FNTOME Dec 14 – In die Wüste schicken

Die schöne Frau Nowak ignoriert Weihnachten und schickt euch lieber in die Wüste. Dort ist es warm. Außer in der Eiswüste wo der Weihnachtsmann wohnt. Aber den ignorieren wir ja auch. Außerdem gibt es ihn gar nicht.

Lieber fahren wir zu den Berbern, Beduinen, Mongolen, Aborigines und Ostdeutschen.
Wir hören DŸSE, Bombino, Balani, Chefin Fatima mal 2, und wasserstoffblonde Ohrwürmer.

Kryptisch? Dann hört’s euch an!

Wann und wo:
MO 22.12.2014 – 20:00 Uhr – Radio Fro Linz – http://fro.at
DI 23.12.2014 – 21:00 Uhr – Radiofabrik Salzburg – http://radiofabrik.at
MI 24.12.2014 – 08:00 Uhr – Tide 96.0 Hamburg – http://www.tidenet.de/radio

Wüste (©Timur)

Sendung verpasst?
Hier zum Nachhören: http://cba.fro.at/series/frau-nowaks-transorientalischer-musikexpress

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Krampuslauf Disintegration

> Sendung: Artarium vom dritten Adventsonntag, 14. Dezember – Zwei Stunden Sendung zwischen Teufelszauber und dem überlangen Album von The Cure. Eine Spurensuche durch die verhangenen Welten dieser irgendwie magischen Jahreszeit. Schon längst einmal wollten wir Disintegration (inklusive aller Bonustracks) ungekürzt spielen, doch bei dessen Gesamtlänge von fast eineinviertel Stunden können wir das nur im Rahmen einer genauso überlangen Sonderausgabe bewerkstelligen. Daraus ergibt sich natürlich die Frage, womit wir die übrigen 45 Minuten zubringen möchten. Es sollte ja immerhin zur Stimmung und zum Thema passen, schaurig und schön zugleich, sich rituell geheimnisvoll offenbarend, Kunnst einfach! Da schau her, wir sind in Bildern fündig geworden – und haben den Hersteller dieser Arbeiten ins Studio eingeladen:

S.Koidl2014_ScreamStefan Koidl aus Hallein ist aber nicht nur ein aufregender Zeichner (hier ein Album) mit dem Ziel, sich dem Fotorealismus technisch so weit es geht anzunähern – er ist auch ein inzwischen ziemlich erfolgreicher Krampusmaskenschnitzer (einige davon sind hier zu sehen). Passt doch perfekt zur Jahreszeit! 😈 Zudem führt er seine eigenen Kreationen neuerdings sogar selbst auf – in der von ihm mitbegründeten Krampuspass Schergen des Kronos. Da wollen wir doch einmal hinter der Maskierung nachschauen – und ergründen, was das wohl für ein Mensch ist, der mit solch einer schon an Besessenheit grenzenden Leidenschaft derart düstere Themen bearbeitet. Vor allem interessiert uns, aus welchen Inspirationsquellen sich seine Motive speisen, und was für kreative Prozesse da im Hintergrund ablaufen, während so ein Bild seinen Weg vom Kopf aufs Papier findet (oder so eine Maske eben in die fertige Gestalt). Wie hat das angefangen, wie fühlt sich das an – und wo will es hin? Wir ergehen uns in höllischen Phantasien und nachtkalten Krampusläufen, während wir im warmen Radiostudio gemütlich beisammen sitzen. Dazu gibts die gewohnt geeignete Musik…

DisintegrationAnschließend an unser Gespräch, wie angedroht und versprochen, das ganze Album Disintegration von The Cure in vollster Länge und ohne jedweden Hineinquatsch. Warum just dieses doch 72-minütige Ohrwerk im tiefsten Mittwinter lauthals zu Gehör gebracht wird? Weil es ein Innehalten ist inmitten schleunigen Lärms, ein Inzwischen aus leisen Tönen und dröhnendem Bombast. Weil ihm aufregende Stille ebenso innewohnt wie beruhigender Wahn, weil rauschhaftes Einvernehmen hier so grenzgenial in angepasstes Widerstreiten übergeht, dass Revolution nur noch innerlich stattfinden kann – aber stattfinden muss! Weil es genau die Medizin ist, die wir in den längsten Nächten des Jahres brauchen, eine psychedelische Filmkulisse zum Sterben und Erwachen – mit unserem Selbst als erlebendem Darsteller und handelndem Zuschauer in ein und derselben Person: Ich bin viele – und wir sind eins. Alles klar?„The Cure waren zu dem Zeitpunkt, als Disintegration entstand, keine verzweifelte Depri-Band, genausowenig, wie sie das heute sind. Disintegration ist happy-sad, vielschichtig, manchmal hymnisch und manchmal düster, the best album ever und will in meinen Augen irgendwie nicht mit der ganzen Cure-Klischee-Anhäufung zusammenpassen.“ (Cure-Fan-Replik auf obiges Review)

