Woher Wohin (Norbert)

Stream/Download: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 12. Juli – Das Triumvirat der Möglichkeitsformen begibt sich auf Reisen und entspricht somit der Sommerszeit. Bombastisch überfrachtet mit Erwartungen von Glückseligkeit und Offenbarung muss diese allzu kurze Saison des Kurzärmeligen unsere sonstige Alltagsverhaftung und Eingesperrtheit mit nichts Geringerem kompensieren als mit – Freiheit. Jawohl, Freunde und Dinnen, jetzt wollen wir aber alles auf einmal und das bitteschön augenblicklich! Man gönnt sich ja sonst eh viel zu wenig und lässt sich auch meist allzu leicht in Sachzwänge und Betriebsamkeiten einteilen. Doch jetzt wird endlich gelebt, und zwar mit Vollgas! Der Ernst des Lebens kann warten – und zwar genau bis zum nächsten….. Wie bitte? Hallo Hamsterrad, Hamsterdam, Hamster denn ins Hirn gschissen? Wir wären jedoch nicht wir, wenn wir dem Konsumwichteltum nicht hinter seine gelackmeierte Grinsmaske zu schauen versuchten. Und da fängt das Abenteuer auch schon an…

Gußwerk, SteiermarkWer bin ich überhaupst? Und wenn nicht, wann dann! Kein Scheiß, es gibt einen tiefen Zusammenhang zwischen Unterwegssein und Selbsterkenntnis. Zwischen dem „sich selbst in anderen Situationen als den üblichen gewohnten erleben“ und der Möglichkeit, diese Erfahrung als Spiegel der eigenen Persönlichkeit zu nutzen. Und es gibt darüber hinaus so etwas wie einen ursächlichen Zusammenhang zwischen den beiden Begriffen „woher und wohin“. Formulieren wir es einmal als These des Reisenden: Je weniger mir klar ist, woher ich komme, desto unklarer bleibt mir auch, wo es mich eigentlich hin treibt. Das wirkt sich dann allerdings wiederum auf mein Verständnis über mich selbst aus – je weniger mir bewusst ist, woher ich komme und wohin ich gehe, desto verborgener bleibt mir auch, wer ich etwa wirklich bin. Wir spielen mit diesen Ideen von Anfang und Ziel auch vor dem Sinnbild des gesamten Lebenswegs als einer Wanderung voller Visionen und Umwege, plötzlicher Wettereinbrüche, spontaner Abzweigungen…

Am Fuß des UntersbergsDenn das Wohin ist auf dieser Lebensreise oder einer Selbsterfahrungsfahrt nie so klar definiert wie etwa bei einem Urlaubsflug in den All-Inclusive-Club in Animateuer am Idiotischen Meer. Wir sollen das bloß alle glauben! Dass die Welt beherrschbar, berechenbar, bezahlbar und einklagbar ist. Und ja, kontrollierbar! Aber sicher doch, es gibt keine Unfälle und Krankheiten, nicht einmal behinderte Kinder. Es gibt auch keine Armut, nur Faulheit! Es gibt höchstens Hochglanzversprechen von der schönen neuen Welt – dazu viel zu viele, die einfach herumsitzen und darauf warten. Wenn wir jedoch aufbrechen, vom Erwartbaren Abschied nehmen und einen neuen Weg beginnen, dann kommen nicht nur wir in Bewegung, sondern auch unsere Umgebung. Und wenn wir das kreative Vakuum des noch Unbestimmten auf uns wirken lassen, dann können sich aus unseren Ideen auch konkretere Perspektiven entwickeln. Hier bekommen wir es also mit der anderen Seite zu tun, dem vertrauenden Weitergehen. Der Weg ist das Ziel…

Mondsee um 1960Doch wenn wir nicht wissen, woher wir kommen und wer wir sind, dann werden wir es viel schwerer haben, unsere Richtung zu finden. Wenn unsere Eltern etwa früh gestorben sind oder so traumatisiert waren, dass sie uns nur einen zurecht interpretierten Ausschnitt ihrer Gefühlswirklichkeit mitteilen konnten, dann fehlt uns schnell einmal die halbe innere Selbstwahrnehmung. Und damit auch die nötige Gelassenheit, unsere Gefühle und Bedürfnisse im Bedarfsfall deutlich genug wahrnehmen zu können. Es macht wahrlich den einen wesentlichen Unterschied im Leben aus, wie sehr man sich selbst von Anfang an spüren konnte und in welchem Ausmaß man dabei auch Aufmerksamkeit und Resonanz erfuhr. Dieser Mangelzustand betrifft allerdings den größten Teil der „zivilisierten“ Menschheit. Was einiges zu erklären vermag, aber noch nichts verändert, solange es uns nicht mehrheitlich bewusst wird. Doch wir arbeiten daran! Wir sind freiwillig seelenverwandt. Im Fluss des Lebens entsteigen wir dem Land… 😉

 

Woher Wohin (Chriss)

