Froschlaichnam!

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 17. März – Gegenseitige Gastauftritte mit den lieben Kollegen der Sendung Battle & Hum. Featurest du mich, feature ich dich (frei nach Heinrich Böll) – Dr. Murkes gesammeltes Schweigen (übrigens DIE Radiosatire überhaupt) wird es diesmal allerdings nicht geben. Denn dazu ist das gewaltfreie Battlekonzept der Herren MC Randy Andy und DJ Ridi Mama viel zu sehr auf gedeihliche Gespräche ausgelegt. Und auf den friedlichen Wettstreit der hier gegeneinander antretenden Musikstücke! Die müssen gar nicht immer gerapped sein, können einen durchaus mit Zeitsprüngen überraschen – sind aber auf jeden Fall stets außergewöhnlich im Sinne von eigenwillig und handverlesen. Im Anschluss an ihre Sendungen können Hör und Ohrin dann auf der eigenen Battle & Hum Homepage darüber abstimmen, wer von den beiden den Sieg (jawohl!) davon trägt. Erstmals fordern wir uns nun gegenseitig heraus:

Der forsche FroschBereits am SAMSTAG, 16. März von 22:00 bis 0:00 Uhr treten Chriss und ich mit unserer Battle-Playlist als Gäste beim Mannschaftshum Das obergeile Feuchtbiotop an, auf und – hallo – zu! 🙂 Lest euch unbedingt auch mal auf dem vorbildlichen Blog dieser lieben Mitspinner ein, denn die Wortlust dortselbst ist wahrlich von verwandtem Geiste. Amen!

Sie schreiben also: „Dieses liebliche, feuchte, tropische Klima des kleinen Radiofabrik Biotops, im ansonsten doch sehr katholisch, modrigen, felsigen und gruftigen Salzburg, verdunkelt durch die Mönchsberg Schatten, lässt uns immer wieder, wie zwei verliebte Frösche, umschwirrt von lichten feenhaften Libellen, unsere Ideen aufs neue ablaichen. Dem folgt die wunderbare Metamorphose zu Maulquappen hin zu prinzenhaften Fröschen welche ihr Quaken in den Äther blasen.“ Molto quakabile, auf zum nächsten Froschklave!

Dieses freudvolle Freundschaftsspiel gibts auch hier als Livesendung zum Nachhören! 😛

Die Ultra-UnkeUm vom Feucht- auch ins Kunnst-Biotop überzugehen beziehungsweise dieser feuchten wie fröhlichen Zusammenkunft noch einen förderlich-fruchtbaren Sinn überzustülpen, berichten wir am Sonntag im Artarium von unseren Erleuchtungen und stellen das freundliche Konzept der Kollegen vor. Unser Bildungsauftrag ist nämlich selbst bestimmt. 😉

Aufgabe der Politik wäre es daher, solche Rahmenbedingungen für D.I.Y.-Projekte bereit zu stellen, die das geldwert-unabhängige Produzieren von eigenen Inhalten ermöglichen – anstatt durch zunehmende Verflechtung mit gewinnorientierten Finanzinstituten und marktwirtschaftlichen Industrieunternehmen die bestehende Abhängigkeit der Einzelnen vom totalitären Konsumismus der Kunstverkäufer und Kulturzuhälter noch zu verstärken. Doch ihr seid ohnehin längst abgewählt – ihr begreift es nur noch nicht. Habemus QUAAAK!

 

Best Of Missfits (Vol. II)

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 10. März – Unser radikalfeministischer Rundumnachschlag zum Internationalen Frauentag am 8. März, dessen letzte zwei Radiofabrikstunden wir als Perlentaucher per freitäglicher Nachtfahrt-Sendung „Déviation Erotique“ zum Hörmahnmal für die unbefreite Weiblichkeit in uns allen erweitern durften. Doch nunmehr fürs erste genug der Queeronie alternativer Sexualitäten – lassen wir sozusagen in der Rückblende noch einmal die wahren Meisterinnen des emanzipatorischen Frauenkabaretts auf die Hörknochen und Ohrmuscheln des geschätzten Publikums los – und zwar ungefiltert und ohne Dazwischengemaule! Unser persönliches Best Of Missfits aus der Sammlung aller Lieder UND dazu noch legendär legere Conferencen wie etwa aus dem vielsagenden Album „Jetzt mit noch mehr Männer“ – In diesem Sinne 😉 Missfits, wir lieben euch!

missfits_sammlungWer diese beiden unglaublich starken und witzigen Frauen (übrigens auch Preisträgerinnen des Salzburger Stier 1992) noch nicht kennen sollte – bitte unbedingt nachholen! Es geht nämlich eine derartige Lebendigkeit von ihren Liedern und Szenen aus, dass einem vor lauter Vergnügen und trotz aller (Selbst-)Erkenntnis so herzhaft schwindlig wird, dass man nur noch raus will an die frische Lust:

😀 Zum Beispiel „Mensch Mäuschen“ (Auszug)

Poppen ohne Gummi, fahren ohne Gurt
Wenne eine rauchst, wirste angeknurrt
Alles wat Spaß macht is irgendwie gefährlich
Leben is riskant, aber Risiko is herrlich
Nur wer gar nix hat, hat auch nix zu verliern
Datte glücklich bis, kann dir keiner garantiern
Und wenne dat Gefühl has, du bis tot bevor du stirbst
Wird et Zeit, datte endlich ma lebendig wirst

Mensch Mäuschen, is dir nich klar
Dat dat vielleicht Chance deines Lebens war
Du zitters total vor Schiss
Weile merks, dat du auch nur ein Mäuschen bis

