Seid was ihr wollt – Kinskis Villon

Podcast/Download: Artarium vom Sonnteg, 22. April – Das etwas andere Spoken Word Projekt “Kinskis Villon” der Berliner Band “Seid was ihr wollt”. Eine erstaunliche Musik-Neu-Inszenierung der bekannten Villon-Interpretationen von Klaus Kinski, die weit über das gewohnte Genre “Lyrik mit Musik” hinaus geht. Punktgenau rhythmisch synchrone Arrangements, die an den Stil moderner Mash-Ups erinnern, verwoben mit Klangschalen und Ambient-Sounds, getragen von treibendem Bass und Schlagzeug, der Dynamik des Vortrags entsprechend mit E-Gitarre, Posaune, Keyboard, Cello und noch mehr – zum Gesamteindruck einer kraftvollen Liveperformance verdichtet, zeitgemäß und zeitlos!

Wir haben ja erst kürzlich der Inspiration des Künstlers und Radikal-Individualisten Kinski in einer eigenen Sendung nach gespürt. (Klaus Kinski Reloaded) Zum anderen erforschen Chriss und ich in unseren monatlichen Perlentaucher-Nachtfahrten immer wieder Ausdrucksformen der mit Klangwelten interagierenden Spoken-Word-Darbietung. Wie kann man auf interessante Weise Textdarbietung mit Musik und Sounds verschmelzen, um ihre Intensität zu steigern? Und da haben wir schon so einiges an Anregendem ausgegraben, zum Beispiel von Patti Smith, Joolz, Heather Nova, Ernst Jandl, Uzzi Förster – und haben damit herum gespielt, gedacht, gebrütet, gebastelt…

Kinskis Villon von Seid was ihr wollt ist in diesem Kontext ein Meilenstein. Eine gelungene Umsetzung von Lyrikvortrag und Bandauftritt in beeindruckender Ausgewogenheit, bei dem beide Teile für sich noch an Deutlichkeit gewinnen. Das merkt man an Klaus Kinskis Stimme. Wer ihn nicht mehr live erleben konnte und seine Lesungen” nur vom Tonträger kennt, wird erstaunt sein über die jugendliche Frische und Wildheit, mit der er einem hier ins Gesicht fährt. Das wirkt noch um einiges eindringlicher als auf so manchem Videomittschnitt. Chapeau, Freunde! Eine geniale Interpretation, die zudem noch als Online-Album gratis zum Download steht. Und die – in all ihrer Ausgereiftheit – auch sehr viel Raum für eigene Ideen und Inspirationen bietet.

 

Ich bin – Tagtraum

Podcast/Download: Das Artarium vom Ostersonntag, 8. April präsentiert eine weitere wichtige Band, die es leider nicht mehr gibt: Tagtraum aus Schweinfurt. Wichtig vor allem wegen der für eine deutsche Punkband bemerkenswert lyrischen und philosophischen Texte von Matthias Nürnberger alias Senore Matze Rossi. Der ist mittlerweile zum Glück sowohl solo als auch mit seiner neuen Band Gaston wieder unterwegs und auf der Suche – wie einst sein Namenspatron Herr Rossi. Wir spielen also in memoriam Tagtraum das ganze (ganz ausgezeichnete) Mini-Album „Ich bin“ sowie noch das eine oder andere Stück…

Osterwetter TagtraumAnsonsten lieben wir uns, einander und natürlich euch, weshalb wir auch gern dieses Foto von uns zur Verfügung stellen, damit ihr euch das schöne Osterwetter immerhin dazu denken könnt! Wir schließen die Augen, drehen die Heizung und das Radio auf – und schon reisen wir um die Welt. Und jetzt das Tagtraum-Lied dazu!

Unsere nächsten Sendungen: die Perlentaucher-Nachtfahrt am Freitag, 13. April (ab 22:00 Uhr) „Die faulen Eier der Religwution“ mit Lesung aus dem Handbuch des Schwindels von Ewald Gerhard Seeliger – und dann das Artarium am Sonntag, 15. April mit Teresa Reiter, der Ernestine Hemingway des österreichischen Jungjournalismus, die uns Musik von ihren Expeditionen in die Krisengebiete der Subkultur auflegen wird. Es wird dabei bestimmt nur ganz am Rand von Orgeln die Rede sein 😀 Wir sind ein geiles Institut! Mindestens.

