Bemannte Traumfahrt

> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 11. Oktober – Der Traum ein Leben oder Das Leben ein Traum? Wer Visionen hat, soll halt zum Arzt gehen. Echt? Bei den meisten Ärzten wird das heut nix mehr. Fragen sie den Ethnobotaniker ihres Vertrauens. Raumfahrt, Traumfahrt, ist das nicht ein höchst flacher Wortwitz? Dessen Entdeckung geht auf meinen Jugendfreund Martin Wilflingseder zurück, mit dem ich auch einmal kurz das Aufbaugymnasium zu Horn teilte. Seine Eigenart, in Gedanken versunken über die Stiege zu schweben, trug ihm den Ausruf: “Heast, do kummt da Traumfoara!” ein. Damals wirkte das wie ein hilfloses Bespötteln des Andersartigen. Doch heute, viele Reisen danach, kann ich dem Begriff des “Psychonauten” einiges mehr an Bedeutung abgewinnen. Das ist auch der Ausgangspunkt dieser Sendung…

Bemannte Traumfahrt 1Beginnen wir also am Anfang. Doch wo ist der? Und was fängt wann an – und für wen? Ein Mensch beginnt womöglich genau dort seine Reise, wo sie für einen anderen endet. Und für einen dritten gibt es diese Reise überhaupt nicht. Wie bereits Fred Sinowatz bemerkte: “Das alles ist sehr kompliziert.” Apropos Watz, der weltbekannte österreichische Philosoph und Psychologe Paul Watzlawick erklärt (als radikaler Konstruktivist) das Entstehen von verschiedenen Wirklichkeiten durch Kommunikation. Auch das alles ist sehr kompliziert. Ich habe mich vor Jahren damit beschäftigt – und dabei immer so ein ungutes Gefühl gehabt. Die Ergebnisse seiner Grundlagenforschung dienen mittlerweile (wie vieles andere auch) der weltweiten Massenpsychose einer gefickt eingeschädelten “Realität”. Das muss man dem Mann nicht vorwerfen – aber er soll seinen Hammer behalten!

TraumfahrtLassen wir die von den Realitätern (und -innen!) der Macht hergestellte “objektive Wirklichkeit” einmal beiseite, dann öffnen sich uns unendliche Welten, Seinsweisen, Möglichkeitsformen – und Phantasien. Bei der Kunnst gibt es kein Richtig oder Falsch, bestenfalls Geld oder nicht, doch darauf sei geschissen. “I have a dream!” rief Martin Luther King – und ließ sich sogleich seine berühmte Rede urheberrechtlich schützen. Seis drum, es geht zuerst um einen Traum. Es geht um eine Vision, es geht um eine Vorstellung davon, wie etwas sein könnte. Das ist Kunnst, wenn man sie mit zwei N schreibt. Das ist Kreativität, Perspektive, TraumfahrtDas ist Ziegenfisch. Zeitlose Momentaufnahme einer Schöpfung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zugleich. Lyrik und Poesie. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Ein roter Faden. Viele rote Fäden. Der springende Punkt – eine Linie. Viele Linien. Klänge, Gedichte, Musik. Weltbeschreibung. Gefühl. Das reißt einen aus dem Alltag. Das flirrt, wirbelt, sprudelt. Das befreit, erlöst, enthebt einen (und eine, und *). Das belebt. Und macht Mut, anders zu sein als allgemein.

Bemannte Traumfahrt 3Es gibt zahllose Wirklichkeiten und doch eine Menge Menschenleute, die einfach glauben, was ihnen “von oben” vorgesetzt wird. Dass es aber überhaupt (in der Gesellschaft, nicht in der Geographie) ein Oben und ein Unten gibt, ist das ein Naturgesetz? Oder sollte man das nicht zumindest hinterfragen? Wenn man es nämlich zu Ende denkt, dann kommt etwas unheimlich Vertrautes heraus: “Die da oben werden immer reicher – und wir müssen dafür arbeiten.” Oder noch schlimmer: “Die da oben regieren die Welt – und wir müssen den ganzen Dreck fressen, den sie verursachen.” Und die vielfach beklagte Gestaltungsimpotenz dieser Regierenden führt zwangsläufig dazu, dass alles so weiter geht wie bisher. Worauf wir alle (die da oben und die da unten) an Ressourcenkrieg UND Weltzerstörung zugrunde gehen. Sollten da nicht diejenigen, die KEINE Visionen haben, dringend zum Arzt gehen?

Die Bühnenfotos vom Traumzeitprediger Peter Garrett (Midnight Oil) stammen sämtlich von Thesupermat, der sie lieberweise unter CC BY-SA 4.0 veröffentlicht hat.