 

Das Ende ist nah

> Sendung: Artarium vom ersten Adventsonntag, 30. November – Zum nunmehr endgültigen Ende des Kirchenjahres und zur unvermeidlichen Wiedereröffnung des Salzburger Christkindlmarkts tragen auch wir entsprechend Stimmungsvolles bei. Ein weihräucherner Lichterkranz aus bizarren Satiren und böhsen Liedern umschwebt unsere persönlichen Eindrücke vom Glühweinen und Turmbalzen. Ohzipft is! Ehre sei Gott – und die Preise in die Höhe! Und Fernsehen auf Erden und der Geschäftswelt ein Zumwohlbefinden! Der Abwändskalender ist eröffnet und als Hauptgewinn wartet die gelungene Weihnachtsverweigerung. Totaler gehts nicht – zu diesem Zweck haben wir ein paar unanständige Volks- und Andachtslieder des genial grantigen Wiener Urgesteins Richard Weihs mitgebracht. Was? Es wird scho glei dumpfer 😀

Märkte und Mächte„Ich arbeite an der Idee, dass eine faire Verteilung der vorhandenen Ressourcen für alle möglich sein muss, wenn auch in einer Zukunft jenseits dieses konsumistischen Vermarktungszwangs jeglichen wie auch immer definierten Eigentums. Und so soll auch mein geistiges in diesem Sinn als eine Art Vorleistung darauf bezahlfrei bleiben. Auf eine bessere Welt! Pirat statt privat“ 😉 Nach dieser Adventlesung aus dem Evangelium des Antikapitalismus kommen wir nun zum Ende unserer feierlichen Einstimmung – mit den wahren Worten des Propheten: „Eine Wirklichkeit, in der es selbstverständlich ist, die Zuschauer inmitten wesentlicher Erkenntnisse eines Films mit Fernsehwerbung hirnzuficken, wird von mir bestimmt nicht anerkannt. Sie existiert auch überhaupt nicht! Außer als eine verbrecherische Übereinkunft zum Zweck der Beherrschung des Menschen durch die Behauptung.“ Na dann ist es ja gut 😛 The Matrix has you. Unser Schiff ist ein Radiostudio und unsere Waffen sind unsere Worte. Knoch, knock, Neo! Wer die blaue Pille nimmt, wird diese Sendung nie gehört haben. Bedenke, alles was wir dir anbieten, ist die Wahrheit. Deine eigene – entgegen all dem, was du glauben sollst. Wir wünschen besinnliche Einkehr

 

Burning Stars – Arabischer Musikfilm – FNTOME Nov 2014

FRAU NOWAKS TRANSORIENTALISCHER MUSIKEXPRESS taucht ein in arabische Musikfilmwelten. Die schöne Frau Nowak erzählt Euch dort von drusischen Prinzessinen, liebenden Sklavinnen, prunkvollen Walzernächten, goldenen Städten, verlorenen Söhnen und mysteriösen Todesumständen.

Wann & Wo?
MO, 24.November – 20:00 Uhr – Radio Fro Linz http://fro.at
DI, 25. November – 21:00 Uhr – Radiofabrik Salzburg http://radiofabrik.at
MI, 26. November – 08:00 Uhr – TIDE 96.0 Hamburg http://www.tidenet.de/radio

Alle Sender sind live im Onlinestream hörbar!
Sendung verpasst?Kein Problem! Hier gibts fast alle zum nochmal nachhören: http://cba.fro.at/series/frau-nowaks-transorientalischer-musikexpress

kinoschlange

 

Für immer jung!