Wahrscheinlich bisse zu dick und außerdem zu alt
Und nachts im Bett sind alle beide Füße kalt
Und dat letzte Mal, wo dir so richtig gut gegangen is
Hasse schon vergessen, weil der Mensch nun ma vergisst
Und wat machste für’n Theater um jeden neuen Tach
Wenne Mittwoch überlebst, dann is Donnerstach
Schlafen kannze, wenne tot bis, bis dahin kannze küssen
Aber dazu wirste wohl ma aussemm Haus gehen müssen

Mensch Mäuschen, is dir nich klar
Dat dat Leben am Ende immer schon tödlich war
Du zitterst total vor Schiss
Weile merks, dat du auch nur ein Mäuschen bis

missfits_wenne

 

 

 

 

Rückblende: „Missfits – Frauenkabarett mit Orgel“ die Artarium Satire zur gendergerechten Einstreamung der Bundeshymne – und überhaupst 😛

 

Déviation Erotique

Podcast/Download: Perlentaucher Nachtfahrt vom 8. März – Wir würdigen den Weltfrauentag mit einem sehr eigenen Höhepunkt 😉 Wir erinnern uns an die einst selbstverständliche Solidarität der verschiedensten Emanzipationsbewegungen zur Zeit der „sexuellen Revolution“ Mitte der 70er Jahre. Der längst überfällige Kampf um Ebenbürtigkeit und Entvormundung in unseren patriarchal-hierarchisch verfassten Gesellschaften vereinte die Frauenbewegung irgendwie unausgesprochen mit anderen prononciert progressiven und gesellschaftsrevolutionären Gruppen wie etwa der damals noch alternativ-avantgardistischen Schwulenbewegung. Heute erwachen wir plötzlich in einem erschreckend biederen Diskurs über Frauen in Führungspositionen und homosexuelle Lebenspartnerschaften. Wollen wir jetzt nur noch die Wirtschaftsmacht und eine möglichst katholische Ehe? Wie könnten wir das gute alte „SISTERS UNITE!“ augenzwinkernd UND ernstgemeint über die (Gender?) Grenzen hinweg wiederbeleben?

DSCN8038„Zwei Geschlechter wohnen, ach, in meiner Brust“ oder „Halb zog es ihn, halb sank sie hin“. Zitat-Adaptionen, die uns nicht so wirklich befriedigen können bei dem Spannungsbogen, der sich da zwischen und in uns auftut. Eine Synthese schaffen aus alternativen Sexualitäten und Frauenemanzipation – noch dazu in nur 3 Stunden – wie soll das denn funktionieren? Mit deiner Phantasie, du Lulu! Im Zweifelsfall fragen sie ihre großen Schwestern. Und siehe da, *tätärätääää* Patti Smith, eine der ersten E-Gitarre spielenden Frontfrauen der Rockgeschichte und seit ihren legendären Auftritten (und Ausritten) im New Yorker CBGB’s zudem eine Godmother of Punk, hat uns schon vor Jahrhunderten 😀 ein sinnstiftendes Gedicht vermacht, welches wir auch diesmal gern heranziehen wollen, weil nämlich Gutes gut ist und bleibt und sich auch beim wiederholten Zitieren nicht abnützt! „Female Feel Male“ war schon einmal Nachtfahrt-Sendungsthema – jetzt gibt uns das wunderbare Wortspiel dieser Titelzeile Gelegenheit, unseren Übergang vom Freiheitsfest der weltweiten Weiblichkeit hin zu den erotischen Emanzipationsbedürfnissen der männlichen Inwendigkeit zu strukturieren…

DSCN8132Und so wollen wir auf die Suche gehen nach dem Nichtunterdrückten und dem Nochzubefreienden in uns selbst – und spiegelbildlich in der uns umgebenden Gesellschaft. Denn wie hat es Arno Gruen schon in seinem ersten bekannten Buch „Der Verrat am Selbst – Angst vor Autonomie bei Männern und Frauen“ geradezu hellsichtig auf den springenden Punkt gebracht: „Die in gesellschaftlicher Unterdrückung lebenden Eltern geben in ihrem Bemühen um Anpassung an die herrschenden Sachzwänge ihre eigene Unfreiheit unbewusst an ihre Kinder weiter.“ An dieser Formulierung erweist sich wieder einmal etwas ganz Grundlegendes: Emanzipation im Sinne von gemeinschaftlicher Selbstfreisprechung aus manipulativen Machtstrukturen ist eine Notwendigkeit, die uns im Wesentlichen alle beschäftigt. Und zwar nicht nur die tatsächlich um ihre selbstverständlichsten Rechte betrogenen Opfer dieser strukturellen Gewalt, sondern sogar auch die Systemprofiteure der von ihnen selbst (aber mit unserem Schweiß, unserem Leid, unserem Geld – mühsam 🙁 aufrecht erhaltenen ungerechten Herrschaftsverhältnisse. Nun, unser Mitgefühl mit diesen angemaßten Autoritätern ist insofern endenwollend, als die meisten Representant_innen (jawohl!) des etablieterten Ausbeutungsbetrugs sich ja auch weigern, ihren eigenen Empfindungen ehrlich gegenüber zu treten. Mitgefühl im Kontext emotionaler Abspaltung – schwierig…