 

Das Kritische

> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 8. März – “Das kritische Salzburgbuch”, als welches “Die Ursache” von Thomas Bernhard des öfteren gern bezeichnet wird, ist nunmehr auch als Graphic Novel erschienen. Lukas Kummer hat dafür einige wesentliche Erzählstränge eindrucksvoll (nach)gezeichnet. Und der tapfere Residenz-Verlag, bei dem 1975 schon das vielfach umstrittene Original “Die Ursache. Eine Andeutung” herauskam, hat die sehr spezielle Text-Bild-Version jetzt produziert. Auf deren Präsentation im Salzburger Literaturhaus haben wir in unserer Sendung “Die Ursuppe” hingewiesen, wie ja überhaupt dieser “kritische Geist aus Salzburg” (und das muss nicht immer der “Skandalautor” selbst sein) in unserem Radioschaffen stets eine Hauptrolle spielt, sei es im Artarium oder in der Nachtfahrt, naturgemäß.

Die UrsacheDas Idee zum Tittel (nicht unser Hausarzt, leider) kam jedoch diesmal von Ernst Jandl und seinen autobiographischen Anmerkungen zu Sprach und Kunst, von denen hier noch sein wird ein Reden. Des weiteren auch aus dem kulturkritischen Buch “Musik = Müll” von Hans Platzgumer und Didi Neidhart, in welchem erfrischend zum Ausdruck kommt, was eine “kritische Würdigung” jenseits von bipolarem Schwarzweißdenken (oder besser -glauben) noch sein könnte. Und so haben wir die Musik/Text-Dramaturgie dieser Sendung in drei Stufen (vom Wort zum Buch zum Leben und auch wieder zurück) gegliedert, allerdings ohne uns allzusehr einzugliedern in den Erwartungsmarkt.

Eine AndeutungDie scheußlichste Entwicklung der sogenannten Marktwirtschaft ist nämlich das Befriedigenwollen der zuvor berechneten oder künstlich erzeugten Erwartungshaltungen von immer noch mehr und immer noch größeren Käuferschichten. Also der Mainstream oder das Statistik-Zerbrauchertum, die Degeneration der Gauß’schen Durchschnitte zum vollendeten Konsumwichtel der Industrie. Gepriesen sei hingegen der Residenz-Verlag, der seine Position am Markt mit der Produktion von kritischer Individualkunst zu verbinden versteht. Und uns entsprechendes Rezensionsmaterial für die 2. Stunde unserer Nachtreise bescheret hat. Die Verhandlung darüber sei hierohrs eröffnet…

Das kritische Salzburg-BuchDie einen werden über “Die Ursache als Graphic Novel” frohlocken – die anderen werden das Wort Werkzertrümmerung in den Mund nehmen. Was aber meint der Sprachenkunstler als Experte?

“Dass diese Sachen, die gemacht werden um hergezeigt zu werden, Sachen sind, die die einen freuen und die anderen ärgern, und dass sie gewollt so gemacht sind, dass sie die einen freuen und die anderen ärgern, dass es also Sachen, die alle freuen, gar nicht sein sollen, selbst wenn irgendwelche es könnten (so wie es Sachen, die alle ärgern, gar nicht sein sollen, selbst wenn irgendwelche es könnten), das ist das Kritische daran.” (Ernst Jandl – “Ich mit Umwelt”, 1970)

 

Die Ursuppe. Eine Andeutung

> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 11. Januar – Was war zuerst – der Hase oder das Ei? Im Anfang jedenfalls war die Idee. Und das Wort “Ursuppe”, nicht ganz unpassend zum herrschenden Schneetreiben. Auch Volks Mund formuliert angesichts erheblicher Eintrübung: “Des is jo ur die Suppn!” In diesem Spannungsfeld zwischen Schöpfung und Sichtverlust wollen wir unsere köstlich kostenlose Buchstabensuppe servieren – und allen Sprachprivatisierern damit eine aufs Maul verpassen. “Wem gehört Thomas Bernhard – eigentlich?” Lassen sie sich ihre Muttersprache noch schnell patentieren, bevor ihnen irgend so ein Volkskoffer eine Bedeutung unterstellt, die sie nie gehabt haben! Oder wars ein Geldkoffer? Das ist bei dem dichten Schmähtreiben heut nur schwer zu erkennen.

Ursuppe 1“Die Ursache. Eine Andeutung” So lautet der ursächliche Titel von Thomas Bernhards Salzburgbuch, das für viele verstörend, für einige aber geradezu erlösend sein mag. “Die Suhrsache. Eine Abtötung” So könnte man unsere Einlassung zum Suhrheberrecht und zu Dr. Fabjans Besitznahme benennen, die wir 2015 als COPY RIOT live aufgeführt haben. Und heutzutage? “Die Ursuppe. Eine Anstiftung” Das trifft den Germ der Sache. Die Sogwirkung des kreativen Vakuums entfaltet ihre gestaltende Kraft und erzeugt Dichtung – und Wahrheit. Wenn die Wirklichkeit erst bis zur Kenntlichkeit entstellt ist, öffnen sich Einblicke hinter die schöne Fassade des Handelsüblichen. Des Althergebrachten. Und des Volksdümmlichen. Wer das vor Gericht beeinsprucht oder durch Hetzkampagnen abzuwürgen versucht, beweist unweigerlich nur die eigene Absicht – was uns naturgemäß verstimmt. Die heimlichen Realitäter wollen mit aller Macht an der Macht bleiben. Doch Dichtung offenbart sie.

