Erinnerungskultur und Geschichtspolitik in Linz

Die Stadt Linz nimmt für sich in Anspruch in Sache Aufarbeitung des Nationalsozialismus führend zu sein unter den österreichischen und deutschen Städten. Und tatsächlich kann die Stadt auf eine Reihe von Publikationen und Aktivitäten in diesem Bereich verweisen.
Dennoch wird die Aufarbeitung der NS-Zeit nicht als abgeschlossenes Projekt betrachtet. Wo steht die ehemalige „Patenstadt des Führers“ die oftmals auch fälschlich als Heimatstadt von Adolf Hitler bezeichnet wird heute? Wie sehen Erinnerungskultur und Geschichtspolitik in der Stadt an der Donau derzeit aus? Und wie ist Linz zu diesem Vorzeige-Beispiel kommunaler NS-Aufarbeitung geworden?
Diese und eine Reihe anderer Fragen waren Thema eines Gespräches zu dem Radio FRO den Leiter des Archives der Stadt Linz, Walter Schuster, den Historiker Michael John und den Gedenkstättenpädagogen Axel Schacht geladen hat. Das Gespräch führte Andi Wahl. Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Linz

Zitronen

Jørgen Haagen Schmith war der bürgerliche Name von Zitronen. 1910 geboren, war er zunächst bei einem Theaer beschäfigt, ehe er sich ab 1942 in einer Fabrik von Citroen verdingte.

Ab 1943 soll er mit Personen von Holger Danske in Kontakt gekommen sein und seine ersten Sabotageaktion bei Citroën durchgeführt haben. Dabei seien 7 Fahrzeuge für die Deutschen zerstört worden.

Mehr dazu im Stolperstein zum Dänischen Widerstand.

Der Mut der Resi Pesendorfer

Resi Pesendorfer würde man heute vielleicht als „taffe“ Frau bezeichnen. Nicht nur wegen ihrer unermütlichen Risiken und wegen des Einsatzes den sie als Widerstandskämpferin auf sich genommen hat, sondern auch, weil sie ihre Geschichte zeitlebens selbstbewußt erzählt hat. Viele andere Mitstreiterinnen im Wierstand, haben rückblickend ihre Partisanen-Biografien kleingeredet, wie diese auch von den Männern oftmals unerwähnt blieben. Im Vergleich mit weiblichen Widerstandskämpferinnen, deren Heldentaten im Zuge der ersten Aufarbeitungen in den Hintergrund gerieten und erst spät von jungen Historikerinnen erhellt wurden, war Resi Pesendorfer, sicher eine Ausnahmeerscheinung.

Dr. Martina Gugglberger portraitiert die Biografie der Resi Pesendorfer, einer Widerstandskämpferin im Salzkammergut.

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„Weg von hier …“ – Ein Beispiel kindgerechter Vermittlung von Zeitgeschichte

Ilse wurde im November 1928 in Linz geboren. Sie war oft krank, führte aber ein behütetes Leben. Am liebsten spielte sie im Volksgarten, ging mit ihren Eltern am Freinberg spazieren oder aß in einer Linzer Konditorei leckere Mehlspeisen. Erdbeerschiffchen und Indianerkrapfen waren ihre absoluten Lieblinge.
Mit dem Einmarsch Hitlers in seine „Heimatstadt“ änderte sich schlagartig sehr viel für das damals neunjährige Mädchen. Plötzlich durfte ihre beste Freundin nicht mehr mit ihr spielen, ein fremder Mann kam und nahm sich einfach ein wertvolles Bild von der Wand, die Eltern verloren Geschäft und Wohnung und der Vater wurde ins Konzentrationslager Dachau gebracht.

„Weg von hier …“

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Karl Theodor Demant, der träumende Architekt

Die Autorin Verena Wagner erzählt von Ihren Recherchen über den Architekten Karl Theodor Demant, der 1938 mit seiner Familie schließlich aus Österreich fliehen musste und nicht wieder zurückkehren sollte.

