Soundtrack Double Feature

Podcast/Download: Das Artarium vom Sonntag, 18. Dezember (Stunde 2) sowie die ebenfalls gemeinsam produzierte Abschieds-Ausgabe von spot.sound (Stunde 1).

Artarium fusioniert also mit dem Sendungsteam von spot.sound zu einem 2-stündigen Filmmusik-Feature. Wir beleuchten mit unserem Studiogast Sascha Selke einige Besonderheiten der Anwendung von Musik in Filmen und vergleichen dabei Konventionelles und Experimentelles. Was macht dabei eigentlich den feinen Unterschied zwischen dem Empfinden von aufdringlicher Gefühlsmanipulation oder annehmlicher emotionaler Gesamtstimmung aus? Ein Ausflug ins Crossfade von Koinzidenz und Synchronizität…

Zur Einstimmung bitte Bild anklicken 😉

Nachdem wir nun eh einmal im Monat mit dem sympathischen Syndikat von spot.sound zeitlich zusammentreffen und Sascha, selbst auch Soundtrack-Composer, bereits in unseren beiden Sendungen zu Gast war, versuchen wir jetzt etwas uns allen Gemeinsames zu entwickeln.

Also sprach die Frau Professor: „So gehet nun hin und gebet einander Feedback.“ Oder, wie ich das eigentlich lieber handhabe, nach einem Zitat aus Doktor Murkes gesammeltes Schweigen von Heinrich Böll: „Verfeature du mich, dann verfeature ich dich.“ (Hatten wir auch schon als Sendung – Hörspiel mit Axel Corti) Jedenfalls machen wir es diesmal so, dass wir vom Artarium als neugierige Zaungäste der Sendung spot.sound beiwohnen, einige Fragen zu Entstehung und Hintergrund aufwerfen und uns gegen Ende dann auch thematisch einbringen werden. Und vice versa werden nach den 17 Uhr Nachrichten auch die lieben Kolleg_innen etwas über unser Format erfahren wollen und ebenfalls mit ihren Beiträgen in den Schwerpunkt unserer Sendung einsteigen:

Innovative Filmmusik-Kompositionen – von Serge Gainsbourg (Requiem pour un con/Le Pacha) über Pink Floyd (Zabriskie Point) und Tom Tykwer/Reinhold Heil (Lola rennt) bis zu Peter Gabriel: Mit seinen höchst eigenwilligen Soundtracks zu so unterschiedlichen Filmen wie Birdy (Alan Parker), Die letzte Versuchung Christi (Martin Scorsese) oder Long Walk Home (Phillip Noyce) setzt er bis heute gültige Maßstäbe. Mit ihm schließt sich denn auch der Kreis der kooperativen Assoziationen: Bei der Vorstellung seines neuen Albums „New Blood“ im Artarium konzipierten wir spontan diese „Überblendung“ zweier Kunst/Kultursendungen. Und dabei war Saschas Fairlight-Anekdote der Katalysator, die muss er uns auch live erzählen!

Die vorletzte Sendung des heurigen Jahres also – am 25. Dezember gibts dann noch eine kleine, feine Live-Textase von Chriss und mir, zu Weihnachten und zum Jahresbeschluss und – zum Wohlsein! Ihr Lieben, besuchet auch fürderhin getreulich unseren Artarium-Blog – bald haben wir nämlich eine Viertelmillion Besucher erreicht – dafür jetzt schon ein ganz dickes Danke! Und frohe Festtage, wie auch immer 🙂 ACHTUNG: Dieser Artikel enthält genau 24 Links und kann somit auch als Adventkalender zweckentfremdet werden.

Das Geile Institut – An alle Schafe

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 11. Dezember präsentiert das wunderbar abgründige Erstlingswerk „An alle Schafe“ der leider, leider nicht mehr aktiven Salzburger Ausnahme-Combo „Das Geile Institut“. Richtig gehört, von deren Bandnamen und Station-ID haben wir auch das legendäre Audio-Statement „Wir sind ein geiles Institut“ geklaut, das wir Ja, Panik Sänger Andreas Spechtl spätnachts (oder war es frühmorgens?) jedenfalls listig und überfallsartig in den Mund gelegt haben und welches nunmehr seit einem Jahr fast in jeder Signation unserer Sendungen vorkommt – gleich neben den Nebenwirkungen vom Arzt oder Apotheker!

