…& NOBODY ELSE

Podcast/Download: Das Artarium vom Sonntag, 12. Februar widmet sich dem sehr speziellen Live-Album NEW MODEL ARMY …& NOBODY ELSE und stellt aus einem Gutteil der 16 Tracks von der 2. CD ein ganz neues Konzert-Erlebnis zusammen. Dieser leicht unübliche Vorgang, der uns andernorts schon mal als Autorenschändung und Werkzertrümmerung ausgelegt wurde, hat genau 3 gute Gründe: Auf der Strange-Brotherhood-Tour trat die Band rund um Justin Sullivan nicht nur in einem Double-Set als ihr eigener Support-Act auf, es wurden zudem alle Abende live mitgeschnitten und danach die jeweils stärksten Takes aus verschiedenen Städten zur nämlichen Doppel-CD zusammen gestellt. Derlei lädt geradezu auf eine etwas individuellere Edition ein…

Zudem sind New Model Army für mich persönlich nach wie vor eine ganz wesentliche Live-Band, deren Auftritte eine Atmosphärik zu erzeugen vermögen, in welcher die bessere, friedlichere und gerechtere Welt um einiges leichter vorstellbar wird als sonst meistens. Zum Beispiel zwei Video-Aufnahmen von No Pain (Text) – die etwas lebhaftere und die etwas meditativere Version.

Und abschließend hat mich diese Musik und auch die untrennbar mit ihr verbundene Lebenshaltung recht gut durch die jüngst vergangenen Tage des Trauerns getragen. Ich erinnere mich noch allzu gut an mein letztes NMA-Konzert Ende 2007 im Rockhouse, wo ein ganzer Saal voller dampfender, schwitzender, tanzender und unrasierter Herren mit reichlich Bauchpolsterung und spärlichem Haupthaar – trotz Salzburg im Spätherbst – eine solch sagenhaft kraftspendende Stimmung voller Zusammengehörigkeit und Zuversicht aufkommen ließ, dass ich mich für Stunden überall sonst wähnte als im nebelig trüben Salzachsumpf – und zwar ohne die Einnahme irgendwelcher wie auch immer gearteter Flughilfen.

Lasst euch also etwas von dieser unverfälschten Lebensenergie ins heimatliche Hirn zaubern – und wenn ihr wollt, besucht uns beim gefühligen Nachspüren in die nahe bei einander liegenden Kraftfelder von Leben und Sterben – in unserer Perlentaucher-Nachtfahrt „Verlust und Versöhnung“ mit Texten und Tönen zum Thema. Live am Freitag, 10. Februar ab 22:00 Uhr und anschließend hier als Download.

„Looking for family – looking for tribe.“ Justin Sullivan

Und ja – herzlich willkommen, ihr lieben Hörgemüsinnen und Ohrrüberiche vom wackeren Radio B 138 in Kirchdorf an der Krems und Umgebung! Kommende Woche wollen wir ein paar Geschichten aus der Schlierbacher Käfergrabenmühle hervor kramen und so des Literarischen Nahversorgers Bernhard Samitz gedenken. Man hört sich also 😉

Das Salzburg Syndrom

Podcast/Download: Das Artarium vom Sonntag, 28. August portraitiert Thomas Oberender, den scheidenden Schauspieldirektor der Salzburger Festspiele, im etwas anderen Kunnst-Kontext: Nach einer Interview-Tour de Force stellt sich der Theatermann auch noch dem Spontan-Überfall, aus einer alten Schachtel voller Spielfiguren ein Spontan-Dramolett mit dem Titel „Die Preisverleihung“ zu gestalten – und besteht unsere Piraten-Prüfung souverän. Wie schafft dieser Mensch bloß den Spagat zwischen Kreativität und Machtpolitik? Atmosphärische Annäherung an ein vielschichtiges Phänomen das “Salzburg Syndrom”

Thomas Oberender inszeniert spontanes Tisch-Theater

Mit verwegenem Mut greift der Bühnenautor und Theaterforscher aus der Vielfalt der vorhandenen Möglichkeiten einige prägnante Personen und Requisiten heraus und entwickelt dabei in druckreifer Rede die Dramaturgie für ein Kurzschauspiel mit tieferer Bedeutung. Wir haben es aufgenommen und präsentieren es als Abschiedsgruß an einen Ausnahmekünstler.