 

…& NOBODY ELSE

Podcast/Download: Das Artarium vom Sonntag, 12. Februar widmet sich dem sehr speziellen Live-Album NEW MODEL ARMY …& NOBODY ELSE und stellt aus einem Gutteil der 16 Tracks von der 2. CD ein ganz neues Konzert-Erlebnis zusammen. Dieser leicht unübliche Vorgang, der uns andernorts schon mal als Autorenschändung und Werkzertrümmerung ausgelegt wurde, hat genau 3 gute Gründe: Auf der Strange-Brotherhood-Tour trat die Band rund um Justin Sullivan nicht nur in einem Double-Set als ihr eigener Support-Act auf, es wurden zudem alle Abende live mitgeschnitten und danach die jeweils stärksten Takes aus verschiedenen Städten zur nämlichen Doppel-CD zusammen gestellt. Derlei lädt geradezu auf eine etwas individuellere Edition ein…

Zudem sind New Model Army für mich persönlich nach wie vor eine ganz wesentliche Live-Band, deren Auftritte eine Atmosphärik zu erzeugen vermögen, in welcher die bessere, friedlichere und gerechtere Welt um einiges leichter vorstellbar wird als sonst meistens. Zum Beispiel zwei Video-Aufnahmen von No Pain (Text) – die etwas lebhaftere und die etwas meditativere Version.

Und abschließend hat mich diese Musik und auch die untrennbar mit ihr verbundene Lebenshaltung recht gut durch die jüngst vergangenen Tage des Trauerns getragen. Ich erinnere mich noch allzu gut an mein letztes NMA-Konzert Ende 2007 im Rockhouse, wo ein ganzer Saal voller dampfender, schwitzender, tanzender und unrasierter Herren mit reichlich Bauchpolsterung und spärlichem Haupthaar – trotz Salzburg im Spätherbst – eine solch sagenhaft kraftspendende Stimmung voller Zusammengehörigkeit und Zuversicht aufkommen ließ, dass ich mich für Stunden überall sonst wähnte als im nebelig trüben Salzachsumpf – und zwar ohne die Einnahme irgendwelcher wie auch immer gearteter Flughilfen.

Lasst euch also etwas von dieser unverfälschten Lebensenergie ins heimatliche Hirn zaubern – und wenn ihr wollt, besucht uns beim gefühligen Nachspüren in die nahe bei einander liegenden Kraftfelder von Leben und Sterben – in unserer Perlentaucher-Nachtfahrt „Verlust und Versöhnung“ mit Texten und Tönen zum Thema. Live am Freitag, 10. Februar ab 22:00 Uhr und anschließend hier als Download.

„Looking for family – looking for tribe.“ Justin Sullivan

Und ja – herzlich willkommen, ihr lieben Hörgemüsinnen und Ohrrüberiche vom wackeren Radio B 138 in Kirchdorf an der Krems und Umgebung! Kommende Woche wollen wir ein paar Geschichten aus der Schlierbacher Käfergrabenmühle hervor kramen und so des Literarischen Nahversorgers Bernhard Samitz gedenken. Man hört sich also 😉

Porcupine Tree – The Incident (Song Cycle)

ACHTUNG ÜBERLÄNGE ! – Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 15. Januar Diesmal präsentieren wir den kompletten 14-teiligen Songzyklus „The Incident“ von Porcupine Tree – und beginnen daher bereits um PUNKT 17:00 UHR. Kaum zu glauben, aber erstmals in der nun schon fast 5-jährigen Geschichte der Sendung ENTFALLEN dadurch die BBC WORLD NEWS. Hallo! Da wird der gute Peter.W. aber Ohren machen: 😉 Und auch unsere Sendungs-Übernahme-Partner werden diesmal mit 59:30 Minuten rechnen müssen, wenn sie die Schlussnummer dieses opulenten Konzeptalbums nicht opfern wollen. Aber davon möchten wir im Namen vieler Prog-Rock-Feinschmecker dringend abraten.