Stream/Download: Die Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 12. Juli begibt sich auf die Reise. Wiedereinmal und umso mehr. Es wird Zeit aufzubrechen, wegzugehen, sich selbst kennenzulernen. Es wird Zeit sich zu fragen: „Wer bin ich und wo komme ich her?“ Wir begeben uns auf die Suche nach unseren Wurzeln, unseren Ursprüngen. Und dies sicherlich nicht ohne ein Augenzwinkern 😉

Meine Reise begann eigentlich mit dem Gedanken an dieselbe. Zunächst war es noch der Jakobsweg mit seiner Jahrhunderte alten Tradition des Pilgerns. Ich merkte, dass ich meinen eigenen, ganz persönlichen Weg zeichnen wollte, der auch wirklich etwas mit mir zu tun hat. Und so fing ich an eine Route zu planen, die mich zu besonderen Orten, zu heiligen Orten der Kelten führen sollte. Doch drei Wochen alleine, zu Fuß? Innerlich stellten sich mir die Haare auf und ich änderte schließlich abermals meine Pläne… Eine Reise verwandelt sich in viele Besuche, in ein- und mehrtägige Ausritte in die Natur und zu Plätzen denen seit jeher eine besondere Bedeutung innewohnt. Ich werde auf alten Pfaden wandern, sehen was Generationen vor mir sahen. Ich werde ein Wanderer sein. Ein Wanderer der mit neu geöffneten Augen durch die Welt schreitet und immer auf der Suche bleibt.

Wer?Ich fühle mich lose. Irgendwie heimatlos. Ich weiß nicht wirklich wer ich bin, was ich hier eigentlich zu suchen habe, wo ich hin gehöre… Ich beginne gerade mich auf die Reise zu machen… Ich will weg! Weg von Salzburg! Weg von Zuhause! Weg von den Straßen, deren Namen ich kenne! Weg von den Gebäuden, deren Anblick mich anwidert! Weg von den barocken Kirchen, Lustgärten und den ewig-gestrigen maskierten Nazis, die alles Andersdenkende versuchen auszurotten! Ja, mir ist schon bewusst, dass ich mich diesen Mechanismen und gesellschaftlichen Standards nicht völlig entziehen kann, aber ich muss raus! Ich möchte andere Landschaften sehen, andere Leute und Dialekte kennen lernen. Ich möchte zumindest temporär fliehen. Und sei es nur für einen Tag…

Wohin?Also, wohin geht die Reise? Jetzt, da sich mir ein ungeahntes Zeitfenster anbietet, in dem ich unabhänging sein und frei gestalten kann. In dem keine Pflicht ruft und niemand sich die Chef-Krone aufsetzt und anschaffen lässt. Keine tagtägliche  Selbstvergewaltigung in die lohnbüroarbeitsabsterbenden Räume einer unmenschlichen Welt, sondern befreit atmen und Gedanken verdichten zu leuchtenden Farben, die mich in das Jetzt des nächsten Augenblicks rufen! Doch wohin werde ich gehen? Eigentlich egal… Der Weg ist das Ziel. Oder wie der chinesische Philosoph Lao-Tse sagte: „A good traveller has no fixed plans, and is not intent on arriving.“

woherDenn Pläne müssen sich ändern dürfen! Wenn man zu sehr an einer Vorstellung oder einem Konzept festhält, erstarrt man und wird unflexibel, unbeweglich, unvorbereitet auf Dinge die man nicht beeinflussen kann! Und im Endeffekt bleibt man enttäuscht auf dem kalten, nassen Boden der Erkenntnis sitzen… Wenn man allerdings die Planung etwas lockerer und offener angeht, sich einlässt auf Neues und vielleicht alles Bisherige auf den Kopf stellt, können sich einem Bilder, Begegnungen und Abenteuer eröffnen, die man niemals erahnt hätte. Ich halte die Naivität des Kindes sehr hoch und wenn ich durch eine Stadt gehe, öffne ich Augen, Ohren und Hände für die kleinen Details, die unbeachteten Facetten, die schwer wahrnehmbaren Zwischentöne, die Energie der Bewegung, das Unerwartete. Ich bleibe im Fluss, der sich stetig wandelt, der sich immer verändert. Ich bleibe unterwegs. Ich höre nie auf zu wandern. Ich höre nie auf zu entdecken. Ich höre nie auf zu suchen.

Meine Reise begann eigentlich mit dem Gedanken an dieselbe. Und mit meiner Auseinandersetzung mit mir selbst und meinem Leben, meiner Herkunft, meiner Zukunft. Ich schrieb einen Text und erkannte etwas sehr wesentliches: Je weniger ich weiß woher ich komme, desto weniger weiß ich wohin ich gehen möchte. Und dadurch bleibt mein „Eigentliches Ich“, der Mensch in mir, der nur darauf wartet geweckt zu werden, weiterhin im Dunkeln. Ich mache mich also auf die Suche nach meinen Wurzeln, meinem Stamm, meinen Ästen und Blättern, und folge unsichtbaren Wegen, die mir ein tieferes Verständnis für Mutter Erde lehren, eine tiefere Verbundenheit zur Natur zeigen, eine tiefe Bejahung meiner Selbst befördern und mich erkennen lassen, dass ich lebe.

 

HALLO NAZI!