Doch wir wollen unsere Perlen ja auch nicht einfach verschenken! Die Frage, die uns als gegenkulturell orientierte Gewohnheits-Salzburger bewegte, dem Mann mit dem opulenten Budgetkoffer etwas eingehender auf den Kunst-Zahn zu fühlen, war die Titelgebende: Wie entgeht man der Versuchung, sich mit den jeweiligen Geiselnehmern der Salzburger Geld- und Gewinnspiele als deren gestalterischer Auftragnehmer dahin gehend gemein zu machen, dass man das eigene Ich mit dem der Institution als gemeinsames Image identifiziert, nur um dem immerhin 5-jährigen Aufenthalt in einem „wahnsinnigen Luxusrestaurant“ mit einem letzten Restselbst an Eigenpersönlichkeit hoffentlich doch noch zu entkommen? Oder etwas einfacher gesagt, wie bewegt man Realität, ohne zugleich zum Spielball ihrer Realitäter zu werden?

Thomas Oberender im Weinglas der Wirklichkeit

Also begegnen wir dem in seiner letzten Saison zu beachtlicher Höchstform des Spielens mit Wahrnehmung und Wirklichkeit(en) gelangten Schauspiel-Verführer ebenfalls auf drei verschiedenen Ebenen: In Produktionen des Young Directors Project, im persönlichen Gespräch und bei der Verleihung des Landes-Verdienstzeichens.

Und erst im Zusammenklang der Artarium-Collage mit den vielerlei äußeren wie inneren Impressionen kommt dieser eine, feine rote Faden zum Vorschein, der womöglich die Besonderheit dieses im besten Wortsinn emotionalen Intellektuellen ausmacht: Die Bedeutung der kleinen Gesten, die in ihrer durchgängigen Anwendung auch aus dieser Stadt – und für den einen oder anderen glückhaft fortwirkenden Moment – einen “etwas anderen Erlebensraum” zu zaubern vermögen. Und dies wäre auch für uns das Vermächtnis solch beeindruckender Begegnungen: Das Sein in dieser Stadt als eine Chance für sich selbst zu erfassen, mit der eigenen Lebensperspektive wieder bewusst,  jugendfrisch und auch kreativ umzugehen. Thomas Oberender, wir danken für derlei Anstiftungen!

Das Freie Medium und der rote Fächer der Landeshauptfrau – Frischluft bitte!

Der Worte sind denn allerdings auch schon wieder genug gewechselt bei 30° im Schatten – nun lasst uns wieder Taten säen. In unserem Fall heißt das Interviews bearbeiten, Musik auswählen, Toncollagen schneiden und den roten Fächer – pardon, Faden unserer ganz eigenen Hörwelten-Dramaturgie weiter spinnen. Freut euch jedenfalls schon mit uns auf allerlei Hintergründiges zu: Nervöse Welt, Das ehemalige Haus, A Game of You, Jean Ziegler, Identifikation der (oder mit den?) Aggressoren, Medienpolitik, soziale Verantwortung und individuelle Schuld sowie Off-Mainstream-Musik, die von Shazam schon wieder nicht erkannt werden wird, weil wir die Piraten sind!

Die Fotos zur Vorgeschichte und zur Produktion dieser Sendung haben wir in einem eigenen Facebook-Album veröffentlicht. Guten Appetit allerseits! Die Festspiele sind vorüber – wir haben noch lange nicht genug!

 

Watch – Das ganze Album

Podcast/Download: Das Artarium vom Sonntag, 14. August präsentiert “Watch” von Manfred Mann’s Earth Band im Rahmen seiner Ö3 Musicbox Würdigung als “Das ganze Album” – eine ziemlich zeitlose Perle der späten 70er Jahre aus dem schillernden Subgenre “Eclectic Prog”.

Zudem begrüßen wir unsere neue Radiopraktikantin Marie Louise und brüten gemeinsam ein paar neue Sendungsthemen und Projekte aus.

