier mit seiner Familie wohnte. Das Ehepaar David und Stefanie Rosenfeld, das zuletzt in Triest lebte, wurde 1944 in Auschwitz ermordet. Im Haus Lasserstraße 23 wohnten weitere Opfer des nationalsozialistischen Terrors, die aber nicht jüdisch waren: Anna Steinwender, 1941 in Hartheim ermordet, und Otto Schneider, 1941 in Buchenwald ermordet. Das Haus Lasserstraße 23 wurde im Jahr 1939 von Maria Scheuba, Ehefrau eines Arztes, »arisiert« und nach der Befreiung Salzburgs nicht restituiert (Grundbuch Salzburg-Schallmoos EZ 262).

Recherche: Gert Kerschbaumer & Lisa Macheiner; Fotos: Wienbibliothek, Nachlass Dr. Jellinek
Gestaltung & Produktion: Eva Schmidhuber

Hörstolperstein Josef Reischenböck

Josef Reischenböck

Josef Reischenböck

Josef Peter REISCHENBÖCK, geboren am 23. März 1890 in Salzburg, war zeitlebens ein gläubiger Katholik, österreichischer Patriot und Idealist, der unter dem NS-Regime seinen Weg in den Widerstand fand.

Er war das jüngste Kind des Ehepaares Therese und Josef REISCHENBÖCK, aus ärmlichen Verhältnissen stammend1, und seit 1913 mit Franziska (Fanny) Esser aus Berndorf, der Tochter eines Lehrers, verheiratet, die drei Kinder bekam, Arno, Raimund und Erentrudis. Die Familie wohnte auf dem Areal des Schlosses Hellbrunn, das der Stadtgemeinde Salzburg gehört.

Hörstolperstein Josef Reischenböck

REISCHENBÖCK absolvierte die Lehrerbildungsanstalt, war Pädagoge, Volks- und Bürgerschullehrer, schließlich Direktor der Hauptschule Haydnstraße im Andrä-Viertel und außerdem im Katholischen Lehrerverein führend tätig. Unter der österreichischen Diktatur von 1933 bis 1938 war er als Beamter Mitglied und Dienststellenleiter der »Vaterländischen Front«, jener unter dem Kanzler Engelbert Dollfuß nach faschistischem Vorbild gegründeten Einheitspartei mit dem Kruckenkreuz als Symbol.

Im März 1938, nach der nationalsozialistischen Machtergreifung in Österreich, wurde REISCHENBÖCK als Direktor abgesetzt. Er blieb jedoch Hauptschullehrer, wurde Mitglied des NS-Lehrerbundes, was verpflichtend war, und behielt seine Kontakte zu Bekannten aufrecht, die als Gegner des NS-Regimes galten. Gewiss ist außerdem, dass der gläubige Katholik REISCHENBÖCK sich im Frühjahr 1941 von Anton Schubert für die illegale Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) anwerben ließ, allerdings erst, als ihm Schubert, der selbst Lehrer und Katholik war, beteuerte, dass die KPÖ, die den Kampf gegen den Nationalsozialismus gewinnen würde, Glaubensfreiheit garantiere. REISCHENBÖCK zahlte fortan Mitgliedsbeiträge an Schubert und schrieb einige Abhandlungen wie »An Dich, Österreicher in der deutschen Wehrmacht« und »Der gläubige Katholik und die Kommunisten«, die er dem kommunistischen Schlüsselfunktionär Anton Schubert aushändigte, mit dem er allein in Verbindung stand.2

Josef Reischenböck Stolperstein

Josef Reischenböck Stolperstein/Fürstenweg 35

Josef REISCHENBÖCK wurde am 14. März 1942 in seiner Schule verhaftet, am 30. Oktober 1942 vom »Volksgerichtshof« wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« zum Tode verurteilt. Das von seiner Familie eingereichte Gnadengesuch blieb unbeantwortet. Am 7. Mai 1943 schrieb er an seine Frau und an jedes seiner drei Kinder einen Abschiedsbrief. Um 18 Uhr dieses Tages wurde REISCHENBÖCK 53-jährig in München-Stadelheim hingerichtet.

Der Vorschlag des antifaschistischen Personenkomitees im Jahr 1988, nach Josef REISCHENBÖCK in Salzburg einen öffentlichen Verkehrsweg zu benennen, geriet in Vergessenheit. Auf Initiative des Christlichen Landeslehrervereins und der ÖVP-Kameradschaft politisch Verfolgter wurde im Jahr 1999 an der Fassade der Hauptschule St. Andrä eine Tafel zum Gedenken an Josef REISCHENBÖCK angebracht.