Der musikverzückte Autodidakt und Hans Dampf an allen nur erdenklichen Instrumenten Steven Wilson erfand einst als 20-jähriger spaßeshalber die recht schräge Biografie der damals noch fiktiven Band „Porcupine Tree“, um das mit einem Freund gemeinsam zuhause produzierte Songmaterial leichter unter die Leute zu bringen. Und höre da – das 10. Studioalbum dieser seit nunmehr bald 25 Jahren real existierenden Band hat es (aber hallo) ganz schön ordentlich in sich: Progressive und Psychedelic Rock, Progressive Metal, Alternative, Post-Rock und Experimental Music sind nur einige der möglichen stilistischen Zuschreibungen, die dieses Projekt für einen sehr weit gespannten Hörerkreis interessant macht. Für mich sind es die immer wieder über Genregrenzen hinweg stattfindende Entwicklungs- und Wandlungsfähigkeit, welche Wilsons diverse Bandprojekte (unter anderem Blackfield mit Aviv Geffen) als ebenso erlebenswert wie inspirierend auszeichnen – sowie ganz speziell bei Porcupine Tree die meisterhaft interpretierten Pink Floyd Zitate, die sich so anfühlen, als wären die Herren Barret, Waters, Gilmour & Co Anfang der 70er einmal ganz wo anders abgebogen und hätten seither einfach weiterhin gemeinsam Musik gemacht. Das ist dann schon mehr als sehr speziell…

Weitere Sendungen aus unserer Reihe „Das ganze Album“ gibts hier im Überblick.

-> …und…

-> ACHTUNG UMLEITUNG ->

Perlentaucher-Nachtfahrt am Freitag, 13. Januar von 22:00 bis 01:00 Uhr zum Thema Ambivalenz:

Eine Einstimmung zu unserer Musik- und Spoken-Word Sendung ist hier zu lesen: Beidseitig, gleichzeitig, zweischneidig…

Höchst zwiespältig – gut zu hören.

 

Das Geile Institut – An alle Schafe

Podcast/Download: Artarium vom Sonntag, 11. Dezember präsentiert das wunderbar abgründige Erstlingswerk „An alle Schafe“ der leider, leider nicht mehr aktiven Salzburger Ausnahme-Combo „Das Geile Institut“. Richtig gehört, von deren Bandnamen und Station-ID haben wir auch das legendäre Audio-Statement „Wir sind ein geiles Institut“ geklaut, das wir Ja, Panik Sänger Andreas Spechtl spätnachts (oder war es frühmorgens?) jedenfalls listig und überfallsartig in den Mund gelegt haben und welches nunmehr seit einem Jahr fast in jeder Signation unserer Sendungen vorkommt – gleich neben den Nebenwirkungen vom Arzt oder Apotheker!

Dieses Album (dessen titelgebender Track immer wieder mal als Musik aus Salzburg gespielt wird) besticht durch hochkarätige Spielfreude und profundes instrumentales Können seiner Mitwirkenden. Allerdings erschöpft sich seine Qualität längst nicht in allerlei unterhaltsamen Stilzitaten und liebevoll ausprob-duzierten Arrangements – nein, es springt uns da auch ein durchgängig spannendes künstlerisch-inhaltliches Gesamtkonzept entgegen, so hintersinnig, surreal und aberwitzig, dass es im Zusammenwirken mit den wahrlich hervorragenden Texten von Sänger und Gitarrist HC jede Menge Kunst in den Köpfen der Hörerschaft verursacht. Wissenschaftlich erklärt werden kann dieses Phänomen letztendlich zwar nicht, aber das ist ja auch ganz gut so. Wer will schon Moleküle zählen und Statistiken auswerten während er sein Bewusstsein erweitert? Die einzelnen Songs tragen Titel wie „Grasvulkan“, „Ich kann fliegen“, Wirklichkeit“ oder „Voll daneben“ – und die Bandphilosophie wurde schon mit folgenden Worten beschrieben: warum geil? – weil es uns so gut tut! —– müssen alle Menschen geil sein? – ja.

WEITERE WETTERWARNUNG FÜR DEN GEHÖRGAU:

Die PERLENTAUCHER-NACHTFAHRT am Freitag, 9. Dezember von 22:00 bis 02:00 Uhr: Sonderausgabe „EIN SALZBURGER ADVENTSINGEN 2.0“

Vier Stunden Text und Musik, dem Adventsingen im Ablauf nachempfunden und dessen Themen lustvoll und kritisch hintertreibend: Dazu die Gedanken vom Chriss und des Norberts Konzept vom Nachtfahrt-Blog. Ein Jahr arbeiten wir nun schon zusammen und – wie es Klaus Kinski als Jesus einst sagte: Wir wollen die Liebe in eure Herzen werfen!

Die Aufzeichnung der letzten 2 1/2 Stunden dieser Live-Sondersendung gibts jetzt doch noch als Podcast/Download hier.