-> Download: Artarium vom Sonntag, 30. Juni – Das Theater Stattgeflüster präsentiert ab Dienstag, 4. Juli (Premiere) im Shakespeare eine aktualisierte Adaption des kontroversen Klassikers HALLO NAZI von Monoblock. Gelegentlich gipfelte das bloße Aufführen dieses im besten Sinne provozierenden Theaterstücks speziell im Osten Deutschlands selbst in Gewalt und Randale. In Cottbus etwa wurde eine Spielstätte in der Innenstadt nach der Premiere von Unbekannten zerstört. -> Bericht über die Ereignisse (Jüdische Zeitung). Es werden mal wieder die üblichen Unbekannten gewesen sein. Hier meldet sich nun die Regisseurin der Salzburger Version zu Wort: „Ich möchte mal eines klarstellen, bevor wir weiter mit Fragen zum Stück und zu politischen Einstellungen bombardiert werden: DIESES STÜCK IST NICHT PRO FORMA FÜR ODER GEGEN NAZISMUS UND RECHTE GEWALT! Es geht NICHT darum bereits verhärtete Fronten zu untermaueren und zu stärken!“

das ensembleEs geht mir auch nicht darum, die Zuschauenden zu moralisieren und bekannte Klischees zu unterstützen. Ich VERSUCHE mit meinem Team MENSCHEN MIT MEINUNGEN auf die Bühne zu bringen, die im realen Leben mit ziemlicher Sicherheit niemals in Kommunikation treten würden. Diese Situation ist der Boden des Stückes und bietet viel Raum für eigene politische Meinungsbildung. Hier beginnt das Stück, nicht mehr und nicht weniger. In diesem Sinne BÄÄMM, rücken wir die politischen Strömungen in eine Zelle und lassen es krachen!“ Soweit also Christine Winter bei der Vorstellung ihres Theaterprojekts auf Facebook zur diskussionsfreudigen Community -> Fb-Veranstaltungsseite. Und trotz eines sehr engen Terminplans – sie steht bis einschließlich Samstag noch in der Hubert Lepka Produktion Schafberg 1911 auf einer jener Naturbühnen, die tatsächlich die Welt sind – wird sie doch auch bei uns im Studio livehaftig zu Idee und Konzept hinter dieser Interpretation von „Hallo Nazi!“ Stellung nehmen. Und mit ihr weitere Mitglieder des Ensembles, wie wir stark hoffen! Stopfen wir also die Persönlichkeiten in ein Studio und lassen es geschehen…

hallo_nazi_plakatEine ebenso spannende Versuchsanordnung wie das klaustrophobische Eskalationstheater. Denn was sich dort in der einzig verfügbaren Arrestzelle einer Polizeistation zwischen dem jugendlichen Nazimitläufer, dem polnischen Opfer, dem bewachenden Polizisten und einem (im ursprünglichen Text nicht vorgesehenen) besoffenen Punk so alles abspielt an Drama und Psychodynamik – das kann auch für die Schauspieler nicht ohne Nebenwirkungen bleiben. Soviel „professionelle Distanz“ ist bei dieser Art von Theater als „interaktivem Experimentalreaktor zum Mithineingeraten“ weder möglich noch angebracht. Und genau deshalb interessieren uns das Stück und die Menschen, die sich sowas zu gestalten trauen. Deshalb interessierte uns 2009 die Aufführung von Sarah Kanes 4.48 Psychose (Sendung) durch Studenten der HfS Ernst Busch im einstigen Theater im Central. Deshalb interessierte uns auch 2011 die Performance „Das ehemalige Haus“ des austro-schwedischen Kollektivs Signa im Rahmen des Young Directors Projects der Salzburger Festspiele, vermittels welcher wir dann auch ein etwas anderes Thomas Oberender Portrait herstellen konnten. Wir sind also diejenigen Einwohner Salzburgs, die mit seinen Worten „in der Radiofabrik ihre ganz eigenen Reflexionen produzieren“. In diesem Sinne sind wir als Perlentaucher immer nach eigenartigen, speziellen und ungewohnten Hervorbringungen künstlerischen Gestaltens auf der Suche – als funktionaler Bestandteil dieses alles unterwuchernden Myzels der zwischenmenschlichen Psychobiologie. Und ein geiles Institut sind wir ja sowieso 😛

 

Fleischeslustgemüse

Download: Artarium vom Sonntag, 23. Juni – Zwischen Fleischeslust und Gemüsewahn suchen wir nach Wegen durch das Dickicht der ethisch bedenklichen Essgewohnheiten und forschen jenseits der Moralinsäure nach lustvoll leckeren Alternativen. Zu Gast ist wieder einmal Sophie, mit der ich bereits vor Jahren das Kriegstagebuch meiner Mutter zu einem Denkanstoß über Kindersoldaten im 3. Reich verfeatured habe. Mittlerweile erfreut sich die wackere Sophie bereits ihrer bestandenen Matura, für welche sie unter anderem eine detailreiche Fachbereichsarbeit in Biologie zum Thema „Fleischkonsum – Massentierhaltung und deren bedenkliche Auswirkungen“ verfasst hat. Und nachdem wir bei aller Kritik an einem fragwürdigen Bildungssystem auch immer gern etwas von dessen sinnvolleren Früchten zur Verkostung anbieten, werden wir in dieser Sendung einigen verdrängten Tatsachen hinter unserem fröhlichen Fleischmarkt nachgehen…