DSCN8069Emanzipation ist eben eine Initiative, die von unten ausgeht und aus eigenem Betroffensein heraus die Dinge selbst in die Hand nimmt, um so die ungerechten Verhältnisse möglichst nachhaltig zu verändern. Das braucht einen langen Atem – und viel Phantasie, denn die „Herrschaft“ verändert ihr Auftreten und Aussehen ja auch andauernd! Zudem erfordert es Mut und Verwegenheit, um bestehende Grenzen zu überschreiten, hergebrachte Gebote zu übertreten und angeblich seit Urzeiten allgemein anerkannte Vorstellungen von Sitte und Zucht, Ordnung und Moral, Ruhe und Anstand (oder wie immer sonst die derartigen Gummikategorien jeweils heißen mögen) ihrer gedeihlichen Verkompostierung im Zuge einer fröhlichen Menschwerdung zuzuführen. Was also können wir zwei Liebestypen dazu heute beitragen? The Female – jene Frauen, bei deren Auftreten uns das Freilandherz im Gefühlsleib herum hüpft. The Female Feel – jene Männer, die eine speziell androgyne und/oder einfühlende Haltung verkörpern. Und schließlich The Feel Male – jene Musen, bei deren bloßer Anhörung uns die Amygdala feucht wird und die Hypophyse anschmilzt 🙂 Also drei Stunden befriedigende Selbstbefreiung, Brüderinnen und Schwesteriche…

Und wers doch gern noch etwas tatsächlicher-weiblicher haben möchte – am Sonntag gibts die Missfits im Artarium! Gnadenlos, versprochen 😛

 

In eigener Sache

Zum Download: Artarium vom Sonntag, 24. Februar – „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen sie die Packungsbeilage oder fragen sie ihren Arzt oder Apotheker“ – Diese schöne richtige Ansage beschließt nunmehr schon seit Jahren (fast) jede Artarium-Signation, zusammen mit dem nicht minder programmatischen Satz „Wir sind ein geiles Institut“ von Andreas Spechtl. Was das alles bedeuten soll? DMD KIU LIDT bis nach Port Bou, Oida! Das Selbstdenken und zwischen die Zeilen spüren muss manfrau bei uns halt schon im eigenen Gefühlgehör vollziehen. Denn das zu Verstehende bequem portioniert zum Arsch getragen bekommt frann eh sonstwo andauernd, dort wo immer von vornherein feststeht, was geglaubt und kapiert, nachgehupft – und dabei nicht begriffen  – werden soll. Wir allerdings fragen eher: „Was hörst du? Was fällt dir dazu ein? Was möchtest du damit machen? Und – wer könntest du sein, wenn du dürftest, was du möchtest?“ Hähä! 😀 Auf jeden Fall gibts ab jetzt wirklich eine Packungsbeilage zu unseren Sendungen:

Artarium Download Initiative-001Weil wir finden, dass unsere Gefühlswelten, Hörtheater und Ideenstiftungen zu höchst sinnvoller Verwirbelung der Wirklichkeit beitragen können, also schon ein bisserl sowas wie bewusstseinserweiternde Rauschzustände darstellen, in (und vor allem nach!) deren Einwirkung sich die gewohnte Welt einmal mit ganz anderen Augen betrachten lässt und durch deren erwartungsüberraschende Gewohnheitsaufhebung ein mitunter noch undefinierter Raum entsteht – in welchem dann endlich wieder einmal sehr kindlich spontan schöpferische Selbstideen zustande kommen können, aus denen so etwas wie Eigenart, Kunnstsinn und Neugier wächst.

„be promosexual, infect your friends“

Artarium Download Initiative-005Für alle, die unsere diesbezüglichen Blödeleien, Musikergüsse, Textasen und Trancephilosophien schon einmal (oder öfter) ausprobiert und genossen haben und daher ihren Mitmensch_innen auch gern ein paar der geilen Nebenwirkungen des Artarium oder der Perlentaucher-Nachtfahrt zuteil werden lassen möchten, haben wir einen übersichtlichen PDF-Folder zum Download bereit gestellt, um das Empfehlen und Weiterverbreiten unserer Sendungen zu erleichtern. Vor allem das Downloaden von der CBA-Seite und die Verwendung des Passworts zum Hören der ungekürzten Sendung werden hier ausführlich erklärt!

„artarium – lesen sie die packungsbeilage“

Artarium Download Initiative-006Vor allem aber haben wir in diesem neuem Kompendium einmal alle wesentlichen Links zu unseren Radio-Blogs und Facebookseiten, zur CBA-Sendungsübersicht und sogar zum Radiofabrik-Livestream zusammen gestellt. Wenn du also diesen PDF-Folder am Computer aufmachst, dann kannst du von dort aus direkt per Hyperlink zu allen Stationen im Internet weiter reisen. Und weshalb jetzt die ganze Freundlichkeit? Naja, wir würden uns schon freuen, wenn unsere radiotischen Ergüsse und Erleuchtungen noch mehr Zuhörfreund_innen fänden – und wenn gerade du persönlich unsere Sendungen nachträglich runterlädtst und sie dann auch weiter empfiehlst… 😉

„das etwas (sehr) andere kunnst-biotop“

Und worum solls jetzt in der aktuellen Artarium-Ausgabe gehen? Nur ums Sendungen-Weiterverbreiten – oder unser grundlegendes Konzept des „sich entwickeln lassens“ von Gedanken, Bildern und Assoziationen? Weit gefehlt. Ha! Das alles und noch viel mehr, zusammenverdichtet zu einer Schnur aus vielen roten Fäden in eigener Sache: Im Oktober des letzten Jahres beteiligten sich Chriss und ich an einer Open-Atelier-Lesung im Rahmen der jährlich stattfindenden „Wanderbleibe“ (Atelier Fritz Rücker, Künstlerhaus) – und wir berichteten darüber in der Sendung „Wanderbleibe und Trommelfeuer“. Im Zuge dieser überaus angenehmen Veranstaltung (und vor allem beim Abschlussfest im Künstlerhaus) entstand dann die Idee, zum heurigen Nationalfeiertag (26. Oktober) auch das Radiofabrik-Studio als Wanderbleibe-Station für interessierte Besucher_innen zu öffnen und dort den ganzen Nachmittag lang gemeinsam spontanes Live-Radio zu gestalten. Nun nimmt dieses Konzept konkrete Formen an – als „Studio der offenen Tür“ zum 15-jährigen Jubiläum der Radiofabrik! Was machen wir also? Wir berichten wie immer vom Entstehenden…

Nochmals zur freundlichen Entnahme – unser PDF-Folder: Artarium Download Initiative

 

Baba, Ratzi!

