Am 21. Juni präsentierte GÖTTERFUNK, die Sendung für Bands und Musikschaffende aus Salzburg, live & unplugged Betty’s Apartement. Mit Gitarre und brandneuer CD „Silence in the Sound“ bepackt kamen Betty’s Mastermind Christoph Schwarz und Gitarrist Christian Wimmer zu Oliver Baumann in die Radiofabrik. Hier gibt’s die Sendung mit intelligentem Salzburger Indie-Rock und jeder Menge Stories aus dem Leben und Schaffen in Betty‘s Apartement zum Nachhören!
Archiv für den Monat: Juli 2012
Wahnsinn – ABGESAGT!!!
Leider haben die Jungs von Five Minute Fall kurzfristig abgesagt! Stattdessen werd ich alles verwursten was ich schon immer mal als Sendungsthema haben wollte. Also, auf jeden Fall trotzdem Einschalten! eure Jess
Mittwoch, 18. Juli ab 20:00 Uhr: Gibt’s was schärferes als den Leadsänger, der sich halb lasziv, halb wahnsinnig mit verdrehten, roten Augen die Seele aus dem Leib singt? Noch nie eine Folge des sogenannten „Assi TV“ geschaut und sich über den gezeigten Schwachsinn amüsiert? Auch schon den halben Tag auf Facebook, Twitter & Co. verschwendet? Hmm.. ist doch Wahnsinn!
Wahnsinn ist alltäglicher als einem das vielleicht bewusst ist. Er kommt in den verschiedensten Gewändern und so sehr man sich auch dagegen sträubt – ein bisschen geschädigt ist doch jeder, oder?! Zu dem geht Kunst und Kultur doch überhaupt nur mit dem Wahn-Sinn. Trotzdem hat er einen seltsamen Beigeschmack. Wieso eigentlich? Und was haben Franzosen mit der Sache zu tun? Wir gehen der Sache mal auf den Grund und treiben den Wahnsinn auf die Spitze.
Neben meinem geschätzten Kollegen Bödi, den ihr schon in der letzten Sendung kennenlernen durftet, sind außerdem Five Minute Fall zum Gespräch live im Studio. Die Salzburger Hardcore/Grindcore Band formierte sich 2010 und schießt 2012 durch die Decke. Mit Close to Collapse präsentierten sie im April ihre neue Scheibe und spielen sich seit dem durch Europa. Währenddessen nehmen sie schon ihre neue EP auf, geben Interviews für Metallunderground und eben MARKradio.
MARKradio ab 20:00 Uhr auf 107,5 mHZ, oder auf im Livestream!
Franz Schinnerl – Salzburg
Franz SCHINNERL, geboren am 14. September 1910 in Salzburg, war katholisch,
ledig und Hotelangestellter. Er arbeitete und wohnte im Parkhotel Nelböck,
Weiserstraße 2 (Julius Raab-Platz).1
Franz SCHINNERL wurde am 15. Oktober 1941 vermutlich aufgrund einer
Denunziation verhaftet und am 16. Jänner 1942 wegen Homosexualität zu einem
Jahr schwerem Kerker verurteilt, wie aus dem Register des Landesgerichts
Salzburg hervorgeht.2
Hörstolperstein Franz Schinnerl
Franz SCHINNERL wurde nach Verbüßung seiner Strafe in das KZ Dachau
deportiert und dort am 23. November 1942 als PSV-Häftling Nr. 40339
registriert (Haftkategorie PSV = „Polizeiliche Sicherungsverwahrung“ mit
grünem Winkel).
Als das KZ Dachau am 29. April 1945 durch US-Truppen befreit wurde,
herrschten dort katastrophale Zustände. Wegen der grassierenden Epidemien,
Fleckfieber und Typhus, stand das gesamte Lagergelände wochenlang unter
Quarantäne. Es starben noch täglich 100 bis 300 befreite Häftlinge, am 9.
Mai 1945 der 34-jährige Franz SCHINNERL aus Salzburg.
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1 Weiserstraße 2 wurde im Jahr 1973 in Julius Raab-Platz 2 umbenannt, am Ort
des demolierten Parkhotels befindet sich das Wirtschaftsförderungsinstitut
(WIFI) der Wirtschaftskammer Salzburg.