Ursuppe 2Eine Möglichkeit, damit umzugehen, wäre etwa folgende: Ich dir zitieren einen Standard-Artikeln: “Will denn wirklich jemand Thomas Bernhard lesen? ….. Lesen: Das ist ja nicht bloß eine Meinung äußern oder tausendmal Zitiertes (Alles ist lächerlich, wenn man an den Tod denkt) noch einmal zitieren, sondern: sich den komplizierten Sätzen ausliefern. Die Anstrengung, die der Autor selbst vollbrachte, um sich von der Tradition zu befreien – diese Anstrengung für sich nachzuvollziehen: Das ist Lesen.” Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, sich die Sprachlandschaften des berühmten Schriftstellers zu erschließen. Eine weitere, ganz besondere, wird bei einer Veranstaltung zum 30. Todestag des Autors am 12. Februar im Salzburger Literaturhaus eröffnet: “Mit einem präzisen, sparsamen, fast realistischen Strich und einer eindringlichen Wiederholungs- und Variationstechnik gelingt es dem österreichischen Künstler Lukas Kummer in seiner kongenialen Graphic Novel “Die Ursache” (Residenz, 2018), Bernhards Erinnerungen an die Schrecken von Internat, Krieg und Nationalsozialismus sichtbar zu machen.” Das, was ist, ist das, was ist. Eventuell ist aber das, was ist, gar nicht das, was ist. Auf jeden Fall jedoch ist das, was ist, das, was du damit machst

Ursuppe 3

Dem Andenken
des erschrockenen Benenners
dieser Ursachen und ihrer Auswirkungen,
dessen Name gleich dem meinen nicht genannt werden durfte
im Akademischen Staatsgymnasium,
widme ich diesen Nachruf
samt Echo und Nachhall
und Nachknall

Die Ursuppe?

Die UNS-SACHE

Eine Angehung

Sein Ermächtnis

Kein Privatbesitz

 

Allerheimlichen

> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 9. November – Es gibt so Monate, die sind in der Hauptsache einfach nur da. Und üblicherweise nur mit einem einzigen Feiertag bestückt – mit Allerheiligen. Da wäre zwar noch das Geburtsfest des Hasen, doch das hat kaum je überregionale Bedeutung erlangt. Zum hundertsten Mal jährt sich im heurigen November das Ende des Ersten Weltkriegs. Ebenso auch die Entstehung der Republik Österreich. Zum achzigsten Mal hinwiederum jene in der Reichskristallnacht gipfelnden Novemberpogrome der Nationalsozialisten, als im Dritten Reich die Synagogen brannten und auch sonst viel jüdisches Eigentum geplündert und verwüstet wurde. “In einem plötzlichen Ausbruch des Volkszorns”, so hieß es damals in den Medien. Heute weiß man jedoch, es war staatlich organisiert.

Allerheimlichen TrauerengelUrsprünglich sollte diese Sendung (auch ob der zahlreichen, inzwischen endlos wiedergekäuten Österreichbezüge) Allerheimatlichen heißen, doch dann fiel uns plötzlich auf, dass sie genau in jener Nacht vom 9. auf den 10. November stattfindet, und so entschieden wir uns für den dazu wohl passenderen Titel Allerheimlichen. Denn bei allem beflissenen Gedenken an den nationalsozialistischen Staatswahnsinn ist dieses Datum doch nur einem Bruchteil der Bevölkerung geläufig. Der Rest ist selektive Wahrnehmung sprich Verdrängung, wie das auch die meisten Darstellungen von “80 Jahre Anschluss” heuer zeigten: Viel Betroffenheit über den “Untergang Österreichs”, kaum ein Bewusstsein darüber, dass der “Austrofaschistische Ständestaat”, dessen nationale Souveränität da nämlich unterging, schon seit 1933 als Einparteiendiktatur auftrat – und mit der “Ersten Republik” so gut wie nichts mehr gemein hatte (abgesehen vom Namen Österreich). Lernens a bissl Geschichte, Herr Reporter, oder wer auch sonst. Doch nicht nur, dass “Allerheimlichen” sich (allein schon versmaßtechnisch) besser auf “Allerheiligen” beziehen lässt – “Allerheimlichen” spiegelt zudem auch unser Interesse am unter den Oberflächen Verborgenen geradezu programmatisch wider.