Me First and NOFX

Download/Podcast: Artarium vom Sonntag, 13. November – Zwei Portionen Punk gegen die Depression oder Fat Mike Revisited Vol. I – „Das ganze Album“ kreativ neu interpretiert: Me First and The Gimme Gimme Gimmes „Blow in the Wind“ in voller Pracht und Länge von 27:31 Minuten sowie im Anschluss NOFX „Cokie the Clown“ (EP), mit 10:48 Minuten ein eher kurzes Opus. Da bleibt sogar noch etwas Zeit für den NOFX-typischen Track „Idiots Are Taking Over“ und etwas informativ schräges Gequatsche zum und neben das Thema: Warum wir diese spezielle Art von Punk als ein wohltuendes Psychotonikum empfehlen möchten, gerade jetzt in der kalten Jahreszeit:

Dem Leo sein kreatives Kalenda

Die in der Sendung angekündigte zweite Folge mit den NOFX Lieblingstracks von Leo und Norbert, voll garniert und fein planiert mit profunder Intuition und emotionaler Spontananalyse sowie in einer abgeschmackt erlesenen Hörexplosion von The Decline (18:18 Minuten – Ein Song!) gipfelnd, wird im Rahmen des Artarium-Adventsingens am Sonntag, 11. Dezember ab 17:06 Uhr live stattfinden. Da könnt ihr euch jetzt schon die Ohrstöpsel eindübeln! Den ersten Rest vom Bar Mitzvah Fest (Johnny Wixen) dürft ihr euch per Download-Link jetzt schon ins Hirn reiben. Achtung: Oralverkehr mit Schafen zeichnen wird in Deutschland üppigerweise mit Ernsthaft bestraft!

So, das wars wohl für heute. Warum also gerade diese Art von Punkmusik geeignet sein soll, die trüben Gespenster des allzu anstrengenden Alltagsgrau(en)s zu verscheuchen, sei hier abschließend noch einmal mit unserer – auch in der Sendung verlesenen – Refinition (!) von Punk als Philosophie veranschaulicht:

„In der vorliegenden Form ist Punk keine Pose, sondern eine Philosophie. Eine existenzialistische Zwischenstation und Schutzimpfung für das Überleben in einer höchst unvollkommenen Gesellschaft! Seelische Selbstverteidigung als Kunstform und visionäre Überwindung des postmodernen Bierernst einer Zitate wichsenden Beliebigkeit. Und Kommerzialität? Fuck the Sex Pistols!

PS. Liebe allzu gelangweilten Backstage-Mädelz, „Cokie the Clown“ heißt übersetzt soviel wie „Koks-Kasperl„. In diesem Sinne: Sauber bleiben – und nie wieder ohne Helm und Schwimmweste aus dem Haus gehen! 🙂

New Blood – Das halbe Album

Podcast/Download: Das Artarium vom Sonntag, 16. Oktober präsentiert die erste Hälfte des neuen Peter Gabriel Albums New Blood in 41 hochdramatischen Minuten ganz ohne Zwischenrede, sowie zur Einstimmung einen Ausschnitt von seinem Interview über die Entwicklung dieses Projekts. Und auch wenn meine einführenden Worte als Satzbau in Progress gehört werden mögen – atmosphärisch vermitteln sie genau, weshalb Peter Gabriel nach wie vor eine wesentliche Inspiration für junge Kreative ist: Weil er selbst immer wieder neue Ausdrucksformen sucht und uns damit halt nicht langweilt, sondern zu eigenen Experimenten anregt.

Wir hören folgende Stücke im Orchester-Arrangement (also ganz ohne Rockband):

01 Rhythmof the Heat

02 Downside Up

03 San Jacinto

04 Intruder

05 Wallflower

06 In Your Eyes

07 Mercy Street

Das ist mit Abstand der „nackteste“ Peter Gabriel, den es bislang auf Konserve zu hören gibt, und das will etwas heißen bei jemandem, der schon einige seiner intimsten Abgründe und Isolations-Tank-Erfahrungen zu Songs verarbeitet sowie in seinen Livekonzerten das (singende!) Crowd-Surfen als Grenzauflösung zwischen sich und dem Publikum etabliert hat. Sein nunmehr zu erlebendes „Verpflanzen“ von durchaus psychodramatischen Rocksongs in ein klassisch orchestrales Ambiente funktioniert ganz ähnlich wie die bekannten Unplugged-Darbietungen zahlloser Rockmusiker – allerdings ist der Effekt hier, vor allem durch die ausgesuchten stilistischen Zitate des Arrangeurs John Metcalfe, ungleich heftiger, schillernder, vielschichtiger. Eine echte Weiterentwicklung, wieder einmal…