2 Unter dem NS-Regime liefen im Landesgericht Salzburg gegen 338 Personen,
darunter sechs Frauen, Verfahren nach § 129 I b – „Unzucht wider die Natur
mit Personen desselben Geschlechts“ – des nach wie vor gültigen
österreichischen Strafgesetzes. Die betreffenden Gerichtsakten wurden
mittlerweile vernichtet.
Quellen: Stadt- und Landesarchiv Salzburg, Information der KZ-Gedenkstätte Dachau vom 28. Juni und 3. November 2011
Recherche: Gert Kerschbaumer
Gestaltung & Produktion: Georg Wimmer
JULI 16, 2012: sounds sounds und noch mehr sounds!
JUNI 18, 2012: zwecks prüfung live entfallen
MAI 21, 2012: rosa & lemone
Tandaradio – Heute mit der frisch gebackenen Frau Doktorin Lena Ötzel
Liebe HörerInnen,
heute haben wir die seit Montag frisch gebackene Frau Doktorin Lena Ötzel zu Gast.
Zu aller erst – herzliche Gratulation zum abgeschlossenen Doktoratsstudium, Lena!
In der Sendung erfahrt Ihr viel über Schottland, Elisabeth I., wie es sich als Deutsche in Österreich anfühlt und natürlich über – Lena!
Zudem gibt es natürlich eine adäquate musikalische Untermalung u.a. mit den Chieftans, Amy McDonald und Johnny Cash.
Viel Freude beim Zuhören!
Eure Jo und Su
Tandaradio – Das HistorikerInnen-Café. Sonntag, 15.7.2012, 20 Uhr bzw. 17.07.2012, 9 Uhr auf der Radiofabrik. www.radiofabrik.at
Blumfeld – Testament der Angst
Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 15. Juli – Das ganze Album im Kontext von Love and Desperation (Nachtfahrt vom Freitag, 13. Juli) – oder halt einfach nur zur gepflegten Sommerdepression? Auf der Suche nach den Möglichkeiten, höchst ambivalente Gefühlswelten textlich wie musikalisch elegant und stilvoll zum Ausdruck zu bringen, landen wir unweigerlich wieder einmal bei Blumfeld und ihrem nunmehr solo werkenden Frontman Jochen Distelmeyer. Auf dem diesmal hier vorgestellten Album „Testament der Angst“ von 2001 wird eine derartige Gleichzeitigkeit von erlebter Liebe, politischem Zorn und selbstkritischer Verstimmung in Szene gesetzt, dass sie einem therapeutischen Manifest emotionaler Authentizität gleichkommt – auch und gerade weil dieses Befinden nach wie vor so charakteristisch für unsere Zeit ist.
Bei unserem Gespräch aus Anlass seines Salzburger Solo-Debuts im Dezember 2009 fragten wir Jochen explizit nach seinen Erfahrungen mit jenem Seinszustand, den man heute allgemein schwammig als Depression beschreibt. Und ebenso elegant, wie er bereits in der gesamten Blumfeld-Zeit diesen Aspekt menschlichen Erlebens verhandelt hatte, verwies er auf den Gesamtbefund der gesellschaftlichen Entwicklung in den letzten 20, 30 Jahren und konstatierte schließlich, dass aufgrund der massiven Auswirkungen einer in zunehmender Beschleunigung dem Erfolgsstreben gewidmeten Zivilisationskultur wohl immer mehr Menschen ihre umfassenden Empfindungen von Perspektivlosigkeit und Vereinzelung als eine wahrscheinlich behandlungsbedürftige Überforderung wahrnehmen. Einige Ausschnitte aus dieser Unterhaltung könnt ihr im Radioportrait „Jochen Distelmeyer Adventsingen“ nachhören.
Und auch meine damals durchaus erregten Einlassungen auf den wirklich untergründigen Verriss des letzten Blumfeld-Albums „Verbotene Früchte“ durch Doris Knecht im profil (April 2006): „Ich möchte Teil einer Schmetterlingsbewegung sein“. Daraus erwuchs damals die Urform einer gewissen Orgelmetapher, die ab einem bestimmten Grad nicht mehr nachvollziehbarer Abwertung des besprochenen Kunstwerks oder Entwicklungswegs durchaus sexuelle Frustrationen der Poppkritik als Erklärungsansatz unterstellen möchte.