Allerheimlichen KriegsdenkmalSo soll neben dem Gedenken an die Opfer des Weltkriegswahns, des Antisemitismusirrsinns und der Republik Österreich speziell das Leben und Überlebthaben der eigenartigen Abweichler und nicht in die Norm der Verwertzweckung passen wollenden Brötler, Tümler und überhaupt Künstler eine Rolle spielen. Und naturgemäß _innen… Als besonderes Beispiel Axel Corti, der schon 1989 in einem legendären Schalldämpfer dergestalt prophetische Anschauungen zum Thema Kunst und Macht in diesem, unserem ach so schönen Land vorgebracht hat, dass man meinen möchte, er bezöge sich noch 25 Jahre nach seinem Tod auf die aktuelle politische Situation. So ist das mit der Kunst, bitte, die Regenwürmer scheißen auch nicht umsonst in den Boden. So ähnlich ist das auch mit uns, den Hasen, dem Kommando Welpentier oder der Festspielpräsidentin. Je nachdem und überhaupts, solange es der Lebensfreude dient, schichten wir Dramaturgisch-durchkonzipiertes und Spontan-assoziatives in- wie durcheinander, dass die Empfängnisgeräte eures Vertrauens nur so scheppern. Und eure Gehirnwindungen, Gehörknöchelchen und Minderwertigkeitskomplexe.

“Wofia brauchtsn de? Na lossts es weg!“  Karl Ferdinand Kratzl

 

Dummer August

> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 10. August – Ein dummer August kann einerseits eine bestimmte Figur im Ensemble von Zirkusclowns sein, ein sogenannter Rotclown (wegen der Nase), soweit die wissenschaftliche Einsicht zur Eröffnung unserer einstweiligen Betrachtung. Ein dummer August (mit Betonung auf der zweiten Silbe) kann aber auch ein missratener Sommermonat sein, der nicht nur viel zu schwülwarm daherwettert, sondern auch sonst allerlei Unannehmliches mit sich führt, wie etwa Fernsehnachrichten oder Studioumbau. Sobald der August (beliebig betonbar) also ein richtiger Ungustl wird, hilft nur noch eine Rot(z)nase, um sie ihm aufzusetzen, damit es vielleicht wieder lustig wird in dieser Rundumsauna des schweißtreibend erschöpfenden Vielzuviel, Vielzuschnell und Vielzunochmehr

Dummer Hund“I dagrei de Hitz neama” sprach heut schon der Hase – und sprang in den Swimmingpool seines benachbarten Freundes. Dem Hund bleibt da nur Nina Hagen: “Ich war zuhause unter meiner kalten Brause”. Das erfrischt immerhin auch, wenn es einem viel zu HEISS wird. “Ich brauche mehr Wasser”. Soweit die Haushaltstipps der Redaktion. Es folgt die übliche Drogenwarnung. Gegen Abend ist zudem mit Bevölkerungszunahme zu rechnen, die breite Masse breitet sich aus oder so, wahnsinnig witzig. Ich bin halt auch schon weitgehend verdunstet. Was also soll das alles? In feuchtfroher Erwartung des Endes der Hitzewelle bespaßen wir sämtliche Aspekte des Unvermeidlichen – wie einst der liebe Augustin: “Alles ist hin!” Die allmächtige Liaison von Penis und Kapital. Und noch einmal setzen wir dem Unerträglichen unser Erlesenstes zuwider.

Dummer KrautschädlSo wird es allerhand Humoreskes wie auch Hintergründiges auf die Ohren geben. Die Darstellung des unerigierten Penis (Hazel Brugger) sowie das Fenster mit dem Hasen (Torsten Sträter), den Todesengel (Lisa Eckhart) und naturgemäß die unter “Drogenwarnung” verlinkte Habakuk-Parodie (maschek). Wir stellen jene 20-Jahre-Radiofabrik-Jingles vor, die wir in diesem Jahr erstmals als Perlentaucher beim Radioschorsch-Public-Voting einreichen – und schwätzen und lesen uns wie immer die Münder wund, dass nur noch massenhaft Flüssigkeit die Selbstentzündung abhüten kann. Selbstredend (sag ich ja) gibts auch die gewohnt außergewöhnliche Musik, durch die uns allen Trost und Rat widerfährt: “Mei Krautschädl is nämlich net deppad!”