____
1 Sein Vater Josef Reischenböck war ein Bauernsohn aus Schärding am Inn, der in Salzburg als Hausknecht und Kutscher arbeitete. Die Familie war in Salzburg nach altösterreichischem Recht heimatberechtigt.
2 Der KPÖ-Funktionär Anton Schubert wurde am 22. Juli 1943 in München-Stadelheim hingerichtet (siehe Standort Stadlhofstraße 8).

Quellen: Stadt- und Landesarchiv Salzburg, Widerstand und Verfolgung in Salzburg, Band 1, S. 332f., 344ff.
Recherche: Gert Kerschbaumer
Gestaltung & Produktion: Georg Wimmer

Franz Schinnerl – Salzburg

Franz Schinnerl Stolperstein

Franz Schinnerl Stolperstein/Julius-Raab-Platz 2

Franz SCHINNERL, geboren am 14. September 1910 in Salzburg, war katholisch,
ledig und Hotelangestellter. Er arbeitete und wohnte im Parkhotel Nelböck,
Weiserstraße 2 (Julius Raab-Platz).1

Franz SCHINNERL wurde am 15. Oktober 1941 vermutlich aufgrund einer
Denunziation verhaftet und am 16. Jänner 1942 wegen Homosexualität zu einem
Jahr schwerem Kerker verurteilt, wie aus dem Register des Landesgerichts
Salzburg hervorgeht.2

Hörstolperstein Franz Schinnerl

Franz SCHINNERL wurde nach Verbüßung seiner Strafe in das KZ Dachau
deportiert und dort am 23. November 1942 als PSV-Häftling Nr. 40339
registriert (Haftkategorie PSV = „Polizeiliche Sicherungsverwahrung“ mit
grünem Winkel).

Als das KZ Dachau am 29. April 1945 durch US-Truppen befreit wurde,
herrschten dort katastrophale Zustände. Wegen der grassierenden Epidemien,
Fleckfieber und Typhus, stand das gesamte Lagergelände wochenlang unter
Quarantäne. Es starben noch täglich 100 bis 300 befreite Häftlinge, am 9.
Mai 1945 der 34-jährige Franz SCHINNERL aus Salzburg.

____
1 Weiserstraße 2 wurde im Jahr 1973 in Julius Raab-Platz 2 umbenannt, am Ort
des demolierten Parkhotels befindet sich das Wirtschaftsförderungsinstitut
(WIFI) der Wirtschaftskammer Salzburg.

2 Unter dem NS-Regime liefen im Landesgericht Salzburg gegen 338 Personen,
darunter sechs Frauen, Verfahren nach § 129 I b – „Unzucht wider die Natur
mit Personen desselben Geschlechts“ – des nach wie vor gültigen
österreichischen Strafgesetzes. Die betreffenden Gerichtsakten wurden
mittlerweile vernichtet.

Quellen: Stadt- und Landesarchiv Salzburg, Information der KZ-Gedenkstätte Dachau vom 28. Juni und 3. November 2011
Recherche: Gert Kerschbaumer
Gestaltung & Produktion: Georg Wimmer

Willkommen in Salzburg span./dt.: MigrantInnen suchen Arbeit in Österreich

 

Spanisch-deutsche Ausgabe am Dienstag, 5.6. um 19:06:

Bei einer Gesamtarbeitslosenquote von 7,2% im Jahr 2009 war die Arbeitslosigkeit der Ausländer/-innen mit 10,2% deutlich höher als jene der österreichischen Staatsangehörigen (6,7%). Männer sind unabhängig von der Staatsangehörigkeit stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Frauen (7,9% gegenüber 6,3%). Martha Peña Moyano aus Kolumbien erzählt über ihre Erfahrungen mit der Arbeitssuche, und die Schwierigkeit, ihren Titel als Zahnärztin in Österreich anerkennen zu lassen. Florian Schwarzbauer, Deutschtrainer bei ACCELINGUA spricht mit uns über den Kurs „Deutsch lernen und Arbeit suchen“. Außerdem gibt es Information über Integrationsaktivitäten für den Sommer und die beste Musik.