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 17. Februar – Jetzt tritt er uns auch noch freiwillig zurück, der „nette Hardliner aus Altötting“ (Hagen Rether) und weltumspannend ergehen sich die Kommentatoren in Redandunst bis zum Erbrechen. Ja, ich weiß, es nervt schon längst, dass sämtliche Aushängepolitiker plötzlich das Weihrauchfass schwenken und einander in ehrfurchttriefenden Respektbezeugungen übertrumpfen. Ein präposthumer Nachrichtennachruf folgt dem Nächsten – und allen ist der selbe euphemistische Monumentalschleim gemeinsam: „Ein großer Theologe, ein prägender Kirchenmann, ein Jahrhundertpapst, blah…“ Kein Wort davon, dass allein schon die Existenz eines per Selbstdefinition unfehlbaren Gewissensführers von weltweit 1,3 Milliarden Katholiken ungefähr so sinnvoll ist wie ein Kropf oder Hansi Hinterseer. Lediglich die Humoristen haben sich und uns immer einen klaren Blick auf all den anachronistischen Schwachsinn dieser scheinheiligen Kircharchien bewahrt… (Sämtliche Fotos aus dem Zyklus „Punk, Piraten & Sakrale Kunst“ auf Facebook)

Kryptisch LeoDaher wollen wir diesen Spezialkräften des unheiligen Untergrunds kurz vor Papa Ratzis endgültigem Dienstschluss noch einmal Gelegenheit geben, ihre unbequemen Wahrheiten zu Gehör und zu Gehirn zu bringen – durch das Erkenntnismittel des Lachens nämlich, der letzten Bastion der selbstfühlend denkenden Menschentiere, welche noch nicht restlos industrialisiert und ausverkauft ist. Ein gutes Stichwort übrigens, denn wie schwer ist es für einen Kabarettisten oder Satiriker, eine gute Papstnummer weiterhin unterzubringen, wenn der betreffende Herr dann plötzlich das Zeitliche oder, wie eben jetzt, das Amtliche segnet. Wir laden euch also schon mal zeitgerecht ein – zum großen Artarium-Papstschlussverkauf! Und da gibt es noch so einige Perlen herauf zu tauchen, bevor der aktuelle Anlass des derzeitigen Oberhirten verblasst und mit ihm zusammen in den Archiven entschwindet. Wie zum Beispiel dieser schöne Kommentar von Hagen Rether über Papst Benedikt XVI als besinnliche Einstimmung: „Haben sie’s auch gelesen? In der Zeitung stands, Ende April hat er die Vorhölle abgeschafft. Soll ichs nochmal sagen? Hähä – hat die Vorhölle – abgeschafft. In den Psychiatrien sitzen Leute für weniger!“ 😛

Kryptisch NorbertIch mein ja, er wird ihnen fehlen, der absolutistische Oberexorzist, in dessen von Missbrauchsskandalen gebeuteltem Kirchenreich solch unfreiwillige Komik wuchert, wie etwa in der Pfarre St. Blasius, vor deren Türen ein Plakat mit der riesigen Aufschrift „Lust auf Pfadfinder?“ wirbt – und dabei eher zweideutig wirkt. Nein, sie brauchen einander schon irgendwie, diese unhinterfragten Machtverhältnispfleger und ihre argwortlistigen Selbstverständlichkeitszerdenker. 😀 Das hat auch eine lange katholische (zuvor schon römische!) Tradition: Brot und Spiele, Karneval, Kirchweih und Dult. Untertänigsten Trunk! Dabei könnte man von der offensichtlichen Lächerlichkeit dieser doch ziemlich aus der Zeit gefallenen Ritualienschreiner des Brimborianerordens sehr viel lernen über die eigentliche Absurdität verordneter Selbstverleugnung und heimlicher Fremdwunscheinpflanzung. Und wenn man ihre Mechanismen der Gedankenfernsteuerung und Gewissensumleitung durch ihre (Haha, jetzt kommts!) „sittliche Erziehung“ einmal verstanden hat, dann wird einem auch schnell klar, wie zum Beispiel freie Marktwirtschaft, Medienöffentlichkeit, repräsentative Demokratie und andere Glaubensgemeinschaften funktionieren…

Schon bald wird es wieder heißen „Habemus Papam!“ und das ganze Ringelspiel beginnt von vorn. Für diesen schweren Fall möchte ich als eine erste Denkanregung – und vor allem zum Zweck der Selbstschutzimpfung diesen feinen Text von Konstantin Wecker mit euch teilen: „Und abermals krähte der Hahn oder Habemus Papam“ (Live)