 

Manfred Mann - Watch (Album Cover)Das 1978 erschienene Album markiert einen Höhepunkt im Schaffen von Multitalent Manfred Mann, verdichtet Einflüsse aus Jazz, Rock und Live-Sessionmusik mit synthetischem Experiment und psychedelischer Stimmung zur grenzgenialen Gratwanderung zwischen Avantgarde und Eingängigkeit, verdichtet all seine Quellen zu airplay- tauglichem Pop mit wegweisend vielschichtigem Art-Rock Anspruch.

 

Somit sei dieser musikalische Meilenstein auch als ein Statement unserer Philosophie verstanden, Genres und Generationen jenseits von Mainstream und Mozartkugel zusammen wirken zu lassen und dieses Kunnst-Biotop der Möglichkeitsformen weiterhin zwischen den Ansprüchen kapitalschwangerer Kulturvermittlung und pädagogisierender Pseudo-Integration als einen kreativen Freiraum zu erhalten, der für die Entwicklung innovativer Ideenwelten ebenso lebensnotwendig ist wie etwa Essen, Trinken und eine ansprechende Abendunterhaltung. In diesem Sinne…

 

PS. Anmerkung zur Sendungsaufzeichnung: Leider weicht die Reihenfolge der gespielten Titel in einem Punkt von der Tracklist des Albums ab. So wurde Track 01 “Circles” wegen fehlerhafter ID3-Tags an letzter Stelle (nach “Mighty Quinn”) gespielt. Tja, tschuldigung – die Tücken der Technik!

 

Blut!!! Ondřej Cikán Live

Zu Gast im Artarium am Sonntag, 29. Mai ab 17:06 Uhr – Ondřej Cikán aus Wien mit einer Liveperformance von Szenen aus seinem Debutroman Menandros und Thaïs. Zur Einstimmung möge sein ironisch mit „Der ärgste antike Liebesroman aller Zeiten“ untertiteltes Promotion Video dienen. Wir versprechen der Techniker-Abteilung hiermit hoch und heilig, KEIN wie auch immer geartetes Blut im Studio zu verschütten…

Der 1985 in Prag geborene Autor ist mittlerweile nicht nur als ein Grenzwanderer zwischen Literatur und Theater bekannt, sondern ebenfalls als Mitbegründer des Vereins zur Unterstützung märchenhaften Theaters sowie neben Anatol Vitouch als eines der beiden Dichterherzen der GruppeDie Gruppe„. Zudem praktiziert er auch noch als Altphilologe, Fiaker und Übersetzer – und er hat uns seine eigene, etwas speziellere Musikauswahl mitgebracht. Für erfrischende Abwechslung im sommerheißen Studio ist also trefflichst gesorgt. Der etwas andere Auftritt – anstelle der zwar geplanten, jedoch leider nicht stattfindenden Aufführung im Denkmal Salzburg – sozusagen die mediale Grenzstation einer Lesereise zwischen Linz und Deutschland. Letzte Ausfahrt Radio?

Und wenn man sich als eh schon von aller Bravliteratur angelangweilter Hörleser die Ankündigungen und Rezensionen von Ondřejs szenischen Lesungen reinzieht, dann möchte man schon wieder mal recht ärgerlich enttäuscht darüber sein, was hier bei uns nicht möglich ist. Verdammt! Wir freuen uns trotzdem.

Blut!!! Ondřej Cikán Live

Zu Gast im Artarium am Sonntag, 29. Mai ab 17:06 Uhr – Ondřej Cikán aus Wien mit einer Liveperformance von Szenen aus seinem Debutroman Menandros und Thaïs. Zur Einstimmung möge sein ironisch mit „Der ärgste antike Liebesroman aller Zeiten“ untertiteltes Promotion Video dienen. Wir versprechen der Techniker-Abteilung hiermit hoch und heilig, KEIN wie auch immer geartetes Blut im Studio zu verschütten…

Der 1985 in Prag geborene Autor ist mittlerweile nicht nur als ein Grenzwanderer zwischen Literatur und Theater bekannt, sondern ebenfalls als Mitbegründer des Vereins zur Unterstützung märchenhaften Theaters sowie neben Anatol Vitouch als eines der beiden Dichterherzen der GruppeDie Gruppe„. Zudem praktiziert er auch noch als Altphilologe, Fiaker und Übersetzer – und er hat uns seine eigene, etwas speziellere Musikauswahl mitgebracht. Für erfrischende Abwechslung im sommerheißen Studio ist also trefflichst gesorgt. Der etwas andere Auftritt – anstelle der zwar geplanten, jedoch leider nicht stattfindenden Aufführung im Denkmal Salzburg – sozusagen die mediale Grenzstation einer Lesereise zwischen Linz und Deutschland. Letzte Ausfahrt Radio?