> Sendung: Artarium am Sonntag, 23. November – Das Jahr der Jubiläen hat zugeschlagen – und wir schlagen unerbittlich zurück. Gesundheit! In Würde älter werden heißt eben auch, Freude am Bock zu haben. Oder inmitten all des Verfalls jung zu bleiben an Geist und Seele. Wir zelebrieren daher ein Lebensfest der Künnste, der nie enden wollenden Möglichkeitsformen, der Einheit von Zweiheit und Freiheit in Ewigkeit, Amen 😀 Wenigstens jedoch die fröhliche Versöhnung mit dem Einstweiligen, das wir solange gestaltend bepflanzen, bis es unserem Zutun und Sein endlich entschwimmt. Wie bitte? Danke! Denn die bloße Vorstellung von verfügbarer Unendlichkeit in jedem noch so endlichen Augenblick unseres Schaffens und Erlebens – das hat schon etwas dermaßen Beruhigendes an sich, dass ich mich gleich ganz entspannt zurücklehne. Aber zuerst…

TraumbildBetween the desire
And the spasm
Between the potency
And the existence
Between the essence
And the descent
Falls the Shadow

Life is very long

T. S. Eliot – The Hollow Men

Es gibt allerdings eine spezielle Qualität des Jungseins, die es einem in jedem Alter und in jeder Lebenslage möglich macht, aus den unendlichen Ressourcen der eigenen Innenwelt zu schöpfen. Eine „Weltanschauung“ hat sowieso jede(r) von uns – die Frage ist nur, ob sie auch aus eigener Anschauung, also aus eigenen Empfindungen und aus selbstgemachten Überlegungen erwachsen ist – oder einfach aus vorhandenen Vorschriften zusammengeklaubt, also aus unbekannter Quelle als angeblich eigene Einstellung übernommen wurde. Wie belebend sind junge Männer, die im Einklang mit ihren Emotionen spontan zärtlich sein können und nicht darauf schielen, ob jemand ihr Verhalten als falsch oder richtig bewertet! Wie alt sehen dagegen jene aus, die als junge schon verkrampft versuchen, einer (wessen?) Vorstellung von sich zu entsprechen…

 

Dub Side of the Moon

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 16. NovemberDem abgründigen Humor der wundersamen Easy Star All-Stars sei es getrommelt und gepfiffen, dass wir diesmal ein ganzes Album aus dem Jamaikanischen Geräuschegarten rund um den Roots-Reggae und seine diversen ekletifizierten Absprösslinge (wie Dub, Dubstep, Trip Hop etc.) spielen. Oder auch dem Umstand, dass Pink Floyds jüngstes Werk The Endless River in deren Musikschaffen zwar jetzt den Schlusspunkt, keinesfalls jedoch den Höhepunkt darstellt. Somit greifen wir zurück auf ein ungemein kreatives und inspirierendes Tribute-Album, welches 2003 zum 30-jährigen Erscheinungs-Jubiläum von Pink Floyds Meilenstein The Dark Side of the Moon vom erwähnten Dub-Reggea-Kollektiv des All Star Labels eingespielt wurde – das schön schamlose Rework namens Dub Side of the Moon 😉

ja wir wollen lustig sein

Das Cover eines weiteren Easy Star Reworks: „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“

„If you’ve ever, via hallucinogens, expanded your mind to Dark Side Of The Moon, all you need to do is change your drug of choice and Dub Side… might easily sound like the best thing you’ve heard, if you inhale deeply enough. Even without a spliff, it still sounds pretty fine as a bunch of rastas take a voluptuous dubbed-up trip around the Floyd’s psychedelic masterpiece. Highlights include Ranking Joe’s toast on „Money“ and Kirsty Rock’s bonged-out yodelling on „The Great Gig In The Sky“. It fits so perfectly you wonder why it took 30 years for someone to think of it.“ >UNCUT

Es mag mit allerhand immergleich wiederkehrenden und quasireligiösen Ritualen einer verschworenen Subkultur zusammenhängen, dass das erweiterte Reggaetum bei uns eher selten zu hören ist. Oder auch mit einem allzu bierernsten, muss hier heißen weihrauchschwangeren Selbstverständnis, das mehr nach Glaubensgemeinschaft als nach Freiheitsbewegung schmeckt. Oder wie war das mit „Emancipate yourself from mental slavery…“ ursprünglich gemeint? Unser Zugang zu allen Kunstformen ist immer der kreative, der des selbstbestimmten Gestaltens und nicht der des Normnachhupfens. Deshalb lassen wir uns auch gern vom fröhlichen Plünderertum der Easy Star All-Stars anstecken, liebgewordene Hörgewohnheiten wieder einmal völlig neu zu interpretieren. Und empfehlen zur weiteren Neugierde dieses Interview zu ihrer Arbeit auf pop-break.