Gemüse der SaisonEs ist ja auch nicht alles so ganz einfach, wie es sich die idealistischen Weltbildner der schwarzweißdenken Missionarsschule oft so zurecht reimen. Denn zum gedeihlichen Gespräch über die reinen Freuden des Fruchtfleischverzehrs und die wohl unbestreitbaren Abgründe der industriellen Tierkörperverwertung gehört sicher mehr als das zeigefingernde Schwingen der Gewissenskeule. Umso mehr noch, wenn einer der drei Gesprächspartner ein überzeugter Allesfresser ist, dem anderen Fleischprodukte einfach nicht mehr bekömmlich erscheinen – und die dritte sich gerade auf dem Entwicklungsweg vom Ovo-Lacto-Vegetarismus zum reinen Veganismus befindet. Derlei unterschiedliche Ansätze erfordern schon ein gewisses Maß an humorvoller Toleranz, wenn es bei solch einem erschreckenden und verstörenden Thema nicht gleich zu zwischenmenschlichen Verbalgewaltausbrüchen kommen soll. Allerdings birgt ja gerade das Spiegeln dieses komplexen Themas in verschiedenen Anschauungen den besonderen Erkenntnisreiz.

Radical AnimalWir leben in einer Welt, in der Menschen aus reiner Macht- und Profitgier die fürchterlichsten Verbrechen an der Natur verüben. Und auch wenn hierzulande keine Wälder großflächig abgeholzt und keine Gebirgszüge nachhaltig umgegraben werden, auch wenn die Vororte unserer Städte keine unkontrolliert wuchernden Giftmüllkippen darstellen – so gibt es doch eine Erscheinungsform dieses weltweit wirklich alles und jedes rücksichtslos zur Ware machen wollenden Vermarktunginteresses, von dem auch wir tagein tagaus betroffen sind – die industrielle Produktion von und der aggressive Handel mit Nahrungsmitteln. In unserem speziellen Fall – die Fleischindustrie – und alle damit verbundenen Erscheinungen wie Hühnerbatterien, Großschlachthöfe, Tiertransporte – und was der dokumentarische Albtraum sonst noch so alles an Fieberphantasien für schlaflose Nächte hergibt! Gesund ist das nicht. Nur – wir kaufen dieses Fleisch, kochen es, lassen es uns zubereiten und – wir essen es. Was aber tun, wenn wir genau das nicht mehr wollen?

Wir sind übrigens auch ein geiler Gemüsestrudel 😀

 

Zupfgeigenhansel – Jiddische Lieder

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 16. Juni – Ein wichtiger Wegbegleiter im persönlichen Widerstand war dieses erstmals 1979 erschienene Album des deutschen Folkduos Zupfgeigenhansel für so einige, denen ich in den letzten gut drei Jahrzehnten begegnet bin. Zudem auch ein damals noch recht prophetisches Zeichen für die natürliche Zugehörigkeit jüdisch-traditionellen Liedguts zum etwas weiter gefassten Kanon wie auch immer „deutscher“ Volksmusik. Dafür wurden Erich Schmeckenbecher und Thomas Friz (auch Fritz) entsprechend gewürdigt und gefeiert und gelten seither auch als wesentliche Wegbereiter der Klezmerbewegung im deutschsprachigen Raum. Kritiker schrieben über sie unter anderem: „Heino möge diese Lieder hören, damit er aufhört, seine zu singen.“ Wir spielen für euch also die Neuauflage von 1985 mit drei zusätzlichen Titeln und einem überarbeitetem, etwas melancholischerem Arrangement.

zupfgeigenhansel-jiddische-liederWie bereits in unserem Zeitzeugen-Portrait mit Marko Feingold erwähnt, ist es diese ganz besondere Gleichzeitigkeit von starken Gefühlen des Schmerzes wie der Extase, die wir speziell der jüdischen Musik, doch auch allgemein jüdischer Kulturtradition verdanken. Christlich-abendländische Traditionen unterscheiden jedoch in ernst und heiter, fröhlich und besinnlich, ja sogar in die akademischen Genres E- und U-Musik. Warum das ursächlich so gekommen ist, das stellt an sich schon eine recht interessante kulturgeschichtliche Frage dar. In Salzburg jedenfalls – das bestätigen die Wahrnehmungen besonders sensibler Jugendlicher ebenso wie jene kürzlich zugereister Südostösterreicher – verdichtet sich diese allgemeine Grundtendenz zur Abgrenzung und Einteilung noch mit einer eigentümlichen emotionalen Reserviertheit. Starke Gefühle in der Öffentlichkeit und dann vielleicht auch noch spontan zu zeigen – das ist der Salzbürger Sache nicht. Denn hier haben Emotionen im Funktionskontext stattzufinden, erwartungskonform und auf „höheren“ Zuruf. „So, Kinder, jetzt freuen wir uns alle!“ Wer hier seine Innenwelt im Überschwang nach außen trägt, womöglich in aller hochambivalenten Glückstraurigkeit (himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt), eckt unweigerlich an und wird befremdelt. Dass man jedoch dafür benachteiligt und bestraft wird, wenn man gesunderweise seine Gefühle mitteilt – das hat Thomas Bernhard zutreffend mit dem Wort „Niedertracht“ bezeichnet!