 

De acuerdo a los indicadores que se presentan en el libro titulado: „La migración y la integración“ en el 2010. En el año 2009, la tasa de desempleo general en Austria, fue de solo un 7,2%. La tasa de desempleo de los inmigrantes hombres fue de un 10,2%, significativamente mayor que los nacionales austriacos con un 6,7%. Los hombres extranjeros independiente de su nacionalidad se ven más afectados por el desempleo que las mujeres (7,9% vs 6,3%). El principal problema radica en aprender a hablar alemán. La odontóloga colombiana Martha Peña Moyano nos cuenta su experiencia de buscar trabajo y homologar su titulo en Austria. El instructor de alemán Florian Schwarzbauer de ACCELINGUA habla con nosotros sobre el modulo “Aprender alemán y buscar trabajo”. Información de las actividades de integración para el verano, y la mejor música.


Salzburg: STOLPERSTEINE AUFPOLIEREN!

Das Personenkomitee Stolpersteine lädt zum Frühlingsputz.

168 Stolpersteine liegen derzeit auf den Straßen Salzburgs. 2007 wurden die ersten Steine verlegt, jährlich kommen etwa 40 neue Stolpersteine hinzu.
Heuer wurden zudem Stolpersteine für Personengruppen verlegt, denen die Opferwürde 67 Jahre verwehrt blieb: der erste Stein für einen Homosexuellen vor dem Haus Brodgasse 3 und der erste Stein für einen Deserteur vor dem Haus Plainstraße 74 – ein Novum in Österreich, doch kein Grund zum Feiern, vielmehr ein Grund zum Aufpolieren der Erinnerung und zum Wachsamsein.
Die Oberfläche dieser Erinnerungs-Steine ist mit einer Messingplatte versehen, die mit der Zeit durch Umwelteinflüsse und Verschmutzung dunkler wird. Viele Steine sind über die Jahre bereits so dunkel geworden, dass die Inschriften kaum noch lesbar sind.

Seit dem Vorjahr ruft das Personenkomitee Stolpersteine Salzburg mit seinen derzeit 265 Mitgliedern am österreichischen Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus zum Stolperstein-Frühjahrsputz. An diesem Jahrestag – am 5. Mai 1945 – wurde das Konzentrationslager Mauthausen durch die vorrückenden Truppen der 11. US-Panzerdivision der 3. US Armee befreit. Weiterlesen

Willkommen in Salzburg span./dt.: Frida Kahlo – Kämpferin und Feministin

Dienstag, 1. Mai um 19:06 Uhr auf der Radiofabrik.

Frida Kahlo ist die mit Abstand bekannteste Malerin Mexikos, wenn nicht sogar Lateinamerikas. Ihre Bilder wurden von der mexikanischen Regierung offiziell zum „nationalen Kulturgut“ erklärt. Ihr Ganzkörper-Selbstbildnis Raíces erzielte im Mai 2006 einen Versteigerungserlös von 5,6 Millionen US-Dollar und gilt damit als das bislang teuerste Bild eines lateinamerikanischen Künstlers.

Mit 47 Jahren starb Kahlo 1954 in Mexiko. Kahlo bezieht sich in ihren Bildern auf die präkolumbianische, mexikanische Kunst der Azteken und Maya und thematisiert soziale und politische Probleme. Außerdem versucht sie ihr Leiden in ihren Bildern zu verarbeiten. Mit sechs Jahren erkrankt Kahlo an Kinderlähmung, mit 18 hat sie einen Straßenbahnunfall, der fast ihre komplette Wirbelsäule zerstört. Sie stellt aber auch ihre Ehe mit dem exzentrischen Muralist Diego Riviera dar, sowie ihre tragische Romanze mit dem Revolutionsführer León Trotzky. 1953 wird ihr rechter Fuß amputiert. Die folgende Invalidität stürzt sie in tiefe Depressionen. Nach mehreren Selbstmordversuchen stirbt die Malerin 1954 an einer Lungenembolie.

„Pinto autoretratos por que estoy gran parte del tiempo sola, por que soy la persona a quien mejor conozco“ palabras de Frida Kahlo (1907-1954), pintora mexicana, quien a pesar de su enfermedad, luchó por sus suenos, la felicidad y el amor, siempre se sostuvo de pie amte toda adverisdad y siempre mostró fortaleza y coraje ante la vida.