Und wenn man sich als eh schon von aller Bravliteratur angelangweilter Hörleser die Ankündigungen und Rezensionen von Ondřejs szenischen Lesungen reinzieht, dann möchte man schon wieder mal recht ärgerlich enttäuscht darüber sein, was hier bei uns nicht möglich ist. Verdammt! Wir freuen uns trotzdem…

Blut!!! Ondřej Cikán Live

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 29. Mai – Studiogast Ondřej Cikán aus Wien mit einer Liveperformance von Szenen aus seinem Debutroman Menandros und Thaïs. Zur Einstimmung möge sein ironisch mit „Der ärgste antike Liebesroman aller Zeiten“ untertiteltes Promotion Video dienen. Wir versprechen der Techniker-Abteilung hiermit hoch und heilig, KEIN wie auch immer geartetes Blut im Studio zu verschütten…

Der 1985 in Prag geborene Autor ist mittlerweile nicht nur als ein Grenzwanderer zwischen Literatur und Theater bekannt, sondern ebenfalls als Mitbegründer des Vereins zur Unterstützung märchenhaften Theaters sowie neben Anatol Vitouch als eines der beiden Dichterherzen der GruppeDie Gruppe„. Zudem praktiziert er auch noch als Altphilologe, Fiaker und Übersetzer – und er hat uns seine eigene, etwas speziellere Musikauswahl mitgebracht. Für erfrischende Abwechslung im sommerheißen Studio ist also trefflichst gesorgt. Der etwas andere Auftritt – anstelle der zwar geplanten, jedoch leider nicht stattfindenden Aufführung im Denkmal Salzburg – sozusagen die mediale Grenzstation einer Lesereise zwischen Linz und Deutschland. Letzte Ausfahrt Radio?

Und wenn man sich als eh schon von aller Bravliteratur angelangweilter Hörleser die Ankündigungen und Rezensionen von Ondřejs szenischen Lesungen reinzieht, dann möchte man schon wieder mal recht ärgerlich enttäuscht darüber sein, was hier bei uns nicht möglich ist. Verdammt! Wir freuen uns trotzdem…

Perlentaucher Liebesnacht

Podcast/Download: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 13. Mai – Liebeslieder und Existenztexte jenseits von Herz, Schmerz und Verstand. „Liebe – wos is des eigentlich?“ Ein bereits weitgehend zudefiniertes Wort ohne Bedeutung – oder ein hoffnungsvoll überschwängertes Minenfeld unseres Unterbewusstseins? Die feinen Herren Museau & Sternenhund umzaubern eine komplizierte Begrifflichkeit zwischen Härte und Zärte.

Erstens Entzauberung von Lovesongs als Schmachtballaden und Schmerzschmus. Den meisten Musikschaffenden gebührt für ihre absolut gatschbirnigen Darbietungen zum Thema ein fester Musentritt – das Gefühl postorgasmischer Benommenheit kennen wir eh alle. Phantasie! Hallo?

Zweitens Zusammenschau: Was haben die Erinnerung an meinen verstorbenen Vater, ein generationsübergreifender Freundeskreis, unsere Arbeit am Alternative Concept-Art-Rock von In Confusion, das Ineinanderflechten von Erlebenslyrik und Musikpoesie, eine verzehrende Sehnsucht nach dem Unerreichbaren und der gemeinsam gleichzeitig wahrgenommene Musenkuss miteinander zu schaffen? Richtig, Liebe. Als nie jemals wirklich fassbare, sich jeder Definition entziehende und dabei immer wieder völlig neu beschrieben und besungen werden sollende zwischenmenschlich zielentwickelnde Prozessdynamik – am ehesten noch so, wie sie im Beatles-Film Yellow Submarine atmosphärisch herum geistert…

Drittens Differenzierung des Paradoxons zwischen den scheinbaren Widersprüchen von Dings und Bums. Keine Ahnung, was worauf folgt und wozu führt. Extrem verträgliches Work in Progress, wörtlich verdichtet von Christopher Schmall und Norbert K.Hund, mit einem offenen Ende nach Peter Licht unter Mitwirkung von Ja, Panik.