Wir sind ein geiles Institut – Schpritzmajim! 😛

-> Das könnenkannst dusiewirihr auch in der Perlentaucher-Nachtfahrt nachspüren!

 

0613

Stream/Download: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 14. Juni – Nur eine Nummer? Nicht wirklich. Doch unseren recht zeitaufwändigen Arbeiten am Marko Feingold Projekt (Interviews) nebst dem abschließenden 2-stündigen Zeitzeugen-Portrait sei es diesmal gern geschuldet, dass wir uns hier nicht auch noch für ein assoziativ sprachkreatives Thema entscheiden wollten. Nein, in aller Unbenanntheit sollen Musik- und Textbeiträge einander abwechseln und sich so wie von selbst zu einem roten Faden verzwirbeln, der durch die noch zu erfindende Geschichte führt, deren Titel sich dann – vielleicht – ganz am Schluss wie von selbst ergibt. Insoweit wir uns darauf einen Reim zu machen verstehen – oder aber auch nicht. Jedenfalls werden wir nach diesen 3 Stunden wieder Klang- und Wortwelten durchreist haben, die sich so noch nie zuvor ereignet haben. Und wir werden um eine Nachterfahrung reicher sein, unbeschadet…

Auch wenn ich gemeinhin nicht auf den Mund gefallen bin und böse Zungen sogar behaupten, selbigen müsse man nach meinem Ableben noch separat erschlagen – es gibt durchaus Situationen, in denen es mir bustäblich die Rede verschlägt und ich nachhaltig verstumme. So erging es mir zum Beispiel mit den dreieinhalb Stunden Tonmaterial, das wir in der Woche vor seinem 100. Geburtstag an zwei aufeinander folgenden Nachmittagen mit Marko Feingold aufgenommen hatten – und dessen Aufbereitung und Veröffentlichung mir anschließend oblag. Ich kann euch jedenfalls eines sagen – die detaillierte Geschichte eines solchen Überlebens von fast 5 Jahren Nazi-KZ-Terror anhörend mitzuerleben und dann nach Hause zu gehen, das ist eine Sache. Die selbe Geschichte aber danach wieder und wieder anzuhören, stundenlang und über mehrere Nächte verteilt, beim Zusammenstellen und Schneiden, beim Bearbeiten und Auszüge auswählen – das ist nochmal ein ganz anderer Abgrund. Du kannst plötzlich nicht mehr ausweichen, stehst fassungslos fühlend inmitten all der absurden Brutalität und weißt nicht mehr so richtig, wo die Geschichte anfängt und deine Person aufhört. Zuletzt hatte ich schon einigermaßen bizarre Albträume – unter anderem reiste ich von einer KZ-Gedenkstätte zur nächsten und wurde überall im Zuge der jeweiligen Museums-Neugestaltung zur Weinverkostung eingeladen. Dachau-Wein, Mauthausen-Wein, Buchenwald-Wein, Auschwitz-Wein, jede Mahnmal-Betreiberfirma hatte ihre eigenen Gedenk-Bouteillen im Programm. Mitten in so einer degoutanten Degustation (ich glaube, ich betrank mich allein schon aus Überforderung zusehends) wuselte plötzlich ein kleiner weißhaariger Mann quer durch uns peinlich Berührte und rief empört: „Ich war aber in Auschwitz! In Auschwitz hat es nie Wein gegeben!“

Auch den Chriss hat die Beschäftigung mit Marko Feingolds erlebter (und mitfühlbar gemachter!) Geschichte offensichtlich erschüttert. Man konnte seine Verstörung mitunter fast schon mit den Händen greifen, so etwa auch bei seinem letzten Auftritt im Literaturhaus zum Thema „Von Menschen und Unmenschen“ – Doch wie schön und erfrischend ist das eigentlich, wenn man jemand seine innere Bewegtheit noch abspüren kann! Vor allem bei einer öffentlichen Lesung, wo einem sonst hauptsächlich gut eingeölte Funktionsprofis entgegen quellen. Oder halt von der Formvollendung ihres Auftretens derart Vereinnahmte, dass sie es darob versäumen, die Perfektion ihrer Pose hinreichend mit Poesie auszufüllen. Aufmarsch der Klassengesellschaft! Hmm – welch neugestaltes Machtunrecht schleicht uns da schon wieder von hinten ins Haus – dessen Vordertür wir soeben gründlich gegen die „alten“ Nazis verrammelt haben? Wir möchten euch dazu noch einmal unsere gesammelten Beiträge zu Marko Feingolds 100. Geburtstag ans Herz legen – vier Interviews/Erzählungen und zwei Sendungsaufzeichnungen. 😉 Doch lassen wir das jetzt – und uns mit einem Gedicht vom Chriss auf diese Nacht ein:

Körpersingen

Die Sonne stirbt vor unseren Augen. Das Meer erwacht. Der Wind leitet unsere Gedanken. Wir brauchen kein Licht um uns zu erkennen.