Dummer Thomas BernhardOder Thomas Bernhard. Ist man ein dummer Mensch, sobald man in die entgegengesetzte Richtung geht, also nicht der Mehrheit und ihrer allgemein üblichen Denkwelt folgt? Die Führer, die uns heute befehlen, sind die Prinzipien und Sachzwänge des “freien” Marktes. Die Götter, die unseren Gehorsam verlangen, sind komplexe Systeme aus Ursache und Wirkung, die von ihren Betreibern ganz legal gegen uns verwendet werden. Irgendwelche Bundeshutständer und Plakatkasperln sorgen bloß für den gesetzlichen Rahmen, innerhalb dessen wir gewinnbringend verwurstet werden. Und jeder Mensch hat das Recht, ein dummer zu sein und zu jedem solchen Schwachsinn Ja und Amen zu sagen. Da muss man sich doch endlich in die andere, die eigene Richtung aufmachen. Immerhin darüber lachen. Dummer geht nummer

 

der macht was er will

> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 13. April April, April (kein Scherz!), der macht was er will. Das sollten wir uns zu Herzen nehmen! Oder auch der Macht, wenn sie macht, was sie will, das eigene Wollen entgegen – machen? Ein ganz schöner Abnützungskrieg, wenn man genau hinspürt. Marcello Da Forno sagte einst: “Willkommen daheim, hier wird der freie Wille freundlich umgebogen.” Wir befinden uns im Jahr 2018 nach Dings. Ganz Globalien ist von Kapitalisten besetzt. Ganz Globalien? Nein! Ein von unbeugsamen Selbstmenschen bevölkertes Medium hört nicht auf, den neoliberalen Eindringlingen Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die Kommerzkasperln, die da als Beschwatzung in den befestigten Firmensendern Klimbim, Dumdum, Blablablah und Hollareidullijöh vor sich hin zwitschern…

macht wasIrgendwas mit Aquarium war da auch noch, glaub ich, oder wars Artarium? Egal, Idee oder doch lieber Tee? Allons, enfants terrible, wir spülen die Hitz zum Frühling letztjährig aus dem Saunastudio der Radiofabrik zu Salzburg, wo dir bei der kleinsten Bewegung der Schweiß aus allen Poren reihert. Feuchtwarme Nächte werden es bald gewesen sein, wenn heuer der Studioneubau wie angekündigt gelingt. Apropos Schweiß, ist es nicht seltsam, das immer nur der Krieg “ausbricht” oder sonst eine ansteckende Krankheit, nie jedoch der Frieden, der wird angeblich immer von irgendwem “gemacht”. Aber wer macht Sprache? Wehrmachtsprache? Und was macht Sprache? Was, Machtsprache? Mit Worten spielen kann nur, wer noch selbst Platz zum Denken hat. Also Raum als Produkt von Freiheit und Zeit. “Sie brauchen nicht denken, sie sind überdacht.” Diesen prophetischen Wortwitz zelebriert Konstantin Wecker nunmehr seit 35 Jahren: Im Namen des Wahnsinns. Und von Jahr zu Jahr wird er noch zutreffender. Bald haben wir alle genug Zerplatz.

der machtWas in Österreich Konsument heißt, nennen sie in Deutschland Verbraucher. Eine an sich schon sehr spezielle Wortwahl, wenn man die ökologischen Probleme des Planeten bewusst betrachtet. Konsum-End und Zerbraucher wären da wohl angebrachter! Und aus “Endverbraucherzertifikat” (einem Neusprechwort aus dem internationalen Waffenhandel) wird wortverspielerisch ganz schnell “Endzerbraucherverfickdiktat”. So lebendig die Sprachentwicklung im allgemeinen auch immer sein mag, die Wortwahl der Gesetzestexte ist nie eine demokratische. Gibt es also tatsächlich “kein richtiges Leben im falschen“, wie Adorno es ausdrückt, sind wir alle im Grunde geisteskrank, weil wir in einer wahnsinnigen Welt wohnen? Ein interessanter Gedanke, weil der im Umkehrschluss auch bedeutet, dass alle von der herrschenden Norm abweichenden zumindest graduell gesünder sein können. In dem Zusammenhang empfehlen wir die Gedanken von Kate Tempest, die wir im Artarium vorgestellt haben. Ansonsten, macht Sprache, wir machen nichts anderes.

 

Aus dem Tod eine Jugend machen

> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 12. Januar – Und wenn es überhaupt keine Tabuthemen mehr gäbe, wäre damit das Ende der Kunstgeschichte erreicht? Oder ist unsere Gegenkultur nicht immer auch ein Aufbegehren gegen die jeweils grad aktuelle Interpretation der Herrschmächte, ihre “schöne neue Welt” sei ein neugeborenes Kindlein und ihre einzige Absicht sei Frieden auf Erden? Ich lach mich tot! Der Zyklus des Lebens hat doch nichts mit Weltpolitik zu tun – und der Markt (was immer das sein soll) ist auch kein Weltgeist, der uns “Stuf um Stufe heben will, und weiten”. Hier werden die Begrifflichkeiten (seit Jahrtausenden) höchst absichtsvoll vermischt, um dem versklavten Pöbel vorzuschwindeln, seine Armut sei Naturgesetz. So wie der unvermeidliche Tod. Ob wir aus dieser Not eine Tugend machen können?

