Ab 13. März zum Nachhören auf Radio Bob (und auch archiviert im cba)
Der Weltfrauentag ist abgehakt.
Mitsamt den eigens dazu angebotenen Bildungsveranstaltungen:
„Profis zur Fortbewegung in High Heels“ und „Seminarbäuerinnen übers Herstellen von Butter“, wie einem Blatt aus unserem Nachbarbundesland zu entnehmen war.
Aber keine Sorge, Shopaholics!
Der Countdown zum ersten „Woman Day“ des Jahres (in weniger als einem Monat), mit Sonderangeboten für Reizwäsche, Gehwerk, Leckerli und Appetitzügler läuft bereits.
Der 100. Jahrestag der Einführung des Frauenwahlrechts in Österreich ist ebenfalls abgefeiert,
die (erste Runde der) Gemeindewahlen in Stadt und Land Salzburg detto.
Ein Kuriosum zur künftigen Stadtregierung: Das sog. „Stadtratskollegium“ der Landeshauptstadt setzt sich zusammen aus dem neuen Bürgermeister und seinem Stellvertreter (Preuner [ÖVP] /Auinger [SPÖ] oder Auinger/Preuner, die Reihenfolge entscheidet sich bei der Stichwahl am 24.3.), der 2. Vizebürgermeisterin Unterkofler [ÖVP], und den Stadträtinnen Hagenauer [SPÖ] und Berthold [GRÜNE]. Damit sind die Frauen erstmals in der Überzahl!
Was wenig an der grundlegenden Frage ändert:
Wer vertritt dich und mich im Parlament – besonders dann, wenn du kein Mann bist.
Darum gehts am Mittwoch, 13. März ab 17:00 Uhr in Radio Bob.
Corinna Kröber, Sarah C. Dingler, Moderator Stefan Wally (JBZ) und die Frauenbeauftragte der Stadt Salzburg Alexandra Schmidt bei der Vorstellung des Arbeitspapiers „Warum sich der Gender Gap durch den Reißverschluss nicht schließen lässt“ in der JBZ. Fotos (c) Reinhard Geiger
Frauen machen eine knappe Mehrheit der Bevölkerung aus. Aber nicht im heimischen Nationalrat, nicht in den neun Landtagen, nicht in den meisten Gemeindevertretungen oder in den Regierungen (von Ländern und Bund).
Auch in Österreich wird schon lange darüber diskutiert, dass sich das ändern soll. Immer wieder wurde versprochen, die Listen der KandidatInnen und Kandidaten würden nach dem Reißverschluss-Prinzip erstellt. (Das würde nach der selben Logik funktionieren wie im Straßenverkehr.) Damit sollten dann jeweils eine Hälfte Frauen und Männer in die Parlamente kommen.
Aber selbst dort, wo sich die Parteien an den Reißverschluss gehalten haben: Der Anteil der Frauen in den gesetzgebenden Körperschaften beträgt nur ein gutes Drittel. Er ist damit noch immer weit weg von den angestrebten 50 Prozent.
Der Anteil der Frauen im österreichischen Parlament liegt aktuell bei 34%. EU-Spitzenreiter sind die skandinavischen Länder Schweden mit knapp 44 Prozent, vor Finnland mit 42 und Norwegen mit 41,4 Prozent. Am unteren Ende befindet sich Ungarn mit nur 10% Frauenanteil.
Wo Frauen im Nationalrat stark vertreten sind: in den Ausschüssen zu Familie oder Bildung, aber kaum in Ausschüssen zu Themen wie Verkehr, Finanzen oder Wirtschaft. Obwohl die Frauenagenden davon wesentlich betroffen sind: von Öffentlichen Verkehrsmitteln bis zu Geldern für Frauenförderung oder Arbeitsmarktmaßnahmen. Nur ein Viertel der Ausschüsse im österreichischen Parlament werden von Frauen geleitet.
Mehr Frauen in politischen Positionen sind wichtig, sagt die Politikwissenschaft: sie könnten dort ihre Erfahrungen einbringen. Internationale Studien belegen, dass die Zufriedenheit mit der Demokratie in jenen Ländern am höchsten ist, die einen hohen Frauenanteil in der Politik aufweise
Die beiden Politikwissenschafterinnen Corinna Kröber und Sarah C. Dingler benannten bei der Präsentation ihrer Forschungen in der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen jene Barrieren, die Frauen von der Mitarbeit in der Politik abhalten:
- Politische Ambitionen sind in der Bevölkerung generell schwach vorhanden, bei Frauen noch geringer.
- Frauen haben häufig weniger Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten.
- Sie stellen Aspekte wie Familie und Kindererziehung in den Vordergrund.
- Der geringe Anteil von Frauen in der Gemeindepolitik — ein wichtiges Rekrutierungsfeld für höhere Funktionen — führt dazu, dass diese auch in den Parlamenten geringer vertreten sind.
- Das Reißverschluß-Prinzip hilft nur bedingt: in vielen Wahlkreisen kommen nur die Listenersten zum Zug – das sind in der Regel meist die Männer. Wirksamer wäre eine Frauenquote bei den „realistischen Listenplätzen“ – dort, wo eine Partei bereits in der Vergangenheit ein Mandat erreicht hat.
Kröber (Juniorprofessorin an der Uni Greifswald) und Dingler, die nach Abschluss ihres Doktoratsstudiums in Salzburg an der Uni München forschen wird, plädieren für Mentoringprogramme. Dort werden Frauen ermutigt und unterstützt, in die Politik zu gehen. Zudem fordern sie ein weiteres Umdenken in den Parteien: Frauen müssten mehr eingeladen werden, sich politisch zu engagieren.
Die Partizipationsexpertinnen – beide Co-Autorinnen des Blogs COUNTING COUNTS – waren Interviewgäste von Stefan Wally in der JBZ. Ihr Arbeitspapier heißt „Warum sich der Gender Gap durch den Reißverschluss nicht schließen lässt – Eine Analyse der Repräsentation von Frauen im österreichischen Nationalrat“ und ist über die Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen zu beziehen. Gedruckt oder als pdf-File.
Geschlechterverhältnis bei der Veranstaltung (Podium & Publikum) 30:10
Terminhinweise
- Stichwahl
Die Bürgermeister der Landeshauptstadt Salzburg, einiger Bezirkshauptstädte wie Hallein, Hallein, St. Johann im Pongau, Zell am See und der Gemeinden Bad Hofgastein, Elsbethen, Mattsee, Oberalm, Oberndorf, Seekirchen und Straßwalchen: Sonntag, 24. März 2019
Die nächsten überregionalen Wahlen:
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