Umarmung. Tief wie Wurzeln. Umfassen wir einander. Du flüsterst mir zu. Ich werde zu Wachs. Du wirst zu Honig. Gemeinsam verlieren wir die Zeit und die Sinne.

Mein Blick wird dir Boden. Auf dem du lebst. Auf dem du atmest. Meine Wurzeln werden dein Bett. Du schläfst in meinem Anfang.

Deine Stimme wird mir Haut. Ich kleide mich in deine Worte. Schließe mich ein in deinen Herzschlag. Male uns eine Welt mit deiner Berührung.

Wir können versinken wenn wir es wollen.

Wir sind frei zu leben.

Wir können uns fallen lassen.

Ins Jetzt.

-> Zum Auftauchen gibts dann das ganze Album „Jiddische Lieder“ von Zupfgeigenhansel

 

Der Zeitzeuge Marko Feingold im Portrait

Artarium vom Sonntag, 9. Juni SONDERSENDUNG anlässlich des 100. Geburtstags von Hofrat Marko Feingold – Podcast/Download hier in ZWEI TEILEN:

-> Artarium – Der Zeitzeuge Marko Feingold im Portrait (Stunde 1)

-> Artarium – Der Zeitzeuge Marko Feingold im Portrait (Stunde 2)

Das Portrait eines außergewöhnlichen KZ-Überlebenden, der nach wie vor in zahlreichen Begegnungen mit jungen Menschen unermüdlich „erzählt, wie es wirklich war“. Dazu veröffentlichen wir jetzt auch den zweiten Teil der Gespräche, die wir eine Woche vor seinem runden Geburtstag mit ihm geführt und aufgenommen haben. Hier ist ihr also noch einmal die Geschichte der vielen „Zufälle“ zu hören, die uns Marko Feingold in der Synagoge erzählte – als Antwort auf die eine eingangs gestellte Frage: “Wie überlebt man das?”

-> Marko Feingold – Überleben in den Konzentrationslagern (Teil 1)

-> Marko Feingold – Überleben in den Konzentrationslagern (Teil 2)

Marko Feingold im PortraitDas Besondere bei diesen Gesprächen ist auf jeden Fall, dass es uns gelungen ist, eine sehr authentische Gesprächssituation mit neugierigen Jugendlichen einzufangen. Also wollen wir in der Radiosendung zum einen Ausschnitte daraus zu Gehör bringen, zum anderen auch persönliche Eindrücke von unserer Begegnung mit einem Mann vermitteln, der einfach nicht aufgibt. Der seit vielen Jahren insbesonders vor Jugendgruppen und in Schulen immer wieder aufs Neue darüber berichtet, was er alles erlebt hat. Und der darüber hinaus die besondere Eigenschaft besitzt, dieses Erlebte bei den Zuhörenden emotional lebendig werden zu lassen. Auch wenn man etwa meint, schon so ziemlich alles über den Holocaust und die Zeit des Nationalsozialismus zu wissen – nach drei Stunden mit Marko Feingold muss man sein Geschichtsverständnis dann doch grundlegend revidieren. Weil Wissen allein eine höchst einseitige Angelegenheit ist – und erst das Miteinbeziehen dessen, WIE ES SICH ANFÜHLT, ein irgendwie ganzheitliches Verstehen von „Vergangenheit“ bewirkt.

Marko Feingold im GesprächGenau dieses emotionale Erleben, dieses mitfühlen Machen war es, das uns so nachhaltig beeindruckt hat. Und auch wenn nichts über die persönliche Begegnung mit einem Zeitzeugen geht, der so leidenschaftlich, humorvoll und spontan erzählen kann, so wollten wir doch etwas von dieser Gefühlsatmosphäre auch für die Nachwelt festhalten. Jetzt sind also unsere Aufzeichnungen komplett – in einem weiteren Artikel zum Marko Feingold Projekt finden sich auch noch die Gespräche vom Jüdischen Friedhof mit einigen kritischen Anmerkungen zum Antisemitismus im Salzburg der Nachkriegszeit, der hier wohl tief verwurzelt ist und unglaublicherweise bis in die Gegenwart fortwirkt. Lassen wir jetzt zum Schluss also noch einen der jungen Mitgestalter des Projekts zu Wort kommen:

„Er erzählte uns wie es wirklich war.

Er erzählte uns was wirklich geschehen ist.

Ich war entsetzt, schockiert, es sprengte jegliche meiner Vorstellungen; als wäre ich in einen nie enden wollenden Strudel eingesogen worden. Es war seine Stimme, sein Sprachfluss die mich unaufhaltsam mitrissen und die mir die Schrecklichkeit dieser Zeit geradezu in meinen Geist brannten.