Karl Emminger – Salzburg

Karl Emminger

Karl Emminger

Karl EMMINGER, geboren am 26. September 1878 in Deutsch-Altenburg, Niederösterreich, war Schlosser, Eisenbahner, Werkmeister, Gewerkschafter, Präsident der Salzburger Arbeiterkammer, Landesleiter des Republikanischen Schutzbundes, sozialdemokratischer Politiker, Mitglied des Gemeinderats von Gnigl, Landtagsabgeordneter, Mitglied der Salzburger Landesregierung und Landesrat bis zum Verbot der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei am 12. Februar 1934, bis zu ihrem gewaltsamen Ende unter der österreichischen Diktatur des Kanzlers Engelbert Dollfuß.

Hörstolperstein Karl Emminger

Bekannt ist außerdem, dass Karl EMMINGER Kontakte zu Stefan ZWEIG hatte, dessen Haus auf dem Kapuzinerberg im Februar 1934 »pro forma« nach Waffen des Republikanischen Schutzbundes durchsucht wurde. Stefan ZWEIG verließ Salzburg. Karl EMMINGER, der alle Parteifunktionen und öffentlichen Ämter verlor, war drei Monate in Haft und wurde nach seiner Freilassung fortwährend observiert, wie aus dem Bericht des Sicherheitsdirektors für Salzburg vom 17. Jänner 1935 hervorgeht:

Ececutive Arbeiter- & Soldatenräte, Salzburg 1919

Executive Arbeiter- & Soldatenräte, Salzburg 1919

Der pensionierte Bundesbahnschlosser Karl Emminger, ehemaliger soz. dem. [sozialdemokratischer] Landesrat und Schutzbundführer, in Gnigl-Itzling, Kreuzstraße Nr. 16 wohnhaft, dessen Verkehr überwacht wurde, empfängt wohl öfters Besuche von Bekannten, doch ließ sich nicht feststellen, dass es sich hiebei um politische Zusammenkünfte handelt. Die Angelegenheit wird weiter im Auge behalten, und wird bei sich ergebendem Verdachte sofort eingeschritten werden.

Die Familie EMMINGER, die nach altösterreichischem Recht in der Gemeinde Gnigl heimatberechtigt war, wohnte in Itzling, damals noch zur Gemeinde Gnigl gehörend, unweit des Arbeiterheimes, das nach Karl EMMINGER benannt war und nach dem Verbot der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei enteignet wurde.1 Salzburgs widerständige Frauen und Männer aus den Reihen der Revolutionären Sozialisten Österreichs (RSÖ) und Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) lebten vorwiegend in Gnigl-Itzling: Salzburgs »rote« Hochburg.

Karl Emminger Stolperstein

Karl Emminger Stolperstein/Kreuzstraße 14

Karl EMMINGER, der keiner Widerstandsgruppe angehörte, aber als »politisch vorbelastet« galt, wurde auch unter dem NS-Regime bespitzelt. Es scheint, dass jede seiner Bewegungen der Gestapo gemeldet wurde. Ihm wurden seine in den Kriegsjahren 1941 und 1942 geführten Gespräche mit einem Hilfsarbeiter, der Kommunist war, zum Verhängnis. EMMINGER wurde am 18. November 1942 verhaftet, am 7. Jänner 1943 wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« angeklagt und nicht zuletzt dank des Kommunisten, der seine ursprüngliche Aussage zurücknahm, am 7. Mai 1943 von der Anklage freigesprochen. Er starb am 3. Mai 1944 an den Folgen der Haft, worüber sein Enkel Dr. Herbert Moritz im Rückblick berichtet:

Aber Karl Emminger war bei seiner Entlassung bereits ein todkranker Mann. Er erlitt mehrere schwere Anfälle von Angina pectoris, die er vor seiner Familie so lange wie möglich geheim zu halten versuchte. An einem solchen Anfall ist er am 3. Mai 1944 im St. Johanns-Spital gestorben. 2

Die Witwe Anna EMMINGER, die nach der Befreiung Anspruch auf Opferfürsorge hatte, starb 1957 in Salzburg. Sie hatte zwei Kinder. Ihre Tochter Marie Moritz lebte mit ihrer Familie in Salzburg. Ihr Sohn Dr. Herbert Moritz, geboren 1927 in Salzburg, war sozialdemokratischer Politiker, Landeshauptmann-Stellvertreter und Bundesminister für Unterricht, Kunst und Sport.