Wir haben einen neuen Papst
Jausa jausa
einen neuen Papst
der neue Papst ist besser
ja besser
als der alte Papst
jeder neue Papst ist besser
wir wollen täglich einen neuen
frischen Papst
ja täglich
täglich
einen neuen
funkelnagelneuen Papst
morgen schon fangen wir an
morgen schon wollen wir einen niegelnagelneuen Papst
und den alten schaffen wir ab
und übermorgen schaffen wir den neuen ab
zuerst einen neuen
und dann abschaffen
nein wir schaffen gleich am besten alle ab
bevor der Neue da ist
wird er abgeschafft
dann sparen wir Geld
und Gebete und Tränen
und dann verkaufen wir den ganzen Vatikan
zum Schleuderpreis
zum ersten
zum zweiten
zum dritten
zum Schleuderpreis
Vatikan gefällig
frisch erhaltene Pieta
Juwelen, Fresken und Ornate
Päpste
konzilerprobt
und heilige Banken
und Häuser und Straßen und Seen und Paläste
billig abzugeben
kaufen Sie sich einen Papst
oder wenigstens einen Kardinal
oder einen Erzbischof
vielleicht fürs Parteibüro einer christlichen Partei
und dann verschenken wir das ganze Geld
nein nein
wir geben es einfach wieder zurück
das wird ein Fest
wenn die Jahrhunderte Schlange stehen
die Armen
die Krüppel
die Rothaarigen
die Schwulen
die Alchimisten
und die Frauen
die seelenlosen Frauen
halt nein nein
1400 sowieso haben sie ja eine bekommen eine Seele
bravo bravo
und ein Recht aufs Himmelreich dazu
bravo
alle stehen sie an
und trommeln mit den Fingern
und stampfen auf und klappern mit ihren Blechnäpfen
die Zahnlosen
die Aussätzigen die Diebe die Hexen die Huren
alle wollen sie was zurück
ihr Geld
und ihre Seligkeit
und ihre Herzen
und ihre Hirne
alle stehn sie Schlange
aber es ist ja genug da
jetzt wird verteilt
in nomine patris
et filii
et spiritus sancti
und so muss das ja wohl auch alles mal gemeint gewesen sein
denk ich mir immer
ungefähr so
als die sich damals prügeln ließen
und kreuzigen und steinigen
und foltern
soviel unbeschreibliche Schmerzen
all die Sanften
während sie singend auf die Löwen zuschritten
im Namen des Menschen
die müssen das nämlich alle so gemeint haben
und manchmal
aber nur wenn man sich sehr bemüht
hört man sie schluchzen
in ihren Katakomben
immer nur nachts
wenn die Heiligenbilderverkäufer
ihre Stände abgebaut haben
und strahlend betreten am nächsten Morgen die Ehrwürdens
die Bühne
behängt und beringt und geschmückt wie die Christbäume
und sprechen das Agnus Dei.
Und wenn sie ihre Hände zum Segen erheben
mach ich mich ganz klein
um auch ja nichts
abzukriegen davon.

 

Dörte Dancing – Bretterbauer

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 10. Februar – Das ganze Album der gleichnamigen Wiener Band Bretterbauer. Mit einem überaus beachtlichen Cover von „Wir müssen hier raus“, das höchst wahrscheinlich noch nicht einmal Kai Sichtermann, der Enzyklopädist des ewigen Scherben-Erbes, gehört hat. Oder etwa doch? Festspielintendant Thomas Oberender hätte auf jeden Fall seine helle Freude an solch „spätkapitalistischem Lebensgefühl“, wie es uns hier rotzfrech und doch reflektiert vom Tonträger entgegen gebrettert wird. Und unsere konsequente Krisenreporterin Teresa Reiter rettet wieder einmal die Welt! Man weiß ja, rettet man zwei verschlafenen Liebeslyrikern auch nur einen einzigen Sendetermin, dann rettet man eine ganze Welt. Danke für die zwingende Empfehlung, Königin des Katerfrühstücks – und auch wir träumen jetzt von Dörte, wenn wir schlafen.

CD booklet2_safe.inddAlso endlich wieder ein profundes Produkt aus Österreich, das so gar nicht nach Austro-Irgendwas klingt, sondern intelligente Texte auf deutschsprachig internationalem Niveau deftig daherrockt und diese mal sanft, mal saftiger vergrooved, so dass einem der überaus seltene Eindruck von „etwas Neuem mit guten, altbekannten Einflüssen und Bezügen“ auf der Hirnzunge zurück bleibt. Rotweintechnisch könnte man von schweren Aromen nach dunklen Beeren, Dörrzwetschken, Tabakrauch und verlebten Nächten sprechen, von einem komplexen Körper, der sich zwischen samtig weich und ölig schwer durch die Kehle schmiegt und dessen Genuss schließlich von einem gar fulminanten Abgang gekrönt wird, der sich Schluck für Schluck zu einer schokoladesüß benzinblütigen und windumbraust stadtschwangeren Zufriedenheitswut steigert, dass einem nach dem Leeren dieser Flasche nur noch ein allerletztes Rio Reiser Zitat nachklingt: „Der Traum ist aus! Aber ich werde alles geben, dass er Wirklichkeit wird.“

Verdammt, wie heißt dieser Stoff, aus dem solche nicht enden wollenden Träume zusammen gebraut werden? Fragen wir doch mal Bretterbauer auf Facebook! Ihren Weinberg der Traumtrauben nennen sie (als Genrebezeichnung!) 😀 Gitarrendeutsch. Dass mir das nicht eingefallen ist! Chapeau! Und auch ihre Biografie dortselbst liest sich einigermaßen eigenständig: „In Zeiten wie diesen, in denen ein Zaubermittel Namens „Autotune“ endgültig den Einzug in den Mainstream gefunden hat und nun endlich jeder überproduzierte Popsong völlig identisch klingt, in Zeiten, in denen Plattenfirmen hauptsächlich massenkompatible, von animierten Jamba-Babys gesungene EM-Hymnen als Coca Cola Download veröffentlichen, Musik mehr und mehr zu einer lästigen Begleiterscheinung des täglichen Kaufrausches verkommt und sich so eine ganze Industrie dem Diktat der Zielgruppe Mitte dreizehn unterwirft – da ist die Frage, was bleibt?“

 

Beyond Fantasy (Norbert)