Vor dem TodWas will der Dichter damit sagen? Sollte uns das zu denken geben? Oder sollten wir doch lieber gleich aussterben? Die international legalisierte Zergrunzung unserer Lebensgrundlagen hat immerhin ein solch erschreckendes Ausmaß angenommen, dass wir versucht sind, alle Hoffnung fahren zu lassen wie einen Schas. Davon wusste bereits der Verstopfungskünstler Martin Luther, der ja gesagt haben soll: “Lass fahren dahin…“ Desselbigengleichen schiss er, wider Erwarten genüsslich, so einen Riesenhaufen in die Landschaft, dass ihm ganz transzendent zumute ward und er darob augenblicks die Erlösung durch Gottes Gnade erfand. Was allerdings spricht Thomas Bernhard an, wenn er in seinem Buch “Die Ursache” über Salzburg sagt: “Meine Heimatstadt ist in Wirklichkeit eine Todeskrankheit oder “ein unter dieser Oberfläche tatsächlich fürchterlicher Friedhof der Phantasien und Wünsche”.  Wenn er gar ihre Atmosphäre einen “durch und durch menschenfeindlichen architektonisch-erzbischöflich-stumpfsinnig-nationalsozialistisch-katholischen Todesboden nennt?

Nach dem Tod“Ich bin Lyriker. Wenn man Gedichte schreibt, kann man den Tod nicht ausklammern. Was die Welt bewegt und im Innersten zusammenhält, sind Leben, Liebe und Tod. Der Tod ist immer da.” Das sagt Konstantin Wecker, den viele aufgrund seiner langjährigen Beschäftigung mit dem Thema als einen regelrechten “Sänger des Todes” bezeichnen. Doch sein Singen und Schreiben hat sich im Lauf seines Lebens durchaus gewandelt, sein Verhältnis zum Tod ist vom jugendlichen Wegblödeln in ein respektvolles Vertrautsein übergegangen. Und interessant ist auch, was er in diesem Kurier-Interview über die religiös-kulturelle Prägung unserer Wahrnehmung von Leben und Tod ausdrückt: “Es gibt kein Leben ohne Tod. Es ist diese schreckliche Erkenntnis der Vergänglichkeit, die man mit 30 Jahren noch nicht hat. Die Buddhisten setzen sich schon als junge Menschen damit auseinander, dass alles vergänglich ist.” Also fragen wir uns, wie denn der Tod jenseits aller Jenseitsvorstellungen gedacht werden könnte. Jenseits von “ihn wegsaufen” oder “sich mit ihm als Freund ansaufen”.

Wobei, Herman Van Veen (und der darf das) fiele da bestimmt noch Abgrundblödes zwischen allen Stühlen ein! “Ich will einen jungen, kräftigen Tod” (Textauszug):

Wenn ich dreiundsiebzig bin,
mit einem gesunden Gefühl für Tumor,
will ich bei Morgengrauen niedergemäht werden
von einem roten Mercedes,
auf dem Weg nach Hause von einem Fest,
das die Nacht über dauerte.

Oder ich bin einundneunzig,
mit silbernem Haar,
und ich sitz im Stuhl beim Friseur,
und dorthin kommen plötzlich verfeindete Mafiosi
mir ihrem Maschinengewehren
und machen aus mir ein Sieb.

Oder ich bin hundertundvier
und aus den meisten Cafés rausgeflogen,
und meine letzte Liebe,
die mich bei ihrer Tochter ertappte,
bei der sie ihren Sohn vermutete,
schneidet mich in kleine Stücke,
die sie wegwirft,

bis auf ein Stück,
aus dem sie einen Tabaksbeutel macht.

 

Auf der Suche nach dem Licht

> Sendung(en): Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 8. Dezember Teil 1 sowie ebenfalls Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 8. Dezember Teil 2 – Seit sieben Jahren ist es nun schon Tradition, dass wir uns inmitten der finsteren Jahreszeit mit dem Licht beschäftigen. Ganz so wie unsere Ursassen schon vor Jahrtausenden der Wintersonnenwende eine besondere Bedeutung beimaßen, weil die Schrecken des Eises und der Finsternis immer wieder aufs Neue die Fruchtbarkeit der Natur und somit das menschliche Überleben in Frage stellten. In weiterer Folge bemächtigte sich dann das Christentum in seiner Theologie von Tod und Auferstehung dieser Mythen und Motive vom wiederkehrenden Werden und Vergehen, um uns mit allerlei alpenländischem Volksbrauchtum zuzuscheißen. Doch Adventmarkt hin oder her, bei uns sitzt nicht nur Maria am Empfängnisgerät – wir sind die Weihnachtshasen!

Licht 1Dabei bietet das Gegensatzpaar mit dem Licht auch noch andere Assoziationen als die üblichen. Generalverdunkelung etwa, ein gesellschaftskritischer Begriff von Jochen Malmsheimer. Oder aber wie es Bertolt Brecht formulierte: Denn die einen sind im Dunkeln
und die andern sind im Licht.
Und man siehet die im Lichte,
die im Dunkeln sieht man nicht.