In der Zwischenkriegszeit reagierte der Kosmopolit und Intellektuelle Demant auf die extreme Armut in Linz rasch und kreativ. Er entwickelte mit Kollegen, basierend auf einer Art Selbsthilfekonzept, einen Siedlungstyp, der es arbeitslosen Arbeitern erlaubte, ihre Häuser selbst zu bauen. 1934 beginnt man in Linz diesen Siedlungsbau an drei Standorten, um die Situation von Arbeitslosen zu verbessern. Doch bereits 1938 wird auch das Haus des jüdischen Architekten „arisiert“ und alle Siedlungen geschliffen. Ein Jahr später, 1939, werden dort – wo eine der Demant-Siedlungen zerstört wurde -, die Hermann-Göhring-Werke (Spatenstich: Mai 1939) erbaut.

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Hörstolperstein Erinnerungsort Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz

STETS GERN FÜR SIE BESCHÄFTIGT!

Dieser Schriftzug fällt als erstes auf, wenn man das Gelände des Sorbenwegs 7 betritt. Zum Eingang führt ein Weg aus schwarzem Kies. In der dritten Etage angekommen, befinde ich mich unmittelbar in einem ehemaligen Zeichensaal. Rechts von mir steht eine historische Zeichenmaschine, Isis nannte sich das Modell. Isis – wie die altägyptische Göttin die jeden unter ihren Schutz nahm, der gutes für die Menschen tat. Welch bösartige Ironie, denn was ein Mann an diesem Arbeitsplatz konstruierte, war alles andere als gut oder brauchbar für die Menschheit. Im Gegenteil, es war ein Werkzeug für die industrielle Massenvernichtung zur Zeit des Nationalsozialismus. Hier am Fenster mit Ausblick zum Ettersberg, wo sich ehemals das Konzentrationslager Buchenwald erstreckte, wurden die Öfen für dieses Lager sowie für das Vernichtungslager in Auschwitz entworfen.

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Max Cohn, Erfurt

Deutschland im Jahre 1943: Der Erfurter Max Cohn wird von seinen Kindern Rosemarie, Helmut und Alfred Cohn getrennt, denn er wird  in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Viele jüdische Familien fürchten in dieser Zeit um ihr Leben, denn das nationalsozialistische Regime hat vor zehn Jahren in Deutschland die Macht übernommen. Jeder  fürchtet um seine Freiheit, was zu Zwietracht innerhalb der Bevölkerung führt. Denunzierungen sind an der Tagesordnung. Das hat auch Folgen für Familie Cohn. Als Vorwand für die Deportation nahmen die Machthaber die Beschuldigung, Max Cohn hätte Zigaretten gegen Nahrungsmittel getauscht. Aber eigentlich war es ihnen ein Dorn im Auge, dass Cohn jüdischer Herkunft und Mitglied der Sozialdemokratische Partei Deutschlands war.

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Naemi Rosenblüth, Erfurt

Mit Erlass der Nürnberger Rassengesetze 1935 und  den darauffolgenden Diskriminierungen durch die Behörden und große Teile der deutschen Bevölkerung kam es verstärkt zu Auswanderungswellen deutscher Juden in die umliegenden Länder. Mit Verschärfung ihrer Einwanderungsgesetze versuchten die Staaten die Flüchtlingsströme einzudämmen oder ganz zu unterbinden. Die polnische Gesetzgebung sah vor, allen Staatsbürgen, die länger als 5 Jahre im Ausland gelebt hatten, ihre Staatsbürgerschaft zu entziehen. Deutschland kam diesen neuen polnischen Gesetzen zuvor und veranlasste eine Abschiebung aller polnischen Juden, die zu dieser Zeit in Deutschland lebten.[i] Am 28. und 29. Oktober 1938 sind im Rahmen der reichsweiten „Polenaktion“ etwa 17.000 Juden polnischer Staatsangehörigkeit über Nacht aus dem Dritten Reich ausgewiesen worden – ein bisheriger Höhepunkt der Diskriminierungsmaßnahmen des NS-Regimes gegenüber den Juden.[ii] Die Ausweisung erfolgte gewaltsam und kam für die Betroffenen völlig überraschend. Die Polenaktion ist bisher kaum im geschichtlichen Bewusstsein Deutschlands verankert.

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