Podcast/Download: Die Perlentaucher-Nachtfahrt vom Freitag, 8. Februar – Phantasien? Was geschieht denn mit uns in unseren Träumen? Woher kommen die verschiedenen Vorstellungswelten? Und was ist das überhaupt für ein sagenumwobener Stoff? Nicht das, was du jetzt denkst – der, aus dem die Träume sind, du Kasperl! In dieser Sendung wollen wir anhand des Entstehens eigener Phantasiegeschichten und anderer surrealer Texte dem Phänomen des Ausdenkens und Erfindens von nicht in der „realen Welt“ beheimateten Gedankengängen nachspüren. Was ist das für eine Energie, die uns Visionen beschert und tief in uns Bilder, Ideen, ganze Welten hervor bringt, welche im Wortsinn „nicht von dieser Welt“ sind – die uns aber nichtsdestoweniger beeinflussen, voranbringen und umtreiben?  Und was fangen wir – gemeinsam – mit all dem an?

Zwei TiereChriss warf vor einiger Zeit öffentlich die Frage auf, was denn diese drei Begriffe „Energie, Phantasie und Worte“ gemeinsam hätten. Kein Wunder, schreibt er doch schon länger an einer komplexen Phantasiewelt-Geschichte, in welcher die Gesetzmäßigkeiten unserer gewohnten Wirklichkeit ebenso gelten – wie auch aufgehoben sein können. Eine Grenzwanderung an der Überschneidung und wechselseitigen Beeinflussung von Alltags- und Anderswelt also, eine ambivalent fluktuierende Spannungszone zwischen Schwerkraft und Sinnenrausch, in der allerdings das dauernde Durchdrungensein der einen (realen) Welt mit der anderen (Traum-) Welt absoluten Sinn ergibt! Ein ambitioniertes Unterfangen jenseits der flacheren Vertreter des Fantasy-Genres, die sich mehrheitlich in manichäischen Schwarzweißwelten mit dazugehörigen Endsiegen und Erlösungen der Gut/Böse-Frage ergehen – ja, die sich, den meisten Game-Designern dabei nicht unähnlich, nur allzu gern in ihren Götterwelten und Heldentümern verirren – und uns so verwirren. Wenn man heutzutage schon auf den Spuren etwa eines J.R.R. Tolkien wandelt, dann sollte man zumindest seine Weltsicht auch überwinden wollen! Allzuviel Anbetung schadet nur der Kreativität. Und Phantasie ist eben eine Möglichkeit, schon hier und jetzt eine bessere Zukunft auszurufen. Eine zumindest gerechtere und gewaltfreiere Welt zu erschaffen…

Drei FigurenGemeinsam sind wir das Festspielpräsidium. Sind wir mitten in Salzburg das geile Institut der Phantasien und Wünsche. Sind wir auch eine gute Therapie gegen die gestohlene Zukunft, erkennen uns immer am Aroma unserer Hoffnungen und Träume, am Geschmack unserer Geschichten und am Gewebe unserer Wortspiele und Wortneuschöpfungen. Wovon leben all die Produzenten und Zurschaustellerinnen, wenn nicht von der Macht des Ausgedachten? Die zunehmende Industrialisierung des Kunst- und Kulturbetriebs verschleiert doch nur die wahre Bedeutung und den tatsächlichen Wert ihres eigentlichen Rohstoffs – unserer Phantasie! Und wenn sie dir erst einmal in den Arsch gekrochen ist, die geölte Profitmaschine deines Aufstrebens, deines Künstlerseins, deiner Vermarktung – dann geht sie aber ab wie ein Fieberzapferl und fürwahr kein kleines! Das geflügelte Wort vom „Arsch voller Geld“ sollte uns an dieser Stelle zu denken geben. Also mach dein Ding, aber lass dich nicht einkaufen! Versteh mich nicht falsch – verdien dein Geld und lebe gut von deiner Kunst, aber lass dich nicht einspannen für diese dubiose Diktatur des Geldes um des Geldes willen! Denn das Popozuckerl der Weltfinanzreligion kommt irgendwann wieder raus – dann hast du zwar den Arsch voller Kohle – aber auch den Mund voller Scheiße! 😀

Eine PhantasieNun wollen wir nicht mehr Worte machen zu unseren drei Stunden mit ihren vielsagenden Untertiteln „Energy, Fantasy, Words“. Bei dieser Nachtreise durch das noch Unbekannte und das noch Unausgesprochene geht es ja darum, dass wir uns gemeinsam darauf einlassen, dorthin zu gelangen, wo wir noch niemals vorher waren. Daher laden wir euch jetzt nur noch mit den Worten des phantastischen Dichters Jan Plewka (Selig) ein, uns auf eine emotionale Expedition in unsere ungefähre Zukunft zu begleiten:

Wenn sich die Nacht auf deine Schultern legt
Und der Schlaf in dich kriecht wie ein Gebet
Wenn der Mond am Fluss spazieren geht
Und Mutter Fuchs ihre Kinder nach Hause trägt
Wenn die Krähe im Flug mit der Dunkelheit schwimmt
Und ein Mädchen im Schlaf helle Lieder singt
Hier werden wir uns wieder sehn:
Am Ufer der Nacht und schwimmen gehen
Da ist ein Fenster in meinen Träumen
In diesem Fenster brennt ein Licht
Da ist ein Fenster in meinen Träumen
Und dieses Licht dort brennt für dich

Wenn der Tag dich quält und du weiter willst
Sich die Welten drehen und du nichts dabei fühlst
Wenn du nicht mehr weißt was der Morgen will
Du erwachst in dir und alles ist still
Wenn du zu sehr liebst, dass du’s nicht erträgst
Komm in die Nacht, es gibt einen Weg
Hier werden wir uns wieder sehn:
Am Ufer der Nacht
Da ist ein Fenster in meinen Träumen
In diesem Fenster brennt ein Licht
Da ist ein Fenster in meinen Träumen
Und dieses Licht dort brennt für dich