Dieses Album (dessen titelgebender Track immer wieder mal als Musik aus Salzburg gespielt wird) besticht durch hochkarätige Spielfreude und profundes instrumentales Können seiner Mitwirkenden. Allerdings erschöpft sich seine Qualität längst nicht in allerlei unterhaltsamen Stilzitaten und liebevoll ausprob-duzierten Arrangements – nein, es springt uns da auch ein durchgängig spannendes künstlerisch-inhaltliches Gesamtkonzept entgegen, so hintersinnig, surreal und aberwitzig, dass es im Zusammenwirken mit den wahrlich hervorragenden Texten von Sänger und Gitarrist HC jede Menge Kunst in den Köpfen der Hörerschaft verursacht. Wissenschaftlich erklärt werden kann dieses Phänomen letztendlich zwar nicht, aber das ist ja auch ganz gut so. Wer will schon Moleküle zählen und Statistiken auswerten während er sein Bewusstsein erweitert? Die einzelnen Songs tragen Titel wie „Grasvulkan“, „Ich kann fliegen“, Wirklichkeit“ oder „Voll daneben“ – und die Bandphilosophie wurde schon mit folgenden Worten beschrieben: warum geil? – weil es uns so gut tut! —– müssen alle Menschen geil sein? – ja.

WEITERE WETTERWARNUNG FÜR DEN GEHÖRGAU:

Die PERLENTAUCHER-NACHTFAHRT am Freitag, 9. Dezember von 22:00 bis 02:00 Uhr: Sonderausgabe „EIN SALZBURGER ADVENTSINGEN 2.0“

Vier Stunden Text und Musik, dem Adventsingen im Ablauf nachempfunden und dessen Themen lustvoll und kritisch hintertreibend: Dazu die Gedanken vom Chriss und des Norberts Konzept vom Nachtfahrt-Blog. Ein Jahr arbeiten wir nun schon zusammen und – wie es Klaus Kinski als Jesus einst sagte: Wir wollen die Liebe in eure Herzen werfen!

Die Aufzeichnung der letzten 2 1/2 Stunden dieser Live-Sondersendung gibts jetzt doch noch als Podcast/Download hier.

Deine Freiheit, meine Freiheit?

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 27. November – Chriss begeht seinen 18. Geburtstag und darf sich dann sogleich zur Feier dieser Amtserwachsenheit zu einer grotesken staatlichen Stellung verrenken, während zur selben Zeit unser aller begnadeter Denk-Anstifter Thomas Oberender vom Bürgermeister das goldene Stadtsiegel verliehen bekommt. Norbert hingegen eröffnet seine 5. Radio-Saison als „das etwas andere Kunnst-Biotop“ und wollte diesen erfreulichen Zustand doch mit gebotener Zufriedenheit zelebrieren. „Vier Jahreszeichen Live“ wäre der Sendungstitel gewesen – doch da ereilt uns plötzlich eine Todesnachricht nach der anderen. Wie passt das alles zusammen – noch dazu am ersten Advent? Ganz und gar wunderbar, finden wir…

Georg Kreisler, der eigensinnige Altmeister des schwarzen Humors und der anarchischen Groteske mit politischem Anspruch ist diese Woche 89-jährig in Salzburg verstorben. Noch im August konnte ihn Thomas Oberender zur Teilnahme an einem Podiumsgespräch zum kapitalismuskritischen Faust-Projekt verführen. Dort räsonierte der große Grantige zum letzten Mal – einigermaßen resigniert – über die von ihm festgestellte Bedudelung und Eingelulltheit potentiell revolutionärer Massen. Im Besonderen ging es bei diesem radikalen Rückblick des Alters auch um (s)ein mögliches Vermächtnis an die Jugend.

Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an einige – leider vergeblich gebliebene – Versuche, diesen überaus lebenserfahrenen Heimatlosen mit seinem grandiosen Anekdotengepäck zu einem Livegespräch, einer Erzählstunde oder einem Interview mit gesellschaftskritischen Jugendlichen zu bewegen. Er hätte so viel zu sagen gehabt von der Flucht vor den Nazis als 15-jähriger über die Arbeit mit Charly Chaplin in Hollywood oder seine Verhöre von Göring und Streicher beim Nürnberger Prozess bis hin zur nie wieder erlangten österreichischen Staatsbürgerschaft und seiner anarchistischen Ablehnung des „Staates“ an sich. Wie gerne hätte ich ihn jene bizarre Episode – als Paradebeispiel jüdischen Überlebenshumors erzählen gehört: Kreisler fiel die Aufgabe zu, Julius Streicher, den Chef der antisemitischen Hetzschrift „Der Stürmer“ zu verhören. Streicher bedankte sich am Ende bei ihm: „Sie waren ja nett zu mir. Aber die Juden haben mir sehr zugesetzt.“ Kreisler darauf: „Na, vielleicht haben Sie angefangen.“

Die zweite Todesmeldung: Kubus 1024 – das geniale Kulturhaus-Projekt im Lungau – wurde im Gemeinderat Tamsweg mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ endgültig umgebracht. Gerüchten zufolge soll Bürgermeister Walter Ulbrichtpardon, Alois Lankmayer statt dessen um Subventionen zum Bau einer Mauer angesucht haben.