 

Aufmarsch der Zipfelmänner

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 26. Oktober – Zum heurigen Nationalmusiktag mit Programmschwerpunkt Szenenwechsel – Lokale Sounds aus den Freien Radios wollen wir nicht hintanhalten, den gesamtaustriakischen Alpenpop in einem satirischen Aufwasch zu erwürdigen. Denn nichts scheint uns an diesem volkstumsschwangeren Nationalfahnenfest zur Beibehaltung der geistigen Individualgesundheit so wertvoll zu sein wie eine ordentliche Portion Blasphemie in der Blasmusik. In diesem Sinne also: Willkommen bei unserer herzerfrischenden Herabwürdigung von allesamt fraglichen Heimatsymbolen. Kommet zu Hauf – und nehmet ganz unerschrocken Marschmusik, Mundartgesang oder Volksschauspiel je nach Lust und Laune auseinander, bis dass es euch freut! Oder – um es gleich auch als passendes Motto für die freie Radioarbeit zu verwursten: WIR sind das Volk – und wir spielen UNSERE Musik 😀 Aufmarsch!

lyapis trubetskoy feat. noize mc - bolt (video)Jössasmarandjosef, die Welt geht unter und das Bundesheer löst sich auch zunehmend auf. Nicht einmal flächendeckenden Schraubenschutz kann unsere Luftraumüberwachung garantieren, wenn die Trümmer aus schrottreifen Eurofightern regnen. Und was wird aus der Militärmusik?

lyapis trubetskoy feat. noize mc - bolt (video)Sollen sich die „Jungschwanz“ (so werden sie intern ja wirklich genannt) etwa pudelnackert zur Angelobung aufstellen, weil es an Uniformen fehlt? Vorm neuen Vereidigungsminister, der so heißt, weil hier ein Buchstabe eingespart werden kann. Erst das T und dann auch noch das Tätärätä?

lyapis trubetskoy feat. noize mc - bolt (video)Gemach, gemach – noch gibt es immerhin Fahne, Vogel und Staat. Und beim Auftreten von plötzlichen unerwünschten Nebelwirkungen fragen sie ihren Arzt oder Apotheker, also uns 😛 Wir begleiten euch gern durch den Wust der Zeit ans Ziel – einstweilig selbst sein, hier und jetzt

gleich zur Entspannung anschaun: Lyapis Trubetskoy feat. Noize MC – Bolt (Vimeo)

 

Thomas Bernhard hätte…

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 19. Oktober…geschossen! 😀 So lautet jedenfalls der Titel des vorletzten Solo-Programms für mehrere Persönlichkeiten von Georg Schramm. Der aus eher niveauvolleren TV-Sendungen wie Scheibenwischer (mit Dieter Hildebrandt) und Neues aus der Anstalt bekannte Erregungskünstler ist auch einer der letzten noch lebenden Vertreter der inzwischen beinah ausgestorbenen Gattung des politischen Kabarettisten. Mit seiner eigenen Agenda jenseits von Publikumsdynamik und Humorbedienerei stritt er für eine gerechte Gesellschaft und wider den verordneten Stumpfsinn, speziell gegen den der fortwährend für blöd verkauften Wählerschaft. Dass man in einem solch absurden Theater schon mal auf die Idee kommt, das (Wahl)Volk zu erschießen, führt uns zurück zum Titelgeber der Sendung – zu Thomas Bernhard 😉

Oberstleutnant Sanftleben„Schramm schlüpft während seines Auftrittes in immer wieder andere Rollen, wechselt diese von einer Sekunde auf die andere und hält sogar alleine auf der Bühne Dialoge zwischen den einzelnen Charakteren. Jede dieser Figuren ist ein gut beobachtetes Bild von Teilen unserer Gesellschaft. Ob es nun der revolutionäre Rentner Lothar Dombrowski ist, den Schramm rigoros die Wahrheit gegen unser System aussprechen lässt und der so eine Art extremeres und cholerischeres Alter Ego zum Kabarettisten selbst bildet, oder der abgehackt sprechende Oberstleutnant Sanftleben, der die Maske des Militärs enttarnt, Schramm beherrscht sie meisterlich.

