Studienkritik: Mit Tautologien nichts erklären…

In unserer letzten Folge Mit der „Ursachenstudie zu Ambivalenzen und Skepsis in Österreich in Bezug auf Wissenschaft und Demokratie“ könnens scheissen gehen! haben wir viel über eben diese Studie gesprochen, haben aber aus Zeitgründen auch ein paar Dinge die uns gestört haben, außen vor gelassen. Als Service an unser Hörer*innen wollen wir das hier nachholen.

Wie ein Bericht zu Rechtsextremismus des Grünen Parlamentsclubs festhält, ist Demokratieskepsis politisch extremen Milieus inhärent (Weidinger, 2016). Hier werden ideologische Gemeinsamkeiten zwischen Positionen des Dschihadismus und Rechtsextremismus aufgezeigt, wie eine totalitäre Orientierung, Antiliberalismus und Antifeminismus oder ein apokalyptisches Weltbild.

So lautet ein Zitat aus der Studie. Anstatt diesen Bericht des Grünen Palarmentsclubs zu kritisieren, wird diese einfach wiedergegeben. Sehen wir uns an, was in diesem Zitat genau gesagt wird.

Es wird uns die Erkenntnis mitgeteilt, dass in extremen politischen Milieus Demokratieskepsis inhärent ist, also notwendigerweise vorhanden ist. Dschihadismus und Rechtsextremismus wird angesprochen, ergänzt werden kann auch Linksextremismus, in dem anarchistische oder kommunistische Strömungen zu finden sind.

Unsinnig ist diese Erkenntnis dadurch, dass doch gerade das Label „politisch extrem“ inhaltlich völlig verschiedene politische Strömungen (Dschihadist*innen wollen einen Gottesstaat, Rechtsextreme einen ausländerfeindlicheren autoritären Staat, Linksextreme eine soziale Revolution, …) zusammen fassen, in dem sie bei all diesen eine Gemeinsamkeit herauspicken: Sie haben mindestens eine Kritik an der parlamentarischen Demokratie, wenn sie nicht sogar für dessen Abschaffung sind.

Kurz: Uns wird mitgeteilt, dass Bewegungen, die man politisch extrem nennt, weil sie gegen Demokratie sind, inhärent gegen Demokratie sind.

SO kann Wissenschaft jedenfalls NICHT funktionieren.

 

Nachhören: Mit der „Ursachenstudie zu Ambivalenzen und Skepsis in Österreich in Bezug auf Wissenschaft und Demokratie“ könnens scheissen gehen!

[iframe src=“https://cba.fro.at/640005/embed?&waveform=false&subscribe=true&series_link=true&description=true&title=false“ width=“100%“ height=“249″ style=“border:none; overflow-y:scroll; width:100%; height:249px;“]

Mit der „Ursachenstudie zu Ambivalenzen und Skepsis in Österreich in Bezug auf Wissenschaft und Demokratie“ könnens scheissen gehen!

Sendetermin: Dienstag, 7.November 2023 um 20 Uhr auf der Radiofabrik Salzburg

In vielen Episoden von Engelsgeflüster haben wir über Wissenschaft, deren Methodiken und ihren rationalen Blick auf die Gesellschaft gesprochen. Eine Auseinandersetzung mit einer Studie (des Instituts für Höhere Studien IHS) zu den Ursachen von Wissenschaftsskepsis in Österreich, sollte uns Engelchen also größte Freude bereiten.

Leider erfüllt uns das Lesen dieser Studie mit Traurigkeit und Wut. Zeigt sie doch exemplarisch auf, wie Wissenschaft eben nicht funktioniert, wie ein staatstreuer nationalistischer Blick das Denken trübt und wie man 400 Seiten über ein Thema schreibt, ohne sich wirklich mit ihm zu befassen.

grumpy-little-angel-shouting-frustrated

Schaltet das Radio ein und werdet gemeinsam mit uns wütend, wenn es heißt: „Im Titel unserer Studie steht zwar Ursachenforschung, aber über Ursachen sprechen wir nicht. Nur von zentralen Faktoren. Die dann zu Ursachen werden. Und später reden wir dann von Ursachen.“ (in eigenen Worten nacherzählt)