Dieser antifortschrittliche Schutzwall soll entlang der Geschmacksgrenze um den gesamten Lungau herum errichtet werden, um den einzigen Volksmusikantenstaat auf deutschem – pardon, österreichischem Boden vor dem verderblichen Einfluss engagierten Denkens, innovativen Gestaltens und  kreativen Mitbestimmens zu schützen. Um jeglichen kontrakonservativen Umsturzversuch bereits im Ansatz hintan zu halten, soll die Lungauer Zonengrenze mit den modernsten Gesinnungsdedektoren und Kopfschussanlagen aufgerüstet und von eigens dafür abgerichteten Hornochsen und Kampfkühen kontrolliert werden. Alles, was nicht genauso schwatzblau – pardon, schwarzbraun ist wie die Faselnuss und die anderen Heinodien der Vervolkskultur, wird hinfort wieder in bester Landestradition enteignet und exiliert wie einst schon die Protestierer – pardon, Protestanten.

Womit wir in bester satirischer Tradition schon wieder bei Georg Kreisler gelandet wären, der sein Erfolgsrezept wie folgt formulierte: „Das Rezept ist ganz einfach. Man nehme ein an und für sich grausiges Ereignis und übertreibe es maßlos, so daß es seinen Schrecken verliert und grotesk wird, dann kann man noch eine Musik dazu schreiben, die gar nicht dazu passt und schon ist das Lied fertig.“ Unser diesbezüglicher Textvorschlag für eine neue Lungauer Landeshymne wäre somit (in Anlehnung ans dann wohl wieder üblich werdende Sprachniveau von Heimat, Heino und HJ) folgender:

Holdrio, duwiduwidi, holdria.
Holdria duwiduwidi.
Holdrio, duwiduwidi, holdria.
Holdria duwiduwidi.

Wir jedoch spielen mit gutem Grund Querschläger, Georg Kreisler, Erben der Scherben. Und – wo lassen sie sich eigentlich empören?

Weltfinanz – Amused to Death

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 23. Oktober – Kreatives Radio zwischen Kapitalismus und Widerstand. „Hier werden die Reflexionen von Bewohnern einer Region produziert.“ (Thomas Oberender) Im Angehör medialer Dauerbeprügelung mit Bankenkrisen, Rettungspaketen und Zukunftsängsten treffen sich aktive und potentielle Sendungsmacher zum einzig wahren Neurogipfel – dem eigenen! Wie geht es uns eigentlich mit dieser lebenspolitischen Herausforderung, die eigene Weltgeschichte selbst zu (be)schreiben – und dabei das Lachen NICHT zu verlernen?

„Massenblödien, Quasselödien, Kassenschmähdien“ bemerkte Uwe Dick  bereits Ende der 70er Jahre auf das Trefflichste. Und Pier Paolo Pasolini prophezeihte in seinen Freibeuterschriften die Machtübernahme einer globalen Diktatur namens Konsumismus. Daran hat sich bis heute nichts Grundsätzliches geändert. Ganz im Gegenteil – der staatsprivate Glaub- und Kaufdudelfunk scheißt uns auf allen verfügbaren Kanälen dermaßen das Gehirn voll, dass mentaler Brechreiz und existenzieller Schwindel noch die zartesten Nebenwirkungen darstellen. Was also tun, liebe Lebewesen, Liebestiere und Mitkinder?

Was wird denn immer und immer wieder von „oben“ nach „unten“ vorgebetet, nachgeplappert und von Bravschaf zu Bravschaf zumindest unterbewusst fortwährend wiedergekäut? Dass Weltgeschichte immerzu das von den jeweiligen Machthaber_innen Angerichtete sei, welches auszulöffeln uns kleinen und unbedeutenden Rädchen im Systemgetriebe irgend so etwas zwischen erster Bürgerpflicht und gläubiger Begeisterung sein sollte. Dass Medienkultur nach wie vor eine volksempfängernde Einbahnstraße vom Produzenten zum – bitte, danke – Konsumwichtel sei, egal ob es sich um pseudointeraktive Moraltheologie, Politpropaganda oder Verkaufsanimation handelt. Dass wir das uns gnädig dargereichte Weltgeschehen und seine inhaltliche Interpretation freudig entgegen nehmen und dankbar hinunter schlucken – egal wie schlecht uns davon jetzt schon ist. Kruzifix!