Was nützt aber all diese Genialität im Angesicht des hergebrachten Kabarettpublikums? Lehrer, Ärzte, sogar ein Politiker waren da. Alle gut situiert und jenseits jeglicher Kritik. Sie wollen das System nicht hinterfragen. Sie wollen anscheinend nicht nachdenken. Sie gehen dorthin, weil es Kultur ist, weil man seine letzten Vorräte an Gold mal wieder ausführen kann. Sie wollen den letzten Rest ihres Alt-68er-Gewissens, das irgendwo zwischen Kommerz, Konsum und Profit noch in ihnen ruft, besänftigen, damit sie sich zuhause noch ein schönes Gläschen Wein in ihrem Einfamilienhaus gönnen und dann alles, was Schramm gesagt hat schnell vergessen.

Thomas BernhardIn der Pause habe ich ein paar Leute belauscht. Wir waren hoch motiviert, haben uns nach Schreiben, nach Austausch über mögliche Ansätze zur Weltverbesserung gefühlt (Hochgefühl und Inspiration pur). Und um uns herum standen nur Menschen, die über seine Outfits, seinen nachgemachten Dialekt oder seine Kalauer gesprochen haben. Wörtliches Zitat: “Also dieser Rentner, den er da spielt, der ist ist mir immer etwas zu krass.”

Und Schramm sieht sein Publikum, ist vorher schon darüber verzweifelt, hört wie es bei Kalauern lacht, wie es sich bei billigen Witzen wegschmeißt, mit denen er eigentlich die Dummheit der Leute zeigen wollte. Und was macht er? Nach dem Applaus, kurz bevor alle saturiert nach Hause gehen wollen und ihr Restgewissen zum Schweigen gebracht haben, lässt er einen Text von Thomas Bernhard einspielen (von Dieter Hildebrandt gelesen): „Ein eigenwilliger Autor“

Nun ist auch klar auf wen Thomas Bernhard geschossen hätte. Nicht nur auf die blöden Avatare da oben an der Macht, sondern auch auf uns, weil wir uns berieseln lassen und ständig in Kämpfen untereinander Gesagtes wieder- und wiederkäuen. Schramm ist radikal, Schramm sagt die Wahrheit! Auch, wenn ihr sie nicht hören wollt. Er ist nicht zynisch, die Realität ist zynisch. In seinem Humor fasst er unser ganzes krankes Gefüge zusammen.“

> Thomas Bernhard hätte geschossen – Georg Schramm hätte schießen sollen

 

Mullah Tschack

> Sendung: Artarium vom Sonntag, 12. Oktober„Der islamische Faschismus“, das jüngste Buch von Hamed Abdel-Samad, hat uns dazu angestiftet, die Grauzone zwischen Gotteslästerung und Meinungsfreiheit doch etwas genauer zu untersuchen. Denn bloß ein weiterer bemühter Reißer im Gefolge der ringsherum hochkochenden Islamismusdebatte ist dieses engagierte Plädoyer für den Säkularismus – also eine saubere(re) Trennung zwischen Politik und Religion – mit Sicherheit nicht! Ganz im Gegenteil, der Politologe und Publizist stellt den angemaßten Allmachtsanspruch und den bedingungslosen Gehorsamszwang des Islam in Frage (wie im übrigen auch jedes Weltherrschaftsdenken in anderen Religionen und Ideologien) und legt somit die faschistoiden Grundzüge eines (jeden) totalitären Glaubenssystems offen…

Roger Waters Live Schwein„Eine Debatte über den Islam darf weder Ängste schüren noch alle Muslime unter Generalverdacht stellen. Sie sollte vielmehr übergehen in eine Debatte über den Einfluss von Religion im Allgemeinen. Wenn wieder ausgegrenzt wird und Mauern errichtet werden, macht sie keinen Sinn. Ganz grundsätzlich sollte eine solche Debatte uns ermutigen, mehr Säkularismus in Deutschland zu wagen!“ (Seite 198)

Und genau das haben wir hier auch nötig, lesen wir doch einmal in unseren eigenen Glaubensvorschriften nach, wie etwa im Strafgesetzbuch der Republik Österreich zum Thema Herabwürdigung religiöser Lehren:

§188 – Wer öffentlich eine Person oder eine Sache, die den Gegenstand der Verehrung einer im Inland bestehenden Kirche oder Religionsgesellschaft bildet, oder eine Glaubenslehre, einen gesetzlich zulässigen Brauch oder eine gesetzlich zulässige Einrichtung einer solchen Kirche oder Religionsgesellschaft, unter Umständen herabwürdigt oder verspottet, unter denen sein Verhalten geeignet ist, berechtigtes Ärgernis zu erregen, ist mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen zu bestrafen.