Licht 2Hofft eigentlich heute noch wer auf sowas wie eine flächendeckende Volkserleuchtung? Oder befinden wir uns inzwischen alle im Zeitalter individualisierter Erkenntnis? In dem uns zwar noch gelegentlich ein Licht aufgeht, wir aber nicht mehr bemerken, dass wir längst Teil einer perfickten Weihnachtsdekoration sind? So muss Weltherrschaft!” Und der Letzte macht das Licht aus.

Licht im DunkelWir zelebrieren unser alljährliches Überlebenstraining für die stillste Zeit im Jahr auch heuer wieder mit spontan ausgewählten Musik- und Textbeiträgen, welche sich unserer christlich-abendlänglichen Kultur sowohl stimmungsvoll annähern, als diese auch herzhaft verzweifelnd ad absurdum führen. Quod erat Brimborium oder Bimbes non olet, wie einst der Birnenförmige sagte.

Licht am EndeNichtsdestodessen oder aber auch hinwiedertrotz: Frieden auf Erden und den Menschenähnlichen was Nettes ohne Konsumzwang. Freie Medien bieten auch die Möglichkeit, seine Perlen mal so richtig vor die Säue zu werfen. Und das Gleichnis vom barmherzigen Samariter ruft nicht zum heldenhaften Helfen auf, sondern zum sich Hineinversetzen in die Lage des Bedürftigen. Amen.

 

Spuren suchen

> Sendung: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 12. August – Der Hund sucht nach den Spuren des Hasen. Was bleibt, wenn das Buch fertig gelesen ist, das Literaturfestival seine Pforten schließt und die Stimmung leise verwehtwenn die Träumer wieder erwachen? Wie “erfolgreich” muss ein Dichterleben verlaufen, damit ihm ein Denkmal gesetzt wird? Kann der Pfotenabdruck des Sanftmütigen in den Seelen seiner Nachbarn und Mitreisenden abgewogen, erfasst oder vermessen werden? Kann man den Nutzwert von Dichtung in Reichweiten und Verkaufszahlen darstellen – oder den Nutzwert von Radio in Quoten? “Den ganzen Unsinn werd ich nie verstehn, da hilft nur Einatmen und vorwärts gehn”, stellte Gisbert zu Knyphausen da schon einmal fest, sowie: “Das Leben lebt – es ist ein wunderschöner Sommertag.”

WortspurenIm August 2014 waren wir auf Einladung vom Freien Radio B138 als Gastmoderatoren beim 4553² Literaturfestival in Schlierbach und gestalteten dort eine Livesendung, unter anderem mit der Autorin Brita Steinwendtner im Gespräch über ihren Roman “An diesem einen Punkt der Welt”, in dem sie das Künstlerleben des völlig zu Unrecht so früh verstorbenen Festival-Mitbegründers Bernhard Samitz in der Käfergrabenmühle nachzeichnet – und ihn somit posthum als literarische Figur Tom weiterleben lässt. Der im realen Leben besser als “Bez” bekannte Mensch (und Menschenfreund) hat auch in meinem Leben Spuren hinterlassen mit seinem Wesen, vor allem mit der von ihm so meisterlich verdichteten und inszenierten Begegnungswelt in einem schrägen Haus: “…irgendwann einmal zwischen Nachmittag und Abend kommen dort zwei Verliebte vorbei oder ein Dichterling oder sonst irgendjemand, einfach Menschen. Und die genießen das, und denen sagt das was. Und das ist in keiner Statistik festzuhalten, das kann man in keinem Subventionsansuchen rechtfertigen, das kann man in keiner Weise systematisch dingfest machen. Das ist Lebenskultur.” Und auch darüber gibt es eine Radiosendung.

ArtefaktenSchon vor zwei Jahren geriet uns das Spurensuchen zum Spuren suchen auf verschiedenen Zeit- und Wirklichkeitsebenen. So besuchten wir auch das inzwischen verwilderte Anwesen im Käfergraben, das so viele Jahre lang auch Bühnenbild für das Bez’sche Lebenstheater war. Und wir erfuhren von der darin vor sich hin verwesenden Bibliothek, dem Ergebnis seines lebenslangen Büchersammelns. Bald darauf kam mir noch eine Anekdote aus jener Zeit in den Sinn: “Als sich unser damaliger Mitstreiter Marcello Anfang der 90er Jahre wegen einiger unüberbrückbarer Wehrpflichtdifferenzen mit der Republik Österreich aufmachte, seine Kulturbotschaft zeitweilig nach Triest in Italien zu verlegen, da hatte ich das abenteuerliche Vergnügen, ihn am Tag seiner Einberufung bei Nacht und Nebel über die Schweizer Grenze zu chauffieren. Als wir dort schließlich kurz vor dem Morgengrauen von eidgenössischen Zollbeamten angehalten wurden, dürften wir auf diese einen ähnlich, sagen wir mal, improvisierten Eindruck gemacht haben wie einst die überstürzt flüchtenden Palmers-Entführer aus Wien. Und so durchsuchten die wackeren Grenzer denn auch uns, unser Auto, und vor allem unser Gepäck, mit ganz besonderer Sorgfalt.