In diesem Unsinn hinab damit! Dave’s Frage nach dem Entstehen einer Radiosendung und Flo’s Interesse an gemeinsamer Selbstdarstellung treffen sich mit unserer Arbeit und führen zu einer notwendigen Umbewertung der Medienlandschaft: Die vielen eigenen Geschichten sind eigentlich das Wesentliche der Weltpolitik und nur von den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen lassen sich tragfähige Entwürfe für eine gerechtere Gesellschaft ableiten. Freie Medien wie die Radiofabrik sind noch vor den öffentlich-rechtlichen und privat-kommerziellen Sendern die relevanteren, weil wirklich individuell lebensgestaltenden und gemeinschaftsbildenden Institutionen.

Seit 17:06 Uhr wird also jetzt (in unserem Fall) zurück gesendet! Wenn jemand von euch unseren diesbezüglichen Anregungen während der Sendung folgen möchte und auch selbst eine eigene Sendung produzieren will – wie gesagt, es ist ganz einfach und die entsprechenden Workshops gibts hier. Wer mehr über den diesmal vorgestellten Weiherer (Mei CD beim Saturn) wissen will, hier noch „A neis Liad“ auf Youtube sowie seine Homepage. Außerdem die lippensynchronisierte Franz Josef Strauß Rede von Loriot zum nochmal Lachen. Und schließlich – das wunderbare Lied von Konstantin Wecker „Wenn die Bö(r)sianer tanzen“, diese probate Anregung als Antwort auf jedwede Finanzkrise, konnten wir aus Zeitmangel diesmal leider nicht mehr spielen, als Live-Video sei es euch aber auf jeden Fall nachgereicht. Und sonst? Man hört sich…

POESIE UND ENGAGEMENT (CHRISS)

In der Sendung vom Freitag dem 14. Oktober (Download) begeben wir uns auf die Suche nach der Vereinbarung von Poesie und Engagement. Thomas Oberender – geschiedener Schauspieldirektor der Salzburger Festspiele – beschrieb mit diesen zwei, anfangs kontrovers erscheinen wollenden Worten, das Album „Nervöse Welt“ der Wiener Band „the who the what the yeah“Rio ReiserTon, Steine, Scherben… Postkapitalistisches Lebensgefühl… eine junge Generation die sich sehr eigen engagiert… – Und das wissen wir, Norbert K Hund und Christopher Schmall, die zwei Perlentaucher und Sternpflücker vom Dienst auch. Engagement und Poesie. Eine interessante Verbindung…

The Who?

Aber wer sind eigentlich „the who the what the yeah“? Ja, eine Band aus Wien! Doch warum haben wir uns schon so oft mit ihnen beschäftigt? (Der Skaverda Effekt, Nervöse Welt- das ganze Album, Das Salzburg Syndrom… nur um mal die markantesten Sendungen zu nennen). „The who the what the yeah“ haben etwas geschaft, vor dem viele andere Bands zurückschrecken, resignieren, schweigen – mit dem sie sich schlichtweg nicht befassen. Und genau das ist der Punkt! „The who the what the yeah“ sprechen, nein, schreien ihre Wahrheit in die Welt hinaus und haben das Gedankengut von Rio Reiser aufgegriffen, für sich selber weiterentwickelt und so verdichtet, dass das Album „Nervöse Welt“ eigentlich als Manifest gelesen werden kann… So da habt ihrs! Selbst schuld! Ihr mit eurem System, das unsicher macht, einengt und verbraucht! Die Maus hatte also doch Recht… Tanzen wenn einem etwas gefällt… am Ende bleiben tausend offene Fragen, die sich wie von selbst stellen…

 The What?

Fragen die wohl oft gar keine Antwort haben oder haben wollen. Fragen die einfach Fragen sind, damit wir nachdenken, so lange bis wir einsehen, dass es nicht auf die Antwort ankommt, sondern auf die Gedanken die wir uns machen… die ganzen kleinen Schritte… denn wir sind ja eigentlich alle nur Maulwürfe, die am Zuckerberg des Konsumismus graben… Wir müssen’s nur noch einsehen! Und dann werden wir dieses System zum Kippen bringen… Und genau das ist es! Poesie und Engagement. Sich für etwas das einen selbst betrifft und berührt, verletzt und beunruhigt, angreift und betrifft einsetzten mit Sätzen und Bildern. Mit Worten, Musik, Farben, mit allem was die Fantasie zu bieten hat. Das ist Poesie! Poesie die aus dem Leben kommt und den Leuten etwas sagt. Schon beim bloßen Ansehen und Erkennen der einzelnen Worte…

 The Yeah!