So haben auch wir, inspiriert von solch mutig verspielter Genre-Auflösung und Genre-Verknüpfung, beschlossen, daraus noch etwas Besonderes zu gestalten: Gemeinsam mit unseren lieben Kolleg_innen von der Soundtrack-Sendung spot.sound und dem versierten Composer Sascha Selke werden wir unter anderem dem filmmusikalischen Schaffen des Peter Gabriel in Form eines 2stündigen Double-Feature zu Leibe rücken. Diese Crossover-Cooperation krönen wir dann (am Sonntag vor Weihnachten!) mit den verbleibenden Orchester-Stücken vom New Blood Album. Sozusagen das zweite halbe Album zur Artarium Adventfeier. Denn wir sind – ja, richtig – ein geiles Institut!

Die tödliche Doris – Das ganze erste Album (30 Jahre Geniale Dilletanten)

Podcast/Download: Das Artarium vom 11. September 2011.

Wieder einmal nach langer Zeit eine Solo-Sendung mit Peter.W., ganz ohne Norbert K. Hund der dieser Tage 50 geworden ist (Wir gratulieren herzlich!) und Christopher Schmall der nicht müde wurde diesen Umstand mit seinem Kompanion feierlich zu begießen. Wem die beiden nun erholungsbedürftigen Edelgruschler fehlen, dem und derjenigen sei nochmal mit Nachdruck die preisverdächtige Episode Das Salzburg Syndrom ans Herz gelegt, ebenso der neue Nachtfahrt-Perlentaucher-Blog

Am 4. September 1981 fand im Berliner Tempodrom die legendäre große Untergangsshow Festival Genialer Dilletanten statt. Unter den Musikern und Künstlergruppen die dieser Tage die Bühne rockten, waren u.a. später bekannter gewordene Vertreter wie die Einstürzenden Neubauten, FM Einheit, Christiane F. (Wir Kinder vom Bahnhof Zoo) mit ihrer Band Sentimentale Jugend, Westbam damals noch als Mitglied von Kriegsschauplatz Tempodrom und viele mehr. Außerdem noch Max Müller, der später die Gruppe Mutter gründen sollte und sein Bruder Wolfgang Müller, der eine wichtige Rolle in der Entstehung der Genialen Dilletanten spielte.

Mehr zum Festival und die Genialen Dilletanten: Wikipedia.

Wolfgang Müller heute Autor, Musiker und Kopf der Walther von Goethe Foundation in Reykjavíc war zwischen 1980 – 87 Gründungsmitglied der experimentellen Gruppe Die tödliche Doris (aka. Deadly Doris), die international – auch in den Bereichen Kunst, Fotografie, Filmkunst, Video, Performance und Literatur – aktiv war. Weitere Mitglieder waren zu Beginn Nikolaus UtermöhlenChris Dreier, Dagmar Dimitroff, Käthe Kruse und der bereits erwähnte Bruder Max, bevor sich die endgültige Besetzung um Müller, Utermöhlen, Kruse und Tabea Blumenschein manifestierte. Eine ihrer bekanntesten Nummern war Tanz im Quadrat das 2001 von Stereo Total unter dem Titel Wir tanzen im Viereck gecovert wurde.

Mehr zu Wolfgang Müller und Die Tödlichen Doris: Wikipedia & Youtube.

Im Rahmen des 30-jährigen Jubiläums der Genialen Dilletanten präsentiert das Artarium in seiner Reihe Das ganze Album die erste Langspielplatte von Doris aus dem Jahr 1982, produziert u.a. von Blixa Bargeld. Mit freundlicher Unterstützung von Wolfgang Müller höchstselbst, der uns – und auch euch – den freien digitalen Zugang zu ihrem akustischen Werk gewährt hat, siehe: http://www.die-toedliche-doris.de/mp3/TD001.mp3 bis TD061.mp3 – oder auch etwas detailierter zusammengefasst bei Rattenjule.

Sehr ans Herz legen wollen wir euch auch die Bücher Geniale Dilletanten,  das Feinmotorik Kompendium vom Institut für Feinmotorik und das neueste, noch in Arbeit befindliche Werk von Wolfgang Müller Subkultur West-Berlin 1979–1989.