____
1 Siehe Standort Schopperstraße 20: Ehepaar Rosa und Johann Bermoser, Rosas Bruder Karl Schallmoser
2 Herbert Moritz: Gesichter, Köpfe, Gestalten. Begegnungen in sieben Jahrzehnten, Wien 2004, S. 11-21
Quellen: Opferfürsorgeakte S-745, Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934 – 1945, S. 274

Recherche: Gert Kerschbaumer
Gestaltung & Produktion: Georg Wimmer

Hermann Rubenkes – Salzburg

Hermann Rubenkes Stolperstein

Hermann Rubenkes Stolperstein/Werkstättenstraße 14

Hermann »Harri« RUBENKES, geboren am 10. Juli 1901 in Wien, war ein Sohn des aus Galizien stammenden jüdischen Ehepaares David und Berta RUBENKES und von Beruf Schlosser und Maschinentechniker. Er arbeitete seit den 1920er Jahren in Deutschland und wurde als Jude unter der nationalsozialistischen Herrschaft im September 1934 nach Österreich ausgewiesen. Er lebte seither in Salzburg, fand hier aber keine feste Anstellung und konnte sich bloß mit Gelegenheitsjobs in jüdischen Häusern über Wasser halten. Für das Verteilen von Reklamezetteln bekam er drei Schilling pro Tag. Anspruch auf staatliche Unterstützung hatte er nicht.

Hörstolperstein Hermann Rubenkes

Hermann RUBENKES zählte zu den Arbeitslosen, die sich der kommunistischen Widerstandsbewegung gegen den österreichischen Faschismus in den Jahren 1934 bis 1938 anschlossen. Seine Genossen nannten ihn »Harri«: sein Deckname in der Illegalität. Die politische Agitation der Kommunisten im Haus Glockengasse 8, in der damaligen »Arbeitslosen-Ausspeiserei« der Stadt Salzburg1, war seit Beginn des Jahres 1938 aktenkundig. Im Bericht der Bundespolizeidirektion Salzburg vom 20. Februar 1938 wurden zehn Verhaftete, die der Landesleitung der verbotenen Kommunistischen Partei (KPÖ) angehörten, aufgelistet, darunter Hermann RUBENKES mit seinen Personaldaten inklusive Glaubensbekenntnis, letzteres abgekürzt: »mos.« (mosaisch) – unter den politisch Verfolgten in Salzburg der einzige Jude.2  

RUBENKES wurde noch im Februar 1938 im Zuge der österreichischen Amnestie für politische Gefangene freigelassen und wohnte hernach als Untermieter im Stadtteil Itzling, Werkstättenstraße 14. Bei seiner Anmeldung deklarierte er sich als »bekenntnislos«, vermutlich in der Annahme, damit einer weiteren Verfolgung zu entgehen. Er war aber nach wie vor Mitglied der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Außerdem ließ sich seine Religionszugehörigkeit nicht verheimlichen, da diese in den Polizei- und Justizakten aufschien. Er war zwar nicht vorbestraft, jedoch als Jude und Kommunist »amtsbekannt«, weshalb seine Freiheit von kurzer Dauer war. Der erste Deportierte des organisierten Widerstandes unter dem NS-Regime in Salzburg war Jude, weil er Jude war.

Hermann RUBENKES wurde am 20. Juni 1938 verhaftet, am 25. Juni 1938 vom Polizeigefangenenhaus in Salzburg ins KZ Dachau deportiert und dort als Jude und »AZR«-Häftling3 Nr. 17129 registriert. Am 11. Dezember 1940 wurde er ins KZ Buchenwald überstellt und als Häftling Nr. 5514 registriert. Der dort bescheinigte Tod des Häftlings am 25. März 1942 im KZ Buchenwald ist nicht richtig. Der 40-jährige Hermann RUBENKES zählte vielmehr zu jenen Häftlingen, die im Zuge der »Sonderbehandlung 14f13«4 am 12. März 1942 in der Tötungsanstalt Bernburg an der Saale vergast wurden.
Die Urne mit der Asche des ermordeten Juden wurde nach Wien geschickt, mit verrechneten Kosten, beglichen von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, und laut Protokoll am 14. Juli 1942 »ohne Partei«, demnach in Abwesenheit von Trauernden, in der israelitischen Abteilung des Wiener Zentralfriedhofs beigesetzt (IV/18a/21/29). Dort befindet sich auch das Grab seiner 1920 verstorbenen Mutter Berta (Scheindl Rebekka). Die Schicksale seiner übrigen Verwandten sind wegen der spärlichen Daten ungeklärt. Außerdem sind keine Opferfürsorgeakten von Überlebenden oder Hinterbliebenen vorhanden. In den Shoah-Datenbanken steht beim einprägsamen Namen Hermann RUBENKES der Vermerk: »letzte bekannte Wohnadresse Salzburg«.