Also liebe Mitorgler und Zerrinnenden, lasst uns dieses System von Macht, Hierarchie, Geld, Ansehen und nazi-katholischem Kreuzweh endgültig zum Einsturz bringen! Lasst die Gitarren plärren, die Orgeln den Weltuntergang verkünden und vor allem: Lasst uns endlich etwas tun! Schlafen können wir später immer noch lange genug! Jetzt müssen wir aufstehen, die Stimme erheben und uns wehren gegen diese Unterdrückung! Jedoch… wenn ihr nicht von alleine wollt, ich kann euch nicht zwingen, ich kann euch nur vor Augen führen, warum ICH mich wehre und mir nicht länger den Mund verbieten lasse…

Radiopreis der Erwachsenenbildung

Das Artarium am Sonntag, 9. Oktober um 17:06 Uhr sendet eine vorproduzierte Best Of Compilation aus Sendungen von September 2010 bis August 2011, die von der Radiofabrik als Sendereihe für den diesjährigen Radiopreis der Erwachsenenbildung nominiert wurde. Wir freuen uns sehr über diese Anerkennung und wollen euch diesen lustvoll gescheiten, abgründig witzigen und kreativ hintersinnigen Zusammenschnitt natürlich auch nicht vorenthalten. Daher gibts diesmal auch die Sendung für unsere treuen Blog-Leseratten und Facebook-Freunderl schon vorab als Stream/Download: Best Of Artarium 2011. Allerbesten Appetit!

Damit man sich in der Menüfolge von 22 Outtakes und 3 Musiktiteln gegebenenfalls orientieren kann, gibts natürlich auch ein Programmheft mit sämtlichen Beiträgen. Aus dem Begleittext: Norbert K.Hund verbindet als Sendungsgestalter die unterschiedlichsten Menschen und ihre Geschichten zu einem gemeinsamen Ganzen und verleiht diesem (als) Medium Stimme, Sprache und Gestalt. Die Darstellung und Erfahrbarmachung des Emotionalen, das atmosphärische Spüren zwischen den Zeilen (und hinter den Aussagen) sowie die weitestmögliche Anregung der Empathie sind der thematische Dreh- und Angelpunkt seiner Radioarbeit.“

Das Artarium wurde ursprünglich zu dem Zweck ins Leben gerufen, um den zahlreichen Kunst- und Kulturschaffenden, die in Salzburg jenseits von Bekanntheit, Markttauglichkeit oder öffentlicher Förderung tagtäglich höchst Wertvolles für das Wohlergehen der Gemeinschaft leisten, eine Möglichkeit zur Darstellung zu eröffnen. Mit dem speziellen Schwerpunkt auf die Entwicklung jugendlicher Ausdrucksformen entstand so „das etwas andere Kunnst-Biotop“ als ein Genres wie Generationen verknüpfendes multimediales Work in Progress, welches sich nunmehr seit über 4 Jahren wöchentlich ereignet. Uns ist wesentlich, dass jedwede schöpferische Selbstaussage jenseits von Mainstream und Mozartkugel der herrschenden Markt- und Hochkultur ebenbürtig ist, zumal was ihre entwicklungskreativen und psychosozialen Leistungen anbetrifft.“

„Immer fragend und neugierig unterwegs und auf der Suche nach spannenden Interaktionen – zwischen Facebook und Graffiti, Performance und Festspielen, Philosophie und Musik, Lyrik und Lautstärke, Politik und Verdrossenheit oder den Verhaltensweisen vermeintlicher Normen – Jugend und Kultur sind bei uns weder Schlagwort noch Werbetext. Unsere Message ist zugleich auch Lebenswerk und unsere Intention ist die Inklusion – denn wir alle haben sehr spezielle Bedürfnisse! Die ermutigende Freisetzung des kreativen Potentials aller Beteiligten ist dabei unser erklärtes Ziel.“ Soweit also unsere Selbstdarstellung.