Zwischen Zeichen und Schatten und Zwischenräumen
Hinter Trümmern und Türen und all unsern Träumen
Über Berge, Zeit und Raum
Meine Liebe findet mich im Traum
Zwischen Zeichen und Schatten und Zwischenräumen
Hinter Trümmern und Türen und all unsern Träumen
Über Berge, Zeit und Raum
Meine Liebe findet mich im Traum
Da ist ein Fenster in meinen Träumen
In diesem Fenster brennt ein Licht
Da ist ein Fenster in meinen Träumen
Und dieses Licht dort brennt für dich

(Selig – Traumfenster)

 

 

In Between Music

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 27. Jänner – Schneller, höher, weiter – oder doch dazwischen? Die faszinierendste Musik ist ja immer noch diejenige, in der sich scheinbar entgegengesetzte Gefühlswelten wie selbstverständlich begegnen und sich sodann zu etwas eigentlich Überraschendem verbinden. Wehmut und Hoffnung, Schmerz und Fröhlichkeit, Depression und Extase, Langeweile und Sex – ganz wie im richtigen Leben. In diesem Sinne untersuchen wir diesmal die Neuerscheinung von Manchester Snow auf derlei Zwischentöne – und berichten von der „CITIZENS“ EP Release Show am Freitag, 25. 1. in der Rockhouse Bar. Unsere emotionale Expedition in eine der letzten noch unerforschten Weltgegenden: den Zwischenraum zwischen den Zeilen des Zwischenmenschlichen. Eine vorläufige Phantasie…

manchester_snow_5Wohlgemerkt, es geht oft einfach um die richtige Mischung aus Vertrautem und Unerwartetem, um uns das gern in der Gewohnheit verfestigte Bewusstsein wieder einmal gründlich – und aufs Angenehmste – durchzulüften: Hier etwa eines der zahlreichen Details aus dem Video zur aktuellen Single „Forrest Lane“Marvin (links) und Rupi (rechts) kennen wir doch alle schon – zumindest glauben wir das! Aber wer ist jetzt dieser Herr? Eine im ambivalenten „Inzwischen“ oszillierende Kunstperson aus dem erweiterten Kreativpool rund um die Konzeptidee Manchester Snow? Chapeau! Das ist allerdings Popkultur zum Anfassen und Mitnehmen – ironisches Selbstzitat inbegriffen. 😉

manchester_snow_1Apropos Zitat, willkommen in der *prost*modernen Unbefangenheit! Warum ich beim Anblick dieser Szene unweigerlich an Queen’s Bohemian Rhapsody denken musste, ist wohl eh klar – und ebenso eh unerheblich. Es funktioniert nämlich und es macht Spaß! Das ist und bleibt eben die ganze Miete beim verschreibungsfreien Musikkonsum, egal ob Rock-, Pop-, Indie- oder was auch immer Kulturfeuilleton. Wirklich! Da kannst du sogar die Hamburger Schulgründer des intellektuell zugeheimnissten Diskurspop der Reihe nach fragen, „es geht um Songs und dass sich die Leute dabei gut fühlen“, würden sie sagen. Purer Zufall, dass „Wie wir leben wollen“ von Tocotronic just am selben Tag erscheint.

manchester_snow_3Doch Schluss mit lustig und assoziativ. Warum wir diesen Termin auf jeden Fall wahrnehmen und auch in der Sendung darüber sprechen werden, das hat ernste Gründe. Klar, mit Freunden feiern und uns über deren beachtliche Fortschritte freuen, zudem ein gelungenes Produkt bewerben, das liegt auf der Hand. Doch was uns dabei noch viel mehr interessiert, ist das Dahinter, Dazwischen und Drumherum. Wir pflegen nun einmal eine spezielle, eine „etwas andere“ Sichtweise auf die Wirklichkeiten unserer Umgebung. Eine Anschauung“, die Untertöne und Zusammenhänge auf sonst unübliche Art klar werden lässt. Darauf macht das jüngste Werk von Manchester Snow neugierig. Und genau dafür ist freies Radio so wichtig – dass wir auch die Zwischentöne wahrnehmen können!

 

Endlich Frieden!

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 20. Jänner – Eine Volksbefrachtung! Endlich in Ruhe gelassen werden! Wir machen unserem Ärger Luft und gehen der Frage nach, inwieweit Sprachkunst überhaupt imstande ist, die Welt zu bewegen oder zu verändern. In Zeiten wie diesen, wo uns wahltaktische Manöver einer repressiven Demokratie als Beteiligung und Mitbestimmung verkauft werden wie etwa die Zinswetten der Deutschen Bank als seriöse Geldanlage mit realistischer Gewinnchance. Teflonbeschichtete Grinsklone beblöken uns in den privatstaatlichen Quasselödien auf dem Niveau von Dauerwerbesendungen. Kauft Dampfreiniger, Gurkenhobel und Putzwedel! Folget der Flasche! Prost! Wo gibt es da noch gewaltfreie Kommunikation?