 

Watch – Das ganze Album

Podcast/Download: Das Artarium vom Sonntag, 14. August präsentiert “Watch” von Manfred Mann’s Earth Band im Rahmen seiner Ö3 Musicbox Würdigung als “Das ganze Album” – eine ziemlich zeitlose Perle der späten 70er Jahre aus dem schillernden Subgenre “Eclectic Prog”.

Zudem begrüßen wir unsere neue Radiopraktikantin Marie Louise und brüten gemeinsam ein paar neue Sendungsthemen und Projekte aus.

 

Manfred Mann - Watch (Album Cover)Das 1978 erschienene Album markiert einen Höhepunkt im Schaffen von Multitalent Manfred Mann, verdichtet Einflüsse aus Jazz, Rock und Live-Sessionmusik mit synthetischem Experiment und psychedelischer Stimmung zur grenzgenialen Gratwanderung zwischen Avantgarde und Eingängigkeit, verdichtet all seine Quellen zu airplay- tauglichem Pop mit wegweisend vielschichtigem Art-Rock Anspruch.

 

Somit sei dieser musikalische Meilenstein auch als ein Statement unserer Philosophie verstanden, Genres und Generationen jenseits von Mainstream und Mozartkugel zusammen wirken zu lassen und dieses Kunnst-Biotop der Möglichkeitsformen weiterhin zwischen den Ansprüchen kapitalschwangerer Kulturvermittlung und pädagogisierender Pseudo-Integration als einen kreativen Freiraum zu erhalten, der für die Entwicklung innovativer Ideenwelten ebenso lebensnotwendig ist wie etwa Essen, Trinken und eine ansprechende Abendunterhaltung. In diesem Sinne…

 

PS. Anmerkung zur Sendungsaufzeichnung: Leider weicht die Reihenfolge der gespielten Titel in einem Punkt von der Tracklist des Albums ab. So wurde Track 01 “Circles” wegen fehlerhafter ID3-Tags an letzter Stelle (nach “Mighty Quinn”) gespielt. Tja, tschuldigung – die Tücken der Technik!

 

All Of A Sudden I Miss Everyone

Podcast/Download: Artarium – Das ganze Album – vom Sonntag 10. Juli 2011: Die texanische Post-Rock-Band Explosions in the Sky versorgt uns wieder einmal mit dem idealen Soundtrack zum zwischendurch Entspannen – instrumental intensiv und sphärenklangschwebig zugleich – mit traumreichen Assoziationen rund um Abschied, Neubeginn und soziales Befremden. Wo es doch derzeit ringsum wie innerlich um kommunikative Hochfrequenz und ein Fest nach dem anderen geht – legt euch einfach mal wieder in die Badewanne und habt schönen Sex, mit wem auch immer…

Das 2007 erschienene Album bietet jede Menge angenehm textfreie Emotionsdramaturgie zum entspannten Seelensurfen sowie konzeptiv-literarische Themenanstöße von J. D. Salinger über John Cassavetes hin zu John Steinbeck und….. Seit DMD KIU LIDT von Ja, Panik muss man diesbezüglich ohnehin mit fast allem rechnen – Ereignung von sprachlosen Impressionismen tief unter den bewussten Oberflächen.

Unsere Reihe Das ganze Album ist eine würdigende Widerbelebung des in den 70er und 80er Jahren auf einem Staatsfunksender namens Ö3 im Rahmen der Sendung Musicbox regelmäßig gepflogenen Rituals der Vorstellung von wesentlichen Musikwerken abseits des geldprostituiven Mainstream – und zwar nur mit Anmoderation und sonsthin ohne weitere plappersprachliche Interruptionen. Obzwar obige Verbindung einer heutigen Jugendgeneration nur noch schwer vermittelbar ist, erachten wir deren bleibende Eingebung für eine äußerst schätzenswerte Angelegenheit, welcher wir auch mit unserer jeweils wiederkehrenden Musicbox-Zitat-Signation eingehendst huldigen. Und Schnauze!

Weitere Anwendungsgebiete nebst dem schon erwähnten Sex-Soundtrack wären z. B. Gitarrensound Inspirationen, schichttechnische Songstruktur-Gestaltung, meditative Aushängigkeit mit und ohne hirnchemische Hilfsstoffe, sprachkreative Hintergrundbeschallung und – in euren Köpfen…