Abschließend noch die Zusammenfassung aus dem Vorschlagsformular: „Artarium bietet lebhaften generationsübergreifenden Dialog – zu Kunst, Gesellschaft,Philosophie, Zeitgeschichte etc. – unter Beteiligung Jugendlicher auf Augenhöhe – und lotet gemeinsam mit erwachsenen Gesprächspartnern neue Sichtweisen, Sprachwelten und Darstellungsformen aus. Artarium ist innovativ.“ – Wenn ihr damit jetzt im Großen und Ganzen einverstanden seid, dann drückt uns ganz fest die Daumen, dass unser poetisches Engagement auch einmal fachlich kompetente Anerkennung erfährt. Und bitte, gebt uns weiterhin Feedback und kommentiert unsere Artikel und Sendungen, denn davon leben wir letztendlich auch – von den Abenteuern in euren Köpfen – und von dem, was ihr uns davon erzählt…

FEMALE. FEEL MALE! (CHRISS)

Podcast/Download: Die Nachtfahrt vom Freitag, 9. September widmet sich den etwas anderen Frauen- und Männerstimmen. Nämlich denen, die das Weibliche und Männliche in sich integrieren, und nicht solchen, die eine Frauen- oder Männerpose vertreten. Denn wir sind alle männlich und weiblich! Ja, richtig gelesen! Guten Morgähn liebe Orgler und Orglerinnen, willkommen im unendlichen Kosmos der Wahrheit…

 Aber was ist eine Pose?

Für mich ist eine Pose, ein verstelltes, nicht ehrliches und komerzielles Auftreten, das keinen Raum für tiefe Gefühle, ernstgemeinte Träume und wahrer Liebe lässt. Eine Vergewaltigung der eigenen Sexualität, nur um irgendwelchen Konventionen oder Vorstellungen von Mann/Frau zu entsprechen, die sich irgendeine wahnsinnige Gesellschaft ausgedacht hat!!!

Das ist eine Pose und das ist nicht die Art von Musik, die ich gerne höre. Natürlich kann man nicht alles in ein und die selbe Schachtel werfen. Posen gibt es verschiedene: Die Metal-Pose, die Liebes- Mädchen- von- nebenan- Pose, die Ich- scheiß- auf- euch- alle- Pose, die Ich- bin- so- geil- Pose…

Was auch immer… Solange nur Vermarktung und Geld dahinter stecken, bleibt die Pose, eben  nur eine Maske und der Künstler kommt nicht wirklich zum Vorschein…

Irritiert? 

Braucht ihr nicht sein, denn so ist das Leben. Man muss sich eben nicht entscheiden! Jeder darf seine Sexualität ausleben, genauso wie er oder sie möchte. Und da kann’s schon mal passieren, dass sich Patti Smith als female ziemlich male fühlt. Und sie zum Beispiel, ist eine Meisterin im Vereinen beider Geschlechter in ihrer Musik. So auch Elliott Smith oder P!nk.

Es ist wichtig beide Seiten zu akzeptieren, erst dann berührt Musik und wird greifbar…

Inclusion In Confusion?

Also mit was beschäftigen wir uns eigentlich in dieser Sendung? Mit der Problematik der ewig unterdrückten Frau oder der Großschwänzigkeit von Rival-Musikern? Nein, wir werden einen kritischen Blick auf die Musikindustrie werfen, Frauenstimmen zeigen, die rotzig, schräg, gefühlvoll und löwenhaft sind, Männerstimmen die zerbrechlich, verletzlich und gleichzeitig kraftvoll sind, also den Gehstock als Zepter verwenden, aus ihrem Schmerz Kraft schöpfen und Stimmen die beides in sich vereinen: Schwach und Stark. Schön und Rotzig. Dunkel und Hell. Männlich und Weiblich. Stimmen, die allen Rollenbildern und Gender-Mainstream-Richtlinien den Stinkefinger zeigen und voll Power ins Gesicht springen!


Man sollte jene Sendung also unbedingt anhören und sich mal den Female feel male – Gedanken zu Gemüte führen… Was mit euch darauf passiert, liegt allerdings nicht in der Verantwortung der Redaktion und entzieht sich unserem…….. 😉

female. feel male. (Norbert 1.0)

Ich möchte euch jetzt einmal einen kleinen Einblick in unsere Produktionsweise ermöglichen – am Beispiel des Entstehens unserer aktuellen Sendung. Es begann alles damit, dass der gute Chriss vor einigen Wochen die doch recht spontane Idee gebar, eine ganze Sendung nur mit den unterschiedlichsten Frauenstimmen zu machen. Meine erste Reaktion war: “Das halt ich nicht aus!” Doch dann brütete ich ein paar Tage daran herum und fiel noch einmal über das legendäre Gedicht von Patti Smith “female. feel male.”, das bereits bei der KT Tunstall Sendung (wieder) auftauchte. Danke, Jochen Distelmeyer!