Es war eine mich definitiv prägende Begegnung, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird und die mir eins klar machte: Thomas Bernhard hat schwer untertrieben.“

-> Zum Fotoalbum vom Jüdischen Friedhof

 

Monsters of Radiomaching

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 26. Mai – Frischgebackener Sendungsmacher – und gleich auch noch mit Diplom! Nach nunmehr zweieinhalb Jahren Radiopraxis als Mitgestalter der Sendungen Artarium und Nachtfahrt/Perlentaucher begrüßen wir heute unseren allseits beliebten Copiloten Christopher Schmall runderneuert und vollberechtigt zurück an Bord. Fix und fertig ausgebildet im inzwischen noch interaktiver und praxisnäher ausgelegten Basisworkshop der Radiofabrik und somit einigermaßen angefüllt mit allerhand neuen Eindrücken und Ideen. Herzlichen Glückwunsch 😀 Darüber – und was sich daraus noch entwickeln ließe – können wir uns ja gleich einmal live unterhalten. Und über unser anstehendes Oral-History Projekt zum 100. Geburtstag von Marko Feingold, den wir diese Woche zwei Nachmittage lang gemeinsam im Gespräch mit einer Gruppe junger Menschen aufnehmen durften…

Diplom Radio ChrissVielleicht spielen wir dazu Musik aus den kommenden Sendungen. Vielleicht aber auch ein Potpourri unserer Lieblingslieder aus früheren Playlisten. Vielleicht lesen wir ein Beispiel für wirklich informativ-unterhaltsamen Musikjournalismus. Vielleicht stellen wir zwei Versionen vom „alten Wessely“ zur Auswahl. Vielleicht nehmen wir dann die Originale vom Georg Danzer oder die Gecoverte vom STS-Schiffkowitz für unser Marko Feingold Portrait am 9. Juni. Vielleicht. Vielleicht fällt uns aber auch noch ganz was anderes ein. Vielleicht sind wir einfach intuitiv spontan. Vielleicht passen wir einfach gut zusammen. Vielleicht sind wir einfach ein geiles Institut. Und vielleicht hört ihr uns auch dieses Mal wieder zu. Was uns ganz bestimmt freuen würde. Nicht nur vielleicht 😉 denn wir haben euch lieb…

Übrigens ist diese Woche Ray Manzarek gestorben, der geniale Keyboarder und Mastermind von The Doors. Hier sein Nachruf von Markus Lust auf vice.com – nachgerade entzückend!

 

the who the what the yeah

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 19. Mai – Bandportrait mit Nebenwirkungen oder Entwicklung ist ein schwer fassbarer Prozess. Das Artarium Team besucht den Roten Salon im ARGE-Studio und wohnt dortselbst einer bewegenden Livedarreichung bereits bekannter sowie erst im Herbst erscheinen werdender Musikstücke bei. Wiewohl vom Andrang bewegter Massen eher spärlich betroffen und von jeglicher Tanzlust der berufscoolen Salzbürger sowieso weitestgehend verschont, machte uns dieser intime Abend Lust auf mehr – und vor allem neugierig auf das anstehende neue Album von the who the what the yeah, welches inzwischen unter abenteuerlichsten Umständen im winterlichen Vorarlberg aufgenommen worden war, noch dazu produziert von keinem Geringeren als dem österreichen Underground-Urgestein Hans Platzgumer. Also luden wir die Herren Martin und Lukas nach dem Konzert noch zum etwas hintergründigeren Gespräch über die Entstehungsgeschichte eines einstweilen noch namenlosen Werks.

twtwty radioshowWieso also die Arlberghütte ein geeigneterer Ort zur Albumaufnahme sein kann als etwa ein großstädtisches Tonstudio, das erschließt sich erst im Zusammenhang mit der Feststellung, dass ein Tourleben nach dem Motto „Sex, Drugs & Rock’n’Roll“ nicht notwendigerweise hässlich machen muss. Und nachdem uns ohnehin eine gewisse Geschichte von Entwicklung und Erkenntnis mit diesem angenehm ungewöhnlichen Musikkollektiv verbindet, wollten wir eher den künstlerisch-philosophischen Details ihrer Arbeitsweise nachspüren. Anstatt etwa dem redundanten Ranking von Verkaufszahlen Raum zu geben, wie derlei von der angeblich allgemeinen Massenöffentlichkeit kommerziell-rechtlicher Umsatz- und Gewinnmedien als für uns alle irrsinnig interessant dargestellt (und dabei von ihnen selbst hergestellt) wird. Nein, die kritische Würdigung des Schaffensprozesses muss sich jeder marktschreierischen Anbiederung an die global vorherrschende Wachstumsideologie entschlagen, sonst ist sie nichts anderes als Prostitution für internationales Marketendering. Und welche Herangehensweise wäre den Herausgebern von „Nervöse Welt“ angemessener? Eines derartig nervenaufreibend selbstkritischenen wie systemzerfragenden Konzeptalbums, dass es sich sogar Thomas Oberender zur Inspiration seiner letzten Salzburger Festspielaison als Schauspieldirektor angedeihen ließ. (-> Oberender-Portrait mit Statement dazu online)

twtwty martinFreuen wir uns also auf ein paar lustige wie auch nachdenkliche Einblicke in die Entstehung von Text und Musik des noch unbenannten neuen Albums, das heuer im Oktober oder November veröffentlicht werden soll. Beleuchten wir auch gleich ein paar grundlegende Aspekte ernsthafter Arbeit mit angloamerikanisch geprägter Rockmusik und deutschsprachigen Texten. Und hören wir vor allem die Entwicklung dieser Arbeit in einigen Songs – vom ersten Album „blackbox“ über die gefeierte „Nervöse Welt“ bis zur (uns lieberweise schon vorab zur Verfügung gestellten) Singleauskopplung „Neuseeland“ vom mit Spannung erwarteten „Herbstalbum“ 😉