Ganz anders klingt das im Spiegel-Gespräch unter dem Titel „Härte ist ein Aberglaube“ – das entspricht auch meiner Erfahrung mit der Stimmigkeit des Gesamtschaffens, das ich vom ersten bis zum letzten Salzburg-Auftritt erlebt habe. Warum also Blumfeld und Distelmeyer eine Inspiration für junge Salzburger Bands sein sollten? Weil diese spezielle Verbindung von Emotion und Intellekt, von kindlichem Empfinden und literarischer Reflexion in der Diktatur der Mozartkugel und ihrem ewigen Eventsingen praktisch (noch) nicht vorkommt.
Und weil wir ein geiles Institut sind natürlich 😉
Hier also das Video zur Einstimmung: Diktatur der Angepassten (Live) – Gebt endlich auf!!!
OCBoddity 221 (09.07.2012)
Ein ereignisreicher Konzertsommer ruft nach Aktualität und entsprechnder Einstimmung: OCBoddity, die 221., kommt dieser Forderung in gewohnter Manier nach: Rock, Pop & Indie at ist Best! Und präsentiert druckvolle Festival-Kracher, Elektro-Pop, bodenständigen Rock und Singer-Songwriter-Poetik. OCB does it all for you!
PLAYLIST
Hard-Fi, Stay Alive
Maximo Park, Write This Down
Keane, Disconnected
The Big Pink, Stay Gold
Hot Chip, Motion Sickness
Beach House, Wishes
Dexy’s, Now
Bruce Springsteen, Death To My Hometown
The Rolling Stones, Tell Me (You’re Coming Back)
Johnny Dowd, Betty
Glen Hansard, Talking With The Wolves
Leonhard Cohen, Different Sides
Love and Desperation (Norbert)
Podcast/Download: Die Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 13. Juli spannt einen weiten Bogen zwischen den scheinbar so widersprüchlichen Polen von Liebe und Verzweiflung. Sind das wirklich so extreme Gegensätze? Wenn unsere Liebe Erfüllung findet, dann ist der Endsieg der Seligkeit ein für alle Mal errungen. Und wenn unsere Liebe Enttäuschung und Verlust zeitigt, dann stürzen wir unweigerlich in den Untergang unserer Ideale. Liebe oder Tod? Gewinn oder Verlust? Zufriedenheit oder Zugrundegehen? Sind wir dermaßen gehirngefickt von der uns umherrschenden Ideologie der Nutzbarmachung, Besitzbarmachung, Verwertbarmachung jeglicher Lebensregung? Sind wir dem Schwindel von der Selbstverewigung durch Anpassung und Erfolg bereits vollständig verfallen? Sind wir die Glücksjunkies des 21. Jahrhunderts?
Nun ja, vor nicht ganz 2 Wochen musste ich auch von meiner Tante Elfriede Mader Abschied nehmen, die ein sehr wesentlicher Mensch für mich gewesen war. Sie hatte schon sehr früh meine eigenwillige Kreativität und Sprachbegabung entdeckt und nach Kräften gefördert, sowie mich dann auch ein ganzes Leben lang gegen gewaltsame Vereinnahmungen durch die allzu Angepassten und dem Durchschnitt, der Normalität Hörigen in Schutz genommen. Ihr Tod trifft mich als ein umfassender Verlust – nicht nur an menschlicher Wärme und Zuneigung, sondern auch an meinem Grundgefühl von Geborgenheit und Vertrauen. Es ist eine ebenso subtile wie nachhaltige Erschütterung meines gesamten Erlebens, wie ich mich in der Welt befinde – und wie ich mich den Eindrücken dieser Welt gegenüber verhalte. Manchmal fühle ich mich den Menschen in meiner Umgebung plötzlich ganz und gar schutzlos ausgeliefert – und meine verwirrten Empfindungen brauchen viel länger als sonst üblich, um die wohlmeinenden von den böswilligen Exemplaren zu unterscheiden. Ich möchte mich oft am liebsten verkriechen – und warten, bis jemand kommt und mir die wackelige Welt wieder zurecht rückt…