Also fragte ich, ob es denn okay wäre, wenn wir den Grundgedanken, Frauen in verschiedenen Musikstilen und Sing- oder Sprechweisen zu spiegeln, noch einmal durch irgendwie sehr “weiblich” interpretierende Männer kontrastieren könnten. Und auf einmal war da dieses Konzept des Weiblichen im Männlichen und umgekehrt. Denn eigentlich beschreibt Patti Smith ja den frühpubertären Ekel mit der Entwicklung ihrer körperlichen Geschlechtseindeutigkeit und den ihr damit einhergehend auferlegten Zwängen zu typisch weiblichen Kostümierungen und Verhaltensweisen. Und im Nachwirken einiger sehr intensiver Festspiel-Erlebnisse, unter anderem mit Signa – Das ehemalige Haus – näheres dazu in der Festspiel-Sendung, festigt sich für uns die Erkenntnis, dass die Eindeutigkeit der weiblichen wie der männlichen Posen – gerade auch in der Kunst – ohnehin zum Einschlafen todlangweilig ist. Ambivalence Rocks! – und Orgel !!!

Schaut euch zum Beispiel dieses Video von Heather Nova – Sugar (Live) mit der wunderbaren Berit Fridahl (Gitarre) an. Nicht nur die Stimmführung vom schmetterlingszärtlichen Spoken-Word bis hin zum orgiastischen Stakkato von “Sugar” im Refrain widerspiegelt beide Welten – die wir eben als typisch weiblich (zart) und typisch männlich (hart) verinnerlicht haben. Nein, die gesamte Band verteilt hier die männlich/weiblichen Persönlichkeitsaspekte höchst originell gebrochen auf ihre Protagonisten: Den mehr feminin-fragil herum hupfenden Bastian Juel am Bass möchte man eigentlich nicht allzu sehr erschrecken, die hemdsärmelig kraftwerkende Berit Fridahl würde man jedoch jederzeit gern anrufen, wenn mal der Dachstuhl zu reparieren ist. Ihr seht also, worauf es hinaus läuft? Schon wieder ist es ein Inbetween, ein Inzwischen, das uns interessiert …

Bis nächste Woche finalisieren wir also noch die entsprechende Musikauswahl – danke an MarLou für die Widererweckung des alten Ohrwurms What’s Up. Richtig spannend wird diesmal allerdings die Auswahl der eigenen Texte, die wir wieder mit Spoken-Word Beiträgen (diesmal von Joolz Denby, Annie Lennox, Laurie Anderson und Heather Nova) mischen werden. Denn welche unserer Spiegelscherben, Fragmente und Gedichte repräsentieren unsere abgründig verschleierten wie auch öffentlich dargelebten inneren Weiblichkeiten am besten? Wir bestehen zwar alle jeweils zur Hälfte aus weiblichem Material (nein, nicht nur seelisch, durchaus biologisch, genetisch…) allerdings ist man(n) nicht so gewohnt, dies auch entsprechend wahrzunehmen, geschweige denn auszudrücken.

Es ist, bleibt und wird also spannend. Erwartet euch am besten gar nichts – oder zumindest gemeinsam mit uns – das Unerwartete! Denn wir wissen ja – wie immer – auch noch nicht, was uns auf dieser Seelen-Expedition erwartet. Man hört sich jedenfalls – am Freitag, 9. September von 22:00 bis 01:00 Uhr auf den Radiofabrik Frequenzen, per Livestream im Internet oder danach als Stream/Download im Cultural Broadcast Archive CBA. Wir sind ein geiles Institut …

 

Ein fester Festspielflash…

> Sendung: Das Artarium vom Sonntag, 28. August präsentiert unter anderem Impressionen zu Thomas Oberender, den Festspielen, A Game Of You, Salzburg, kapitalistischen Konsumwichteln, der Verleihung und dem Fächer der Gabi…

Am Abend des 21. August fing die Reise in die gestylte und hochintellektuelle Welt der Reichen und Schönen an, die alle nach Salzburg pilgern um wenigstens für ein paar Stunden zu glänzen, bevor sie dann wieder in den Alltag zurück gespuckt werden. Natürlich sind nicht alle versnobbt und tragen ihre Nasen eigentlich schon als Hut, vor lauter Hochnäsigeit; aber je näher man dem Festspielhaus kommt, desto feiner angezogen, reicher, eingebildeter, schöner und stolzer werden die Leute

An jenem Abend machten wir, Norbert K. Hund, Babu – unser Gast in der Sendung: „Graffiti on Tour“ – und meine Wenigkeit uns auf in die „Young Directors Project“ – Aufführung: „A Game Of You“. Ein Selbstfindungtrip verpackt mit Herzklopfen und dem unbekannten Raum. Um und in sich… Wir waren alle drei hellauf begeistert und ziemlich verpeilt als wir die Aula der theologischen Fakultät verließen. So viel über sich selbst zu erfahren, kann einen ganz schön versetzen.