Wir sind ein geiles Institut. Und sieben Jahre Klavierunterricht sind vielleicht doch genug…

 

Musique

Stream/Download: Perlentaucher Nachtfahrt vom Freitag, 10. Mai – Freihändig assozierte Musik und Textbeiträge oder auch: Ich zeig dir meins – du zeigst mir deins. Das wollten wir wieder einmal erleben – einander vorlesen und vorspielen, was uns so beschäftigt, begeistert, bewegt. Vor allem beim Wiederhören unserer ersten gemeinsam gestalteten Nachtfahrt „ZwischenInsel Poesie“ spürten wir so eine unbefangen schöne Spannung zwischen den Zeilen. So etwas Ähnliches wollten wir eigentlich noch einmal entstehen lassen – doch geht das überhaupt, nach fast zweieinhalb Jahren, zusammen unterwegs, im Radio, auf Reisen? Wie lässt sich das anfängliche Faszinosum ängstlich aufgeregten Kennenlernens abermals aufgreifen und mit der inzwischen gewachsenen Vertrautheit in spontanen Doppelconferencen verschmelzen? Eine Frischhaltepackung!

geschmückt für die nachtMusique – das Musische. Die anregende Inspiration. Der ätherische Kuss. Das beinah schon Unspürbare. Und dennoch unafhaltsam sich manifestierend gewinnt da etwas Gestalt und tritt schließlich hinaus ins Leben, in die Nacht, in die Welt. Verführen wir einander zu neuen Ideen und ergehen wir uns in überraschenden Bildwelten. Verdichten wir Augenblicke zu Ewigkeiten und lassen wir ebenso schnell wieder los, um zum nächsten Ufer aufzubrechen. Vergehen wir im Verweilen, springen wir von Stein zu Stein und sammeln wir Eindrücke für unser Lagerfeuer. Wärmen wir uns im silbrigen Mondlicht und lassen wir uns vom dunklen Fluss forttragen. Vertrauen wir der steten Verwandlung, fassen wir uns an den Händen – und ein Herz für die stürmischen Zeiten, die unsere Strände umbranden. Leisten wir uns den Urlaub vom Gewohnten, brechen wir auf, fahren wir los, leben wir…

literatur und politikMusique – das Unfass- und Unberechenbare. Das ist dann in keinem Subventionsansuchen zu rechtfertigen und in keiner Weise systematisch dingfest zu machen. Und wie es nicht passender sein könnte, fällt mir anlässlich der unlängst stattgehabten Wiedereinschwärzung unserer Salzburger Landesregierung dieses Sonderheft des Vereins für Politik und Zeitgeschichte der steirischen ÖVP in die Hände. Es stammt aus dem Jahr 1988, widmet sich dem Thema „50 Jahre Anschluss 1938“ und lässt ausgewiesen gesellschaftskritische Autoren wie etwa Michael Scharang zu Wort kommen, der die Einladung zum Mitgestalten folgendermaßen quittiert: „Ich höre weg, wenn von sogenannten Aufgaben gesprochen wird, welche die Literatur erfüllen soll. Ein Schriftsteller ist nicht der Erfüllungsgehilfe von Oberlehrern. Könnte Literatur jedoch hin und wieder erreichen, dass den Politikern das Lachen vergeht, würde ich mich dazu hinreißen lassen zu sagen, sie habe ihre Aufgabe erfüllt.“ Derartiges ist allerdings vor allem von Seiten der Herausgeber mutig! In dem Zusammenhang ist nicht unwitzig, wie ich diesen Band einst „erwarb“ – der wurde nämlich vor einigen Jahren von der Dr. Wilfried-Haslauer-Bibliothek (ÖVP Salzburg) zur Abholung als Altpapier aussortiert.

marsch blasen!Musique – die Musik! Kräftig den Marsch blasen – und gut zu hören. Denn was uns da dieses Mal in der Playlist widerfährt, das vereint die beiden Aspekte unserer ursprünglichen Idee, dass wir einander überraschen wollen mit Altgewohntem wie auch mit Neuentdecktem. Nur langweilig soll – und wird es auch – sicher nicht werden. Unsere Stimmungen sind wohl nach wie vor geprägt von dem, womit wir uns in den letzten Wochen beschäftigt haben, zumal von der Gedenksendung 75 Jahre Salzburger Bücherverbrennung. Das wirkt sich natürlich auf die Auswahl der von uns selbst gelesenen Texte wie auch der Musiktitel und sonstigen Spoken Word Beiträge aus. Doch weil wir hier eben eine ganz eigene Art von Sendung machen, dürfen und sollen sich unsere Gefühle auch aufführen und einmischen. Wir sind nämlich nach wie vor ein geiles Institut – und somit auch sehr gut zu spüren! 🙂