Versuchen wir die Synthese – in einer Sprache mit Eigenschaften wie sanftgewaltig, schmetterlingsheftig oder schüchtern-verwegen, belebt von Wesen, die Museau Chocolat und Emo Cremissimo heißen – als freie Herzen und als Sternenhunde zwischen den Zeilen. Eucalypse Now! Und schauen, spüren, staunen wir zusammen, was mit den Musikwelten, die wir auf einander los, in einander übergehen und übereinander herfallen, sich von einander unterscheiden und zu einander hin finden lassen – so alles passieren kann. Lassen wir uns einfach überraschen – oder, um es mit Conor Oberst auf den springendsten aller archimedischen Punkte zu bringen: „Let’s not shit ourselves – to love and to be loved!“

Les Coeurs des Vampires

Podcast/Download: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 8. AprilIn dieser Spezialausgabe wollen wir die vielfältigen Aspekte und Assoziationen der Vampir-Metapher aufsuchen – und versuchen, einige davon ihrer stereotypen Klischees zu entkleiden. Wir wollen nämlich endlich wieder einen klaren Mythos, der unseren eigenen Phantasien Raum bietet zum Eintauchen, Nachtschwärmen und Verspieltsein…

Ausgehend vom amerikanoid aufgekochten Gruselgenre unzählbarer Filme und Fernsehserien, die einen auf Mode und Pose abzielenden Pseudovampirismus verbreiten, einigen wir uns zunächst auf die immerhin etwas interessantere Literaturvorlage von „Interview mit einem Vampir“ – „Gespräch mit einem Vampir“ von Anne Rice, um dergestalt dialogisch mit unserer eigene Seelenreise zu beginnen. Es gibt nämlich durchaus künstlerische Arbeiten am Archetyp des Vampirs, die nicht zur Erstarrung und Verblödung des Konsumtrottels gereichen, sondern sogar zur schöpferischen Weiterentwicklung und Selbstgestaltung des Lebenshungrigen einladen.

Wie zum Beispiel auch die von erwähnter Vampirchronik ausgehende Verfilmung „Queen of the Damned“, in welcher Lestat aus seiner lebensüberdrüssigern Lust an Provokation und Auflehung beschließt, Frontman einer Rockband zu werden, welche justament neben seinem Sarg-Schlafgemach zu proben beginnt. Oder andererseits die jüngste schwedische Themenerweiterung „So finster die Nacht“ (Låt den rätte komma in) von John Ajvide Lindqvist, 2008 kongenial verfilmt durch Tomas Alfredson – die treffliche FM4 Kritik dazu. Hier findet auch die gesamte Vampir-Metaphorik ihren vorläufigen Höhepunkt an Abstraktion und Verdichtung: der Archetyp taucht als 12jähriges Mädchen in einer Stockholmer Vorstadtsiedlung auf und durchlebt sämtliche Metaebenen vampirischer Seinszustände in einer zaghaft aufkeimenden Liebesbeziehung mit einem schüchtern-introvertierten gleichaltrigen Jungen. Und das ist purer Sex. Unmöglich? Ätsch!

Zu den Gesprächen über diese Filme und ihre jeweiligen Eindrücke gibt es wieder vertrackt ausgewählte Kongenial-Musik, welche die Thematik zum einen atmosphärisch unterstreicht, zum anderen jedoch ironisierend bricht und querassoziativ erweitert. Eigene Texte rund um Lebensgier und Verzweiflung werden dazu ebenfalls live veranstaltet, ein durchgängiger roter Faden dabei die „Mark will Leben“ Performance vom November 2007 – sozusagen revisited und in den Kontext einer ignoranten Gesellschaft von untoten Dämmer- und Kümmerlingen gestellt, dass es ebenso scheppert, wie es täglich weh tut. Mit den besten Empfehlungen: „Wir sind ein geiles Institut!“

Homosexuelle Kirche?