Und am Ende bleibt nur noch die Frage: Wer bin ich für mich selbst und für andere? Wie sehen mich die Leute und wie sehe ich mich?“

Christopher Schmall & Norbert K.Hund nach dem Interview-Marathon

Das Gespräch

Am nächsten Tag fanden wir uns auf der Presseterasse wieder – und lernten den scheidenden Schauspieldirektor Thomas Oberender kennen. Ein genialer Spagatkünstler, der es nicht nur versteht zwischen kreativem Prozess und geldpolitischem Dramafest den Bogen zu spannen, sondern sich auch als exzessiver Leser, Radiofabrik-Liebhaber, Familienvater und Arbeitstier entpuppte. Ein Mensch, der Revolutionäres in Salzburg geleistet hat und nun nach Berlin als Intendant der dortigen Festspiele geht… Aber wie wird es mit den Festspielen in Salzburg, dieser barocken Kult(ur)stadt weiter gehen? Wird man dort weiter machen wo Thomas Oberender anfing? Oder wird man zurück zum konventionellen und nicht-experimentellen Theater-Schaukasten gehen? Wir werden abwarten müssen…

Die Verleihung und ein roter Fächer 

Feiner gekleidet und mit der Beute des Interviews in der Tasche folgten wir der Einladung zur „Verleihung des großen Verdienstzeichens des Landes Salzburg“ an Thomas Oberender durch Landeshauptfrau Gabi Burgstaller! 😀 Leicht ungewöhnlich für uns Post-Punks des rebellischen Lebens, nicht? Naja, sei es wie es sei… Wir waren auf jeden Fall dabei und waren erstaunt über die Worte von Gabi B. und von der offenen Nettheit der selben, die uns ihren Fächer lieh, der von einem absolut grenzgenialen roten Farbton war. Lobende Worte, strahlende Gesichter, Champagner, die Andeutung von Brötchen und ein glücklicher Oberender, der natürlich, denn wie sollte es anders sein, nach der Ehrung in ein Theaterstück ging.

Zusammenfassend kann ich nur noch sagen, dass mich dieser Mensch, der Salzburg erfolgreich überlebt hat und immer noch voller Kraft an seine Projekte herantritt, schwer beeindruckt hat – und das nachhaltig!

PS. Die Fotos zur Vorgeschichte und zur Produktion dieser Sendung haben wir in einem eigenen Facebook-Album veröffentlicht. Guten Appetit allerseits! Die Festspiele sind vorüber – wir haben noch lange nicht genug! Und die Aufzeichnung der Sendung könnt ihr jederzeit hier anhören/downloaden.

 

Ich bin der Chriss

Könnte eine Annäherung sein… Vielleicht auch mehr.                                                     Aber auf jeden Fall eine Vorstellung von mir und meiner KUNNST!

Ich bin irgendwie in dieses neue, sehr geniale Radio-Projekt hineingestolpert worden. Und zwar von einem sehr liebenswerten Menschen. Nämlich vom legendären Bärenwelpenkorbmuttertier Norbert K Hund. Da bin ich ihm auch wirklich dankbar dafür. Denn es taten sich mir ganz neue Sinneserfahrungen, Lebenswelten, Zulunftsvisionswellen und Gedankentürme auf.

Und alles fing an am 10.12. 2010…

Die erste Nachfahrt

Ein Salzburger Adventsingen. Mein erster Auftritt im Radio. 4 Stunden, von 22:00- 02:00. Schnee. Dunkelheit. Ein neuer Mensch und Uwe Dick mit „Der Öd“. Alles war wie in einem Traum. Sehr unwirklich und dennoch mehr als real. Erschöpft und mit dem Wissen, dass dies erst der Anfang sei, machte ich mich auf in eine neue Welt…

Und jetzt, 8 Monate später, darf ich mich Co-Producer der Nachfahrt nennen! 😀 Und Radiomachen ist für mich nicht nur ein Hobby, sondern viel mehr ein Teil meines Lebens… ein sehr geliebter und geschätzter Teil…

Ich hab noch lange nicht genug!