Todesfatwa ist das zwar noch lang keine, doch der Teufel steckt ja bekanntlich im Detail. 😛 Wir wandern also wieder mal zwischen den Welten – und auf den Spuren der unvollendeten Säkularisierung. Zwischen dem nazikatholischen Todesboden der Salzbürger und dem faschistislamischen Gottesstaat der Salafisten. Hare Krishna im beschissenen Himmel auf Gummikrücken – was für ein Sonntagsspaziergang!

Video: Shahin Najafi – Istadeh Mordan (Stehend sterben wir) mit englischem Text…

 

Poem – Leonard Cohen auf Deutsch (ein Auszug)

> Artarium am Sonntag, 28. September um 17:00 Uhr – Wir präsentieren nunmehr einen Ausschnitt aus der Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 26. September:

Livegast im Studio ist diesmal Misha G. Schoeneberg, der uns das brandneue Album Poem – Leonard Cohen in deutscher Sprache vorstellen – und von seiner jahrelangen Beschäftigung mit den Songs und Texten aus Cohens lyrischem Kosmos erzählen wird. Denn immerhin übersetzt und überträgt er schon seit Anfang der 90er fortwährend einzelne Titel aus dessen Gesamtwerk – und zwar in inhaltlich wie auch musikalisch stimmige, also vor allem gut singbare deutsche Versionen. Nun ist also endlich eine einstweilige Endfassung dieses weitreichenden Projekts erschienen, und zwar in Form einer Hommage zum 80. Geburtstag des wirkmächtigen Songpoeten, dem wir jetzt noch einige Facetten mehr abgewinnen als ihm ohnehin schon nachgesagt werden…

Misha G. SchoenebergAuch über Misha G. Schoeneberg lässt sich so einiges erfahren und nachlesen: Hippie in Goa, mit Ton-Steine-Scherben auf Tour, Lebensgefährte von Rio Reiser, Songtexter und Buchautor, Sprachlehrer, Südostasienwissenschafter, Textcoach und Mentor, zuletzt Künstlerischer Leiter beim gegenständlichen Poem-Album. Und trotzdem ist der Mann hinter der vielschichtigen Biographie noch weit mehr als sich über ihn sagen ließe. Wollen mal sehen, ob wir nicht noch das eine oder andere Unbekannte im Wesen des Wortwetzmeisters entdecken. Schließlich ist unsere Idee zu einer gemeinsamen Radiosendung auch schon über fünf Jahre alt – gut Ding will eben Weile – und was lange währt, wird endlich :)

Poem Album CoverWas nun das Album selbst betrifft, auf dem 17 verschiedene Bands und Einzelinterpret_innen die von Misha übertragenen/übersetzten Cohen-Songs über die Grenzen von Genres und Generationen hinweg darbieten, so werden wir dieses in unserer Spezialnachtfahrt gründlich würdigen: Die Menschen dahinter, die schier unendliche Mühe, schließlich all die Texte und ihre Themen. Liebe und Tod. Das Mitgefühl. Durchleiden und Darstellen. Dichten und Trachten. Sinn und Ziel. Das Vermächtnis. Die Übersetzung. Das nicht fertig werden mit der Arbeit. Die Frage nach der Spiritualität. Was bleibt, jenseits von Anfang und Ende, wenn es nur “das Unterwegssein” gibt? Brauchen wir womöglich ein “größeres System”? Oder verweist uns das milde Lächeln des Sängers auf jenes Unfassbare, dass wir in all seiner Unsagbarkeit aber dennoch, immer wieder, dann halt wenigstens zu singen oder zu spielen versuchen? Das uns stets Unerreichbare, das wir, wenn überhaupt, nur ewig unvollendet, unvollkommen, um es irgendwie auszudrücken, so gut es geht, darleben können…

“Liebes Leben, abgemacht? Darfst mir nicht verfliegen. Hab noch so viel Mitternacht sprachlos vor mir liegen.” Konstantin Wecker