Die Artarium Radio Sexperience vom Sonntag, 27. März (gibts hier als Podcast/Download) untersucht das zwiespältige Befinden nicht heteronormativer Sexualität im christlichen Feuchtbiotop am Beispiel Homosexualität in der katholischen Kirche. Ein Feature aus der Dualität zwischen Dauerstress und Drewermann. Living well is the best Revenge!

Vom medialen Dauerbeschuss mit gruseligen Sexskandalen und Missbrauchsfällen ausgehend (die übrigens noch niemals so lustig fruchtig und zugleich ernsthaft aufbereitet wurden wie in diesem Video von rUDOlf  „Die Kirche brennt“ aus dem Hause des steirischen Labels derLurch – die allerbeste Rammstein-Adaption seit Alf Poiers Schopenhauer) wollen wir den Bogen ins Persönliche spannen. Denn an der pastoralen Basis und im alltäglichen Umgang miteinander rumort das Allzumenschliche durchaus auch auf emotional sympathische Weise. Zum Beispiel besuchten wir jüngst die Veranstaltung „Es geht um Liebe. Punkt.“ im TheologInnenzentrum und waren positiv überrascht von einer zunehmend um sich greifenden pragmatischen Entspanntheit im innerkirchlichen Umgang mit anderssexuellen Alltagsfragen.

Andererseits ist da die römische Amtskirche mit ihrer seit Jahrhunderten einzementierten patriarchalen Hierarchiestruktur, deren Stellungnahmen zur Homosexualität sich in fast nichts von denen evangelikal fundamentalistischer Berufshomophobiker unterscheiden, und deren Vertreter sich in ihren welt- und lebensentrückten Ritualen wohlfeil als kabarettistische Steilvorlagen anbieten, wie zum Beispiel bei Hagen Rether als „gepuderter Tuntenhaufen“. In diesem Sinne versuchen wir also wieder einmal eine Annäherung an ein tatsächlich ernstes, weil die Lebensqualität von ungefähr einem Zehntel der Menschheit beeinträchtigendes Thema – mit augenzwinkernder Ironie, authentischem Empfinden sowie kongenial zusammengestellten Musikbeiträgen. BrüderInnen und SchwesterIche – die Frau segne und behüte euch – schließlich tun wir das ja auch!

Malmsheimer: Sprechalarm!

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 13. März: „Ich bin kein Tag für eine Nacht“ von Jochen Malmsheimer. Adrenalinausbrüche, Hormongewitter und Moralverstopfung in der synaptischen Kommandozentrale eines Jugendlichen, den in der Disco plötzlich das Mädchen seiner Träume anspricht. Ein fulminantes Kurzhörspiel aus dem Sprachzentrum eines wahrhaft Wortverwirrten.

Der im Gegensatz dazu aufs äußerste eloquente Schöper dieses psychotropen Schädeltheaters dürfte einem breiteren (sic!) Publikum spätestens seit seinem abgründigen Plädoyer für das Wurstbrot als Kulturkonstante im Irrenhaus „Neues aus der Anstalt“ oder seiner furiosen Abrechnung mit dem epidemischen Quatsch- und Quasselradio Bongo Boulevard anlässlich der Verleihung des Deutschen Kleinkunstpreises 2009 ein Begriff sein. Sollte dem – liebes verbreiterungsbereites Publikum – noch nicht der Fall sein: Jochen Malmsheimer kommt wortgewaltig wie zum Wegschmeißen witzig AUCH LIVE wieder über uns, nämlich am Mittwoch, 22. Juni in der ARGEkultur. Das aus Anlass seines leibhaftigen Erscheinens dargereichte Programm trägt den epiphanischen Titel: „Wenn Worte reden könnten oder: 14 Tage im Leben einer Stunde.“ Der darauf folgende Donnerstag ist auf Jochens Betreiben extra zum katholischen Feiertag für Salzburg erklärt worden, so dass ihr euren konsekutiven Rausch dann auch recht gemütlich ausschlafen könnt. Wir wünschen jedenfalls jetzt schon einen froh’n Leichnam! Weil auch wir uns nämlich mit ans Leben grenzender Wahrscheinlichkeit wieder einmal totlachen gehen …