Und selbst inmitten der großen Liebe macht sich die Verzweiflung breit. Sie wohnt ganz nahe beim Lebendigen, sitzt mit ihren Verwandten Mutlosigkeit, Trauer und Wut am Tisch unseres Herzens und zieht einen dunkelgrau trüben Vorhang über die Früchte des Vergnügens. Sie ist düster, staubig und verraucht, aber nicht gleichmütig oder deprimiert. Sie ist voller Zorn und Zweifel und verhindert sich doch selbst beim Versuch, sich auszudrücken. Sie plappert pausenlos vor sich hin, schimpft, spuckt und grantelt, doch nie von den eigentlichen Themen, sondern immer irgendwie drum herum. Die Verzweiflung als eine hochtourig am Stand laufende Maschine zur Energievergeudung, gespeist aus der Begegnung mit unentrinnbarer Endlichkeit und der Gefährdung durch unverrückbare Vergeblichkeit. Wir könnten jetzt, um sie wieder los zu werden und um uns zu erleichtern, entweder uns selbst oder andere verletzen, etwa indem wir sinnlos herum streiten oder auf Schwächere losgehen. Doch das ist unsere Art nicht, dazu haben wir einfach zu viel Glück im Unglück, dazu sind wir – auch und gerade im Angesicht des Todes – zu lebendig. Also versuchen wir einen anderen Weg zu gehen, einen unserem Wesen entsprechenderen:
Besinnen wir uns auf das Wesentliche! Was hat uns bisher – und immer wieder – am tiefsten bewegt? Womit beschäftigen wir uns – schon seit der Entdeckung unserer Eigensprachlichkeit? Und welche Themen haben uns jetzt und hier – in all unserer Zerbrechlichkeit – zusammen geführt? Ist es nicht die tiefe Erfahrung von Leid und Unrecht, wenn wir erleben, wie besondere Menschen, Individualisten, Künstler und Tagträumer von gedanken- und gefühllosen Gruppen, von unmenschlichen Ideologien und Machtsystemen ausgegrenzt, herabgewürdigt und misshandelt werden? Und ich meine hier gar nicht die chinesische oder syrische Militärdiktatur. Ich spreche von unseren Salzburger Schulen, von unseren Kirchen, Parteien und Vereinen. Von unseren Freundeskreisen, Nachbarschaften und Verwandten. Und ich spreche ganz klar von unserer geldhierarchisch gegliederten Gesellschaftsordnung, von der Erfolgsdiktatur und vom Leistungsterror unseres menschenverachtenden Wirtschaftssystems, vom massenblödial gefühlsabspaltenden Konsumwichteltum des Mozartkugelfaschismus, vom gutbürgerlich maskierten Plünderungsfeldzug am Gemeinschaftseigentum, vom Verprivatisieren des Öffentlichen Raumes durch die Besitzbesatzer und ihre Amtskomplizen. Ich spreche vom Schrecken und von der Ungeheuerlichkeit all dessen, was uns tagtäglich als vorgeblich unabänderliche Normalität umbrandet und umtost, in die wir uns angeblich ohne Widerspruch und ohne Rücksicht aufs eigene Wohlergehen gefälligst einzufügen hätten. Et cui bono?
Wir alle, die wir noch eine Stimme haben, können sie erheben – gegen das Vergessen und Verdrängen – und gegen die Verblödung unserer Umwelt. Wir alle, die wir noch zum Mitgefühl fähig sind, müssen unsere Wahrnehmungen mitteilen – und zum Gegenstand öffentlichen Gesprächs machen – für all jene, die üblicherweise an den Rand gedrängt, zum Opfer gemacht und ihrer Würde beraubt werden. Für all jene, die sonst für immer zum Jasagen oder zum Schweigen gebracht würden. Und natürlich auch für uns selbst, denn unsere Verzweiflung ist nur die dunkle Schwester unserer Liebe – und sie wohnen eben beide in unsen Herzen! Bleiben wir lebendig…
wie lange noch
wie lange noch
werde ich alles hinunterschlucken
und so tun
als sei nichts gewesen
wie lange noch
werde ich auf alle eingehen
und mich selbst
mit freundlicher miene vergessen
wie lange
müssen sie mich noch schlagen
bis dieses lächerliche grinsen
aus meinem gesicht fällt
wie lange noch
müssen sie mir ins Gesicht spucken
bis ich mein wahres
zeige
wie lange
kann ein mensch
sich selbst nicht lieben
es ist so schwer
die wahrheit zu sagen
wenn man gelernt hat
mit der freundlichkeit zu überleben
peter turrini
PS. Ich empfehle überdies, auch die feinen Gedanken vom Chriss zu diesem Sendungsthema zu lesen 😉