____
1 jetzt Haus der Stadtgeschichte, Sitz des Stadtarchivs Salzburg
2 Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934 – 1945, Band 1, S. 124, 133f., ohne Hinweis auf die Schicksalsverläufe der politisch verfolgten Kommunisten
3 Häftlingskategorie »AZR«: Abkürzung für »Arbeitszwang Reich«
4 »Sonderbehandlung 14f13«: »14« = Inspekteur der Konzentrationslager, »f« = Todesfälle, »13« = Vergasung in Tötungsanstalten der »T-4«-Organisation

Quellen: Stadt- und Landesarchiv Salzburg, Israelitische Kultusgemeinde Wien, Gedenkstätten Dachau und Buchenwald
Recherche Gert Kerschbaumer
Gestaltung & Produktion: Georg Wimmer

Maria Bumberger – Salzburg

Maria Bumberger

Maria Bumberger

Maria BUMBERGER, geborene EBNER, geboren am 21. Dezember 1901 in Elsbethen bei Salzburg, und ihr Ehemann waren keine Mitglieder einer illegalen Partei oder Widerstandsgruppe. Dennoch wurden beide am 11. Juni 1942 von der Gestapo verhaftet. Die Frau bekam im Unterschied zu ihrem Ehemann keine Chance, sich vor Gericht zu verteidigen. Die 40-jährige Maria BUMBERGER wurde am 21. Juli 1942 nach Auschwitz deportiert, dort am 17. November 1942 ermordet.1

Hörstolperstein Maria Bumberger

Am 9. Juli 1943 wurde der verwitwete Franz BUMBERGER, seit 18. Juli 1942 Häftling in Dachau, wegen »Unterlassung der Anzeige eines hochverräterischen Vorhabens« zu einem Jahr Gefängnis verurteilt – mit folgender Begründung:

Maria Bumberger Stolperstein

Maria Bumberger Stolperstein/Linzer Bundesstraße 26

Aus Anlass eines politischen Gesprächs wurden der Angeklagte und seine Gattin [Maria Bumberger] von Anton Schubert2 im Frühjahr 1940 aufgefordert, der bestehenden illegalen KPÖ beizutreten. Er behielt sich samt seiner Gattin Bedenkzeit vor, worauf Schubert ihnen den Lorenz Brucker3 nannte, an den sie sich wegen eines Beitritts wenden sollten. Angeklagter und seine Frau unterließen eine Beitrittsanmeldung. Nachdem Angeklagter von seinem Einsatz in Köln im Oktober 1941 zurückgekehrt war, traf er neuerlich mit Schubert zusammen, der ihn an das Gespräch im Vorjahr erinnerte und wieder aufforderte, seinen Beitritt zu erklären. Auch jetzt lehnte der Angeklagte ab, unterließ es jedoch, von seiner Kenntnis eine Anzeige zu erstatten.

Franz BUMBERGER, der bis zum 9. Juli 1943 in Dachau inhaftiert war, konnte nach seiner Freilassung nach Salzburg zurückkehren und starb hier im Jahr 1980.

____
1 Maria Bumbergers Tochter Maria Golser und Schwester Anna Rinnerberger hatten vergeblich versucht, mit ihrer Mutter bzw. Schwester in Auschwitz Kontakt aufzunehmen und waren deshalb vorübergehend inhaftiert. Im Kriegsjahr 1942 wurden noch fünf Frauen aus Salzburg in Auschwitz ermordet: Rosa Bermoser, Anna Frauneder, Marianne Innerberger, Anna Prähauser und Anna Reindl. Die Kommunistin Josefine Lindorfer aus Hallein wurde ebenfalls vom Polizeigefangenenhaus in Salzburg nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
2 Anton Schubert, KPÖ-Funktionär, wurde am 22. 7. 1943 in München-Stadelheim hingerichtet.
3 Lorenz Brucker, KPÖ-Funktionär, starb 1983 in Salzburg.

Quelle: Widerstand und Verfolgung in Salzburg 1934 – 1945, Band 1, S. 352ff
bzw. www.stolpersteine-salzburg.at
Recherche: Gert Kerschbaumer
Gestaltung & Produktion: Eva Schmidhuber