Vorfrühling 08 001„Im Grunde möchte ich nur in Ruhe gelassen werden.“ So beschrieb Thomas Bernhard, der große Hoffnungssuchende und Wahrheitsverzweifelte gegen Ende seines Lebens die eine Grundtendenz des nach Autonomie strebenden Menschen. Ruhe haben und allein sein auf der einen Seite – und doch zugleich auch am gesellschaftlichen Leben teilhaben und gestaltend teilnehmen wollen, das ist in seinen vorletzten Worten der Grundkonflikt unseres Lebens. Das elementare Spannungsfeld, würden wir sagen. Und eine notwendige Voraussetzung für jenen lebenslangen Tanz aus Nähe und Distanz, der erst jene Kommunikation von zwei oder mehr Individuen in Freiheit und Freiwilligkeit ermöglicht, die nicht sogleich in irgend einer infantilen Abhängigkeit, einer gruppenzwangsdynamischen,  politideologischen, wirtschaftsreligiösen, wasauchimmerbewusstlosen Jasagung, Nachbetung und Verschmelzung besteht. Ein echter Dialog setzt allerdings Ebenbürtigkeit voraus und findet auf Augenhöhe statt (Arno Gruen) – und ist nie so eine Volksbehalblustigung!

DSCN8577Echte Mitgestaltung müsste also einer Art dialogischem Prinzip folgen oder der Idee von einem Gemeinwesen entsprechen, in welchem die verschiedenen Interessen zu einander in einem wirklich reziproken, auf einander bezogenen Verhältnis stehen. Ist gewaltfreie Kommunikation überhaupt möglich, wenn das Macht- und Hierarchiegefälle so steil wird, dass unten nur noch die Befehlsempfänger übrig sind? Der solcherart einseitige Informationsfluss ohne Möglichkeit zum Einspruch oder zur Widerrede verkörpert nichts anderes als Gewalt und ist in sich selbst unhinterfragbare Unterdrückung. Von oben herab: „Mitimmermehrsinnloseninformationenzudröhnenbismanendlichentnervtaufgibtundmitmacht“ Zwiesprache sollte doch, ganz ähnlich wie Sex, etwas beidseitig Freiwilliges sein, oder? Wenn aber die „richtige Antwort“ dem Untertanen von vorn herein vorgegeben ist und jede Gegenfrage/Nichtantwort/Verweigerung mit Strafe bedroht ist – was dann? Bleibt uns da jetzt nur noch die Phantasie als Rettungsinsel, Sinnstiftung und Überlebenschance?

Hilfe, Herr Rosenberg! Wir dümpeln in einem Meer aus verwesenden Wortresten vor uns hin, in einem klinisch toten Ozean aus nicht mehr verdüngerbarer Sprachscheiße. Die Volksabstumpfung hat stattgefunden… Begleitet uns also durch eine Stunde ohne Hochrufe und Rechnungen, doch voller Gefühl für das Lebendige und einen wachen Geist. Lesen wir Thomas Bernhard noch einmal ganz anders. Hören wir Justin Sullivan wieder aufmerksam zu. Vertrauen wir endlich denen, die es schon längst verdienen. Uns? Ja, hegen wir weiter die Hoffnung in unseren Herzen! Denn an der Liebe authentischer Menschen sind sie schon immer zerplatzt, die kriminellen Konstruktionen und abgefeimten Winkelzüge der ächzstaatlichen Volksfürdummverkäufer. Bloß keine neue Kirche gründen… 😉

 

Placebo – Live at Angkor Wat

PodcastDownload: Artarium vom Sonntag, 13. Jänner – Diesmal: Das ganze (Mini)-Album mit gerade mal 9 semiakustischen Nummern – doch was für ein außergewöhnlicher Spirit! Und weil es auch gerade mal 38 Minuten dauert, gibts von Chriss & mir vorab noch persönliches Best-Of-Placebo auf die Ohrrüben. Hochgeschätzte Horchgemüse und Sellerinnen, es besteht eben ein auffallend unzufälliger Zusammenhang zwischen diesem magisch anmutenden Ort der Verehrung in Kambodscha, den Placebo als erste Rockband überhaupt bespielte, und dem langen Schaffensweg, den Brian Molko und Konsorten schon seit 1994 konsequent als Gesamtkunstwerk beschreiten. Ein erster Hinweis wäre da etwa die Liveaufnahme von „The never ending Why“ von 2009 – von diesem niederbrechend geil abgehenden Schlagzeugviech einmal ganz zu schweigen…

Placebo-Live-At-Angkor-WatIm Setting und in der Stimmung von Angkor Wat entfaltet sich allerdings noch einmal etwas besonders Eigenartiges – so eine Art seelische Momentaufnahme jener „Zwischenheit“, die speziell Brian Molko in all seiner künstlerischen Arbeit verkörpert wie kein anderer „Rockstar“ der Gegenwart:

Als ob man der sprichwörtlichen Schnecke, die Colonel Kurtz am Schluss von „Apocalypse Now“ in seinem finalen Fieberwahn über die Schneide des Rasiermessers kriechen sieht, bei ihrem existenzialistischen Balanceakt nicht nur in Zeitlupe zusehen würde, sondern in immer mehr inneren und äußeren Dimensionen gleichzeitig. Was von Placebo und all ihren androgyn-buddhistischen Verwandlungsphantasien sonst nur megaschnell und megaschrill beleuchtet, geschnitten und in Szene gesetzt rüberkommt, was sonst nur im Prozess des Einswerdens, Mithechelns und keine Luft mehr kriegend nach einem erdbodenöffnend fliegenmachendem sexuellen Höhepunkt knieweich Zusammensinkens mitvollziehbar wird – das verdichtet sich hier über eine halbe Stunde lang in fast meditativer Betrachtung zu seiner eigentlichen Essenz. Ihre Hits kennt man durchaus zur Genüge. Auch die diversen Unplugged-Sessions haben wir bereits rezipiert. Doch das hier ist beides, ist Meditation und Extase zugleich – in einem einzigen (und in seinem eigentlichen Sinn) immerwährenden Augenblick. Darum spielen wir dieses Album! Wir lieben euch nämlich! 🙂