PhantasienAllein, der Erfolg eines ihrem Verständnis nach “kapitalen Fangs” blieb ihnen gründlich verwehrt. Weder Drogen noch Waffen waren zu entdecken, auch nicht politische Propaganda aus anarchistischem Untergrund – und schon gar kein Bargeld! Stattdessen ergoss sich aus Marcellos diversen Koffern, Taschen und Rucksäcken so ziemlich der gesamte Bestand seiner Bibliothek auf die Tische der darob immer verzweifelter werdenden Fahnder. Dieser Umstand gipfelte, kurz bevor sie uns endgültig, einigermaßen frustriert, zur Weiterfahrt scheuchten, in ihrem erstaunten Ausruf: „Was, nur Bücher?“ Eben. Die erkennbaren Spuren in all den gedruckten Gedanken und erzählten Geschichten sind nämlich die Spuren von Menschen, die uns inspiriert, die unser Leben angereichert und es im besten Fall auch befruchtet haben. “Dort, wo man Bücher verschimmeln lässt, verdrängt man am Ende auch Menschen (welche sie geliebt, gelesen oder eben einfach angesammelt haben)” So mag man Heinrich Heines berühmtes Zitat bösmundig abwandeln. Nichtsdestotrotz versucht sich das heurige 4553³ Oö Literaturfestival zu Schlierbach wieder in einer Gratwanderung zwischen Bedeutsamkunst und Liebhaberei, so liest es sich in den Spuren seines Mitgründers.

 

Mondfallsüchtig – Nachwort

Ein Nachwort zur Nachtfahrt vom Freitag, 10. Juni

Angst vor dem Tod hatte ich eigentlich nie. Angst vor dem Sterben, meine ich, die Straße löst sich, auf unbestimmte Zeit verborgt euer Schöpfen, von Wasser oder betrittst fremde Welt, zum ersten Mal, unbekannt noch, unbefleckt; da hört man das Singen des Schreibens und Pausen wie Perlen aufgefädelt, Korallenkette viel feiner als gedacht, ein Hauch nur / Wimperntäuschung, du schreitest Samt

moonchildkaramellisiertes Schweigen. Vanaprastham. Trommelnde Morgensucht während Radierungen, hier zeigt sich auch wieder meine Liebe : nocturnales Verhalten, vielleicht mehr als Lebensgewohnheit, vielleicht ja Instinkte der Nacht, die sich ergießen, über mich strömen, so glänzend Rabenfedern in erfundenen Gassen. Nicht nur Realität lässt sich biegen, keucht die alternde Entendame, der Kronkorken nickt, als ich mich nähernd : nahtloser Bruch, dass Bäume schweben, Mondhase oh wach über uns! Mein Herz dargeboten auf dem Altar der Sprache, noch schlägt es, vernarbt, zart, wer wiegt mir das Wohl, die Freude, wer die Last, das Fallen? Möglich, dass Schatten hinter mir grinsen, mit wilden Augen; Kopf gehoben und zurück in ein anderes Ich oder wie viele Leben kann ein Mensch füllen? Aufgehört mit dem Denken während des Denkens, so stiehlt sich Zeit, so durch die Finger, bald läuten die Glöckner; angeregt, beschleunigt durch leuchtende Stunden, welch Sturz in den Himmel! Diese stille Sucht, gar mondfallsüchtig, erinnernd an Haikus durch winterliche Flusslande

birthund all das Vergessen, all den Vergessenen, den Verstummten, den Geächteten : was da wuchert in meinem Kopf, neben Lichtmandalas gestreifte Farbandeutung rosé reifblau, das Knistern der Stille vor dem Schlaf, in der Früh vor dem Schlaf, sieben / siegen über Schlafkunst, Versuch einer Feststellung, zu Asche, zu Wasser, kaum saugt man die Gräser, die gläsernen Strahlen, die Schalen in Spiegelung, wohl metallische Klänge sinken ins Ohr … ihre Worte berühren etwas ganz tief in mir, wie Dunkel, das schon wieder strahlend … ich werde bald ruhen, es wandelt sich viel, halbfeuchter Asphalt unter den Kronen der Stadt, der knöcherne Traumfänger in perpetuierendem Kreisen, von Geisterhauch; so manches in regen Zuständen, ein Umwenden und -wälzen bis sich die Wellen dann glätten unter geblümten Himmeln, in Poesie verbunden

– Christopher Schmall